Die Heilung eines Blinden Markus 8, Und sie kamen nach Betsaida. Und sie brachten zu ihm einen Blinden und baten ihn, dass er ihn anrühre.
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- Walter Holst
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1 Die Heilung eines Blinden Markus 8, Und sie kamen nach Betsaida. Und sie brachten zu ihm einen Blinden und baten ihn, dass er ihn anrühre. 23 Und er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn hinaus vor das Dorf, tat Speichel auf seine Augen, legte seine Hände auf ihn und fragte ihn: Siehst du etwas? 24 Und dieser sah auf und sprach: Ich sehe die Menschen, als sähe ich Bäume umhergehen. 25 Danach legte Jesus abermals die Hände auf seine Augen. Da sah er deutlich und wurde wieder zurechtgebracht, sodass er alles scharf sehen konnte. Predigt 26 Und Jesus schickte ihn heim und sprach: Geh nicht hinein in das Dorf! Man muss weggehen können und doch sein wie ein Baum:
2 als bliebe die Wurzel im Boden, als zöge die Landschaft und wir ständen fest. Man muss den Atem anhalten, bis der Wind nachlässt und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt, bis das Spiel von Licht und Schatten, von Grün und Blau, die alten Muster zeigt und wir zuhause sind, wo es auch sei, und niedersitzen können und uns anlehnen, als sei es an das Grab unserer Mutter. I ER führte ihn weg Ganz einfach Nahm ihn an der Hand Nahm ihn mit sich Der Blinde ließ es zu (Hilde Domin) Er war es ja gewohnt, geführt zu werden - ein Blinder halt Sie hatten ihn zu IHM geführt Sie hatten IHN um seinetwillen gebeten: Meister, heile ihn Rühre ihn an! Mach was! ER führte ihn weg. Der Blinde ließ es zu. Blind wie er war verließ er doch die gewohnte Umgebung - für einen Blinden ungewohnt, ja höchst gefährlich. Blind wie er war ließ er sich auf IHN ein Ich verlass mich auf DICH! der erste Schritt der Heilung.
3 Blind wie er war riskierte er alles: die gewohnte Umgebung die verlässlichen Freunde die Sicherheit des Ortes Blind wie er war setzte er sich selber auf s Spiel : ER führte ihn weg. Der Blinde ließ es zu. Er tat den ersten Schritt Das Gewohnte verlassen das Dorf, das Haus, die Arbeit die Freunde, die Eltern, die Familie die Haltung, die eigene Art Das Gewohnte verlassen weil man blind geworden ist? Das Gewohnte verlassen weil man neu sehen möchte? ER führte ihn aus dem gewohnten. Er vertraute IHM blind.
4 II Ortswechsel Draußen vor der Tür ist angekommen Erst da beginnt Heilung Erst da! Er muss den Ortswechsel schon vollzogen haben: ein Blinder geht das ist das eine ein Blinder sieht das ist das andere (weitaus schwieriger fast unmöglich) aber genau das ist es. Ortswechsel Da schaut keiner mehr zu: Keine Heilung mit Showeinlagen Da greift keiner mehr ein: Keine gutmeinenden Ratschläge Da weiß keiner mehr es besser Einen Schutzraum, das braucht es ES braucht einen besonderen Schutz Auch darum der Ortswechsel Nur ER und der Blinde, der Binde und ER Zwei in eins Absolute Intimität Draußen vor der Tür
5 Berührung Zartheit ER tat Speichel auf seine Augen, legte seine Hände auf ihn Es dann die Frage: Siehst Du etwas? Der Speichel, die Hände, die Augen berührende Anrührung - intim, sinnlich, erotisch - ein Augenblick, der die Augen öffnet Dann erst: Ich sehe die Menschen, als sähe ich Bäume umhergehen! Was für ein Satz Der Blinde sehend spricht Ich sehe! spricht sehend. Und wieder die Anrührung - erneut, ein zweites Mal und wieder diese unglaubliche Nähe (fast wie ein Segen) Denn so einfach geht es nicht. Einfach ist Heil-werden nie Heil-werden ist immer mehrfach, ist immer ein Werden (und Vergehen) Schritt für Schritt... und noch einen Schritt Führte ER ihn nicht auch deswegen aus dem Dorf hinaus Dann erst sah er deutlich. Erst dann sah er scharf. So sah er sich sehen und sah IHN der ihn so berührt, der ihn so gesegnet hatte. sah sich gesegnet.
6 III Nicht wieder zurück! Nicht wieder zurück in den alten Zustand! Nicht wieder die alten Gewänder, Gewohnheiten, Orte, Freunde! Nicht wieder blind werden. Gesegnet heißt doch Gehen können. Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein! ER sagt ihm: Wenn Du sehen willst, geh nicht zurück! Ein Rückblick macht blind! ER sagt ihm: Geh nach Hause! Heimat ist Sehen können! Heimat ist da, wo Du siehst Heimat ist da, wo Du klar siehst (und nicht die Menschen wie Bäume) Da ist Dein zu Hause. Blind bist Du fremd. Sieh dass Du nach Hause kommst. Sieh das ist Deine Heimat Sieh Dich um und sieh! Öffne die Augen und sieh! Du kannst es! Öffne Dein Herz und sieh! Du wirst es! Öffnet Dich selbst und Du wirst den Weg finden der Dich gesegnet und sehend nach Hause führt Amen
7 Gebet DU GOTT gibst meiner Seele große Kraft kommen sie über mich die Gedanken der Angst, der Sorge und der Not. nehmen sie mich in ihrem Bann umgarnen mich und halten mich fest bin ich blind: Ich sehe nicht mehr, werde ich blind vor Angst blind vor Sorge und vor Not. werde ich wehrlos und matt und verliere mich im Dunkel meiner selbst. Öffne meine Augen, dass ich sehe (auch das Ungute, Schwere und Schmerzhafte, gerade das das gerade) Öffne meine Augen, dass ist mich sehe (auch das Ungute, Schwere und Schmerzhafte in mir gerade das das gerade) Öffne mich und meine Augen, dass ich aushalte, was ist und sehe, was sein kann, dann w e n n DU mir die Augen öffnest. Amen
Und er sah auf und sprach: Ich sehe die Menschen, als sähe ich Bäume umhergehen.
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