Hochbegabte Kinder erkennen und fördern in Kindergarten, Schule und Elternhaus
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- Matilde Bäcker
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1 Hochbegabte Kinder erkennen und fördern in Kindergarten, Schule und Elternhaus Dr. Robert Grassinger Vortrag gehalten auf dem 8. Heilbronner Bildungskongress Kinder können mehr Begabungsgerecht fördern und fordern
2 Hochbegabte Kinder erkennen und fördern Begabungsforschung kurze Historie Erkennen von Begabungen Fördern von Begabungen Allgemeine Prinzipien Prinzipien eines guten Förderprograms
3 Begabungsforschung kurze Historie Begabungsforschung, die Anfänge. Lewis Terman ( ) Begabung = Intelligenz (IQ) Terman-Studie: 1528 hochbegabte Kinder William B. Shockley ( ) Nobelpreis für Physik 1956 Luis W. Alvarez ( ) Nobelpreis für Physik 1968
4 Begabungsforschung kurze Historie Begabungsforschung, erweiterte Modelle... Franz Mönks Triadische Interdependenzmodell Kurt A. Heller Münchner Hochbegabungsmodell Francoys Gagné Differenziertes Begabungs- und Talentmodell
5 Begabungsforschung kurze Historie Begabungsforschung nimmt domänenspezifische Begabungen an betont nichtkognitive Persönlichkeitsmerkmale (z.b. Leistungsmotivation) betont die Rolle des Lernens und der Umwelt, die Lernprozesse fördert
6 Begabungsforschung kurze Historie Anders Ericsson Psychologe, Expertiseforscher deliberate practice 10 Jahres Regel früher Beginn Unterschied Experte-Novize: Vorwissen/ domänspezifischen Kompetenzen Angeborene Begabungen gibt es nicht
7 Begabungsforschung kurze Historie Ein Beispiel aus dem Sport Beispiel Fußballprofi: Einstiegsalter: < 6 Jahre Beschäftigungszeit / Tag: > 3 h Grundausbildung: ~ h In Jahren: 10 Davon Techniktraining: > 2000 h Anzahl Lehrgänge: > 30 Anzahl Trainer: > 5 Anzahl Trainingspartner: > Anzahl Feedbacks: >
8 Begabungsforschung kurze Historie Ein systemisches Begabungsmodell Begabung = Möglichkeit zu Expertise Abbildung aus Grassinger (2009) Talent = Wahrscheinlichkeit zu Expertise Expertise = Sicherheit zu Expertise
9 Begabungsforschung kurze Historie Merkzettel Begabungsforschung kurze Historie: Begabung = hohe Intelligenz Fülle an Faktoren beeinflussen Leistungshandeln Umwelt hat Moderatorrolle, zum Teil wird sie als Definitionskriterium angeführt Zur Entwicklung von Expertise ist Lernen im Sinne einer deliberate practice unabdingbar
10 Hochbegabte Kinder erkennen und fördern Begabungsforschung kurze Historie Erkennen von Begabungen Fördern von Begabungen Allgemeine Prinzipien Prinzipien eines guten Förderprograms
11 Erkennen von Begabungen Beobachtung von Charakteristika Hochbegabter ( Checklisten) im Lernen und Denken in der Arbeitshaltung und den Interessen im Sozialverhalten
12 Erkennen von Begabungen Checklisten (z.b. Bundesministerium für Bildung und Forschung) Merkmale des Lernens und Denkens bei motivierten hochbegabten Kindern, z.b. sehr hohes Detailwissen in einzelnen Bereichen ungewöhnlich großer Wortschatz für ihr Alter ausdrucksvolle, ausgearbeitete und flüssige Sprache schnelles Merken von Fakten schnelles Durchschauen von Ursache-Wirkung- Beziehungen schnelles Herstellen gültiger Verallgemeinerungen gute Beobachtungsgabe denken kritisch, unabhängig und wertend
13 Erkennen von Begabungen Checklisten (z.b. Bundesministerium für Bildung und Forschung) Arbeitshaltung und Interessen, z.b. Hochbegabte gehen in Problemen völlig auf, wenn sie motiviert sind sie wollen Aufgaben immer vollständig lösen Routineaufgaben langweilen leicht sie streben nach Perfektion sie sind selbstkritisch sie arbeiten gern unabhängig, um Probleme durchdenken zu können sie setzen sich hohe Leistungsziele, die sie mit einem Minimum an Anleitung und Hilfe durch Erwachsene erreichen
14 Erkennen von Begabungen Checklisten (z.b. Bundesministerium für Bildung und Forschung) Soziales Verhalten, z.b. Häufige Beschäftigung mit Begriffen wie Gerechtigkeit, Gut-Böse, Recht-Unrecht ausgeprägtes Moralbewusstsein und grundsätzliche Ablehnung körperlicher Gewalt Individualismus prüfen Meinungen von Autoritäten, bevor sie diese akzeptieren zuverlässig in Planung und Organisation bevorzugen meist ältere Spielgefährten oder Erwachsene, sind auf der Suche nach Gleichbefähigten wollen über ihre Situation selbst bestimmen
15 Erkennen von Begabungen Checklisten Positives von Checklisten Geben Orientierung Können Indikatoren sein Problem von Checklisten Geringe Validität Geringe Objektivität Kriterium fehlt Linksschiefe Verteilung
16 Erkennen von Begabungen Beobachtung von Charakteristika ( Checklisten) Testen der Intelligenz
17 Erkennen von Begabungen Intelligenztests Positives von Intelligenztests Objektives Verfahren Normatives Verfahren Problem bei Intelligenztests Geringe Validität zu Expertise Moderate Stabilität von Intelligenz
18 Erkennen von Begabungen Beobachtung von Charakteristika ( Checklisten) Testen der Intelligenz Testen der Leistung/ Noten
19 Erkennen von Begabungen Leistung/ Noten Positives von Noten Spiegelt Anpassung an schulischer Leistungsanforderung wider Spiegelt häufig Interessen wider Problem von Noten Moderate Objektivität Häufig Notendurchschnitt, weniger fachspezifische akzelerierte Kompetenz
20 Erkennen von Begabungen S T O P! Selektionsdiagnostik ist nicht zielführend Es bedarf einer Förderdiagnostik!
21 Erkennen von Begabungen Schritte einer Förderdiagnostik: Schritt 1: Inwieweit schafft Schüler(in) Anforderungen der Schule (sehr) gut? Schritt 2: Inwieweit hat Schüler(in) während des Unterrichts und/oder zu Hause weitere (zeitliche) Ressourcen? Schritt 3: In welcher Domäne hat Schüler(in) Interesse und/oder Stärken? Schritt 4: Inwieweit kann Lernumwelt (Schule, Elternhaus) in dieser Domäne weitere herausfordernde Lerngelegenheiten bieten?
22 Erkennen von Begabungen Merkzettel Erkennen von Begabungen: Bisher bekannte Identifikationsverfahren von Begabungen sind unbefriedigend Wenn Identifikation von Begabungen, dann ist Leistung als Maß geeigneter Förderdiagnostik ist sinnvoller als Selektionsdiagnostik (insbesondere aus pädagogischer Sicht) Ziel einer Identifikation ist das Erkennen von Fördermöglichkeiten
23 Hochbegabte Kinder erkennen und fördern Begabungsforschung kurze Historie Erkennen von Begabungen Fördern von Begabungen Allgemeine Prinzipien Prinzipien eines guten Förderprograms
24 Förderung von Begabungen PACE-Prinzipien (Ziegler, 2007) P rofessionalisierung A ktiotop-förderung C ommitment (Spezialisierung) E arly Beginning
25 Förderung von Begabungen PACE-Prinzipien (Ziegler, 2007) Professionalisierung Beispiel: Johann Weissmüller ( ) Ungeschlagener fünffacher Goldmedaillengewinner bei Olympischen Spielen Bester Schwimmer seiner Zeit mit 67 Weltrekorden Erster Mensch, der die 100 Meter unter einer Minute schwamm
26 Förderung von Begabungen PACE-Prinzipien (Ziegler, 2007) Professionalisierung Ergebnis des Endlaufs der Damen über 100 Meter Freistil der Olympischen Sommerspiele 2004 in Athen: Platz Land Athletin Zeit 1 AUS Jodie Henry NED Inge de Bruijn USA Natalie Coughlin > Johnny Weissmüller hätte sich weder für den Endlauf noch für das amerikanische Damenschwimmteam qualifiziert
27 Förderung von Begabungen PACE-Prinzipien (Ziegler, 2007) P rofessionalisierung A ktiotop-entwicklung Koadaption Fokus auf das ganze System. Nachhaltige Förderung muss systemisch erfolgen Abbildung aus Grassinger (2009) Antizipation Orientiert an bevorstehenden (Entwicklungs-)Aufgaben
28 Förderung von Begabungen PACE-Prinzipien (Ziegler, 2007) P rofessionalisierung A ktiotop-entwicklung C ommitment (Spezialisierung) Spezialisierung ist unabdingbar, um Expertise zu erreichen
29 Förderung von Begabungen PACE-Prinzipien (Ziegler, 2007) P rofessionalisierung A ktiotop-entwicklung C ommitment (Spezialisierung) E arly Beginning Abbildung aus Ericsson et al. (2007) Abbildung aus Ericsson et al. (2007)
30 Hochbegabte Kinder erkennen und fördern Begabungsforschung kurze Historie Erkennen von Begabungen Fördern von Begabungen Allgemeine Prinzipien Prinzipien eines guten Förderprograms
31 Förderung von Begabungen Prinzipien eines guten Förderprogramms (Gagné, in press) 1. Curriculum/ Training Programm ist vielfältig sowohl im Schwierigkeitsgrad als auch im Tempo 2. Ziele des Programms sind klar formuliert und herausfordernd (nicht gleich morgen erreicht) 3. Bei Selektionsbedarf ist die Leistung in der Domäne das Kriterium 4. Im Programm ist ein systematisches und regelmäßiges üben / trainieren realisiert 5. Entwicklungsfortschritte werden regelmäßig und objektiv bewertet 6. Individuelle Lerngeschwindigkeiten sind möglich 7. Nachhaltige Förderung ist durch Koadaption und Antizipation realisiert
32 Hochbegabte Kinder erkennen und fördern Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Literatur Ericsson, K.A., Roring, R.W., & Nandagopal, K. (2007). Giftedness and evidence for reproducibly superior performance: an account based on the expert performance framework. High Ability Studies, 18(1), Gagné, F. (in press). Academic talent development and the equity issue in gifted education. Talent Development and Excellence. Grassinger, R. (2009). Beratung hochbegabter Kinder und Jugendlicher. LIT-Verlag. Ziegler, A. (2007). Förderung von Leistungsexzellenz. In K.A. Heller & A. Ziegler (Hrsg.), Begabt sein in Deutschland. LIT-Verlag.
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