Kapitel 12. Die Distributionsfunktion sorgt für den sozialen Ausgleich in einer Marktwirtschaft
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- Inken Elke Lorentz
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1 Kapitel 12 Die Distributionsfunktion sorgt für den sozialen Ausgleich in einer Marktwirtschaft
2 Einkommen werden am Markt nach der Leistung vergeben Kalkül des Wirts in Kapitel 10: Was bringt eine Aushilfskraft in einer zusätzlichen Arbeitsstunde an zusätzlichem Umsatz? Maximaler Lohn für diese Stunde: zusätzlicher Umsatz abzüglich der sonstigen variablen Kosten Das der Leistung entsprechende Einkommen kann geringer sein als das Existenzminimum eines Arbeitnehmers
3 Konzept der Armut Armut als relatives Konzept: Definition von Eurostat: Einkommen ist geringer als 60 % des Medianeinkommens. Es gibt auch andere Armutsschwellen, z.b. 50 %. Begründung: Menschen sind arm wenn sie nur sehr begrenzt am Wohlstand des Landes teilhaben können Problem: Wenn sich alle Einkommen verdoppeln, ändert sich an der Armut nichts
4 Entwicklung der Armut
5 Armut in Deutschland nach Haushaltstypen Haushaltstyp 2001 (in %) 2006(in %) Allein Lebende 14,8 20,0 Paare ohne Kinder 5,7 7,2 Paare mit minderjährigen Kindern 10,7 13,3 Allein Erziehende 36,7 35,4 Insgesamt 11,4 13,9 Quelle: Datenreport 2008 von DESTATIS, Tabelle 5c
6 Abbildung der Einkommensverteilung durch Lorenzkurven Gleichverteilung Anteil am Einkommen A Anteil der Bevölkerung Quelle: Jahresgutachten 2007/08 des Sachverständigenrats, Tabelle 60
7 Gini-Koeffizient als Maß für Einkommensungleichheit Gini-Koeffizient= Fläche zwischen der Gleichverteilungskurve und der tatsächlichen Lorenzkurve (=A) im Verhältnis zur gesamten Fläche unter der Gleichverteilungskurve völlige Gleichverteilung der Einkommen Gini = 0 % völlige Ungleichverteilung Gini = 100 %
8 Einkommensverteilung wird international ungleicher
9 Unterschiedliche Formen der Distributionspolitik Direkter Eingriff in den Marktprozess durch Höchst- oder Mindestpreise Umverteilung über das Steuersystem: indirekte Steuern (Mehrwertsteuer) direkte Steuern (Einkommensteuer) negative Einkommensteuer für niedrige Einkommen Umverteilung über Soziale Sicherungssysteme (insbesondere: Gesetzliche Krankenversicherung)
10 Umverteilung durch direkte Eingriffe in den Marktprozess Höchstpreise: Soziale Absicht: Studenten (d.h. Konsumenten) sollen unterstützt werden, indem sie für ein Glas Bier nicht mehr als 2 zahlen müssen Mindestpreise: Soziale Absicht: Bauern (d.h. Anbieter) sollen unterstützt werden, indem sie für ihre Produkte einen bestimmten Mindestpreis erhalten
11 Höchstpreis Der Biermarkt bei einem Höchstpreis von 2 Euro
12 Effekte des Markteingriffs Markt ist im Ungleichgewicht: die angebotene Menge ist geringer als die nachgefragte Menge. Die Konsumentenrente steigt, aber nur für Insider. Outsider erzielen überhaupt keine Rente. Produzentenrente sinkt. Wohlfahrtsverlust für die Gesellschaft.
13 Wie erfolgt die Zuteilung knapper Güter bei einem Höchstpreis? Preis, d.h. der Marktmechanismus, kann Zuteilungsproblem nicht mehr lösen Bei Nachfrageüberhang müssen zusätzliche Zuteilungsverfahren eingesetzt werden Windhund-Verfahren (First come - first served) Türsteher diskriminieren Rationierung durch den Staat (Biermarken) Markt wird zu Verkäufer-Markt: Anbieter gewinnen Macht über Konsumenten
14 Der Europäische Agrarmarkt: Distributionspolitik durch Mindestpreise Soziale Sicherung für die Bauern (Produzenten) durch staatliche Festlegung eines Mindestpreises für bestimmte Produkte Europäische Agrarpolitik: Kosten insgesamt 47 Mrd. Euro
15 Auswirkungen eines Mindestpreises
16 Implikationen Angebotene Menge ist höher als nachgefragte Menge Begrenzung des Angebots durch Quoten für die Erzeuger Aufkaufen des Überschusses durch den Staat Absicherung durch Handelsbeschränkungen gegenüber Drittländern Problem für Entwicklungsländer, die mit ihren billigeren Produkten nicht auf die EU- Märkte eindringen können
17 Warum ein Mindestlohn nicht zu Arbeitslosigkeit führen muss Lohn Arbeitsangebot Mindestlohn Arbeitsnachfrage Beschäftigung
18 Umverteilung über das Steuersystem Steuer Aufkommen Art der Steuer Lohnsteuer Einkommensteuer/Gemeinschaftlich Mehrwertsteuer Umsatzsteuer/Gemeinschaftlich Energiesteuer (Mineralölsteuer) Bundessteuer Einfuhrumsatzsteuer Umsatzsteuer/Gemeinschaftlich Gewerbesteuer Gemeindesteuer Kapitalertragsteuer Einkommensteuer/Gemeinschaftlich Körperschaftsteuer Einkommensteuer/Gemeinschaftlich Tabaksteuer Bundessteuer Veranlagte Einkommensteuer Einkommensteuer/Gemeinschaftlich Versicherungsteuer Bundessteuer Kraftfahrzeugsteuer Ländersteuer Stromsteuer Bundessteuer Erbschaftsteuer Ländersteuer Insgesamt Das Aufkommen wichtiger Steuern in Deutschland im Jahr 2005 in Mio. Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht November 2008, S. 56*
19 Umverteilung über eine indirekte Steuer Beispiel einer Mengensteuer Modell des Biermarktes Anbieter müssen pro Glas eine Steuer von 1 zahlen Sie werden dann also für jede angebotene Menge einen um 1 Euro höheren Preis verlangen Angebotskurve verschiebt sich für jede Menge um 1 Euro nach oben
20 Indirekte Steuer auf dem Markt für Bier
21 Implikationen Marktpreis steigt von 3 Euro auf 3,50 Euro Gleichgewichtsmenge geht auf zurück Konsumenten- und Produzentenrente sinken von jeweils Euro auf Euro Staat erzielt Steuereinnahmen von 6000 Euro Wohlfahrtsverlust: 1000 Euro (Annahme: Mit Steuereinnahmen wird eine entspreche Wohlfahrt erzielt)
22 Alternative Finanzierung Umverteilung über die Einkommensteuer Annahme: Pro Arbeitsstunde muss eine Lohnsteuer von einem Euro gezahlt werden Arbeitsanbieter werden für gleiche Arbeitsmenge einen um einen Euro höheren Brutto-Lohn fordern
23 Arbeitsmarkt vor Steuer
24 Arbeitsmarkt nach Steuer Brutto-Lohn für Arbeitgeber Nettolohn für Arbeitnehmer
25 Effekte der direkten Steuer Von der Struktur identisch mit denen einer Umsatzsteuer Beschäftigung sinkt (Einkommensteuer senkt also die Arbeitsanreize) Bruttolohnkosten für Arbeitgeber steigen, Nettolohn für Arbeitnehmer sinkt. Differenz bezeichnet man als Steuerkeil (tax wedge ) Wohlfahrtsverlust wird von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gleichermaßen getragen
26 Vergleich der indirekten Steuer mit der Einkommensteuer Indirekte Steuer wirkt regressiv, d.h. sie belastet Menschen mit geringerem Einkommen relativ mehr als Menschen mit hohem Einkommen. Effekt wird in Deutschland etwas abgemildert durch ermäßigten Steuersatz (7 %) für Nahrungsmittel und steuerfreie Mieten Einkommensteuer wirkt progressiv, d.h. sie eignet sich besonders gut für eine Umverteilung, geht aber mit dem Problem sinkender Leistungsanreize einher.
27 Einkommensteuerspitzensätze im internationalen Vergleich
28 Wer bezahlt die Einkommensteuer? Quelle: Sachverständigenrat JG 2007/08, Tabelle 46
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