Semiotik (= Zeichentheorie, Lehre der Zeichen)
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- Dominic Sachs
- vor 7 Jahren
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1 (= Zeichentheorie, Lehre der Zeichen) A Literaturangaben Klant, Walch, Grundkurs Kunst 1, Hannover 2002, S. 46 Matthaei, M. J., Grundfragen des Grafik-Design, Augsburg 1990, S. 40ff. Enders, G., Hampel, D., Wacholder, K., Bedeutungsmanagement für Produkt und Kommunikation, Berlin 2005 Karmasin, H., Produkte als Botschaften, Landsberg 2007 Habermann, H., Industriedesign, Heidelberg vom (Texte von Thomas-Michael Seibert) vom B Begriff - Wissenschaft von den Zeichenprozessen in Natur und Kultur. - Gebiet der Philosophie - Die zerfällt in die drei wesentlichen Teilbereiche: Syntaktik, Semantik und Pragmatik. Nach Charles Sanders Peirce ist ein Zeichen ein Etwas (Mittel), das für ein anderes Etwas (Objekt) steht oder ein anderes Etwas bezeichnet und für jemanden eine Bedeutung (Interpretant) hat. Das Zeichen ist hiermit kein Gegenstand, sondern eine dreigliedrige Relation (Beziehung) mit dem Mittel, dem bezeichneten Objekt und dem interpretierten Bewusstsein. Syntaktische Ebene (Mittelbezug) Sigmatik Zeichen(-system) Semantische Ebene (Objektbezug) pragmatische Ebene (Interpretantenbezug) Interpretanten sind z. B. Zeichnungen, fremdsprachliche Erläuterungen, textliche Erklärungen oder Synonyme Arbeitsblatt / Seite 1/7
2 C Beziehung: Produkt und Kommunikationsprozess Ansatz: Produkte, gestaltete Objekte, Kunstwerke sind immer Bestandteile von Kommunikationsprozessen Desinger, Künstler (hat bestimmte Idee, Absicht) codiert Transformator 1 Produkt, Objekt, Kunstwerk decodiert Transformator 2 Konsument, Nutzer, Betrachter Sender Zeichen Empfänger Störungen/Einflüsse Verwertung/feedback ABER Schwierigkeit weil oft: Zeichenrepertoire des Senders (Gestalter, Designer, Künstler ) Zeichenrepertoire des Empfängers (Betrachters) g z. B. auch weil: Gestaltung neben Redundanz (Überfluss, hinlänglich Bekanntes) i. R. innovative (neuartige) Elemente enthält Arbeitsblatt / Seite 2/7
3 Störungen z. B. Rauschen, Verzerrungen, Überlagerungen, Ausfall treten v. a. an zwei Stellen auf: bei Codierung + Weg vom Sender zum Empfänger Sender Codierung Kanal Decodierung Empfänger Bereits bei der Codierung ist v. a. darauf zu achten, dass der Empfänger: - über die Codierfähigkeit verfügt - den Willen hat, das Angebotene überhaupt zu Zeichenvorrat decodieren Zeichenvorrat gemeinsamer Zeichenvorrat Sender Zeichenvorrat Empfänger Kanal: Medium, auf dem die Träger die aufgenommenen Inhalte transportieren können Unterscheidung zwischen: räumlicher Kanal zeitlicher Kanal Von Ort zu Ort Informationen werden zunächst aufgenommen, gespeichert und erst nach einiger Zeit weitergegeben Beispiele: Rohrpost, Straßen Tonträger, Bücher Zwei Zitate dazu: Es hängt nie davon ab, was du sagst, sondern immer, was dein Gegenüber versteht oder verstehen will. (nach B. Fuchsberger) Du gleichst dem Geist, den du begreifst.... (nach Goethe, Faust ) Arbeitsblatt / Seite 3/7
4 D D1 Zeichen und Störungen Zeichen - sind physikalische Ereignisse, auch Signale genannt, die etwas bezeichnen (erklären, beschreiben, erfassen...) und an einen Empfänger gerichtet sind. - Beispiel: Eine einfache Zeichenfolge ist z. B.: Alphabet: a, b, c... - Ein Zeichenvorrat besteht immer aus mehreren Zeichen (mindestens zwei), die innerhalb eines Systems verschiedene Aufgaben erfüllen. - Zeichen übermitteln Informationen in Raum und Zeit. Ohne Zeichen wären Kognition, Kommunikation und kulturelle Bedeutungen unmöglich. Die Zeichen können visueller, auditiver, linguistischer... Art sein. D2 Störungen liegen vor, wenn: - die physikalischen Signale der Nachricht von anderen Signalen verstellt, beeinträchtigt oder überlagert werden - nicht mehr mit absoluter Sicherheit gesagt werden kann, welche Signale zur Nachricht und welche zum Umfeld gehören g Beispiel: Die Struktur einer Darstellung ähnelt der Struktur des Umfeldes zu stark. (z. B. Alle Plakate einer Litfasssäule haben die gleiche Grundfarbe oder ähnliche Schriften und Schriftanordnungen. Für den Betrachter ist es dadurch schwer festzustellen, wo das eine Plakat zu Ende ist und das andere beginnt oder z. B. einzuordnen, welcher Schriftzug zu welchem Plakat gehört.) E Konsequenzen für die gestalterische Arbeit zu beachten ist: - Produkte, Design-Objekte unterliegen i. R. der einseitigen Kommunikation - Die Codierung/die Zeichensprache von Produkten muss so erfolgen, dass diese für den Empfänger (z. B. anvisierte Zielgruppe) zu entschlüsseln ist. - Der Wille des Empfängers, den Code des Produktes auch entschlüsseln zu wollen, muss unterstützt werden. Arbeitsblatt / Seite 4/7
5 F Begriffe und Zusammenhänge Syntaktik / Syntax - lat. Syntax, Gefüge - Untersuchung der Beschaffenheit, von Anordnungsmöglichkeiten, des Mitteleinsatzes sowie formaler Beschreibungen des Zeichens, z. B. Form, Helligkeit, Farbe, Material, Bewegung - Syntax legt die Regeln fest, die aussagen, wie ein Zeichen aufgebaut sein muss, damit es verstanden werden kann. Also: Wie muss die Codierung sein? - Was ist zu sehen? (z. B. Form, Farbe, Material, Struktur, Textur ) - ähnlich einer Strukturanalyse Semantik - griech. sem, kleinster Bedeutungsträger - beschäftigt sich mit dem Inhalt, der Beziehung der Zeichen zu ihren Objekten sowie der Beschreibung der Bedeutung des Zeichens - Was ist zu erkennen, bzw. wahrzunehmen? - Semantik beschreibt auch die Bedeutung von Zeichen, die keine Entsprechung in der Realität finden. - Verwandtschaft zur Ikonographie (= Wissenschaft; betrachtet Bilder nach ihren Figuren, Gegenständen und Symbolen; Lehre von ihren historischen Zusammenhängen, Erforschung der Attribute von Heiligen) - Es gibt drei verschiedenartige Beziehungen zwischen Objekt und Bedeutung, die als Ikon, Index und Symbol bezeichnet werden. Diese sind wichtig für die Bildanalyse und helfen bei der Decodierung von Kunstwerken, Zeichen etc. Ikon: - griech. eikon, Abbild - das Zeichen besitzt Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten mit seinem Objekt (Vorbild) - im Ikon wird das Vorbild wieder erkannt - es gibt verschiedene Ikonizitätsgrade (Ikonismus = abbildhafte, zeichenartige Darstellung) g z. B. Zeichen-, Punkt- und Strichdarstellung g z. B. Fotografie einfaches ikonisches Superzeichen sehr hohe Ikonizität Arbeitsblatt / Seite 5/7
6 Index: - lat. (An-)Zeiger - ist ein Hinweis oder Anzeiger auf das Bezeichnete oder eine Eigenschaft - Der Index hat eine direkte Beziehung zum Objekt. g Beipiele: Wegweiser Pfeil Sprechblasen Leutkirch Perspektivische Mittel beim Zeichen oder in der Malerei (zeigen die räumliche Situation) Symbol: - griech. Sinnbild, Wahrzeichen - kein direkter Bezug zum Objekt - Verständnis des Zeichens abhängig z. B. von Kulturkreis, Sozialisation, individueller Erfahrung - Die Bedeutung wird vereinbart und muss erlernt werden. g Beispiele: Schriftzeichen Ω Nationalflaggen Orden bestimmte Formen, wie z. B. Kreuz / Christentum bestimmte Farben, wie Schwarz / Trauer (in BRD) Arbeitsblatt / Seite 6/7
7 Pragmatik (griech. pragma, Tatsache) - beschäftigt sich mit den Beziehungen, die zwischen Zeichen und Benutzer der Zeichen stehen. - untersucht die Wirkung der Zeichen auf den Empfänger. Man unterscheidet dabei nach indikativer, suggestiver und imperativer Wirkung. - untersucht, wie der Benutzer Zeichen auswählt, warum er sie wählt und zu welchem Zweck er sie wählt. - Was war die Absicht des Senders? ; Was soll ausgesagt werden? - g z. B. - Ikonologie (Erforschung der Bildinhalte, Lehre von Sinn und Gestaltung altertümlicher Bilder) Zeichen werden benutzt, um einen Zweck zu erreichen. Sie sollen also Handlungen und Meinungen beeinflussen oder die Gefühlslage der Empfänger verändern. Zeichen haben stets eine pragmatische Bedeutung. Dies können sein: Imperative Wirkung: Suggestive Wirkung: Indikative Wirkung: Die Zeichen sollen den Willen des Empfängers beeinflussen. Die Zeichen sollen die Gefühle des Empfängers beeinflussen. Die Zeichen sollen das Denken des Empfängers beeinflussen, also ihre Wirkung über den Verstand entfalten. g Anwendung Das ISI-Modell (imperativ, suggestiv, indikativ) lässt sich z. B. bei der Untersuchung von Werbeanzeigen o. Ä. anwenden. In der Werbung wird meist versucht eine suggestive Wirkung zu erreichen, zusätzlich finden imperative Zeichen Anwendung. In wissenschaftlichen Bereichen sollte dagegen mit indikativen Zeichen gearbeitet werden (Objektivität). Arbeitsblatt / Seite 7/7
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