Niederländische Forschungsgruppe besuchte die Kulturlandschaft des Wattenmeeres

Größe: px

Ab Seite anzeigen:

Download "Niederländische Forschungsgruppe besuchte die Kulturlandschaft des Wattenmeeres"

Victor Engel
vor 6 Jahren
Abrufe

Dr. Dirk Meier Nordstrander Str. 3 D 25764 Wesselburen www.kuestenarchaeologie.de coastal-archaeology Arbeitsgruppe Küstenarchäologie Dr. habil. Dirk Meier Nordstrander Str. 3 D 25764 Wesselburen Telefon: ++49-4833-3867 Email: Dr.

April 2012 Presseinformation Niederländische Forschungsgruppe besuchte die Kulturlandschaft des Wattenmeeres Eine niederländische Forschungsgruppe von Archäologen, Geologen, Historikern und

1 Dr. Dirk Meier Nordstrander Str. 3 D Wesselburen coastal-archaeology Arbeitsgruppe Küstenarchäologie Dr. habil. Dirk Meier Nordstrander Str. 3 D Wesselburen Telefon: Dr.Dirk.Meier@t-online.de Internet: April 2012 Presseinformation Niederländische Forschungsgruppe besuchte die Kulturlandschaft des Wattenmeeres Eine niederländische Forschungsgruppe von Archäologen, Geologen, Historikern und Interessierten der Stiftung Versunkene Geschichte (Stichting Verdronken Geschiedenis), zu der Dr. Dirk Meier, Leiter der Arbeitsgruppe Küstenarchäologie ( seit vielen Jahren einen engen Kontakt unterhält, besuchte am 14. April das Wattenmeer und die Halbinsel Eiderstedt. Darunter war auch der niederländische Archäologe Dr. Egge Knol vom Groninger Museum. Ziel der Stiftung ist die internationale Erforschung der Kulturlandschaft des Weltnaturerbe Wattenmeeres. Erste Station auf der Insel Nordstrand war das Inselmuseum, wo man sich insbesondere mit dem Untergang von Rungholt und den Funden von Andreas Busch beschäftigte. Hier führte Wolf Dieter Dey. Wolf Dieter Dey erläutert das Inselmuseum Nordstrand. Foto: Dirk Meier 1

2 Der Inseldom wurde 1662 als Pfarrkirche für katholische Deichbauer und Kolonisten aus Holland erbaut. Wie Pfarrer Georg Reinders erläuterte, kamen 20 Jahre nach der verheerenden Flut niederländische, katholische Deichbauer nach Nordstrand, um die Insel wieder einzudeichen. Obwohl die Bewohner der Insel evangelisch-lutherisch waren, erhielten die Holländer jedoch für ihren Glauben Religionsfreiheit und bauten ihre eigene Kirche. Grabplatten mit Inschriften, die älteste aus dem Jahr 1663, erinnern an diese Zeit. Sie ist heute Pfarrkirche der Altkatholischen Kirche, der ältesten altkatholischen Gemeinde in Deutschland. Diese umfasst eine Gemeinschaft selbstständiger katholischer Kirchen, die in der Utrechter Union zusammengeschlossen sind. Die 1870 entstandene altkatholische Kirche lehnt die Unfehlbarkeit des Papstes und seine Befehlsgewalt über alle Christen ab. Der Nordstrander Insel Dom. Foto: Dirk Meier Von dort führte die Exkursion zur St. Vinzenz Kirche, die neben den beiden Kirchen auf Pellworm, die einzige von den ehemaligen 22 Kirchen ist, welche die Katastrophenflut von 1634 überstanden. Sehenswert sind hier u.a. ein spätgotischer, dreiflügeliger Schnitzaltar mit einer Kreuzigungsszene. Im Watt vor Hersbüll erläuterten Robert Brauer und Dr. Dirk Meier den Untergang der Insel Strand und den hier in Resten noch im Watt erhaltenen Stackdeich, den 1634 die Burchardiflut zerstörte. Das Gebiet war nach 1362 wieder bedeicht worden, Stackdeiche wurden in Nordfriesland jedoch nicht vor dem 16. Jahrhundert errichtet. Deren Bau belegt, dass hier seinerzeit kein Vorland mehr existierte, so dass Brüche leicht eintreten konnten vernichtete das Meer hier 11 Häuser, wobei 30 Einwohner ertranken. Die vermutete Ortslage der Kirche dokumentieren im Watt Klosterformatsteine. Von Hersbüll aus hat man einen schönen Blick auf die 1634/1717 untergegangene Lundenbergharde. 2

Eiderstedt, die von Dr. Meier archäologisch auf der Basis einer unter seiner Leitung erstellten siedlungshistorischen Landesaufnahme untersucht wurden. Diese Region so Dr.

3 Robert Brauer (rechts) bei seiner Wattführung. Links: Dr. Siemers, Nordseemuseum Husum, und Dr. Egge Knol, Groniger Museum. Foto: Dirk Meier. Rekonstruktion des Hersbüller Stackdeiches aus dem Buch von Dirk Meier, Naturgewalten im Weltnaturerbe Wattenmeer Die Exkursion ging dann weiter zu mittelalterlichen Warften und Deichen im nördlichen Eiderstedt, die von Dr. Meier archäologisch auf der Basis einer unter seiner Leitung erstellten siedlungshistorischen Landesaufnahme untersucht wurden. Diese Region so Dr. Meier bietet ein gutes Vergleichsbeispiel für die 1362 untergegangene Edomsharde. Die Route führte hier zu den im 12. Jahrhundert entstandenen Großwarften von Osterhever, Schockenbüll im Marschkoog und Helmfleeth, weiter ging es dann nach Westerhever zur Warft Sieversbüll, wo der Tag mit einem Blick auf das nordfriesische Wattenmeer ausklang. 3

Eiderstedt um 1500 mit Warften und Kögen. Im Nordwesten erkennt man die kleinteilige Landschaft der vielen ringförmigen Deich, in der Mitte die im späten Mittelalter eingebrochene Offenbüller Bucht.

4 Eiderstedt um 1500 mit Warften und Kögen. Im Nordwesten erkennt man die kleinteilige Landschaft der vielen ringförmigen Deich, in der Mitte die im späten Mittelalter eingebrochene Offenbüller Bucht. Im Nordosten lag noch die Lundernbergharde, die im späten Mittelalter noch bis Nordstrand reichte. Grafik aus dem Buch von Dirk Meier, Naturgewalten im Weltnaturerbe Wattenmeer. Den Abschluss der Exkursion bildete am ein Besuch im NordseeMuseum. Der Archäologe Dr. Siemers erläuterte der Gruppe die Dauerausstellung zur untergegangenen Handelssiedlung Rungholt sowie der Entwicklung des Deichbaus. Auch die Entstehungsgeschichte des Museums um Stifter Ludwig Nissen sowie die bis in die 1970er Jahre am Museum beheimatete Forschungsstelle Wattenmeer unter der Leitung des Wattforschungs-Pioniers Dr. Wohlenberg wurden gewürdigt. Im Magazin des Museums bestand dann die Möglichkeit, aktuelle Forschungsfragen an den Sammlungsobjekten des Museums zu diskutieren. Die Museums-Kollegen aus den Niederlanden und Niedersachsen interessierten sich insbesondere für die mittelalterlichen Bronzekochtöpfe sowie die neuzeitlichen Steingut-Geschirre. Diese erhellen den deutsch-dänisch-englischniederländischen Handel über die Nordsee in besonderer Weise. 4

5 Die Kontakte werden fortgeführt, so wird Dr. Meier im August auf der internationalen Tagung der Waddenacademie in Leeuwarden über die Kulturspuren im nordfriesischen Wattenmeer und den Untergang der Insel Strand referieren. Hingewiesen sei auch auf die Nordstrander Rungholttage vom August unter Leitung von Robert Brauer, Ralf Betzgen, Cornelia Mertens und Dr. Dirk Meier mit einem interessanten Veranstaltungsprogramm und einer Exkursion, die nach Süderoog führt. Als neuer Exkursionsführer mit 232 Seiten und über 200 Farbabbildungen und Karten in die faszinierende Landschaftsgeschichte des Weltnaturerbe Wattenmeeres von den Niederlanden bis nach Dänemark sei das neue Buch von Dr. Dirk Meier empfohlen, das im April beim Boyens-Verlag in Heide mit dem Titel Naturgewalten im Weltnaturerbe Wattenmeer erscheint und sich auch ausführlich mit den Kulturspuren im nordfriesischen Wattenmeer und der Insel Alt-Nordstrand beschäftigt. Dirk Meier 5

6 6

Ähnliche Dokumente

Sie sind geflüchtet, und Sie leben jetzt in Deutschland. Nordfriesland ist ein besonderes Stück Deutschland.

Sie sind geflüchtet, und Sie leben jetzt in Deutschland. Nordfriesland ist ein besonderes Stück Deutschland. Deutsch - 1 Nordfriesland ist eine Region und auch ein Verwaltungskreis, der auf der Deutschland-Karte