Therapieabbruch als Risiko? Von der Vorhersage von Therapieabbrüchen zur Verhinderung erneuter Straftaten
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- Marie Tiedeman
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1 Therapieabbruch als Risiko? Von der Vorhersage von Therapieabbrüchen zur Verhinderung erneuter Straftaten Marcel Guéridon Kriminologischer Dienst im Bildungsinstitut des nds. Justizvollzuges NordKrim 2014 Bielefeld,
2 Therapieabbruch als Problem? Theoretischer Rahmen: Therapieabbruch als Risiko? Rückverlegungen aus der Sozialtherapie: Vorhersage von Therapieabbrüchen Diskussion: Können durch die Vorhersage von Therapieabbrüchen letztlich erneute Straftaten verhindern? 2
3 Therapieabbruch als Problem? 3 Vorhersage von Therapieabbrüchen
4 Therapieabbruch als Problem? Ökonomisches Problem: nicht genug Behandlungsplätze Kosten geplanter Behandlungen Negative Folgen für alle Beteiligten Wahrscheinlichkeit erneuter Therapie sinkt Selbstwert des Therapeuten Das Problem bleibt: Kosten für die Gesellschaft 4 Vorhersage von Therapieabbrüchen
5 Therapieabbruch als Problem? Folgen von Therapieabbruch Thesen: Ein bisschen Therapie Ein bisschen Fortschritt Kein Fortschritt aber auch kein Schaden iatrogene Effekte Therapieabbruch als Risiko? 5
6 Therapieabbruch als Problem? Folgen von Therapieabbruch: Therapieabbrecher haben höheres Rückfallrisiko! Sind Abbrecher einfach die schwierigen Fälle? Verschlimmert eine abgebrochene Therapie das Problem? 6
7 Therapieabbruch als Problem! Therapieabbrüche als gemeinsames Problem medizinische Behandlung psychotherapeutische Behandlung (19,7%-47%) Kriminaltherapie (Olver & Wong, 2011: 27%) 7 Vorhersage von Therapieabbrüchen
8 Therapieabbruch als Problem!
9 Forschungslage Häufigkeit und Prädiktoren von Therapieabbrüchen im Bereich Kriminaltherapie Metaanalyse...aber: über alle vorstellbaren Maßnahmen - nur eingeschränkte Aussagekraft für Maßnahmen im Justizvollzug Einzelstudien...aber: geringe Fallzahlen, feste/kurze Dauer der Therapieprogramme, Selektionseffekte 9 Vorhersage von Therapieabbrüchen
10 10 Risikofaktoren für Therapieabbruch - Straftäter Demographie: Alter, Gender, Ehestatus, SES, Arbeit, Bildung, Minorität allgemeine Risikofaktoren Vorstrafen (Gewalt>Sexual), Vorinhaftierungen, Risiko-Scores Person Antisoziale Persönlichkeitsstörung, Impulsivität, Motivation, Leugnen, Verantwortungsübernahme, frühe Auffälligkeiten, Einstellungen Sexualstraftäter Opfermerkmale (Alter, Geschlecht), Tatmerkmale
11 Risikofaktoren für Therapieabbruch - Psychotherapie (I) Demographie: Alter, Gender, Ehestatus, SES, Arbeit, Bildung, Minorität Person (Antisoziale) Persönlichkeitsstörung, Impulsivität, Motivation, Leugnen, Verantwortungsübernahme, frühe Auffälligkeiten, Einstellungen, Erwartungen, Diagnose, Symptomschwere 11
12 Therapeut Risikofaktoren für Therapieabbruch - Psychotherapie (II) Gender, Profession (Psychologe vs. Arzt), Berufserfahrung, Passung Programm Umweltfaktoren Einstellungen des Personals, Gestaltung der Klinik, Warteliste Erwartungen und Präferenzen Dauer der Behandlung, Form der Behandlung, 12
13 13 Sonderfall Sozialtherapie
14 Sonderfall Sozialtherapie Ziel des Strafvollzugs ( 5 NJVollzg): Im Vollzug der Freiheitsstrafe sollen die Gefangenen fähig werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen. 14
15 Therapie als Risiko? SothA 15
16 Therapie als Risiko? Beispiel: Behandlungsmaßnahmen in der Sozialtherapie Lingen 16
17 Sonderfall Sozialtherapie Sozialtherapie ( 103/104 NJVollzG) SothA 1) Die oder der Gefangene [ ] wird in eine sozialtherapeutische Anstalt verlegt, wenn die dortige Behandlung zur Verringerung einer erheblichen Gefährlichkeit der oder des Gefangenen für die Allgemeinheit angezeigt ist. Unterschiede zu 9 StVollzG! 17
18 Sonderfall Sozialtherapie Sozialtherapie ( 104 NJVollzG) (4) 1 Die oder der Gefangene ist zurückzuverlegen, wenn der Zweck der Behandlung aus Gründen, die in der Person der oder des Gefangenen liegen, nicht erreicht werden kann. SothA 2Die oder der Gefangene kann zurückverlegt werden, wenn sie oder er durch ihr oder sein Verhalten den Behandlungsverlauf anderer erheblich und nachhaltig stören. 18
19 Risikofaktoren für Therapieabbruch - Sozialtherapie ( ) Demographie: Alter, niedrige gesellschaftliche Integration allgemeine Risikofaktoren Vorinhaftierungen Person Antisoziale Persönlichkeitsstörung, polytrope Kriminalität, Leugnen, Motivation, 19
20 Risikofaktoren für Therapieabbruch - Sozialtherapie Aktuelle Ergebnisse ( ) 20
21 Risikofaktoren für Therapieabbruch - Datengrundlage Basisdokumentation Sozialtherapie / Evaluation Sozialtherapie Alle Personen, die zwischen 2003 und 2013 in eine sozialtherapeutische Abteilung in Niedersachsen verlegt wurden Ausgeschlossen: medizinische Verlegungen, Abschiebungen, Verlegungen wegen nicht erfüllter Aufnahmevoraussetzungen 21
22 Vorhersage von Therapieabbrüchen - Stichprobe
23 Vorhersage von Therapieabbrüchen - Aufenthaltsdauer
24 24 Vorhersage von Therapieabbrüchen - Gründe für Rückverlegungen
25 Vorhersage von regulären Beendigungen / Therapieabbrüchen (bivariat) erfolgreiche Beender sind/haben eher 25
26 Vorhersage von regulären Beendigungen / Therapieabbrüchen (bivariat) erfolgreiche Beender sind/haben eher 26
27 Vorhersage von regulären Beendigungen / Therapieabbrüchen (log. Regression) erfolgreiche Beender sind/haben eher 27
28 Vorhersage von regulären Beendigungen / Therapieabbrüchen Sozialtherapie hat Probleme mit... älteren Klienten (>50) gesellschaftlich wenig integrierten Klienten Mit Klienten mit mehrfacher Gewalt in der Vorgeschichte Klienten, die als hoch rückfallgefährdet eingeschätzt werden Klienten mit antisozialer Persönlichkeit (Psychopathy) Klienten die keine Verantwortung übernehmen und wenig therapiemotiviert sind sozial weniger kompetenten Klienten
29 Und nun?
30 Verhindern von Therapieabbrüchen Folgen und Prädiktoren von Abbrüchen ähneln sich Risikoprofile als Rückmeldung für Therapieeinrichtung, nicht zur Auswahl von Klienten! Anders als in Psychotherapieforschung fehlen in der Regel Empfehlungen Anders als dort haben wir es aber nicht in aller Regel mit Abbrüchen von Seiten der Klienten zu tun!
31 Verhindern von Therapieabbrüchen Edukation: Klärung von Erwartungen, Rollenkonzepten, Veränderungsprozessen, Wirksamkeitserwartungen stärken, etc. vor Beginn der Therapie Stärkung der Therapiemotivation als 1. Schritt Partizipation (Motivational Interviewing) Bestimmte spezifische Bedürfnisse beachten (Responsivity!) Fokus auf therapeutische Beziehung Diagnostik zur Passung von Programm und Klient (& Therapeut) Statistische Unterstützung zur Kontrolle des Behandlungsverlaufes
32 Therapieabbruch als Risiko: Fazit Der Abbruch von Therapien ist ein Risikofaktor für verschiedene negative Entwicklungen Ein erhöhtes Risiko eines Therapieabbruches lässt sich statistisch einigermaßen gut vorhersagen. Die geeigneten Prädiktoren haben sich gut bestätigt. Es gibt durchaus sinnvolle und wirksame Ansätze zur Reduktion von Therapieabbrüchen. D.h., letztlich können wir durch die Vorhersage von Therapieabbrüchen und geeigneten Interventionen mit großer Wahrscheinlichkeit manche Straftaten verhindern.
33 Themen für die Zukunft Erwartungen und Präferenzen der Klienten Passung Klient Therapeut Methode Erwartungen und Präferenzen der Behandler
34 Vielen Dank! Marcel Guéridon MSc Psychologe Kriminologischer Dienst im Bildungsinstitut des niedersächsischen Justizvollzuges Fuhsestraße 30, Celle Tel:
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