Braunbär Moritz Ein Fallbeispiel
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- Georg Gerber
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Transkript
1 Braunbär Moritz Ein Fallbeispiel Expertenforum ÖBf-Naturraummanagement, Purkersdorf Friedrich Völk, GF Jagd Georg Rauer, Bärenanwalt
2 Wer ist Moritz?
3 Wer ist Moritz? Ein 8-jähriges Bärenmännchen Im Mariazeller Land geboren Vater ist das 1993 freigelassene Männchen Djuro Mutter und deren Mutter sind in Österreich geboren Als Subadulter ins Salzkammergut abgewandert Keine Nachkommen
4 Aufenthaltsgebiet
5 Erstes Auftreten 2009 im Rassl Bär folgt Skidoospur des Fütterungsbetreuers und gräbt Luderplatz aus (10. März) Bär wechselt ins Wintergatter ein und zieht direkt am Futterstadel vorbei; das Kraftfutter lässt er unangetastet Bären dringen im Mariazeller Land immer wieder in Wintergatter ein, ohne dass daraus größere Probleme entstehen
6 ÖBf-Forstrevier Kemetgebirge, Wintergatter Rassl
7 Blick aus dem Wintergatter hinaus ins Umfeld
8 Nach dem ersten Bärenbesuch Tief verschneite Landschaft (rund 2,5 m Schneehöhe) Wintergatter-Zaun ist nur teilweise sichtbar Ruhiges Verhalten des Rotwildes Fütterung gut angenommen, gleicher Futterverbrauch wie vor dem Bärenbesuch
9 Ruhiges Verhalten des Rotwildes Foto: Thomas Kranabitl
10 Nach dem ersten Bärenbesuch Schlussfolgerung legt sich nahe: Bär verursacht kein großes Problem bei aller Besorgtheit des Fütterungsbetreuers und seiner Hilfskraft (Ehefrau des Fütterungsbetreuers begleitet ihn traditionell, um ihm bei der Fütterung zu helfen)
11 Fütterung gut angenommen Foto: Thomas Kranabitl
12 Ein Hirsch am Futterplatz gerissen Der Fütterungsbetreuer findet einen gerissenen Hirsch in der Nähe des Futterplatzes (19. März) Hinweis des Fütterungsbetreuers: Schon seit Tagen Rabenflug über Rotwildeinstand Bär nutzt mehrere Nächte lang den Kadaver nahe am Futterplatz Futterverbrauch durch Rotwild unverändert ruhiges Wildverhalten
13 Fütterungsbetreuer mit Stange von gerissenem Hirsch
14 Hirschriss Was nun? Was tun mit dem Hirschkadaver? Weitere Nutzung durch den Bären mit Fotofallen dokumentieren? Gerissener Hirsch wird außerhalb des Gatters in den Nahbereich des Bärenwechsels verbracht Forderung des Fütterungsbetreuers: Der Bär muss weg! Fangen und Fortschaffen? Das Wintergatter schützen Bär Vertreiben - Vergrämen?
15 Fluchtstrecke des gerissenen Hirsches
16 Rotwild am Futterplatz am Folgetag nach dem Auffinden des Bären-Risses
17 Wirksamkeit? Machbarkeit? Fangen und Fortschaffen Problematischer Präzedenzfall schafft die Erwartungshaltung, dass jeder Bär, der Probleme macht, weggefangen wird Zur Verfügung stehende Fangmethoden sind in der gegeben Situation wenig aussichtsreich Offene Frage der Verantwortung, wenn der Bär im Gebiet, in dem er wieder freigelassen wird, erneut Probleme verursacht
18 Wirksamkeit? Machbarkeit? Abhalten und Vergrämen Jede Maßnahme erfordert das Abwägen der Erfolgschancen gegenüber dem Risiko der Rotwildstörung Abhalter können nicht rund ums Gatter agieren, der Bär aber schon Wie reagiert das Rotwild auf Vergrämungsmaßnahmen, die wenn überhaupt nur in der Nähe des Gatter die gewünschte erzieherische Wirkung auf den Bären haben können?
19 Der Bär bleibt was folgt? Rotwild entweicht aus dem Wintergatter ruhig, hält sich unmittelbar neben dem Gatter auf Rotwild wechselt ins Tal hinunter und stellt sich in einem Privatwald ein Der Futterverbrauch sinkt deutlich Der Bär besucht weiterhin das Wintergatter
20 Rotwildfährten vor dem Einsprung des Wintergatters
21 Was tun mit entwichenem Rotwild? Zuwarten, ob das Rotwild zurückkehrt? Notfütterung im Talbereich einrichten? Versuch, Rotwild aktiv wieder zum Wintergatter zurück zu treiben? Entscheidung seitens der Bundesforste: Angesichts des hohen Schälrisikos im Tal: keine Notfütterung, so lange die Möglichkeit der Rückkehr ins Wintergatter gegeben ist (wegen hoher Schneelage natürliche Äsung im Tal nicht verfügbar und Rotwildverbleib unwahrscheinlich) Versuch wird gestartet, es zurück zu treiben (2 ortskundige Personen, Revierleiter + Berufsjäger)
22 Das Unwahrscheinliche gelingt! Rotwild wechselt angesichts der hohen Schneelage auf dem selber ausgetretenen Trampelpfad zurück ins Wintergatter Rotwild nimmt die Fütterung nach wenigen Tagen Unterbrechung wieder in vollem Umfang an Rotwild wechselt wiederholt aus dem Gatter hinaus und wieder zurück Der Bär reißt außerhalb des Wintergatters an einem Rotwildwechsel einen weiteren Hirsch Der Bär besucht weiterhin das Wintergatter
23 Ein Hirsch wird außerhalb des Wintergatters am Rotwildwechsel gerissen
24 Am Rotwildwechsel im Nahbereich des talnahen Einstands
25 Fütterungsbetreuer in Gefahr? Die massiven Sorgen der Familie um den Fütterungsbetreuer nehmen weiter zu: Der Bär nutzt wiederholt die Skidoo-Spur zum Anwechseln Richtung Wintergatter Die Ehefrau des Fütterungsbetreuers hilft aus Angst ab diesem Zeitpunkt beim Füttern nicht mehr mit und deponiert mehrfach ihre Sorgen um die Sicherheit ihres Gatten bei Gemeinde-Vertretern und Lokalmedien Wie für den Fütterungsbetreuer und für seine besorgte Familie Sicherheitsgewinn schaffen? Vorschlag des Revierleiters: Anfahrtsweg zur Fütterung mit dem Auto befahrbar machen (Sicherheitsgefühl) Trotz gewaltiger Schneemassen und hoher Kosten wurde die Schneeräumung vom ÖBf-Vorstand angeordnet
26 Schneeräumung auf der Zufahrt zum Wintergatter (rd. 9 km)
27
28
29 Die menschliche Komponente Bär wird in der Nähe des Ödensees abseits des Siedlungsgebietes gefährtet Gemeindevertreter äußern ihre Besorgtheit Gemeinsame Besprechung am Gemeindeamt Bad Mitterndorf (Interessensvertretungen, Behörde) Kurzzeitiger Rotwildeinstand in Talnähe wird besichtigt Schälschäden werden offenkundig Unterlaufen der Vereinbarung, keine Notfütterung vorzunehmen, wird offenkundig Weitere Informationstätigkeit wird koordiniert (Massenmedien, Regionalzeitung) Bärenanwalt als Sachverständiger und Berater hat keine Entscheidungsbefugnisse
30 Krisensitzung im Gemeindeamt Resumee: Weiteres Bären-Management haben die dafür zuständigen Behörden zu koordinieren bzw. anzuordnen
31 Schälschäden im bäuerlichen Jagdeinschluss
32 Betroffene als Geschädigte?! Beim Rotwild- Ausflug ins Tal sind Schälschäden entstanden Die Bundesforste stellen ihrem Jagdpächter die Schäden im ÖBf-Wald nicht in Rechnung Ein betroffener Bauer fordert Schadensabgeltung (Schälschäden auf bäuerlichem Jagdeinschluss) Der Jagdpächter ist nicht bereit, für diese Schälschäden Entschädigung zu zahlen Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?
33 Wie umgehen mit den Folgeschäden im Privatwald??
34 Bilanz Bad Mitterndorf Ab April werden zwei benachbarten Wintergatter ebenfalls von Moritz besucht er reisst dort 3 Stück Rotwild und verursacht Schäden am Zaun Mitte April hat das Rotwild das Wintergatter Rassl gänzlich verlassen. Im Einstand werden 7 weitere Risse gefunden und dokumentiert (wo vormals das Überfliegen durch Raben bereits beobachtet worden war) Innerhalb von 6 Wochen hat der Bär 12 Stück Rotwild gerissen, 6 Hirsche, 5 Tiere und 1 Kalb.
35 Resumée Der Einzelne Betroffene von Bärenschäden darf nicht als Geschädigter allein gelassen werden. Solidarischer Umgang mit Schäden ist Voraussetzung für Bären-Akzeptanz in der Kulturlandschaft Diese Leitlinie gilt auch im österreichischen Bären- Management. Die Umsetzung kann im konkreten Fall aber auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen.
36 Offene Fragen Was ist angemessenes Bärenmanagement? Was ist angemessenes Rotwildmanagement?
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