Sprachförderung im Fachunterricht der beruflichen Schulen
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- Anke Gerhardt
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1 Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode Drucksache 15 / Antrag der Abg. Viktoria Schmid u. a. CDU und Stellungnahme des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Sprachförderung im Fachunterricht der beruflichen Schulen Antrag Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen zu berichten, 1. welche besonderen Konzepte sie verfolgt, um berufsschulpflichtigen Asylbewerbern und Flüchtlingen eine Perspektive hin zu einer beruflichen Ausbildung zu ermöglichen; 2. welche besonderen Konzepte sie verfolgt, um berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge mit traumatisiertem Verhalten im Fachunterricht besser zu integrieren; 3. welche Strategien sie verfolgt, um mit der Heterogenität von berufsschulpflichtigen Asylbewerbern und Flüchtlingen im Unterricht umzugehen (mit Angabe welche speziellen Unterrichtsmaßnahmen es gibt, um mit den unterschiedlichen Sprachniveaus und der divergierenden Lernbiografie umzugehen); 4. welche Strategien sie verfolgt, um die Sprachkenntnisse von berufsschulpflichtigen Asylbewerbern und Flüchtlingen zu verbessern; 5. inwiefern sie der Aussage zustimmt, dass die Sprachförderung dieser jungen Menschen nicht alleine durch die Deutschlehrkräfte erfolgen kann, sondern hierfür aus mehreren Gründen vielmehr auch Fachlehrer aufgefordert werden müssen, auch in ihrem Fachunterricht auf sprachliche Probleme sinnvoll einzugehen (mit Angabe, wie die Fachlehrer auf entsprechende fächerübergreifende Sprachförderung im Bereich der beruflichen Bildung vorbereitet werden bzw. wie die Lehrkräfte bei der Planung des Unterrichts und bei der Lernorganisation unterstützt werden); Eingegangen: / Ausgegeben: Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen Der Blaue Engel. 1
2 6. inwiefern sie beabsichtigt, Lehrkräfte der beruflichen Schulen für den speziellen Unterricht in Deutsch als Fremdsprache zu qualifizieren bzw. auszubilden; 7. wie sie eine flächendeckende Versorgung der beruflichen Schulen mit Lehrerinnen und Lehrern gewährleisten will, die über eine entsprechende Befähigung für den Unterricht in Deutsch als Fremdsprache und für die spezifischen Anforderungen dieser Schülerklientel verfügen; 8. inwiefern sie der Aussage zustimmt, dass gerade in Klassen mit Asylbewerbern und Flüchtlingen die Lehrkräfte eine ausreichend hohe Stundenzahl erhalten sollen bzw. es nicht empfehlenswert ist, Kolleginnen und Kollegen mit jeweils wenigen Stunden in den Klassen unterrichten zu lassen, da sich die Schülerinnen und Schüler wegen ihrer besonderen Lebensumstände sehr an ihren Lehrkräften orientieren und Bezugspersonen benötigen; 9. inwiefern sie der Aussage zustimmt, dass entsprechende Fortbildungsangebote bei der Betreuung von berufsschulpflichtigen Asylbewerbern und Flüchtlingen erforderlich sind (mit Angabe, welche Möglichkeiten Lehrkräfte haben); 10. inwiefern es ihr gelingt, in Klassen mit einem hohen Anteil an Asylbewerbern und Flüchtlingen Lehrkräfte mit Migrationshintergrund einzusetzen, um den Jugendlichen geeignete Vorbilder zu geben Viktoria Schmid, Wacker, Wald, Dr. Stolz, Traub, Schebesta, Kurtz CDU Begründung Die Beschulung von schulpflichtigen Asylbewerbern und Flüchtlingen stellt eine neue, anspruchsvolle Herausforderung für die Berufsschulen im Land dar. Die Jugendlichen haben oft ihre Heimatorte und ihre Familien aus den unterschiedlichsten Gründen sowie auf unterschiedlichsten Wegen verlassen. Diese Schülerinnen und Schüler sind eine sensible und heterogene Schülergruppe, die im Unterricht, insbesondere bei der Sprachförderung, besonderer Unterstützung bedürfen. Stellungnahme Mit Schreiben vom 5. August 2014 Nr. 44 / /247/1 nimmt das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport zu dem Antrag wie folgt Stellung: Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen zu berichten, 1. welche besonderen Konzepte sie verfolgt, um berufsschulpflichtigen Asylbewerbern und Flüchtlingen eine Perspektive hin zu einer beruflichen Ausbildung zu ermöglichen; 2
3 2. welche besonderen Konzepte sie verfolgt, um berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge mit traumatisiertem Verhalten im Fachunterricht besser zu integrieren; 3. welche Strategien sie verfolgt, um mit der Heterogenität von berufsschulpflichtigen Asylbewerbern und Flüchtlingen im Unterricht umzugehen (mit Angabe welche speziellen Unterrichtsmaßnahmen es gibt, um mit den unterschiedlichen Sprachniveaus und der divergierenden Lernbiografie umzugehen); 4. welche Strategien sie verfolgt, um die Sprachkenntnisse von berufsschulpflichtigen Asylbewerbern und Flüchtlingen zu verbessern; 8. inwiefern sie der Aussage zustimmt, dass gerade in Klassen mit Asylbewerbern und Flüchtlingen die Lehrkräfte eine ausreichend hohe Stundenzahl erhalten sollen bzw. es nicht empfehlenswert ist, Kolleginnen und Kollegen mit jeweils wenigen Stunden in den Klassen unterrichten zu lassen, da sich die Schülerinnen und Schüler wegen ihrer besonderen Lebensumstände sehr an ihren Lehrkräften orientieren und Bezugspersonen benötigen; Jugendliche ohne Deutschkenntnisse erhalten an beruflichen Schulen in speziellen Klassen des Vorqualifizierungsjahrs Arbeit/Beruf (VAB), den VAB-Klassen mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen (VABO) eine intensive Deutschförderung. Der Besuch des VABO ermöglicht den ausländischen Jugendlichen einen ersten sehr wichtigen Schritt zur beruflichen und gesellschaftlichen Integration. Nach Erwerb von grundlegenden Deutschkenntnissen können sie in einem zweiten Jahr ein reguläres VAB besuchen, um ggf. einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsstand zu erwerben. Die Stundentafel des VAB sieht die Möglichkeit vor, den Deutschunterricht bei Bedarf auszuweiten. Im VAB gilt generell im Sinne des Klassenlehrerprinzips die Empfehlung, die Anzahl an unterrichtenden Lehrkräften möglichst gering zu halten. Nach Besuch des VAB können die Jugendlichen eine duale Ausbildung aufnehmen, oder es steht ihnen der Besuch einer beruflichen Vollzeitschule offen. Gemäß der Verwaltungsvorschrift Grundsätze zum Unterricht für Kinder und Jugendliche mit Sprachförderbedarf an allgemein bildenden und beruflichen Schulen können zusätzlich zum Pflichtunterricht gruppenbezogen Förderkurse zur Sprachförderung in Deutsch oder beruflicher Fachsprache in der Berufsschule und in beruflichen Vollzeitschulen angeboten werden. Zusätzlich ist es im Schuljahr 2014/2015 möglich, Förderkurse auch als ergänzendes Förderangebot für VABO- Schülerinnen und Schüler mit besonderen Problemlagen (z. B. sehr geringe schulische Vorbildung, Analphabetismus, Unkenntnis der europäischen Schriftzeichen) zeitlich befristet einzurichten, um weiteren Handlungsraum für notwendige Binnendifferenzierung zu gewinnen. Bei besonderen psychischen Problemlagen kann bei Bedarf ein sonderpädagogischer Dienst einbezogen werden. Die Landesregierung hat für das Schuljahr 2014/2015 über die regulären Einstellungskontingente hinaus insgesamt zusätzliche Mittel im Umfang von 200 Deputaten zur Verfügung gestellt, von denen Mittel im Umfang von 58 Deputaten für die Sprachförderung von Migrantinnen und Migranten an beruflichen Schulen eingesetzt werden können. 5. inwiefern sie der Aussage zustimmt, dass die Sprachförderung dieser jungen Menschen nicht alleine durch die Deutschlehrkräfte erfolgen kann, sondern hierfür aus mehreren Gründen vielmehr auch Fachlehrer aufgefordert werden müssen, auch in ihrem Fachunterricht auf sprachliche Probleme sinnvoll einzugehen (mit Angabe, wie die Fachlehrer auf entsprechende fächerübergreifende Sprachförderung im Bereich der beruflichen Bildung vorbereitet werden bzw. wie die Lehrkräfte bei der Planung des Unterrichts und bei der Lernorganisation unterstützt werden); 6. inwiefern sie beabsichtigt, Lehrkräfte der beruflichen Schulen für den speziellen Unterricht in Deutsch als Fremdsprache zu qualifizieren bzw. auszubilden; 3
4 7. wie sie eine flächendeckende Versorgung der beruflichen Schulen mit Lehrerinnen und Lehrern gewährleisten will, die über eine entsprechende Befähigung für den Unterricht in Deutsch als Fremdsprache und für die spezifischen Anforderungen dieser Schülerklientel verfügen; 9. inwiefern sie der Aussage zustimmt, dass entsprechende Fortbildungsangebote bei der Betreuung von berufsschulpflichtigen Asylbewerbern und Flüchtlingen erforderlich sind (mit Angabe, welche Möglichkeiten Lehrkräfte haben); Die Staatlichen Seminare für Didaktik und Lehrerbildung (Berufliche Schulen) bieten derzeit eine Qualifikation für Deutsch als Fremdsprache (DaF)/Deutsch als Zweitsprache (DaZ) als Ergänzungsangebot für alle Referendarinnen und Referendare bzw. Direkteinsteigerinnen und -einsteiger an. In den Veranstaltungen werden Unterrichtskonzepte für die kulturell vielfältigen Schülergruppen entwickelt, Übungsaufgaben für die individuelle Förderung entworfen und nach Möglichkeit mit Schülern erprobt sowie DaF-Lehrbücher, DaF- Wörterbücher und Grammatiken auf ihre konkrete Einsatzmöglichkeit hin geprüft. Es werden Untersuchungen an Schülerarbeiten zu spezifischen Fehlerquellen vorgenommen und Lernstrategien erprobt. Weiterhin wird erarbeitet, wie auf die spezifischen sprachlichen Schwierigkeiten, die den Schülern und Schülerinnen mit Migrationshintergrund häufig die Verstehensprozesse in den anderen Fächern erschweren, im regulären Fachunterricht eingegangen werden kann. Probleme der Integration und Fragen der Assimilation, die mit der schulischen und beruflichen Ausbildung zusammenhängen, werden diskutiert. Darüber hinaus wird auch ein Blick auf die Gestaltungsmöglichkeiten und konkreten Anforderungen des DaF- Unterrichts im Auslandsschuldienst geworfen. Im Rahmen der Novellierung der Verordnung über den Vorbereitungsdienst und die Zweite Staatsprüfung für die Laufbahn des höheren Schuldienstes an beruflichen Schulen (AProbSchhD) soll die Qualifizierung DaF/DaZ als mögliche Zusatzqualifizierung aufgenommen werden. Es ist geplant, dass die novellierte Prüfungsordnung für den 2016 beginnenden Vorbereitungsdienst in Kraft tritt. In einem berufsbegleitenden Kontaktstudium Interkulturelle Bildung Schwerpunkt Sprachförderung werden von 2011 bis 2015 insgesamt 175 Lehrkräfte aller Schularten für die Entwicklung von Konzepten zur Interkulturellen Bildung, Sprachförderung und Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, für die Beratung von Schulen und Lehrkräften und für Fortbildungstätigkeiten in diesem Bereich qualifiziert. Inhalte des Studiengangs sind u. a. Interkulturelle Bildung, Migration, Bildungsbenachteiligung, Spracherwerb, Sprachstandsbeobachtung, Förderung von Sprachkompetenz, Übergänge im Schulwesen, Zusammenarbeit mit Eltern und anderen Partnern. Im Anschluss an das Kontaktstudium werden die Lehrkräfte von der Schulverwaltung in den Themenfeldern eingesetzt. Des Weiteren startet ab September 2014 eine Fortbildungsinitiative für Lehrkräfte, die in VABO-Klassen unterrichten. Die Fortbildungskonzeption richtet sich an Deutsch-Lehrkräfte und Technische Lehrkräfte und vermittelt wesentliche Grundlagen für die Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache. Die Technischen Lehrkräfte werden darin geschult, wie sie effektiv im fachpraktischen Unterricht auch die Kompetenzerweiterung in Deutsch unterstützen können. Weiterer Fortbildungsinhalt wird die Kooperation zwischen den Deutsch-Lehrkräften und den Technischen Lehrkräften sein. Die Fortbildungen werden derzeit auf der Ebene der Regierungspräsidien ausgeschrieben. 4
5 10. inwiefern es ihr gelingt, in Klassen mit einem hohen Anteil an Asylbewerbern und Flüchtlingen Lehrkräfte mit Migrationshintergrund einzusetzen, um den Jugendlichen geeignete Vorbilder zu geben. Aus der amtlichen Statistik liegen keine Daten zu Lehrkräften mit Migrationshintergrund vor. Deshalb kann hierzu keine Aussage gemacht werden. Stoch Minister für Kultus, Jugend und Sport 5
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