Beitrag: Meme machen Politik Nachrichten aus Neuland

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1 Manuskript Beitrag: Meme machen Politik Nachrichten aus Neuland Sendung vom 13. August 2013 von Werner Doyé und Birte Meier Anmoderation: Wer Wahlkampf macht, will in die Köpfe der Wähler. Will deren Aufmerksamkeit. Will seine Botschaften möglichst breit unters Volk bringen. Am populärsten sind die sogenannten Polit-Meme aus dem Neuland Internet: Bilder oder kleine Videos, die witzig sind, skurril - oder jedenfalls irgendwie spektakulär. So dass sie hängen bleiben: Massenhaft weiter verschickt in Sekundenschnelle über YouTube, Twitter und andere Plattformen. Und inzwischen tauchen sie auch in der analogen Welt wieder auf etwa auf Wahlplakaten. Wie Meme wirken und was sie politisch taugen: Werner Doyé und Birte Meyer. Text: Um es gleich vorweg zu sagen: O-Ton Franz-Josef Strauß, CSU, ehemaliger Parteivorsitzender: Wir sind keine Lederhosen tragenden Deppen, die am Aschermittwoch noch mit Bierschaum vor dem Munde, plumpe Parolen ausstoßen und im Übrigen hirnlos daherreden. Derbe Sprüche und Häme für den Gegner dafür sorgen Politiker traditionell am liebsten selbst im Bierzelt, am Aschermittwoch. O-Ton Claudia Roth, B 90/Grüne, Parteivorsitzende: Was tut der Horsti? Am Ende tut der Horsti Trauer tragen. Und da fließen die Tränen des schwarzen Krokodils. O-Ton Horst Seehofer, CSU, Parteivorsitzender: Aber keine Angst, das ist kein Tsunami, das ist nur eine Westerwelle, liebe Freunde. Und dann gab s da früher für den guten alten Polit-Witz noch das Kabarett.

2 O-Ton Arnulf Rating, Kabarettist: Da hat Brüderle dann was erreicht: Er ist zur Maßeinheit geworden für Belästigung jeder Art. Man muss das dann nur noch umrechnen: Wie viel Brüderle sind ein Kachelmann? Doch seit einiger Zeit bekommen Kleinkunstbühne und Bierzelt Konkurrenz. Wenn beispielsweise die bayerische SPD zeigt, wie ihr Spitzenkandidat Christian Ude Wort hält, dauert es nicht lange, bis der Kandidat im Internet auch den Dieb hält, Diät hält, das Essen warm, die Ohren steif oder auch die Klappe hält. Spätestens, wenn jemand diese Ideen dann auf einer Website sammelt, ist ein neues Internet-Mem geboren. Ein bitte was? Ein Mem ist ein Trend, der sich so verbreitet, dass man am Ende nicht mehr so genau sagen kann, wo der Ursprung dieses Trends eigentlich liegt. Der Unterschied ist, dass es nicht mehr eine lineare Verbreitung ist von A nach B, sondern dass es eine netzartige Verbreitung ist. Man spricht dann auch von viraler Verbreitung. Dass also wie ein Virus, im Herbst haben wir alle Schnupfen und den teilen wir dann allen auch weiter mit. Also wir stecken uns gegenseitig an. Und das rasend schnell. Egal, ob absurde Tanzvideos wie der Gangnam Style, die Zappeleien zum Harlemshake, die Urmutter aller Meme Grumpy Cat, die Katze mit der sonderbaren Mimik, oder - ganz aktuell Kanzleramtsminister Ronald Pofalla. Gestern Abend erklärt er vor der Presse: O-Ton Ronald Pofalla, CDU, Bundeskanzleramts-Chef: Der Vorwurf der vermeintlichen Totalausspähung in Deutschland ist vom Tisch. Heute ist er schon Spott-Objekt der Mem-Gemeinde: Pofalla beendet Dinge. - Zum Beispiel auch: die Unfähigkeit der Deutschen Bahn, das schlechte Wetter und sogar den Wahlkampf. Die sozialen Kanäle Facebook, Twitter haben ein quasi Live- Event neben den Nachrichten geschaffen. Das haben früher Late-Night-Talkshows gemacht oder Satire-Sendungen im Fernsehen, das passiert heute von Amateuren live, während das Ereignis passiert. Also der Papst sagt, er tritt zurück, fünf Minuten später habe ich alle Witze zu diesem Thema irgendwie im Internet gefunden, weil jeder der halbwegs

3 lustig ist, seinen Witz rausgehauen hat. Für Wahlkämpfer gefährlich. - Der amerikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney prahlt 2012 im TV-Duell mit seiner Suche nach weiblichen Führungskräften: Binders full of women, also Aktenordner voller Frauen darüber empören und amüsieren sich Hunderttausende. Prompt lassen sie Playboy-Gründer Hugh Heffner erklären, er habe Hunderte solcher Aktenordner. Und auch Bill Clinton wisse, wovon die Rede sei. Darrell M. West, Brookings Institution, Washington USA: Meme können das wahre Gesicht eines Kandidaten zeigen das erlaubt dem Wähler dann zu sagen: Yeah, so ein Typ ist das in Wirklichkeit, so tickt der. Und das ist natürlich eine wichtige Information, weil sie substantiell ist. So trugen Meme zu Romneys Scheitern bei. Meme können zur Waffe im Wahlkampf werden wissen das die Werbeberater der deutschen Parteien? Die Agentur der Grünen. Was ist ein Mem? O-Ton Benjamin Minack, Agentur ressourcenmangel: Einfach übersetzt: ein Sprichwort. Etwas kürzer gefasst. Dann die SPD-Agentur. Was ist ein Mem? O-Ton Karsten Göbel, Agentur Super J + K: Tja, das weiß ich in Zusammenhang mit politischer Kommunikation auch nicht. Oder Meme im Plural? O-Ton Karsten Göbel, Agentur Super J + K: Das ist nicht so wirklich das Thema. Der CDU-Werber sagt lieber gar nichts. Die Volksparteien scheinen mit Memen nicht viel am Hut zu haben. Warum nur? O-Ton Prof. Thorsten Faas, Politikwissenschaftler Universität

4 Mainz: Internetzugang ist weit verbreitet in Deutschland, aber es ist immer noch, gerade wenn wir Richtung Facebook- Communities, YouTube auch schauen, immer noch ein sehr junges Phänomen, während die Masse der Wähler einfach nicht in diesem jungen Segment zu holen ist. Trotzdem dringen Meme auch in den deutschen Wahlkampf ein. Ein Beispiel, statt klarer Worte zu Prism und NSA hören die Bürger von Angela Merkel: O-Ton Angela Merkel, CDU, Bundeskanzlerin: Das Internet ist für uns alle Neuland. Kaum ausgesprochen, beginnt der Begriff auch schon seine beeindruckende Karriere: Merkel entdeckt als Columbus Neuland, lernt seine unendlichen Weiten kennen und schickt schließlich eine Postkarte. Mittlerweile ist Neuland sogar im konventionellen Wahlkampf angekommen - auf einem Plakat der SPD - jener Partei, für die Meme nicht so das Thema sind. So können alle Bürger Themen setzen und verbreiten: Ich glaube, Meme und die Dialogformen des Internets sind eine ganz klassische Form der Demokratisierung. Natürlich für einen begrenzten Bereich der Leute, die diese Technik bedienen können. Aber es verändert die klassischen Monopolstellungen der vorher einzig Sendenden. Vorher konnten nur Parteien sich zu Wahlen äußern - und klassische Medien. Heute kann das jeder. Und sie tun es auch: Dass der Wirtschaftsminister dem BILD- Chefredakteur in die Arme fällt, wird nicht zuletzt dank der Meme bekannt. Lustig, sehr politisch und sehr wirksam jenseits des Bierzelts. O-Ton Philipp Rösler, FDP, Parteivorsitzender: Wer sich selber zum Weißwürstchen macht, darf sich nicht wundern, wenn er als solches verspeist wird. Womit dieser Frontal21-Beitrag von Herrn Pofalla für beendet erklären kann. Zur Beachtung: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Der vorliegende Abdruck ist nur zum privaten Gebrauch des Empfängers hergestellt. Jede andere Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtgesetzes ist ohne Zustimmung des Urheberberechtigten unzulässig und strafbar. Insbesondere darf er weder vervielfältigt, verarbeitet oder zu öffentlichen

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