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1 Der große TRIAS-Ratgeber für Nierenkranke Erkrankungen, Untersuchungen, Therapien - Aktiver Schutz Bearbeitet von Johannes Mann, Ulrich Dendorfer, Jörg Franke 1. Auflage Taschenbuch. 191 S. Paperback ISBN Format (B x L): 17 x 24 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Human-Medizin, Gesundheitswesen > Medizin, Gesundheit: Sachbuch, Ratgeber Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

2 7 Ernährung Die Nieren entlasten und dennoch gut essen Wenn Ihre Nieren in der Funktionsfähigkeit eingeschränkt sind, kann es erforderlich sein, auch Ihre Ernährung anzupassen. Wir geben Ihnen in diesem Kapitel einen Überblick, welche Nahrungsbestandteile bereits geschädigte Nieren zusätzlich belasten bzw. weiter schädigen können und machen Ihnen Vorschläge, wie Sie Ihre Ernährung verändern können hin zu einer nierenfreundlichen Speisenauswahl und -zubereitung. Zunächst wollen wir klarstellen, dass eine Nierenkrankheit in der Regel nicht durch Ernährungsfehler ausgelöst wird. Ausnah- men sind außergewöhnliche Fettleibigkeit, die zu einer Vernarbung der Nierenkörperchen und damit zum langsamen Nierenversagen führen kann; eine weitere seltene Ursache einer Niereninsuffizienz sind bestimmte chinesische Kräuter, insbesondere Tees zum Abnehmen, die eine schwere Nierenkrankheit auslösen können und Orelanus-Pilze. Diese Pilze sehen Champignons entfernt ähnlich und werden manchmal von Jugendlichen mit rauscherzeugenden Pilzen verwechselt (»Magic Mushrooms«) und gegessen. Leider genügen schon geringe Mengen dieser Pilze, um die Nieren unwiederbringlich zu zerstören. Auf welche Faktoren Sie achten sollten Sie können Ihre Nierenkrankheit mit einer Diät nicht heilen, aber den Verlauf der Erkrankung erheblich beeinflussen und aktiv Ihre Nierenfunktion so gut wie möglich schützen: Mit zunehmender Niereninsuffizienz schwindet die Fähigkeit der Nieren, bestimmte Stoffe, wie Phosphat, auszuscheiden; dieses staut sich dann im Blut an. Betroffene sollten sich phosphatarm ernähren und gegebenenfalls sogenannte Phosphatbinder einnehmen, die das Phosphat im Darm binden, sodass es nicht ins Blut aufgenommen (resorbiert) werden kann (siehe S ). Für Nierenkranke mit einem erhöhten Blutdruck ist in aller Regel eine Ernährung mit wenig Kochsalz ( salzarme Ernährung ) wichtig. Je weniger Kochsalz Sie zu sich nehmen, desto niedriger wird der Blutdruck sein bzw. umso wirksamer sind die meisten blutdrucksenkenden Medikamente. Ein niedriger, das heißt normaler Blutdruck (unter 130/80 mmhg) ist erstrebenswert (siehe S ). Schließlich gibt es Nierenkranke, die wenig Eiweiß essen sollten, jedenfalls wenig tierisches Eiweiß (siehe S ). Wenn Ihre Kaliumwerte zu hoch sind, ist eine kaliumarme Ernährung erfor- 138 aus: Mann u.a., Der große TRIAS-Ratgeber für Nierenkranke (ISBN ) 2008 Trias Verlag

3 Die Nieren entlasten und dennoch gut essen derlich, bei der Lebensmittel, die gemeinhin als besonders gesund gelten, wie Obst und Gemüse, nur noch in begrenzten Maßen verzehrt werden dürfen (siehe S ). Wenn zur Nierenschädigung noch ein Diabetes mellitus hinzukommt, wird es wirklich kompliziert. Auf den Seiten geben wir Ihnen einen ersten Überblick. Der Körper braucht viele verschiedene Nährstoffe, die alle durch unterschiedliche Lebensmittel geliefert werden. Daher sollte die Ernährung auch bei einer Nierenerkrankung so abwechslungsreich wie möglich sein. Nichts ist generell verboten auf die Menge kommt es an! Wer sich abwechslungsreich ernährt, kann sich auch gelegentlich Extras erlauben. Einseitiges Essen ist auf Dauer schädlich, denn dann nehmen Sie bestimmte Nährstoffe im Übermaß auf, während andere lebensnotwendige fehlen. Das kann zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen. Auf den Seiten geht es daher um die Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir hier nur relativ allgemeine Empfehlungen geben können. Wir raten daher grundsätzlich dazu, geplante Ernährungsumstellungen und individuelle Probleme mit dem Nephrologen und einer im Hinblick auf Nierenerkrankungen gut ausgebildeten und erfahrenen Diätassistentin zu besprechen. Bitte gehen Sie kein Risiko ein und sprechen vorher mit Ihrem Arzt. Eine für Sie falsche Ernährungsweise kann Ihren Nieren schaden! Wichtige Regeln bei Nierenkrankheit Bei allen Nierenerkrankungen ist eine Mangelernährung unbedingt zu vermeiden. Alle Formen der Fehlernährung wirken sich bei Nierenerkrankungen schneller und folgenreicher aus als bei nierengesunden Menschen! Wenn Sie übergewichtig sind und abnehmen möchten, besprechen Sie dieses Vorhaben unbedingt zuerst mit Ihrem behandelnden Arzt. Anschließend sollte die Gewichtsreduktion in enger Zusammenarbeit mit dem Arzt und einer erfahrenen Diätassistentin erfolgen. Bei einigen Nierenerkrankungen kann eine eiweißarme Kost für eine Zeit lang sinnvoll sein. Um zu erfahren, ob das bei Ihnen der Fall ist, wenden Sie sich bitte auch zunächst an Ihren Arzt und machen dann unbedingt bei einer Diätschulung mit. Nahezu alle Patienten mit einer wesentlichen Einschränkung der Nierenfunktion sollten sich phosphatarm ernähren. Dennoch kann man sich in der Regel fast normal und auf jeden Fall schmackhaft und gesund ernähren (die Zeiten der ganz strengen Diätverbote sind vorbei). DAS TUT IHREN NIEREN GUT 139 aus: Mann u.a., Der große TRIAS-Ratgeber für Nierenkranke (ISBN ) 2008 Trias Verlag

4 aus: Mann u.a., Der große TRIAS-Ratgeber für Nierenkranke (ISBN ) 2008 Trias Verlag 7 Ernährung Wie kann ich mich phosphatarm ernähren? Zu hohe Phosphatwerte sind ein Zeichen einer nachlassenden Nierenfunktion. Normalerweise wird Phosphat im Darm aus der Nahrung aufgenommen und der Überschuss über die Nieren ausgeschieden. Eine funktionsgestörte Niere ist nicht mehr in der Lage, eine ausreichende Entfernung des Phosphates zu gewährleisten. Warum ist es nun so wichtig, dass die Phosphatkonzentration im Blut nicht über einen bestimmten Wert hinausklettert? Weil zu hohe Phosphatkonzentrationen zu Gefäßverkalkungen führen! (Wie das genau zusammenhängt, hatten wir ja schon in Kapitel 4 auf S. 93 erläutert). Und Gefäßverkalkungen sind eines der Hauptprobleme bei Nierenerkrankungen. Diese führen zu einem erhöhten Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden oder Durchblutungsstörungen an den Ex tremitäten zu bekommen. Diese Gefäßprobleme sind bei normalen Blutphosphatspiegeln (< 5 mg/dl) viel seltener als bei zu hohen Phosphatspiegeln. Außerdem können hohe Phosphatspiegel zu einer Knochenerweichung beitragen. Kurz gesagt: Mit normalen Phosphatspiegeln lebt man länger und besser. Wie Ihnen dies gelingen kann, wollen wir nun schildern. Hierzu stehen Ihnen zwei Strategien zur Verfügung, die man am besten kombinieren sollte. Zum einen eine phosphatarme Ernährung und zum anderen die Einnahme von sogenannten Phosphatbindern beim Verzehr phosphatreicher Speisen und Getränke. Phosphatarme Ernährung Phosphor ist ein Mineralstoff, der in fast allen Lebensmitteln in unterschiedlicher WICHTIG Phosphor lässt sich durch Zubereitung nicht aus Speisen herauslösen, also auch in gekochten Speisen ist genauso viel Phosphor enthalten wie in den rohen Produkten (1 mg Phosphor entspricht 3 mg Phosphat). Die tägliche Aufnahme sollte mg Phosphat nicht überschreiten. Menge vorkommt, insbesondere in Fleisch, Fisch und anderen tierischen Eiweißträgern. Die Verbindung von Phosphor mit Sauerstoff wird als Phosphat bezeichnet. In den Lebensmitteln wird der Gehalt als Phosphor bestimmt, im Blutserum der Phosphatspiegel. Die folgende Tabelle macht deutlich, dass Sie durch geschickte Speisenauswahl die Phosphoraufnahme einschränken können. Wenn Sie beispielsweise statt Schmelzkä- 140

5 aus: Mann u.a., Der große TRIAS-Ratgeber für Nierenkranke (ISBN ) 2008 Trias Verlag Wie kann ich mich phosphatarm ernähren? se Brie als Brotbelag verwenden, nehmen Sie bei gleicher Verzehrmenge wesentlich weniger Phosphat zu sich. Phosphorgehalt ausgewählter Nahrungsmittel Nahrungsmittel im Vergleich Phosphorgehalt 60 g Schmelzkäse 590 mg 60 g Brie 100 mg 30 g Bergkäse (Hartkäse) 260 mg 30 g Frischkäse 50 mg 200 ml Trinkmilch 180 mg 100 ml Sahne ml Wasser 60 mg 100 g Schokolade 220 mg 100 g Weinbrandbohnen 33 mg 1 Flasche Bier (0,5 l) 200 mg 1 Flasche Limonade 0 mg In diversen Lebensmitteln sind phosphorhaltige Zusatzstoffe enthalten. Die folgende Tabelle nennt einige wichtige.»versteckte«phosphorhaltige Zusatzstoff e Säuerungsmittel Verdickungsmittel Lockerungsmittel Kutterhilfsmittel Schmelzsalze in Colagetränken im Pudding in Backwaren in Wurstwaren im Käse Folgende Lebensmittelzusatzstoffe enthalten Phosphor. Sie finden diese Angabe auf dem Etikett von Lebensmitteln in der Zutatenliste, häufig ist nur die E-Nr. genannt. Speisen mit folgenden E-Nr. sollten Sie nach Möglichkeit meiden: E 338 Orthophosphatsäure E 339 Natriummonophosphat E 340 Kaliummonophosphat E 341 Kalziummonophosphat E 343 Magnesiumorthophosphat E 450 a Diphosphat E 450 b Triphosphat E 450 c Polyphosphat E 540 Dicalciumphosphat E 543 Dicalciumnatriumphosphat E 544 Kalziumpolyphosphat Praktische Tipps für eine phosphatarme Ernährung In Schmelzkäsezubereitungen jeder Art, Kochkäse, Milchpulver, Kondensmilch und Nüssen ist viel Phosphat enthalten. Diese Nahrungsmittel sollten Sie also meiden. Essen Sie Hart- bzw. Schnittkäse nur selten und in kleinen Mengen. Bevorzugen Sie phosphatarmen Käse wie Quark, Frischkäse, Camembert, Briekäse, Mozzarella, Harzer Roller (Sauermilchkäse), Limburger. Alle flüssigen Milchprodukte enthalten viel Kalium und Phosphor, trinken Sie deshalb nicht mehr als 1 / 8 l Milch, Buttermilch oder Joghurt am Tag. Statt Milch können Sie 1 / 3 Sahne und 2 / 3 Wasser verdünnen und dann wie Milch verarbeiten, zum Beispiel für Pfannkuchen, Pudding, Kartoffelbrei usw. Eine phosphatarme Diät ohne eine gewisse Einschränkung von Eiweiß ist kaum möglich. DAS TUT IHREN NIEREN GUT 141