Statt prekäre Arbeit - Gute Arbeit
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- Rainer Clemens Lorenz
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1 Klaus Pickshaus Statt prekäre Arbeit - Gute Arbeit 6. Hessisches Sozialforum, Frankfurt, 12. Februar 2011
2 Inhalt 1. Was ist prekäre Arbeit was ist gute Arbeit? 2. Die Prekarisierung nimmt zu 3. Befunde zu prekärer Arbeit 4. Prekarisierung bekämpfen Klaus Pickshaus 2
3 Inhalt 1. Was ist prekäre Arbeit was ist gute Arbeit? 2. Die Prekarisierung nimmt zu 3. Befunde zu prekärer Arbeit 4. Prekarisierung bekämpfen Klaus Pickshaus 3
4 Was ist prekäre Arbeit? Prekär (etymologisch): widerruflich, unsicher, heikel Prekär (sozialwissenschaftlich): Ausbreitung unsicherer Beschäftigungsund Lebensverhältnisse (Pierre Bourdieu, Robert Castell, Klaus Dörre u.a.) Zentrum der sozialen Frage im 21. Jh. Definition nach Dörre u.a.: kein existenzsicherndes Einkommen (gesellschaftlich definiertes Minimum: <2.000 Brutto) unterhalb des Schutz- und Integrationsniveaus (nach gesellschaftlichem Standard) Planungsunsicherheit; Sinn-, Partizipations- und Anerkennungsdefizite Prekäre Beschäftigungsformen: Leiharbeit und befristete Beschäftigung Erzwungene Teilzeitarbeit Mini- oder Midi-Jobs, Ein-Euro-Jobs Abhängige Selbstständigkeit Klaus Pickshaus 4
5 Der flexible Leiharbeiter
6 Was ist gute Arbeit? (INQA- Studie durch INIFES) D ie 2 0 w ic h tig s te n A s p e k te g u te r A r b e it ( v o n 5 7 ) a u s d e r S ic h t v o n a b h ä n g ig B e s c h ä ftig te n 1. F e s te s, v e rlä s s lic h e s E in k o m m e n 2. S ic h e rh e it d e s A rb e its p la tz e s 3. A r b e it s o ll S p a ß m a c h e n 4. B e h a n d lu n g " a ls M e n s c h " d u rc h V o rg e s e tz te 5. U n b e fris te t e s A rb e its v e rh ä ltn is 6. F ö rd e ru n g g e g e n s e itig e r U n te rs tü tz u n g u n te r K o lle g e n 7. G e s u n d h e its s c h u tz b e i A rb e its p la tz g e s ta ltu n g 8. A r b e it s o ll a ls s in n v o ll e m p fu n d e n w e rd e n 9. S to lz a u f d ie A rb e it s to lz s e in k ö n n e n 1 0. V ie ls e itig e /a b w e c h s lu n g s re ic h e A rb e it 1 1. E in flu s s a u f d ie A rb e its w e is e 1 2. V o rg e s e tz t e s o rg e n fü r g u te A rb e its p la n u n g 1 3. E ig e n e F ä h ig k e ite n w e ite re n tw ic k e ln k ö n n e n 1 4. V o rg e s e tz t e v e rm itte ln L o b /A n e rk e n n u n g, k o n s tru k tiv e K ritik 1 5. V e r a n tw o rtu n g s v o lle A rb e its a u fg a b e n 1 6. V o rg e s e tz t e k ü m m e rn s ic h u m fa c h l./b e ru fl. E n tw ic k lu n g 1 7. V o rg e s e tz t e h a b e n V e rs tä n d n is fü r in d iv id u e lle P ro b le m e 1 8. R e g e lm ä ß ig e E in k o m m e n s s t e ig e ru n g e n 1 9. A r b e its fe h le r a n a ly s ie re n, u m U rs a c h e z u b e h e b e n 2 0. V o rg e s e tz t e u n te rs tü tz e n b e i d e r A r b e it E in k o m m e n s - u n d B e s c h ä ftig u n g s s ic h e r h e it S in n lic h e & K re a tiv e A s p e k te S o z ia le M e rk m a le G e s u n d h e its s c h u tz E in flu s s / H a n d lu n g s s p ie lr a u m F ü h r u n g s q u a litä t d e r V o r g e s e tz te n E n tw ic k lu n g s - m ö g lic h k e ite n T a tja na F u c h s - S o z io lo g in a m In te r n a tio na le n In s titut fü r e m p ir is c he S o z ia lfo rs c h u n g
7 Was ist gute Arbeit? (DGB-Index Gute Arbeit) DGB-Index Gute Arbeit als Maßstab aus Sicht der Beschäftigten DGB-Index Gute Arbeit = das menschliche Maß für Arbeit Beginn einer kontinuierlichen Sozialberichterstattung Repräsentative Erhebungen seit 2007: Befragte anknüpfend an INQA-Studie Was ist gute Arbeit? Im Internet: Was kennzeichnet gute Arbeit? (insges. 15 Dimensionen) Berufliche Zukunftsaussichten/Arbeitsplatzsicherheit Gesichertes Einkommen Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeiten Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten Guter Arbeits- und Gesundheitsschutz Führungsqualität und Betriebskultur
8 Ernüchternd: 33 Prozent schlechte Arbeit
9 Gute Arbeit als Strategie Wer sich heute Gute Arbeit auf die Fahne schreibt meint eigentlich die schlechte Arbeit, gegen die es sich zu wehren gilt. (Dieter Sauer) Gute Arbeit als Widerstandskonzept Schlechter Arbeit Grenzen setzen Statt Anpassung Widerstandslinien aufbauen Gute Arbeit als Zukunftskonzept Qualität der Arbeit statt Hauptsache Arbeit Ansprüche der Beschäftigten als Ausgangpunkt für positiven Zukunftsentwurf (DGB-Index Gute Arbeit)
10 Inhalt 1. Was ist prekäre Arbeit was ist gute Arbeit? 2. Die Prekarisierung nimmt zu 3. Befunde zu prekärer Arbeit 4. Prekarisierung bekämpfen
11 Boom atypischer Beschäftigung Klaus Pickshaus 11
12 Generation Prekär
13 Ursachen der Prekarisierung Im Finanzmarktkapitalismus hat sich - politisch massiv gefördert ein großer und permanenter Sektor prekärer Arbeit herausgebildet. Funktionswandel von Leiharbeit: vom Flexibilitätspuffer zum dauerhaften Ersatz von regulären Arbeitsverhältnissen. Prekäre Arbeit trägt die Unsicherheit bis in die Kernbereiche der Stammbelegschaften und der regulierten Arbeit hinein und drückt auf die Standards guter Arbeit. Die große Krise hatte Katalysatorfunktion: Auf dem Höhepunkt der Krise hatte Leiharbeit eine beschäftigungspolitische Pufferfunktion. Die Krise beschleunigte in der jetzigen Aufschwungphase die Prekarisierung. Es entsteht für die Gewerkschaften eine ernste Herausforderung!
14 Nach der Krise: Prekarisierungsschub Die Unternehmen setzen voll auf unsichere und gering entlohnte Beschäftigung. Einstellungen erfolgen überwiegend befristet und in Form von Leiharbeit. Sichere und faire Arbeit ist vor allem für die junge Generation unerreichbar. Immer mehr Menschen können von ihrer Arbeit nicht mehr leben. Sie sind auf staatliche Hilfe angewiesen. 14
15 Inhalt 1. Was ist prekäre Arbeit was ist gute Arbeit? 2. Die Prekarisierung nimmt zu 3. Befunde zu prekärer Arbeit 4. Prekarisierung bekämpfen
16 Bei prekär Beschäftigten: über 50 Prozent schlechte Arbeit
17 Prekär Beschäftigte: große Angst um den Arbeitsplatz Kommt es vor, dass Sie Angst haben, Ihren Arbeitsplatz zu verlieren? 45,0% 40,0% 35,0% 33,3% 34,0% 44,0% 44,4% 37,2% 30,0% 25,0% 20,0% 20,3% 13,7% 13,3% 20,0% 22,6% 15,0% 9,0% 8,3% 10,0% 5,0%,0% Nie In geringem Maß In hohem Maß In sehr hohem Maß Alle Beschäftigten Nicht-prekäre Beschäftigte Prekär Beschäftigte DGB-Index 2010
18 Leiharbeit macht arm Bruttoentgelte in der Leiharbeit (mittleres Einkommen): in 2009 Mittleres monatliches Bruttoarbeitsentgelt sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigter in 2009: (West: ; Ost: ) Bei vergleichbarer Arbeitszeit ergibt sich ein Einkommensgefälle von fast 50 Prozent. Bei einem Lohn von 50 % unterhalb des Medianlohnes sprechen Ökonomen von Armutslöhnen.
19 Leiharbeit und Hartz IV
20 Leiharbeit: 61 Prozent kürzer als 3 Monate beschäftigt Beendete Arbeitsverhältnisse zwischen Verleihern und Leiharbeitnehmern nach der Dauer des Arbeitsverhältnisses
21 DIE FOLGEN FALSCHER POLITIK: LEIHARBEIT STATT FESTANSTELLUNG Leiharbeit verdrängt qualifizierte, gesicherte und tariflich entlohnte Arbeitsplätze und spaltet die Beschäftigten in Arbeitnehmer erster und zweiter Klasse. Der Gesetzentwurf aus dem Hause von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen zur Arbeitnehmerüberlassung löst keines der drängenden Probleme. Auch ein Mindestlohn nur für Leiharbeit wird den Missbrauch nicht verhindern. 21
22 DIE FOLGEN FALSCHER POLITIK: BEFRISTUNGEN STATT UNBEFRISTETER ARBEITSPLÄTZE Junge Menschen sind am stärksten von befristeter Beschäftigung betroffen. Doch prekäre Arbeit ist kein vorübergehendes Phänomen zum Berufseinstieg. Befristung und andere Formen der prekären Beschäftigung behindern massiv die persönliche Lebensplanung. 22
23 Inhalt 1. Was ist prekäre Arbeit was ist gute Arbeit? 2. Die Prekarisierung nimmt zu 3. Befunde zu prekärer Arbeit 4. Prekarisierung bekämpfen
24 Für einen arbeitsmarktpolitischen Neustart Leitlinie: Prekarität und Armut für Beschäftigte und Arbeitslose vermeiden - Perspektiven und Sicherheit schaffen. Teile eines solchen Gesamtprogramms sind: Leiharbeit regulieren und eindämmen, Gleiche Arbeit Gleiches Geld gesetzlicher Mindestlohn bedarfsgerechte und existenzsichernde Leistungen für Langzeitarbeitslose Veränderung der Zumutbarkeitsregelungen: Auch Arbeitslose müssen ein Recht auf tariflich entlohnte bzw. ortübliche Löhne haben. 24
25 Prekarisierung als Herausforderung für die Gewerkschaften Die Ausweitung der prekärer Arbeit und damit Spaltung der Belegschaften bedroht zunehmend die Handlungsfähigkeit der Gewerkschaften. Prekarisierung der Arbeit muss als die zentrale Bedrohung des Anspruchs auf gute Arbeit ernst genommen werden. Dilemmata der Gewerkschaften: Prekär Beschäftigte lassen sich sehr schlecht organisieren. Faktischer Zwang zur Stellvertreterpolitik für prekär Beschäftigte Orientierung des Aktionstages: Gegen Prekarisierung insgesamt! Leiharbeit statt Einstellungen, Befristungen statt unbefristete Einstellungen, Werkverträge statt sicherer Beschäftigung, keine oder nur befristete Übernahme von Auszubildenden Wir wollen für alle Menschen Gute Arbeit sicher und fair! (DGB-Aufruf)
26 ARBEIT MUSS SICHER UND FAIR SEIN DESHALB TRAGEN WIR DEN PROTEST IN DIE BETRIEBE Foto: Andreas Gummerer Der Aktionstag gegen Leiharbeit und prekäre Beschäftigung im Februar ist die konsequente Fortsetzung der Proteste vom Herbst
27 AM 24. FEBRUAR EIN ZEICHEN SETZEN Beteiligt Euch am 24. Februar an den bundesweiten betrieblichen Aktionen. 27
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