Einführung. in die systemische (Familien-) Therapie
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- Renate Schmidt
- vor 7 Jahren
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1 Einführung in die systemische (Familien-) Therapie
2 Einführung in die systemische (Familien-) Therapie Theorie: Praxis: Biologische Voraussetzungen Soziologische Voraussetzungen Das systemische Prinzip Klienten - Berater Beziehung Kontext- und Auftragsklärung Interventionstechnik Hypothesen: zur Arbeit mit Angehörigen in der Hospizarbeit und Sterbebegleitung
3 1. Teil: Theoretische Grundlagen
4 Biologische Voraussetzungen Humberto Maturana (* 1928 ) Chilenischer Biologe und Philosoph Francisco Varela ( ) Chilenischer Neurowissenschaftler und Philosoph
5 Biologische Voraussetzungen Jeder lebende Organismus kann als System verstanden werden, das den Grundprinzipien des Lebens folgt: Operationale Geschlossenheit Strukturelle Determination Autopoisie System-Umwelt-Beziehung
6 Operationale Geschlossenheit Pantoffeltierchen Zelle (schematisch) Funktionseinheit ist die Zelle. Diese hat eine eindeutige Begrenzung (Zellmembran). Sie befindet sich in stofflichem Austausch mit der Umgebung. Die Zelle entscheidet, welche Stoffe aufgenommen bzw. ausgeschieden werden. Die Zelle reproduziert ihre Bestandteile und sich selbst. Der Prozess ist von außen nicht direkt beeinflussbar.
7 Strukturelle Determination Pantoffeltierchen Amöbe menschliche Nervenzellen
8 Autopoiese griech. autos = selbst, poiein = gestalten, machen Ein lebender Organismus befindet sich in ständigem Fluss von Abbau und Aufbau, produziert also seine Organe und sich selbst ständig neu. Dieser Prozess wird nur vom Organismus durchgeführt und ist Wesen des Lebendigen. Jede lebende Zelle ist prinzipiell autonom, bedarf aber definierter Bedingungen in der Umgebung.
9 Bedeutung für menschliches Erkennen Das menschliche Gehirn besteht aus Zellen, von denen jede prinzipiell operational geschlossen, strukturell determiniert und autonom ist. Damit ist menschliches Wahrnehmen, Erleben und Denken ebenfalls operational geschlossen, strukturell determiniert und autonom.
10 Wahrnehmung am Beispiel: Sehen Jeder Mensch hat durch seine eigene Wahrnehmung und Erfahrung seine ganz persönliche Landkarte von der Welt, die ihn umgibt. Diese ist mit Sprache kommunizierbar. Sprache ist ebenfalls an Wahrnehmung und Erfahrung gebunden.
11 System-Umwelt-Beziehungen System Umwelt = System 2 Umwelt 2
12 Soziologische Voraussetzungen Niklas Luhmann ( ) Deutscher Soziologe, Philosoph und Gesellschaftswissenschaftler
13 Soziologische Voraussetzungen Der Mensch ist ein soziales Wesen, das in Gemeinschaften lebt. Den Menschen zeichnet seine Fähigkeit zur Kommunikation durch Sprache aus. Menschliche Gemeinschaften können als soziale Systeme beschrieben werden. Soziale Systeme sind komplexe Systeme.
14 Systemtheorie 1 (allgemein) Def.: Ein System ist eine aus mehreren Elementen (Systemen, Personen, Maschinen, ) zusammengesetzte Einheit. Die Elemente des System stehen untereinander in dynamischer Verbindung (Strukturelle Koppelung, Kommunikation). Das System als Ganzes verhält sich qualitativ anders als die Summe der Einzelelemente.
15 Systemtheorie 2 (soziale Systeme) Soziale Systeme sind komplexe Systeme. Sie sind sowohl offen als auch geschlossen. Die einzelnen Elemente sind untereinander durch strukturelle Koppelung verbunden.
16 komplexe (nicht triviale) Systeme Input Output Denken Gedächtnis Sprache Glaube - Emotionen Handlungen Ziele Konflikte Überzeugungen - -
17 Soziale Systeme sind sowohl offen als auch geschlossen.
18 Systemtheorie 3 (Strukturelle Koppelung) Die Verbindung der Elemente in sozialen Systemen entsteht durch Kommunikation (Beobachtung, Handlung, Sprache). Soziale Systeme erzeugen Sinn durch die Kommunikation der Mitglieder. Soziale Systeme können sich auflösen, z.b. wenn sie keinen Sinn mehr erzeugen.
19 Das Systemische Prinzip: Menschen sind autopoietisch organisierte, komplexe, undurchschaubare und unbestimmbare Lebewesen. Sie sind andauernd damit beschäftigt, ihre Autonomie durch Kommunikation zu überwindenden. Erst im sozialen System kann Menschsein entstehen.
20 2. Teil: Praxis der systemischen Therapie und Beratung
21 Beziehung Berater - Klienten Ein Problemsystem sucht ein Helfersystem. Das systemische Angebot: die Helfer sind nicht wissende Experten, sondern Teil eines Systems und kooperierende Begleiter. Zusammen wird ein neues System geschaffen, das sich einen Sinn (er)findet, z.b. ein Problem lösen, eine Begleitung für einen Zeitraum.
22 Kommunikation Die Kommunikation ist unser einziges Mittel, das Miteinander im System zu gestalten. Im professionellen Kontext lohnt es sich, besonderes Augenmerk darauf zu richten, dass die Kommunikation passend ( verständlich, empathisch, wohlwollend, unterstützend, Orientierung gebend, ) nützlich ( inhaltlich angemessen, zielgerichtet, strukturierend, Impulse setzend, anregend ) respektvoll ( freundlich, offen, interessiert, tolerant, wertschätzend, ) verläuft.
23 Neutralität / Allparteilichkeit Alle vorkommenden Sicht-, Denk- und Handlungsweisen sind berechtigt und gleichwertig. Die Berater bleiben neutral und wertschätzend allen beteiligten Personen gegenüber. Die Berater bleiben neutral den verschiedenen Werten und Überzeugungen gegenüber und nehmen selbst keine Wertung vor.
24 Zirkularität B A B lineare Kausalität C Zirkularität A C Die individuellen Sicht- und Handlungsweisen nehmen untereinander Bezug und beeinflussen sich wechselseitig. Die Kommunikation der Berater (Beobachten, Sprechen, Handeln) beeinflusst die Sicht- und Handlungsweisen der Klienten und umgekehrt!
25 Kontext- und Auftragsklärung Wer gehört zum System? Gibt es weitere Helfer? Welche Ziele verfolgen diese? Wer hat sich dafür eingesetzt, einen Berater/Begleiter ins System zu holen? Was möchte jedes einzelne Mitglied vom Berater? Gibt es unausgesprochene Aufträge? Welchen Auftrag gebe ich mir selbst?
26 Ziel ist es, eine Haltung des Respekts und der Wertschätzung den Klienten gegenüber einzunehmen, die es diesen ermöglicht, ihre jeweils eigenen Schritte/ Wege/ Lösungen/ zu entwickeln.
27 Systemische Interventionen Hypothesen bilden Fragen stellen! Umdeuten Veranschaulichen, Konkretisieren Ressourcen suchen Hausaufgaben geben
28 Hypothesen bilden Hypothesen sind die sprachlich fixierten Gedanken, Interpretationen, Ideen, des Beraters über die Dynamik des betretenen Systems. Sie leiten die Fragen und Interventionen und werden durch die Antworten der Klienten bestätigt, verworfen oder verändert. Sie können, müssen aber nicht direkt mit den Klienten diskutiert werden.
29 Zirluläre Fragen Wie reagiert der/die Andere, wenn? Was glauben Sie, wie der/die Andere reagieren wird, wenn? lenken den Blick um von der eigenen Sicht auf die der Anderen beteiligten (Perspektivenwechsel) ermöglichen das Äußern der eigenen Sicht auf den/die Anderen
30 Extrapolierende Fragen Wo möchten Sie gerne in einem Jahr sein? Was möchten Sie dann erreicht haben? Was müssten Sie heute tun, um in einem Jahr dort sein zu können? ermöglichen die Formulierung von konkreten Zielen und kleinen zielorientierten Schritten
31 Umdeuten (Reframing) Das Gute am vermeintlich Schlechten finden, negativen Zuschreibungen eine positive Bedeutung geben oder hinzufügen, Sinn oder eine positive Funktion in einer zunächst negativen Verhaltensweise erkennen ermöglicht eine erweiterte Perspektive mit Blick auf ein größeres Ganzes (System) ändert das Selbstbild stärkt das Selbstwertgefühl des Handelnden
32 Veranschaulichen Lebensfluss Familienbrett Genogramm
33 Ressourcen suchen Fragen nach Ausnahmen, Situationen, in denen das Problem nicht auftritt Gibt es gute Phasen? Wodurch werden sie möglich? Welche besonderen Fähigkeiten stehen zur Verfügung? Werden sie genutzt?
34 3. Teil: Hypothesen zur Hospizarbeit und Sterbebegleitung
35 Hypothesen zu Hospizarbeit und Sterbebegleitung Alle Beteiligten, die Klienten und die Angehörigen, befinden sich in einem emotionalen Ausnahmezustand. gutes Joining, offene, transparente Kommunikation, Empathie und Freundlichkeit können unnötige Irritationen vermeiden
36 Hypothesen zu Hospizarbeit und Sterbebegleitung Die einzelnen Personen befinden sich in unterschiedlichen Phasen des Abschieds- und Trauerprozesses? unterschiedliche Sichtweisen, Bewertungen erkennbar machen; Zirkularität der Prozesse annehmen und ggf. zum Thema machen
37 Hypothesen zu Hospizarbeit und Sterbebegleitung Durch den Begriff der Sterbebegleitung wird ein vorher aus der Sicht Einzelner noch offener Prozess in die Richtung auf den Tod hin festgelegt? Allparteilichkeit und Neutralität erhalten, unterschiedliche Sicht und Aufträge erfragen (oder auch Nicht-Aufträge ), daraus entstehende Konflikte benennen und gemeinsam angehen
38 Hypothesen zu Hospizarbeit und Sterbebegleitung Die BegleiterIn erhält durch die aufsuchende Arbeit intensiven Kontakt zum Patienten/Klienten und auch zu den Angehörigen? professionellen Distanz und Rolle aufrecht erhalten, Zirkularität der Prozesse verdeutlichen
39 Hypothesen zu Hospizarbeit und Sterbebegleitung Häufig sind auch andere Helfer einbezogen, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind? Kontextklärung: gibt es Überschneidungen oder Interessenskonflikte? Gibt es Kooperationsmöglichkeiten oder hindernisse? Gibt es Abstimmungsbedarf?
40 Hypothesen zu Hospizarbeit und Sterbebegleitung Familiengespräche, an denen alle Angehörigen teilnehmen, finden nicht selbstverständlich statt? zirkuläres Denken und Fragen auch in Einzelgesprächen beibehalten, Familiengespräch mit allen anregen
41 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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