Der Arbeitsmarkt in Deutschland. Arbeitsmarktberichterstattung Juni 2012
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- Claudia Michel
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1 Der Arbeitsmarkt in Deutschland Arbeitsmarktberichterstattung Juni 2012 Frauen und Männer am Arbeitsmarkt im Jahr 2011
2 Impressum Herausgeber: Zentrale Arbeitsmarktberichterstattung (CF 4) Regensburger Straße Nürnberg Kontakt für Rückfragen: Katrin Schmidt Tel: 0911/ Fax: 0911/ Diese Broschüre finden sie im Internet unter: Broschueren/Arbeitsmarkt-Nav.html Monatlich aktuelle Daten zur Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern finden Sie im Analytikreport, Analyse des Arbeitsmarktes für Frauen und Männer Analysen/Analytikreports/Zentral/Monatliche-Analytikreports/Analyse-Arbeitsmarkt-Frauen-Maennernav.html Stand: Juni 2012 Zitiervorschlag: Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarktberichterstattung: Der Arbeitsmarkt in Deutschland, Frauen und Männer am Arbeitsmarkt im Jahr 2011, Nürnberg Diese Broschüre ist nur als Online-PDF-Dokument verfügbar. 2
3 Inhaltsverzeichnis 1 Erwerbsneigung und Erwerbstätigkeit Erwerbsneigung Erwerbstätigkeit und Erwerbstätigenquote Struktur der Erwerbstätigkeit Beschäftigung Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung Entwicklung der geringfügig entlohnten Beschäftigung Struktur der Beschäftigung Beschäftigung nach Ländern Beschäftigung nach Branchen Bruttoarbeitsentgelte Arbeitslosigkeit Entwicklung der Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit im Jahr Strukturen der Arbeitslosigkeit Zugänge in und Abgänge aus Arbeitslosigkeit Dauer von Arbeitslosigkeit Die Situation am deutschen Arbeitsmarkt im europäischen Vergleich Erwerbsneigung Erwerbstätigkeit Erwerbslosigkeit Einflussfaktoren Unterschiede in der strukturellen Nachfrage nach Arbeitskräften Arbeitslosigkeit und Leistungsbezug Geringfügige Beschäftigung und Arbeitslosigkeit Persönliche und familiäre Verpflichtungen Glossar ausgewählter Begriffe
4 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Erwerbsquoten und Erwerbstätigenquoten... 6 Abbildung 2: Unterkonten der Erwerbstätigkeit... 8 Abbildung 3: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung... 9 Abbildung 4: Geringfügig entlohnte Beschäftigung Abbildung 5: Beschäftigungsquoten nach Bundesländern Abbildung 6: Beschäftigungsanteile nach Branchen Abbildung 7: Arbeitslosenquoten 1997 bis Abbildung 8: Arbeitslosenquoten 2011 nach Bundesländern Abbildung 9: Arbeitslosigkeit nach Merkmalen Abbildung 10: Zugangsrisiken und Abgangschancen Abbildung 11: Erwerbslosigkeit im europäischen Vergleich Abbildung 12: Erklärungsansätze für Teilzeitarbeit
5 Das Wichtigste in Kürze Die Erwerbsneigung von Frauen hat in den letzten Jahren stärker zugenommen als die von Männern. Ausschlaggebend für den Anstieg ist für beide Geschlechter eine Zunahme der Erwerbstätigkeit. Frauen und Männer sind unterschiedlich stark in den verschiedenen Konten der Erwerbstätigkeit vertreten. Die Beschäftigung von Männern ist stärker konjunkturabhängig als die von Frauen, da sie häufiger in konjunkturreagiblen Branchen tätig sind. Von Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind Männer daher stärker betroffen als Frauen. Vom aktuellen Beschäftigungsaufbau können Männer wie Frauen profitieren. Mini-Jobs und Teilzeitbeschäftigung werden überwiegend von Frauen ausgeübt. Hinsichtlich der Beschäftigungsquoten zeigt sich bei Männern ein Süd-Nord-, bei Frauen ein Ost-West-Gefälle. Das durchschnittliche Bruttoarbeitsentgelt von Frauen ist deutlich niedriger als das der Männer. Die Arbeitslosigkeit von Männern ist stärker saisonabhängig als die von Frauen und reagiert stärker auf konjunkturelle Veränderungen. Die Arbeitslosenquote von Frauen ist etwas niedriger als die der Männer. Grundlegende Unterschiede in der Struktur der Arbeitslosigkeit von Frauen und Männern zeigen sich bei den Merkmalen Berufsrückkehrer und Alleinerziehende. Männer haben ein höheres Risiko, aus Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt in Arbeitslosigkeit zuzugehen, aber auch höhere Abgangschancen. Frauen sind durchschnittlich länger arbeitslos als Männer. Im europäischen Vergleich entwickeln sich sowohl die Erwerbstätigkeit als auch die Erwerbslosigkeit von Männern und Frauen gut. Frauen sehen sich am Arbeitsmarkt spezifischen Problemen gegenüber, die auch im Zusammenhang mit persönlichen oder familiären Verpflichtungen zu sehen sind. 5
6 1 Erwerbsneigung und Erwerbstätigkeit 1.1 Erwerbsneigung In den letzten Jahren hat die Erwerbsneigung sowohl von Frauen als auch von Männern zugenommen, d.h. in beiden Gruppen gingen zuletzt mehr Personen einer Erwerbstätigkeit nach oder suchten danach als früher. Die Erwerbsquote, die die Zahl der Erwerbspersonen (Summe aus Erwerbstätigen und Erwerbslosen) im Alter von 15 bis unter 65 Jahren zur Bevölkerung im entsprechenden Alter in Relation setzt, ist für Frauen wie für Männer in den letzten zehn Jahren gestiegen. Abbildung 1: Erwerbsquoten und Erwerbstätigenquoten Teilhabe der Frauen am Erwerbsleben wächst stärker als die der Männer Erwerbsquote, Erwerbstätigenquote in Prozent (bez. auf Personen im Alter von 15 bis unter 65) Deutschland 2000, 2010 Erwerbsquote Erwerbstätigenquote 79,9 82,1 64,0 70,7 72,8 75,9 57,7 66, Männer Frauen Männer Frauen Quelle: Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes Hierbei fiel der Anstieg bei Frauen deutlich kräftiger aus als bei Männern. Während die Erwerbsquote von Frauen von 2000 bis 2010 um 6,7 Prozentpunkte auf 70,7 Prozent anstieg, nahm sie bei Männern nur um 2,2 Prozentpunkte zu. 1 Mit 82,1 Prozent im Jahr 2010 lag der Anteil der Männer, die einer Erwerbstätigkeit nachgingen oder danach suchten, an der 1 Datenquelle: Mikrozensus 2010; Werte für 2011 liegen voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2012 vor. Bevölkerung aber immer noch deutlich höher als der Anteil der Frauen (siehe Abbildung 1). 1.2 Erwerbstätigkeit und Erwerbstätigenquote Ausschlaggebend für den Anstieg der Erwerbsneigung ist sowohl für Frauen als auch für Männer ein Anstieg der Erwerbstätigkeit, während die Zahl der Erwerbslosen für beide 2010 niedriger lag als zehn Jahre zuvor. 6
7 Nach Erreichen eines vorläufigen Höhepunkts im Jahr 2001 ging die Erwerbstätigkeit zunächst auf weniger als 39 Mio zurück. Parallel zum erneuten Aufbau der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, die das größte Unterkonto der Erwerbstätigkeit darstellt, nahm auch die Zahl der Erwerbstätigen (Inlandskonzept) ab Anfang 2006 wieder zu und stieg bis 2008 auf 40,3 Mio. 2 Im Zuge der wirtschaftlichen Krise waren zwar Rückgänge zu verzeichnen, diese fielen jedoch geringer aus als befürchtet worden war und waren schnell kompensiert waren in Deutschland jahresdurchschnittlich 41,1 Mio Menschen erwerbstätig mehr als je zuvor. Vom Wachstum der Erwerbstätigkeit in den letzten Jahren konnten sowohl Frauen als auch Männer profitieren. Letztere hatten lediglich während der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 kurzzeitige Einbußen zu verzeichnen. Die Erwerbstätigenquote, die die Zahl der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren zur Bevölkerung der gleichen Altersgruppe ins Verhältnis setzt, ist sowohl bei Frauen als auch bei Männern in den letzten zehn Jahren gestiegen. Während bei Frauen von 2000 auf 2010 ein Anstieg um 8,3 Prozentpunkte auf 66,0 Prozent zu verzeichnen war, nahm die Erwerbstätigenquote von Männern um lediglich 3,0 Prozentpunkte zu. 3 Sie ist mit 75,9 Prozent aber immer noch merklich höher als die der Frauen. 1.3 Struktur der Erwerbstätigkeit Der Großteil der Erwerbstätigkeit besteht aus der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung (siehe Kapitel 2). Weitere Unterkonten der Erwerbstätigkeit sind die 2 Datenquelle: Erwerbstätigenrechnung 3 Datenquelle: Mikrozensus 2010 geringfügige Beschäftigung (siehe Kapitel 2), Selbständige und mithelfende Familienangehörige, Personen, die in einer Arbeitsgelegenheit beschäftigt sind und Personen in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis des Bundes, der Länder, der Gemeinden und sonstiger Körperschaften des öffentlichen Rechts. Die Beteiligung von Frauen und Männern an den verschiedenen Konten der Erwerbstätigkeit ist stark unterschiedlich (siehe Abbildung 2). Einen sehr niedrigen Frauenanteil weist die Gruppe der Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen auf. Hier ist lediglich ein gutes Drittel weiblich. 4 Würde man die mithelfenden Familienangehörigen, die überwiegend weiblich sind, ausklammern, wäre der Anteil noch etwas niedriger. Allerdings hat in den letzten Jahren, dem allgemeinen Trend zu mehr Selbständigkeit folgend und unterstützt durch die Förderung der Existenzgründung seitens der Bundesagentur für Arbeit und der Jobcenter 5, nicht nur die absolute Zahl der selbständigen Frauen zugenommen; auch ihr Anteil an allen Selbständigen hat sich beständig erhöht. Bei den Beamten/Beamtinnen (einschließlich Beamtenanwärter/Beamtenanwärterinnen und Beamte/Beamtinnen im Vorbereitungsdienst), Richtern/Richterinnen und Soldaten/Soldatinnen belief sich der Frauenanteil 2010 auf 40 Prozent. 6 Ein vergleichbarer Frauenanteil findet sich auch bei den Personen, die in Arbeitsgelegenheiten in der Mehraufwandsvariante (Ein- 4 Datenquelle: Mikrozensus Im Jahr 2011 nahmen durchschnittlich Personen Leistungen zur Förderung der Selbständigkeit in Anspruch; davon waren Frauen. 6 Datenquelle: Mikrozensus 2010; im Mikrozensus zählen zu den Beamten und Beamtinnen auch Wehrdienstleistende, Pfarrer und Pfarrerinnen, Priester, kirchliche Würdenträger und Würdenträgerinnen, sowie Beamte und Beamtinnen in den Sicherheitsdiensten. 7
8 Euro-Jobs), beschäftigt waren (41 Prozent). Etwas höher bei 46 Prozent lag der Frauenanteil bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (siehe ausführlich Kapitel 2). Ein überdurchschnittlich hoher Frauenanteil hingegen ist bei den ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten (so genannte Mini-Jobber ) zu verzeichnen. Zwei Drittel dieser Gruppe waren 2011 weiblich (siehe ausführlich Kapitel 2). Abbildung 2: Unterkonten der Erwerbstätigkeit Frauen sind in den verschiedenen Formen der Erwerbstätigkeit unterschiedlich stark vertreten Komponenten der Erwerbstätigkeit, insgesamt und Frauenanteil Deutschland Jahresdurchschnitt 2010, Juni 2011 Frauenanteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigte % ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte % Selbständige und mithelfende Familienangehörige % Beamte/Beamtinnen % 2000 Arbeitsgelegenheiten % Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de 8
9 2 Beschäftigung 2.1 Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung Von Juni 2001 bis Juni 2011 hat die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland um oder 2,0 Prozent zugenommen. Von diesem Beschäftigungsaufbau konnten ausschließlich Frauen profitieren ( bzw. +5,3 Prozent). Die Zahl der männlichen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten war dagegen rückläufig ( bzw. -0,6 Prozent). Hier spiegelt sich auch die stärkere Konjunkturabhängigkeit der Beschäftigung von Männern, die häufiger in Branchen tätig sind, die deutlich auf Veränderungen der konjunkturellen Rahmenbedingungen reagieren (siehe Abschnitt 2.5), etwa im Verarbeitenden Gewerbe. So hatten Männer in der konjunkturellen Schwächephase bis 2005 größere Beschäftigungseinbußen zu verkraften als Frauen; auch die Beschäftigungsverluste im Zuge der Wirtschaftsund Finanzkrise 2008/2009 gingen allein zu ihren Lasten. Die Beschäftigung von Frauen hingegen wächst im Zuge des Strukturwandels vor allem in wenig konjunkturreagiblen Dienstleistungsbranchen wie beispielsweise dem Gesundheitswesen. Selbst während der Krise 2008/2009 nahm die Zahl der weiblichen Beschäftigten zu. Abbildung 3: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung Für beide Geschlechter ist Vollzeitbeschäftigung leicht rückläufig, Teilzeitbeschäftigung wächst Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach Arbeitszeit (in Mio) Deutschland 2001 bis 2011 (jeweils Juni) 2001: 15,44 Mio 0,61 0,99 14, : 15,36 Mio 14, : 12,37 Mio 3, : 13,03 Mio 4,68 Teilzeitbeschäftigung 8,86 8,33 Vollzeitbeschäftigung Quelle: Beschäftigungsstatistik der BA Männer Frauen 9
10 Das Beschäftigungsplus bei Frauen in den letzten zehn Jahren geht auf eine Zunahme von Teilzeitbeschäftigten zurück 7 (+1,17 Mio), während die Zahl der vollzeitbeschäftigten Frauen rückläufig war ( ). Auch bei Männern nahm die Teilzeitbeschäftigung zu ( ). Dieser Anstieg konnte den Rückgang bei der Vollzeitbeschäftigung ( ) jedoch nicht vollständig kompensieren. Insgesamt stieg die Teilzeitbeschäftigung von Juni 2001 auf Juni 2011 um 1,55 Mio auf 5,67 Mio an, während Vollzeitbeschäftigung um 1,01 Mio auf 22,68 Mio zurückgegangen ist. Damit nahm auch der Teilzeitanteil um 5 Prozentpunkte zu, 2011 arbeitete ein Fünftel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weniger als die branchenübliche Arbeitszeit. Zuletzt, von Juni 2010 auf Juni 2011, nahm die Beschäftigung von Männern um bzw. 2,5 Prozent zu. Die der Frauen stieg, wie in konjunkturellen Aufschwungphasen üblich, etwas schwächer, und zwar um bzw. 2,3 Prozent. Dabei ging der Aufbau der Beschäftigung bei Männern größtenteils auf ein Plus bei der Vollzeitbeschäftigung zurück, vier von fünf hinzugekommenen Beschäftigungsverhältnissen waren in Vollzeit. Der Beschäftigungsaufbau von Frauen hingegen war von Teilzeitbeschäftigung getragen, nur 27 Prozent der hinzugekommenen Beschäftigungsverhältnisse waren Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse. Der Beschäftigungsaufbau von 2010 auf 2011 bei Männern ging zu zwei Fünfteln auf die Wirtschaftlichen Dienstleistungen zurück, 27 Prozent des Beschäftigungsplus entfielen auf Stellen im Verarbeitenden Gewerbe, 11 Prozent auf den Handel 7 Zu den Motiven von Teilzeitbeschäftigung siehe Abschnitt 5.4. und 10 Prozent auf den Bereich Verkehr und Logistik. Bei den Frauen dominiert das Gesundheits- und Sozialwesen, drei von zehn hinzugekommenen Beschäftigungsverhältnissen von Frauen entstanden hier. Ebenfalls stark zum Beschäftigungswachstum bei Frauen beigetragen haben die Wirtschaftlichen Dienstleistungen (28 Prozent), der Handel (16 Prozent) und das Verarbeitende Gewerbe (13 Prozent) (siehe auch Abschnitt 2.5). 2.2 Entwicklung der geringfügig entlohnten Beschäftigung Seit der Reform der geringfügigen Beschäftigung im Jahr 2003 stieg die Zahl der geringfügig entlohnt Beschäftigten, der so genannten Mini-Jobber, deutlich an von 5,53 Mio im Juni 2003 auf 7,39 Mio im Juni Der Zuwachs geht größtenteils auf ein Plus bei der geringfügig entlohnten Beschäftigung im Nebenjob zurück, sie hat sich von 2003 auf 2011 mehr als verdoppelt (+1,34 Mio auf 2,49 Mio). Die Zahl der Personen, die ausschließlich einen Mini- Job ausüben, ist um auf 4,89 Mio gestiegen. Die Mini-Jobs als Nebenbeschäftigung haben sich bei Frauen und Männern in den letzten Jahren weitgehend synchron entwickelt. Seit 2003 haben sie in einem kontinuierlichen Wachstumsprozess bei Frauen um 114 Prozent und bei Männern um 117 Prozent zugenommen. Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten hat sich nach anfänglichen Zuwächsen einige Zeit nur noch wenig verändert. In den letzten beiden Jahren waren leichte Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Diese gehen auf sinkende Zahlen bei den weiblichen geringfügig entlohnt Beschäftigten zurück, die Zahl der männlichen Mini-Jobber ist auch in den letzten beiden Jahren gestiegen. 10
11 Trotz dieser Entwicklung überwiegen in der geringfügig entlohnten Beschäftigung nach wie vor Frauen. Im Juni 2011 waren 66 Prozent der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten und 57 Prozent der im Nebenjob geringfügig entlohnt Beschäftigten weiblich. Abbildung 4: Geringfügig entlohnte Beschäftigung Bei den Mini-Jobs überwiegen weibliche Beschäftigte Geringfügig entlohnte Beschäftigung nach Geschlecht Deutschland Juni 2011 geringfügig entlohnt Beschäftigte insgesamt: 7,387 Mio Frauen Nebenjob Männer ausschließlich % 23% 44% 14% Männer Nebenjob Vollzeitbeschäftigung Frauen ausschließlich Quelle: Beschäftigungsstatistik der BA 2.3 Struktur der Beschäftigung Hinsichtlich der Struktur der Beschäftigung gibt es zwischen Frauen und Männern abgesehen von der Arbeitszeit nur geringe Abweichungen. Während im Juni 2011 lediglich 6 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer weniger als die branchenübliche Wochenarbeitszeit arbeiteten, traf dies auf 36 Prozent aller beschäftigten Frauen zu. Insgesamt waren 83 Prozent der sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigten weiblich. Auch Mini-Jobs sind eine vorrangig weiblich geprägte Beschäftigungsform (siehe auch 2.2). Auf 100 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Männer kommen 18 geringfügig entlohnt beschäftigte, davon 11, die ausschließlich diesen Mini-Job ausüben. Bei den Frauen kommen auf 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte doppelt so viele, nämlich 36, Mini-Jobberinnen. Von diesen haben 25 ausschließlich diese Beschäftigung. Hinsichtlich der Altersverteilung der Beschäftigten zeigen sich zwischen Frauen und Männern keine Unterschiede. Bei beiden Geschlechtern sind 61 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Alter von 25 bis unter 50 Jahre, 11 Prozent sind jünger als 25 und 11
12 27 Prozent 50 Jahre oder älter. Auch bezüglich der Ausbildung der Beschäftigten sind sich Frauen und Männern relativ ähnlich. Bei beiden Geschlechtern verfügen 10 Prozent nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung 8, 71 Prozent haben einen formalen Berufsabschluss. Darunter ist allerdings bei den männlichen Beschäftigten der Anteil derer mit einer akademischen Ausbildung mit 13 Prozent 3 Prozentpunkte höher als bei den weiblichen. 9 Leichte Unterschiede finden sich im Vergleich von Staatsangehörigkeiten. Während bei den Männern im Juni Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatten, belief sich dieser Anteil bei den Frauen auf nur 6 Prozent. Dieser Unterschied geht zum Teil darauf zurück, dass unter den zwei zahlenmäßig bedeutsamsten Staatsangehörigkeiten unter den ausländischen Beschäftigten Beschäftigten mit türkischer und italienischer Nationalität jeweils nur ein Drittel oder weniger Frauen sind. 2.4 Beschäftigung nach Ländern Die Beschäftigungsquote, also der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Alter von 15 bis unter 65 an der Bevölkerung der selben Altersgruppe, lag im Juni 2011 für Frauen bei 48,5 Prozent, für Männer bei 55,6 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr ist sie um 1,1 Prozentpunkte (Frauen) bzw. 1,4 Prozentpunkte (Männer) angestiegen. Dabei sind größere regionale Unterschiede zu beobachten. Bei den Männern reichen die länderspezifischen Beschäftigungsquoten von 43,2 Prozent in Berlin bis zu 59,3 Prozent in Bayern. Ebenfalls 8 ohne Auszubildende 9 Anteile ergänzen sich nicht zu 100%, da nicht immer eine Angabe zur Ausbildung vorliegt. hohe Beschäftigungsquoten weisen Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz sowie Sachsen-Anhalt und Thüringen auf. Eher niedrige Quoten finden sich neben Berlin in den nördlichen Bundesländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg- Vorpommern sowie in den Stadtstaaten Bremen und Hamburg (siehe Abbildung 5). Bei den Frauen ist die Spanne mit 44,0 Prozent (Saarland) bis 55,6 Prozent (Sachsen) weniger ausgeprägt als bei Männern. Zudem zeigt sich hier kein Süd- Nord-, sondern ein Ost-West-Gefälle. Die höchsten Beschäftigungsquoten weisen die fünf Flächen-Bundesländer im Osten auf, die niedrigsten finden sich in den Stadtstaaten Berlin und Bremen sowie im Saarland, in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen. Eine hohe Beschäftigungsquote von Frauen hängt dabei nicht mit einem hohen Teilzeitanteil zusammen. Im Gegenteil: in den östlichen Bundesländern, die hohe Beschäftigungsquoten von Frauen aufweisen, ist der Anteil der weiblichen Beschäftigten, die weniger als die branchenübliche Wochenarbeitszeit arbeiten, unterdurchschnittlich. Hingegen gibt es einen strukturellen Zusammenhang mit der in den östlichen Ländern tendenziell höheren Betreuungsquote von Kindern unter sechs Jahren. In nahezu allen Bundesländern liegt die Beschäftigungsquote der Männer über der der Frauen. Eine Ausnahme bilden hier lediglich Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Berechnet man eine ähnliche Quote für die ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten, erhält man für den Bundesdurchschnitt Werte von 10,8 Prozent (Frauen) und 4,6 Prozent (Männer), d.h. jede neunte Frau und knapp jeder zwanzigste Mann im Alter von 15 bis unter 65 12
13 Jahren üben als einzige Form der Erwerbstätigkeit einen Mini-Job aus. Die Spannweite reicht hier bei Frauen von 6,1 Prozent in Berlin bis zu 12,8 Prozent in Nordrhein-Westfalen und bei Männern von 3,6 Prozent in Thüringen bis zu 6,1 Prozent in Bremen. Für Frauen wie für Männer sind die Quoten in den östlichen Bundesländern eher niedrig, in den westlichen eher höher. In allen Bundesländern ist der Anteil der Frauen, die lediglich einen Minijob ausüben, an der Bevölkerung höher als der der Männer. Abbildung 5: Beschäftigungsquoten nach Bundesländern Beschäftigungsquoten von Frauen meist niedriger als von Männern Beschäftigungsquoten nach Geschlecht in Prozent (15- bis unter 65-Jährige) Deutschland 2011 Männer Frauen Nordrhein-Westfalen 55,0 Rheinland-Pfalz 56,5 Schleswig-Holstein 52,6 Hamburg 51,1 Bremen 50,3 Niedersachsen 56,0 Hessen 56,0 Mecklenburg-Vorpommern 51,5 Sachsen-Anhalt 56,0 Thüringen 57,4 Berlin 43,2 Brandenburg 53,6 Sachsen 55,9 Nordrhein-Westfalen 44,4 Rheinland-Pfalz 47,4 Schleswig-Holstein 48,3 Bremen 44,2 Hessen 47,9 Hamburg 49,4 Niedersachsen 46,5 Mecklenburg-Vorpommern 54,6 Sachsen-Anhalt 53,8 Thüringen 54,8 Berlin 44,8 Brandenburg 55,1 Sachsen 55,6 Saarland 54,7 Saarland 44,0 Baden-Württemberg 58,1 Bayern 59,3 Beschäftigungsquoten in Prozent bis unter 44,0 44,0 bis unter 48,0 48,0 bis unter 52,0 52,0 bis unter 56,0 56,0 bis unter 60,0 Baden-Württemberg 49,1 Bayern 51,1 Quelle: Statistik der BA, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen 2.5 Beschäftigung nach Branchen Frauen und Männer sind in den unterschiedlichen Branchen verschieden stark vertreten. Im Produzierenden Gewerbe, insbesondere im Baugewerbe, aber auch im Bereich Bergbau/Energie/Wasser und im Verarbeitenden Gewerbe sind hauptsächlich Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt, ebenso im Bereich Verkehr und Logistik. In den meisten Dienstleistungsbranchen hingegen überwiegen weibliche Beschäftigte. Insbesondere im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in Erziehung und Unterricht ist der Frauenanteil sehr hoch, hier stellen Frauen mehr als zwei Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (siehe Abbildung 6). In einigen Dienstleistungsbereichen speziell bei Erziehung und Unterricht zeigen sich auch sehr hohe Teilzeitanteile. Im Produzierenden Gewerbe hingegen ist Teilzeitarbeit auch bei Frauen weniger häufig anzutreffen. Als Folge dieser Schwerpunkte wirken sich konjunkturelle Veränderungen, aber auch Strukturwandel und branchenspezifische Änderungen der Beschäftigung un- 13
14 terschiedlich auf die Beschäftigungssituation von Frauen und Männern aus. Da Männer häufiger als Frauen in stark konjunkturreagiblen Branchen tätig sind, sind sie stärker von konjunkturellen Schwächephasen betroffen als Frauen. Sie profitieren in Aufschwungphasen jedoch auch stärker vom Beschäftigungsaufbau. Frauen hingegen sind von konjunkturellen Veränderungen vergleichsweise gering betroffen, da sie stark in Branchen vertreten sind, die sich durch eine eher beständige Beschäftigungsentwicklung auszeichnen. Abbildung 6: Beschäftigungsanteile nach Branchen In Dienstleistungen sind überwiegend Frauen tätig sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach Branche, Arbeitszeit und Geschlecht (Anteile) Deutschland Juni 2011 Insgesamt Land- u. Forstwirtschaft, Fischerei Bergbau, Energie, Wasser/Entsorgung Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe Handel, Instandhaltung, Rep. von Kfz Verkehr und Lagerei Gastgewerbe Information und Kommunikation Finanz- u. Versicherungsdienstl Wirtschaftliche Dienstleistungen Öffentl. Verw./Verteidigung/Soz.-vers Erziehung und Unterricht Gesundheits- und Sozialwesen sonst. Dienstleistungen, Private Haushalte Männer Vollzeit Teilzeit Frauen Vollzeit Teilzeit Quelle: Statistik der BA arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de Im Zuge der wirtschaftlichen Krise sank von Juni 2008 auf Juni 2009 die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um Dieser Beschäftigungsabbau wurde getrieben von deutlichen Rückgängen in der Zeitarbeit ( ) sowie im Verarbeitenden Gewerbe ( ). Dies hat insbesondere die Beschäftigung von Männern belastet. Dass die Beschäftigung insgesamt nur um sank, liegt an Beschäftigungszuwächsen in anderen Branchen. Vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen, aber auch im Bereich Erziehung und Unterricht entstanden mit und neue Beschäftigungsverhältnisse, von denen in erster Linie Frauen profitierten. In der Summe sank daher die Beschäftigung von Männern um , während bei den Frauen ein Plus von zu verzeichnen war. Der nach der Krise einsetzende Beschäftigungsaufbau wurde zunächst in erster Linie von zwei Branchen getragen: zum einen stieg von Juni 2009 auf Juni 2010 die Beschäftigung in der Zeitarbeit nach den krisenzeitlichen Verlusten mit wieder deutlich an, zum anderen 14
15 setzte das Gesundheits- und Sozialwesen seinen kontinuierlichen Beschäftigungsaufbau mit fort. Insbesondere aufgrund des Beschäftigungszuwachses in der Zeitarbeit, der sich vor allem auf die Beschäftigung von Männern auswirkte, aber auch dank mehrerer kleinerer Zuwächse in verschiedenen anderen Branchen, stieg die Zahl männlicher Beschäftigter von Juni 2009 auf 2010 an. Das Vorkrisenniveau von 2008 wurde jedoch noch unterschritten, vor allem da im Verarbeitenden Gewerbe in dem drei von zehn männlichen Beschäftigten tätig sind nach wie vor Beschäftigungsverluste zu verzeichnen waren. Der anhaltende Beschäftigungsaufbau von Juni 2010 auf Juni 2011 von insgesamt zeigte sich in nahezu allen Branchen. Entsprechend nahm auch die Beschäftigung von Frauen wie Männern im Vorjahresvergleich merklich zu (siehe auch Abschnitt 2.1). Der größte Beitrag zum Beschäftigungswachstum kam vom Verarbeitenden Gewerbe ( ), wovon vor allem (zu 73 Prozent) männliche Beschäftigte profitierten. Ebenso verhält es sich in der Zeitarbeit ( , 76 Prozent Männer). Der anhaltende Beschäftigungsaufbau im Gesundheitswesen hingegen ( ) ließ vor allem die Beschäftigung von Frauen steigen (Anteil Frauen am Anstieg: 82 Prozent). Bei geringfügig entlohnter Beschäftigung überwiegen in fast allen Branchen Frauen. Ausnahmen sind lediglich das Baugewerbe, der Bereich Bergbau/Energie/Wasser sowie die Verkehrs- und Logistik-Branche, hier sind mehr als die Hälfte der Mini- Jobber männlich. Die weiblichen geringfügig entlohnt Beschäftigten überwiegen nicht nur in Branchen, in denen auch bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Frauenanteil hoch ist. Auch in eigentlich eher männlichen Branchen ist der Frauenanteil bei den Mini-Jobs teilweise hoch. Hierzu zählen beispielsweise das Verarbeitende Gewerbe (25 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und 59 Prozent der Mini-Jobber sind weiblich) oder der Bereich Information/Kommunikation (35 Prozent und 54 Prozent). 2.6 Bruttoarbeitsentgelte Das monatliche Bruttoarbeitsentgelt von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) insgesamt lag im Jahr 2010 (neuere Daten liegen nicht vor) im Mittel bei Dabei bezogen Männer mit ein deutlich höheres mittleres monatliches Bruttoarbeitsentgelt als Frauen (2.312 ). Hier spiegeln sich auch die unterschiedlichen Branchenschwerpunkte und Berufsfelder wider. So arbeiten überproportional viele Männer in Branchen und Berufsbereichen mit überdurchschnittlich hoher Entlohnung. Daneben verfügt ein höherer Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer über einen abgeschlossenes (Fach-)Hochschulstudium (siehe Abschnitt 2.3), womit in der Regel eine höhere Entlohnung einhergeht. 10 Der Vergleich von Bruttoarbeitsentgelten kann jedoch nur ein erster Ansatzpunkt bei der Bewertung von Einkommen sein. Für detaillierte Vergleiche müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden, die sich in den Daten der Beschäftigtenstatistik nicht widerspiegeln. Hierzu gehören beispielsweise die tatsächliche Arbeitszeit, der beschäftigende Betrieb, oder aber auch familienbedingte Erwerbsunterbrechungen Zu Einzelheiten zu den Arbeitsentgelten siehe Sozialversicherungspflichtige Bruttoarbeitsentgelte Entgeltstatistik Stichtag 31.Dezember Vgl. hierzu bspw. Gartner/Hinz: Löhne von Frauen und Männern: In Schieflage, IAB-Forum 1/2009 oder Boll: Lohneinbußen von Frauen durch geburtsbedingte Erwerbsunterbrechungen, Frankfurt am Main
16 3 Arbeitslosigkeit 3.1 Entwicklung der Arbeitslosigkeit Die Arbeitslosigkeit bei Frauen und Männern entwickelt sich beeinflusst durch unterschiedliche Verhaltensmuster und konjunkturelle sowie saisonale Einflüsse nicht vollständig synchron. So unterliegt die Arbeitslosigkeit von Männern einem stärkeren Saisonmuster als die von Frauen, da Männer häufiger in Branchen tätig sind, die jahreszeitlich bzw. von der Witterung beeinflusst sind. Auch die grundsätzliche, konjunkturell determinierte Entwicklung zeigt Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern. Als Folge davon schwankt der Anteil der Frauen an allen Arbeitslosen. Seit Anfang der neunziger Jahre bewegt er sich zwischen 44 und 53 Prozent. Zu Beginn der Rezessionsphase nach dem Wiedervereinigungsboom lag die Frauenarbeitslosigkeit höher als die der Männer. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Arbeitslosigkeit von Männern jedoch meist ungünstiger als die der Frauen. In der Rezessionsphase ab 2000 stieg sie früher und deutlicher an, da Männer überproportional stark in konjunkturreagiblen Branchen beschäftigt sind (siehe Kapitel 2). Gleiches war während der Wirtschafts- und Finanzkrise zu beobachten: Im Zuge des Beschäftigungsabbaus 2009, der insbesondere das Verarbeitende Gewerbe betroffen hatte, war die Arbeitslosigkeit von Männern im Vergleich zum Vorjahr merklich angestiegen. Die Arbeitslosigkeit von Frauen hingegen nahm weiterhin ab, wenngleich mit weniger Dynamik als zuvor. Auf der anderen Seite profitieren Männer stärker von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung. Sowohl im konjunkturellen Aufschwung ab 2006 als auch in den Jahren 2010 und 2011 sank die Arbeitslosigkeit von Männern deutlicher als die von Frauen. Ein Sondereffekt bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit ist im Jahr 2005 zu sehen. Im Rahmen der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum Jahresbeginn 2005 kam es zu einer Offenlegung der stillen Reserve des Arbeitsmarktes in großem Umfang. Diese hat sich besonders auf die registrierte Arbeitslosigkeit von Frauen ausgewirkt. Die bis 2005 nicht als arbeitslos gemeldeten Personen z.b. frühere Bezieher von Sozialhilfe oder vor allem Angehörige ehemaliger Arbeitslosenhilfeempfänger waren überwiegend weiblich, was zu einem sprunghaften Anstieg der Frauenarbeitslosigkeit führte: rund 70 Prozent des so genannten Hartz IV-Effekts entfielen auf Frauen. Die Arbeitslosigkeit von Frauen dürfte im Jahresdurchschnitt 2005 allein dadurch um etwa zugenommen haben Arbeitslosigkeit im Jahr nahm sowohl die Arbeitslosigkeit von Männern als auch die von Frauen ab. Erstere sank um oder 9,9 Prozent auf jahresdurchschnittlich 1,59 Mio, letztere um bzw. 6,0 Prozent auf 1,39 Mio. Die Arbeitslosenquoten (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) beliefen sich damit auf 7,1 Prozent für Männer und 7,0 Prozent für Frauen (siehe Abbildung 7). Gegenüber dem Jahr 2010 hat die Arbeitslosenquote der Männer um 0,8 Prozentpunkte, die der Frauen um 0,5 Prozentpunkte abgenommen. Die Arbeitslosenquoten bewegen sich damit auf einem Niveau, das zuletzt in der ersten Hälfte der neunziger Jahre erreicht worden war. 12 Bundesagentur für Arbeit: Arbeitsmarkt 2005, Sondernummer 1 der Amtlichen Nachrichten der Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg 2006, S
17 Abbildung 7: Arbeitslosenquoten 1997 bis 2011 Arbeitslosenquote von Frauen seit der Krise unter der von Männern Arbeitslosenquoten in Prozent (bez. auf alle zivilen Erwerbspersonen) nach Geschlecht Deutschland 1997 bis 2011 (Jahresdurchschnitte) 12,2 Frauen 11,8 10,8 Männer 9,5 9,2 11,7 8,2 7,4 8,3 7,9 7,9 7,1 7,5 7, Quelle: Statistik der BA Von den 1,39 Mio arbeitslosen Frauen und den 1,59 Mio arbeitslosen Männern 2011 wurden jeweils 30 Prozent im Rechtskreis SGB III von einer Agentur für Arbeit und 70 Prozent im Rechtskreis SGB II von einem Jobcenter betreut. Sowohl für Frauen als auch für Männer ging die Arbeitslosigkeit in beiden Rechtskreisen im Vergleich zum Vorjahr zurück. Dabei fiel der Rückgang im SGB III jeweils stärker aus (-13,0 Prozent bei Frauen; -20,4 Prozent bei Männern) als im Rechtskreis SGB II (-2,7 Prozent und -4,5 Prozent). Regional differenziert betrachtet weisen sowohl die Arbeitslosigkeit von Frauen als auch die von Männern große Unterschiede auf, die jedoch bei beiden Geschlechtern weitgehend parallel auftreten. Am geringsten sank die Arbeitslosigkeit sowohl von Frauen als auch von Männern im Vergleich zu 2010 in Berlin (-0,3 Prozent und - 1,6 Prozent), am deutlichsten in Baden- Württemberg (-13,0 und -20,1 Prozent). Die prozentualen Rückgänge waren überall für Männer stärker als für Frauen. Die größten Differenzen gab es im Zuge des konjunkturellen Aufschwungs in den beiden südlichen Bundesländern Baden- Württemberg und Bayern, in denen das Verarbeitende Gewerbe ein großes Gewicht hat. Hier lagen sieben bzw. sechs Prozentpunkte Unterschied im Arbeitslosigkeitsabbau von Frauen und Männern. Die länderspezifischen Arbeitslosenquoten der Männer im Jahr 2011 reichten von 3,7 Prozent in Bayern bis zu 14,3 Prozent in Berlin. Bei Frauen fiel die Spannweite mit Werten von 3,9 Prozent bis 12,1 Prozent nicht ganz so groß aus; doch auch hier markierten Bayern und Berlin 17
18 das untere und obere Ende der Skala. Mit Ausnahme von Thüringen lag in allen ostdeutschen Bundesländern die Arbeitslosenquote der Frauen unter der der Männer. Im Westen hingegen ist abgesehen von Schleswig-Holstein und den Stadtstaaten Bremen und Hamburg ein umgekehrtes Verhältnis zu beobachten. Abbildung 8: Arbeitslosenquoten 2011 nach Bundesländern Arbeitslosigkeit von Männern vor allem im Osten höher als die von Frauen Arbeitslosenquoten (bez. auf alle zivilen Erwerbspersonen) nach Geschlecht Deutschland 2011 (Jahresdurchschnitte) Männer Frauen Nordrhein-Westfalen 8,1 Schleswig-Holstein 7,5 Hamburg 8,4 Bremen 12,1 Niedersachsen 6,8 Hessen 5,7 Mecklenburg-Vorpommern 13,3 Thüringen 8,7 Berlin 14,3 Brandenburg 11,1 Sachsen-Anhalt 11,7 Sachsen 10,7 Nordrhein-Westfalen 8,1 Schleswig-Holstein 6,9 Hamburg Mecklenburg-Vorpommern 11,7 7,2 Bremen 11,1 Niedersachsen 7,0 Hessen 6,0 Berlin 12,1 Brandenburg 10,3 Sachsen-Anhalt 11,5 Thüringen 9,0 Sachsen 10,6 Rheinland-Pfalz 5,2 Saarland 6,7 Quelle: Statistik der BA Baden-Württemberg 3,9 Bayern 3,7 Arbeitslosenquoten in Prozent bis unter 5,0 5,0 bis unter 7,0 7,0 bis unter 10,0 10,0 bis unter 12,0 12,0 bis unter 15,0 Rheinland-Pfalz 5,4 Saarland 6,9 Baden-Württemberg 4,2 Bayern 3,9 3.3 Strukturen der Arbeitslosigkeit Die Struktur der Arbeitslosigkeit im Jahr 2011 weist wenig grundlegende Unterschiede zwischen Frauen und Männern auf. Bei den Frauen ist mit 60,7 Prozent ein etwas höherer Anteil aller Arbeitslosen der Altersklasse 25 bis unter 50 zuzurechnen als bei Männern. Auch der Ausländeranteil, der Akademikeranteil und der Anteil der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung sind bei Frauen etwas höher als bei Männern. Entsprechend weisen sie in den entgegengesetzten Ausprägungen etwas niedrigere Anteile auf. Die Unterschiede bewegen sich aber durchweg im Bereich von bis zu zwei Prozentpunkten. Grundlegende Unterschiede zeigen sich bei den Merkmalen alleinerziehend und Berufsrückkehrer : 4,8 Prozent der arbeitslosen Frauen waren 2011 Berufsrückkehrerinnen, hatten also ihre Erwerbstätigkeit oder Arbeitslosigkeit wegen der Betreuung und Erziehung von aufsichtsbedürftigen Kindern oder der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger mindestens 1 Jahr unterbrochen. Bei den Männern lag der Anteil nur bei 0,1 Prozent. Zwischen den Rechtskreisen sind dabei kaum Unterschiede auszumachen. Noch deutlicher werden die geschlechtsspezifischen Un- 18
19 terschiede bei den Alleinerziehenden. 18,6 Prozent der arbeitslosen Frauen waren 2011 alleinerziehend. Bei den Männern lag dieser Anteil bei lediglich 1,3 Prozent. Hier zeigen sich auch deutliche Unterschiede zwischen den Rechtskreisen. Im Rechtskreis SGB II waren 24,1 Prozent der arbeitslosen Frauen alleinerziehend, also annähernd jede vierte. Im Rechtskreis SGB III betrug der Anteil 5,8 Prozent. Abbildung 9: Arbeitslosigkeit nach Merkmalen Struktur der Arbeitslosigkeit unterscheidet sich vor allem hinsichtlich des familiären Hintergrunds Arbeitslosigkeit nach Merkmalen und Geschlecht (Anteil an allen Arbeitslosen in Prozent) Deutschland 2011 (Jahresdurchschnitte) Männer 9,9 unter 25 Jahre Frauen 8,7 58,6 25 Jahre bis unter 50 Jahre 60,7 31,5 50 Jahre und älter 30,5 84,6 Deutsche 83,5 15,3 Ausländer 16,4 49,0 42,4 5,4 0,1 Akademische Ausbildung Betriebliche/schulische Ausbildung Ohne abgeschlossene Berufsausbildung Berufsrückkehrer 5,8 4,8 47,1 43,3 1,3 Alleinerziehende 18,6 Quelle: Statistik der BA 3.4 Zugänge in und Abgänge aus Arbeitslosigkeit Im Jahr 2011 gingen in 8,22 Mio Fällen Menschen in Arbeitslosigkeit zu, davon 3,66 Mio Frauen und 4,56 Mio Männer. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der Zugänge in Arbeitslosigkeit um ein Zehntel. Ausschlaggebend waren hierfür vor allem im Zuge der rückläufigen Arbeitsmarktpolitik gesunkene Bewegungen zwischen Arbeitslosigkeit und Maßnahmen; zum anderen lassen der konjunkturelle Aufschwung und die damit einhergehende gute Beschäftigungsentwicklung die Zugänge in Arbeitslosigkeit aus Erwerbstätigkeit am ersten Arbeitsmarkt sinken. Hierbei sank vor allem die Zahl der Zugänge von Männern aus Erwerbstätigkeit, auf sie entfielen mit vier Fünftel des Rückgangs. Dabei sank insbesondere die Zahl der Männer, die aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt im Verarbeitenden Gewerbe oder dem Baugewerbe in Arbeitslosigkeit zugingen. Bei den Frauen war vor allem die Zahl der Zugänge aus dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Handel rückläufig. 19
20 Abbildung 10: Zugangsrisiken und Abgangschancen Männer haben höhere Zugangsrisiken in Arbeitslosigkeit, aber auch höhere Abgangschancen Zugangsrisiken in und Abgangschancen aus Arbeitslosigkeit Deutschland Dezember 2007 bis Dezember 2011 (gleitende Jahresdurchschnitte) Zugangsrisiken Abgangschancen 8,2 1,0 1,1 1,2 1,1 Männer Frauen 1,0 7,1 4,7 7,7 6,7 5,3 5,2 8,0 5,7 6,0 0,8 0,8 0,9 0,8 0,8 Dezember 2007 Juni 2008 Dezember 2008 Juni 2009 Dezember 2009 Juni 2010 Dezember 2010 Juni 2011 Dezember 2011 Dezember 2007 Juni 2008 Dezember 2008 Juni 2009 Dezember 2009 Juni 2010 Dezember 2010 Juni 2011 Dezember 2011 Quelle: Statistik der BA Um Aussagen über Risiken und Chancen am Arbeitsmarkt treffen zu können, werden ergänzend zu den absoluten Zahlen Raten berechnet, die die Bewegungen am Arbeitsmarkt ins Verhältnis setzen zu den Beständen. Das Risiko, aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung heraus arbeitslos zu werden, hat von 2010 auf 2011 abgenommen (Zugangsrisiko) 13. Dabei weisen Männer einen stärkeren Rückgang, aber auch ein höheres Risiko auf als Frauen: Ihr Risiko betrug 2011 monatsdurchschnittlich 1,0 Prozent, nach 1,1 Prozent im Vorjahr und 1,2 Prozent im Krisenjahr 2009; das Risiko von Frauen lag 2011 bei 0,8 Prozent, nach ebenfalls 0,8 Prozent im Jahr 2010 und 0,9 Prozent (siehe Abbildung 10). Den 8,22 Mio Zugängen in Arbeitslosigkeit standen ,45 Mio Abgänge gegenüber. Davon entfielen 3,75 Mio auf Frauen und 4,70 Mio auf Männer. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der Abgänge wie auch die Zahl der Zugänge um rund ein Zehntel. Maßgeblich waren auch hier rückläufige Bewegungen zwischen Arbeitslosigkeit und Maßnahmenteilnahme sowie gesunkene Abgänge in Erwerbstätigkeit. Die sinkenden Abgangszahlen stehen neben ebenfalls rückläufigen Bestandszahlen. Die Chance, Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zu beenden 13 siehe Glossar 20
21 (Abgangschance 14 ), ist 2011 dagegen sowohl für Männer als auch für Frauen gestiegen. Sie betrug 2011 monatsdurchschnittlich für Männer 8,2 Prozent, nach 8,0 Prozent in 2010 und 6,7 Prozent im Krisenjahr Für Frauen lagen die Werte etwas niedriger: die Abgangschance ist von 2010 auf 2011 um 0,3 Prozentpunkte auf 6,0 Prozent gestiegen, 2009 hatte sie bei 5,2 Prozent gelegen. Frauen hatten, anders als die Männer, auch während der Wirtschafts- und Finanzkrise nur geringfügige Rückgänge der Abgangschancen in Beschäftigung zu bewältigen. (siehe Abbildung 10). Damit zeichnen sich Männer einerseits durch ein höheres Risiko aus, aus Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt heraus in Arbeitslosigkeit zuzugehen. Andererseits haben sie auch eine höhere Chance, ihre Arbeitslosigkeit durch eine Beschäftigungsaufnahme zu beenden. In beiden Fällen zeichnen sie sich aufgrund ihrer schwerpunktmäßigen Beschäftigung in konjunkturreagibleren Branchen durch eine höhere Abhängigkeit von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aus. 3.5 Dauer von Arbeitslosigkeit Bei Abgang aus Arbeitslosigkeit waren Frauen im Jahr 2011 durchschnittlich 39,9 Wochen arbeitslos, 1,3 Wochen weniger als im Jahr Die durchschnittliche Arbeitslosigkeitsdauer von Männern war mit 34,3 Wochen deutlich kürzer. Auch hier war eine Verkürzung zu beobachten (-0,6 Wochen), nachdem zuvor im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise ein Anstieg zu verzeichnen gewesen war. Langzeitarbeitslosen auf. Im Jahr 2011 waren 37 Prozent der arbeitslosen Frauen 12 Monate oder länger arbeitslos. Bei den Männern betrug dieser Anteil 34 Prozent. Die längere durchschnittliche Arbeitslosigkeitsdauer von Frauen kann mit verschiedenen Gründen zusammenhängen (siehe auch Kapitel 5). Beispielsweise sehen sich Frauen teilweise aufgrund ihrer familiären Situation größeren Problemen gegenüber, eine geeignete Tätigkeit zu finden, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht. Auch sind sie etwas häufiger als Männer arbeitslos, ohne Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung zu beziehen; fehlender finanzieller Druck zur Aufnahme einer Beschäftigung kann sich ebenfalls verlängernd auf die Arbeitslosigkeit auswirken. Daneben dürfte auch der Hartz-IV-Effekt noch nachwirken (siehe Abschnitt 3.1). Durch die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe wurden vermehrt arbeitsmarktfernere Personen und hier verstärkt Frauen als arbeitslos registriert, für die es aufgrund ihrer fehlenden oder länger zurückliegenden Beschäftigungserfahrung schwieriger ist, eine geeignete Beschäftigung zu finden. Nicht nur die durchschnittliche abgeschlossene Dauer der Arbeitslosigkeit ist bei Frauen höher als bei Männern, sie weisen auch einen höheren Anteil von 14 siehe Glossar 21
22 4 Die Situation am deutschen Arbeitsmarkt im europäischen Vergleich 4.1 Erwerbsneigung 15 Die Erwerbsneigung in Deutschland ist in den letzten Jahren für Frauen wie Männer kontinuierlich angestiegen. Im Jahr 2011 betrug die Erwerbsquote (siehe auch 1.1) in Deutschland für Männer 82,5 Prozent, 4,9 Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt der EU27-Staaten 16. Damit wies Deutschland nach den Niederlanden und Schweden die dritthöchste Erwerbsneigung von Männern im Jahr 2011 auf. Ähnlich verhält es sich bei den Frauen: Mit einer Erwerbsquote von 71,8 Prozent lag Deutschland 6,9 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der EU27-Staaten. Eine höhere Erwerbsneigung wiesen 2011 nur Frauen in Skandinavien und in den Niederlanden auf. 4.2 Erwerbstätigkeit Die Erwerbstätigenquote in Deutschland nimmt seit einigen Jahren sowohl für Frauen als auch für Männer zu (siehe auch 1.2). Für letztere war im Krisenjahr 2009 kurzfristig ein leichter Rückgang zu verzeichnen, seither setzt sich der Anstieg jedoch wieder fort. Die Erwerbstätigenquote der Männer lag 2011 bei 77,3 Prozent, 7,2 Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt der EU27- Staaten. Höhere Quoten fanden sich 2011 nur in den Niederlanden und in Österreich. Die niedrigsten Quoten von nur 15 Datenquelle für alle Daten aus Kapitel 4: EUROSTAT-Datenbank 16 die Länder der Eurozone Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Portugal, Slowenien, die Slowakei, Spanien und Zypern sowie Bulgarien, Dänemark, Großbritannien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Schweden, Tschechien und Ungarn 60,9 Prozent wurden in Bulgarien und Litauen festgestellt. Auch die Erwerbstätigenquote der deutschen Frauen liegt seit Jahren über dem europäischen Durchschnitt. Mit 67,7 Prozent war sie ,2 Prozentpunkte höher als im Schnitt der EU27-Staaten. Eine höhere Erwerbstätigenquote von Frauen wiesen nur Schweden, Dänemark und die Niederlande auf, die niedrigste Quote wurde in Malta gemessen (41,0 Prozent). Bei der Einordnung der Erwerbstätigenquote von Frauen muss jedoch berücksichtigt werden, dass hier lediglich erwerbstätige Personen eingehen; die geleistete Arbeitszeit bleibt außen vor. Die Erwerbstätigkeit von Frauen in Deutschland zeichnet sich aber durch einen im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hohen Teilzeitanteil aus. Gleiches gilt für die Niederlande und etwas schwächer ausgeprägt für Dänemark und Schweden. Länder mit niedrigen Erwerbstätigenquoten haben tendenziell eher unterdurchschnittliche Teilzeitanteile. 4.3 Erwerbslosigkeit Die Erwerbslosigkeit 17 in Deutschland nimmt für Frauen wie für Männer seit 2005 ab. Bei Männern war im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 ein leichter kurzzeitiger Anstieg zu verzeichnen, danach setzte sich der Abbau aber fort. Im Durchschnitt der EU27-Staaten hingegen kam es durch die Krise für Männer wie 17 Erwerbslosigkeit nach Abgrenzung gemäß dem Labour-Force-Konzept. Zu Unterschieden zwischen Arbeitslosigkeit und Erwerbslosigkeit siehe z.b. Hartmann/Riede: Erwerbslosigkeit nach dem Labour-Force-Konzept Arbeitslosigkeit nach dem Sozialgesetzbuch: Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Wirtschaft und Statistik 4/
23 Frauen zu einem Anstieg der Erwerbslosigkeit, der zunächst auch nach 2009, wenngleich mit schwächerer Dynamik, anhielt. Im Jahr 2011 betrug die Erwerbslosenquote von Frauen in Deutschland 5,6 Prozent, 4,2 Prozentpunkte weniger als im Schnitt der EU27-Staaten. Deutschland wies damit die drittniedrigste Quote auf, nach Österreich und den Niederlanden (4,3 und 4,4 Prozent). Schlusslicht unter den EU27- Staaten ist Spanien mit 22,2 Prozent. Die Erwerbslosenquote von Männern in Deutschland betrug ,2 Prozent, 3,4 Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt der EU27-Staaten. Damit wies Deutschland bei der Erwerbslosigkeit von Männern eine Quote im oberen Viertel auf. Die niedrigste Quote wurde mit 3,7 Prozent in Luxemburg erreicht, die höchste wie bei den Frauen in Spanien (21,2 Prozent). Abbildung 11: Erwerbslosigkeit im europäischen Vergleich Deutschland weist unterdurchschnittliche Erwerbslosenquote auf Erwerbslosenquoten nach Geschlecht EU27-Staaten 2011 Erwerbslosenquoten in Prozent nicht in der EU unter 5,0 5,0 bis unter 10,0 10,0 bis unter 15,0 15,0 bis unter 20,0 über 20,0 Männer Frauen Quelle: Eurostat 23
24 5 Einflussfaktoren In der unterschiedlichen Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Beschäftigung von Frauen und Männer im Zeitverlauf spiegeln sich mehrere Einflussfaktoren wider. 5.1 Unterschiede in der strukturellen Nachfrage nach Arbeitskräften Die Frage, ob und inwieweit Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden können, ist nicht zuletzt nachfrageseitig bedingt. Ein von der Industrie getragener Aufschwung am Arbeitsmarkt führt dazu, dass Beschäftigung vor allem in Branchen aufgebaut wird, die von Männern dominiert werden. Frauen können somit zunächst nur unterdurchschnittlich am Aufschwung partizipieren. Sie sind jedoch auch weniger von einem Beschäftigungsabbau in konjunkturellen Schwächephasen betroffen, da sie nicht so stark in konjunkturreagiblen Branchen vertreten sind. 5.2 Arbeitslosigkeit und Leistungsbezug Im Jahr 2011 waren bei den Agenturen für Arbeit Personen arbeitslos gemeldet, die kein Arbeitslosengeld erhielten, darunter Frauen. Exemplarisch für diese Personengruppe sind Arbeitslose ohne ausreichende Versicherungsanwartschaftszeiten oder Personen mit abgelaufenen Arbeitslosenversicherungsanspruchszeiten. Um Leistungsempfänger zu sein, fehlt beiden Gruppen die Bedürftigkeit als Voraussetzung für Arbeitslosengeld II. Fehlende Bedürftigkeit könnte einhergehen mit einem schwächer ausgeprägten ökonomischen Druck zur Arbeitsaufnahme. Arbeitslose Nichtleistungsempfänger und -empfängerinnen haben tendenziell einen größeren Spielraum, eine Arbeit (nicht) aufzunehmen. Außerdem hält ein (nicht genau quantifizierbarer) Teil der arbeitslos gemeldeten Nichtleistungsempfänger und -empfängerinnen seine Arbeitslosmeldung (auch) aus sozialrechtlichen Gründen aufrecht, da die Zeit der registrierten Arbeitslosigkeit in die Rentenberechnung einfließt. Durch beide Umstände verlängert sich tendenziell die Dauer der Arbeitslosigkeit von Nichtleistungsempfängern und -empfängerinnen. 5.3 Geringfügige Beschäftigung und Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit und geringfügig entlohnte Beschäftigung schließen einander nicht aus. Personen, die ausschließlich geringfügig beschäftigt sind, arbeiten tendenziell weniger als 15 Stunden in der Woche und können somit trotz ihrer Beschäftigung alle Kriterien erfüllen, um arbeitslos gemeldet zu sein. Ausschließlich geringfügig Beschäftigte sind mehrheitlich Frauen. Diese können teilweise weiter arbeitslos gemeldet sein, beispielsweise aus sozialrechtlichen Gründen oder weil sie eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung anstreben. 5.4 Persönliche und familiäre Verpflichtungen Häufig sehen sich Frauen besonderen Herausforderungen am Arbeitsmarkt gegenüber, weil sie stärker als Männer persönlichen und familiären Verpflichtungen unterliegen. Zu Personen mit derartigen Verpflichtungen zählen beispielsweise Berufsrückkehrer und -rückkehrerinnen, also Personen, die ihre Erwerbstätigkeit, betriebliche Berufsausbildung oder Arbeitslosigkeit wegen der Betreuung und Erziehung von aufsichtsbedürftigen Kindern oder der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger mindestens ein Jahr unterbrochen haben und in angemessener Zeit danach in die 24
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