Mission EineWelt (Weltwärts) zweiter Rundbrief Jakob Procher. Weihnachtsedition
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- Irmgard Bieber
- vor 8 Jahren
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1 Mission EineWelt (Weltwärts) zweiter Rundbrief Jakob Procher Weihnachtsedition Meine lieben Freunde und Verwandte: Das neue Jahr hat schon wieder begonnen und wir sind alle ganz gespannt was wir in der kommenden Zeit erleben werden. Hiermit wünsche ich auch jedem ein frohes Neues Jahr und hoffe, dass jeder ein paar entspannte Tage verbringen konnte. Nicht nur in Deutschland wird Weihnachten gefeiert, sondern auch in dem kleinen chinesischen Städtchen Jiuquan gab es ordentlich zu feiern und von genau dieser Zeit will ich nun ein wenig berichten. Weihnachten und Weihnachtsstimmung: Die Weihnachtszeit ist die schlimmste Zeit! Nun merkt man wirklich wie einem seine Familie fehlt und wird immer nachdenklicher je näher das große Fest rückt, da jeder einzelne von uns schon mit Bestimmtheit weiß: Es ist einfach nicht das Selbe! In Jiuquan und Umgebung wohnen insgesamt zwölf Freiwillige und in genau dieser schweren Zeit sind wir uns noch näher gekommen, als wir es schon waren. Falls einmal das Heimweh zu stark wurde, gab es immer jemand mit dem man über alles reden konnte (Hier muss ich mal sagen, dass ich jeden von euch ziemlich vermisse!). Weihnachten in China ist ganz anders! Jeder weiß, dass Weihnachten ist, Läden verkaufen kitschigen Weihnachtsschmuck (Plastikweihnachtsbäume, Weihnachtsmänner und ganz viel Glitzerschmuck), aber man muss dazu sagen, dass die eigentliche Bedeutung von Weihnachten ziemlich weit in den Hintergrund getreten ist. In erster Linie ist Weihnachten hier ein westliches Mittel, das als Werbung dienen soll um das eigene Geschäft anzukurbeln und zugegebenermaßen: Es funktioniert! Nicht ganz so wie in Deutschland, aber jedes größere Geschäft, das etwas auf sich hält hat die Fenster geschmückt und jeder zweite Laden auf unserem Markt hat von Alltagsgegenständen auf Weihnachten umgestellt. Einige Tage vor dem Weihnachtsfest hat mich letztendlich auch die Weihnachtsstimmung überfallen. Meine Wohnung wurde weihnachtlich gestaltet mit zwei Plastiktannenbäumen, Die Kunswerke der letzten Stunde Schneeflocken an den Fenstern und dazu gab es noch selbstgemachten Weihnachtspunsch mit gebrannten Mandeln. Die Temperatur hier ist kaum mit dem heimatlichen Wetter zu vergleichen! Frühs auf dem Weg zur Arbeit ist einem bei den durchschnittlichen -15 (leider ohne Schnee) schon gerne einmal die Lust am unterrichten vergangen, es half mir jedoch, mich an Weihnachten zu erinnern.
2 Die Letzen Schultage: Auf eine Sache vor Weihnachten habe ich mich besonders gefreut: Die Weihnachtsstunde mit meinen Schülern! Wir wollen im Allgemeinen unseren Schülern immer viel von uns und unserem Land erzählen, also bietet dazu Weihnachten die perfekte Möglichkeit. Es wurden Lieder gesungen, Schneeflocken gebastelt (die nun in der Schule und teilweise in meiner Wohnung hängen), Bilder vom Weihnachtsfest gezeigt und noch vieles mehr. So viele glückliche Kinder, genau so sollte sich Weihnachten anfühlen! Die Weihnachtsstunde mit meinem Mitfreiwilligen Zum Ende unserer letzten Stunde mussten wir unseren Schülern allen ganz vorsichtig erzählen, dass wir sie nun ganze zwei Monate nicht unterrichten können, da wir uns ganz bald auf Reisen befinden werden und das fiel mir besonders schwer. Es gibt viele gute Schüler, aber natürlich auch nicht so gute Schüler, trotzdem werde ich jeden einzelnen von ihnen vermissen, da sie mit mir nun schon fast ein halbes Jahr bestritten haben und ein wichtiger Teil meines Alltags sind (Weil ich nun noch zwei Wochen nach Ferienbeginn in Jiuquan bleibe, bin ich fast jeden Tag ein paar Stunden in der Schule um Lehrer, Schüler und natürlich Freunde wiederzusehen Abschied nehmen ist einfach nicht meine Stärke) Das Weihnachtsfest in China (24./25. Dezember): Am Morgen des lange ersehnten Tages war alles andere als entspannt! Es gab eine Menge was wir zu besorgen hatten: die letzten Geschenke wurden verpackt (oder an Freunde verschenkt), Weihnachtsmails verschickt und zuletzt noch unser Festmahl eingekauft. Einmal im Jahr wollten wir unbedingt von Chinesisch auf die gute alte Deutsche Küche umsteigen und das war eine geniale Idee. Mittags haben sich alle gemeinsam zum Kochen getroffen. Wir waren eine Ewigkeit beschäftigt, aber für das Ergebnis hat es sich gelohnt: Es gab zwei gefüllte Hühnchen, selbstgemachte Knödel, Soßen und viel Gemüse. Nach dem Essen ging es dann in die einzige offizielle christliche Kirche in Jiuquan. Es war ein sehr interessanter Gottesdienst und man muss zugeben, an diese Art muss man sich erst einmal gewöhnen. Das Ganze dauerte fast drei Stunden, und anstatt einer Predigt wurde die Zeit mit einem Krippenspiel, einem Auftritt des Weihnachtsmannes, einigen Lieder und ganz vielen traditionellen chinesische Tänze gefüllt (natürlich alles auf Chinesisch). Zurück zu Hause gab es dann eine riesengroße Bescherung und wir haben alle noch bis lange in die Nacht hinein gefeiert. Ich kann nun mit Sicherheit sagen, dass es eine neue und sehr spezielle Erfahrung war, eine Erfahrung, die man einfach mal erlebt haben muss!
3 Der Weihnachtsgottesdienst Singen vor der Bescherung ist ein Muss! Der Unterricht: Der eigentliche Grund wieso ich hier in China bin Meine Arbeit. Für mich ist meine Arbeit keine Arbeit an sich, sondern sie macht mir unglaublich viel Spaß und ich gehe in meiner Freizeit gerne einmal ein paar Stunden einfach so in die Schule. In China gibt es Grundschulen (1.-4. Jahrgangsstufe), Junior Mittelschulen (5.-9. Jahrgangsstufe) und Senior Mittelschulen ( Jahrgangsstufe). Meine Schule ist eine Senior Mittelschule mit ungefähr 2500 Schülern und ich unterrichte jede Klasse der zehnten und elften Jahrgangsstufe. Zusammen sind das insgesamt 20 verschiedene Klassen (ich unterrichte 15 Schulstunden jede Woche) mit jeweils ca. 80 Schülern. Insgesamt habe ich also extrem viele Schüler, aber da die Disziplin in chinesischen Schulen um einiges besser ist als in Deutschland, ist so eine Menge an Schülern überhaupt kein Problem (Das einzige Problem ist es sich viele Namen zu merken!). Chinesischer Unterricht ist oftmals auf auswendig lernen basiert und macht (wie ich mir einfach mal so denke) nicht unbedingt viel Spaß. Um eine fremde Sprache z.b. Englisch zu erlernen, muss man einfach Gefallen an dem Fach entwickeln. Viele der Schüler sehen den Sinn am Englisch lernen nicht, da die meisten von ihnen nach ihrem Schulleben nur sehr selten Englisch benutzen werden. Der Grund dafür ist, dass nur wenige wirklich planen Gansu zu verlassen, da die meisten Chinesen doch recht Heimatverbunden sind. Neben meiner Aufgabe den Schülern Wissen zu vermitteln, sehe ich es als sehr wichtig an, sie für mein Fach zu begeistern. Zur Abwechslung zum normalen Schulalltag spiele ich mit ihnen zwischendurch kurze Spiele, plane viele Gruppenarbeiten und bringe ihnen neue Methoden bei, die wir zwar aus unserem Unterricht in Deutschland kennen, von denen Schüler hier leider noch nie etwas gehört haben (z.b. Mind Maps oder Ähnliches). Das Unterrichten macht mir unglaublich viel Spaß, da es einfach toll ist zu sehen, wie sich die einzelnen Schüler über einen längeren Zeitraum entwickeln. In China ist Schule zwar hauptsächlich Schule, aber da es genügend Schüler gibt, die keine Möglichkeit haben unter der Woche nach Hause zu fahren, wohnen einige Schüler auch auf dem Schulgelände. Somit ist meistens etwas los und man kann immer mitmachen (Sport, Kunst, oder einfach nur mit den Schülern reden). Die anderen Lehrer an meiner Schule wirken alle sehr beschäftigt den ganzen Tag, aber jeder von ihnen scheint sich immer über kurze Pausen zu freuen in denen sie sich mit uns unterhalten können, also verbringen wir auch recht oft unsere Zeit damit, andere Lehrer zu besuchen und einfach nur zu unterhalten.
4 Was mich sonst noch beschäftigt: Ein wichtiger Punkt, der mich jeden Tag umgibt ist die Sprache. Chinesisch ist eine wundervolle Sprache und nicht einmal all zu schwer. Wenn man nun nicht an die Sprache gewöhnt ist würde, man darüber anders denken aber an sich ist die Sprache ziemlich einfach aufgebaut. Die meisten Wörter setzen sich aus einfacheren Wörtern zusammen und Grammatik ist um einiges leichter als unsere deutsche Grammatik. In meiner Gegend ist man immer erstaunt, wenn man auf eine Person trifft, die Englisch spricht, denn die Meisten verstehen kein Wort davon. Wir sind nun jeden Tag von der fremden Sprache umzingelt und sind nahezu gezwungen möglichst schnell möglichst gut chinesisch zu sprechen, um mit Asiaten in Kontakt zu kommen, also haben wir alle große Fortschritt gemacht (obwohl wir immer noch bei den Basics sind). Ein anderer Punkt ist, wie gesagt die Kultur und der Fortschritt hier an sich. Als ich nach Jiuquan gekommen bin hatte ich keine Ahnung auf was ich stoßen würde und hatte zunächst einmal das Bild, dass die meisten Menschen hier wirklich in ärmsten Verhältnissen leben. Ich muss zugeben, an sich stimmt das auch für viele Leute. Umso weiter man auf das Land hinausfährt, sieht man Leute, die wirklich nur mit dem Nötigsten auskommen und häufig nur ein kleines Bett in ihrem Laden stehen haben. Immer wieder sieht man dann auch das genaue Gegenteil. Ich bin oft erstaunt, dass fast jeder Asiate ein Smartphone (am besten ein iphone) besitzt. Man sieht auf der Straße auch aus Deutschland importierte Autos und noch einiges an neuer Technologie, die noch nicht einmal bei uns daheim selbstverständlich ist. Fortschritt in diesem Land verbinde ich auch mit einer großen Spanne zwischen arm und reich. Man sieht das Eine, sowie auch das Andere und man hat das Gefühl, dass dieser Unterschied immer weiter wächst und die kleinen traditionellen Betriebe von großen internationalen Firmen regelrecht verdrängt werden. Und Jetzt?: Wie ich schon angedeutet habe, darf ich nun für die nächste Zeit nicht mehr arbeiten. Alle Freiwilligen haben eine große Reise geplant um China zu erkunden, entdecken und zu erforschen. Wir sind alle unglaublich gespannt auf unsere Reise und können es kaum noch erwarten mit unseren Rucksäcken für eineinhalb Monate auf große Reise zu gehen. Auf meiner Reise möchte ich natürlich sehr viel fotografieren und gleich danach einen neuen Brief verfassen, damit jeder an meiner langen Reise teilhaben kann. Für die Leute, die gerne einmal meine Reiseziele im Internet genauer anschauen wollen, schreibe ich auch noch einmal meine Reiseziele auf: Lanzhou (dreckigste Stadt Chinas 2011), Chengdu (Heimat der noch meisten lebenden Pandabären auf der Erde), Kunming (Hauptstadt der Provinz Yunnan), XiShuangBanna (an der Grenze zu Laos), Lijiang (mit der weltbekannten Tigersprungschlucht; dort werde ich mein Chinesisches Neu Jahr verbringen), Guilin, WeiZhouDao (eine kleine Insel mit nicht allzu viel Tourismus), Hong Kong, Guangzhou (diese Städte sind die nahezu internationalsten in ganz China nach Peking und Shanghai), Xi An (mit der Terrakotta Arme). Wir können nun nur noch hoffen, dass unsere Planung aufgehen wird!
5 Meine Reiseroute: Nun sind doch schon fünf Monate rum. Es geht alles doch schneller, als man es am Anfang sich vorgestellt hat. Man kommt an, ist so überwältigt von allen neuen Erlebnissen und gerade wenn man sich in seinem neuen Umfeld eingefunden hat muss man sich schon wieder fast von allen neuen Freunden verabschieden. Der Gedanke daran, dass nun schon die Hälfte vorbei ist und es doch schneller ging als gedacht, macht mich sehr traurig. Ich weiß, dass der zweite Teil mindestens so schnell vergehen wird. Die gute Sache daran ist jedoch, dass es nur noch eine sehr kurze Zeit dauert, bis ich euch alle wiedersehen kann! Ich vermisse euch! Schöne Grüße aus Jiuquan ( 酒 泉 ) und bis bald, Jakob jakobprocher@web.de Postadresse: 邮 政 编 码 : Jakob Procher 甘 肃 省 酒 泉 市 盘 旋 西 路 Suzhou Middle School 肃 州 中 学 Panxuan Road W., Jiuquan, Gansu Jakob Procher P.R. China Beide Adressen auf den Brief schreiben (bzw. ausdrucken und aufkleben)
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