INVESTITIONSKLIMA UND -RISIKEN KATAR
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- Nicole Raske
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1 INVESTITIONSKLIMA UND -RISIKEN KATAR
2 Katar (August 2013) Öl, Gas und Petrochemie mit vielen Joint Ventures / Ausländisches Engagement soll diversifiziert werden Dubai/ Doha (gtai) - Katar verfügt mit seinen 1,9 Millionen Einwohnern über das weltweit höchste Pro- Kopf-Einkommen. Das Land beeindruckte viele Jahre mit zweistelligen realen Wachstumsraten, die vor allem durch den Ausbau des Gassektors möglich wurden. Seit 2012 sind es nur noch einstellige Zuwächse. Ausländische Direktinvestitionen bleiben ein Kernelement der katarischen Entwicklungsstrategie. Das Auslandskapital konzentriert sich in den Bereichen Öl, Gas und Petrochemie. Investitionsklima Katars Wirtschaft soll stärker diversifiziert werden. Das bisherige, vor allem auf der Entwicklung der Gasindustrie basierende Wirtschaftsmodell bietet zumindest in den nächsten Jahren nur bescheidene Wachstumsperspektiven. Katar besitzt nach Russland und Iran die weltweit drittgrößten Gasreserven und ist zum führenden Exporteur von verflüssigtem Erdgas (Liquefied Natural Gas / LNG) aufgestiegen. Bei einer Kapazität von 77 Mio. t/jahr ist die Expansion 2011 zu einem vorläufigen Halt gekommen. Das 18 Mrd. US$ teure Shell Pearl Gas to Liquids Project wurde 2012 fertiggestellt. Zwischen 2007 und 2011 legte das Bruttoinlandsprodukte (BIP) real um durchschnittlich 15,5 % zu, für 2011 wurden 13,0% gemeldet. Die Prognosen für 2013 schwanken um 5% und für die nächsten fünf Jahre werden Zuwächse zwischen 5 und 6% erwartet. WEF-Länderrating 2012/2013 (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 144 Ländern) Kriterien Katar Vereinigte Deutschland Arabische Emirate Gesamtrang Institutionen (bewertet unter anderem Eigentumsrechte, Unabhängigkeit der Justiz, Intensität der Auditierung) 2 Infrastruktur Makroökonomisches Umfeld Gesundheit und Grundschule Höhere Bildung und Ausbildung Effizienz der Gütermärkte (bewertet unter anderem benötigte Zeit für die Unternehmensgründung, Wettbewerbsintensität, Besteuerung, Zollvorschriften) 7 Effizienz des Arbeitsmarkts Germany Trade & Invest 1
3 Katar (August 2013) WEF-Länderrating 2012/2013 (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 144 Ländern) (Forts.) Kriterien Katar Vereinigte Deutschland Arabische Emirate 8 Entwicklung des Finanzmarkts (bewertet unter anderem Beschränkungen der Kapitalströme) 9 Technologische Reife Marktgröße Qualität des Geschäftsumfeld Innovation Quelle: World Economic Forum (WEF), Global Competitiveness Report Bislang sind ausländische Direktinvestitionen im Wesentlichen bei Großprojekten, die mit staatlicher Beteiligung realisiert werden, zu finden. Die Wirtschaftsplaner wollen aber jetzt den privaten SME-Sektor (Small and Medium Enterprises) zum zentralen Wachstumsmotor entwickeln. Ausländische Investoren sollen hier eine wichtige Rolle spielen. Ferner will Katar den Großteil seiner Infrastrukturprojekte mit ausländischer Kapitalbeteiligung realisieren. Die Vorhaben sollen überwiegend bis zur 2022 in Katar stattfindenden Fußballweltmeisterschaft fertig werden. Das Investitionsgesetz aus dem Jahre 2000 (Investment Law 13/2000) ging von einer ausländischen Minderheitsbeteiligung aus, wurde mehrfach ergänzt und liberalisiert. Jetzt können ausländische Mehrheitsbeteiligungen (bis zu 100%) unter anderem in den Bereichen verarbeitende Industrie, Landwirtschaft, Energie, Gesundheit, Tourismus, Erziehung und in verschiedenen anderen Dienstleistungssparten genehmigt werden. In Sonderwirtschafts- und Freihandelszonen können ausländische Unternehmen ohne lokale Beteiligung operieren. Zudem werden dort Steuer- und Zollvergünstigungen gewährt. Firmen aus dem Finanzsektor können sich im Qatar Financial Center ansiedeln. Unternehmen, die in Katar auch forschen und entwickeln wollen, wird der Qatar Science and Technology Park angeboten. Im August 2013 wurden von der staatlichen Economic Zones Company Aufträge zur Planung von zwei neuen Wirtschaftszonen vergeben. Westlich des neuen Hamad International Airport sollen in der 4 qkm großen Zone 1 vor allem Logistikfirmen, Unternehmen der Luftfahrtindustrie sowie Hersteller aus den Sektoren Maschinenbau, Elektronik, Pharma und Lebensmittel angesiedelt werden. Die Zone 1 soll Ende 2016 fertig sein. Zone 3 (34 qkm) am im Bau befindlichen neuen Mega- Hafen, die 2017 eröffnen soll, zielt vor allem auf SMEs aus dem verarbeitenden Gewerbe. Eine weitere, 12 qkm große Wirtschaftszone (Zone 2) ist in der Nähe des bestehenden Industriegebiets von Doha geplant. Allerdings scheint dieses Projekt derzeit keine besondere Priorität zu haben. Das Investment Promotion Department des Ministry of Business and Trade bietet sich als One- Stop-Shop für ausländische Investoren an. Allerdings sind je nach Wirtschaftszweig Genehmigungen anderer Stellen einzuholen. Zur Abwicklung von Regierungsaufträgen können ausländische Firmen auch eine Sondergenehmigung für den Betrieb einer unselbstständigen Zweigniederlassung beantragen. Firmenrepräsentanzen ohne das Recht selbst wirtschaftliche Aktivitäten auszuüben sind ebenfalls möglich. 2 Investitionsklima und -risiken
4 Stand und Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen Nach offiziellen Angaben hat sich der Gesamtbestand ausländischer Direktinvestitionen zwischen 2008 und 2012 um 73% auf 30,8 Mrd. US$ erhöht. Katar liegt damit unter den GCC-Ländern (Gulf Cooperation Council) im Mittelfeld, deutlich hinter Saudi-Arabien (2012: 199,0 Mrd. US$) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (95,0 Mrd. US$), aber weit vor Oman (17,2 Mrd. US$), Bahrain (16,8 Mrd. US$) und Kuwait (12,8 Mrd. US$). Katar liefert keine regelmäßigen Daten über die Struktur ausländischer Direktinvestitionen. Detailliertere Informationen hat die staatliche Statistikbehörde erstmalig 2010 für die Jahre 2008 und 2009 erhoben. Die Ergebnisse wurden erst 2012 veröffentlicht. Im Frühjahr 2013 erfolgte die zweite statistische Erhebung (für 2010 bis 2012). Wann deren Resultate verfügbar sein werden, ist nicht bekannt. Seit 2009 gab es aber keinen grundlegenden Trendwechsel. Katar: Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen (in Mio. US$) Kumulierter Bestand Nettotransfers Quellen: Qatar Statistics Authority, United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) Etwa die Hälfte der ausländischen Direktinvestitionen entfällt demnach auf die Exploration und Förderung von Öl und Gas. Der Statistikbehörde zufolge waren es 2009 rund 51% beziehungsweise 13,1 Mrd. US$ (Bestandsdaten). Daran hatten US-Firmen einen Anteil von 4,5 Mrd. US$, gefolgt von den Niederlanden (3,6 Mrd. US$), Großbritannien (2,4 Mrd. US$) und Japan (1,2 Mrd. US$). Wichtige Investoren sind unter anderem ExxonMobil, Royal Dutch Shell oder Occidental Petroleum. Deutsche Direktinvestitionen im Öl- und Gassektor weist die Statistik nicht aus. Die deutsche BASF- Tochter Wintershall ist aber seit langem in Katar aktiv. Derzeit operiert Wintershall in zwei Explorationsfeldern, in den Blöcken 3 (Explorationslizenz seit 2007) und 4N (seit 2008). Für Block 4N hat Winterschall eine 100%ige Beteiligung an der Betriebsführerschaft, in Block 3 sind es 40% und in Block 11 waren es 41%. Katar: Bestand ausländischer Direktinvestitionen nach Herkunftsländern 2008 und 2009 (in Mio. US$, Anteile in %) *) 2008 Anteile 2009 Anteile Insgesamt , ,0 USA , ,4 Niederlande , ,1 Großbritannien , ,3 Vereinigte Arabische Emirate , ,8 Japan , ,0 Germany Trade & Invest 3
5 Katar (August 2013) (Forts.) Katar: Bestand ausländischer Direktinvestitionen nach Herkunftsländern 2008 und 2009 (in Mio. US$, Anteile in %) *) 2008 Anteile 2009 Anteile Korea (Rep.) 916 5, ,6 Saudi-Arabien 33 0, ,9 Kuwait 325 1, ,2 Frankreich 655 3, ,1 Sonstige Länder , ,6 *) die Daten wurden 2010 von der nationalen Statistikbehörde erhoben und 2012 veröffentlicht Quelle: Qatar Statistics Authority Neben der Öl- und Gasförderung ist der 2010 vorerst abgeschlossene Ausbau des LNG-Sektors ein Hauptfeld ausländischer Direktinvestitionen. Die Kapazitäten von 77 Mio. t/jahr, verteilen sich auf Qatargas (41 Mio. t) und Rasgas (36 Mio. t). Die 1984 gegründete staatliche Qatargas hat vier Ausbauphasen mit ausländischen Partnern realisiert. Rasgas ist ein Joint Venture von Qatar Petroleum (70%) und ExxonMobil (30%). Katars verarbeitende Industrie wird dominiert von der Petrochemie und der Metallindustrie. An nahezu allen Großunternehmen dieser Sektoren sind ausländische Firmen beteiligt. Für 2009 wird der Bestand ausländischer Direktinvestitionen im verarbeitenden Gewerbe mit 6,7 Mrd. US$ angegeben. Nach den Niederlanden (4,1 Mrd. US$) und den USA (2,3 Mrd. US$) lag Deutschland mit 0,1 Mrd. US$ auf der 3. Position in diesem Sektor. Das erste Stahlwerk des Landes, die Qatar Steel Company (QASCO), wurde 1974 als Joint Venture mit zwei japanischen Unternehmen gegründet (Kobe Steel 20% und Tokyo Boeki 10%). Seit 1997 ist QASCO allerdings rein staatlich. Qatar Aluminium (Qatalum), ein 50/50 Joint Venture aus Qatar Petroleum und der norwegischen Norsk Hydro, ging 2009 mit einer Jahreskapazität von 0,6 Mio. t in Betrieb; eine Verdoppelung auf 1,2 Mio. t ist in der Diskussion. Katar: Deutsche Direktinvestitionen *) Kumulierter Bestand (in Mio. Euro) Nettotransfer (in Mio. Euro) *) unmittelbare und mittelbare deutsche Direktinvestitionen Quelle: Deutsche Bundesbank (April 2013) Bei der Entwicklung einer Solarindustrie kooperiert Katar mit der deutschen SolarWorld AG. Solar- World ist mit 29% an der 2010 gegründeten Qatar Solar Technologies (QSTec) beteiligt, gemeinsam mit zwei staatlichen Partnern: Qatar Solar (eine Tochter der Qatar Foundation) hält 70%, die Qatar Development Bank 1%. QSTec will 1 Mrd. US$ in die erste Produktionsstätte für hochreines Polysilizium auf der Arabischen Halbinsel investieren. Der Bauauftrag ging 2011 an die indische Punj Lloyd, Teile der Ausrüstung kommen von der deutschen Centrotherm Photovoltaics (Blaubeuren). Das Werk in der Ras Laffan Industrial City dürfte 2014 in Betrieb gehen. 4 Investitionsklima und -risiken
6 Der Telekommunikationssektor hat seit 2009 durch die Zulassung eines zweiten Anbieters an Dynamik gewonnen. An dem neuen Wettbewerber, Vodafone Qatar, hat Vodafone einen Anteil von 23%, die Qatar Foundation hält 22%, die weiteren 55% sind Streubesitz. Beim Ausbau des Strom- und Wassersektors setzt Katar seit langem auf ausländisches Engagement. Die Independent Water and Power Projects (IWPP) Ras Laffan A, B und C wurden seit 2004 realisiert. An den Betreibergesellschaften ist jeweils die staatlich kontrollierte Qatar Electricity and Water Company (QEWC) beteiligt. Am seit 2011 operierenden Ras Lafan C sind neben der QEWC (45%) Qatar Petroleum (15%), GDF Suez (20%), Mitsui & Co. (10%), Chubu Electric Power (5%) und Shikoku Electric Power (5%) beteiligt. Zwei weitere IWPP sind geplant (IWPP Mesaieed und Ras Laffan D; jeweils MW). Im Entsorgungssektor läuft das neue Domestic Solid Waste Management Center (DSWMC) in Mesaieed unter ausländischer Regie. Es wurde von Keppel Seghers gebaut und im Rahmen eines 20-Jahresvertrages auch von dem Unternehmen aus Singapur betrieben. Die Waste-to-Energy- Anlage läuft nach Angaben von Keppel Seghers schon mit voller Leistung. Eine Erweiterung oder ein zweites Entsorgungszentrum erscheine sinnvoll, so ein Firmenvertreter. Kontaktanschriften: Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft Katar Global Business Centre II, 2nd Floor Corniche Road, opposite of Airport Arrival Terminal P.O. Box Doha - Qatar Tel.: 00974/ Fax.: 00974/ info@ahkqatar.com Internet: Ministry of Business and Trade Investment Promotion Department P.O. Box Doha - Qatar Tel.: 00974/ Fax: 00974/ ipd@mbt.gov.qa Internet: (R.E.) Germany Trade & Invest 5
7 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Robert Espey, Dubai Redaktion: Peter Schmitz, Tel.: +49 (0)228/ , Ansprechpartner: Ulrich Binkert, Tel.: +49 (0)228/ , Redaktionsschluss: August 2013 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
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