A) Empfehlungen zur Verbesserung der Versorgungs- und Hilfestruktur für Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen. Inhaltsverzeichnis
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- Ernst Sauer
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1 A) Empfehlungen zur Verbesserung der Versorgungs- und Hilfestruktur für Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen Inhaltsverzeichnis Gesundheitsförderung/Prävention des Schlaganfalls Was sollte bei einem akuten Schlaganfall getan werden? Koordination A) Empfehlungen zur Verbesserung der Versorgungs- und Hilfestruktur für Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen Dem Schlaganfall und seiner Versorgung kommt im Bereich der Geriatrie eine exemplarische Bedeutung zu. Die folgenden Überlegungen orientieren sich zwar am Schlaganfall, sollten aber in den breiteren Kontext einer zu entwickelnden geriatrischen Versorgung gestellt werden. Gesundheitsförderung/Prävention des Schlaganfalls Präventive Aktivitäten zur Vermeidung eines Schlaganfalls sollten drei Ziele verfolgen: a) Bewußtmachung der Risikofaktoren, die nachweislich das Erkrankungsrisiko erhöhen, und Motivierung der Menschen, das riskante Gesundheitsverhalten abzubauen. b) Vermittlung von Kenntnissen über die möglichen Vorboten eines Schlaganfalls, insbesondere des erhöhten Blutdrucks, mit der Absicht, den Betroffenen die Notwendigkeit einer Abklärung durch einen Arzt deutlich zu machen. c) Aufklärung über die möglichen Folgen eines Schlaganfalls und Vermittlung der Erkenntnis, daß es sich um einen medizinischen Notfall handelt, der rasches Handeln erfordert. Zur Verwirklichung dieser Ziele können die folgenden acht Empfehlungen beitragen: 01. Alle Bürger, insbesondere die Älteren, die im Rahmen einer Untersuchung, durch Selbstmessung des Blutdrucks oder durch Fragebogenaktionen von ihrem erhöhten Risiko für einen Schlaganfall erfahren haben, sollten dazu befähigt
2 werden, diese Risikofaktoren z.b. durch eine Lebensstilveränderung abzubauen. Daher sollten spezielle Angebote zur Reduktion des Schlaganfallrisikos vorgehalten werden. Zum Beispiel: Kurse zum Selbstmessen des Blutdrucks, Raucher-Entwöhnungskurse, Bewegungsangebote für sportlich Ungeübte. Hilfreich wäre eine Zusammenstellung des vorhandenen örtlichen Angebots. 02. Vielen Patienten und ihren behandelnden Ärzten ist der erhöhte Blutdruck als der Risikofaktor für einen Schlaganfall nicht bekannt. Die Blutdruckmessung in der primärärztlichen Versorgung sollte regelmäßiger und systematischer durchgeführt werden. 03. In den Stadtbezirken sollte durch gezielte Veranstaltungen unter Beteiligung sogenannter Multiplikatoren ein Zugang zu den älteren Bürgern gesucht werden. 04. Die in den jeweiligen Stadtbezirken vorhandenen Seniorenberatungsstellen sollten in die Aufklärungs- und Informationsarbeit über Risikofaktoren und Vorboten des Schlaganfalls eingebunden werden. Nach eingehender Schulung der Mitarbeiter der Beratungsstellen könnten auch die älteren Bürgerinnen und Bürger erreicht werden, die durch klassische Informationsveranstaltungen nicht angesprochen werden können. 05. Die Pflegekräfte der ambulanten Pflegedienste sollten nach entsprechender Schulung Aufklärungsarbeit bei den Pflegebedürftigen durchführen, die nur selten ihre Wohnungen verlassen können. 06. Aufgrund der Tatsache, daß die möglichen Vorboten eines Schlaganfalls nur selten starke Beschwerden verursachen und daher auch keine Verhaltensveränderung der Betroffenen nach sich ziehen, ist es erforderlich, didaktisch sinnvolle Konzepte der Vermittlung des Gefahrenpotentials zu entwickeln. Die Gründe für die häufig fehlende Patienten-Mitwirkung (Compliance) liegen oft in den von der Gesundheitsforschung gut untersuchten Auswirkungen spezifischer Lebensbedingungen (mangelnde Erfahrung, geringe Unterstützung, mangelnde Bereitschaft). Daher sollten diese in der Konzeption unbedingt mit berücksichtigt werden. 07. Es sollte eine breit angelegte Schlaganfall-Prävention bei den Mitgliedern der Gesetzlichen Krankenkassen in Herne durchgeführt werden. Diese könnte zum Beispiel auf der Grundlage des Konzeptes der Schlaganfall-Prävention der Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe realisiert werden. Dieses Programm umfaßt eine individuelle Risikofaktorenerhebung und eine individuell angepaßte Beratung. 08. Alle an der Schlaganfall-Versorgung beteiligten Institutionen und Fachrichtungen sollten ein ganzheitliches Konzept für die Durchführung eines Schlaganfall-Vorsorge- Tages oder einer Vorsorge-Woche erarbeiten. Nach gemeinsamer Vorbereitung sollten im Rahmen einer solchen Veranstaltung Fragebogen- und Plakataktionen, Infomobil-Einsätze (der Stiftung Deutsche
3 Schlaganfall Hilfe) und Presseaktionen durchgeführt werden. Ein möglicher Bestandteil einer solchen Veranstaltung könnte zum Beispiel eine Fragebogen-Aktion sein, welche die Erstellung eines persönlichen Risikopotentials für den Schlaganfall beinhaltet. Was sollte bei einem akuten Schlaganfall getan werden? 09. Der unverzüglichen Behandlung des Schlaganfalls kommt für die Begrenzung des neurologischen Schadens eine große Bedeutung zu. Daher sollten die in eine Schlaganfallbehandlung einbezogenen Krankenhäuser der Stadt unter Beteiligung des Rettungsdienstes ein Notfallmanagement für Schlaganfallpatienten erstellen, welches eine unverzügliche Diagnostik und Therapie gewährleistet. 10. Unter der Beteiligung aller betroffenen medizinischen Disziplinen und unter der Federführung eines Geriaters sollte ein Stufenkonzept zur Behandlung des akuten Schlaganfalls erarbeitet werden. Von grundsätzlicher Bedeutung ist hierbei die Beantwortung der Frage, in welchem Stadium der Erkrankung von welcher Fachrichtung die Behandlung erfolgen sollte 11. Sowohl bei niedergelassenen Ärzten als auch bei dem Personal von privaten Krankenpflegediensten, Sozialstationen und Altenhilfeeinrichtungen muß das Bewußtsein für den Schlaganfall als Ereignis mit medizinischem Notfallcharakter geschärft werden. Ein Faltblatt, in dem adäquate Erste-Hilfe-Maßnahmen dargestellt werden, wäre eine sinnvolle Informationsgrundlage für das genannte Fachpersonal. 12. Die beiden Ärztevereine in Herne und Wanne-Eickel sollten Informationsveranstaltungen initiieren, die den Bereich der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten thematisieren und diskutieren. Hierbei könnten die entsprechenden Empfehlungen der Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe eine mögliche Grundlage darstellen. 13. Es wird von Fachleuten ein dringender Bedarf gesehen, Laien und Angehörige von besonders gefährdeten Patientengruppen hinsichtlich der Vorboten und der Akut- Symptomatik eines Schlaganfalls zu schulen, damit Zeitverzögerungen bei der Erkennung des Notfalls verhindert werden können. In diesem Zusammenhang bieten sich als Multiplikatoren neben den Hausärzten auch die Mitarbeiter der ambulanten Pflegedienste und der Seniorenberatungsstellen an. Intensive Schulungen sollten diese befähigen, entsprechende Informationen an betroffene und gefährdete Personen sowie Angehörige weiterzugeben. 14. Zur Information von Schlaganfallpatienten und ihren Angehörigen sollte ein örtlicher "Wegweiser" über das vorhandene Versorgungs- und Hilfeangebot erstellt werden.
4 15. Eine Anlaufstelle für die Angehörigen von Schlaganfallpatienten sollte eingerichtet werden. Diese könnte in geriatrische Schwerpunktpraxen, in geriatrische Krankenhaus- Abteilungen oder in die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen der Stadt Herne (KISS) integriert werden. Hier könnte die dringend notwendige psycho-soziale und sozial-rechtliche Betreuung und Unterstützung nach dem akuten Schlaganfall in Form von Laienberatung erfolgen. Eine solche Anlaufstelle sollte auch aktiv neue Möglichkeiten der Selbsthilfe aufzeigen. Rehabilitation 16. In der ambulanten Rehabilitation gibt es keine Leitlinien zur Behandlung von Schlaganfall-Patienten. Gesetzliche Krankenkassen und Vertreter der Ärzteschaft werden aufgefordert, einen Konsens über abrechnungsfähige ambulante Rehabilitationsmaßnahmen zu erzielen. 17. Zu einer Abklärung der Möglichkeiten der akut- und poststationären Rehabilitation in der Stadt sollte ein Arbeitskreis "Schlaganfallrehabilitation" unter der Federführung eines Geriaters eingerichtet werden, in welchem Krankenhäuser, Ärzte, Therapeuten und Selbsthilfeinitiativen mitwirken. Vorrangige Ziele sollten die Verbesserung der wohnortnahen Rehabilitation und die Entwicklung von Verfahren für den Übergang von der stationären zu der ambulanten Versorgung sein. 18. Das Fehlen einer Tagesklinik in Herne ist gerade für ältere Schlaganfallpatienten als ein großer Mangel anzusehen. Initiativen zur Schaffung einer solchen Einrichtung sollten unterstützt werden. Eine Tagesklinik sollte begleitete Selbsthilfe-Gruppen fördern und unterstützen. 19. Die in den Selbsthilfegruppen geleistete soziale Langzeitrehabilitation sollte ausgebaut werden. Hier sollten die Gesetzlichen Krankenkassen ihr Engagement verstärken. Gerade im Stadtbezirk Herne ist im Vergleich zu Wanne-Eickel der bestehende Bedarf noch nicht gedeckt. Regelmäßige Informations- und Schulungsveranstaltungen (sogenannte 'stroke schools') mit fachkundigen Ärzten und Therapeuten könnten Angehörigen von Schlaganfallpatienten die Möglichkeit bieten, als Co-Therapeuten an der gesundheitlichen Wiederherstellung des Betroffenen mitzuwirken. Darüber hinaus könnten stadtteilbezogene Gesprächskreise mit Experten eine gegenseitige Information und mithin eine Rückkoppelung für die behandelnden Ärzte und Therapeuten bewirken. Koordination 20. Der Schlaganfall gilt in der geriatrischen Versorgung als Leiterkrankung. Die geriatrische Versorgung der Schlaganfall-Patienten beruht auf der engen Zusammenarbeit der stationären und ambulanten medizinischen Hilfe, der begleitenden ergotherapeutischen und logopädischen Therapie, der pflegerischen Hilfe und nicht zuletzt der pflegenden und betreuenden Angehörigen. Aus diesem Grunde ist für die Koordination dieser Hilfen die Bildung eines kommunalen Arbeitskreises Geriatrie' nach dem Vorschlag der Deutschen Gesellschaft für
5 Geriatrie zu empfehlen. Hier sollten die Möglichkeiten geprüft werden, den schon bestehenden Arbeitskreis Geriatrie' der Universitätsklinik Marienhospital Herne in den neuen kommunalen Arbeitskreis zu integrieren.
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