Palliative Care beim geriatrischen Patienten. Petersberg, 22. Mai Dr. med. Katri Elina Clemens Klinik für Palliativmedizin
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1 Palliative Care beim geriatrischen Patienten Petersberg, 22. Mai 2014 Dr. med. Katri Elina Clemens Klinik für Palliativmedizin MediClin Robert Janker Klinik Bonn Geriatrie Geriatrie ist die medizinische Spezialdisziplin, die sich mit den körperlichen, geistigen, funktionalen und sozialen Aspekten in der Versorgung von akuten und chronischen Krankheiten, der Rehabilitation und Prävention alter Patientinnen und Patienten sowie deren spezieller Situation am Lebensende befasst. 1
2 Geriatrischer Patient älter als 65 Jahre Die Mehrzahl der Patienten, die von geriatrischer Medizin profitieren, gehören der Altersgruppe der über 80-Jährigen an. Geriatrische Patient Besonderheit: Diese Patientengruppe weist einen hohen Grad an Gebrechlichkeit und Multimorbidität auf und erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. 2
3 Ältere Patient Im Alter können sich Krankheiten mit einem veränderten Erscheinungsbild präsentieren und sind daher häufig schwer zu diagnostizieren. Die fünf großen Is in der Geriatrie Instabilität Immobilität Intellektuelle Reduktion Inkontinenz Iatrogenes 3
4 Geriatrischer Patient Besonderheit: Therapieerfolge treten verzögert ein. In der Regel besteht zusätzlich ein großer Bedarf an sozialer Unterstützung. Geriatrie Geriatrie umfasst daher nicht nur organorientierte Medizin, sondern bietet zusätzlich Behandlung im interdisziplinären Team, welche den funktionellen Status und die Lebensqualität des älteren Patienten verbessert und seine Autonomie fördert. 4
5 Palliativmedizin für alte Patienten Schmerztherapie Symptomkontrolle Akzeptanz von Leben und Tod Psychosoziale Betreuung von Patient und Angehörigen Kommunikation Seelsorge Ethik Multidisziplinäre Teamarbeit Medikamentöse Therapie Medikamente so wenig wie möglich Vorsicht beim Einsatz von Psychopharmaka Beschäftigungstherapie Gemeinsame Unternehmungen organisieren 5
6 Was ist wichtig? Gute emotionale Führung und Anregung der alten Patientinnen und Patienten stellt die Grundlage für erfolgreiche Behandlungsprozesse dar. Fragestellungen Insbesondere: ethische, philosophische, psychologische, religiöse und sozialwissenschaftliche Fragen sind zentral 6
7 Unfälle und Verletzungen Schwindel Gangunsicherheit Erhöhte Falltendenz Gedächtnisstörungen 7
8 Desorientiertheit Wahn / Halluzinationen 8
9 Wahrnehmungsstörung Unruhe Motorische Unruhe Weglauftendenz Aggressionen 9
10 Grundsätze Nicht lügen Nicht mitspielen Nicht bevormunden Nicht sanktionieren Grundsätze Beruhigen Beistehen 10
11 Demenz Es ist schwer zu wissen was die Patienten wollen, wenn wir sie wegen ihrer Erkrankung nicht mehr fragen können Erheblich leichter ist es jedoch, sich ein Bild darüber zu machen, was diese Patienten nicht wollen Warum musste Vater unnötig und unendlich leiden? Glauben wir, dass Patienten mit Demenz keine Schmerzen haben, weil sie Schmerzen nicht beschreiben können? [Asolon 1998] 11
12 Akute Schmerzen bei dementen oder bewusstseinsreduzierten Patienten Anzeichen: Erhöhter Sympathikotonus Rasche, oberflächliche Atmung Rascher Puls Schwitzen oder Zentralisierung Angespannter Gesichtsausdruck Chronische Schmerzen bei dementen oder bewusstseinsreduzierten Patienten Anzeichen: unkontrolliertes Stöhnen Unruhe oder Anspannung bei Ansprache Unkontrollierte Abwehrbewegungen Körperliche Unruhe bei bestimmter Lagerung Verstärkung dieser Mechanismen während der Pflege 12
13 Gebrauch von Analgetika niedrigste Dosierung Die Analgetikatoleranz alter Menschen ist häufig deutlich reduziert Medikamente können stärker, länger und unvorhersehbar wirken Schmerz, Angst und Unruhe hängen oft zusammen Von trizyklischen Antidepressiva ist bei alten Patienten abzuraten Bedarf Ein wesentlicher Teil der Erfassung ist die Evaluation des psychosozialen und seelischen Betreuungsbedarfs des Patienten und seiner Angehörigen 13
14 Bedarf Eine offene und vorbereitende Kommunikation über den Krankheitsverlauf und die Zukunft ZWANG 14
15 Zwang Wir müssen fragen: Tragen ökonomische Gründe und Mangel an personellen Ressourcen zum Gebrauch von Zwang bei? Was bedeutet Zwang? Physischer und mechanischer Zwang Anwendung von Gurten, jemand wird gegen seinen Willen festgehalten Isolation Einsperren einer Person in einen Raum Pharmakologischer Zwang Verabreichung von sedierenden Medikamenten über längeren Zeitraum Psychischer Zwang Verbale Androhungen 15
16 Herausforderung Insbesondere: Multimorbidität (körperlich, psychisch) Hohes Alter Dementielle Erkrankungen Psychosoziale Isolation Vereinsamung Lebenserwartung höhere Lebenserwartung Bild [Georg Hodan] Somit leben immer mehr Senioren mit immer weniger jüngeren Angehörigen in unserem Umfeld. 16
17 Eine medizinische Revolution hat dazu beigetragen, das Lebensalter unserer ältesten Mitbürger zu verlängern, ohne die Würde und die Sicherheit in diesen späten Jahren zu bewahren John F. Kennedy 1961 Josef, 83 Jahre Prostatakarzinom Knochenmetastasen Alzheimer-Erkrankung Aggressives Verhalten Motorische Unruhe 17
18 Josef, 83 Jahre Erste Begegnung mit Josef und seiner Ehefrau: MARIA! Dich habe ich seit dem Krieg nicht mehr gesehen! Josef, 83 Jahre Erste Begegnung mit Josef und seiner Ehefrau: Wer ist Maria? 18
19 Josef, 83 Jahre Josef strahlt auf Seine Frau versteht die Welt nicht mehr Arzt-Patienten-Beziehung Josef hat Vertrauen, aber nur zu Maria 19
20 Welche Geschichte hat der Patient Notwendige Informationen: Biographie bisheriger Krankheitsverlauf Erlebnisse des Patienten während der Erkrankung mit anderen behandelnden Ärzten Familie und soziales Umfeld... wie kriegt man es raus? zuhören zuhören zuhören zuhören 20
21 Die beste Medizin Zuwendung Zuwendung Zuwendung Zuwendung Zuwendung zuhören zuhören zuhören zuhören zuhören Was hilft zu verstehen? Biographie Bilder aus der Vergangenheit 21
22 Angst und Leid beseitigen, Aber nicht den leidenden Menschen... BABY-KLAPPE SENIOREN-KLAPPE 22
23 Ich habe mich bewusst der Versorgung von Tumorpatienten gewidmet. Ich wusste, dass es mir nicht gelingt, die Misere in der Versorgung unserer alten Mitbürger aufzugreifen. Das Problem ist mir zu groß gewesen. ( ) [Cicely Saunders 1999] Die Prüfung eines Menschen ist, wie er sich gegenüber Alten verhält. Die Aufmerksamkeit und Fürsorge für alte Menschen, für die Unheilbaren und für die Hilflosen, diese sind die wirkliche Goldgrube einer Kultur. Roberts
24 Was beschäftigt Dich? Bild Ich werde vergesslich Was kann ich für Dich tun? Bild Bleib einfach bei mir 24
Palliative Versorgung und Schmerztherapie
Agricolastraße 63; 09112 Chemnitz Telefon: +49 371 66655414 Fax: +49 371 66655415 Palliative Versorgung und Schmerztherapie 23. Schwesterntag 09.11. in Schöneck Was ist Palliativmedizin? Pallium = der
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