Erfahrungsbericht Bergen

Transkript

1 Erfahrungsbericht Bergen Vom bis zum habe ich ein Wintersemester in Bergen, Norwegen, verbracht. Wenn man genau ist es eigentlich ein Herbstsemester. Dort habe ich an der Juristischen Fakultät Rechtswissenschaften studiert. Vorbereitung, Bewerbung bei der Gasthochschule Die einzelnen Schritte zur Bewerbung und alle Unterlagen findet man zum einen auf der Seite des Studienbüros/Prüfungsamtes der Juristischen Fakultät der Göttinger Universität unter dem Reiter International und zum anderen auf der Webseite von Göttingen International unter Erasmus +. Außerdem erklärt Frau Mann einem die einzelnen Schritte und steht einem bei Fragen und Problem zur Seite. Von der Seite der Universität Bergen bekommt man auch alle Informationen nach der Bewerbung zugeschickt. Alles in allem ist die Bewerbung unkompliziert und schnell verlaufen. Unterkunft Nun musste ich eine Unterkunft in Bergen finden. Hierbei hilft einem die Universität Bergen, genauer gesagt SiB (Studentsamskipnaden i Bergen). Als Erasmusstudent erhält man von der Universität Bergen eine Housing Guarantee, was bedeutet, dass man bei der Zimmerwahl bevorzugt wird und eigentlich immer ein Zimmer bekommt. Auch hier läuft alles online und die Bewerbung ist einfach und schnell. Ich habe in Fantoft, einem Wohnheim von SiB außerhalb des Stadtzentrums gewohnt. In Fantoft wohnen die meisten Auslandsstudenten und es ist wie ein kleine Kommune, wo man sehr schnell neue Leute aus den verschiedensten Ländern kennenlernt und viele Parties und Events stattfinden. Fantoft sieht nicht schön aus und die Zimmer haben den Stil einer Jugendherberge, aber das Erasmusleben findet hauptsächlich in Fantoft statt. In Fantoft gibt es Einzel-/Doppel- und Achtzimmerwohnungen. Ich habe in einer Achtzimmerwohnung gewohnt. Hier hat jeder sein eigenes Zimmer mit Bad, man teilt sich also nur die Küche. Diese Küchen sind, im Gegensatz zu den Küchen der Einzel- und Doppelwohnungen bestens ausgestattet. Der Vorteil einer Achterwohnung ist, dass man viel Kontakt zu anderen Austauschstudenten hat, aber durch sein eigenes Zimmer auch genug Privatsphäre. Vor allem spielt sich in diesen Achterküchen ein großer Teil des Erasmuslebens ab. In diesen Küchen wird vorgetrunken, man veranstaltet Spieleabende oder man kocht mit seinen Freunden zusammen. Im Gegensatz zur Küche sind die Zimmer leer bis auf ein Bett, einen Schreibtisch, ein Regal und einen Schrank. Man muss sich also Bettdecke, Kissen, Bezüge, Schreibtischlampe etc. bei Ikea kaufen. Dementsprechend sollte man seine Ankunftszeit so planen, dass man noch vom Stadtzentrum aus den Ikea-Bus nehmen kann. Dieser fährt mindestens einmal die Stunde, zu Beginn des Semesters alle Viertelstunde vom Bahnhof ab. Die Fahrzeiten und die Öffnungszeiten von Ikea findet man ganz einfach online (Ikea Åsane). Die Entfernung zur Stadt ist kein Problem, weil die Straßenbahn (Bybanen) direkt vor der Tür

2 halten. Seit diesem Semester ist auch WLAN in den einzelnen Zimmern vorhanden, man braucht also vorab kein LAN-Kabel mehr zu kaufen. Studium an der Gasthochschule Die Uni begann am mit der Einführungswoche der Universität selbst. Hier hat man alle wichtigen Informationen erhalten. Diese Einführungswoche war vier Tage lang (Donnerstag, Freitag und Montag, Dienstag). Am Montag begann dann auch die O-Phase die von ELSA Bergen organisiert wurde. Was man für die O-Phase bedenken muss ist, dass man den Alkohol für das abendliche Vortrinken bei einem der norwegischen Mentoren selbst bezahlen muss. Zum einen ist Alkohol in Norwegen vergleichsweise sehr teuer und andererseits kann man unter der Woche Bier und Alkopops bis 20 Uhr in den Supermärkten und am Wochenende bis 18 Uhr kaufen. Jeglicher andere Alkohol kann man nur in den sogenannten Vinmonopolet s kaufen, auch hier nur bis zu den oben genannten Uhrzeiten. Der akademische Teil läuft eher entspannt ab. Die Kursauswahl ist relativ groß und auch vielfältig. Anders als in Deutschland gibt es keinen gleichbleibenden Vorlesungsplan. Man muss sich also vorher ins Handy oder in den Kalender eintragen, wann man Vorlesungen hat. Die Vorlesungen sind meistens blockweise. Es kann also vorkommen, dass man mal 2 4 Wochen frei hat. Diese Zeit sollte man auf alle Fälle nutzen um umher zu reisen. Die Klausuren sind auch machbar, wenn man sich ein bisschen mit dem Stoff auseinander setzt und einigermaßen Englisch spricht. Da man ein Wörterbuch mit in die Klausuren nehmen darf, muss das Englisch-Level auch nicht sehr hoch sein. Zur Juristischen Fakultät selbst läuft man von der Endhaltestelle der Bybanen ca Minuten. Alltag und Freizeit Die Bybanen kommt tagsüber zwischen 5 10 Minuten. Man kann sich am Bahnhof bei Skyss entweder ein 6 Monats-Ticket kaufen, bei dem man nur 5 Monate bezahlt. Oder aber man holt sich ein Monatsticket und läd dieses am Anfang jedes Monats an einem der Automaten auf. Der einzige Nachteil an der Bybanen ist, dass diese unter der Woche von 1 bis 5 Uhr gar nicht mehr fährt und man am Wochenende, also Freitag und Samstag, 80 Kronen (umgerechnet etwas über 8 ) bezahlen, muss um nach Fantoft zu kommen. Das sollte einen aber auf gar keinen Fall davon abhalten, in der Stadt mal feiern zu gehen. Beliebt bei Student sind zum einen das Hulen, in dem verschieden Parties und Konzerte stattfinden. Außerdem beliebt ist die Garage, das Tidi oder das Metro. Die Clubs in Norwegen schließen, anders als in Deutschland, aber schon um 3 Uhr, man sollte also planen, früher als man es gewohnt ist, im Club zu sein. Außerdem kann ich nur das Akademisk Kvarter in der Nähe der Fakultät empfehlen. Neben vielen abendlichen Veranstaltung, wie Parties, Pub Quiz und Konzerte, kann man dort auch gut und vergleichsweise günstig Mittag- und Abendessen. Gut zum Essen gehen sind außerdem Peppes Pizza (Amerikanische Pizza), Egons, Zupperia und mein Lieblingsrestaurant

3 Ruccola in der Nähe der Fløybanen. Im Ruccola gibt es italienisches Essen. Hier stimmt für norwegische Verhältnisse das Preis-Leistungsverhältnis; es ist aber nicht so günstig wie Peppes oder Egons. Grundsätzlich gilt aber, dass Essen gehen in Norwegen auch vergleichsweise teuer ist. Die beliebteste Freizeitbeschäftigung der Norweger und der meisten nationalen und internationalen Studenten ist wandern. Wenn man nach Bergen geht, braucht man also auf alle Fälle vernünftige Wanderschuhe. Um Bergen herum gibt es 7 Hausberge (Ulriken, Fløyen, Stoltzen, Rundemannen, Lyderhorn, Løwstakken und Damskårfjellet). Der einfachste ist Fløyen, hier gibt es eine gepflasterte Straße. Mein Lieblingsberg ist das Lyderhorn, weil es einen unglaublichen Ausblick auf ganz Bergen und den Fjord bietet. Was ich auch empfehlen kann, ist die Vidden-Tour. Hier läuft man vom Ulriken über das Hinterland zum Fløyen bzw. andersrum. Die Tour ist von der Spitze des Ulriken bis zur Spitze 16 km lang. Da man aber auch noch irgendwie hochkommen, muss sind es insgesamt ca. 20 km. Man sollte also genug Zeit einplanen. Wir haben ca. 8 Stunden mit Pausen gebraucht. Für die etwas Fauleren gibt es sowohl beim Fløyen als auch beim Ulriken eine Bahn, die einen rauf und wieder runterbringt. Diese sind aber nicht ganz billig. Ansonsten kann man zumindest im Sommer auch von Fantoft aus zum Gamlehaugen laufen. Dieser ist ein Teil des Fjords, in dem man Schwimmen kann oder sich einfach auf die Wiese legen kann und die wenige Sonne genießen kann. Hinsichtlich des Alltags, also vor allem hinsichtlich des Einkaufens gibt es mehrere Möglichkeiten. Direkt gegenüber von Fantoft ist ein Meny, der ist relativ teuer, hat dafür aber auch Sonntags geöffnet. Drei Haltestellen vor Fantoft gibt es einen Rema 1000, der günstiger ist als der Meny. Ansonsten gibt es noch Kiwi oder an der Endhaltestelle Lagunen einen Coop, die beide auch recht günstig sind. Allgemein muss man aber sagen, dass Lebensmittel im Vergleich zu Deutschland recht teuer sind. Aber man gewöhnt sich nach dem ersten Monat an die Preise und rechnet auch nicht mehr um. Was Kleidung und Kosmetik angeht, ist dies nicht so viel teurer als in Deutschland. Es stimmt, dass es in Bergen viel regnet, obwohl ich den schönsten und trockensten Herbst seit 10 Jahren hatte. Was man in Bergen also unbedingt braucht ist eine gute Regenjacke und wasserfeste Schuhe (es müssen nicht unbedingt Gummistiefel sein). Ein Regenschirm bringt einem nur manchmal was, da es im Herbst in Bergen recht windig ist. Der Winter hingegen ist aufgrund der Nähe zum Wasser und der Lage im Golfstrom relativ mild. Sollte man mehrere Tage bzw. Wochen frei haben, kann ich nur empfehlen zu reisen. Was man unbedingt in den ersten Monaten bzw. im Sommer machen sollte ist, zum Trolltunga zu fahren oder nach Stavanger und da denn Preikestolen und den Kjerag sich anzusehen. Bei allen dreien muss man aber wandern. Der Bus nach Stavanger und zurück fährt mehrmals täglich ab und kostet für beide Fahrten 70. Mit AirBnB kann man auch günstig wohnen, zum Teil günstiger als in Jugendherbergen oder Hostels. Des Weiteren kann ich nur empfehlen sich mal ein Auto zu mieten und nach Voss und zu den Vøringsfossen (Wasserfälle in der von Eidfjord) zu fahren. Die Fahrt beträgt hin- und zurück ungefähr 6 Stunden. Die Fahrt ist wunderschön, weil man die meiste Zeit an Fjorden entlangfährt. Als letztes sollte man sich noch Oslo angucken. Auch hier empfehle ich AirBnB wenn man mit mehreren fährt. In Oslo sollte man auf alle Fälle auch zur Skisprungschanze (den

4 Holmenkollen) fahren und dort nach oben fahren, da man von dort einen wunderschönen Blick auf Oslo und den Oslosund hat. Wenn man nach Oslo möchte, kann man entweder mit dem Zug fahren, was 7 Stunden dauert, oder man fliegt mit Norwegian Airlines. Norwegian bietet unter Ungdomsbillet günstige Flüge für Studenten unter 26 an. Auch SAS bietet YoungTickets für Studenten an. Ansonsten kann man sich für das Buddy Programm von ESN bewerben, da man darüber besser Anschluss an die norwegischen Studenten findet. ESN bietet außerdem Ausflüge und Trips an. Einen Trip, den ich jedem empfehlen würde, ist der Trip nach Lappland. Falls man nicht mit ESN fahren kann, so kann man über Timetravels sich einen anderen Termin aussuchen. Auf diesem Trip kann man Husky- und Rentierschlitten fahren, im Arktischen Ozean schwimmen und vieles mehr. Lappland war einer der besten Trips meines Lebens und kann kaum übertroffen werden. Was leider schwierig ist, ist Norweger kennenzulernen. Die internationale Gemeinde und das Kursangebot überschneidet sich leider wenig mit dem der Norweger. Außerdem sind Norweger äußerst zurückhaltend, aber sehr freundlich. Fazit Alles in allem war mein Erasmus-Semester in Bergen eine super Erfahrung und eine der besten Zeiten in meinem bisherigen Leben. Das Beste daran waren die Menschen, die man kennenlernt. Egal ob aus Deutschland, Frankreich, Polen etc. Man findet so schnell Anschluss und schließt so tolle Freundschaften, dass das den Großteil der Erfahrung ausmacht. Außerdem ist Bergen bzw. Norwegen im Allgemeinen wunderschön und ganz anders als Deutschland. Negativ sind die Kosten. Man benötigt mit Miete 1400 im Monat. Die wichtigsten Tipps: Man sollte sich vorher eine Kreditkarte zulegen. In Norwegen zahlt man meistens mit Karte, kaum noch mit Bargeld. Außerdem braucht man ein Skyss-Ticket für die Bybanen und die Busse. Seine Ankunft sollte man so planen, dass man noch Bettzeug besorgen kann und auch noch etwas zu essen. WLAN ist vorhanden, jedes Zimmer hat sein eigenes. Meiner Meinung nach braucht man keine norwegische Sim-Karte. Man hat fast überall WLAN. Etwas Geld sollte man für Reisen zurücklegen. Wann hat man schon mal die Möglichkeit, sich so günstig in Norwegen zu bewegen? ;) Reise so viel du kannst. Mache alles was möglich ist. Eine solche Chance bekommt man nie wieder.

5 Und der aller wichtigste Tipp: Genieße es und lerne so viele Menschen wie möglich kennen.