Rede von Martin Jäger, Regierungsrat, im Rahmen der Generalversammlung des Bündner Kunstvereins vom 26. Juni 2017
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- Rudolph Biermann
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1 Rede von Martin Jäger, Regierungsrat, im Rahmen der Generalversammlung des Bündner Kunstvereins vom 26. Juni 2017 Herr Präsident Geschätzter Vorstand Geschätzte Mitglieder des Bündner Kunstvereins Meine sehr verehrten Damen und Herren Das Bündner Kunstmuseum dominiert aktuell die Schlagzeilen der Bündner Medien. Leider stehen für einmal nicht aussergewöhnliche Ausstellungen und begnadete Künstlerinnen und Künstler im Fokus, sondern ein von mir getroffener Personalentscheid. Diese vorläufig sistierte Reorganisation der Leitung des Bündner Kunstmuseums hat sehr, sehr grosse Wellen geschlagen. Es ist für alle Direktbeteiligten, für Stephan Kunz und Nicole Seeberger, aber auch für Barbara Gabrielli und alle übrigen Beteiligten eine sehr emotionale und schwierige Zeit. Aber auch Sie, verehrte Damen und Herren, haben als Mitglieder des Bündner Kunstvereins eine emotionale Beziehung zur Bündner Kultur im Allgemeinen und zu unserem neuen, wunderschönen Museum im Speziellen. Es ist mir deshalb ein grosses Anliegen, Sie im Rahmen der heutigen Generalversammlung über die Hintergründe meiner Entscheide sowie über das weitere Vorgehen, soweit dies heute möglich ist, zu informieren. Vor ziemlich genau 12 Monaten konnten wir nach fünf langen und intensiven Jahren der Planung und des Baus gemeinsam hier, an gleicher Stelle, den Neubau des Bündner Kunstmuseums feiern. Dieser Neubau, der sowohl architektonisch wie auch funktionell auf ganzer Linie überzeugt, ergänzt die historische Villa Planta perfekt und sorgt für schweizweite Strahlkraft.
2 Die bisherigen Ausstellungen im neuen Haus waren allesamt von hohem künstlerischem Wert und erhielten über die Region hinaus, ja teilweise sogar international, grosse Aufmerksamkeit. Dieser Erfolg des Bündner Kunstmuseums ist einerseits auf die namhafte Unterstützung von Ihnen, des Bündner Kunstvereins und der Stiftung Bündner Kunstsammlung zurückzuführen. Andererseits hat aber vor allem unser Team im Bündner Kunstmuseum hervorragende Arbeit geleistet und einen sehr grossen Anteil am Erfolg des Hauses. Alle haben sich in den vergangenen Monaten mit grossem Herzblut und Engagement dem Erfolg des Bündner Kunstmuseums verschrieben. Für diese ausserordentliche Leistung gebührt Ihnen und allen Beteiligten gerade in der momentan schwierigen Situation unser uneingeschränkter Dank. Mit dem Erweiterungsbau und dem zusätzlich angestellten Personal erhöhte sich allerdings auch der administrative Aufwand für die Direktion deutlich. Ende 2016/anfangs 2017 zeigte sich, dass Stephan Kunz im Rahmen seiner Tätigkeit als Direktor des Bündner Kunstmuseums in erster Line mit künstlerischen Belangen ausgelastet war. Diese Arbeiten verrichtete Stephan Kunz auch zweifelsohne hervorragend. Durch das enorme Engagement in künstlerischen Belangen kamen allerdings administrative Aufgaben, wie beispielsweise die Finanz- oder die Personalführung, zusehends zu kurz. Diese administrativen Aufgaben gehören jedoch ebenfalls zu den Kernaufgaben eines Direktoriums. Sie stützen den künstlerischen Erfolg eines Hauses, sind eigentlich unerlässliche Voraussetzungen. 2
3 Dass die Amtsleiterin Barbara Gabrielli in diesen Belangen genau wie bei den anderen Abteilungen des Amtes für Kultur diese Leistungen einforderte, gehört ganz einfach zur verantwortlichen Arbeit einer Dienststellenleitung. Dies habe ich jederzeit unterstützt. Geschätzte Anwesende Ich unterstütze das Führungsprinzip, wonach es besser ist, Stärken zu fördern als an Schwächen herumzunörgeln. Und wir sind in der Lage, mit Herrn Kunz eine Person zu haben, die über ausgeprägte Stärken verfügt. Diese Stärken liegen eindeutig und unzweifelhaft in der erreichten kulturellen Strahlkraft unseres Museums. Als politisch Verantwortliche ist es aber auch unsere Aufgabe, administrativen Belangen ebenfalls das nötige Augenmerk zu schenken und von allen Beteiligten einzufordern. Entgegen meinem erwähnten Führungsprinzip des Förderns von Stärken hat dieser Teil in den internen Diskussionen der letzten Monate leider sehr viel Raum eingenommen. In diversen Gesprächen und vor allem in ungezählten, immer längeren Mails zwischen Stephan Kunz, der Leiterin des Amts für Kultur, Barbara Gabrielli, und mir wurde versucht, Lösungen zu finden. Wir sind offengestanden nicht weitergekommen. Deshalb entschied ich mich schliesslich Ende Januar, die Situation von dritter Seite umfassender analysieren zu lassen. Zu diesem Zweck zog ich das kantonale Personalamt hinzu, welches bei solchen und ähnlich gelagerten Herausforderungen in der gesamten kantonalen Verwaltung beratend einwirkt. 3
4 Das Personalamt erstellte in der Folge eine eingehende Analyse der geschilderten Herausforderungen, auch unter Beizug eines externen Beraters. Dabei wurden sämtliche internen Anspruchsgruppen miteinbezogen, insbesondere die Mitarbeitenden dieses Hauses. Auf Basis dieser Analyse stimmte ich der mir empfohlenen Reorganisation der Führung des Bündner Kunstmuseums zu. Stephan Kunz sollte die Funktion des Hauptkurators übernehmen und sich in dieser Funktion mit seinen unbestreitbaren Stärken und seiner langjährigen Erfahrung um künstlerische Belange kümmern. Die Stelle als Direktorin sollte Nicole Seeberger übernehmen. Dies wurde mir so empfohlen. Frau Seeberger hat diese Veränderung nie gesucht. Sie hat ganz einfach im künstlerischen, aber auch im organisatorischen Bereich ihre Fähigkeiten schon bisher eindrücklich unter Beweis gestellt. Sowohl Stephan Kunz als auch Nicole Seeberger waren mit den genannten Vorschlägen einer Umstrukturierung auch schriftlich einverstanden. Nur deshalb konnte die Reorganisation der Führung in vorgeschlagenem Sinn beschlossen werden. Am 14. Juni wurde diese mit einer wie bei personellen Fragen üblichen kurzen Medienmitteilung der Öffentlichkeit kommuniziert, nachdem wir zuvor die Mitarbeitenden im Haus orientiert hatten. 4
5 Nun: Der Entscheid zur Durchführung der Reorganisation löste eine grosse öffentliche Debatte aus, die bis heute andauert. Grundsätzlich würden wir solche öffentlichen Debatten und Auseinandersetzungen mit dem Bündner Kunstmuseum durchaus begrüssen, denn sie verdeutlichen den hohen Stellenwert der Kultur im Generellen und des Bündner Kunstmuseums im Speziellen. Diese Debatte ist durchaus Zeugnis der lebendigen Kulturszene Graubündens. Geschätzte Anwesende Doch, ich hatte damit gerechnet, dass mein Entscheid zur Reorganisation eine öffentliche Diskussion mit sich bringt. Dass diese dann jetzt aber so intensiv und so emotional geführt wird, damit habe ich ich muss dies ehrlicherweise zugeben nicht gerechnet. Wir haben die Lage falsch beurteilt. Und im Nachhinein betrachtet muss ich den Vorwurf zu Recht einstecken, dass ich ganz einfach schlecht kommuniziert habe. Vor diesem Hintergrund habe ich mich am letzten Dienstag dann dazu entschieden, die Reorganisation vorläufig zu sistieren. Diese Entwicklung ist auch unschön. Unschön für das Bündner Kunstmuseum, unschön für das Amt für Kultur, unschön für mein EKUD, vor allem aber für die involvierten Personen, die nun unter dieser Massnahme respektive der daraus entstandenen öffentlichen Auseinandersetzung leiden. 5
6 Ich bin mir bewusst, dass auch mir dieser ganze Prozess, der Ablauf dieser Reorganisation kein gutes Zeugnis ausstellt. Es ist mir heute auch sehr klar bewusst, dass ich meinen am 14. Juni kommunizierten Entscheid zur Durchführung der Reorganisation gegenüber der Öffentlichkeit viel klarer hätte kommunizieren sollen. Dies hätte vielleicht geholfen, die öffentliche Debatte zu versachlichen. Zurück können wir nun aber nicht mehr. Ich bitte Sie deshalb: Lassen Sie uns gemeinsam sachlich und konsensorientiert in die Zukunft schauen. Wie weiter? Die Sistierung gibt uns in den kommenden Sommerwochen die Möglichkeit, die aktuelle Organisation der Leitung des Bündner Kunstmuseums noch einmal gründlich zu analysieren und daraus die entsprechenden Schlüsse zu ziehen. Seit heute Morgen ist Stephan Kunz wieder an der Arbeit. Er wird sich nun mit aller Kraft allen anstehenden Fragen der vor der Türe stehenden Ausstellungen widmen in diesen Bereichen mit den bisherigen Kompetenzen. In den nächsten Tagen werden wir interne wie externe Anspruchsgruppen konsultieren und mit Offenheit, ergebnisoffen, an diesen Prozess gehen. Im Rahmen der ersten Analyse beschränkte sich unser Blickfeld offensichtlich zu stark auf die internen Abläufe dies ist in der Retrospektive klar ein Irrtum. In der kommenden, zweiten Analyse möchten wir unser Blickfeld ausweiten. Deshalb sollen nun auch externe Organisationen die Möglichkeit erhalten, sich in die Analyse einzubringen. 6
7 Unser Ziel ist es, im Rahmen von Konsultativgesprächen mit dem Vorstand Ihres Vereins, mit der Stiftung Bündner Kunstsammlung, mit visarte Graubünden, mit dem Aktionskomitee BKM Einschätzungen hinsichtlich der Leitung des Bündner Kunstmuseums abzuholen und in die Gesamtanalyse einfliessen zu lassen. Die Einladungen zu den erwähnten Konsultativgesprächen wurden vergangenen Freitag verschickt. Zusätzlich habe ich mich entschieden, eine anerkannte, neutrale und sachkundige Persönlichkeit anzufragen, uns im Sinne einer Mediation zu unterstützen. Ich bin ausserordentlich glücklich, dass sich Dr. Hans Hatz bereit erklärt hat, diese Aufgabe als Mediator zu übernehmen. Ziel dieser Mediation wird es sein, durch Gespräche mit allen Beteiligten mitzuhelfen, eine für die Leitung Bündner Kunstmuseum geeignete Lösung der anstehenden Probleme, und diese sind da, zu finden. Diese zweite Analyse will ich wenn immer möglich in den kommenden Sommerwochen abschliessen, um danach einen definitiven Entscheid fällen zu können. Nur so kann die gegenwärtig so anspruchsvolle Situation möglichst zeitnah und für alle Involvierten möglichst versöhnlich abgeschlossen werden. Ich komme zum Schluss: Ich bin nach wie vor überzeugt, dass die Initiierung des Prozesses zur Analyse und Reorganisation der Leitung des Bündner Kunstmuseums an sich notwendig war. Die Umsetzung, die Kommunikation des Prozesses war fehlerhaft, dessen bin ich mir bewusst, und dafür entschuldige ich mich vor allem bei den unmittelbar Betroffenen. 7
8 Ich verspreche Ihnen, dass wir den Weg, der nun vor uns liegt, gemeinsam in einem offenen Dialog gehen wollen, damit wir eine zufriedenstellende Lösung für alle involvierten Personen, das Bündner Kunstmuseum und die Bündner Kunstszene finden können. Lassen Sie uns dabei nicht vergessen: Das Bündner Kunstmuseum ist eine bei allen Turbulenzen Erfolgsgeschichte ist, die uns stolz machen darf. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. 8
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