Angebote von refugio stuttgart e.v.

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2 Angebote von refugio stuttgart e.v. Der Verein refugio stuttgart e.v. hat es sich zum Ziel gesetzt, extrem traumatisierten Menschen, Folter- und Vergewaltigungsopfern, Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlingen psychosoziale, medizinische und psychotherapeutische Hilfe zu leisten. psychologische und psychotherapeutische Beratung und Begleitung, Feststellung seelischer Verletzungen, Hilfen in Krisensituationen, Vermittlung von psychotherapeutischer Behandlung; soziale Beratung und Hilfe in Zusammenarbeit mit SozialberaterInnen von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden und Flüchtlingsorganisationen; medizinische Beratung und Hilfe, Feststellung gesundheitlicher Schäden, Vermittlung von fachärztlicher Beratung, Planung spezifischer Therapien Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung.

3 Hintergründe Was ist ein Trauma? Was brauchen traumatisierte Kinder und Jugendliche? Problemfelder Möglichkeiten der Hilfe Für sich selbst sorgen

4 Hintergründe 2015: insgesamt Asyl-Erstanträge beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), ca. die Hälfte davon sind unter 18 Jahren. Hauptherkunftsländer Januar bis Februar 2016: Syrien mit Erstanträgen (+521,8 %). Irak mit Erstanträgen (+824,4 %). Afghanistan mit Erstanträgen (+475,6 %) 2014: rund Kinder und Jugendliche ohne Begleitung einer sorgeberechtigten Person (77 % mehr als im Jahr 2013 und sechsmal mehr als im Jahr 2009.) Davon stellten 38% einen Asylantrag (Destatis)

5 Hintergründe Viele der jungen Flüchtlinge sind durch Erlebnisse in ihrem Heimatland und auf der Flucht traumatisiert: Tötungen, Zwangsrekrutierung, Vergewaltigung, Folter, organisierte Gewalt und bewaffnete Konflikte. Unter Umständen haben sie nie ein Leben in Sicherheit und Normalität, mit regelmäßigem Schulbesuch und ohne wirtschaftliche Not, erlebt. Viele stammen aus Regionen, in denen zum Teil systematisch gefoltert wird, laut amnesty international waren das 2014 mindestens 141 Staaten.

6 Hintergründe Fluchtwege: Über Land, per Boot, durch mehrere europäische Länder. Kaum per Flugzeug. Fluchtdauer bis zu mehreren Jahren, viele Jugendliche können über die Dauer ihrer Flucht nur sehr ungefähre Angaben machen. Während der Flucht: zeitweise inhaftiert, zur Arbeit gezwungen, Gewalterfahrungen, sexuelle Gewalterfahrungen

7 Hintergründe Zahl psychischer Störungen ist bei Flüchtlingskindern erhöht (Zeitschrift Kindheit und Entwicklung Heft 4/2014, Witt, Rassenhofer, Fegert, Pleneret) UMFs als Hochrisikogruppe: Über alle Studien hinweg zeigt sich, dass die Mehrzahl der UMF (bis zu 97%) traumatische Erfahrungen gemacht haben. UMF berichten signifikant häufiger von traumatischen Erfahrungen als begleitete Flüchtlinge (Batista Pinto Wiese & Burhorst, 2007; Bean et al., 2007; Michelson & Sclare, 2009). Prävalenzen bei UMFs: 20% für PTBS (Geltman et al., 2005) bis 81,5% für internalisierende und externalisierende Auffälligkeiten (Thommessen et al., 2013)

8 Traumafolgen Besonders schwere Traumareaktionen sind zu erwarten bei folgenden Umständen eines Traumas: Lange Dauer Häufige Wiederholung Persönlichkeit ist noch nicht gefestigt (Beginn im Kindesalter) Gewalt durch andere Menschen (Man-made), besonders: Sexuelle Gewalt Schwere körperliche Verletzung Sadistische Folter Mehrere Täter Täter ist nahe stehende Person Keine Hilfe direkt nach dem traumatischen Erlebnis

9 Was brauchen Kinder nach traumatischen und beziehungstraumatischen Erfahrungen? Schutz Schutz vor Fortbestehen der traumatischen Situation Schutz vor weiteren Verletzungen Wiederherstellen von Vertrauen Vertrauen zu Bezugspersonen, Freunden, etc. Vertrauen in die Zukunft (sehr schwierig ohne sichere Zukunftsperspektive im Asylland) Wiederherstellen der Identität Erneuerung des Selbstwertgefühls Fähigkeit, dem eigenen Leben einen Sinn zu geben Psychische Verarbeitung des Traumatischen Erlebens Wiederherstellen von Beziehung affektive Beziehungen zu anderen Kindern und Erwachsenen Fähigkeit, Aggressionen zu kontrollieren erstellt von Dipl. Psych. U. Schneck, refugio stuttgart e.v., 2016

10 Kernelemente der Traumapädagogik: Was brauchen Kinder nach traumatischen und beziehungstraumatischen Erfahrungen? Lebensgeschichtlich belastete Mädchen und Jungen brauchen soweit als möglich sichere, d. h. transparente Orte. Lebensgeschichtlich belastete Mädchen und Jungen brauchen viele gute Bindungen. Lebensgeschichtlich belastete Mädchen und Jungen haben ein Anrecht auf Erwachsene, die sie bei der Selbstbemächtigung unterstützen. (zitiert nach Zentrum für Traumapädagogik Hanau) erstellt von Dipl. Psych. U. Schneck, refugio stuttgart e.v., 2016

11 Problemfelder Jugendhilfe- und Kinderrechte Asyl- und Ausländerrecht Sicherung des Kindeswohls Inobhutnahme Bildung und Ausbildung Zusammenführung mit Eltern Umfassende Gesundheitsversorgung Aufenthaltsstatus? Bei begleiteten Kindern: Wohnpflicht in GU oder LEA Identitäts- und Altersfeststellung Zugang zu Bildung und Ausbildung abh. von Aufenthaltsstatus Legalität des Aufenthalts? ggf. Abschiebung mit 18 Familiennachzug nicht möglich Asyl-BLG: nur Behandlung akuter Krankheits- und Schmerzzustände

12 Hilfreiche Rahmenbedingungen Stabile, angemessene Strukturgebung Information über Jugendhilfe Transparenz Supervision für Mitarbeitende Fortbildungsangebote für Mitarbeitende (traumaspezifisch und migrationsspezifisch) Netzwerke: rechtliche + therapeutische + pädagogische Fachkräfte

13 Ressourcen Traumatisierte Menschen sind nicht nur Opfer, sie sind Überlebende, d.h. Menschen, die es geschafft haben eine katastrophale Bedrohung zu überleben, die es geschafft haben, zu flüchten, die den Versuch unternommen haben, Sicherheit zu finden. Sie haben große Stärke und oft viele Ressourcen!

14 Gut für Mitarbeiter sorgen Austausch im Helferkreis Ggf Fachberatung, Supervision Professionelle Distanz muss den Jugendlichen immer wieder erklärt werden gute, klare und transparente Zeitstruktur für sich selbst: was mache ich? Wann / bis wann? Mit wem? Klarheit und Transparenz: Was ist die Rolle der Betreuenden, was nicht. Belastungsgrenzen ansprechen Qualitätskriterien der Jugendhilfe gelten überall, auch in diesem Kontext gerade in diesem Kontext!!

15 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.