Stadtheimatpfleger. Dr. Hans Steidle
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- Jörg Keller
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1 2010 Stadtheimatpfleger Dr. Hans Steidle [] Der vorliegende Entwurf ordnet sich nach Kubatur und Fassadengestaltung dem geschützten Ensemble Altstadt schlechter ein als das zum Abriss bestimmte Hochhaus von 1930.
2 1. Anlass Der Wettbewerb zur Neubebauung der Grundstücke Augustinerstraße 9 und 11 führte zur Prämierung des Entwurf des Büros hofmann keicher ring architekten. Der Bebauungsplan für die Grundstücke Augustinerstraße 9 und 11 wurde so genehmigt, dass der Bauantrag BA den Vorgaben entspricht. Das Vorhaben wurde nötig, weil die statische Sicherheit im denkmalgeschützten Hochhaus nicht mehr garantiert war. AUGUSTINERSTRAßE 9 Verwaltungs-Hochhaus, , von C. Mayer und F. Kleinsteuber [W, Fl.Nr ] Eine zweite statische Untersuchung des Ämterhochhauses zur Überprüfung der Ergebnisse und der Plan, das Denkmal äußerlich zu erhalten, wurden nicht weiterverfolgt. In der öffentlichen Auseinandersetzung anlässlich des Wettbewerbs richtete sich Kritik gegen die höhere Kubatur des geplanten Gebäudes im Vergleich mit dem alten Ämterhochhaus, aber auch gegen seine Einpassung in die Silhouette der Stadt Würzburg. 2. Problem eines Hochhauses in der Altstadt 1930 und 2010 Das ehemalige städtische Verwaltungsgebäude in der Augustinerstraße 9 aus dem Jahre 1928/30 stellt ein relevantes architektonisches Denkmal der Moderne in Würzburg dar, weil es das erste Hochhaus in Würzburg in Formen moderater Moderne war. Bewusst wurde es 1930 der Silhouette der Stadt Würzburg eingepasst durch - seine Proportionen, - den Verzicht auf ein Flachdach - und eine Gliederung der Obergeschosse. Nach intensiver Auseinandersetzung wurde es mit dem Satteldach statt dem Flachdach und der Fassadengliederung dem historischen Umfeld der Altstadt angepasst. Die Architekten nahmen Abstriche von der Erstplanung vor, die der funktionalen Bauhaus-Architektur folgte. Vergleichbare Gestaltungsprobleme liegen auch 2010 vor. 3. Probleme des Denkmalschutzes 2
3 Bei Würdigung des Vorgangs bleibt festzustellen, dass der Abriss eines stadtbaulich prägenden Denkmals der modernen Architektur problematisch ist. Wie im Falle des Mozartgymnasiums gibt die Stadt Würzburg als Untere Denkmalschutzbehörde ein wesentliches Denkmal der modernen Architektur zum Abriss frei. 4. Der Einreichungsentwurf keine Kontroverse Alt und Neu Trotz Plankorrekturen nach dem öffentlichen Konflikt verändert der vorliegende Neubauentwurf erheblich die Dachlandschaft und die Silhouette der historischen Altstadt Würzburgs, die durch die Kirchtürme und Kuppeln vom 12. bis 18. Jahrhundert geprägt ist. Nach der völligen Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 war die Wiedergewinnung dieser Silhouette als wesentliches Identitätsmerkmal ein Hauptanliegen des Wiederaufbaus. Maßstabsgerechtes Bauen und eine traditionell geprägte Dachlandschaft, vorrangig steile Sattel- und Walmdächer entsprachen diesem Konzept. Diesem Ziel wurden Hochhauspläne in der Stadtmitte, z. B. auf dem Schwanengelände (heute Kaufhaus Wöhrl) untergeordnet. Das Ämterhochhaus, das die Zerstörung vom 16. Mär überstanden hatte, war in das Stadtbild und seine homogene Dachlandschaft eingepasst. Die Auseinandersetzung um die Proportionen, die Fassaden- und die Dachgestaltung der vorliegenden Entwurfs stellt nicht mehr wie die von1930 eine von Alt und Neu, Modernität und Tradition dar. Die Formensprache des Entwurfs, setzte sich bereits vor 80 Jahren al progressiv vom traditionellen Bauen ab. Inzwischen haben sich verschiedenste Baustile abgelöst, so dass Kritik an dem Entwurf und Forderung nach Integration ins Stadtbild nicht eine generelle Befürwortung konservativer Baugesinnung darstellt. Die Formsprache des Entwurfs ist deswegen nicht unter dem Aspekt Alt gegen Neu, sondern gelungen oder nicht gelungen zu bewerten. Seit den späten 50er Jahren entstanden Hochhäuser in Würzburg, die die als Ensemble geschützte Altstadt aussparten. Insofern stellt der Entwurf keine wichtige Ergänzung oder Durchsetzung modernen Bauens in Würzburg dar. 5. Störung des Stadtbildes Es geht nur darum, ob ein Neubau an Stelle eines geschützten Denkmals unumgänglich ist, und, wenn dem so ist, ob der Neubau sich der als Ensemble geschützten Altstadt einfügt und gute Architektur aufweist. 3
4 Die barocke Residenzstradt Würzburg präsentierte sich nun als reich an Kirchtürmen, die wesentlich das Stadtbild bestimmen, und reich an gegenseitigen Sichtbeziehungen der wichtigen Bauten als gliedernde Elemente in der Stadt. (Denkmalschutzliste Würzburg) Es gilt zu verhindern, dass der Neubau zukünftig als Störung des Stadtbildes aufgeführt wird. 6. Die neue Kubatur Die Kubatur des Neubaus fällt in den für das Stadtbild relevanten Partien deutlich voluminöser als das Ämterhochhaus aus. Dies betrifft das Obergeschoss: An Stelle des flachen Satteldaches entsteht ein volles Doppelgeschoss mit einem flachen Satteldach, das somit nicht nur höher, sondern in der Höhe auch massiver ausfällt als der Bau von Tatsächlich ist die Süd-Nord-Breite des Neubaus, damit die Seite zur Augustinerstraße reduziert gegenüber dem Ämterhochhaus. Die West-Ost-Tiefe des Neubaus übertrifft das bewusst schlank gehaltene Ämterhochhaus, das auf diese Weise in der Seitenansicht einen leichteren Charakter erhielt. Der Tricyan-Tower wirkt schwerer und massiver. 7. Die neue Fassade Der Fassadenentwurf verstärkt den störenden Charakter Die Ausweisung der beiden Obergeschosse als Wohngeschossen führt zur weitgehenden und großflächigen Verglasung. Auch die Durchfensterung an den Eckkanten bedingt eine unproportionierte Flächen- und Konturenbildung. Dadurch werden Elemente in die Dach- und Turmlandschaft eingefügt, die nach Material und Charakter als störend einzuordnen sind. In die Fassade wird eine Unruhe und Unregelmäßigkeit eingeführt, die angesichts des dominanten Charakters des Trycian Towers einerseits für die Augustinerstraße, andererseits für das Stadtbild insgesamt keine Verbesserung des Bestandes darstellt. Tragfähig ist eine solche Abweichung in der Fassadengestaltung in einer Reihe von gleichberechtigten Fassaden, eine dominante Fassade jedoch setzt leitende und ordnende Akzente. Die des Entwurfs des Trycian Towers sind in dieser Hinsicht störend. Bekanntlich wirkt die horizontale Fenstergliederung (z.b. Fensterbänder) dem vertikalen Höhenzug entgegen. Hochrechteckige Fenster und eine feste Kantenbildung würden dem Gebäude eine stimmige und feste Form geben, 4
5 die sich der vertikalen und festen Tendenz der historischen Türme einordnet. 8. Das neue Dach Das Flachdach stellt in der bestehenden Form keine Differenzierung und Bereicherung der Dachlandschaft dar. Ein vergleichbares Problem löste B. Neumann vor 280 Jahren bei seinem Wohnhaus mittels der eleganten Kanzel. Im Falle des Trycian Towers drohen es Sendemasten zu sein. Die Türme der Altstadt weisen mit der Turmhaube einen definiten Abschluss auf. Eine deutliche Akzentuierung des oberen Randes wäre für den Neubau wünschenswert, sei es durch ein Dach, eine Attika oder eine andere Form. 9. Fazit Tatsache ist, dass das Hochhaus in der Blickachse von der Festung auf die Altstadt einen auffälligen Akzent darstellt. Vor diesem Hintergrund muss der vorliegende Entwurf auf seine Integration in das geschützte Ensemble der Würzburger Altstadt, die auf einem ausbalancierten und prekären Gleichgewicht der verschiedenen historischen Monumente und Bebauungsschichten beruht, überprüft und verbessert werden. Würzburg, den 8. Juli 2010 Stadtheimatpfleger 5
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