Seit der Steinzeit in aller Munde

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1 Sächsisches Staatsministerium für Kultus Schuljahr 2004/2005 Geltungsbereich: Klassenstufe 8 an Mittelschulen Orientierungsarbeit Deutsch Hauptschulbildungsgang Material für den Schüler Allgemeine Arbeitshinweise Alle Antworten sind in die vorliegende Orientierungsarbeit einzutragen. Die Orientierungsarbeit besteht aus drei Teilen: Teil I: Teil II: Teil III: Textverständnis Sprachreflexion Verstehen und gestaltendes Schreiben Die Bearbeitung aller drei Teile ist Pflicht. Die Bearbeitungszeit für alle drei Teile beträgt 90 Minuten. Für den Teil III musst du bis zu 30 Minuten einplanen. Es steht dir ein Wörterbuch der deutschen Rechtschreibung zur Verfügung. Für eine ansprechende Form erhältst du einen Zusatzpunkt. Viel Erfolg! Bitte trage deinen Namen und deine Klasse ein. Name, Vorname: Klasse: erreichte BE: Zensur: Seite 1

2 Seit der Steinzeit in aller Munde 1 Kaugummi gekaut wird unabhängig von Alter, Bildung und Berufsstand. Die Frage ist, warum? Satt machen Kaugummis nicht, denn sie enthalten vor allem, wenn sie zuckerfrei sind kaum Kalorien. Besonders intelligent sieht es auch nicht aus, wenn jemand mit offenem Mund vor sich hin kaut. Zudem sind die ausgelutschten Gummis, die nach dem Gebrauch auf den Gehsteigen oder unter den Sitzen kleben, ziemlich unappetitlich. Kaugummis zersetzen sich erst nach fünf Jahren von selbst. All das spricht dagegen, für die klebrige Masse auch noch Geld auszugeben. Trotzdem steigt der Umsatz der Kaugummi-Industrie Jahr für Jahr. Allein die Deutschen kauten im Jahr 2001 über Tonnen Kaugummi: zwei Drittel aller Kinder und Jugendlichen, ein Drittel der Zwanzigbis Vierzigjährigen und ein Zehntel der Fünfzigjährigen. Damit folgen sie einer alten Tradition. 2 Den ältesten Kaugummi der Welt fand der Archäologe Bengt Nordqvist in den Resten einer 9000 Jahre alten Siedlung in Südschweden zwischen Knochen, Äxten und Nüssen. Deutlich sichtbare Zahnabdrücke auf dem Klumpen und eine Untersuchung in einem chemischen Labor brachten das Ergebnis: Unsere Vorfahren kauten Birkenharz. Interessanterweise enthält dieses Harz eine chemische Verbindung, die Bakterien abtötet. Der schwedische Forscher hält es daher für möglich, dass die Steinzeitmenschen die desinfizierende Wirkung kannten und das Birkenharz bewusst als medizinischen Kaugummi einsetzten. Die Substanz war in der Jungsteinzeit jedenfalls recht verbreitet: Archäologen fanden die Harzgummis auch im Schutt von 6000 Jahre alten Siedlungen in Frankreich, Süddeutschland, Norwegen und der Schweiz. Die Mayas in Mittelamerika kauten später eine zähe Masse aus dem milchigen Saft des Sapodillabaumes, die sie Chicle nannten. 3 Heute besteht Kaugummi nur zu etwa 20 % aus Kaumasse. Zucker und Zuckerersatzstoffe sind zu ungefähr 60 % und flüssige Süßmittel zu etwa 10 % enthalten. Der flüssige Bestandteil ist meist Glucose, ein natürlicher Zucker, der aus Mais oder Weizen gewonnen wird. Seine Aufgabe ist nicht, den Kaugummi zu süßen, sondern ihn frisch und elastisch zu halten. Aromastoffe sollen das Ganze schmackhaft machen. 4 Was unsere Vorfahren schon wussten, bestätigen heute Wissenschaftler: Das Kauen ist gesund für die Zähne. Weil der Gummi den Speichelfluss anregt, wird die Säure verdünnt, die sich beim Zersetzen von Speiseresten und Zucker durch Bakterien bildet. Das schützt die Zahnoberflächen. Aber ganz ohne Zähneputzen geht es trotzdem nicht. Die Bakterien, die sich als so genannte Plaque auf und zwischen den Zähnen ansiedeln, werden durch den Kaugummi nicht entfernt. 5 Der erste, der sich wissenschaftlich mit dem Kaugummi-Phänomen befasste, war Dr. Hollinghworth von der Columbia-Universität in New York veröffentlichte er die Studie Psychodynamik des Kauens, in der es heißt: Das Kaugummikauen verringert die Anspannung der Muskulatur und führt zu einer generellen Entspannung. Mittlerweile wissen die Forscher ganz genau, wie diese Entspannung zustande kommt: vor allem durch die mahlende Bewegung der Kaumuskeln. Aber auch die vermehrte Speichelbildung beim Kauen spielt eine Rolle. In Stresssituationen steigt der Adrenalinspiegel und hemmt den Speichelfluss, die Kehle trocknet aus. Stecken wir jetzt den Kaugummi in den Mund, wird die Speichelproduktion angeregt, wir müssen schlucken und das wirkt beruhigend. Darüber hinaus wird das Gehirn angeregt. Durch die Kaubewegung werden die Muskeln im Mund besser durchblutet. Das Herz schlägt schneller, dem Gehirn werden mehr Sauerstoff und Nährstoffe zugeführt. Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung können steigen. [1] [1] Nach: Peter Moosleitner. P.M. Magazin. Heft 4/1998. Seite 2

3 Teil I: Textverständnis 1. Woraus bestanden die Kaugummis der Mayas? Kreuze an. 1 BE aus gemahlenen Knochen und Nüssen aus dem Saft des Sapodillabaumes aus Birkenharz und Honig aus Glucose 2. Richtig oder falsch? Kreuze an. richtig falsch 3 BE a) Kaugummi hemmt den Speichelfluss. b) Jeder Zehnte der Fünfzigjährigen kaut Kaugummi. c) Birkenharz hatte eine desinfizierende Wirkung, weil es als medizinischer Kaugummi eingesetzt wurde. 3. Beantworte die folgenden Fragen im Satz. Nutze den Text. 1 BE a) Was bewirkt Glucose im Kaugummi? b) Woher weiß man, dass das Kaugummikauen schon vor 6000 Jahren eine weit verbreitete Angelegenheit gewesen ist? 4. Erkläre den Begriff Bakterie(n) mithilfe des Textes oder mithilfe eines Nachschlagewerkes. Schreibe in Satzform. Seite 3

4 5. a) Ordne folgende Teilüberschriften den einzelnen Abschnitten des Textes zu. Verbinde die passenden Paare. 1 BE Abschnitt 1 Entspannungsübung? Abschnitt 2 Wundermittel Glucose? Abschnitt 3 Faszinierend oder einfach nur eklig? Abschnitt 5 Clevere Urmenschen? b) Finde nun für Abschnitt 4 selbst eine geeignete Überschrift. Abschnitt 4...? 6. Wer hat Recht? Begründe deine Antwort mithilfe des Textes in Sätzen. 4 BE Ohne Zähneputzen geht es aber nicht. Kaugummikauen ist gesund für die Zähne. [2] [2] Seite 4

5 7. In der Überschrift steht in aller Munde (sein). Welche Bedeutungen hat diese Formulierung im Text? 8. Was ist die Absicht des Verfassers des Textes? Kreuze an. 1 BE Seine Absicht ist es, hauptsächlich für Kaugummi zu werben. Informationen über den Kaugummi zu vermitteln. gegen das Kaugummikauen zu argumentieren. eine Anleitung zur Herstellung von Kaugummi zu geben. seine persönliche Meinung auszudrücken Teil II: Sprachreflexion 9. Bilde aus den Silben Wörter, die die folgende Frage beantworten. Welche Wirkungen kann die Einnahme von Kaugummi in Stresssituationen hervorrufen? 3 BE -er- -span- -fuhr -zu- -duk- -chel- -stoff- -kel- Sau- -nung -tion Mus- -pro- -ent- Spei Seite 5

6 10. In der Schülerzeitung wird zu einer Diskussion zum Thema Kaugummi in der Schule aufgerufen. Es sollen unter anderem Aufkleber verteilt werden, auf denen zur sauberen Entsorgung der Kaugummis aufgerufen wird. Aufkleber selbst hergestellt! La_t sechs E_löffel Kräuteressig kurz in eine_ kleine_ Topf aufkochen. Rührt dann nach und nach ein Tütchen Gelatine unter, bis sich diese vollständig aufgelö_t hat. Jetzt gebt ein Aroma an die noch hei_e Mischung. Da _ verbe_ert den Geschmack. Pinselt nun den Klebstoff so dünn wie möglich auf die Rückseite eures Aufklebers. Das Papier wird sonst zu feucht und wellt sich. Nach dem T / trocknen der Beschichtung erscheint die Rückseite glatt und glänzend. Feuchtet ihr diese z. B. per Zungenschlag an, entfaltet der Kleber seine W / wahre Haftkraft. [3] a) Ergänze die fehlenden Buchstaben für die s-laute im Text. 6 BE b) Ergänze die fehlenden Endungen der fett gedruckten Wörter im Text. 1 BE c) Unterstreiche die richtige Schreibweise der Groß- und Kleinschreibung. d) Im Text sind vier Sätze unterstrichen. Bilde mit ihnen zwei Satzgefüge. Achte auf sinnvolle Einleitewörter und die Kommasetzung. 4 BE e) Formuliere einen wirkungsvollen Slogan für den Aufkleber, der die Schüler zu einer sauberen Entsorgung der Kaugummis aufrufen soll. [3] Seite 6

7 f) Bilde eine Wortfamilie zu kleben. Schreibe dazu aus dem Text die verwandten Wörter in die entsprechende Spalte. Ergänze die Spalten Verb und Adjektiv mit je einem eigenen Beispiel. 3 BE kleben Substantiv Verb Adjektiv Teil III: Verstehen und gestaltendes Schreiben 11. Laut Hausordnung ist an manchen Schulen das Kaugummikauen nicht erlaubt. Wie stehst du dazu? Begründe deine Meinung. 8 BE oder Erzähle ein Erlebnis, bei dem Kaugummi eine besondere Rolle spielte. Seite 7