24. BERICHT ÜBER DIE GLETSCHERBEOBACHTUNGEN UND -MESSUNGEN IN DER SCHOBERGRUPPE 2005
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- Guido Goldschmidt
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1 24. BERICHT ÜBER DIE GLETSCHERBEOBACHTUNGEN UND -MESSUNGEN IN DER SCHOBERGRUPPE 2005 von Michael KROBATH, Graz Zusammenfassung Das Gletscherhaushaltsjahr 2004/2005 zählt nach den ausgetragenen Messungen und Beobachtungen zu den gletscherabträglichsten seit Messbeginn in der Schobergruppe, zumindest was die beiden großen Gletscher, also Gössnitz- und Hornkees, betrifft. Das Gössnitzkees hat heuer über 13 Meter an Länge verloren, was jedoch nur auf den hohen Wert bei Marke I/02 zurückgeht. Die beiden anderen Marken zeigen im Rahmen liegende Werte. Das Wegfallen des Eissporns bei I/02 ist auch die markanteste physiognomische Änderung der Gletscherstirn. Das Messprogramm wurde heuer um einen neuen Messpunkt (IV/05) erweitert. Der Rückzugsbetrag am Hornkees unterscheidet sich nur wenig vom Vorjahr und auch die physiognomischen Änderungen sind gering. Einige neue Blankeisflächen aufgrund von abrutschender Obermoräne lagen frei. Der Wandnischengletscher NE Roter Knopf zeigte sich heuer stationär und vermehrt schuttbedeckt. Alle drei Messmarken wurden aufgrund des Absinkens des Gletscherrandes hinter eine Felsschwelle näher zur Gletscherstirn verlegt. Ferner wird ab heuer jährlich ein neuer Fotopunkt (F11) besucht. Fotos von allen Fotostandpunkten und einige zusätzliche Aufnahmen liegen dem Bericht bei. Gletscher Gössnitzkees (MO 11) Hornkees (MO 10) Wandnischengletscher NE Roter Knopf (MO 16) Messdatum Änderungstendenz R R S Längenänderung 2004/ ,3 m - 6,12 m - 0,34 m Längenänderung 2003/ ,0 m - 5,7 m -1,9 m Längenänderung seit Messbeginn -233,77 m (1982) -106,66 m (1983) - 20,32m (1997) Tabelle 1: Zusammenfassung der Messergebnisse in der Schobergruppe vom 23. und Arbeitsablauf Die Messungen im Gössnitztal erfolgten durch den Autor alleine am 23. und Nach dem Aufstieg von Heiligenblut wurden die Nachmessungen am Wandnischengletscher NE Roter Knopf am ersten Tag ausgetragen, am Gössnitz- und Hornkees am zweiten Tag. Wie im Vorjahr wurden die Messungen mittels eines Laserdistanzmessgerätes der Firma Leica durchgeführt. Das Messprogramm wurde um eine Messmarke erweitert, drei wurden erneuert, und ein zusätzlicher Fotopunkt angelegt.
2 2. Witterung und Schneeverhältnisse Geringe Winterniederschläge und der warme und niederschlagsarme Juni führten in der Schobergruppe zu einer frühen ersten markanten Ablationsphase. Der wechselhafte Sommer konnte aufgrund der trotzdem leicht überdurchschnittlichen Temperaturen und fehlender Schneedeckenbildung zu keiner Verzögerung des Gletscherschwundes beitragen. Die Schneebedeckung der Schobergruppengletscher während des Besuchs geht auf den Kaltlufteinbruch am 17./18.9. zurück. Die Messungen fanden bei hervorragenden Bedingungen mit zunehmender Bewölkung an den Nachmittagen statt. Gössnitz- und Hornkees wiesen praktisch keine Altschneereste mehr auf, am Wandnischengletscher lag die Altschneelinie bei ca m. Das Ende der Ablationsperiode fällt heuer wohl erst in die Zeit nach Redaktionsschluss des Berichtes. 3. Gössnitzkees Nach dem Rückgang von 13,3 m (gegenüber 9,97 m von 2003 auf 2004) im heurigen Haushaltsjahr übrigens der 4. höchste Wert seit Messbeginn - ergibt sich für das Gössnitzkees ein Gesamtrückzug von nunmehr 233,77 m seit Abb.1: Stirn des Gössnitzkeeses (2515 m) im Blick von F1 nach SE zu den Klammerköpfen ( ) Auffällig ist v.a. der hohe Rückzugswert von über 30 m bei I/02. Dieser ergibt sich dadurch, dass der bisher hier nach Nordwest reichende Eissporn, zu dessen Ende bisher gemessen wurde, gänzlich abgeschmolzen ist, nachdem dies seine Ausdünnung im letzten Jahr schon angekündigt hatte und er im letzten Bericht noch als toteisähnliche Masse bezeichnet wurde. Die deutlich geringeren Werte bei II/02 und III/02 können wohl auf die dortige starke Schuttbedeckung zurückgeführt werden, auch wenn dem nur dünn ins Vorfeld ausstreichenden Eis hier ein ähnlich rascher Abschmelzprozess droht wie heuer bei I/02. Da von nun an standardmäßig mit Laserdistanzmessgerät gearbeitet wird, konnte heuer auch ein neuer Messpunkt angelegt werden (IV/05), von dem aus gegen die direkte Gletscherfließrichtung auf die Eiswand gemessen wird. Dies war mit den bisherigen
3 Maßbandmessungen aufgrund des Eissees nicht möglich. Somit kann von nun an auch der Rückzug an der einzigen Blankeisstelle der Stirn des Gössnitzkeeses gemessen werden und somit am Punkt des offensichtlichsten Gletscherschwundes. Ab 2006 wird der neue Wert dann in die Mittelbildung einfließen. Die Eiswand ist ungefähr bis in mittlere Höhe senkrecht und neigt sich dann in der oberen Hälfte nach hinten. An ihrem orographisch rechten Rand wird sie beinahe schon von der markanten Schmelzwasserrinne angeschnitten. Der rechts dieser Rinne gelegene Eisanteil trennt sich optisch damit immer stärker vom Rest und bildet da auf beiden Seiten angeschnitten einen firstartigen Eiswall ( Eisfirst in Skizze). Die Rinne erreicht teils Tiefen von 5-10 m und hat sich steil ins Eis eingeschnitten. Trotz der optischen Trennung besteht noch eine Eisverbindung zwischen dem Eisfirst und dem restlichen Gletscher. Im nordöstlich angrenzenden Hang findet sich noch stark schuttbedecktes Toteis, das durch Eisausschmelzung teils Rutschungen zeigt. Obwohl Neuschnee die genaue Eruierung der Altschneeverteilung nicht ermöglichte, zeigte sich unter den Neuschneelawinenbahnen aus den Coulouirs der Klammerköpfe spaltiges Blankeis - Altschnee konnte sich am Fuß der Klammerköpfe also heuer nicht halten. Im Colouir zwischen den Klammerköpfen Kote 3163 m und Kote 3153 m der Alpenvereinskarte findet sich noch Eis, die Rinnen zwischen den Gipfelkoten 3153 m und 3125 m bzw m und 3108 m sind hingegen bereits gänzlich eisfrei. Auch am abgetrennten Gletscherteil westlich unter dem Hornkopf und unter der Klammerscharte zeigten offene Spalten und Blankeis in den obersten Abschnitten das fast gänzliche Fehlen von Altschnee. Abb. 2 und 3: Blick von Fotopunkt F2 nach SSE auf Gössnitzkees und Klammerköpfe (links) bzw. nach SW zur Gössnitzscharte und Eissee (rechts). ( ) Marke Richtung Distanz Distanz Differenz I/ ,58 57,5-30,92 II/ ,23 46,5-3,27 III/ , ,82 Mittel -13,3 IV/ Tabelle 2: Zusammenfassung der Messergebnisse am Gössnitzkees vom
4 Abb. 4: Blick von Fotopunkt F3 nach SE zur Klammerscharte ( ) Abb. 5: Übersichtsskizze der Stirn des Gössnitzkeeses ( )
5 4. Hornkees Nach dem Rückgang von 6,12 m (gegenüber 5,74 m von 2003 auf 2004) im heurigen Haushaltsjahr der 5. höchste Wert seit Messbeginn - ergibt sich für das Hornkees ein Gesamtrückzug von nunmehr 106,66 m seit Abb. 6: Blick von Fotopunkt F8 nach SE zum Hornkees ( ) Alle drei Messpunkte liefern heuer recht ähnliche Rückzugswerte um 6 Meter. Ähnlich wie beim Gößnitzkees ist auch hier bei Punkt II/02 die flach in den Schutt auslaufende Eisfläche nun ganz verschwunden und ein deutlicherer Geländeknick am Gletscherrand erkennbar. Abb. 7 und 8: Blick von Fotopunkt F9 nach SE zum Hornkees (links) bzw. nach SSE zur Stirn des Hornkeeses mit dem inaktiven orographisch linken Zungenteil ( ) Der im Vorjahr bei I/02 auftretende schleifenden Schnitt der Visur zum Gletscherrand war heuer nicht mehr so stark ausgeprägt und damit die Messung erleichtert. Der markante schuttbedeckte Eiskegel oberhalb der Gletscherstirn zeigt unter einigen Schuttrutschungen Blankeis. Sonstige physiognomische Änderungen sind gering.
6 Marke Richtung Distanz Distanz Differenz I/ ,42 68,0-6,58 II/ ,97 45,5-6,53 III/ ,75 64,0-5,25 Mittel - 6,12 Tabelle 3: Zusammenfassung der Messergebnisse am Hornkees vom Abb. 9: Blick von Fotopunkt F6 nach E zur Stirn des Hornkeeses und 1980er-Moräne ( ) Abb. 10: Übersichtsskizze der Stirn des Hornkeeses ( )
7 5. Wandnischengletscher NE Roter Knopf Nach dem Rückgang von 0,34 m (gegenüber 1,85 m von 2003 auf 2004) im heurigen Haushaltsjahr ergibt sich für den Wandnischengletscher ein Gesamtrückzug von nunmehr 20,32 m seit Messbeginn Abb. 11: Blick von Fotopunkt F10 nach SW auf den Wandnischengletscher NE Roter Knopf ( ) Aufgrund des Neuschnees, der im Gletschervorfeld schon großteils wieder abgeschmolzen war, konnte der Eisrand heuer leicht eruiert werden, zumal bei B 97 auch Blankeis aus dem Schutt auftaucht. Der heuer besonders geringe Rückgang des Gletschers liegt wohl daran, dass sich seine Zunge v.a. bei B97 hinter eine Felsschwelle absenkt und aufgrund der hier noch größeren Mächtigkeit kaum an Länge, sondern mehr an Eisdicke verloren hat. Dieses Absenken bewirkt aber auch einen zunehmenden Abriss des Blickkontaktes zwischen Messpunkten und Eisrand, weshalb alle drei Punkte in Gletscherrandnähe verlegt wurden und von nun an als A05, B05 und C05 laufen. Die Azimute bleiben jeweils gleich. Somit werden ab dem nächsten Jahr nur mehr die Entfernungen von den neuen Punkten angegeben. Auch wenn die Schuttbedeckung der Zunge und die Altschneerücklagen neuschneebedingt am Messtag nicht erfasst werden konnten, zeigt ein Foto, das am von der Großglockner-Hochalpenstraße aufgenommen wurde, eine gänzliche Schuttbedeckung der Gletscherzunge und eine Altschneelinie in 2800 m im westlichen Gletscherteil und 2850 m im östlichen. Da sich Fotopunkt F10 aufgrund zu großer Distanz als unzureichend erwies, wurde auf der orographisch rechten 1850er-Moräne Fotopunkt F11 angelegt, von dem aus zukünftig der Gletscher in drei Bildern dokumentiert wird (Abb.12-14). Von diesem ist sowohl das gesamte Hornkees gut einsehbar (Foto liegt Bericht bei), als auch das Kar zwischen dem Wandnischengletscher NE Roter Knopf (MO 16) und dem Gletscher Roter Knopf Ost (MO15). Hier findet sich noch ein schuttbedeckter Eisrest eines geschwundenen Gletschers, der in einen hinter der schönen 1850-er Moräne liegenden Eissee hinabreicht (Foto liegt Bericht bei).
8 Abb : Blick von Fotopunkt F11 auf den oberen (oben links), mittleren (oben rechts) und unteren (unten links) Teil des Wandnischengletschers NE Roter Knopf ( ) Marke Richtung Distanz Distanz Differenz A ,52 m 31,0 m -0,48 m B ,89 m 24,0 m -0,11 m C ,56 m 25,0 m -0,44 m Mittel -0,34 m Tabelle 4: Zusammenfassung der Messergebnisse am Wandnischengletscher NE Roter Knopf vom Marke Richtung Distanz A ,0 m B ,0 m C ,5 m Mittel Tabelle 5: Entfernungen des Eisrandes von den neu angelegten Messmarken am
9 Abb. 15: Übersichtsskizze des Wandnischengletschers NE Roter Knopf ( ) Anschrift des Verfassers: Mag.Michael Krobath Klosterwiesgasse Graz
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