Radio D Folge 48. Manuskript des Radiosprachkurses von Herrad Meese. Erkennungsmelodie des RSK

Transkript

1 Manuskript des Radiosprachkurses von Herrad Meese Radio D Folge 48 Erkennungsmelodie des RSK Titelmusik Radio D 0 16 (mit unterlegter Titelmusik) Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer Willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zu Folge 48 des Radiosprachkurses Radio D. In der letzten Sendung haben Sie erfahren, dass Deutschland einundvierzig Jahre lang geteilt war. Nun, mehr als 15 Jahre nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten, möchte wissen, ob es möglicherweise noch gegenseitige Vorurteile VORURTEILE bei West- und Ostdeutschen gibt. Dazu hat sie zu einer Diskussionsrunde bei Radio D eingeladen. Philipp (mit unterlegter Titelmusik) Willkommen... (mit unterlegter Titelmusik)... bei Radio D. Philipp (mit unterlegter Titelmusik) Radio D Diskussion. stellt zunächst die Diskussionsteilnehmer vor. Was erfahren Sie über sie? Szene 1: Vorstellung 1 15 Diskussionsrunde in der Redaktion, ruhige, geräuscharme Studioatmosphäre: Zwei Studiogäste Frau Hempel, eine Psychologin aus Hannover, weich im Ton; Herr

2 Faller, Wirtschaftsexperte aus München, feste, klare Stimme; und telefonisch zugeschaltet Herr Kunz, 27, aus Jena Meine Dame, meine Herren herzlichen Dank, dass Sie bei Radio D mitdiskutieren. Zunächst begrüße ich hier im Studio Frau Dr. Hempel. Sie ist Psychologin und praktiziert in Hannover. Frau Hempel Schönen guten Tag. Unser zweiter Studiogast ist. Er ist Wirtschaftsexperte und kommt aus München. Grüß Gott. Und telefonisch zugeschaltet ist Herr Kunz. Er ist 27 Jahre alt, kommt aus den neuen Bundesländern aus Jena. Er lebt und arbeitet jetzt als Automechaniker in Stuttgart. Guten Tag. 40 Jahre lang lebten Ost- und Westdeutsche in total unterschiedlichen Staatssystemen. Ihre Lebenserfahrungen sind sehr verschieden. Wie wir alle wissen, ist die Mauer weg. Aber gibt es vielleicht noch Vorurteile? Das wollen wir heute diskutieren. Ich bitte Sie zunächst um eine kurze Antwort. Herr Kunz welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Ich persönlich... habe keine negativen Erfahrungen gemacht. nach persönlich runterfahren; unverständlich, Knacken in der Leitung Hallo? Hören Sie mich? Besetztzeichen 2 00

3 Da scheint es ein technisches Problem zu geben so können wir die Vorstellung der Diskussionsteilnehmer noch einmal hören. Im Studio begrüßt zunächst Frau Hempel, eine Psychologin PSYCHOLOGIN, die in der norddeutschen Stadt Hannover praktiziert. Zunächst begrüße ich hier im Studio Frau Dr. Hempel. Sie ist Psychologin und praktiziert in Hannover. Der zweite Studiogast ist, ein Wirtschaftsexperte WIRTSCHAFTSEXPERTE aus München. Unser zweiter Studiogast ist. Er ist Wirtschaftsexperte und kommt aus München. Telefonisch zugeschaltet ist Herr Kunz, 27 Jahre alt. Er kommt aus Jena, einer Stadt in den neuen BUNDESLÄNDERN. Und telefonisch zugeschaltet ist Herr Kunz. Er ist 27 Jahre alt, kommt aus den neuen Bundesländern aus Jena. Er arbeitet jetzt als Automechaniker AUTOMECHANIKER in Stuttgart. Er lebt und arbeitet jetzt als Automechaniker in Stuttgart. leitet die Diskussion ein: Ost- und Westdeutsche, so hält sie fest, lebten 40 Jahre lang in unterschiedlichen Staatssystemen STAATSSYSTEMEN und haben in ihrem Leben natürlich verschiedene Erfahrungen ERFAHRUNGEN gemacht. 40 Jahre lang lebten Ost- und Westdeutsche in total unterschiedlichen Staatssystemen. Ihre Lebenserfahrungen sind sehr verschieden.

4 fragt dann, ob es nach dem Fall der Mauer möglicherweise noch Vorurteile gibt. Sie bittet alle um eine kurze Antwort und fragt zunächst Herrn Kunz nach seinen Erfahrungen. Wie wir alle wissen, ist die Mauer weg. Aber gibt es vielleicht noch Vorurteile? Das wollen wir heute diskutieren. Ich bitte Sie zunächst um eine kurze Antwort. Herr Kunz welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Sie können nun die Antworten hören: Welche Aspekte werden angesprochen? Philipp (mit unterlegter Titelmusik) Radio D Diskussion. Szene 2: Diskussion 1 35 Atmo wie in Szene 1, anfangs noch Stimmengemurmel So, prima, jetzt klappt die Verbindung wieder. Sie, Herr Kunz, kommen ja aus den neuen Bundesländern. Und meine Frage an Sie war: Gibt es noch Vorurteile unter den West- und Ostdeutschen? Was ist Ihre Erfahrung? Im persönlichen Kontakt merke ich nichts davon. Das heißt nicht unbedingt, dass es sie nicht mehr gibt. Aber das Wichtigste ist doch: Die Mauer ist weg und ganz Deutschland hat jetzt eine Demokratie. Frau Hempel Wir alle wissen: Vorurteile bringen uns nicht weiter. Aber wir sollten nicht vergessen: Für die Ostdeutschen hat sich alles geändert und zwar über Nacht! Plötzlich war ihr Alltag, ihr ganzes Leben anders.

5 (schnell, Frau Hempel fast ins Wort fallend) Das ist ja alles gut und schön. Aber eigentlich geht es doch ums Geld: Die einen denken, sie würden zu kurz kommen, die anderen denken, sie würden zu viele Subventionen bezahlen. Fakt ist doch, dass schon in der DDR die Industrie ineffizient war; Fakt ist doch, dass die Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern doppelt so hoch ist. Deshalb gehen viele von uns weg. Nur in den neuen Bundesländern finden wir Arbeit eventuell... Leider müssen wir zum Schluss kommen. Da hätte ich gerne eine positive Perspektive Herr Kunz erzählt, dass er im persönlichen Kontakt nichts von Vorurteilen merkt was jedoch nicht unbedingt bedeutet, dass es sie nicht mehr gibt. Herr Kunz (p. Telefon) Im persönlichen Kontakt merke ich nichts davon. Das heißt nicht unbedingt, dass es sie nicht mehr gibt. Wichtiger ist für ihn, dass die Mauer weg ist und dass ganz Deutschland jetzt eine Demokratie DEMOKRATIE hat. Herr Kunz (p. Telefon) Aber das Wichtigste ist doch: Die Mauer ist weg und ganz Deutschland hat jetzt eine Demokratie. Frau Hempel Wir alle wissen: Vorurteile bringen uns nicht weiter. Die Psychologin konstatiert, dass Vorurteile keine Lösung sind: sie bringen nicht weiter.

6 Sie betont, dass sich nur für die Ostdeutschen OSTDEUTSCHEN alles geändert hat: Über Nacht hat sich ihr Alltag ALLTAG, ja ihr ganzes Leben geändert. Frau Hempel Für die Ostdeutschen hat sich alles geändert und zwar über Nacht! Plötzlich war ihr Alltag, ihr ganzes Leben anders. Der Wirtschaftexperte meint, es gehe vor allem ums Geld GELD. Aber eigentlich geht es doch ums Geld. Er spricht zwei Perspektiven an: Die einen gemeint sind die Ostdeutschen denken, sie wären benachteiligt, sie würden zu kurz kommen. Die einen denken, sie würden zu kurz kommen. Die anderen gemeint sind die Westdeutschen denken, sie würden zu viele Subventionen SUBVENTIONEN für die neuen Bundesländer zahlen. Die anderen denken, sie würden zu viele Subventionen bezahlen. Den Grund für die Subventionen sieht der Wirtschaftsexperte darin, dass schon in der DDR die Industrie INDUSTRIE ineffizient war. Fakt ist doch, dass schon in der DDR die Industrie ineffizient war; Es ist eine Tatsache der Wirtschaftsexperte spricht von FAKT, dass die Arbeitslosigkeit ARBEITSLOSIGKEIT in den neuen Bundesländern doppelt so hoch wie den alten Bundesländern [Bundesrepublik Deutschland] ist.

7 Fakt ist doch, dass die Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern doppelt so hoch ist. Einspielung aus Sz. 2 Deshalb gehen viele von uns weg. Nur in den neuen Bundesländern finden wir Arbeit eventuell... Einspielung aus Sz. 2 Leider müssen wir zum Schluss kommen. Da hätte ich gerne eine positive Perspektive... Einspielung Philipp (mit unterlegter Titelmusik) Radio D... Aus diesem Grund gehen viele Menschen weg. Sie hoffen, in den neuen Bundesländern Arbeit zu finden. Da die Zeit für die Sendung vorbei ist, muss die Runde zum Schluss SCHLUSS kommen. Da hätte gern eine positive Perspektive. Und die gibt es durchaus, wie Sie nun hören können. Achten Sie darauf, welche Perspektiven für die Zukunft ZUKUNFT genannt werden.... Diskussion. Szene 3: Schluss der Diskussion 0 40 Atmo wie in Szene 1, am Anfang noch Stimmengemurmel Ganz kurz zum Schluss: Was wäre eine positive Perspektive für Ost- und Westdeutsche?

8 Frau Hempel Wir alle müssten uns gegenseitig mehr fragen und von unseren unterschiedlichen Erfahrungen erzählen. Wir müssen uns noch besser kennen lernen. Vergangenheit ist Vergangenheit. Wir sollten in die Zukunft sehen. In eine europäische Zukunft. Eine europäische Zukunft das ist ein gutes Schlusswort. Ich danke Ihnen vielmals für das Gespräch. Gemurmel zum Ausklang 0 45 Die Psychologin hält es für wichtig, dass Westund Ostdeutsche sich gegenseitig mehr Fragen stellen und von ihren jeweiligen unterschiedlichen Erfahrungen erzählen. Frau Hempel Wir alle müssten uns gegenseitig mehr fragen und von unseren unterschiedlichen Erfahrungen erzählen.. Einspielung aus Sz. 3 Vergangenheit ist Vergangenheit. Wir sollten in die Zukunft sehen. Einspielung aus Sz. 3 In eine europäische Zukunft. Der Wirtschaftsexperte will die Vergangenheit VERGANGENHEIT vergessen und ermuntert, in die Zukunft zu sehen. Und die, so Herr Kunz, ist europäisch EUROPÄISCH. [Anspielung auf die EU = europäische Union: Die Länder Europas wachsen immer mehr zusammen.]

9 Wir richten den Blick in die Gegenwart und in der kommt unser Professor. Musik Gespräch über Sprache 0 15 Und nun kommt unser Professor. Philipp (mit unterlegter Titelmusik) Radio D... (mit unterlegter Musik Gespräch über Sprache )... Gespräch über Sprache. Professor 1 45 möchte nach der Diskussion eine positive Perspektive aufzeigen. Um diese Bitte besonders höflich zu formulieren, verwendet den Konjunktiv II. Sprecherin Ich hätte gern eine positive Perspektive. Die Konjunktiv II-Form des Verbs wird vom Präteritum abgeleitet. Das Präteritum des Verbs HABEN lautet ICH HATTE, der Konjunktiv lautet ICH HÄTTE. Sprecher ich hatte ich hätte Das Präteritum des Verbs SEIN lautet DAS WAR, der Konjunktiv II lautet DAS WÄRE. Sprecher das war das wäre Professor fragt die Diskussionsteilnehmer, was für sie eine positive Perspektive für Ost- und Westdeutsche wäre. Sprecherin

10 Was wäre eine positive Perspektive für Ost- und Westdeutsche? Dazu machen die Diskussionsteilnehmer Vorschläge; sie verwenden Modalverben im Konjunktiv II. Sprecherin Wir sollten in die Zukunft sehen. Wir müssten mehr fragen. Professor Die meisten Verben bilden den Konjunktiv II mit dem Verbstamm WÜRD_ von dem Verb werden WERDEN und dem Infinitiv des Verbs. Sprecherin Die einen denken, sie würden zu viel bezahlen. Da gibt der Wirtschaftexperte die Meinung von anderen wieder. Einspielung (der beiden Neuaufnahmen nach Sz. 2) Die einen denken, sie würden zu kurz kommen. Professor Genau aber er distanziert sich etwas von deren Meinung, er zitiert sie und verwendet deshalb den Konjunktiv II. Die anderen denken, sie würden zu viele Subventionen bezahlen. Ja, das wäre es für heute. Vielen Dank, Herr Professor. Wiederholungsmelodie Ja, das wäre es für heute. Vielen Dank, Herr Professor. Und Sie liebe Hörerinnen und Hörer, können die Szenen noch einmal hören. stellt die Teilnehmer der Diskussion vor.

11 Wiederholung Szene 1: Vorstellung Wiederholung Szene 2: Diskussion Wiederholung Szene 3: Schluss der Diskussion Verschiedene Aspekte werden diskutiert. Die Teilnehmer blicken in die Zukunft. Ausklangsmusik Radio D 0 24 (mit unterlegter Musik) Bis zum nächsten Mal, liebe Hörerinnen und Hörer. In der nächsten Sendung zeigt den Mitarbeitern von Radio D einen außergewöhnlichen Platz in Berlin. Philipp (mit unterlegter Musik) Und tschüss.