Österreichische Weichweizen-Ernte 2014
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- Alwin Sven Ackermann
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1 Österreichische Weichweizen-Ernte 2014 Vorwort Einleitung Sehr geehrte Damen und Herren, Sehr geehrte Kunden und Freunde des österreichischen Weizens! Dr. Michael Gohn Obmann Bundesgremium Agrarhandel Wie üblich beschreibt dieser von uns jährlich erstellte Weizenbericht die ersten Eindrücke der in Österreich geernteten Qualität. Witterung und Vegetationsverlauf können Sie der Einleitung entnehmen. Die Qualitäten werden dann auch im Detail beschrieben. Weizen ist und bleibt neben dem Mais die Hauptfrucht in Österreich und hat wieder um ha auf ha zugenommen. Im Zuge der Debatte und dem Verbot der Neonicotinoid Beizung und der daraus notwendig gewordenen geänderten Fruchtfolge haben Mais ca ha und Raps ca ha verloren. Etwas zugelegt haben Wintergerste und Triticale, sowie auch Sojabohne, die allerdings mit jetzt ha ihr Anbaupotential ziemlich ausgeschöpft hat. Ein bemerkenswertes Detail am Rande, heuer wurden erstmals mehr Ackerbohnen als Körnererbsen angebaut. Persönlich bedauere ich den starken Rückgang der für die Fruchtfolge sehr wirksamen Kulturart Erbse. Auf im Europavergleich hohem Niveau befindet sich der Bioanbau, also nach ökologischen Prinzipien. Bei Weizen und auch bei Getreide insgesamt beträgt der Bioanteil nun 11%, bei kleineren Kulturen wie Roggen (über 25%) und Dinkel (80%) ist er noch deutlich höher. Die Vermarktung von Biogetreide ist nicht Thema dieser Informationsschrift, hat aber in den letzten Jahren im österreichischen Getreidehandel einen festen Platz bekommen. Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches Handelsjahr 2014/15. Die diesjährige Weizenernte überraschte mengenmäßig alle Beteiligten. Zur Aussaat im Herbst 2013 herrschten ideale Bedingungen, der Weizen lief rasch und unproblematisch auf. Die Bestände entwickelten sich bis zum Winter auf Grund der milden Temperaturen sehr gut. Ein schneearmer und trockener Winter führte bereits im Frühjahr vor allem im nördlichen Donauraum zu ersten Trockenschäden. Der besonders niederschlagsreiche Mai ausgenommen in trockeneren Regionen wie dem sorgte in weiterer Folge für ein optimales Wachstum, dieses feucht-warme Wetter schuf aber gleichzeitig ideale Bedingungen für Krankheiten wie Gelbrost, Blattfleckenkrankheit und Mehltau. Deshalb waren heuer sachgemäße Bearbeitung der Kulturen und richtige Fruchtfolge besonders wichtig. Eine bis 2 Wochen längere Abreifephase verstärkte das spotential der Pflanzen. Nach einer ersten Hitzewelle Anfang Juni konnte schon sehr früh in den pannonischen Frühdruschgebieten mit der Ernte begonnen werden. Die Erträge waren dann überdurchschnittlich sehr gut und auch die Qualitäten, vor allem das Hektolitergewicht überraschte. Ende Juli wurden die Erntearbeiten in den westlichen Gebieten Niederösterreichs und in Oberösterreich durch starke Gewitterregen immer wieder unterbrochen. Der viele Niederschlag verursachte gebietsweise beeinträchtigte Qualitätsmerkmale. Das traditionelle österreichische Qualitätsweizengebiet erstreckt sich auf das mittlere und östliche Niederösterreich sowie das nördliche und mittlere Burgenland. Klimatisch wird diese Region als pannonisches Klimagebiet bezeichnet (Abb.1). Aufgrund langjähriger Beobachtungen ist bekannt, dass in dieser Region Österreichs beste Weizenqualitäten produziert werden, welche mittlerweile in ganz Europa bekannt sind. Es erlaubt zwar keine so hohen Erträge wie im Alpenvorland (westliches Niederösterreich und Oberösterreich), begünstigt aber im hohen Maß die Ausprägung von sehr guten Backeigenschaften. Dazu kommen noch die tiefgründigen und humusreichen Böden in dieser Region, die gleichfalls positiven Einfluss auf die Weizenqualität haben. Im Mahlweizengebiet (d.i. das westliche Niederösterreich und Oberösterreich) sind die Qualitätswerte niedriger, es werden gute Mahlweizenqualitäten produziert (Abb.1). Wesentliche Parameter für die Backqualität des Weizens sind Proteingehalt, Proteinqualität und Verkleisterungsfähigkeit der Stärke. Der Proteingehalt ist sowohl von der Sorte als auch von Umwelteinflüssen, Boden, Düngung und Klima geprägt. Die Proteinqualität ist dagegen vor allem genetisch bedingt und damit eine Sorteneigenschaft. Das Verkleisterungsverhalten ist im Wesentlichen von den Witterungsbedingungen vor der Ernte abhängig. Niederschlagsdaten Wie aus der Grafik (Abb. 2, Seite 4) ersichtlich verteilte sich die jährliche Niederschlagsmenge nicht optimal für die Pflanzenentwicklung. Im Herbst 2013 führten ausreichende Niederschläge zu einer guten Entwicklung der Herbstsaaten. Klimatisch war der Winter 2013/14 einer der trockensten überhaupt, von Dezember bis Februar wurden im Mittelwert nur 45 mm Niederschläge verzeichnet. Der für die Vegetation wichtige Monat April war gebietsweise feuchter, kühle Nächte unterstützten das Wachstum der Pflanzen. Der Mai konnte mit überdurchschnittlich viel Regen aufwarten. Im Juni hatte Österreich von allem etwas, zuerst eine 1-wöchige Tropenhitze und dann wieder kleinere Regenmengen über das gesamte sgebiet verteilt. Im Jahresmittel wurde eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von unter 530 mm erreicht. 1
2 Weizensorten Die österreichischen Weizensorten sind in 9 Qualitätsgruppen eingeteilt. Die Gruppe 1 verfügt über die niedrigste und die Gruppe 9 über die höchste Backqualität. Im pannonischen Klimagebiet Ostösterreichs dominieren die Qualitätsweizensorten, die den Backqualitätsgruppen 7 bis 9 zuzuordnen sind. Führende Qualitätsweizensorten sind Capo, Lukullus, Energo, Antonius, Astardo, Element und von den Mahlweizensorten, die den Backqualitätsgruppen 3 bis 6 zugeordnet werden, sind Mulan, Sailor, Chevalier, Pedro und Estivus zu erwähnen. Erträge In der Tabelle 1 sind die n, Durchschnittserträge und Gesamtproduktion sowie die Marktleistung aufgelistet. Für die Ernte 2014 wurden die Ziffern der künftigen Marktleistung geschätzt. und Marktleistung des Qualitäts- und Mahlweizens je Wirtschaftsjahr Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die gesamte Anbaufläche von Weichweizen gleichbleibend verhalten. Die n im östlichen Teil Österreichs sind leicht zurückgenommen worden, weisen rund ha auf und sind um ha weniger als zum Vorjahr. Die Anbaufläche im westlichen Niederösterreich und in Oberösterreich beträgt rund ha und hat sich um rund ha erhöht. Der Durchschnittsertrag für Weichweizen im gesamten Erhebungsgebiet wird über 58 dt/ha betragen. Dadurch ergibt sich in diesen Regionen eine Gesamtproduktion 2014 an Qualitäts- und Mahlweizen von beinahe t. Die Zahlen der Marktleistung können nur geschätzt werden. Es stehen somit aus der Ernte 2014 ca t Weizen zur Verfügung, wobei sich ca. 63 % der Marktleistung im Pannonischen Gebiet befinden, davon sind rund t im Qualitätssegment über 14 % Protein. Auf Grund der sehr guten Erträge ist der mengenmäßige Anteil von Weizen mit über 14 % Proteingehalt im pannonischen Raum niedriger als zum Vorjahr. Abbildung 1 Qualitäts- und Mahlweizengebiet Qualitätsweizen Mahlweizen Oberösterreich 5 Wiener Becken Niederösterreich 6 Nordburgenland Östliches 7 Mittelburgenland 6 7 Impressum Redaktion: Agrarmarkt Austria (AMA) Dresdner Straße 70 A-1200 Wien Tel /33 151/0 Fax: +43 1/33 151/199 christian.gessl@ama.gv.at Landwirtschaftskammer Österreich (lk) Schauflergasse 6 A-1014 Wien Tel / Fax: +43 1/ office@lk-oe.at vg Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung Prinz-Eugen-Straße 14 A-1040 Wien Tel / labor@vfg.or.at Bundesgremium des Agrarhandels Wiedner Hauptstraße 63 A-1045 Wien Tel: +43 (0) DW 3000 Fax: +43 (0) DW agrarhandel@wko.at 2
3 Qualitätskriterien Die in den folgenden Tabellen angeführten Werte basieren auf einer Ernteerhebung der Agrarmarkt Austria und der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung in Wien, welche hierfür bei den einzelnen Aufkäufern repräsentative Muster gezogen und untersucht haben. Die Qualitätsdaten für 2014 sowie auch für das Vergleichsjahr 2013 entsprechen dem Stichtag und sind somit als vorläufige Ergebnisse zu bezeichnen. Das mittlere Hektolitergewicht liegt im Qualitäts weizengebiet mit 82,9 kg im sehr guten Bereich. In Oberösterreich und NÖ-West bewegt sich das Hektolitergewicht ebenfalls im hohen Bereich. Die Mahlfähigkeit der neuen Ernte ist sehr gut. Details über die Hektolitergewichte einzelner Regionen sind den Tabellen 2a und 2b zu entnehmen. Beschaffenheit des Qualitäts- und Mahlweizens der Ernte 2014 im Vergleich zum Vorjahr In Abb. 3 sind Durchschnittswerte des heurigen Qualitäts- und Mahlweizens angeführt. Der Proteingehalt beim Qualitätsweizen mit 14,7 % entspricht dem Wert des Vorjahres. Der Mahlweizen hat mit 12,6 % einen niedrigeren Proteinwert als im Jahr Die Kleberwerte sind beim Qualitätsweizen unter dem Vorjahr, aber trotzdem auf einem sehr hohen Niveau. Die Werte beim Mahlweizen liegen mit 28,7 % im normalen Bereich. Die Fallzahlen liegen beim Qualitätsweizen im sehr hohen und beim Mahlweizen im guten Bereich. Proteingehalt und Fallzahl für Qualitätsweizen In den Tabellen 3a und 3b sind die Proteingehalte und Fallzahlen der Regionen des Pannonischen und des Mahlweizengebietes dargestellt. Beim Qualitätsweizen sind die Proteinwerte und Fallzahlen in allen Teilgebieten im hohen Bereich. Farinogramm und Alveogramm für Qualitätsweizen In der Tabelle 4 sind die Verarbeitungseigenschaften angeführt. Im Farinogramm ist das Knetverhalten der Teige charakterisiert. Der mittlere Wert für die Teigentwicklung ist mit 7,1 min. im sehr guten Bereich. Die Teigstabilität zeigt mit beinahe 23 min. eine sehr gute Knettoleranz. Im Alveogramm ist der W-Wert beim Qualitätsweizen mit durchschnittlich 314 J im sehr guten Bereich, die Verhältniszahl P/L ist mit 0,90 im kräftigen Bereich. Farinogramm und Alveogramm der Ernte 2014 je Erhebungsgebiet für Qualitätsweizen und Mahlweizen Die Verarbeitungseigenschaften aufgeteilt in die Gebiete des Pannonikums sind in Tabelle 5a und in den Mahlweizengebieten in Tabelle 5b ersichtlich. Die W-Werte des Alveogrammes liegen im Qualitätsweizengebiet im sehr guten Bereich. Beim Mahlweizen sind die Farinogramme und Alveogramme im normalen Bereich. Mykotoxinbelastung Die Problematik der durch Fusarienpilze verursachten Feld-Mykotoxine DON (Deoxynivalenol) wird in Österreich bereits seit vielen Jahren eingehend bearbeitet (Prüfung der Einflussfaktoren in Feldversuchen, Bonitur der Ährenfusariose im Rahmen der Sortenwertprüfung, etc.). Insbesondere die von den Landwirtschaftskammern durchgeführten flächendeckenden Monitorings auf Praxisflächen und die Ergebnisse der analysierten Muster geben einen Überblick über die regionale Belastungssituation und ermöglichen zugleich darauf angepasste pflanzenbauliche Strategien zur Verringerung des Infektionsrisikos. So gesehen ist die österreichische Weizenproduktion auf die geltenden Mykotoxin-Höchstgehalte bei Weizen (DON 1250 μg/kg) gut vorbereitet. Die Belastung der heurigen Ernte ist im Qualitäts- und Mahlweizengebiet sehr gering. Zusammenfassung Aufgrund sehr guter durchschnittlicher Erträge wird der Anteil an Qualitäts- und Premiumweizen niedriger als im Vorjahr ausfallen. Die Qualitätsergebnisse sind im Bericht dargestellt. Von der gesamten österreichischen Weizenerzeugung werden rund 60 % im Qualitätsbereich eingestuft. Die Qualitätsweizenernte 2014 ist hinsichtlich der Backqualität im Qualitätsweizengebiet des pannonischen Raumes als sehr gut zu beurteilen. Die Protein-, Kleber- und Fallzahlwerte liegen im sehr guten Bereich. Die Farinogramme und Alveogramme lassen sehr gute Verarbeitungseigenschaften erwarten. Die Werte im Mahlweizengebiet sind erwartungsgemäß niedriger als im Qualitätsweizengebiet. Die Schadstoffbelastung (DON) ist im Qualitätsweizengebiet sehr niedrig einzustufen. 3
4 Abbildung 2 Niederschlagshöhe Anbau (September 2013) bis Ernte im darauffolgenden Sommer (Juli 2014) in mm / / /2012 Anbaujahr Östliches Wiener Becken Nördliches Burgenland Niederösterreich und Oberösterreich Abbildung 3 Beschaffenheit des Qualitäts- und Mahlweizens der Ernte 2014 im Vergleich zum Vorjahr 16,5 16,0 15,5 15,0 14,5 14,0 13,5 13,0 12,5 12,0 Protein (i.ts. %) 14,9 14,7 12,6 13,5 40,0 38,0 36,0 34,0 32,0 30,0 28,0 26,0 24,0 22,0 20,0 Klebermenge (%) 36,3 33,8 31,9 28, Fallzahl (sec.) Qualitätsweizen Mahlweizen Tabelle 1 und Marktleistung des Qualitäts- und Mahlweizens je Wirtschaftsjahr Erhebungsgebiet 2014/15 Vorschau 2013/14 endgültig 2012/13 endgültig Nördliches Burgenland Mittleres Burgenland Wiener Becken Östliches Niederösterreich Oberösterreich , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , GESAMT * 58, * 54, * * Anmerkung zur Gesamtfläche: diese beinhalten folgenden Anteil an BIO-n: 2014/15: ha 2013/14: ha 2012/13: ha 4
5 Tabelle 2a Hektolitergewicht für Qualitätsweizen Durchschnittliches Hektolitergewicht Nördl. Burgenland 82,1 81,1 80,5 Mittleres Burgenland 83,8 83,2 79,3 Wiener Becken 83,6 82,8 80,7 Östliches 81,8 83,7 79,0 83,2 84,1 78,4 Mittelwert 82,9 83,0 79,6 Tabelle 2b Hektolitergewicht für Mahlweizen Durchschnittliches Hektolitergewicht Tabelle 4 Durchschnittliche Farinogrammwerte Qualitätsweizengebiet 2012 Stabilität 22,6 20,9 22,2 Durchschnittliche Alveogrammwerte Qualitätsweizengebiet 2012 W (Gesamtkraft) P/L = Widerstand/Dehnbarkeit 0,90 0,51 0,47 NÖ 81,7 82,4 79,8 Oberösterreich 81,7 82,7 78,1 Mittelwert 81,7 82,6 78,9 Tabelle 3a Proteingehalt und Fallzahl für Qualitätsweizen Durchschnittliches Protein i.d. Ts.: % Nördl. Burgenland 15,0 15,6 16,1 Mittleres Burgenland 14,5 15,2 15,3 Wiener Becken 14,3 14,3 15,8 Östliches 14,9 14,7 16,6 14,8 14,7 15,8 Mittelwert 14,7 14,9 15,9 Durchschnittliche Fallzahl Nördl. Burgenland Mittleres Burgenland Wiener Becken Östliches Mittelwert Tabelle 3b Proteingehalt und Fallzahl für Mahlweizen Durchschnittliches Protein i.d. Ts.: % NÖ 13,5 14,7 15,2 Oberösterreich 11,7 12,5 12,7 Mittelwert 12,6 13,6 13,9 Durchschnittliche Fallzahl NÖ Oberösterreich Mittelwert Tabelle 5a Farinogramm und Alveogramm der Ernte 2014 je Erhebungsgebiet für Qualitätsweizen Erhebungsgebiet Stabilität W (Gesamtkraft) P/L, Widerstand, Dehnbarkeit Nördl. Burgenland 26, ,7 Mittleres Burgenland 20, ,9 Wiener Becken 19, ,9 Östliches 23, ,9 22, ,9 Mittelwert 22, ,9 Tabelle 5b Farinogramm und Alveogramm der Ernte 2014 je Erhebungsgebiet für Mahlweizen Erhebungsgebiet Stabilität W (Gesamtkraft) P/L, Widerstand, Dehnbarkeit NÖ 8, ,2 Oberösterreich 3, ,2 Mittelwert 6, ,2 Tabelle 6 Mykotoxinbelastung Erhebungsgebiet DON 2014 [µg/kg] Nördl. Burgenland 160 Mittleres Burgenland < 80 Wiener Becken < 80 Ost < 80 West 140 NÖ 245 Oberösterreich < 80 5
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