Möglichkeiten der strategischen Führung von EVU durch die Eigentümerschaft
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- Claus Koenig
- vor 8 Jahren
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1 Schweizerische Energiestiftung, Zürich, 4. September 2014 Möglichkeiten der strategischen Führung von EVU durch die Eigentümerschaft Reto Dettli Mitglied Geschäftsleitung / Partner
2 Inhalt Was ist strategische Führung? Rechtsformen und Führung von Energieversorgungsunternehmen Herausforderungen der Governance und der inhaltlichen Führung von privatrechtlichen Unternehmen im Eigentum der öffentlichen Hand Eigentümerstrategie: Beitrag zur Governance, Form und mögliche Inhalte 2 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
3 Was ist strategische Führung? Die strategische Führung bestimmt die geschäftliche Ausrichtung eines Unternehmens, legt die langfristigen Geschäftsziele fest, legt die Positionierung des Unternehmens am Markt fest und identifiziert und baut wettbewerbsrelevante Ressourcen aus. 3 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014 Hungenberg, Strategisches Management in Unternehmen. Gabler, Wiesbaden 2001.
4 Rechtsformen von EVU Energieversorgungsunternehmen werden meist geführt als Teil der Verwaltung (z.b. ewz), selbständiges, öffentlich-rechtliches Unternehmen (z.b. EKZ), Aktiengesellschaft (EW Höfe, EKT, Axpo) oder Genossenschaft (z.b. EBM Genossenschaft Elektra Birseck, Elektrizitätsgenossenschaft Bubikon). Selten auch geführt als Zweckverband oder interkommunale Anstalt. Selbständiges, öffentlich-rechtliches Unternehmen ist vergleichbar mit Aktiengesellschaft. Viele EVU werden heute in Form einer Aktiengesellschaft betrieben. 4 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
5 Zuständigkeiten der Führung Unternehmung als Teil der Verwaltung Führungsaufgaben Aktiengesellschaft Genossenschaft Eigentümerschaft (Aufsicht) Strategische Führung Stimmberechtigte / Parlament (gemäss Kompetenzregelung) Aktionär/in Generalversammlung Genossenschafter/innen / Delegiertenversammlung Exekutive Verwaltungsrat Verwaltungsrat / Vorstand Operative Führung Geschäftsleitung Geschäftsleitung Geschäftsleitung 5 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
6 Ausübung der Führung: Theorie und Praxis bei AG im Eigentum der öffentlichen Hand Führungsaufgaben Aktiengesellschaft Ausübung der Führungsaufgaben: Verbreitete Praxis Eigentümerschaft (Aufsicht) Strategische Führung Operative Führung Aktionär/in (Generalversammlung) Verwaltungsrat Geschäftsleitung Exekutive (Lead: meistens Finanzabteilung) Einzelne Mitglieder der Exekutive (evtl. Präsidium, meistens thematisch nahestehend, z.b. Bauabteilung) sowie verwaltungsexterne Fachleute Geschäftsleitung! Good Governance bedingt Unabhängigkeit der Organe 6 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
7 Ausübung der Führung: Theorie und Praxis bei AG im Eigentum der öffentlichen Hand Ausübung der Führungsaufgaben: Verbreitete Praxis Eigentümerschaft (Aufsicht) Strategische Führung Operative Führung Führungsaufgaben Aktiengesellschaft Aktionär/in (Generalversammlung) Verwaltungsrat Exekutive (Lead: meistens Finanzabteilung) Ebene Eigentümerstrategie Geschäftsleitung Einzelne Mitglieder der Exekutive (evtl. Präsidium, meistens thematisch nahestehend, z.b. Bauabteilung) sowie verwaltungsexterne Fachleute Ebene Unternehmensstrategie Geschäftsleitung Die Eigentümerstrategie bildet die Basis der Unternehmensstrategie! 7 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
8 Herausforderungen! Zielkonflikte Zielkonflikte der öffentlichen Hand als Eigentümerin Finanzpolitische Ziele: Wirtschaftlichkeit des Unternehmens Wirtschaftspolitische Ziele: Tiefe Strom-/Energiepreise für Haushalte und Unternehmen Finanzpolitische Ziele: Wirtschaftlichkeit des Unternehmens Freiheit des Unternehmens im Markt Marktöffnung im Energiebereich Energiepolitische Ziele: Reduktion Energiebedarf Energiepolitische Ziele: Erneuerbare Energien, ökologische Produkte, verursachergerechte Preise (inkl. externe Effekte) Gesellschaftliche Ziele: Service Public Politische Aufgaben und Ziele 8 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
9 Herausforderungen! Interessenkonflikte Organe Verwaltungsratsmitglieder sind dem Unternehmen verpflichtet und müssen die Interessen des Unternehmens vertreten. Diese Ziele müssen nicht identisch mit denjenigen der Eigentümerin sein (siehe Zielkonflikte). Unabhängigkeit der Organe (Governance) Falls die Exekutive die Aktionärsrechte des Unternehmens ausübt und selber Verwaltungsratsmitglieder stellt, überwachen die Exekutivmitglieder ihren Kollegen/in als VR des Unternehmens. Falls die Eigentümerin (Stadt, Kanton) nicht im VR vertreten ist, ist der Informationsaustausch zwischen Eigentümerin und Unternehmen (z.b. zu Bautätigkeiten, Gestaltungsplanverfahren, Umsetzung Energieplanung) weniger direkt. 9 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
10 Eigentümerstrategie bei Unternehmen der öffentlichen Hand: Chancen Die Eigentümerstrategie ist kein Ei des Kolumbus, aber ein wesentliches Instrument für die Abstimmung unterschiedlicher Positionen innerhalb der Eigentümerschaft, das Festlegen der finanzpolitischen Zielsetzungen (Umfang Dividenden, Zielvorgaben), das Setzen von Leitlinien bei Zielkonflikten zwischen Unternehmen und öffentlicher Hand sowie die Bezeichnung der Service Public Aufgaben (Koordination mit allfälligem Konzessionsvertrag/Leistungsauftrag nötig). Die Eigentümerstrategie ist eine wichtige Leitlinie für Verwaltungsratsmitglieder, um die Interessen der Eigentümerschaft bei Entscheiden angemessen zu berücksichtigen. 10 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
11 Eigentümerstrategie bei Unternehmen der öffentlichen Hand: Form Kurz und klar! Überprüfbare Zielsetzungen (mit Indikatoren und wo nötig mit Zeitrahmen unterlegt) Langfristig orientiert: Grössenordnung Jahre Die Eigentümerstrategie ist mit den Inhalten einer allfällig vorhandenen Konzession abzustimmen. Die Einbindung des Parlamentes in die Erarbeitung oder Beschlussfassung wird unterschiedlich gehandhabt und ist Teil der jeweiligen politischen Kultur. 11 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
12 Eigentümerstrategie bei Unternehmen der öffentlichen Hand: Mögliche Inhalte/Ziele Übersicht: 1) Aktienanteil am Unternehmen, Beteiligungen 2) Langfristig sichere Stromversorgung zu angemessenen Preisen 3) Tiefe Netzkosten 4) Effizienter Einsatz von Elektrizität im Versorgungsgebiet 5) Steigender Anteil Elektrizität aus erneuerbaren Quellen 6) Angemessene Rendite für den Aktionär / die Aktionärin 12 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
13 Eigentümerstrategie bei Unternehmen der öffentlichen Hand: Mögliche Inhalte/Ziele 1) Aktienanteil am Unternehmen, Beteiligungen Möglicher Indikator: Aktienanteil der Eigentümerin 13 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
14 Eigentümerstrategie bei Unternehmen der öffentlichen Hand: Mögliche Inhalte/Ziele 2) Langfristig sichere Stromversorgung zu angemessenen Preisen Mögliche Indikatoren: Anteil des für die nächsten 30 Jahre gesicherten Strombezugs durch eigene Anlagen oder Bezugsrechte Vergleich der Strompreise inkl. Durchleitung im Vergleich zum Schweizerischen Durchschnitt für eine bestimmte Netzebene. 14 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
15 Eigentümerstrategie bei Unternehmen der öffentlichen Hand: Mögliche Inhalte/Ziele 3) Tiefe Netzkosten Möglicher Indikator: Netzbenutzungskosten sind tiefer oder gleich gross wie der Schweizerische Durchschnitt. 15 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
16 Eigentümerstrategie bei Unternehmen der öffentlichen Hand: Mögliche Inhalte/Ziele 4) Effizienter Einsatz von Elektrizität im Versorgungsgebiet Mögliche Indikatoren: Unternehmen: Energieeffizienz gemäss Umsetzung des kantonalen Grossverbraucherartikels der Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich MuKEn. Unternehmen: Anteil des Elektrizitätsabsatzes bei Unternehmen mit mehr als 60 MWh Jahresverbrauch, welche in eine Zielvereinbarung gemäss MuKEn eingebunden sind. Haushalte: Elektrizitätsabsatz bei Haushalten (Netzebene 7) 16 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
17 Eigentümerstrategie bei Unternehmen der öffentlichen Hand: Mögliche Inhalte/Ziele 5) Steigender Anteil Elektrizität aus erneuerbaren Quellen Mögliche Indikatoren: Anteil erneuerbarer Energien am Absatz Anteil neuer erneuerbarer Energien am Absatz Anteil erneuerbarer Energie an der seit dem Jahr 20xx zusätzlich abgesetzten Energie Anteil der in eigenen Anlagen oder Anlagen mit langfristigen Bezugsrechten produzierten erneuerbaren Energie am Gesamtabsatz Stromproduktion von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien im eigenen Versorgungsgebiet (mit oder ohne KEV) 17 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
18 Eigentümerstrategie bei Unternehmen der öffentlichen Hand: Mögliche Inhalte/Ziele 6) Angemessene Rendite für den Aktionär / die Aktionärin Mögliche Indikatoren: Dividende als Zielgrösse absolut (Fr./a) Dividende als Zielgrösse relativ, beispielsweise als % des Eigenkapitals. 18 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
19 Fazit Mit einer Eigentümerstrategie können unterschiedliche Positionen innerhalb der Eigentümerschaft abgestimmt, finanzpolitische Zielsetzungen festgelegt, Leitlinien bei Zielkonflikten zwischen Unternehmen und öffentlicher Hand gesetzt und der Service Public spezifiziert werden. Die Eigentümerstrategie ist bei selbständigen Unternehmen im Eigentum der öffentlichen Hand ein wichtiges Element der Governance. Bestehende Eigentümerstrategien beschränken sich zu unrecht oft nur auf finanzielle Zielsetzungen. Die Verwaltungsratsmitglieder werden zudem durch inhaltliche Leitlinien einer Eigentümerstrategie in ihren Entscheiden unterstützt und formal gestärkt. 19 / Schweizerische Energie-Stiftung / Workshop / 4. September 2014
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