# 7. Wiss. Hausarbeiten/Abschlussarbeiten. auf Herausgeber /Editor: Manfred Blohm (blohm at uni-flensburg.

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1 # 7 Wiss. Hausarbeiten/Abschlussarbeiten auf Herausgeber /Editor: Manfred Blohm (blohm at uni-flensburg.de)

2 Auf der Web-Seite erscheinen in unregelmäßigen Zeitabständen für interessierte Leser*innen kostenfrei Hausarbeiten, BA-Thesis, MA-Thesis, Diplomarbeiten und Examensarbeiten aus den Bereichen Kunst/Visuelle Kommunikation / Kunstpädagogik / Kunstdidaktik, geschrieben an unterschiedlichen europäischen Hochschulen. Die Vision ist, dass diese Sammlung allmählich wächst, so dass ein großes Spektrum der Vielfalt dessen, was an europäischen Hochschulen geschrieben wird (und leider meist unsichtbar bleibt) anderen als Denkanstöße dienen kann. So kann hier vielleicht allmählich eine Vielfalt des Denkens im Feld Kunst / Visuelle Kommunikation / Kunstpädagogik / Kunstdidaktik sichtbar werden, das die bestehenden Publikationsformate erweitert. Die Rechte für die hier erscheinenden Texte verbleiben bei den Autorinnen und Autoren. Die Klärungen, Kennzeichnungen und ggf. Einholung der Bildrechte liegen bei den Autorinnen und Autoren. Für die Abbildungen und die damit verbundenen Rechte sind ausschließlich die Autorinnen und Autoren verantwortlich. Der Herausgeber der Reihe übernimmt dafür keinerlei Haftung. Diese liegt mit der Freigabe der Texte im Einvernehmen zwischen Herausgeber und Autor/innen ausschließlich bei den Autor/innen. Es gilt darüber hinaus der Disclaimer auf der Seite

3 Schriftliche Masterthesis von Anna-Lisa Schneeberger, Hochschule Luzern Design & Kunst, MAT, Mai 2013 Mentor: Christoph Lang Die Bedeutung von Bildnerischem Gestalten für Menschen mit Behinderung Dokumentation und Analyse von sonderpädagogischen Ausrichtungen in sonderpädagogischen Einrichtungen

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5 Inhaltsverzeichnis 1.0. Vorwort Einführung ins Thema Aufbau der Arbeit Zur Definition von Menschen mit Behinderung Zur Geschichte von bildnerischen Werken beeinträchtigter Menschen Rezeption von bildnerischen Werken psychisch und geistig beeinträchtigter Menschen Konzepte der Sonderpädagogik Begründung der Kategorisierung Integration Normalisierung Differenz Fremdbestimmung - Selbstbestimmung Schwerpunkte des Bildnerischen Gestaltens in der Sonderpädagogik Begründung der Kategorisierung Bildnerisches Gestalten als basale Pädagogik Bildnerisches Gestalten mit therapeutischem Schwerpunkt Bildnerisches Gestalten mit kunstpädagogischem sachlichen Schwerpunkt Vergleich der drei Schwerpunkte Positionierung und Reflexion meiner eigenen Vermittlungspraxis Kurzportrait: Die Stiftung Rütimattli Sachseln Die Praxis vorgestellt: Konzept des Vermittlungsprojekts Inhalt Absichten und Ziele Projektteilnehmer und teilnehmerinnen Meine Rolle Vergleich meiner praktischen Arbeit zu den Schwerpunkten des Bildnerischen Gestaltens Reflexion und Bedeutung meiner Praxis zu den sonderpädagogischen Konzepten Literatur- und Bildquellen

6 1.0. Vorwort Während eines Praktikums in einer sonderpädagogischen Einrichtung habe ich erste gestalterische Erfahrung mit beeinträchtigten Menschen gesammelt. Die Einsicht, wie die geistig und körperlich beeinträchtigten Erwachsenen sich künstlerisch ausdrückten, war faszinierend und prägend. Sie in ihrem kreativen Schaffen zu unterstützen und an ihren Erzählungen zu den Werken teilzuhaben, eröffnete mir eine neue Welt in meiner Vermittlungstätigkeit. Weil ich grosse Freude an der Zusammenarbeit mit diesen besonderen Menschen und ihrem Zugang zum Gestalten empfand, entschied ich, mich weiter mit der Bedeutung von Bildnerischem Gestalten für beeinträchtigte Menschen auseinanderzusetzen. In meiner kunstpädagogischen Abschlussarbeit, dem Projekt Sarner Sehenswürdigkeiten, arbeite ich zusammen mit sechzehn Menschen mit psychischen und geistigen oder mehrfachen (körperlichen) Beeinträchtigungen aus der Stiftung Rütimattli Sachseln in Sarnen. Sonderpädagogik ist die Theorie und Praxis der Erziehung, Unterrichtung und Förderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die in irgendeiner Weise als körperlich, geistig oder seelisch beeinträchtigt (durch Behinderung, Störung oder Gefährdung) oder verhaltensauffällig angesehen werden. 1 Für die Entstehung meiner Masterthesis hat mir die Stiftung Rütimattli mit ihrer Bereitschaft und dem Engagement für eine Zusammenarbeit sehr geholfen. An dieser Stelle möchte ich mich sehr herzlich bei der Leitung bedanken. Weiter möchte ich allen Projektteilnehmenden, der Klassenlehrerin Carmela Franco, den Helferinnen Anita Enz und Elena Schönfeld, dem Leitungsteam der Werkstatt Büntenpark und insbesondere meinen Mentoren Eva-Maria Würth und Christoph Lang für die Unterstützung beim Entstehen meiner Masterarbeit danken. Der grösste Dank geht an Felix Bänteli, Lia Kraus und Zoë Dowlen für zahlreiche Gespräche und Freuden. Aus urheberrechtlichen Gründen verdecke ich für die Veröffentlichung der Thesis einige Abbildungen. Diese sind grau markiert. 1 Burkard/Weiss, S

7 2.0. Einführung ins Thema Menschen mit Behinderung: Menschen mit Entwicklungsbeeinträchtigungen, mit geistiger Behinderung, mehrfacher Behinderung oder mit psychischer Beeinträchtigung. 6 Die Bezeichnung möchte im Gegensatz zum Begriff Behinderte den Menschen selber und nicht die defizitäre Behinderung in den Vordergrund stellen. Sie weist auch auf behindernde Umweltfaktoren wie z.b. unser Menschenbild, hin, welche behinderte Personen noch mehr behindern. 7 Die Quote in Mikrobetrieben (bis 9 Beschäftigte) betrug 4,13 Prozent, bei Kleinbetrieben (bis 49 Mitarbeitende) 3,48 Prozent, Mittelbetriebe (bis 249 Beschäftigte) erreichten eine Quote von 3,8 Prozent und Grossbetriebe bloss eine von 1,25 Prozent. 8 Im Kanton Zürich haben sich die Zahlen der Sonderschüler beinahe verdoppelt: [...]der Anteil an der Gesamtzahl der Schulkinder ist von 1,8 auf 3,0 Prozent gewachsen. 9 Menschen mit Behinderung, d.h. Kinder, Jugendliche und Erwachsene, welche geistig, körperlich, psychisch oder mehrfach beeinträchtigt sind, arbeiten, wohnen und/oder werden in sonderpädagogischen Institutionen unterrichtet. Die Studie Die berufliche Integration von behinderten Personen in der Schweiz des Bundesamts für Sozialversicherung von 2003 zeigt, dass vor zehn Jahren in der Schweiz nur 0.8% aller Angestellten eine Funktions- oder Aktivitätseinschränkung aufwiesen, was im internationalen Vergleich zugleich ein niedriger Wert darstellte. 2 Auch heute sind die Beschäftigungsquoten von beeinträchtigten Mitarbeitenden in Schweizer Unternehmen tief. Eine Untersuchung der Stiftung Integration für alle aus dem Jahr 2008 zeigt auf, dass die Quote angestellter Menschen mit einer IV-Rente auf dem ersten Arbeitsmarkt von Mikro- bis Grossbetrieben durchschnittlich nur etwa 3% ausmacht. 3 Im Gegensatz zur Schweiz sind in Deutschland Unternehmen mit mehr als zwanzig Mitarbeitenden verpflichtet, 5% Schwerbehinderte einzustellen. Doch verfolgt man Statistiken, wird ersichtlich, dass fast dreissig Prozent der betroffenen Unternehmen einer Anstellung eine Ausgleichsabgabe vorziehen. 4 Auch in der Bildung sind die Zahlen ähnlich: In der Schweiz gibt es immer mehr SonderschülerInnen. Eine wachsende Zahl davon wird zwar vermehrt in Regelklassen geschult, doch wie Studien bestätigen, nehmen die Zahlen der separierten SonderschülerInnen, welche vor allem schwerer beeinträchtigte Kinder und Jugendliche ausmachen, trotzdem nicht ab. 5 Diese Studien aus der Arbeits- und Bildungswelt stehen repräsentativ für eine Menge von Beispielen, welche die Lage von beeinträchtigten Menschen in unserer Gesellschaft aufzeigen: Sie werden ausgegrenzt und defizitorientiert behandelt. Als Ausgangslage definiert dieser Umgang sozial-politische Konzepte und Ziele, welche die Absicht haben, zu einer besseren Situation von beeinträchtigten Menschen in unserer Gesellschaft beizutragen. Die Konzepte, welche als Gegenbewegungen zum aktuellen Umgang gesehen werden können, sollen in erster Linie unsere Sichtweise auf beeinträchtigte Menschen verändern und somit längerfristig zu einem anderen Menschenbild und einem besseren Zusammenleben führen. Durch ihre übergeordnete Position beeinflussen sie jede sonderpädagogische Praxis und lassen sich dadurch als Unterschiede zur allgemein pädagogischen Praxis (mit nicht beeinträchtigten Menschen) bezeichnen. Auch der Kunstunterricht mit beeinträchtigten Lernenden und die gesamte sonderpädagogische Kulturarbeit richtet sich nach diesen Konzepten aus, weswegen sie für meine Arbeit bedeutungsvoll werden und in der vorliegenden Thesis thematisiert werden sollen. Daraus bildet sich meine erste Leitfrage: Welche sonderpädagogischen Konzepte wurden für die Arbeit mit beeinträchtigten Menschen entwickelt? 2 Vgl. ( ) 3 Vgl. ( ) 4 Vgl. ( ) und ( ) 5 Vgl. ( ) 6 ( ) 7 Vgl. Kapitel Zur Definition von Menschen mit Behinderung, S ( ) 9 ( ) 5

8 Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, deren Situation und Bedürfnisse in einer normalen Schule oder auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht ausreichend berücksichtigt werden können, bedarf es besonderer Angebote, einer besonderen Förderung und Unterstützung. Durch diese Sonderbehandlung muss der Kunstunterricht in der sonderpädagogischen Schule oder die Kulturarbeit im sonderpädagogischen Bereich anders praktiziert werden als mit nicht beeinträchtigten Lernenden und Arbeitenden. Angelehnt an Entwicklungen in der Kunstpädagogik der Regelschule und definiert durch sonderpädagogische Konzepte wurden für die gestalterische Förderung und Bildung von beeinträchtigten Lernenden eigene kunstpädagogische Ansätze erstellt. Diese richten sich nach verschiedenen Schwerpunkten und Funktionen aus. Daraus lässt sich meine zweite Leifrage formulieren: Welche Schwerpunkte und Funktionen nimmt das Bildnerische Gestalten mit beeinträchtigten Menschen in der Sonderpädagogik ein? Für meine eigene Praxis, d.h. die gestalterische Arbeit mit beeinträchtigten Menschen aus der Stiftung Rütimattli Sachseln, hilft mir die Erforschung der sonderpädagogischen Konzepte und die Reflektion von Funktionen des Bildnerischen Gestaltens, meine Arbeit zu positionieren. Anhand der Untersuchung von meiner eigenen praktischen Arbeit kann ich inhaltliche und funktionale Schwerpunkte ausmachen. Diese kann ich in Bezug zur Theorie stellen. Somit ergibt sich eine dritte, verbindende Fragestellung, welche die Thesis ausführt: Was sind die Schwerpunkte und Funktionen meiner eigenen Vermittlungspraxis? Da ich in meiner praktischen Arbeit mit Erwachsenen und Jugendlichen mit geistigen, psychischen und zum Teil auch körperlichen (mehrfachen) Beeinträchtigungen arbeite, möchte ich das Feld meiner schriftlichen Arbeit breit fassen. Deshalb werde ich sämtliche Adressaten aus der Praxis miteinbeziehen und nicht nur auf spezifisch geistig beeinträchtigte oder psychische beeinträchtigte Menschen eingehen, sondern Behinderung allgemein fassen. Bei Text-Abschnitten und Darlegungen, welche nur für eine spezifische Adressatengruppe, d.h. psychisch oder geistig beeinträchtigte Personen Gültigkeit haben, werde ich die angesprochene Gruppe jeweils im Text einzeln vermerken. Mir ist bewusst, dass die gestalterische Praxis mit psychisch, geistig (und körperlich) beeinträchtigten Menschen einem differenzierten Umgang bedarf. Die an meinem Projekt beteiligten Menschen bringen sehr unterschiedliche Lebensgeschichten, Bedürfnisse, Kenntnisse und Fähigkeiten mit, welche als Voraussetzungen für die Praxis auf jeden Fall berücksichtigt werden müssen. Trotz dieser Vielfalt erhält ein Grossteil der Theorie (1. Sonderpädagogische Konzepte, 2. Schwerpunkte von Bildnerischem Gestalten) für alle Beeinträchtigungs-Gruppen Gültigkeit. Teilweise gibt es auch disziplinare Überschneidungen, z.b. mit der Kunsttherapie, der Kunstpädagogik (für die Regelschule) oder der Sozialen Arbeit. Diese unterschiedlichen Anwendungen des Bildnerischen Gestaltens und Bezüge zur Pädagogik oder Kunst sollen auch beachtet werden, da sie meistens gleiche Ziele (d.h. lediglich durch andere Methodiken) verfolgen. 6

9 2.1. Aufbau der Arbeit Um darauf aufbauen zu können und um Missverständnissen vorzubeugen, bedarf es zunächst einer Definition des Begriffs der Behinderung. In einem weiteren Vorkapitel befasse ich mich mit der Geschichte und der Rezeption von bildnerischen Ausdrucksformen beeinträchtigter Menschen. Dabei werde ich jedoch nicht versuchen, diese zu deuten oder sie kategorisch in entwicklungsbezogene Phasen oder gar pathologische Muster zu setzen. Anhand eines kurzen Überblicks werde ich lediglich auf (kunst)historische und soziologische Faktoren eingehen, welche die Sicht auf Werke von beeinträchtigten Menschen beeinflussen. Der Hauptteil der Arbeit widmet sich der Untersuchung der sonderpädagogischen Konzepte und der Praxis-Schwerpunkte. Als führende aktuelle Konzepte untersuche ich im Kapitel Vier die Normalisierung, die Integration, die Differenz und die Fremd-/Selbstbestimmung. Im fünften Kapitel untersuche ich die basal-, die therapie- und die sachorientierte Praxis als Schwerpunkte von bildnerischem Gestalten. Diese setze ich jeweils in Bezug zu ihren Funktionen für den Alltag beeinträchtigter Menschen. In einem dritten Teil der Arbeit (Kapitel Sechs) wird meine eigene Vermittlungspraxis mit beeinträchtigten Menschen kurz vorgestellt und in Bezug zu den untersuchten Ansätzen reflektiert. Ein Fazit soll die Schwerpunkte meiner Arbeit darstellen und die Bedeutung meiner Vermittlungspraxis im Kontext beleuchten Zur Definition von Menschen mit Behinderung Im Volksmund wird noch oft das Wort Insassen angewendet. Menschen mit einer Behinderung sollten jedoch keine Gefangenen sein. Der Begriff Menschen mit Behinderung klingt zwar auch negativ und ist defizitär ausgerichtet. Besser wäre Menschen mit besonderen Bedürfnissen, was vom Englischen people with special needs stammt. Eigentlich möchte ich diese Menschen gar nicht bezeichnen müssen. Die Bezeichnung zwängt sie in ein Trikot mit der Aufschrift: Anders Eine Begriffsbestimmung von Behinderung erscheint mir wichtig, um mögliche Verständnisschwierigkeiten auszuschliessen. Dabei werde ich jedoch nicht auf aktuelle terminologische Diskussionen zur vieldiskutierten Begrifflichkeit eingehen, sondern die Definition kurz in einem umfassenden Einbezug verschiedener Aspekte darlegen. Für die weitere Bezeichnung der Personengruppe der in irgendeiner Art beeinträchtigten Menschen berufe ich mich auf die Anwendung des Begriffs Menschen mit Behinderung und im spezifischen Fall auf Menschen mit geistiger/körperlicher/psychischer Beeinträchtigung, welche ich u.a. aus aktuellen Informationsmaterialien der Stiftung Rütimattli entnommen habe. 10 Diese Bezeichnungen versuchen im Gegensatz zu anderen aktuell angewendeten Begriffen wie Behinderte oder behinderte Menschen den Menschen selber und nicht die defizitäre Behinderung in den Vordergrund zu stellen. Ausserdem sind der Benennung Menschen mit Behinderung zudem die Umweltfaktoren inhärent, welche gleichermassen behindernd wirken, d.h. beeinträchtigte Menschen noch mehr behindern. Unter Behinderung wird eine dauerhafte und schwerwiegende Beeinträchtigung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Teilhabe bzw. Teilnahme einer Person bezeichnet, welche sich aus einer körperlichen oder geistig-seelischen Schädigung ergibt. 11 Für die Pädagogik stehen nicht die medizinisch therapierbaren Schädigungen im Mittelpunkt, sondern die aus ihnen erwachsenden Lernprobleme und sozialen Integrationsschwierigkeiten. 12 Behindernd wirken in der Umwelt des behinderten Menschen sowohl Alltagsgegenstände und Einrichtungen (physikalische Faktoren) als auch die Einstellung anderer Menschen (soziale Faktoren). 14 Nebst diesem Fokus auf die beeinträchtigte Person ist die Beeinflussung von der Umwelt, geltenden sozialen Vorstellungen und Hilfeleistungen der Gesellschaft wichtig: Der Begriff wird erst durch das Zusammenspiel der Eigenschaften einer behinderten Person und ungünstigen Umweltfaktoren, welche als Barrieren wirken, komplettiert. Als soziale Kategorie ist Behinderung ein relativer Begriff, insofern er von jeweils geltenden Normvorstellungen abhängig ist. Das Ausmass der sozialen und beruflichen Benachteiligung hängt von den institutionellen Einrichtungen und den Hilfsangeboten der Gesellschaft ab Vgl. ( ) 11 Vgl Burkard/Weiss, S Burkard/Weiss, S ebd ( ) 7

10 3.1. Zur Geschichte von bildnerischen Werken beeinträchtigter Menschen Anfang des 19. Jahrhunderts begannen in Mitteleuropa einzelne Psychiater in sogenannten Nervenheilkliniken die gestalterischen Bildnereien ihrer Patienten zu sammeln und zu erforschen. Die Werke, welche oft unbeobachtet und unaufgefordert in Unmengen von Stunden entstanden und auf Zeitungspapier oder kleine Zettelchen gekritzelt wurden, Abfallmaterial, das die Patienten vorfanden, drückten oft ein enormes inneres Leiden oder schillernde Fantasie- und Wahnvorstellungen aus. Als einer der ersten bemerkte und bezeichnete der Berner Psychiater Walter Morgenthaler in den Zwanziger Jahren das gestalterische Schaffen seines Patienten, Adolf Wölfli, als Kunst und tat es nicht mehr als unbedeutende Beschäftigung oder blossen Zeitvertreib ab. 15 Seine reich illustrierte Publikation, Ein Geisteskranker als Künstler (1921), die Patientengeschichte Adolf Wölflis, erhielt grosses Ansehen. 1922, ein Jahr später, publizierte Hans Prinzhorn, ein Heidelberger Psychiater und Kunsthistoriker, sein Buch Bildnerei der Geisteskranken. Beide legten umfassende Sammlungen von Patientenwerken an, welche heute als Prinzhorn-Sammlung in Heidelberg oder Sammlung Walter Morgenthaler im Berner Psychiatriemuseum zugänglich sind. Abb. 1: Bildnerei der Geisteskranken mit Abbildung von Adolf Wölfli Hans Prinzhorn ( ) war Psychiater und Kunsthistoriker in Heidelberg. Prinzhorns besondere Leistung ist in der Öffnung der psychiatrischen Sichtweise der Kunst seiner Patienten in kunstwissenschaftliche und künstlerische Bereiche zu sehen. Diese Sammlungen und Publikationen haben als Folge Kunsthistoriker, Sozialwissenschaftler und Künstler fasziniert veröffentlichte der französische Künstler Jean Dubuffet erstmals den Begriff Art Brut, mit welchem er die rohe, unverbildete Kunst von gesellschaftlichen Aussenseitern und Autodidakten bezeichnete, welche abseits des Kunstmarktes entsteht und sich nicht an etablierten Kunstformen und strömungen orientiert. Er legte eine riesige Sammlung von alternativer Kunst an, welche seit 1976 in der Collection de l art brut in Lausanne präsentiert wird. 16 Werke von psychisch und geistig beeinträchtigten Künstlern und Künstlerinnen bilden darin die Mehrheit. In den Fünfziger Jahren begann Leo Navratil, ein österreichischer Psychiater in der Nervenheilklinik Gugging, seine Patienten zum diagnostischen und therapeutischen Gestalten anzuregen. 17 Sein Engagement, welches nebst etlichen Publikationen ehemalige Patienten als heute hochgehandelte Künstler herausbrachte, prägte die Erforschung und Rezeption von Bildnereien psychisch beeinträchtigter Menschen am meisten (siehe Kaptitel 3.2.). Heute werden für die Bezeichnung von Werken beeinträchtigter KünstlerInnen anstelle des Begriffs Art Brut oft Outsider Art im englischsprachigen Raum und Aussenseiterkunst im deutschsprachigen Raum angewendet. Diese verlangen nicht mehr die Radikalität und Kunstmarkt-Unabhängigkeit, welche Jean Dubuffet als Faktoren der Art Brut definierte, aber kategorisieren dennoch ein Kunstschaffen ausserhalb der Norm. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Ausstellungen organisiert, Webseiten, Filme und Dokumentationen publiziert, welche das Kunstschaffen der Aussenseiter präsentieren sollen. So sind zum Beispiel Dokumentarfilme über die Kunstwerkstatt Waldau (Halleluja! der Herr ist verrückt von Alfredo Knuchel) oder das Art Brut Center Gugging, Filmporträts Abb. 3: DVD-Cover Halleluja! der Herr ist verrückt 15 Vgl. Film Halleluja! der Herr ist verrückt, Min. 20ff 16 Vgl. ( ) 17 Vgl. Navratil 1998, S. 1ff 18 ( ) Abb. 2: Selbstporträt Jean Dubuffet Art Brut: Nous entendons par là [Art Brut] des ouvrages exécutés par des personnes indemnes de culture artistiques, dans lesquels donc le mimétisme, contrairement à ce qui se passe chez les intellectuels, ait peu ou pas de part, de sorte que leurs auteurs y tirent tout (sujets, choix des matériaux mis en œuvre, moyens de transposition, rythmes, façons d écritures, etc.) de leur propre fond et non pas des poncifs de l art classique ou de l art à la mode. Nous y assistons à l opération artistique toute pure, brute, réinventée dans l entier de toutes ses phases par son auteur, à partir seulement de ses propres impulsions. De l art donc où se manifeste la seule fonction de l invention, et non celles, constantes dans l art culturel, du caméléon et du singe.jean Dubuffet Collection de l art brut: Heute umfasst die Sammlung über Arbeiten von 400 Künstlern und Künstlerinnen. Sie veröffentlicht zudem Filme und Publikationen Vgl. ( ) 8

11 Für die Bezeichnung einer Produktion als Art brut verlangte Dubuffet völlige Unabhängigkeit von der kulturellen Kunst sowie etwas Überraschendes, selbst Erfundenes und das Schaffen aus einer inneren Notwendigkeit, einer extremen Spannung, einem hohen Fieber. 21 Abb. 4: Walla-Ausstellung im Art Brut Centrum Gugging: august walla.! weltallende, 2012 Armand Schulthess ( ): Schweizer Objekt- und Textkünstler. Mehr als 1000 beschriftete Tafeln hat Armand Schulthess in die Bäume und Sträucher seines Quadratmeter grossen Kastanienwalds im Onsernone-Tal im Tessin gehängt. Während mehr als zwanzig Jahren verwandelte er auf diese Weise den Wald in einen philosophischen Garten, der das Wissen der Menschheit verzeichnet und enzyklopädisch geordnet hat. 22 Judith Scott ( ): Amerikanische Objektkünstlerin mit Down-Syndrom. Ihre textilen Objekte sind weltbekannt. Gugging: Die Landesnervenklinik Gugging wurde 1885 gegründet und 2007 aufgelöst. Im ehemaligen Spitalgebäude befindet sich heute das Art Brut Center Gugging, welches aus einem Museum, einer Galerie, einem Medienshop und einem Atelier besteht. Daneben steht das 1981 gegründete Haus der Künstler, in welchem heute immer noch psychiatrisch betreute Künstler und Künstlerinnen wohnen. Gugging gilt heute als Pilgerort für Art-Brut-Interessierte. über Art-Brut-Künstler wie August Walla, Armand Schulthess oder Judith Scott, Internetplattformen wie oder Publikationen von verschiedenen Ateliers für KünstlerInnen mit Beeinträchtigungen (z.b. Schlumper, Blaumeier-Atelier, siehe Kapitel 4.3.) genannt. Zudem widmen sich neben der Collection de l art brut in Lausanne oder dem Museum im Lagerhaus in St. Gallen, welches von der Stiftung für schweizerische Naive Kunst und Art Brut betrieben wird, in der Schweiz auch Häuser wie das Kunstmuseum Thurgau in umfassenden Werkbeständen oder Ausstellungen der Aussenseiterkunst und der Art Brut. Werke von prominenten Künstlern wie August Walla, Oswald Tschirtner oder Adolf Wölfli erlangen stolze Preise auf dem Kunstmarkt und wie schon seit der Begriffsgeburt werden auch heute viele Künstler und Künstlerinnen des ersten Kunstmarktes von der Art Brut beeinflusst. Künstler wie Alfred Kubin, Paul Klee, Max Ernst oder Pablo Picasso ließen sich von den Patientenwerken faszinieren und inspirieren. 20 Die Begriffe Art Brut, Outsider Art und Aussenseiterkunst haben heute den Status eines Markennamens erreicht. Sie werden immer noch und immer wieder angewendet, um Werke von beeinträchtigten Künstlern und Künstlerinnen oder fälschlicherweise auch oft Produkte aus sozio-kulturellen-pädagogischen Gestaltungsprojekten mit beeinträchtigten Menschen zu bezeichnen. Meiner Meinung nach ist der Begriff Art Brut nicht nur insofern problematisch, da er historisch verjährt ist und eine nach Dubuffets Definition vorgeschriebene künstlerische Marktunabhängigkeit heute in Mitteleuropa kaum mehr zu gewährleisten ist, sondern auch, weil er gleichermassen wie die Nachfolge-Versionen Aussenseiterkunst und Outsider Art stigmatisierend wirkt. Werke von beeinträchtigten Künstlern und Künstlerinnen könnten heutzutage auch ohne die Aussenseiterkunst - oder Art-Brut -Etikette im Kunstmarkt Erfolg haben, dazu bräuchte es nicht das effekthascherische Werbesiegel, welches dem Publikum abnorme Kunst verspricht. Trotzdem es liegt wohl an den Begrifflichkeiten und Etikettierungen, dass der Aussenseitermarkt boomt. Trotz der Zwiespältigkeit bringt dies ja durchaus auch positive Auswirkungen, wie z.b. die Bekanntheit und Selbstbestimmung beeinträchtigter Künstler, das Ernstnehmen ihrer künstlerischen Werke und das Schaffen von unterstützten Ateliermöglichkeiten mit sich. Abb. 5: Judith Scott und Objekt Auso da hets Sache ir Ussteuig, die hei dr Wärt vomne Ferrari. (Zitat von Heinz Feldmann, Ausstellungsbeauftragter Psychiatriemuseum Bern, Gespräch anlässlich eines Ausstellungsbesuchs, Bern, 5. September 2012) Abb. 6 & 7: Zimmer von August Walla im Haus der Künster Aufnahme vom Haus der Künstler mit den Künstlern, Gugging 20 ( ) 21 Navratil 1998, S ( ) 9

12 3.2. Rezeption von bildnerischen Werken psychisch und geistig beeinträchtigter Menschen: Ende der Fünfziger Jahre begann Leo Navratil, der damalige Leiter der Niederösterreichischen Landesnervenklinik Gugging bei Wien, die Kunst seiner Patienten systematisch zu analysieren und somit verschiedene Merkmale der zustandsgebundenen Kunst, d.h. der durch die psychische Verfassung des Autors geprägten Kunst, zu kennzeichnen. Seine erstmals 1983 erschienene und mit Abbildungen aus der hausinternen Sammlung reich illustrierte Publikation Die Künstler aus Gugging stellt nach Walter Morgenthalers Publikation Ein Geisteskranker als Künstler (1921) und Hans Prinzhorns Die Bildnerei der Geisteskranken (1922) den umfassendsten Versuch dar, die gestalterische Schöpfung von psychisch beeinträchtigten Menschen zu verstehen und zu definieren. Als Merkmale bildete er damals die Physiognomisierung (etwas ein menschliches Gesicht verleihen), die Formalisierung (=Ordnungstendenz, z.b. die Stereotypie), die Symbolisierung (=etwas mit Bedeutung aufladen) und die Deformation heraus, welche in den zeichnerischen Werken seiner psychisch beeinträchtigten Patienten auftauchten. 24 Zustandsgebundene Kunst: Zustandsgebundenheit bedeutet Einschränkung der Freiheitsgrade (in bezug darauf, was man macht und wie man etwas macht) und vermehrte Kreativität. Der Unterschied zwischen der Kunst der Berufskünstler und der Patienten besteht darin, dass die Kunst der Berufskünstler mehr traditionsgebunden, kulturgebunden und zeitgebunden und die Kunst der Patienten mehr zustandsgebunden ist. 23 Die von Leo Navratil definierten Merkmale für den künstlerischen Ausdruck von Psychiatriepatienten überschneiden sich mit den von Kunstpädagogen und Kunsttheoretikern festgelegten gestalterischen Charakteristika für Bilder von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Da eine Übersicht des ganzen Katalogs den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, möchte ich hierfür nur einige zusätzliche zu Navratils definierten Merkmalen erwähnen, welche sich an den Ausführungen des Heil- und Sonderpädagogen Georg Theunissen im Buch Kunst, ästhetische Praxis und geistige Behinderung (1997) orientieren: Einfacher Formenbestand, fehlende Perspektive, exemplarische Details, Geometrisierung, Ornamentalisierung, Wiederholung, Farbigkeit und das Röntgenprinzip (S. 202f). Abb. 8: Buchcover Die Künstler aus Gugging [...] Aspekte [...], denen wir in der Bildnerei von hospitalisierten und geistig behinderten Menschen, die nicht selten als zusätzlich psychisch gestört (dual-diagnosis) gelten [...], oftmals begegnen [...] : 25 Röntgenprinzip: Objekte gleichzeitig von innen und aussen dargestellt. Fehlende Perspektive: Dinge werden unverzerrt und ganz dargestellt, ohne Rücksicht auf einen zentralperspektivischen Blickpunkt. Abb.10: Restaurant von Angelo Frank 23 Navratil 1983, S. 21f 24 Vgl. Navratil 1983, S. 403ff 25 Theunissen 1997, S Exemplarische Details: Objekte werden nicht naturalistisch/naturgetreu visualisiert, sondern es wird das strukturell Wesentliche herausgestellt, das, was die Bildnerin, der Bildner als charakteristisch oder subjektiv bedeutsam betrachten [ ]. 26 Abb. 11: Kebabbude von Angelo Frank Wiederholung: Dinge/Figuren, die die Bildnerin bzw. der Bildner besonders wichtig erachten, werden oftmals verdoppelt, stereotyp wiederholt (Perseveration) oder immer wiederkehrend aufgereiht. 27 Abb. 12: Stadt von Reto Berchtold 26 ebd. 27 Theunissen 1997, S ebd. 29 ebd. Ornamentalisierung: Durch diesen Fachausdruck sollen barock-verschnörkelte Formen sowie eine ornamentale Ausfüllung von Bildern beschrieben werden. 28 Geometrisierung: Dabei handelt es sich um die Tendenz, Dinge durch geometrische Formelemente zu schematisieren und zu betonen (Formalisierung). 29 Abb. 9: Paganini von Matthias Brückner

13 Nach späteren Erkenntnissen lässt sich jedoch sagen, dass diese Eigenschaften auch in Werken von nicht beeinträchtigten Künstlern und Künstlerinnen zu beobachten sind und somit keine eindeutigen stilistischen Merkmale eines Bildes das Daraus-Schliessen einer psychischen Beeinträchtigung zulassen. Schon 1922 zieht Prinzhorn in seiner Bildnerei der Geisteskranken den Schluss: [...] Dieser Maler malt wie jener Geisteskranke, also ist er geisteskrank, ist keineswegs beweisender und geistvoller als der andere: Pechstein, Heckel und andere machen Holzfiguren wie Kamerunneger, also sind sie Kamerunneger. Wer zu so einfältigen Schlüssen neigt, hat keinen Anspruch, ernst genommen zu werden. 30 Auch Theunissen macht darauf aufmerksam, dass es immer auch äusserst individuelle und einzigartige Gestaltungen gibt, die kaum Ähnlichkeiten [zu den von Theunissen genannten Merkmalen] aufweisen. 31 Abb. 13: Sehenswürdigkeit Gärtnerei von Petra Kiser, entstanden im Projekt Sarner Sehenswürdigkeiten. Neben Navratils Versuchen, stilistische Merkmale der Kunst von psychisch beeinträchtigten Menschen zu definieren, werden die Bilder geistig beeinträchtigter Menschen oft mit Kinderzeichnungen verglichen. Dabei wird die bildnerische Darstellung analog der zeichnerischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in Stufen erfasst, welche sich durch typische Bildschemen, Darstellungsformen und -prinzipien auszeichnen. Hierzu zählen z.b. verschiedene Darstellungsformen von Gekritzel als Ausdruck einer sehr frühen zeichnerischen Entwicklung, Kopffüssler als Ausdruck einer nachfolgenden Entwicklungsstufe mit Darstellungscharakter oder Raumzeichnungen mit einer Boden- oder Himmelslinie als Spezifika der Vor-Schemaphase, welche sich normal entwickelnde Kinder etwa mit vier Jahren erreichen. 32 Obwohl man bei der Rezeption von Werken geistig (oder auch psychisch) beeinträchtigter Menschen in der Darstellung Parallelen zu Kinderzeichnungen ziehen kann, werden diese Vergleiche oder Versuche, die Werke in entwicklungsbedingte Stufen zu kategorisieren, den Werken ebenso wenig gerecht wie Leo Navratils Merkmalbildungen aus pathologischer Sicht. Zwar existieren zweifellos kindliche Darstellungsformen, derer sich Menschen mit geistiger Beeinträchtigung bedienen, d.h. mit Mitteln kindlicher Bildnerei agieren. 33 Trotzdem ist den Werken etwas Fremdartiges oder Schräges eigen, was gleichzeitig abstossend und anziehend wirkt und nicht ins Kinderzeichnungschema passt. Die Kinderzeichnung kann somit nur assoziativ und als Vergleich für Darstellungstendenzen hinzugezogen werden. Abb. 14: Sehenswürdigkeit Schule von Corinne Burch, entstanden im Projekt Sarner Sehenswürdigkeiten. Abb. 15: Tiere im Schnee von Elisabeth Archetti Patrik Forster erwähnt in seiner Studie Bildnerisches Gestalten mit Menschen mit einer geistigen Behinderung als ästhetische Praxis in der Sozialen Arbeit von 2003 die Gleichsetzung von Bildern geistig beeinträchtigter Menschen mit der Kunst von Naturvölkern als ein mögliches Leitmotiv für die Interpretation. 34 Auch dieser Vergleich erscheint mir als Interpretationsmuster als unzureichend für ein gerechtes Verständnis des bildnerischen Ausdrucks von beeinträchtigten Menschen. Ihre Werke sind so vielfältig wie die Menschen selber und brechen jede Regeln einer möglichen Kategorisierung. Der Behindertenpädagoge und Publizist Christian Mürner schreibt dazu: Vielleicht fehlt eine Sprache, um die Bilder adäquat zu beschreiben 35 und warnt: Die Gefahr der verbalen Verklärung ist gross, vor allem wenn die Bilder faszinieren. 36 Forster sieht die Rezeption von Werken geistig beeinträchtigter Menschen mit der analogen Erkenntnis einer Begegnung mit den Menschen selber: Bekanntes und Fremdes zugleich vor sich zu haben mag aber auch der Erfahrung entsprechen, die man in der Begegnung mit Menschen mit einer geistigen Behinderung macht. Und je intensiver die Ausprägung der geistigen Behinderung ist, um so stärker wird dieser Eindruck. 37 Im spekulativen und suchenden Ansatz nach Wissen und Erkenntnis decken sich jedoch wahrscheinlich genau die Qualität bildnerischen Gestaltens auf, welche die Professorin für Germanistik Marianne Schuller in ihrem Referat zum Thema Nicht-Wissen gemeint hat: Darstellen soll man das, was nicht vorgestellt werden kann Prinzhorn, Hans in: Roth, S Theunissen 1997, S Vgl. Richter 1987, S. 20ff 33 Richter 1987, S Vgl. Forster, S. 15f 35 Mürner, S Mürner, S Forster, S Marianne Schuler, Referat im MAT an der HSLU D&K, 22. Januar

14 4.0. Konzepte der Sonderpädagogik 4.1. Begründung der Kategorisierung Die Professorin für Kunsttherapie und Heilpädagogische Kunsterziehung Barbara Wichelhaus nennt in ihrer 2004 verfassten Schrift Sonderpädagogische Aspekte der Kunstpädagogik - Normalisierung, Integration und Differenz die drei Aspekte als sonderpädagogische Konzepte. Dabei handelt es sich um aktuelle pädagogische, philosophische und gesellschaftspolitische Ausrichtungen für den Umgang mit beeinträchtigten Menschen. Da ich die Integration, die Normalisierung und die Differenz als drei grundlegende Konzepte für die Arbeit mit beeinträchtigten Menschen betrachte, werde ich mich im folgenden Kapitel auf Wichelhaus Theorie beziehen. Ein weiteres wichtiges Konzept stellt für mich die Selbstbestimmung (versus Fremdbestimmung ) dar. Gerade bei Kunst und Gestaltungsprozessen von beeinträchtigten Menschen taucht die Frage auf, wie stark die beeinträchtigte Person animiert, unterstützt, geleitet und somit auch fremdbestimmt wird/werden muss und wie sich dies aufs Werk ausübt. Dadurch kommen Fragen nach Autorenschaft auf. Abb. 16: Barbara Wichelhaus 4.2. Integration Seit den Siebziger Jahren stellt die Integration den Hauptaspekt eines sonderpädagogischen und politischen Paradigmenwechsels dar. 39 Integration bedeutet Vervollständigung, Wiederherstellung eines Ganzen 40 und meint im soziologischen Gebrauch die Verbindung einer Vielheit von einzelnen Personen oder Gruppen zu einer gesellschaftlichen (und kulturellen) Einheit. 41 Dabei spielen für die Integration von Menschen mit Behinderung verschiedene Ebenen eine Rolle (nach Schuppener, S. 45f): - Eine Räumliche Integration besagt, dass Einrichtungen für Menschen mit Behinderung geografisch in normalen Wohn- und Arbeitsgebieten angesiedelt sein sollen. - Eine Funktionale Integration gewährleistet die Inanspruchnahme allgemeiner Dienstleistungen (Verkehr, Restaurantbesuch, Teilnahme an Veranstaltungen etc.) - Eine Soziale Integration strebt gegenseitigen Respekt und Achtung in sozialen Interaktionen und Beziehungen an. - Eine Gesellschaftliche Integration beruft sich auf Gesetzliche Ansprüche und das Recht auf gesellschaftlich-kulturelle Teilhabe insgesamt. - Eine Organisatorische Integration gewährleistet durch die Strukturen einer Gemeinde eine Integration von Personen mit Behinderung. Mit der Integrationsbewegung wird die Gleichstellung von beeinträchtigten Menschen in verschiedenen Belangen angestrebt. Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB) teilt diese in folgende Aspekten auf: Arbeit, Bauen/ Wohnen, Bildung, Kultur, Sport, Kommunikation, Recht und Mobilität. Dabei verfolgt es kulturspezifische Ziele wie die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am kulturellen Leben durch die Abschaffung von Barrieren sowie die Akzeptanz und Anerkennung von Kulturproduktionen beeinträchtigter Menschen. Es strebt eine Sichtweise auf die Kulturarbeit an, in welcher nicht die (defizitorientierte) Behinderung oder ein Voyeurismus im Vordergrund steht, sondern eine Betrachtung und Kritik der künstlerischen Leistung, wie sie bei nicht-beeinträchtigten Künstlern und Künstlerinnen geschieht. 42 Abb. 17: Saskia Schuppener: Professur für Geistigbehindertenpädagogik, Leipzig Heutzutage wird anstelle des Begriffs Integration vermehrt Inklusion angewendet. Mit dieser Bezeichnung werden beeinträchtigte Menschen nicht als Aussenseiter der Gesellschaft betrachtet welche integriert werden sollen, sondern grundsätzlich als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft angesehen. Im Gegensatz zum Integrationsbegriff oder als Erneuerung und Erweiterung dessen will Inklusion die Verschiedenheit im Gemeinsamen anerkennen, d.h. der Individualität und den Bedürfnissen aller Menschen Rechnung tragen Vgl. Bleidick/Ellger-Rüttgardt, S Duden 2003, S Graumann 2002, S Vgl. ( ) 43 ( ) 12

15 4.3. Normalisierung Atelierprojekt Augenhöhe: Der Verein Augenhöhe plant in Zürich ein Atelier, in welchem Künstlerinnen und Künstler mit und ohne geistiger Beeinträchtigung zusammen arbeiten. > < Abb. 18: Werkschau Pilotprojekt Ateljee! Augenhöhe Bäckeranlage Zürich, Januar 2013 Blaumeier-Atelier: Das Blaumeier-Atelier entstand 1986 in Bremen durch die Initiative von Uni-AbgängerInnen und ehemaligen Patienten der aufgelösten Bremer Langzeitpsychiatrie Klinik Kloster Blankenburg. Im Blaumeier-Atelier arbeiten Künstler mit und ohne Behinderung oder psychischer Erkrankung. Weder bei der Arbeit im Atelier noch in den daraus hervorgehenden Ausstellungen, Theaterstücken und Konzerten werden zwischen gesunden und kranken Menschen unterschiedliche Maßstäbe angelegt. 47 Abb. 19: Impression aus dem Blaumeier-Mal-Atelier: Boleslaw Jankowski in den französischen Alpen Das Normalisierungsprinzip wurde erstmals vom Dänen Bank-Mikkelsen 1959 formuliert und beruht auf dem Gedanken, dass beeinträchtigte Menschen ein Dasein so normal wie möglich führen können, wobei sich die Definition von normal auf die kulturelle gesellschaftliche Norm von Nicht-Behinderten bezieht. 44 Dieser Grundanspruch gilt heute als Leitgedanke im Umgang mit Menschen mit Behinderung und wird für sämtliche integrative Ebenen angewendet. Zu den Grundprinzipien des Normalisierungsgedanken gehört die Gleichbehandlung in sämtlichen Alltags- und Lebensbedingungen, wie z.b. einen normalen Tages- und Wochenablauf zu führen und in normalen Umweltbedingungen leben zu können. Ziel des Normalisierungsprinzips ist die Humanisierung und Qualitätssicherung der Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen, was u. a. durch Auflösung von Grosseinrichtungen (Anstalten und Heimen) sowie Öffentlichkeitsarbeit zur verstärkten Akzeptanz von Menschen mit Behinderung dokumentiert wird. 45 Durch das Postulat der Anpassung an die Normalität (= Anpassungsleistung des Individuums) muss vorweggenommen werden, dass nicht eine Gleichmachung und Aufhebung der Individualität von beeinträchtigten Menschen angestrebt wird, sondern das Prinzip vielmehr mit Berücksichtigung persönlicher Bedürfnisse die Verbesserung und Sicherung individueller Lebensqualität und Teilhabe am gesamtgesellschaftlichen Kontext erreichen will. 46 Nebst dem Grundrecht, künstlerisch tätig zu sein und an Kultur teilhaben zu können erwähnt Wichelhaus Kooperationen von Künstlern oder Künstlerinnen mit geistig oder psychisch beeinträchtigten Menschen, welche das Prinzip der Normalisierung im gemeinsamen Arbeiten und Ausstellen sichtbar machen. Dazu gehören u.a. das Atelierprojekt Augenhöhe in Zürich, das Blaumeieratelier in Bremen und die Kunstwerkstatt Lienz mit Christine und Irène Hohenbüchler. Abb. 20: Blaumeier-Mal-Atelier: Willi Fliedl bei der Arbeit Abb. 21: Blaumeiers Maskentheater Köln Kunstwerkstatt Lienz: Die Kunstwerkstatt Lienz ist eine Ateliergemeinschaft, in welcher 14 Künstler in geringfügig wechselnder Zusammensetzung ihre schöpferischen Begabungen kultivieren. Sie hat sich seit 1983 innerhalb der Trägerorganisation Lebenshilfe Tirol etabliert. 48 Die österreichischen Künstlerinnen Christine und Irène Hohenbüchler arbeiteten mit Bewohnern der Nervenheilanstalt Lienz aus der Kunstwerkstatt Lienz zusammen stellten sie an der Dokumenta 7 eine Installation aus, welche als Resultat einer kollektiven Arbeit entstand. Abb. 22: Ein Kommunikationsraum, verschiedene Materialien und Medien, Vgl. Schuppener, S Schuppener, S Vgl. Schuppener, S ( ) 48 ( ) 13

16 4.4. Differenz Im Gegensatz zu den Ansätzen der Normalisierung und der Integration vertritt die Differenz eine eher entgegengesetzte Position: Mit dem Begriff wird ein Ansatz gesehen, der die Andersartigkeit von beeinträchtigten Menschen betont. Als solchen zielt er keine Gleichstellung von beeinträchtigten Menschen an, sondern setzt ihre Abweichung von der Norm, welche sich z. B. durch eine andere Wahrnehmung und ein anderes Ausdruckverhalten als jene(s) von nicht beeinträchtigten Menschen und somit andere Bedürfnissen zeigt, ins Zentrum. Entgegen den kritischen Stimmen, nach welchen das Prinzip Ausschlag für Ausgrenzung, Stigmatisierung und Nicht-Anerkennung wird, kann es besonders im kunstpädagogischen Zusammenhang auch positiv gesehen werden. Wichelhaus schreibt: Mehr noch als in der Bewertung eines Produkts wird die Differenz in der Wahrnehmung, im Gestaltungsprozess und im Bildausdruck manifest. 49 Angepasste Lern- und Arbeitsmethoden und ein anderer Umgang mit Bewertungen werden für die Praxis wesentlich. Diese unterscheiden sich von den Methoden und Zielen, welche in der Arbeit mit nicht beeinträchtigten Menschen, z.b. in der Regelschule oder dem ersten Arbeitsmarkt, verfolgt werden. Es war auch der Reiz des Fremden, der die Massen anzog. 52 Schon Dubuffet kritisierte die akademisch institutionalisierte Kunst und ihre Formen und rief mit der Art Brut eine Antiposition ins Leben, welche das Fremde und das Andere als etwas Besonderes, als Potential und Chance erkennt. Das Aussergewöhnliche, Berührende, Erregende 50 war schon immer auch der Grund, warum der gestalterische Ausdruck von beeinträchtigten Menschen fasziniert und zur Bildung und zum Erfolg des Art Brut -Begriffs beigetragen hat. So schreibt Leo Navratil, langjähriger Psychiater in der Nervenheilklinik Gugging : Mein Staunen und meine Bewunderung für dieses Anderssein - in seinen negativen und positiven Auswirkungen - lag meiner gesamten Tätigkeit als Anstaltspsychiater und meiner Tätigkeit auf dem Gebiet Psychiatrie und Kunst zugrunde. 51 Der Mensch wird erst am Du zum Ich formulierte auch Martin Buber, womit er die Folge einer Begegnung mit dem unbekannten Du positiv fasste. Das Eine wird vom andern gestützt und sogar in seiner Entwicklung vorangetrieben. Diese Darstellungen fördern die Legitimation vom Anderssein, die Vorstellung einer Vielheit und die Qualität einer kulturellen sowie sozialen Heterogenität. Differenz entspricht den grundsätzlichen Unterschieden zwischen den Kulturen. Mini Mueter het gseit, das wär e Freakshow. Aussage eines Schauspielers im und zum Theaterstück Disabled Theater von Jerome Bel mit dem Theater HORA aus Zürich, 5.Mai 2012 Abb. 23 & 24: Disabled Theater von Jerome Bel mit dem Theater HORA Wichelhaus, S Navratil, 1998, S Navratil, 1998, S. 37f 52 Flyer zum Stück No Hay Camino des Theater Nil (Basler Theatergruppe von beeinträchtigten Menschen, Aufführung im Theater Tojo Bern am 1. Februar 2013) 14

17 4.5. Fremdbestimmung - Selbstbestimmung Eine Pädagogik für Menschen mit (geistiger) Behinderung hat eine individuelle Lebensverwirklichung zum Ziel und orientiert sich an den Paradigmen der Selbstbestimmung: Unterstützen beim prozesshaften Erlernen von Stufen der Selbstverantwortung, Selbstleitung und Selbständigkeit. 53 Empowerment: Die Empowermentbewegung entwickelte sich aufgrund Selbsthilfeinitiativen und Protestaktionen von arbeitslosen, armen, beeinträchtigten und sozial benachteiligten Menschen. Deren Ziel war die Überwindung sozialer Ungerechtigkeiten, Benachteiligungen und Ungleichheiten durch die (politische) Durchsetzung einer grösstmöglichen Kontrolle und Verfügung über die eigenen Lebensumstände. 54 Autonomie beinhaltet Kontrolle über sich selbst. In welchem Ausmass und in welcher Qualität sich Autonomie ausbildet, hängt von der Erziehung ab. Diese wird zunächst als Fremdbestimmung wirksam, hat aber das Ziel, dass sich Selbstbestimmung ausbildet. 55 Jeder Mensch wird in den ersten Lebensmonaten und jahren fremdbestimmt, da er auf Unterstützung und Betreuung angewiesen ist. Beeinträchtigte Menschen bleiben dabei meist das ganze Leben auf Hilfestellungen angewiesen und somit von anderen Menschen abhängig. Speziell deswegen ist es sehr wichtig, dass sie in ihrer Unabhängigkeit, Selbstverantwortung und Selbständigkeit gefördert werden. Diese Werte und Ziele werden in aktuellen sonderpädagogischen Konzepten bewusst verfolgt, um alte Bilder von zu bevormundenden Behinderten zu korrigieren. Mit der Empowerment -Bewegung, welche ihren Ursprung in der amerikanischen Gemeindepsychologie vor etwa vierzig Jahren genommen hat, sollen Menschen mit Behinderung ermächtigt werden. Dabei ist eine Übertragung der Selbstverantwortung und eine Bejahung von lebenslangem Lern- und Entwicklungspotential sowie eine durchgehende Förderung zu Selbstautonomie die Wirkungsgrundlage von Strategien und Massnahmen. Bis heute spielt der Gedanke in emanzipatorischer Hinsicht und als Wegweiser moderner Behindertenarbeit (Theunissen/Plaute 1995) eine wichtige Rolle. Gerade auch im Bereich der Kunst oder Gestaltung kommen Fragen nach Unterstützungsbedürftigkeit, Selbstbestimmung und daraus folgernd Manipulation, Autorenschaft und Urheberrecht auf. Steht der Aspekt der Selbstbestimmung in der gestalterischen Arbeit mit beeinträchtigten Menschen im Vordergrund, bringt das eine subjektorientierte und individuumszentrierte Arbeitsweise mit sich, in der von den Fähigkeiten, Bedürfnissen und Wünschen der jeweiligen Personen ausgegangen wird. Pro- und Kontra-Argumente für provokatives Theater mit beeinträchtigten Schauspielern: - Die beeinträchtigten SchauspielerInnen werden für die Bühne missbraucht: Sie können durch ihre kognitive Beeinträchtigung nicht reflektieren, welche Rollen sie spielen und welche Bilder sie abgeben. + Ein professioneller Schauspieler sagt einer Produktion zu oder ab, selbstbestimmt. Er wird nicht dazu gezwungen, ein/e beinträchtigte/r SchauspielerIn erhält zudem ein Mitspracherecht. Wenn er/sie die Produktion macht, schlüpft er/sie in eine Rolle. Nach dem Normalisierungsprinzip werden beeinträchtigte und nicht beeinträchtigte SchauspielerInnen möglichst gleich behandelt. 53 Schuppener, S Theunissen/Plaute 1995, S Speck, S

18 5.0. Schwerpunkte des Bildnerischen Gestaltens in der Sonderpädagogik 5.1. Begründung der Kategorisierung Die Schwerpunkte von Inhalten und Funktionen gestalterischer Praxis mit Menschen mit Behinderung habe ich in drei Kategorien eingeteilt: In einen basal-, einen therapeutisch- und einen sachorientierten Schwerpunkt. Der Heil- und Sonderpädagoge Georg Theunissen legt die Unterteilung in die Arbeitsschwerpunkte nahe, um den Lern- und Ausdrucksbedürfnissen sowie den Interessen und der Problemlage aller Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung zu entsprechen 56 womit er insbesondere auch die schwer beeinträchtigten Menschen meint, welche durch die vorherrschende Beschäftigung der Forschung mit der Aussenseiterkunst (von Menschen mit leichten psychischen oder geistigen Beeinträchtigungungen) vernachlässigt wurden: Der ausdrucksstarke und ausdrucksfähige Patient (oder geistig Behinderte; Georg Theunissen) (im Sinne einer vorhandenen Begabung, eines künstlerischen Talents) bleibt die Ausnahme. 57 Meiner Meinung nach gelten die Ausrichtungen jedoch nicht nur für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung, sondern sind mit Ausnahme der Pädagogik als basale Stimulation für sämtliche Behinderungs-Gruppen geeignet, weswegen ich die Kategorisierung für meine Arbeit übernehme. Ein weiterer Grund für meine Anlehnung an die Unterteilung nach Theunissen ist seine führende und intensive Forschungsposition auf dem Gebiet. Im Folgenden beziehe ich mich auf seine Publikationen Kunst, Ästhetische Praxis und geistige Behinderung (1997) und Kunst und geistige Behinderung (2004). Abb. 25: Prof. Dr. Georg Theunissen, *1951, Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 5.2. Bildnerisches Gestalten als basale Pädagogik Eine gestalterische Praxis, welche sich als basale Pädagogik begreift, hat in erster Linie Bedeutung für behinderte Menschen, welche sich auf einem sehr frühen Niveau der menschlichen Entwicklung bewegen und deren Lernbasis in fast allen Entwicklungsbereichen als extrem reduziert bezeichnet werden könnte. 58 Sie wird somit vor allem im heilpädagogischen Bereich angwendet: Die basale Aktivierung wurde darin als erstes umfassendes Unterrichtskonzept für die Schülergruppe der Kinder und Jugendlichen mit sogenannter Schwermehrfachbehinderung entwickelt. 59 Daneben ist die basale Stimulation als Therapie- und Pflegepraxis bekannt, welche neben der Sonderpädagogik auch Anwendung in der Pflege (z.b. in der Palliativpflege) findet. Die Methode wurde in den Siebziger Jahren von Sonderpädagogen, Therapeuten, Krankenschwestern und Erzieherinnen in Schulversuchen erforscht, worauf sie weltweit bekannt wurde und heute ihren festen Platz erhalten hat. 60 Die basale Aktivierung hat durch das Auslösen von basal-ästhetischen Prozessen zum Ziel, Sinnesfunktionen, welche sich verzögert entwickeln, zu aktivieren bzw. weiter auszubilden. Somit will sie Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung für elementare Wahrnehmungsprozesse empfänglich machen, wobei sensorische Kategorien wie Gleichgewicht, Körperhaltung, Spannungen (der Muskulatur und anderer Organe), Haut- und Körperkontakt, Temperatur, Klangfarben etc angesprochen werden. Abb. 26 & 27: Buchcovers Kunst, Ästhetische Praxis und geistige Behinderung (1997) und Kunst und geistige Behinderung (2004). Basale Stimulation in der Pflege bietet den beeinträchtigten Menschen elementare und einfache Anregungen wo sie aufgrund ihrer krankheitsbedingten Einschränkung nicht in der Lage sind, selbst für angemessene, sich betreffende Anregung zu sorgen Theunissen 1997, S Domma,W. in: Theunissen 1997, S Theunissen 1997, S Nussbeck/Biermann, S. 56ff und Vgl. ( ) 61 ( ) 16

19 Ziel der Basalen Stimulation in der Pflege ist, ebenso wie bei der Basalen Stimulation in der Pädagogik, die Begleitung und Förderung individueller Lernprozesse eines erkrankten Menschen. 62 Die Entwicklung von Sinnesfunktionen bei Menschen mit schwerer Behinderung lässt sich mit der von Säuglingen vergleichen: Zum Beispiel reagiert ein neugeborenes Kind schon nach wenigen Wochen auf Reize indem es ihnen Aufmerksamkeit schenkt, sie selektiert und fixiert. In fortgeschrittener Entwicklung entwickelt sich dies in Bezug auf den visuellen Bereich in ein Erblicken oder Beobachten eines Objekts oder im auditiven Bereich in ein Zuhören. 63 Eine besondere Bedeutung des Anregens und Ausbauens von Sinneserfahrungen nimmt die ganzheitlich-bildende Funktion ein, wofür umfassende Lernprozesse angeregt werden sollen, wessen Teilschritte aufeinander aufbauen. Diese Herangehensweise entspricht den Lernentwicklungsprozessen jedes Menschen. Durch bewusste Teilschritte, welche bei basalen Empfindungen wie z.b. dem Betasten von unterschiedlichen Materialien oder dem Training von verschiedenen Muskelanspannungen beginnen und bei entwickelten Fähigkeiten wie z.b. dem Halten eines Stiftes, dem Erkennen von verschiedenen Farbtönen oder dem Reissen von Papierstreifen enden, wird eine stark beeinträchtigte Person über längere Zeit lernbegleitet und entwickelt spezifische Fähigkeiten. Als Grundlage sollen Gegenstände in ihren sinnesspezifischen, charakteristischen und bedeutungsvollen Eigenschaften zuerst erfahren und erlebt werden, bevor sie bildhaft gestaltet werden. 64 Der Kontakt mit unterschiedlichen stofflichen Materialien, welche verschiedene Farben aufweisen, verschiedene Geräusche erzeugen, verschiedenartig riechen oder auch schmecken und verschiedene alltagspraktische Bedeutungen haben gilt dafür als Basis. Abb. 28: Farbtöne Abb. 29: Schmieren Ein Lernen, welches sämtliche Sinne anspricht und die persönliche Bedeutung des Prozesses und der Sache für den Adressaten in den Vordergrund stellt, wird grundsätzlich von verschiedenen kunstpädagogischen Theorien unterstützt. So postulierte schon Pestalozzi, welcher als Begründer der modernen Sozialpädagogik 65 betrachtet wird, eine ganzheitliche Elementar-Bildung und Erziehung durch die Gleichrangigkeit der intellektuellen, der handwerklichen sowie der sittlich-religiösen Kräfte durch die Dreiteilung in Kopf, Herz und Hand. Nach Theunissen übernimmt die basale Pädagogik zudem eine therapeutisch-intervenierende Funktion, wenn sie versucht, Störungen und Defizite in der Wahrnehmung oder in der sensorischen oder sensomotorischen Entwicklung durch basal-ästhetische Stimulationen auszugleichen. Hierfür werden therapeutische Qualitäten von ästhetischen Verfahren und sensorischem Material wie zum Beispiel Kneten und Schmieren genutzt. Dies soll eine allseitige Entfaltung der Persönlichkeit bezwecken. 66 In einem Praktikum in einer sozialpädagogischen Institution arbeitete ich mit einer jungen Frau, welche geistig und körperlich stark beeinträchtigt war und auf intensive Unterstützung angewiesen war. Ihre Wahrnehmung und Bedürfnisse konnte sie nur auf einem sehr grundsätzlichen und nonverbalen Niveau mitteilen. Daneben erlitt sie oft Absenzen und epileptische Anfälle und konnte sich durch ihre körperliche Beeinträchtigung kaum bewegen. Es fiel mir damals schwer, mich in die Situation dieser Frau zu versetzen, um ihr eine Vielfalt von möglichen Aktivitäten anzubieten ( ) 63 Vgl. Theunissen 1997, S. 67ff 64 Vgl. Theunissen 1997, S Niemeyer, S Vgl. Theunissen, S. 65ff 17

20 Rückblickend kann ich mit dem Bezug zur Theorie einige Angebote als Beispiele beschreiben, die sich durch das Anwenden von basaler Stimulation im Feld der basalen Pädagogik einordnen lassen: - Durch (Fuss)bäder und Heizkissen erfuhr die Frau Temperatur-Reize - Durch das Vorlesen von Geschichten und Musik konnten auditive Bereiche angesprochen werden. Dabei wurden sensorische Kategorien wie Rhythmus, Tempo, Nuancen und Töne oder Klangfarben als basale Stimulation angewendet. Das Anwenden dieser Methoden diente einerseits dazu, das Wohlbefinden der stark beeinträchtigten Frau zu steigern und ihr eine körperliche Entspannung zu ermöglichen. Andererseits wurde mit den sensorischen Reizen und Erfahrungen im taktilen Bereich eine Anregung von sich verzögerten und defizitär entwickelten Sinnesentwicklungen angeregt. Damit versuchten wir, ihre gesamt-sinnliche Wahrnehmung zu fördern Bildnerisches Gestalten mit therapeutischem Schwerpunkt In der gestalterischen Praxis mit beeinträchtigten Menschen tritt oft ein therapeutischer Ansatz zutage, welcher von einer psychohygienischen oder kompensierenden Funktion künstlerischer Arbeit ausgeht. Dabei grenzen sich jedoch schulische oder ausserschulische Arbeits- und Bildungsansätze klar von der klassischen Kunsttherapie ab und verfolgen weniger eine heilende, denn eine ausgleichende und fördernde Wirkung des gestalterischen Ausdrucks. 67 Die Konzepte gehen von einer dem Gestalten immanenten therapeutischen Wirkung aus und betrachten einerseits das gestalterische Objekt/die Bildnerei als Kommunikations- und Ausdrucksmedium, aber auch das Gestalten an sich als ausgleichende und fördernde Beschäftigung. 68 Im Gegensatz zur Kunsttherapie werden therapeutisch orientierte Konzepte in die sonderpädagogische Praxis integriert und nicht von Therapeuten, sondern von Lehrern und Agoginnen umgesetzt. Anders als in der Kunsttherapie wird die Kunst auch nicht aufgrund einer Diagnose oder Anamnese als psychologische Methode in einem resultierenden Programm zu Heilzwecken eingesetzt, sondern behält einen direkten Kunstbezug mit ästhetischer Artikulation. 69 Der Rehabilitationspädagoge Georg Theunissen sowie der Sozialwissenschaftler Patrik Forster warnen dabei besonders vor einer unprofessionellen Vermischung der zwei Disziplinen Kunstpädagogik und Kunsttherapie. Auf dem Gebiete der Therapie ist nichts gefährlicher als ein Dilettantismus. 70 ZUM THERAPEUTISCHEN CHARAKTER VON KUNST Nach dem Sozialarbeiter Patrik Forster sowie der biopsychosozialen Theorie menschlicher Bedürfnisse des Sozialwissenschaftlers Werner Obrechts bietet Bildnerisches Gestalten im Bereich der kunstpädagogischen Sozialarbeit sowie der sonderpädagogischen Kunstpädagogik die Möglichkeit, folgende biopsychischen und biopsychologischen Bedürfnisse zu befriedigen: 67 Vgl. Theunissen in Nussbeck/Biermann/Adam, S. 410f, Vgl. Richter 2005, S Vgl. Forster, S.56f 69 Vgl. Forster, S. 55ff 70 Forster, S. 59, 18

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