Dezernat VIII Internationale Beziehungen & Mobilität Erfahrungsbericht über Auslandsaufenthalt

Transkript

1 Dezernat VIII Erfahrungsbericht über Auslandsaufenthalt Gastinstitution Name, Ort: Seoul National University, Seoul Land: Südkorea Internet: Auslandsaufenthalt Auslandsaufenthalt im Winter Semester 20 16/17 Sommer Semester 20 Daten zur Person Name (evtl. nur Initialen): Boschenriedter Vorname (evtl. nur Initialen): Stefan Telefon (optional): (optional): Fachbereich: 18 Studiengang: Elektro- und Informationstechnik Studienniveau Bachelor Master Diplom Angaben zum Auslandsaufenthalt an der Gastinstitution Beginn Auslandsaufenthalt: 2016 September Studienstand vor dem Auslandsaufenthalt: Master Semester Ende Auslandsaufenthalt: Gesamtdauer: 4 Dezember Monate Aktivitäten während des Auslandsaufenthalts: (mehrere Antworten möglich) Besuch von Lehrveranstaltungen Erstellung einer Seminararbeit Besuch eines Sprachkurses in der Landessprache Erstellung einer Studienarbeit Andere: Kosten Unterkunft: Wie viel haben Sie während Ihres Auslandsstudiums monatlich für die Unterkunft aufgewendet? 370 Verpflegung: Wie viel haben Sie während Ihres Auslandsstudiums monatlich für Verpflegung aufgewendet? 250 Kosten insgesamt: Wie viel haben Sie für Ihren Auslandsaufenthalt insgesamt aufgewendet? 3500 Seite: 1/6

2 Persönlicher Erfahrungsbericht Bewerbungsprozess und Vorbereitung Um ein Auslandssemester an der TU Darmstadt zu absolvieren muss man sich zuerst beim Fachbereich bewerben und wird dort dann im Idealfall für eine bestimmte Universität nominiert. Der Bewerbungsablauf ist für alle Partneruniversitäten gleich und ist auf der Internetseite des Fachbereichs zu finden. Nach der Nominierung für die Seoul National University (SNU) muss man sich dann noch offiziell bei der Partneruniversität bewerben. Dies ist zwar mehr oder weniger nur eine formelle Bewerbung, da man den Austauschplatz hier schon so gut wie sicher hat, allerdings sollte man alle Dokumente gewissenhaft zusammentragen. Hier ist zu sagen, dass man für diese Bewerbung zwei Empfehlungsschreiben von Professoren benötigt, die einem gewissen Format (siehe SNU Website) entsprechen. Ich hatte zum Glück keine Probleme diese Schreiben zu bekommen, allerdings hat es ein wenig gedauert bis alles fertig und unterschrieben war. Von daher kann ich empfehlen, dass man sich nach der Nominierung vom Fachbereich schon langsam um diese Empfehlungsschreiben kümmert. Ansonsten hat bei der Bewerbung alles reibungslos geklappt. Zu gegebener Zeit bekommt man dann die Bestätigung der Partneruniversität, sodass man mit den weiteren Vorbereitungen beginnen kann. Dazu gehört zum einen die Beantragung eines Visas. Das kann man ganz einfach bei der koreanischen Botschaft in Frankfurt machen. Der Prozess ist einfach und kostenlos, allerdings dauert es ca. 4 Wochen. Von daher sollte man das Visa nicht erst kurz vor der Ausreise beantragen. Ansonsten muss noch eine Auslandsversicherung abgeschlossen werden. Ich war beim ADAC, musste die Versicherung jedoch zum Glück nicht einsetzen, von daher kann ich da jetzt keine besondere Empfehlung aussprechen. Des Weiteren werden bei der SNU auch schon die Kurse im Vorhinein gewählt. Dazu werdet ihr zu gegebener Zeit eine von der Uni erhalten. Viele Kurse können nur von max. 30 Studenten belegt werden und sind von daher schnell ausgebucht. Deshalb würde ich empfehlen pünktlich zur Anmeldefrist am PC zu sitzen und sich für die gewünschten Kurse anzumelden, da die meisten nach 5 Minuten schon voll sind. Dann müsst ihr natürlich noch den Flug buchen und euch ggf. um eine Wohnung kümmern. Das kann allerdings auch erst vor Ort erledigt werden. Näheres zum Wohnen im nächsten Abschnitt. Zu guter Letzt werdet Ihr kurz vor Semesterbeginn per gefragt, ob ihr bei dem sogenannten Buddy Programm mitmachen wollt. Wie schon in anderen Erfahrungsberichten erwähnt kann ich euch das nur aller wärmstens ans Herz legen. Ich denke das Buddy Programm war einer der besten Erfahrungen während meines Auslandssemesters. Bei diesem Programm bekommt jeder Austauschstudent einen koreanischen Buddy (einheimischer SNU Student), der einem bei allen möglichen Dingen zur Hilfe steht (Wohnungssuche, Kursanmeldung, Sprachproblemen etc...). Außerdem werden regelmäßige Events mit allen Austauschstudenten veranstaltet. Buddygruppe bei einem Teamevent Seite: 2/6

3 Wohnen und Organisatorisches vor Ort Zum Wohnen in Seoul gibt es hauptsächlich zwei Möglichkeiten: Einmal das Wohnheim direkt auf dem Campusgelände, oder zum anderen eine private Wohnung. Bei den Wohnheimen muss man sich vor Semesterstart online bewerben. Der große Vorteil ist, dass man für das ganze Semester nur ca. 500 oder so bezahlen muss, was super günstig ist. Leider bekommen aber auch nur ca. ein Viertel der Bewerber einen Platz. Ich habe auch keinen bekommen und kann daher auch nicht erzählen, wie es im Wohnheim so ist. Die Lage ist auf jeden Fall super. Die, die keinen Wohnheimsplatz gefunden haben, müssen sich selbst auf die Suche machen. Dabei lasst ihr euch am besten von eurem Buddy helfen. Es gibt verschiedene Internetseiten und Makler, die bei der Wohnungssuche behilflich sind. Für solche privaten Wohnungen zahlt man ca plus eine teilweise recht stattliche Kaution. Noch eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Goshiwons. Ich habe auch in so einem gelebt. Das sind im Prinzip Einzimmerapartments mit eigenem Bad und öffentlicher Küche. Die Zimmer sind für deutsche Standards ziemlich klein, aber ich fand es zum Wohnen völlig in Ordnung. Der Vorteil hier ist, dass man keine Kaution zahlen muss und meistens auch noch kostenloses Wasser, Reis und Kimchi zur Verfügung gestellt bekommt. Ansonsten ist vor Ort erstmal nicht viel Wichtiges zu erledigen. In den ersten Tagen könnt ihr euch eine SIM Karte besorgen (dazu benötigt ihr einen Reisepass), die Alien Registration Card (ARC) und euren koreanischen Studienausweis beantragen. Bild von meinem Goshiwon Zimmer Leben in Korea Die meiste Zeit werdet ihr euch sicherlich in der Hauptstadt Seoul aufhalten. Die Stadt ist sehr groß und hat dementsprechend viel zu bieten. Ich will hier auch gar nicht all zu viel über Korea schreiben, am besten ihr macht eure eigenen Erfahrungen! Man kann allerdings auf jeden Fall sagen, dass Korea ein sehr gut entwickeltes Land (Infrastruktur, Bildung, Wirtschaft etc.) ist, in dem man sich als Deutscher gut zurecht finden kann. Das Preisniveau ist ähnlich wie in Deutschland, Essen gehen ist sogar etwas günstiger. Die Koreaner gehen auch eigentlich immer essen, da nicht selbst gekocht wird. Supermärkte wie in Deutschland wird man auch nicht finden. Insgesamt hat mir das Essen immer sehr gut geschmeckt und es gibt viele verschiedene Gerichte zum Ausprobieren. Die Koreaner an sich sind freundlich, hilfsbereit und sehr höflich. Das einzige Problem, dass ich hatte war die Sprache. In meiner Erfahrung haben erstaunlich wenige Koreaner überhaupt Englisch gesprochen, was die ersten Tage ein wenig erschwert hat. Allerdings kann man sich trotzdem schnell einleben und Google Translate hat auch das ein oder andere Mal weiter geholfen. Seite: 3/6

4 In Seoul kann man viele Dinge sehen und erleben. Eines der beliebtesten Hobbies der Koreaner ist das Wandern. Die Uni ist direkt an einem Berg gelegen an dem man schöne Wanderungen ausprobieren kann. Ansonsten wird auch gerne zusammen gegessen, getrunken und gefeiert. Das Nachtleben hat einiges zu bieten. Hier sind vor allem die Stadtteile Hongdae, Itaewon und Gangnam zu empfehlen. Karaoke ist auch eine sehr beliebte und lustige Abendbeschäftigung oder man geht über einen der zahlreichen Straßenmärkte. Straßenmarkt in Seoul Universität und Kurse Zunächst ein kleines Vorwort zur Seoul National University, da mir das vor meinem Auslandsaufenthalt nicht so ganz bewusst war: Also die SNU ist eine oder sogar die beste Uni in Korea und ist landesweit sehr bekannt. Wenn man erzählt, dass man dort studiert wird man meist gleich anerkennend gelobt und respektiert. Das bedeutet natürlich auch, dass diese Uni einen recht hohen Anspruch und Erwartungen an die Studenten hat. Für mich persönlich war es eines der arbeitsintesivsten Semester, das ich bisher hatte. Ich habe aber auch wirklich viel für mich gelernt und habe auch gute Noten am Ende erhalten. Es braucht also keiner Sorgen haben, dass man es hier nicht schafft! Durch die TU ist man schon gut vorbereitet. Der Uni Campus ist wirklich groß. Obwohl die Anzahl der Studenten ähnlich wie in Darmstadt ist, ist der Campus gefühlt vier mal so groß. Es verkehren auch kostenlose Shuttle Busse, die einen zu den unterschiedlichen Gebäuden fahren. Insgesamt ist die Uni sehr gut ausgestattet, es gibt eine riesige Bücherei (acht Stockwerke), wo man gut lernen kann. Des Weiteren gibt es auch ca. 8 verschiedene Mensen, wo man von morgens bis abends lecker und günstig essen kann. Das Unileben ist deutlich mehr verschult als bei uns in Deutschland. Die Kurse haben eigentlich alle Anwesenheitspflicht und man muss sich auch teilweise im Unterricht beteiligen. Außerdem gibt es regelmäßig Hausaufgaben oder ähnliches. Das ist mir allerdings insgesamt eher positiv aufgefallen, da man so einen viel engeren Kontakt zum Professor hat und auch immer am Ball bleibt und nicht erst kurz vor der Endklausur mit dem Lernen anfängt. Von daher eine interessante und gute Erfahrung zu sehen, wie das Universitätsleben in Korea gehandhabt wird. Zu den Kursen: Es gibt eine sehr große Auswahl an Kursen, allerdings werden leider nur Teile davon auch in Englisch angeboten. Das schränkt die Auswahl schonmal deutlich ein. Dennoch sollte es einfach sein, ein paar passende Kurse zu finden. Am besten Ihr meldet euch erst mal zu allen interessanten Kursen an und schaut dann, welche euch am besten gefallen. In der ersten Uniwoche (sog. Drop Week) kann man seine Kurse noch nach belieben wieder löschen oder neue dazu buchen. Diese Zeit solltet Ihr wirklich nutzen, da es passieren kann, dass manche Kurse nicht so sind wie Seite: 4/6

5 erwartet oder in der Kursbeschreibung angegeben. So hatte ich es zum Beispiel, dass Kurse zu anderen Zeiten waren, komplett andere Inhalte hatten oder doch nur auf Koreanisch angeboten wurden. Von daher ist es gut, wenn man noch ein paar Alternativen herausgesucht hat. Die meisten Austauschstudenten machen in einem Semester so 2 5 Kurse. Ich habe vier Kurse gemacht, was meiner Meinung nach im Nachhinein ein bisschen zu viel war. Ich denke drei Kurse ist eine gute Wahl! Alle Kurse geben hier gleich viele Creditpunkte und sollten von daher den gleichen Arbeitsumfang haben. Aus meiner Erfahrung gab es allerdings schon Unterschiede beim Aufwand. Nun möchte ich noch kurz die Kurse vorstellen, die ich gemacht habe. Ich kann leider bisher noch nicht sagen, ob mir die Credits dafür angerechnet werden, da die Anerkennung noch im laufenden Prozess ist. 1) Elementary Korean: Dies ist ein Anfängerkurs in Koreanisch. Man lernt zunächst das koreanische Alphabet (was sehr nützlich ist und gar nicht so schwer) und dann ein paar einfache Phrasen. Man kann nach dem Kurs nicht wirklich eine Konversation mit einem Koreaner halten, aber man kann etwas im Restaurant bestellen oder nach dem Weg fragen. Für mich war der Kurs auf jeden Fall sehr interessant und nützlich. Ich würde ihn auf jeden Fall weiterempfehlen. Auch vom Aufwand her war es mit Abstand der einfachste Kurs. 2) Estimation Theory: Dies ist ein klassischer Ingenieurskurs, wie man es auch von der TU Darmstadt gewohnt ist. Es geht um verschiedene Schätztheorien und Verfahren, wie z.b. Maximum Likelihood, Least Squares, Kalman Filter etc. Insgesamt ein sehr mathematischer und theoretischer Kurs, interessant für Leute aus der Robotik und Messtechnik. Ich habe viel nützliches gelernt und bin mit dem Kurs insgesamt zufrieden. Hier gibt es mehrere Hausaufgaben, eine Midterm und eine Endklausur. Das Fach war schon anspruchsvoll aber die Benotung war sehr fair! 3) M Advanced Topics in Dynamics, Control, and Robotics: Das ist ein sehr ambitionierter Kurs! Am Anfang lernt man ein wenig über Optimierung und ab dann geht es nur noch um differentielle Geometrie (Mannigfaltigkeiten, Metriken etc.) und wie man diese auf aktuelle Probleme wie Bildverarbeitung oder Machine Learning anwenden kann. Interessant aber auch sehr abstrakt und anspruchsvoll!! Der Professor ist aber sehr gut und macht das Fach somit interessant. Ich habe trotzdem ab der Hälfte des Semesters nicht mehr richtig mitgemacht (keine Hausaufgaben abgegeben), weil es einfach zu viel war. Es gibt keine Klausur nur drei überaus herausfordernde Hausaufgaben und ein Endprojekt. Ich würde den Kurs nicht unbedingt weiter empfehlen, auch wenn man hier einiges Neues lernen kann. 4) M How to make a robot with artificial intelligence: Also dieser Kurs ist definitiv etwas Spezielles (nicht nur der Titel). Im Rahmen des Kurses nimmt man an einer landesweiten Creative Challange Teil, bei der es darum geht, ein innovatives Spielzeug zu bauen. Der Kurs besteht zum einen aus verschiedensten Ingenieursstudenten, aber auch Designstudenten. Man wird in Teams aufgeteilt, in denen Studenten aus allen Disziplinen vertreten sind. Dann soll man ein Konzept entwickeln und am Ende einen echten Roboter bzw. Spielzeug bauen. Es gibt keine Klausuren oder ähnliches, es geht nur um die Projektarbeit in der Gruppe. Das alles klingt erstmal sehr cool, der ganze Kurs ist aber irgendwie das reinste Chaos von der Organsiation her. Die Vorlesungen kann man völlig vergessen, es geht eigentlich nur darum sich mit seiner Gruppe zu treffen und den Roboter zu entwickeln. Dafür bekommt man auch ein recht üppiges Budget (ca. 500 pro Team) zur Verfügung gestellt. Vieles läuft anders als erwartet und man muss viele Rückschläge in diesem Kurs hinnehmen. Trotzdem war das der Kurs in den ich mit Abstand die Seite: 5/6

6 meiste Zeit gesteckt habe und auch am aller meisten gelernt habe. Ich denke ich würde den Kurs noch einmal machen. Terrasse von der Unibibliothek Fazit Insgesamt war mein Auslandssemester in Seoul einer der besten und wichtigsten Erfahrungen in meinem Studium. Ich habe viel in den Fächern dort gelernt und es ist interessant zu sehen wie die Uni in anderen Ländern abläuft. Zusätzlich habe ich auch viel Spaß gehabt und viele neue Leute aus aller Welt kennengelernt, was wahrscheinlich die wichtigste Erfahrung am Ganzen ist. Nicht zuletzt ist die koreanische Kultur sehr faszinierend und durch ein Auslandssemester hat man die einzigartige Gelegenheit diese mal so richtig kennen zu lernen. Von daher würde ich jedem, der mal über das gewohnte Leben in Europa hinaus schauen möchte, einen Auslandsaufenthalt in Seoul an der SNU empfehlen! Falls es noch Fragen gibt, könnt ihr mich auch gerne jederzeit unter der oben genannten Adresse kontaktieren. Seite: 6/6