TERE TULEMAST! Erfahrungsbericht: Auslandssemester im Winter 2011/12 an der TUT in Tallinn von Claudia Staps

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1 TERE TULEMAST! Erfahrungsbericht: Auslandssemester im Winter 2011/12 an der TUT in Tallinn von Claudia Staps Estland Wo willst du hin? Nach Estland, ach, Russland?!? Diese Fragen wurden mir immer wieder gestellt als ich mir meinen Studienort für das ERASMUS-Semester ausgewählt hatte. Estland als das kleinste und nördlichste der drei baltischen Staaten ist jedoch seit 1991 unabhängig und zählt sich selbst zu den skandinavischen Ländern. Am ist der Euro als Zahlungsmittel eingeführt worden, in dem Jahr, in dem nach 20 Jahren Unabhängigkeit die Hauptstadt Tallinn sogar zur Europäischen Kulturhauptstadt ernannt wurde. Durch die damit verbundene Aufmerksamkeit konnte das Land immer mehr Touristen anziehen. Abseits von Tallinn ist das Land jedoch v.a. durch viel Natur und Ursprünglichkeit geprägt, in der man kaum Touristen antrifft. Der Personalausweis Rückschrittlich sind die Esten auf gar keinen Fall. Denn nahezu jeder der Generationen unter 50 Jahren spricht Englisch und in sämtlichen Gebäuden kann über WLAN das Internet kostenfrei genutzt werden. Bleibt ein Tourist länger als 3 Monate ist es erforderlich einen Personalausweis (ca. 25 Euro) zu beantragen. Diese Chipkarte kann vielseitig verwendet werden. Neben der traditionellen Funktion zur Identitätsüberprüfung kann auf die Karte u.a. das Monatsticket für den öffentlichen Nahverkehr (8 Euro) aufgeladen werden. Desweiteren kann Geld aufgeladen werden und folglich besteht die Möglichkeit in der Bibliothek der TUT, in der sie auch als Nutzerausweis dient, zu kopieren bzw. zu drucken. Lebenshaltungskosten Einkaufen in Supermärkten ist in Estland täglich (auch an Feiertagen!) von 8 bis 23 Uhr möglich. Dabei kosten Lebensmittel ungefähr genau so viel wie in Deutschland, sind jedoch teilweise auch teurer, v.a. importiertes Obst und Gemüse und ausländische Markenprodukte (Haribo, Milka u.a.) sind sehr preisintensiv. Das Mensaessen ist auch teurer als in Jena, jedoch ist es auch von besserer Qualität. Und auch für Toiletten und Kosmetikartikel muss deutlich mehr Geld eingeplant werden. Dienstleistungen hingegen sind deutlich günstiger, z.b. Waschen im Waschsalon, Massagen, u.a. Telefonieren ist in Estland auch wesentlich günstiger als in Deutschland. Als Willkommensgeschenk der TUT bekamen alle Austauschstudenten eine Sim Card. Zum Aufladen konnten zwischen 8, 10, 12 und 14 Euro Guthaben für einen Monat gewählt werden, für 8 Euro war es möglich im unbegrenzten Umfang innerhalb eines Monats in alle estnischen Netze zu telefonieren bzw. SMS zu schreiben. 1

2 Anreise Bereits eine Woche bevor die Vorlesungszeit an der TUT begann, flog ich nach Tallinn. Dabei war die Ryanair-Verbindung von Bremen in ca. 2 Stunden für mich die günstigste Alternative. Kaum im nördlichsten Staat des Baltikums, wurde ich auch schon von einem Tutor begrüßt. Zusammen fuhren wir ins Academic Hostel, meiner Unterkunft für das Auslandssemester. Wohnen in Tallinn Von der TUT wurden die Plätze für das Academic Hostel 1 vermittelt. Nahezu alle Studenten der TUT wohnten am Anfang des Semesters dort. Die Wohnungen bestanden aus einer Küche, einem Bad, einer Toilette und 2 Zimmern (mit Schrank, Tisch, Bett, Stuhl und Internetanschluss ausgestattet), in denen je 2 Studenten untergebracht waren. Wohnen im Academic Hostel Für 160 Euro Miete im Monat ist auch einmal pro Woche saubergemacht worden sowie die Bettwäsche und die Handtücher gewechselt worden. Der Fußweg zur Uni nahm etwa 2 Minuten in Anspruch. Der Campus der TUT liegt im Stadtteil Mustamäe und die Innenstadt ist mit dem Trolley-Bus in ca. 20 Minuten zu erreichen. Deshalb zogen es einige Studenten vor in die Innenstadt zu ziehen. Aber nicht nur die Entfernung ins Zentrum, sondern auch die fehlende Privatsphäre und die abendlichen Unruhen waren für viele ausschlaggebend, aus dem Hostel auszuziehen. Ich bevorzugte jedoch dort zu bleiben und in der Zeit des Semesters zusammen mit den anderen ERASMUS-Studenten zu wohnen. Die ersten Tage an der TUT Die TUT organisierte zusammen mit verschiedenen Studentenorganisationen, u.a. ESN Tallinn 2 und dem International Club 3, die Einführungsveranstaltungen. Die erste Veranstaltung fand am Freitagabend, bevor am darauffolgenden Montag die Vorlesungszeit begann, statt. Zum Kennenlernen war das bestens geeignet, denn es nahmen ERASMUS-Studenten aller Hochschulen der Stadt teil. Am Samstag lud die TUT ein, um auch den Campus kennenzulernen. Nach einigen Worten der 1 Informationen zum Academic Hostel unter 2 ESN Tallinn Homepage: 3 International Club: 2

3 Begrüßung fand eine Schnitzeljagd durch die Gebäude statt. Im Ziel wartete dann ein tolles Buffet auf die Neuankömmlinge. Am ersten Tag der Vorlesungszeit begann das Semester mit Begrüßungen durch den Rektor der TUT und Vorträgen des International Office und der Studentenorganisationen offiziell. Wir Auslandsstudenten wurden zu allen relevanten Themen umfassend informiert und auch mit dem Computersystem der TUT vertraut gemacht. So konnte die Vorlesungszeit am nächsten Tag ohne Probleme beginnen. Auf dem Campus: Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (ganz links im Bild), die Bibliothek (das schwarze Gebäude in der Mitte) und das Hauptgebäude (ganz rechts) Das ERASMUS-Studium An der TUT gibt es zahlreiche Bachelor- und Masterstudiengänge in den 3 Unterrichtssprachen Estnisch, Englisch und Russisch. Da ich jedoch noch den Abschluss Diplom anstrebe, konnte ich so aus allen angebotenen Veranstaltungen interessante Vorlesungen auswählen. Die TUT pflegt auch sehr gute Beziehungen zu Unternehmen, sodass immer wieder Vorträge, u.a. von Skype, Microsoft oder Nordea in der Aula angeboten wurden. Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit an für Studenten der TUT kostenfreien Sportkursen teilzunehmen. Die Auswahl besteht aus Aerobic, Volley- und Basketball sowie Badminton und Tischtennis und die Fitnessgeräte können von den in Sportkursen eingetragenen Studenten genutzt werden. Die 90 minütigen Kurse finden unter der Woche täglich um 8, 10, 12 und 14 Uhr statt. Bei einem regelmäßigen Besuch können so auch 2 ECTS gesammelt werden. Um die erforderlichen 30 ECTS zu sammeln, besuchte ich die Veranstaltungen Management (6 ECTS), International Finance (6 ECTS), Baltoscandian and Russian Economy (4 ECTS), International Human Ressource Management (5 ECTS), Supply Chain Management (4 ECTS) und Russian for beginners- based in English (3 ECTS) und Physical Education (2 ECTS). Nach Anmeldung in der hochmodernen Bibliothek standen neben englischen Fachbüchern auch teilweise deutsche Bücher und Zeitschriften zur Verfügung. Es standen auch kleine Räume zur Verfügung, die einzeln oder in einer Gruppe per 3

4 Mausklick reserviert werden konnten. So bestand jederzeit die Möglichkeit zu lernen, auch wenn es im Hostel nicht möglich war. Bei aufkommenden Fragen zum Studium oder bei anderen Belangen kann sich jederzeit an die netten Mitarbeiterinnen des International Relations Office 4 gewendet werden. Ausflüge Neben dem Studium bietet Tallinn eine wunderschöne Altstadt, in der es viel zu entdecken gibt. Blick über Tallinn Neben Kirchen, den Resten der mittelalterlichen Stadtmauern und dem Rathaus laden auch einige Museen zu einem Besuch ein. V.a. auch das Meer macht die Stadt so attraktiv. Blick auf die Stadt vom Strand Pirita Aber es bieten sich auch Ausflüge in andere Teile Estlands an. Abseits der Hauptstadt und des Touristenzentrums in Tallinn laden v.a. der Lahemaa- und der Soomaa-Nationalpark sowie die Insel Saaremaa dazu ein, die Natur zu genießen. In Städten wie Haapsalu, Rakvere und Narva sind v.a. die gut erhaltenen Festungen 4 Kerti Sönmez ist als Incoming Exchange Students Manager für die ankommenden Studenten verantwortlich. Während der Büroöffnungszeiten von 8 Uhr bis 17 Uhr ist sie jederzeit persönlich, telefonisch ( ) oder auch per Mail kerti.sonmez@ttu.ee zu erreichen. 4

5 aus dem Mittelalter sehr interessant zu besichtigen. In der zweitgrößten Stadt Tartu befindet sich hingegen die älteste Universität des Landes. Die Stadt Haapsalu Der Lahemaa Nationalpark Die Stadt Rakvere Die Insel Saaremaa Die Grenzstadt Narva Der Strand von Pärnu Der Soomaa Nationalpark Die Unistadt Tartu In Estland ist v.a. das Busnetz sehr gut ausgebaut, sodass nahezu alle Ziele damit zu einem günstigen Preis erreicht werden können. Die Reisebusse sind so modern, dass meist während der gesamten Fahrt kostenfreies WLAN zur Verfügung steht. Teilweise kann auch mit dem Zug gefahren werden, doch dies ist ehr beschwerlich. Um die Nationalparks zu erkunden ist es jedoch am bequemsten mit einem Mietauto zu fahren. Da die Straßen in bester Ordnung sind und abseits der Hauptstadt nur sehr wenig Verkehr herrscht, ist das Fahren in Estland sehr unproblematisch. Nur vor Elchen sollte achtgegeben werden. Doch nicht nur Estland selbst lädt zu Ausflügen ein. Auch die umliegenden Länder und Städte sind sehr interessant. Die anderen beiden Baltischen Hauptstädte, Riga und Vilnius sind mit dem Bus oder mit dem Flugzeug (Air Baltic) sehr gut zu erreichen. Nach Helsinki fährt die schnellste Fähre in nur 60 Minuten. Auch die anderen skandinavischen Hauptstädte sind günstig mit Billigfliegern oder auch mit der Fähre zu erreichen. 5

6 Zu Besuch in den Hauptstädten der Nachbarländer: Der Dom zu Helsinki (links) und Riga von oben (rechts) Neben den selbst organisierten Ausflügen, bot ESN Tallinn auch verschiedene, sehr zu empfehlende Trips an. Ein toller viertägiger Ausflug fand u.a. im Oktober nach St. Petersburg statt. Impressionen aus St. Petersburg: Nevskij Prospekt (links), Blick über die Newa (mitte) und der Katharinenpalast (rechts) Im Dezember bot ESN Tallinn dann wieder einen Busausflug ins gut 900 Kilometer entfernte Lappland an. Neben dem Besichtigen des Santa Clause Village, durch das der Polarkreis verläuft, stand der Besuch einer Rentier- und einer Huskyfarm auf dem Programm. Zu Besuch in Lappland ESN Tallinn organisierte neben diesen mehrtägigen Ausflügen auch Abendveranstaltungen wie z.b. die Movie Nights, das International Dinner oder verschiedene Motto-Partys, aber auch Opernbesuche in der Nationaloper, Besuche im Spa oder Fahrradtouren standen auf dem Programm. 6