Erfahrungsbericht. Auslandssemester an der Tsinghua University in Peking, China WS 2011/12

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1 Erfahrungsbericht Auslandssemester an der Tsinghua University in Peking, China WS 2011/12 Ich studiere zur Zeit BWL (B.Sc) an der RWTH Aachen und habe im Rahmen meines Studiums das 5. Semester (WS 2011/12) im Ausland an der Tsinghua University in Beijing, China verbracht. Um alle Erfahrungen, die ich in China gemacht habe zusammenzufassen bräuchte ich sicherlich ein ganzes Buch, aber ich werde versuchen, das wichtigste herauszufiltern. Die Entscheidung in China ein Auslandssemester zu verbringen, hat mich sicherlich einiges an Überwindung gekostet, aber im Nachhinein kann ich nur sagen, dass das die beste Entscheidung in meinem Studienverlauf war, die ich nur treffen konnte. Ein wichtiger Grund war für mich neben der Herausforderung eine neue Sprache zu erlernen und eine ganz neue Kultur kennen zu lernen, dass die Tsinghua University als die beste Universität in China gilt. Außerdem habe ich mir überlegt, dass ich nur wenn ich mich auf so eine Herausforderung einlasse, die besten Erfahrungen in meinem Auslandssemester sammeln kann. Vorbereitungen in Deutschland Nachdem das Bewerbungsverfahren an der RWTH Aachen abgeschlossen war, hatte ich ungefähr sieben Monate bis zu meinem Auslandssemester Zeit alle Vorbereitungen zu treffen. Diese Zeit habe ich dringend benötigt und sollte man sinnvoll nutzen. Grundsätzlich gilt, dass das Auswahlverfahren an der RWTH nur eine Nominierung der Kandidaten darstellt, die ins Ausland geschickt werden könnten. Daher muss man sich noch einmal an der Tsinghua University selber bewerben (englischer Lebenslauf und einige weitere Formulare). Sobald man die offizielle Einladung der Tsinghua (Admission Notice) erhalten hat, besteht der nächste Schritt darin, ein Visum für China zu beantragen. Dieses benötigt generell eine Bearbeitungszeit von 4 Tagen. Für ein halbes Jahr sollte man bei der chinesischen Botschaft ein F Visum beantragen. Dies beinhaltet aber nur eine Einreise nach China, wenn man also vor hat aus China auszureisen während des Aufenthaltes (z.b. Hongkong), der sollte direkt nach der Ankunft an der Tsinghua University im Foreign Student Affairs Office (Zijing Building 22, 1. Stock) ein neues Visum mit 2 Einreisen beantragen. Dafür muss man zwar um die 30 zahlen, aber es lohnt sich definitiv. Neben der Notwendigkeit einen Flug nach Peking zu buchen, muss man sich für die Fächer entscheiden, die man in China belegen möchte. Dazu steht einem ein umfassender Fächerkatalog zur Verfügung. Die Fächerauswahl ist sehr umfangreich und ich war mit der Wahl sehr zufrieden. Grundsätzlich gilt, am besten erst einmal mehrere Fächer wählen, als man tatsächlich belegen möchte, damit man Alternativen hat, wenn einem ein Fach doch nicht gefällt. Die

2 persönliche Fächerauswahl sollte man dann im Studierendensekreteriat einreichen und verifizieren lassen, damit man sich die Fächer später auch in Deutschland im Rahmen des Studiums anrechnen lassen kann. Chinesisch ist das einzige Fach, dass man sich nicht anrechnen lassen kann, ansonsten habe ich keine Probleme gehabt. Ein weiterer wichtiger Punkt um den man sich in Deutschland kümmern muss, ist die Unterkunft in China. Die Tsinghua University ist eine klassische Campus-Universität, weshalb es möglich ist sich für das Ausländer-Wohnheim (Zijing Building 18-23) zu bewerben. Da die Plätze begrenzt sind, sollte man die Bewerbungsfrist (Online-Bewerbung) genau einhalten, selbst wenn die Bewerbungszeit, wie bei mir um 3 Uhr morgens beginnt. Ich habe einen Wohnheimsplatz bekommen, jedoch waren nach einer halben Stunde alle Zimmer vergeben. Man hat die Wahl zwischen Einzel- und Doppelzimmern. Zwar sind die Zimmer nicht besonders komfortabel und ein weiterer Nachteil sind die Warmwasserzeiten (es gibt nur von 7-9 Uhr, Uhr und 20 0 Uhr warmes Wasser), aber es ist deutlich angenehmer auf dem Campus zu wohnen. Ein Einzelzimmer kostet 80 Yuan pro Tag. Ansonsten bietet es sich an in der Nähe von Wudaokou eine Wohnung zu suchen. Im Allgemeinen war es bei mir so, dass ich viele s von der Tsinghua University mit Ansprechpartnern und Informationen bekommen habe. So wurde mit ein Buddy zugeteilt, der sich zwar nie bei mir gemeldet hat, aber andere Austauschstudenten haben, im Gegensatz zu mir, sehr gute mit ihren Buddies gemacht. Wenn man den Flug gebucht hat, kann man mal an der Tsinghua University anfragen, wie man am besten zur Uni kommt. Ich bin mit insgesamt 25 Aachenern (u.a. Wirtschaftsingenieure und Maschinenbauern) angereist, so dass uns von der Tsinghua University ein Reisebus zur Verfügung gestellt wurde, der uns freundlicherweise vom Flughafen abgeholt hat. Des Weiteren kann ich jedem der nach China möchte nur ans Herz legen einen (oder, wenn möglich mehrere) Chinesisch Kurse zu belegen. In China ist es schwierig ohne Chinesisch-Kenntnisse zurechtzukommen. Schließlich, wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, muss nur noch gepackt werden und von den Lieben Abschied genommen werden. Ankunft in China und die ersten Tage Ich bin am 4. September 2011 in Peking angekommen, zwei Tage vor dem offiziellen Vorlesungsbeginn. Nachdem wir vom Flughafen zur Uni gebracht wurden, mussten zunächst die Zimmer verteilt werden. Hier ist mir das erste Mal aufgefallen, dass es schwierig ist auf Englisch zu kommunizieren. Sobald es geht, sollte man sich dann im Foreign Student Affairs Office (FSAO) einschreiben gehen und direkt ein neues Visum beantragen, da Anfang Oktober schon die Golden Week ist, DER Nationalfeiertag in China, zu der Zeit jeder frei hat und alle reisen.

3 In dem FSAO wird man an mehrere Stellen verwiesen um allerhand Organisatorisches zu erledigen. Zum einen muss man eine Mensakarte beantragen und Geld aufladen und einen Studentenausweis beantragen. Diesen sollte man immer bei sich führen, da man diesen manchmal vorzeigen muss, wenn man auf den Campus möchte und mit dem Studentenausweis für Undergraduates gibt es an fast allen Sehenswürdigkeiten Chinas deutlich Rabatt. Für Masterstudenten gilt das leider nicht. Unbedingt notwendig ist auch, sich ein Fahrrad für umgerechnet ca zuzulegen, damit man sich schneller auf dem riesigen Campus fortbewegen kann und zurechtfindet. Wichtig ist dabei unbedingt zu handeln! Kurz vor Beginn der offiziellen Vorlesungsphase wird für die Studenten der School of Economics and Management (SEM), also den Bachelorstudenten, die aus dem Ausland kommen, eine Einführungsveranstaltung organisiert, bei der man üblicherweise das erste mal seinen Buddy trifft und mit ihm die Online- Anmeldung für die Fächer macht. Auch dabei sollte man zügig sein, da die Bewerbungsfrist um eine bestimmte Uhrzeit beginnt und kurz daraufhin die beliebten Fächer ausgebucht sind. Der Tag wird damit verbracht Spiele zu spielen, und die anderen Exchange Students kennzulernen. Abends wird ein gemeinsames Abendessen organisiert. Sobald die Uni begonnen hat, weiß man auch welche Bücher man sich kaufen muss. Diese kann und soll man sogar (wir wurden von den Professoren selber darauf aufmerksam gemacht) als nicht Originale kaufen, sondern Fake-Bücher, welche man problemlos auf dem Campus in diversen Buchläden erwerben kann. Diese sind deutlich billiger, als die Originalexemplare und kosten nur um die 5-10 anstatt Das Universitäts-Leben an der Tsinghua Der Unterricht wird für die Exchange Students in Englisch gehalten. Es finden sich aber trotzdem noch vereinzelt chinesische Studenten in den Vorlesungen, Grundsätzlich gilt aber für die Unterrichtssprache 80% Englisch und 20% Chinesisch. Der chinesische Teil ist meistens nicht so wichtig oder man ignoriert ihn einfach, weil man sowieso kein Wort versteht. Das Englisch der Professoren ist nicht immer das Beste, aber meistens sollte man alles zumindest sinngemäß verstehen. Die Klassen sind in Gruppen von Studenten eingeteilt und dauern ungefähr 2-3 Stunden mit Pausen an. Daher wird auch mündliche Mitarbeit nicht nur erwünscht sondern auch erfordert und bewertet. Es gibt üblicherweise ein paar mal während des Semesters schriftliche Hausaufgaben oder sogenannte Assignments, Gruppenarbeiten, sowie Vorträge, die man anfertigen muss und die zu einem bestimmten Prozentsatz auch in die Endnote mit einfließen. Es gibt während des Semesters zwei Klausuren: ein Mid-term und ein Final. Allerdings gibt es auch Fächer, die enden in der elften Woche und welche die fangen erst in der achten oder elften an. Dort gibt es dann meistens nur eine Klausur. Aber die Fächer werden auch nur mit 2 Credit Points angerechnet.

4 Fächer die schwerer sind und das ganze Semester andauern geben grundsätzlich 3 Credit Points. An der RWTH Aachen kann man sich aber die doppelte Anzahl an Credit Points anrechnen lassen. Meiner Erfahrung nach, sind die Fächer in China eher einfacher als in Deutschland und vieles was in den Vorlesungen behandelt wurde, hatte ich schon einmal in Deutschland in der Uni gehört. Ich habe zusätzlich zu meinen BWL-Fächern noch Chinesisch gewählt. Der Unterricht war jedoch nicht sehr effektiv, da er nur einmal die Woche 1,5Std. stattfand. Wer wirklich chinesisch lernen möchte, sollte ebenfalls einen Privatlehrer für ungefähr 5-6 die Stunde engagieren und das am bestem mehrmals die Woche. In China gibt es keine Collegeblöcke oder Karteikarten. Wer diese benötigt sollte sie sich aus Deutschland mitbringen. Alltagsleben in China Auf dem Campus der Tsinghua University finden sich diverse Mensen in denen man mittags und abends essen gehen kann. Frühstück ist nicht zu empfehlen, aber sicherlich eine Erfahrung wert. Man sollte aber unbedingt auf die Öffnungszeiten achten. Die meisten Mensen bieten das gleiche Essen an und man muss sich zu beginn einfach überraschen lassen, was man isst. Das chinesische Essen ist gar kein Vergleich zu dem deutschen chinesischen Essen. Man muss sich einfach darauf einlassen, manchmal auch überwinden, neue Geschmacksrichtungen entdecken und seine Geschmacksnerven weiterentwickeln. Auf dem Campus gibt es ebenfalls mehrere Supermärkte. Ansonsten findet man in Wudaokou auch einen relativ internationalen Supermarkt (U-Center, Untergeschoss), in dem man Käse und Nutella und diverse Kleinigkeiten erwerben kann. In Wudaokou (ca. 2min mit dem Taxi von dem Campus weg oder 10min mit dem Fahrrad) befindet sich auch das Studentenviertel mit einem regen Barleben in Peking. Ausgehen ist in der Regel sehr billig, genau wie Essen gehen. Wer Abwechslung zum Mensaessen braucht, kann in Wudaokou auch sehr gut Pizza, Sushi etc. essen gehen. Oder man lässt sich einfach McDonalds ins Wohnheim liefern J. In Peking gibt es diverse Fortbewegungsmöglichkeiten. Zum einen Busse, welche man jedoch nur schwierig benutzen kann, da alle Fahrpläne und Zeiten auf Chinesisch sind. Zum anderen gibt es die Metro. Diese kostet 20 Cent pro Fahrt und ist eine gute Alternative in der Rushhour. Allerdings darf man auch keine Platzangst haben. Eigentlich ist in Peking immer Rushhour, weshalb es man sich, wenn man mit dem Taxi fährt, immer erst einmal gemütlich machen kann. In die Innenstadt nach Sanlitun benötigt man ungefähr 45-50min, wenn man Glück hat. Es kann auch mal 60-90min dauern. Dafür ist Taxifahren in Peking sehr billig (1h Taxi fahren kostet ungefähr 7 ). Wie oben schon gesagt ist es in Peking eher schwierig einen Chinesen zu finden, der einigermaßen gutes Englisch spricht. Deswegen sollte man immer ein

5 Wörterbuch dabei haben und auf viele Hand-und-Fuß-Konversationen eingestellt sein. Dieses ist sicher eine Herausforderung aber macht auch unglaublich viel Spaß. In Peking und in China allgemein gibt es sehr Vieles zu sehen. Ich kann jedem nur ans Herz legen, wenn sich die Möglichkeiten bieten, neben Shanghai und Hongkong auch das Hinterland Chinas zu bereisen. Dieses ist wunderschön. Das Promos Stipendium Das Promos Stipendium hat mich in meinem Auslandssemester sehr unterstützt. Ich hatte die Möglichkeit Land und Leute kennen zu lernen und einen umfassenden Einblick in die chinesische Kultur zu gewinnen und viele Sprachkenntnisse zu erwerben. Ich habe mich bemüht die RWTH Aachen gut zu repräsentieren, aber da diese an der Tsinghua University sowieso ein sehr hohes Ansehen genießt, war meine Aufgabe nicht schwer. Ich möchte mich daher herzlichst für die Unterstützung bedanken und kann jedem nur empfehlen, solche Chancen wahrzunehmen und sich für ein Auslandsstipendium zu bewerben. Wie oben schon gesagt, war mein Auslandssemester in China für mich eine unvergessliche und wertvolle Zeit, die ich nicht missen möchte. Ich stehe jedem, der Interesse hat, gerne zu weiteren Auskünften zur Verfügung ( jana.kollath@rwth-aachen.de).