Optimierung der Lockerungsentscheidung im Maßregelvollzug nach 64 StGB unter Anwendung der Checkliste zur Vergabe von Lockerungen
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- Edmund Kranz
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1 FORENSIK ROSTOCK Optimierung der Lockerungsentscheidung im Maßregelvollzug nach 64 StGB unter Anwendung der Checkliste zur Vergabe von Lockerungen Christina Maaß,, M.A. Krim. Tagung des Norddeutschen Kriminologischen Gesprächskreises 2014 Bielefeld,
2 Gliederung Rechtliche Grundlagen und Einführung Checkliste zur Vergabe von Lockerungen Ergebnisse der Evaluation Ausblick
3 Rechtliche Grundlagen 63 StGB Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus Rechtswidrige Tat im Zustand von Schuldunfähigkeit ( 20 StGB) oder verminderter Schuldfähigkeit ( 21 StGB) erhebliche rechtswidrige Taten sind aufgrund des Zustands des Täters zu erwarten => psychische Erkrankung Kriminalität als ein Symptom der Erkrankung Dauer unbefristet 64 StGB Unterbringung in einer Entziehungsanstalt Hang berauschende Substanzen im Übermaß zu konsumieren Kriminalität als Symptom dieser Suchterkrankung Weitere rechtswidrige Taten sind infolge der Sucht zu erwarten Voraussetzung: hinreichend konkrete Erfolgsaussicht, Behandlungsbereitschaft Dauer: gewöhnlich 2 Jahre
4 Einführung in das Projekt Lockerungen im Maßregelvollzug sind notwendiger Bestandteil der Behandlung Sie dienen einem therapeutischen und einem prognostischen Zweck empirisch wissenschaftliche Untersuchungen zu Prädiktoren und Prognoseinstrumenten für Lockerungsprognosen sind kaum vorhanden Wichtigkeit von dynamischen (Risiko- und Schutz-) Faktoren zur Erstellung von kurzfristigen (Lockerungs-) Prognosen
5 Lockerungen im MRV Rostock Stufensystem der Lockerungen gemäß Richtlinien über die Gewährung von Lockerungen nach dem Runderlass des Justizministeriums Mecklenburg-Vorpommern LS 0: klinikinterne Stufe auf dem Klinikhof ohne Aufsicht Ausführung (in der Regel in die Klinikumgebung) LS 1: Ausführung unter Aufsicht von 2 Klinikmitarbeitern LS 2: Ausführung unter Aufsicht eines(r) Mitarbeiters/-in LS 3: Gruppenausführung (bis zu 3 Patienten) durch 1 Mitarbeiter Ausgang (in der Regel in die Stadt Rostock) LS 4 Ausgang in Begleitung eines Mitarbeiters und/oder eines geeigneten Dritten (z.b. Angehörige, feste Partner(-in), Sozialhelfer) LS 5 Gruppenausgang (bis zu 4 Patienten) in Begleitung eines Mitarbeiters und/oder eines geeigneten Dritten Alleiniger Ausgang des Patienten/Freigang LS 6 Ausgang bis zu 6 Stunden LS 7 Tagesausgang (auch regelmäßig für Beschäftigungen) LS 8 Kurzurlaub bis zu 3 Tagen LS 9 Urlaub bis zu 2 Wochen LS 10 Langzeiturlaub über 2 Wochen (z.b. Probewohnen)
6 Gliederung Rechtliche Grundlagen und Einführung Checkliste zur Vergabe von Lockerungen Ergebnisse der Evaluation Ausblick
7 Entscheidungsprozess für Lockerungen in der KFP Rostock Antragstellung auf Gewährung von Lockerung durch den Patienten Bearbeitung der Checkliste zur Vergabe von Lockerungen durch alle an der Behandlung beteiligten Mitarbeiter (Bezugstherapeut, Bezugspflege, Sozialarbeiter, Komplementärtherapeuten) Überprüfung der Checkliste durch die unabhängige Lockerungskommission und den Leiter Sicherheit Lockerungskonferenz Entscheidung und forensische Endverantwortung durch den Leiter der Klinik
8 Aufbau Checkliste zur Vergabe von Lockerungen A Allgemeine Angaben anamnestische Daten, tatrelevante Kriterien, Angaben zur beantragten Lockerungsstufe Identifizierung von Hochrisikopatienten mittels sog. statischer Variablen B Therapiestatus Aussagen zum gegenwärtigen Therapiestand: klinische, kriminogene, zukunftsrelevante Kriterien Identifizierung von Lockerungshindernissen mittels sog. dynamischer Variablen C Risikoeinschätzung Prognostische Einschätzung, ob es während einer Lockerung zu Normverstößen und/oder (Sucht-)Rückfällen kommen wird
9 Ziele der Checkliste zur Vergabe von Lockerungen Umfassende Beschreibung des Patienten durch Erhebung statischer und dynamischer Variablen sowie der individuellen Risikobeurteilung Transparenz, Struktur, Übersichtlichkeit durch einheitliche Beurteilungskriterien Identifizierung von individuellen Risiko- und Schutzfaktoren als Prädiktoren
10 A Allgemeine Angaben
11 A Allgemeine Angaben
12 B Therapiestatus Skalen 1. Psychopathologische Auffälligkeiten 2. Suchtmittel 3. Krankheitseinsicht und Behandlungsbereitschaft 4. Therapiemotivation 5. Zukunftsplanung 6. Beziehungsgestaltung zu Mitpatienten 7. Beziehungsgestaltung zum Klinikpersonal 8. Beziehungsgestaltung zum sozialen Empfangsraum 9. Konformität mit Regeln 10. Stimmungslabilität und Impulsivität 11. Bewältigungsstrategien 12. Deliktbewusstsein 13. Soziale Fähigkeiten 14. Selbstbild 15. Antisoziale Einstellungen 16. Beurteilung nur für Sexualstraftäter
13 B Therapiestatus
14 B Therapiestatus
15 C Risikoeinschätzung
16
17 Gliederung Rechtliche Grundlagen und Einführung Checkliste zur Vergabe von Lockerungen Ergebnisse der Evaluation Ausblick
18 Objektivität Manual gewährleistet Durchführungsobjektivität: kontrollierte Durchführungsbedingungen ggw. in Bearbeitung: Erhöhung der Auswertungsobjektivität durch einheitliche Auswertungs- und Interpretationskriterien
19 Skala Therapiemotivation Auszug Manual Meint die bewusste Einwilligung und Entscheidung des Patienten, am Therapieprogramm der Station/Klinik teilzunehmen. Die Kategorie unterscheidet zwischen Änderungsmotivation Der Patient selbst äußert und zeigt Motivation für eine aktive Einstellungs- und Verhaltensänderung (intrinsische Änderungsmotivation). Zu den Therapien erscheint er zuverlässig und pünktlich. 0 = keine Änderungsmotivation (bzw. ausschließlich extrinsisch) 1 = gering Beispiel: Die Änderungsmotivation wird vom Patienten verbalisiert, erscheint jedoch noch stark extrinsisch geprägt (von außen bestimmt durch Anordnungen, Auflagen etc.) 2 = moderat Beispiel: Die intrinsische Änderungsmotivation ist grundsätzlich vorhanden, kann jedoch Schwankungen unterliegen. 3 = ausgeprägt Beispiel: Der Patient äußert und zeigt eine ausgeprägte Motivation für eine aktive Einstellungs- und Verhaltensänderung. 4 = nicht beurteilbar
20 Reliabilität Ergebnisse Reliabilität der Skalen (Abschnitt B Therapiestatus) mittlerer Gesamtreliabilitätskoeffizient=0,76 RELmin=0,36 (Skala Suchtmittel) RELmax=0,93 (Skala Beziehungsgestaltung zum sozialen Empfangsraum) Die Reliabilität der Skalen ist als tendenziell gut einzuschätzen.
21 Reliabilität Interraterreliabilität Intraclassenkorrelation (ICC): unjustiert, einfaktoriell Reliabilität der Mittelwerte mehrerer Rater Ergebnisse: ICCmin=0,69 (Skala Suchtmittel, Skala Selbstbild) ICCmax=0,95 (Skala Beziehungsgestaltung zum sozialen Empfangsraum) Die Übereinstimmung der 3 Beurteilergruppen auf Skalenebene ist als gut zu bewerten.
22 Validität Überprüfung der Konstruktvalidität (konvergente Validität): Berechnung von Korrelationen des Therapiestatus der Checkliste mit der Dynamischen Risikoverminderung des FOTRES (n=65) Bis auf wenige Ausnahmen mindestens mittlere signifikante Korrelationen: r min =0,53 r max =0,74 Therapiestatus der Checkliste misst also i. S. des FOTRES Therapiefortschritte und die Verminderung des Ausgangsrisikos
23 Zufriedenheit der Mitarbeiter Mitarbeiterbefragung mithilfe eines Fragebogens zum zeitlichen Bearbeitungsaufwand sowie zu inhaltlichen und qualitativen Merkmalen der Checkliste im Anschluss an die zweite Erprobungsphase in der KFP Rostock Ergebnisse: Trotz gesteigertem Informationsumfang ist es zu keinem bedeutsamen Anstieg der Bearbeitungszeit gekommen! Bezugspflege benötigt im Durchschnitt länger als andere Berufsgruppen => intensivere Diskussionen, Nutzen des Handbuchs Tenor: positive Bereicherung durch einheitliche Beurteilungskriterien
24 Gliederung Rechtliche Grundlagen und Einführung Checkliste zur Vergabe von Lockerungen Ergebnisse der Evaluation Ausblick
25 Ausblick Weitere Modifizierung der Checkliste Erstellung und Erprobung einer computergestützten Version Profilblatt Erprobung im Maßregelvollzug nach 63 StGB und im allgemeinen Vollzug
26 FORENSIK ROSTOCK Kontakt Klinik für Forensische Psychiatrie Christina Maaß Tel.:
Reiner Ruppel Dipl. Sozialarbeiter Karl-Jaspers-Klinik, Bad Zwischenahn
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