5. Gestapo: Entstehung, Verwaltungsreform und Polizeiarbeit - Verhörmethoden
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- Thomas Brandt
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1 5. Gestapo: Entstehung, Verwaltungsreform und Polizeiarbeit - Verhörmethoden Ort: Gerichtssaal, vor dem Richtertisch Quellen: Ernst Puchmüller: Mit beiden Augen. Ein Erinnerungsbuch, Rostock 1966, S. 144; Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein, Revolutionäre Interviews, hrsg. von der Sozialistischen deutschen Arbeiterjugend, Landesverband Schleswig-Holstein Kiel, o.o., o.j. Material: Kurzbiografie: Wilhelm Jungblut Text: Der Polizeiapparat Quelle: Verhörmethoden Fotos: Zellentrakt und Verhörzellen im Zeughaus. Vor Ort zu sehen: Zellen im Kulturforum Burgkloster Aufgabe: 1. Stelle die Person vor, die du präsentierst (Kurzbiographie). 2. Erkläre, wie die Gestapo im Dritten Reich organisiert war und was man unter Schutzhaft verstand (Text) 3. Beschreibe die Verhörmethoden durch Jungblut (Text u. Quelle: Puchmüller). 4. Welche Gründe bzw. Ursachen könnte es für Wilhelm Jungblut Handeln geben?
2 Kurzbiografie: Wilhelm Jungblut Jungblut wurde am in Schalenberg/Arnsberg geboren. Über seine Herkunft und Ausbildung ist nichts bekannt, vermutlich war er aber wie viele andere Gestapobeamte früh der SA, bzw. der SS beigetreten und wurde 1933 in den regulären Polizeidienst übernommen. Diese Männer zeichneten sich häufig durch ein hohes Maß an Brutalität und Rücksichtslosigkeit aus war Jungblut Kriminalassistent beim Grenzkommissariat Lübeck der Gestapo und einer der verhörenden Beamten von Edmund Fülscher. Er gehörte zur so genannten Schlägertruppe innerhalb der Gestapo, die die Festgenommenen bei ihren Verhören prügelten und schwer misshandelten, sodass viele von Ihnen für ihr weiteres Leben schwere gesundheitliche Schädigungen erlitten. Nach dem Krieg kam Jungblut zunächst ungeschoren davon. 17 Jahre später wurde er allerdings doch noch wegen Körperverletzung und Aussageerpressung angeklagt. Am wurde er vom Landgericht Lübeck zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1 Die von der Gestapo übernommenen, alten Polizeibeamten, wie beispielsweise Gustav Pless, arrangierten sich zwar mit den neuen Vorgesetzen, beteiligten sich allerdings nicht aktiv an diesen Übergriffen. 1 Lübecker Nachrichten 1952: Schuldspruch nach 17 Jahren. Zuchthaus für Körperverletzung und Aussageerpressung, zitiert nach: Fritz Bringmann: Erinnerungen eines Antifaschisten , Neumünster 2004, S. 36.
3 Text: Der Polizeiapparat Die Politische Polizei, die schon in der Weimarer Republik zur Bekämpfung staatsfeindlicher Bestrebungen vornehmlich im linken politischen Milieu ermittelte, wurde 1933 dem Reichsführer SS Heinrich Himmler unterstellt, der 1936 als Chef der deutschen Polizei die Kontrolle über das gesamte Polizeiwesen erhielt. Zusammen mit der Kriminalpolizei war die Geheime Staatspolizei der Sicherheitspolizei unterstellt. Sicherheitspolizei und Sicherheitsdienst bildeten das Reichssicherheitshauptamt. Unter die Zuständigkeit der Geheimen Staatspolizei fiel die systematische Bekämpfung von tatsächlichen oder vermeintlichen politischen Gegnern des NS-Regimes. Bis 1939 waren dies vor allem Kommunisten und Sozialdemokraten, die in Schutzhaft genommen wurden. Befreit von richterlichen Nachprüfungen, konnten die Gestapobeamten Aussagen oder Geständnisse von Häftlingen auch durch Folter erwirken. Keineswegs war die Gestapo im Deutschen Reich allgegenwärtig. Die Effektivität der Gestapo beruhte auf einem ausgedehnten Überwachungssystem aus Spitzeln und auf einem politisch, beruflich oder privat begründeten Denunziantentum (Verrätertum). Konsequent schritt die Gestapo ein, wenn aus den ihr zugestellten "Meldungen wichtiger staatspolizeilicher Ereignisse" staatsgefährdende Bestrebungen, regimekritische Haltungen oder - vor allem im Zweiten Weltkrieg defätistische (hoffnungslose) Ansichten hervorgingen. Zügig wurde das bestehende Polizeiwesen im heutigen Schleswig- Holstein grundlegend umorganisiert. Die jüngeren Beamten wurden der militärisch gegliederten Landespolizei zugeordnet, deren Verbände später in die Wehrmacht eingegliedert wurden. Die älteren Beamten wurden der sogenannten Revier- später Schutzpolizei unter der
4 Leitung von Polizeimajor von Thaden zugeteilt wurden neben der Schutzpolizei eine Verwaltungs- und eine Kriminalpolizei eingerichtet. Mit der Verwirklichung des Groß-Hamburg-Gesetzes 1937 wurde Lübeck Teil der preußischen Provinz Schleswig - Holstein. Die Kreispolizeistelle Lübeck wurde in die Kreispolizeistelle Kiel eingegliedert, die wiederum der Kriminalpolizeileitstelle Hamburg unterstand. 2 Quelle: Verhörmethoden So hörte ich bei einem meiner Verhöre, wie der Gestapo-Bandit Jungblut zu dem nicht weniger sadistisch veranlagten Rohde sagte: Den Malchow haben wir eben fertig gemacht, ich habe ihn mit dem Kopf solange gegen die Wand geschlagen, bis er aussagte. Das war natürlich ganz bewusst in meiner Gegenwart gesagt worden, um damit gleichzeitig erpresserischen Druck auf mich auszuüben und mich zur Aussage zu bewegen. Es lassen sich nicht alle Grausamkeiten aufzählen, und schildern, denen die verhafteten Genossen schon während der Voruntersuchung ausgesetzt waren. Nur einiges von dem, was ich miterlebt und von dem ich gehört habe, soll zeigen, wie die Gestapo den Staatsanwälten zu den Grundlagen verhalf, auf denen diese ihre Anklage in den nachfolgenden Prozessen aufbaute. Fast alle Jugendlichen ließ man den ganzen Tag, oft bis zu 16 Stunden, mit dem Gesicht zu Wand stehen. Wenn einer, um die Glieder nicht 2 Das Polizeibataillon 307 (Lübeck) "im Osteinsatz" eine Ausstellung der Landespolizei Schleswig-Holstein, Polizeidirektion Schleswig - Holstein Süd. Die Polizeioffiziere Nagel, Kenzler, Roloff, Soltwedel und Templin wurden befördert. Der NSDAP-Senator Walter Schröder wird Polizeipräsident der nunmehr staatlichen Polizeiverwaltung Lübeck.
5 völlig erstarren zu lassen, den Versuch machte, sich ein wenig zu bewegen, gab es unbarmherzige Prügel. Harte, kräftige Schläge mit der flachen Hand auf die Ohrmuscheln, wie sie auch der Genosse Wendt und ich bekamen, wurden häufig angewandt. Der Hamburger Genosse Otto Mehlis ist dadurch fast völlig taub geworden. Er war vorübergehend von Hamburg nach Lübeck gebracht worden, um einigen unserer Genossen gegenübergestellt zu werden. Da von ihm nichts zu erfahren war, wurde er in seiner Zelle so furchtbar misshandelt, dass seine Schreie auf dem ganzen langen Korridor zu hören waren. Den Genossen Klingenberg richteten seine Peiniger so zu, dass er dauerhaft in die Nervenheilanstalt Strecknitz bei Lübeck eingeliefert werden musste. Fritz Drake, ein einfacher, ehrlicher Genosse ohne führende Funktion, hatte bei allen Verhören beharrlich geschwiegen. Die brutalen Misshandlungen überstand er alle standhaft. Sie hatten aber so niederdrückend auf sein Gemüt gewirkt, dass er sich nach seiner Verurteilung im Zuchthaus Oslebshausen in der Zelle erhängte. [ ] Als der Gestapomann Rohde mich wieder einmal nachts aus dem Bett geholt und nichts Neues erfahren hatte, drohte er: Bilden Sie sich ja nicht ein, dass wir auf Ihre Blindheit Rücksicht nehmen. Es liegt ganz in Ihrer Hand, wie Sie davon kommen. Wir haben schon unsere Methoden, um jeden von Euch zum Sprechen zu bringen. Wenn es nicht anders geht, werden wir uns auch Sie einmal nachts in unserem Keller vornehmen. Vielleicht sagen Sie uns dann einiges mehr. Nachdem er von mir nichts weiter herausbekommen hatte, versuchte er vom Genossen Fülscher in meiner Gegenwart einiges über mich zu erfahren. Dabei erinnerte der Henkersknecht den Genossen Fülscher daran, dass sie ihn schon sieben Mal im Wollmagazin durchgeprügelt h
6 haben, wenn er sich nicht zur Wahrheit bequemen wolle, würden sie auch nicht vor dem achten und neunten Male zurückschrecken. 3 Insgesamt wurden im III Reich ca Lübecker verhaftet und fielen der Gestapo in die Hände. Verhörzellen im Zeughaus. 3 Ernst Puchmüller: Mit beiden Augen. Ein Erinnerungsbuch, Rostock 1966, S. 144ff.
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