Gesundheits- und Sozialbericht für Friedrichshain-Kreuzberg 2014

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1 Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Abteilung Familie, Gesundheit und Personal Gesundheits- und Sozialbericht für Friedrichshain-Kreuzberg 2014 Darstellung ausgewählter Zielgruppen und Handlungsfelder Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit Gesundheits- und Sozialplanung

2 Herausgeber: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Abteilung Familie, Gesundheit und Personal Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit Yorckstr. 4-11, Berlin Bearbeitung: Dr. Horst-Dietrich Elvers Steffen Künzel (Kap , 5.2.3) Garrit Güldenpfennig (Mitwirkung) Bilder Deckblatt: Katrin Becher Auskünfte: Telefon: (030) Redaktionsschluss: Bezug: Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit Telefon: (030) Im Internet als PDF-Datei zum kostenlosen Herunterladen:

3 Vorwort der Bezirksbürgermeisterin und Stadträtin für Familie, Gesundheit und Personal Mit dem vorliegenden Gesundheits- und Sozialbericht für Friedrichshain-Kreuzberg wird kompakt aufgezeigt, welche Zielgruppen und Handlungsfelder in der aktuellen bezirklichen Gesundheits- und Präventionspolitik im Fokus stehen. Nach den Ergebnissen des Berliner Sozialstrukturatlas 2013 gehört Friedrichshain- Kreuzberg zu den Berliner Bezirken mit einer vergleichsweise hohen gesundheitlichen und sozialen Belastung der hier lebenden Menschen. Eine sozialräumliche Betrachtung einzelner Handlungsbereiche macht darüber hinaus deutlich, dass die sozioökonomischen Bedingungen von Familien und die damit im Zusammenhang stehenden Entwicklungsbedingungen für Kinder und Jugendliche in unserem Bezirk sehr unterschiedlich sind. Dies gilt es in den weiteren fachübergreifenden kommunalen Planungen zu berücksichtigen. Denn wir wollen nicht nur die Vielfalt unseres Bezirkes erhalten, sondern zugleich die Bedingungen dafür schaffen, dass allen Menschen in unserem Bezirk die Möglichkeit einer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erhalten bleibt bzw. geschaffen wird. Der vorliegende Bericht zeigt auf, in welchen gesundheitspolitisch bedeutenden Handlungsfeldern wir unsere Anstrengungen künftig noch stärker bündeln müssen. Er wird zugleich eine Grundlage dafür sein, Konzepte und Projekte zur Verbesserung der gesundheitlichen Rahmenbedingungen für die Friedrichshain-Kreuzberger Bürgerinnen und Bürger zu entwickeln und umzusetzen. Zugleich haben wir vor, die Gesundheits- und Sozialberichterstattung weiter zu fundieren und mittelfristig fortzuschreiben, um ein möglichst differenziertes Bild von den Lebensbedingungen in unserem sich schnell entwickelnden Bezirk zu erhalten. Monika Herrmann

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5 Inhalt 1. Zielgruppen und Aufbau des Berichtes Gesundheitliche und soziale Lage im Überblick Demographie Soziales Generelle Entwicklung Regionale Unterschiede Gesundheit Zielgruppen Kinder und Jugendliche Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen Zum Suchtmittelkonsum im Jugendalter Ältere Menschen Soziale Ungleichheit und Gesundheit Morbidität und Salutogenese im Alter Soziale Lage im Alter in Friedrichshain-Kreuzberg Sucht im Alter Menschen mit Behinderungen Bevölkerung mit Behinderungen in Friedrichshain-Kreuzberg Sozialräumliche Verteilung Spektrum der Behinderungen im Bezirk Behinderung und Migration Psychiatrie und Sucht Psychiatrische Pflichtversorgung Eingliederungshilfe für Menschen mit seelischen Behinderungen Betreutes Wohnen Arbeit und Beschäftigung Bezirkliches psychosoziales Netzwerk Suchtprävention Ergebnisse der Berliner Suchthilfestatistik Aktuelle Herausforderungen an Suchthilfe und -prävention Bezirkliche Psychiatrieplanung Perspektiven Gesundheitsförderung und Prävention Kinder und Familien Gesundheitliche Chancengleichheit Migration und Gesundheit Gesundheit und Teilhabe älterer Menschen Planung und Qualitätssicherung im ÖGD Gesundheits- und Sozialberichterstattung, Gesundheitsplanung Vernetzung des bezirklichen ÖGD Ambulante und stationäre medizinische Versorgung Fachübergreifende sozialraumorientierte Planung Sozialraumorientierung in der Planung Einsatz von PRISMA Fachübergreifender kommunaler Planungskreislauf Literatur Anhang... 69

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7 1. Zielgruppen und Aufbau des Berichtes Der Beschluss der BVV Friedrichshain-Kreuzberg Bericht zur gesundheitlichen und sozialen Lage in Friedrichshain-Kreuzberg (DS/0180/IV) fordert, die aktuelle gesundheitliche und soziale Situation der Bevölkerung im Bezirk, bestehende Bedarfe und Versorgungslücken nach Bezirksregionen gegliedert festzustellen und zu analysieren: Die spezifischen Bedarfe von Menschen in bestimmten Lebensphasen und in bestimmten Altersgruppen sowie Geschlecht und sozialer Status sind dabei zu berücksichtigen. 1 Dem im Detail sehr umfassenden Anspruch der BVV-Drucksache kann der Bericht in Ermangelung einer entsprechenden Datenlage nicht gerecht werden. Der Bericht bezieht sich daher auf jene Zielgruppen, die sowohl im Gesundheitszielprozess der Berliner Landesgesundheitskonferenz 2 als auch in der aktuellen bezirklichen Gesundheitspolitik als vordringlich erachtet werden: Kinder und Jugendliche 3 Ältere Menschen 4 Menschen mit Behinderungen 5 Aus der Gesundheitsberichterstattung der Senatsverwaltung für Gesundheit können allgemeine Angaben zur gesundheitlichen Lage im Bezirk abgeleitet werden. Diese werden im ersten Abschnitt diskutiert und durch einen Überblick über die soziale Lage im Bezirk ergänzt (vgl. Kap. 2). Es schließt sich eine ausführliche Betrachtung der sozialen und gesundheitlichen Lage von Kindern sowie ein Überblick über gesundheitliche und soziale Lebensbedingungen von älteren und alten Menschen sowie Menschen mit Behinderungen an (Kap. 3). 6 Die zielgruppenspezifische Diskussion der gesundheitlichen und sozialen Lage im Bezirk wird ergänzt durch Querschnittsthemen, die im besonderen Fokus der bezirklichen Gesundheitspolitik stehen: regionale Gemeindepsychiatrie und Sucht (Kap. 4). Abschließend werden Perspektiven der Gesundheitsförderung und Prävention, des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der Sozial- und Gesundheitsplanung im Bezirk dargestellt (Kap. 5), ergänzt um einen Überblick zur ambulanten und stationären medizinischen Versorgung Vgl. URL Zugriff: Vgl. URL Zugriff: Vgl. Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin 2011a Vgl. Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin 2011b Vgl. Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin 2014 Die bezirkliche Datenlage für die genannten Zielgruppen ist sehr heterogen. 7

8 2. Gesundheitliche und soziale Lage im Überblick 2.1 Demographie Friedrichshain-Kreuzberg liegt als einer von zwölf Berliner Verwaltungsbezirken mitten im Herzen der Stadt. Er ist der flächenmäßig kleinste, aber mit Einwohner/innen 7 zugleich der am dichtesten besiedelte Stadtbezirk Berlins. Insgesamt ist die Bevölkerung im Bezirk seit dem Jahr 2000 um ca. 11 % Prozent gestiegen. Abbildung 2.1-1: Bevölkerungsaufbau des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg 2012 und 2030 (Prognose) im Vergleich zum Land Berlin 2012 Altersstruktur Vergleich IST Prognose 2030 weiblich männlich Alter in Jahren % 3% 2% 1% 0% 1% 2% 3% 4% Anteil der Bevölkerung in % FK männlich 2012 FK weiblich 2012 Prognose FK 2030 Berlin 2012 Quelle: Bevölkerungsprognose der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Darstellung: QPK) Bezogen auf den Altersdurchschnitt ist Friedrichshain-Kreuzberg mit 36,9 Jahren der jüngste Bezirk der Hauptstadt. Das niedrigste Durchschnittsalter unter den Berliner Bezirken resultiert vor allem aus einem überdurchschnittlich hohen Anteil an jungen Erwachsenen zwischen 20 und 40 Jahren, einem unterdurchschnittlichen Anteil an reifen Erwachsenen zwischen 40 und 65 Jahren und einem erheblich unterdurchschnittlichen Anteil an Menschen die älter als 65 Jahre sind. 7 Einwohnerbestandsdaten beruhen auf den Daten des Einwohnermelderegisters zum

9 Die prognostizierte demographische Entwicklung für Friedrichshain-Kreuzberg weist für die kommenden Jahre (Prognosezeitraum ) folgenden Tendenzen auf (vgl. Box 2.1-1) Box Tendenzen der (prognostizierten) demographischen Entwicklung in Friedrichshain-Kreuzberg Der Anteil der 65-Jährigen und Älteren bleibt langfristig (seit 1991) auf einem berlinweit unterdurchschnittlichem Niveau: etwa jede/r zehnte Einwohner/in wird im Jahr 2030 ein Alter von 65 Jahren oder mehr erreicht haben. Während in allen Bezirken ein deutlicher Zuwachs in dieser Altersgruppe erwartet wird, bleibt die Quote in Friedrichshain-Kreuzberg damit auf dem Niveau der frühen 1990er Jahre. Der Anteil der Menschen, die jünger sind als 14 Jahre wird laut den Ergebnissen der Bevölkerungsprognose mit 13 % durchschnittlich bleiben. Der Anteil der Menschen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren wird auch im Jahr 2030 berlinweit der höchste sein. Friedrichshain-Kreuzberg wird auf lange Sicht der einzige Berliner Bezirk bleiben, der im Vergleich zu den frühen 1990er Jahren einen zumal kräftigen Zuwachs der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter verzeichnen kann. 2.2 Soziales Generelle Entwicklung 8 Wirtschaft und Arbeitsmarkt Aus der Tabelle (Tab ) wird deutlich, dass sich eine insgesamt positive wirtschaftliche Entwicklung in Berlin auch in Friedrichshain-Kreuzberg grundsätzlich positiv auswirkt. Als Wirtschaftsstandort verzeichnete Friedrichshain-Kreuzberg in den letzten Jahren eine positive Entwicklung. Nicht nur die absolute Zahl an Gewerbeanmeldungen, sondern auch die Differenz zwischen An- und Abmeldungen ist stetig gestiegen. Dabei stieg vor allem der Anteil an Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen, besonders im Bereich des Kreativgewerbes, also beispielsweise Werbeagenturen oder Designbüros. 9 Die Jugendarbeitslosigkeit 10 lag in Friedrichshain-Kreuzberg mit knapp über 6 % etwas höher als im Berliner Durchschnitt (5,3 %). Knapp 40 % der Kinder unter 15 Jahren erhielten 2012 Leistungen nach SGB II. Damit liegt diese Quote um etwa 7 Prozentpunkte über dem berlinweiten Durchschnitt. Auch die SGB II-Quote der erwerbsfähigen Personen im Bezirk lag im Der aktuelle Berliner Sozialstrukturatlas 2013 erhält detaillierte Darstellungen zur sozialen Lage in den Bezirken. Im Einzelnen konnten diese Ergebnisse jedoch nicht mehr in die Erstellung des vorliegenden Berichtes einfließen, da der Sozialstrukturatlas erst am veröffentlicht worden ist (vgl. Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales 2014). Quellen: Amt für Statistik Berlin Brandenburg, Statistische Jahrbücher; Wirtschaftsförderung Friedrichshain-Kreuzberg Anteil Arbeitslose nach SGB II und SGB III unter 25 Jahren an Einwohner/innen der Altersgruppe von 15 bis unter 25 Jahren 9

10 Jahr 2012 mit 23 % über dem Berliner Durchschnitt von 20 %. Die Quote sozialversicherungspflichtig Beschäftigter fällt dementsprechend mit 41 % niedriger aus als im Berliner Vergleich (46 %). Soziale Lage Die soziale Lage in Friedrichshain-Kreuzberg stellt sich bezogen auf den Gesamtbezirk im Wesentlichen folgendermaßen dar: die positive wirtschaftliche Entwicklung, die in Berlin zu verzeichnen ist, spiegelt sich auch in einigen sozioökonomischen Indikatoren im Bezirk wider. Dennoch weist Friedrichshain-Kreuzberg nach wie vor und insbesondere im Vergleich zur Gesamtstadt ungünstigere sozioökonomische Rahmenbedingungen auf. Ziel der bezirklichen Gesundheits- und Sozialpolitik kann es vor diesem Hintergrund nicht sein, diese Werte zu verbessern. Vielmehr muss im Bezirk auch künftig ein besonderes Augenmerk auf die Sicherstellung von bezahlbarem Wohnraum und gesunden Lebensverhältnissen für alle, sowie die gezielte Förderung sozialer Teilhabe gelegt werden. Dies gilt vor allem im Hinblick auf die Auswirkungen der Altersarmut (vgl. Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin 2012) und die ausgeprägten sozialen und sozialräumlichen Disparitäten innerhalb des Bezirkes (vgl ). Bevölkerung mit Migrationshintergrund Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund lag im Bezirk im Jahr 2012 bei knapp 38 %. Damit hat Friedrichshain-Kreuzberg berlinweit den dritthöchsten Anteil an Einwohner/innen mit Migrationshintergrund. Auch der Anteil der jungen Menschen mit Migrationshintergrund ist in Friedrichshain-Kreuzberg mit 57 % der 18-Jährigen überdurchschnittlich hoch. Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Migrationshintergrund und der Armutsgefährdung. Das Armutsrisiko von Berliner/innen mit Migrationshintergrund liegt mit 27 % erheblich über dem der Berliner/innen ohne Migrationshintergrund (10 %). Dies spiegelt sich auch im durchschnittlichen persönlichen Haushaltsnettoeinkommen wider. Im Jahr 2012 betrug es für Friedrichshain-Kreuzberg 950 (Berlin: ). Bei den Friedrichshain-Kreuzberger/innen mit Migrationshintergrund lag es bei 600, bei der Friedrichshain-Kreuzberger Bevölkerung ohne Migrationshintergrund hingegen betrug es Quelle: Ergebnisse des Mikrozensus 2012, Sonderauswertung des Amtes für Statistik Berlin- Brandenburg 10

11 Box Soziale Lage in Friedrichshain-Kreuzberg im Überblick Bezüglich der sozioökonomischen Rahmenbedingungen hat der Bezirk im Vergleich zu Berlin nach wie vor eine ungünstigere Position. Die Teilhabe am Arbeitsmarkt hat sich seit 2007 positiv entwickelt. Dennoch kann im Bezirk ein überdurchschnittlich hoher Teil der Einwohner/innen im erwerbsfähigen Alter nicht am Erwerbsleben teilhaben. Somit werden auch künftig lokale Maßnahmen der Qualifizierung und Beschäftigungsförderung einen hohen Stellenwert behalten. Die Altersarmut ausgedrückt an den Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter hat seit 2007 zugenommen und ist im Bezirk mehr als doppelt so hoch wie in Berlin. Es ist anzunehmen, dass die Altersarmut voraussichtlich auch in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Anzeichen für vielfach diskutierte Aufwertungstendenzen, die insbesondere innenstädtische Ortsteile betreffen, lassen sich an einem abnehmenden Anteil der Bevölkerung in einfacher Wohnlage finden. Der Anteil der Einwohner/innen, die laut Monitoring Soziale Stadtentwicklung in Gebieten mit sehr niedrigem Entwicklungsindex leben, hat sich im Bezirk seit 2010 erhöht und liegt nach wie vor über dem Berliner Durchschnitt. 12 Auf der Grundlage des Berliner Sozialstrukturatlas 2013 zeigt sich für den Gesamtbezirk allerdings eine Verbesserung der sozialen Lage. Der Rangplatz des Bezirkes verbesserte sich seit 2003 von Rang 12 auf Rang Der Entwicklungsindex beschreibt eine 4-stufige Rangfolge, die aus der Zusammenführung von Indikatoren des sozialen Status ( Statusindikatoren ) und des Wandels der Bevölkerungszahlen sowie der Veränderungen der sozialen Lage ( Dynamikindikatoren) gebildet wird. Der Wert 1 steht für die niedrigste Problemdichte ( hoher Entwicklungsindex ), der Wert 4 für die höchste ( sehr niedriger Entwicklungsindex ) (vgl. Res urbana 2011). Gemessen am Sozialindex I. Dazu heißt es im Bericht: Der Sozialindex I zeigt die Verteilung sozialer und gesundheitlicher Belastungen in Berlin an und kann daher als Belastungsindex gefasst werden. Er ist vornehmlich geprägt durch Indikatoren zur Arbeitslosigkeit nach SGB II, zum Bezug staatlicher Transferleistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts (SGB II, SGB XII) und damit korrespondierend zum Einkommen sowie durch Gesundheitsindikatoren wie vorzeitiger und vermeidbarer Sterblichkeit und tabakassoziierter schwerer Erkrankungen. (vgl. Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales 2014, S. 24). 11

12 Tabelle 2.2-1: Soziale Lage in Friedrichshain-Kreuzberg in Zahlen Jahr Vergleich Friedrichshain-Kreuzberg Tendenz Berlin Wohnlagen Einwohner/innen in einfacher Wohnlage (%) 72,1 68,3 68,3 42,1 Einwohner/innen in mittlerer Wohnlage (%) 27,5 31,4 31,2 41,4 Einwohner/innen in guter Wohnlage (%) 0,2 0,3 0,3 16,3 Demographische Struktur Unter 18-Jährige (%) 14,8 14,7 14,6 14,9 65-Jährige und Ältere (%) 10,4 10,2 9,9 19,0 Unter 18-Jährige mit Migrationshintergrund (% der Altersgruppe) 65-Jährige und Ältere mit Migrationshintergrund (% der Altersgruppe) 59,4 58,4 57,0 44,3 20,8 21,3 23,9 11,3 Bevölkerung mit Migrationshintergrund (%) 36,2 35,8 37,6 27,4 Arbeitsmarkt Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (% der Einwohner/innen von 15 bis unter 65 Jahren) 36,6 39,0 41,9 46,6 Arbeitslose nach SGB II und SGB III (% der Einwohner/innen von 15 bis unter 65 Jahren) Arbeitslose nach SGB II und SGB III unter 25 Jahren (% an Einwohner/innen der Altersgruppe von 15 bis unter 25 Jahren) 11,5 10,3 9,4 8,6 7,5 6,2 6,2 5,3 Armut Hartz IV-Quote 14 27,5 26,5 22,8 20,1 Kinderarmut 15 50,4 47,0 39,6 33,3 Altersarmut 16 n. a. 10,3 11,2 4,8 Schüler/innen mit Lernmittelkostenbefreiung an öffentlichen Grundschulen in % n. a. 54,4 49,1 37,6 Indexbewertung für Sozialräumliche Entwicklung Anteil der Einwohner/innen in Gebieten mit sehr niedrigem Entwicklungsindex in % Anteil der Einwohner/innen in Gebieten mit niedrigem Entwicklungsindex in % Anteil der Einwohner/innen in Gebieten mit mittlerem Entwicklungsindex in % Anteil der Einwohner/innen in Gebieten mit hohem / sehr hohem Entwicklungsindex in % n. a. 14,9 18,2 11,3 n. a. 14,2 10,4 12,1 n. a. 69,8 70,2 62,2 n. a. 1,0 1,2 14,3 Datenquelle: PRISMA, Einwohnermelderegister (Darstellung: QPK), Datenstand: , n. a.: nicht ausgewiesener Wert Anteil von Empfänger/innen von Transferleistungen nach SGB II an Einwohner/innen im Alter unter 65 Jahre Anteil von Empfänger/innen von Transferleistungen nach SGB II unter 15 Jahren an Einwohner/innen dieser Altersgruppe Anteil von Empfänger/innen von Grundsicherung (außerhalb von Einrichtungen) nach SGB XII im Alter von 65 Jahren und mehr an Einwohner/innen dieser Altersgruppe 12

13 2.2.2 Regionale Unterschiede Im Zuge der Realisierung der Sozialraumorientierung im Land Berlin sollen in den Bezirken Bezirksregionenprofile (BZRP) erstellt werden, die z. B. Schwerpunktsetzungen bei der Frage der Ressourcenverteilung erlauben. Dafür wurde eine Orientierung an einer einheitlichen Gliederung und die Anwendung überbezirklich abgestimmter Indikatoren vorgeschlagen (sog. Kernindikatoren, vgl. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2009). Die Kernindikatoren bilden relevante sozialräumliche Tatbestände in der Bezirksregion ab. Diese werden geordnet nach den Leitthemen Attraktivität als Wohnort, Ausgewogenheit der demografischen Struktur, Stabilität und Dynamik der Wohnbevölkerung, Beteiligung am Erwerbsleben und Armutsrisiken, Entwicklungsbedingungen und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sowie Indexbewertungen für die sozialräumliche Entwicklung gesamt (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2013). Eine Übersicht über die Werte der 30 Kernindikatoren für die acht Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksregionen findet sich im Anhang. Wesentliche Ergebnisse auf bezirksregionenspezifischer Ebene (vgl. Abb ) werden nachfolgend dargestellt. 17 Abbildung 2.2-1: Bezirksregionen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg Quelle: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin. Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Herausgebers 17 Zur Frage der Bezirksregionenprofile für Friedrichshain-Kreuzberg vgl. Kap

14 Attraktivität als Wohnort Der Anteil der Bevölkerung in einfacher Wohnlage liegt in Friedrichshain-Kreuzberg weit über dem Berliner Durchschnitt. Dabei schwanken die Werte zwischen 14 % und 99 %. Besonders in den Kreuzberger Regionen Nördliche - und Südliche Luisenstadt leben die Menschen fast ausschließlich in einfacher Wohnlage. Auch die bezirksweite Versorgung mit öffentlichen Grünflächen liegt mit 7,6 qm je Einwohner/in weit unter dem Wert Gesamtberlins (16,5 qm je Einwohner). Mit Ausnahme der Karl-Marx-Allee Nord, die insgesamt betrachtet einen guten Grünflächenanteil aufweist, sind alle Bezirksregionen deutlich unterdurchschnittlich versorgt, besonders jedoch die Frankfurter Allee Nord und -Süd. Die Unterschiede beim Anteil der betreuten Kinder im öffentlich geförderter Kindertagesbetreuung sind auffällig: der niedrigste Anteil findet sich mit 62 % in der Südlichen Friedrichstadt, der höchste mit 71 % in der Frankfurter Allee Nord. In allen Friedrichshainer Bezirksregionen sind die Werte höher als in den Kreuzberger Bezirksregionen. Dies hat Relevanz hinsichtlich der positiven Effekte des Kita-Besuches für die motorische und kognitive Entwicklung der Kinder und für die diesbezüglichen Defizite in der Südlichen Friedrichstadt (vgl. Kap ). Bei der Verfügbarkeit von Plätzen in öffentlichen und öffentlich geförderten Jugendfreizeiteinrichtungen bestehen große regionale Unterschiede: der Richtwert von einem Platz je 11,4 % der Einwohner/innen in der Altersgruppe von 6 bis 25 Jahren wird nur in der Südlichen Luisenstadt (12,8 %) erreicht, die damit auf einem guten 16. Platz unter den 138 Berliner Bezirksregionen liegt. Auch die Südliche Friedrichstadt ist berlinweit und bezirksbezogen leicht überdurchschnittlich ausgestattet, während die Tempelhofer Vorstadt und Frankfurter Allee Süd diesbezüglich mit Abstand die schlechteste Relation im Bezirk aufweisen. Ausgewogenheit der demographischen Struktur Der Anteil der unter 18-Jährigen an allen Einwohner/innen ist in der Südlichen Friedrichstadt überdurchschnittlich, die anderen Kreuzberger Bezirksregionen entsprechen dem Berliner Mittelwert. Die Bezirksregionen in Friedrichshain weisen durchgängig einen leicht unterdurchschnittlichen Jugendquotienten 18 auf. Demgegenüber ist der Altersquotient im Bezirk sehr gering. Auf Ebene der Bezirksregionen haben die Frankfurter Allee Nord und -Süd die geringsten und die Karl-Marx-Allee Nord und -Süd bezirksweit die höchsten Anteile der über 64-Jährigen an allen Einwohner/innen. Neben dem allgemein hohen Anteil an Einwohner/innen mit Migrationshintergrund in Friedrichshain-Kreuzberg ist vor allem der hohe Anteil der unter 18-Jährigen mit Migrationshintergrund an dieser Altersgruppe bemerkenswert, besonders jedoch in den Kreuzberger Bezirksregionen Südliche Friedrichstadt (89 %) und Nördliche Luisenstadt (75 %). Beteiligung am Erwerbsleben und Armutsrisiken Bei der Beteiligung am Erwerbsleben und bei Armutsrisiken stellt sich bei nahezu allen Indikatoren ein gleiches Bild dar: Sowohl beim Anteil der sozialversicherungspflichtigen Be- 18 Hier: Anteil der unter 18-Jährigen an der Gesamtbevölkerung 14

15 schäftigten als auch bei der Arbeitslosigkeit besteht im Bezirk eine ungünstigere Situation als in Gesamtberlin. Dabei haben alle Kreuzberger Bezirksregionen einen unterdurchschnittlichen Wert, während die Friedrichshainer Regionen durchgehend besser situiert sind. Besonders besorgniserregend ist die Lage nach wie vor in der Kreuzberger Südlichen Friedrichstadt. Hier sind sowohl die Arbeitslosenquoten als auch die Hartz IV Quoten mehr als doppelt so hoch wie der jeweilige Berliner Durchschnitt. Der Anteil der Grundsicherungsempfänger/innen im Alter beträgt in der Südlichen Friedrichstadt mit knapp 20 % sogar mehr als das Vierfache des Berliner Wertes (5 %). Den bezirksweit höchsten Anteil an Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter weist mit 24 % die Nördliche Luisenstadt auf. Auch in der Frankfurter Allee Nord ist die Quote überdurchschnittlich (9 %). Auch bei der Kinderarmut 19 zeigt sich eine gravierende sozialräumliche Polarisierung innerhalb des Bezirkes: Fast drei von vier Kindern in der Südlichen Friedrichstadt sind auf Hartz IV angewiesen, gegenüber 23 % in der Frankfurter Allee Süd. Berlinweit überdurchschnittliche Werte weisen hier auch die Nördliche - (53 %) und Südliche Luisenstadt (41 %) auf. Entwicklungsbedingungen und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen Der Anteil der Kinder mit Sprach- bzw. motorischen Defiziten ist ebenfalls in den Kreuzberger Regionen sehr hoch, wobei auch hier die Südliche Friedrichstadt durch die ungünstigsten Werte auffällt. Eine Ausnahme bildet die Tempelhofer Vorstadt, die berlinweit durchschnittliche Anteile aufweist. Die Bezirgsregionen in Friedrichshain, allen voran die Karl-Marx-Allee Nord, weisen hingegen sehr gute Entwicklungen von Kindern und Jugendlichen auf. Der Anteil der Schüler/innen nicht deutscher Herkunft an den Schüler/innen der öffentlichen Grundschulen ist erwartungsgemäß in den Kreuzberger Regionen, besonders in der Südlichen Friedrichstadt (86 %) sehr hoch. Demgegenüber beträgt der Anteil in der Frankfurter Allee Nord und -Süd unterdurchschnittliche 27 % bzw. 19 %. Das Berliner Mittel liegt bei 39 %. Sozialräumliche Entwicklung gesamt Symptomatisch für die zum Teil erheblichen regionalen Unterschiede der Sozialstruktur des Bezirkes ist der Anteil der Einwohner/innen, die in den Bezirksregionen in Gebieten mit sehr niedrigem Entwicklungsindex leben: während dies in der Frankfurter Allee Süd 0 % sind, sind das in der Südlichen Friedrichstadt 100 %. Während in Berlin 14 % der Einwohner/innen in Gebieten mit der niedrigsten Problemdichte wohnen (hoher Entwicklungsindex) sind das im Bezirk insgesamt nur 1,2 % die wiederum ausnahmslos in der Region Frankfurter Allee Süd leben. In vielen sozioökonomischen Bereichen und bei den Entwicklungsbedingungen für Kinder und Jugendliche lassen sich große Disparitäten innerhalb des Bezirkes erkennen. Dabei weisen die Kreuzberger Regionen grundsätzlich eine höhere Problemdichte auf als die Friedrichshainer Bezirksregionen. Diese Disparität ist in gewisser Hinsicht aber auch ty- 19 Anteil nicht erwerbsfähiger Empfänger/innen von Transferleistungen nach SGB II im Alter unter 15 Jahren an Einwohner/innen dieser Altersgruppe 15

16 pisch für das Image des Bezirkes als bunt und voller Vielfalt. Aus einer planerischen Perspektive gilt es, soziale Vielfalt zu erhalten, da sie zur Attraktivität unseres Bezirkes beiträgt. Allerdings sollte auch weiterhin Sorge dafür getragen werden, dass trotz dieser erhaltenswerten Vielfalt vor allem die Einwohner/innen des Bezirkes mit den geringsten sozioökonomischen Ressourcen nicht von der gesellschaftlichen Teilhabe abgekoppelt werden. 2.3 Gesundheit Zur Beschreibung der gesundheitlichen Lage im Bezirk werden, auf der Grundlage des Basisberichts 2012/2013 der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, ausgewählte Indikatoren des Gesundheitszustands und der gesundheitlichen Versorgung dargestellt (Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales 2014, vgl. Tab ). Hinsichtlich der Lebenserwartung und der allgemeinen Sterblichkeit stellt sich die Lage Friedrichshain-Kreuzbergs im Berliner Vergleich alles andere als optimal dar. Friedrichshain- Kreuzberg ist der Berliner Bezirk, mit der niedrigsten Lebenserwartung. Bei der vorzeitigen Sterblichkeit 20 weist Friedrichshain-Kreuzberg überwiegend überdurchschnittliche Ziffern auf jedoch nur bei den Männern. Die perinatale Sterblichkeit hingegen ist berlinweit unterdurchschnittlich und weist somit auf eine tendenziell bessere Versorgungs- und Betreuungslage im Zuge einer Geburt hin. Eine geschlechterspezifische Ungleichheit im Gesundheitszustand zeigt sich deutlich bei allgemein vermeidbaren Sterbefällen und Morbidität, insbesondere bei Krankheiten, die direkt mit einer ungesunden Lebensweise, beispielsweise Tabak- und Alkoholkonsum, in Verbindung gebracht werden können. Die altersstandardisierten Zahlen der Sterblichkeit durch ischämische Herzkrankheiten liegen bei Männern nicht nur über denen der Frauen, sondern weisen für Männer auch weitaus stärkere Schwankungen zwischen den Bezirken auf. 21 Unauffällig stellt sich der Anteil an pflegebedürftigen Menschen dar. Sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich ist Friedrichshain-Kreuzberg der Bezirk mit den wenigsten Pflegebedürftigen. Bezogen auf die Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter weist der Bezirk zudem die beste Versorgung an Plätzen in stationären Pflegeeinrichtungen auf. Die ambulante Versorgung gemessen an den Einwohner/innen pro Arzt/Ärztin ist durchschnittlich Dieser Indikator erfasst die Gestorbenen von 0 bis 64 Jahren. Ein Großteil der vorzeitigen Sterblichkeit also eines frühen Todes gilt durch Präventionsmaßnahmen für diese Altersgruppe als vermeidbar (vermeidbare Sterbefälle). Vgl. das Bezirksprofil Friedrichshain-Kreuzberg, Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, URL: Zugriff:

17 Tabelle 2.3-1: Gesundheitliche Lage in Friedrichshain-Kreuzberg Bezirksprofil Indikator Friedrichshain- Berlin Rang* Kreuzberg Lebenserwartung und allg. Sterblichkeit Lebenserwartung bei Geburt in Jahren männlich 76,3 77,6 10 weiblich 81,5 82,6 11 Vorzeitige Sterblichkeit (0-64 Jahre) je männlich , Einwohner/innen 22 weiblich 130,0 129,0 6 Sterblichkeit 65 Jahre und älter je Einwohner/innen männlich 4.796, ,3 1 weiblich 3.730, ,5 1 Perinatale Sterblichkeit (je Geborene) 4,9 5,9 9 Vermeidbare Sterbefälle Lungenkrebs je Einwohner/innen männlich 38,9 31,3 2 weiblich 22,3 18,7 4 Ischämische Herzkrankheiten je Einwohner/innen Akuter Myokardinfarkt je Einwohner/innen Hypertonie und zerebrovaskuläre Krankheiten je Einwohner/innen Alkoholische Leberkrankheit je Einwohner/innen männlich 69,7 60,1 4 weiblich 14,9 13,3 4 männlich 19,2 15,9 3 weiblich 4,0 3,6 6 männlich 30,2 24,7 3 weiblich 9,1 12,3 11 männlich 12,6 12,2 6 weiblich 4,1 5,5 10 Morbidität Neuerkrankungsrate an bösartigen Neubildungen je Einwohner/innen Pflegebedürftige je Einwohner/innen männlich 471,1 421,4 1 weiblich 355,4 344,1 5 ambulant 670,6 753,8 9 stationär 501,9 771,9 12 Gesundheitliche Versorgung Einwohner/innen je Hausarzt Einwohner/innen je Zahnarzt Einwohner/innen je Psychotherapeut Plätze in stationären Pflegeeinrichtungen je Einwohner/innen ab 65 Jahren 6.810, ,5 1 Quelle: Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales 2014 (Darstellung: QPK); * Bewertung: Rangplatz des Bezirks inmitten der 12 Berliner Bezirke. Höchster Wert = 1, niedrigster Wert = 12. Als zusätzliche Einflussfaktoren für die gesundheitliche Lage in einer Region können möglicherweise auch Umstände wie die demografische Struktur oder feststehende Gegebenheiten wirken. So geht mit der zentralen Lage Friedrichshain-Kreuzbergs auch eine vergleichsweise große Umwelt- und Lärmbelastung einher, die wiederum eng an die sozioökonomischen Ressourcen der Bevölkerung gekoppelt ist. 22 altersstandardisiert 17

18 Box Gesundheitliche Lage in Friedrichshain-Kreuzberg im Überblick Die zum Teil schlechteren Werte bei gesundheitlichen Indikatoren sind u. a. auf eine im Berliner Vergleich ungünstigere soziale Lage der Bevölkerung im Bezirk zurückzuführen. Nach den Ergebnissen des Sozialstrukturatlas 2013 gehört der Bezirk zur Gruppe der Berliner Bezirke mit vergleichsweise hoher sozialer und gesundheitlicher Belastung (Friedrichshain-Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf, Spandau, Mitte, Neukölln). 23 Nach dem Motto Gesundheit für alle in Friedrichshain-Kreuzberg wird sich die bezirkliche Gesundheitsförderung und Prävention daher auch weiterhin sozialkompensatorisch und sozialraumbezogen aufstellen müssen, um daran mitzuwirken, soziale und gesundheitliche Ungleichheiten auszugleichen. 23 Die Bezirke dieser Gruppe sind durch ungünstige Befunde hinsichtlich ihrer sozialen und gesundheitlichen Belastung gekennzeichnet, wobei die auf den letzten beiden Rangplätzen gelegenen Bezirke Mitte und Neukölln noch deutlich schlechter abschneiden als Friedrichshain- Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf und Spandau. 18

19 3. Zielgruppen 3.1 Kinder und Jugendliche Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen Im Hinblick auf die bezirkliche Situation ist die Datenlage zur gesundheitlichen und sozialen Lage von Kindern aufgrund der jährlichen Einschulungsuntersuchungen (ESU) gut, aber auf die Zielgruppe der Kinder im Einschulungsalter beschränkt. Soziale Lage Die gesunde und altersgerechte Entwicklung eines Kindes wird maßgeblich beeinflusst durch das soziale Umfeld, in dem das Kind aufwächst. Wissenschaftliche Studien, wie der Kinderund Jugendgesundheitssurvey KiGGS (vgl. Lampert & Kurth 2007), belegen die gesundheitliche Benachteiligung von Kindern aufgrund sozialer Ungleichheit: Kinder aus der unteren Statusgruppe weisen wesentlich seltener einen sehr guten Gesundheitszustand auf als Kinder aus der oberen Statusgruppe und sind deutlich häufiger von psychischen und Verhaltensauffälligkeiten sowie Übergewicht betroffen (ebd.). Für die in Friedrichshain-Kreuzberg aufwachsenden Kinder liegen sehr unterschiedliche Entwicklungsvoraussetzungen vor. Es kann festgestellt werden, dass sich die soziale Situation der Familien im Bezirk insgesamt gesehen seit Jahren kontinuierlich verbessert hat. Als Ursachen kommen dafür u. a. der erheblich gestiegene Anteil Kinder aus herkunftsdeutschen Familien, die der oberen Statusgruppe zuzurechnen sind (von 39 % 2008 auf 56 % 2013), sowie der sich verringernde Anteil türkisch- und arabischstämmiger Kinder in Betracht. Auch wenn die Einschulungsuntersuchungen insgesamt seit 2007 eine leichte Verbesserung der sozialen Lage der Familien mit Schulkindern bestätigen, so wächst ein erheblicher Teil der Kinder hier weiterhin unter sehr ungünstigen sozioökonomischen Bedingungen auf, sodass die Startbedingungen für die Schullaufbahn und die Chancen für einen erfolgreichen Bildungsverlauf in diesem Bezirk weiterhin sehr unterschiedlich sind. Die ESU lassen für den Bezirk dabei erhebliche Disparitäten und Besonderheiten erkennen (vgl. Abb und 3.1-2). Einerseits sind etwa ein Drittel der Familien im Bezirk mit Kindern im Vorschul- bzw. Grundschulalter der unteren Statusgruppe zuzurechnen, womit der landesweite Durchschnitt um mehr als 10 Prozentpunkte überschritten wird andererseits entsprechen die ca. 30 % Familien in der oberen Statusgruppe dem Berliner Durchschnitt. Die soziale Lage von Familien mit Kindern wird im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in einem hohen Maße von der kulturellen Herkunft bestimmt. Eine nicht deutsche Herkunft, insbesondere eine arabische oder türkische, korreliert sehr stark mit ungünstigen sozialen und in der Folge auch gesundheitlichen Lebens- und Entwicklungsbedingungen für die Heranwachsenden. 19

20 Abbildung 3.1-1: Entwicklung der sozialen Lage von Einschüler/innen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg 45% 40% 35% 30% Anteil 25% 20% 15% 10% 5% 0% obere Statusgruppe mittlere Statusgruppe untere Statusgruppe ESU-Jahr Abbildung 3.1-2: Entwicklung der sozialen Lage von Einschüler/innen in Abhängigkeit von der kulturellen Herkunft im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg 100% Anteil 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% deutsch türkisch arabisch Herkunft obere Statusgruppe mittlere Statusgruppe untere Statusgruppe gepoolt Kindergesundheitsziele und deren Umsetzung In Reaktion auf die seit langem bekannten sozial determinierten Problemstellungen hat die Landesgesundheitskonferenz Berlin 2007 im Rahmen des Kindergesundheitszielprozesses als strategisches Oberziel bis 2011 formuliert: Gesundheitschancen für Kinder und Jugend- 20

21 liche erhöhen Benachteiligungen abbauen 24. Als Zielgruppe wurden insbesondere Kinder mit Migrationshintergrund genannt. Während dieses strategische Ziel bezogen auf die allgemeine und soziale Lebenssituation von Familien mit Migrationshintergrund für Friedrichshain- Kreuzberg als nicht erreicht eingeschätzt werden muss, konnten gesundheitliche und Entwicklungsbenachteiligungen von Kindern mit Migrationshintergrund teilweise verringert und somit die Gesundheits- und Entwicklungschancen verbessert werden (vgl. Abb 3.1-3). Abbildung 3.1-3: Entwicklung der deutschen Sprachkenntnisse bei Einschüler/innen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Anteil 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Deutschkenntnisse (sehr) gut/ akzentfrei flüssig mit Fehlern nicht/kaum türkisch arabisch ESU-Jahr Herkunft Ein gutes Beispiel für eine gezielte Intervention und Förderung zum Abbau von Benachteiligungen und zur Verbesserung von Entwicklungschancen sind die erheblich verbesserten Deutschkenntnisse der Einschüler/innen nicht deutscher Herkunft. Entsprechend dem dritten Ergebnisziel der Landesgesundheitskonferenz Berlin 2007 zur Kindergesundheit verfügen inzwischen deutlich mehr der Friedrichshain-Kreuzberger Kinder vor dem Schuleintritt über eine ausreichende Kompetenz in deutscher Sprache. Damit ist ein entscheidender Schritt zu mehr Chancengleichheit getan. Die Auswertungen zu den Ergebnissen der Einschulungsuntersuchungen und die entsprechende Berichterstattung auf Landes- und Bezirksebene belegen seit einigen Jahren, dass sich die intensiven Bemühungen auf Landes- und Bezirksebene, die deutschen Sprachkenntnisse der Kinder mit Migrationshintergrund, insbesondere arabischer und türkischer Herkunft, zu verbessern, inzwischen auszahlen. Eine dezidierte Auseinandersetzung mit den von der Landesgesundheitskonferenz definierten konkreten Unterzielen fällt für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg insgesamt eher er- 24 URL: Zugriff:

22 nüchternd aus. Die z. T. erheblichen Unterschiede zwischen Kindern der unteren und der mittleren bzw. oberen sozialen Statusgruppe sowie mit und ohne Migrationshintergrund im Bereich der motorischen Entwicklung und hinsichtlich des Anteils Normalgewichtiger konnten in den letzten Jahren nicht verringert werden. Der erhöhte Präventions- und Interventionsbedarf, insbesondere bei Kindern mit arabischer und türkischer Herkunft, besteht unverändert fort. Auch der Gebisszustand ist bei Kindern mit Migrationshintergrund weiterhin deutlich schlechter als bei Herkunftsdeutschen. Während sich die deutschen Sprachkenntnisse der Kinder mit Migrationshintergrund nachhaltig und deutlich in den letzten Jahren verbessert haben, womit ein wichtiges Gesundheitsziel weitestgehend erreicht werden konnte, ist der Anteil Einschüler/innen mit erheblichen Sprachentwicklungsdefiziten (unzureichende Deutschkenntnisse oder auffällige Ergebnisse bei den Sprachtests), wenn auch leicht unter dem Berliner Durchschnitt liegend, nach wie vor hoch (2012: 21 %) 25. Gesundheitliche Risiken und Problemlagen: Übergewicht/ Adipositas Bei einer Prävalenzrate von 13,8 % für den ESU-Jahrgang 2012 lag der Anteil übergewichtiger Kinder in Friedrichshain-Kreuzberg um fast 4 Prozentpunkte über dem Berliner Durchschnitt und wird nur von den Werten für Neukölln und Mitte übertroffen. Die Prävalenz beim Jahrgang 2013 fällt mit 12,4 % erfreulicherweise wieder etwas geringer aus. Als nachgewiesen gilt seit langem ein enger Zusammenhang zwischen der Entstehung von Übergewicht bei Kindern und bestimmten sozioökonomischen bzw. soziodemografischen Faktoren, insbesondere mit dem sozialen Status (Bildungs- und Erwerbsstatus) der Eltern, aber auch der kulturellen Herkunft. Diese Zusammenhänge müssen für Friedrichshain- Kreuzberg eindeutig bestätigt werden. Die überdurchschnittliche Rate Übergewichtiger für den Bezirk ergibt sich aufgrund der sehr hohen Prävalenz bei Kinder aus Familien der unteren Statusgruppe sowie bei Kindern aus Familien türkischer Herkunft, für die sich der sozial determinierte Zusammenhang nicht nachweisen lässt. Bezogen auf die Gesamtpopulation muss somit weiterhin nicht von einer besorgniserregenden Krankheitslast gesprochen werden. Bezüglich sozioökonomischer bzw. soziodemografischer Merkmale, wie sozialer Status, Bildungsstatus der Eltern und Herkunft, hingegen schon, sodass Übergewicht in bestimmten sozialen und kulturellen Gruppen ein gravierendes Gesundheitsrisiko darstellt, insbesondere auch wegen des hohen Anteils stark, also krankhaft übergewichtiger Kinder (Adipositas) (vgl. Abb und 3.1-5). 25 Datenquelle: Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales Berlin 22

23 Abbildung 3.1-4: Übergewichts-Prävalenz bei Einschüler/innen in Abhängigkeit vom Sozialstatus im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg 30% 25% 20% "übergewichtig" untere Statusgruppe Anteil 15% 10% 5% 0% mittlere Statusgruppe gesamt ESU-Jahr obere Statusgruppe Abbildung 3.1-5: Übergewichts-Prävalenz bei Einschüler/innen in Abhängigkeit von der Herkunft im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg 35% 30% 25% "übergewichtig" türkisch Anteil 20% 15% 10% 5% 0% arabisch gesamt deutsch ESU-Jahr Gesundheitliche Risiken und Problemlagen: Zahngesundheit Ein wichtiges Thema bei der Diskussion von gesundheitlichen Risiken und Problemlagen ist die Zahngesundheit. Die Einschätzung des Gebisszustandes der Einschüler/innen im Rahmen der ESU, bei der es sich nicht um fachzahnärztliche Untersuchungen handelt, dient als 23

24 wichtiger Indikator für die Einschätzung des in den Familien praktizierten Gesundheits- und Vorsorgeverhaltens. Die Daten zum Gebisszustand der untersuchten Kinder im Rahmen der ESU 2008 bis 2013 weisen auf erhebliche Unterschiede im Gesundheits- und Vorsorgeverhalten zwischen Familien mit (außer westl. Industriestaaten) und ohne Migrationshintergrund hin. Dazu dient in erster Linie der Indikator Zähne versorgt (einschließlich naturgesunde Zähne ohne Vorschädigung). Herkunftsdeutsche Kinder (2013: 92,1 %) haben im Durchschnitt einen deutlich höheren Versorgungsgrad (und häufiger naturgesunde Zähne ohne Vorschädigung) als Kinder nicht deutscher Herkunft 26, was darauf schließen lässt, dass herkunftsdeutsche Eltern und Eltern mit einer Herkunft aus den westlichen Industriestaaten ihre Kinder regelmäßiger bei einem Zahnarzt/einer Zahnärztin vorstellen und stärker auf die häusliche Zahnpflege achten. Am schlechtesten zeigte sich der Versorgungsgrad von Zahnschäden bei den Kindern arabischer und osteuropäischer Herkunft (69,3 % bzw. 74,0 %) 27. Beachtenswert und ein Indiz für kulturelle Ursachen ist hierbei neben dem hohen Grad nicht versorgter Zähne auch die negative Tendenz bei Kindern osteuropäischer Herkunft. Zu hinterfragen wäre dabei, ob dem unterschiedlichen Vorsorgeverhalten unterschiedliche Werte und Einstellungen zugrunde liegen oder diese auf kulturelle oder soziale Barrieren zurückzuführen sind. Gesundheitliche Risiken und Problemlagen: Motorische und kognitive Fähigkeiten Der Einfluss der sozialen Lage auf die altersgerechte und gesunde Entwicklung der Kinder zeigt sich auch hinsichtlich der motorischen und kognitiven, insbesondere bei den feinmotorischen Fähigkeiten (Visuomotorik), einem für den späteren schulischen Erfolg grundlegenden Kompetenzbereich. Kinder aus Familien der unteren Statusgruppe sind in ihrer Feinmotorik im Durchschnitt etwa fünfmal so häufig auffällig 28 wie Kinder aus Familien der oberen Statusgruppe. Dieser starke Zusammenhang ergibt sich vor allem aufgrund der sehr unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen der Eltern. Die Testergebnisse zeigen neben dem starken sozial determinierten Einfluss auf die Entwicklung der visuomotorischen Fähigkeiten auch einen engen Zusammenhang mit der Herkunft der Kinder. So sind die arabischstämmigen Kinder weit mehr als dreimal so häufig entwicklungsauffällig 29 wie die herkunftsdeutschen Kinder (29,1 % bzw. 8,4 %). Auch Kinder türkischer und osteuropäischer Herkunft wurden den Testanforderungen sehr häufig nicht gerecht und waren zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung hinsichtlich ihrer visuomotorischen Fähigkeiten demnach nicht altersgerecht entwickelt und somit für den Schuleintritt nicht ausreichend vorbereitet (vgl. Abb und 3.1-7). Die Zahl der Kinder mit entsprechenden Defiziten ist letztlich sogar noch deutlich größer, da die Kinder, für die dem Antrag auf Rückstellung im Ergebnis der ESU zugestimmt wurde, ausgenommen die (kleine) Gruppe der Kinder mit einer Herkunft aus den westlichen Industriestaaten gepoolte Daten bezogen auf die S-ENS-Testergebnisse der ESU-Jahrgänge bezogen auf die S-ENS-Testergebnisse der ESU-Jahrgänge

25 nicht in die Auswertungen eingehen. Unzureichende visuomotorischen Fähigkeiten sind ein wichtiger Grund für Rückstellungen, die in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen haben (2013: 260 Kinder). Abbildung 3.1-6: Auffällige Visuomotorik bei Einschüler/innen in Abhängigkeit vom Sozialstatus im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg 35% Visuomotorik "auffällig" 30% Anteil 25% 20% 15% 10% gesamt untere Statusgruppe mittlere Statusgruppe 5% 0% obere Statusgruppe ESU-Jahr Abbildung 3.1-7: Auffällige Visuomotorik bei Einschüler/innen in Abhängigkeit der Herkunft im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg 40% 35% 30% 25% Visuomotorik "auffällig" arabisch Anteil 20% 15% gesamt türkisch 10% 5% deutsch osteuropäisch 0% ESU-Jahr Gesundheitliche Risiken und Problemlagen: Impfschutz In Deutschland besteht keine Impfpflicht, jedoch gibt es seit 1972 beim Robert Koch-Institut (bzw. beim Vorgänger, dem Bundesgesundheitsamt) die so genannte Ständige Impfkommis- 25

26 sion (STIKO), von der regelmäßig Empfehlungen zur Durchführung von Schutzimpfungen auf gesetzlicher Grundlage ( 20 Infektionsschutzgesetz) herausgegeben werden. Diese auf den jeweils neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhenden Empfehlungen sind Grundlage für die Arbeit des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und zielen nicht nur auf den individuellen Gesundheitsschutz, sondern auf den der gesamten Bevölkerung, indem sowohl schwere Krankheitsverläufe als auch epidemische Ausbrüche verhindert werden sollen. Dazu ist jedoch sowohl eine individuelle Immunisierung gegenüber den potenziellen Krankheitserregern als auch eine hohe Durchimpfungsrate in der Bevölkerung vonnöten. Schutzimpfungen haben sich als effektive Maßnahme zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten und als wirksames Instrument eines bevölkerungsbezogenen Gesundheitsschutzes erwiesen. Beunruhigend sind daher die Informationen z. B. über die zu verzeichnende Zunahme von Masernerkrankungen, auch in Berlin. Impfraten von über 90 % können als gut eingestuft werden und entsprechen dem Ziel, durch eine hohe Durchimpfungsrate in der Bevölkerung epidemische Krankheitsausbrüche zu verhindern. Um die Krankheitserreger und damit die betreffenden Krankheiten vollständig zu eliminieren (Eradikation) wird von der WHO sogar eine 95%ige Durchimpfungsrate in der Bevölkerung angestrebt. Die Durchimpfungsraten gegen Diphtherie, Polyomyelitis, Pertussis und Hib sowie Masern, Mumps und Röteln sind mit >90 % als gut einzuschätzen. Die Impfraten für Masern, Mumps und Röteln sind nahezu identisch, da die Impfzeitpunkte aufgrund des Kombinationsimpfstoffs dieselben sind. Für Tetanus ist sogar eine sehr gute Durchimfungsrate von 95,7 % (2012) zu verzeichnen. Nachimpfungen dienen dem Schließen von Immunitätslücken, da nicht alle Geimpften sofort eine Immunität entwickeln. So sind insbesondere auch die 2. Impfungen gegen Mumps, Masern und Röteln von Bedeutung. Bei allen empfohlenen Kinderschutzimpfungen weist der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg berlinweit unterdurchschnittliche Durchimpfungsraten auf. Positiv kann eingeschätzt werden, dass die konzertierten Aufklärungsmaßnahmen sowie Impf- und Beratungsangebote, insbesondere auch der niedergelassenen Kinderärztinnen und -ärzte und des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes, dazu geführt haben, dass sich die Impfquoten für die empfohlenen Kinderschutzimpfungen auf hohem Niveau stabilisiert oder sogar weiter leicht verbessert haben. Direkter Interventionsbedarf besteht weiterhin insbesondere bezüglich der Hepatitis-B-Impfung, nicht nur, weil die entsprechende Durchimpfungsrate fast 12 Prozentpunkte unter den mindestens angestrebten 90 % liegt, sondern auch wegen der deutlichen Unterschreitung des Berliner Durchschnitts (2012 um fast 10 Prozentpunkte). Für die Impfungen gegen Hepatitis B ist inzwischen eine eindeutig negative Tendenz erkennbar, die im Bezirk erheblich stärker ausfällt als berlinweit. Aufklärungsarbeit ist aber auch unverändert hinsichtlich der Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln zu leisten. Wie eingangs erwähnt befinden sich Masernerkrankungen wieder auf dem Vormarsch. Es geht hierbei insbesondere um Aufklärung über den Sinn und Nutzen der 2. Impfungen zum Schließen der Impflücken aufgrund ausbleibender Immunität. Die 2. MMS-Impfung erfolgt derzeit nur bei ca. 86 % der Kinder. 26

27 Eine negative Besonderheit stellt auch der als erheblich unzureichend einzustufende Durchimpfgrad gegen Varizellen (Windpocken) dar, auch wenn die Impfempfehlung seitens der STIKO erst seit 2004 besteht. Die Umsetzung dieser Impfempfehlung erfolgte nach intensiver Fachdiskussion und gegen erheblichen Widerstand der Krankenkassen dann auch erst zeitlich verzögert. Nur 75 % der Einschüler/innen hatten 2012 einen vollständigen Varizellenimpfschutz (mindestens 1 Impfung). Die 2. Impfung, die von der STIKO seit 2009 ebenfalls und nicht mehr nur zum Schließen von Impflücken empfohlen wird, ist sogar nur bei 68,1 % der Kinder erfolgt. Der Durchimpfungsgrad gegen Varizellen lag 2012 ca. 9 Prozentpunkte unter dem Berliner Durchschnitt. Das Thema Impfen stellt im Rahmen der ESU-Ergebnisse eine Besonderheit dar. Die üblicherweise festzustellenden Korrelationen gelten hier nicht. Anders als bei anderen gesundheitsrelevanten Merkmalen ist es hierbei nicht der untere soziale Status verbunden mit einem geringen Bildungsstatus, der Eltern davon abhält, die Möglichkeiten eines umfassenden Gesundheitsschutzes der eigenen und anderer Kinder zu nutzen. Bei einer relativ großen Gruppe von Angehörigen gut gebildeter Bevölkerungsschichten ist eine gewisse Grundskepsis bis hin zu absoluter Ablehnung gegenüber dem Impfen im Allgemeinen bzw. gegenüber bestimmten, als nicht notwendig erachteten, Impfungen vorhanden. Insbesondere herkunftsdeutsche Eltern und Eltern aus anderen westlichen Industriestaaten lassen ihre Kinder vergleichsweise selten impfen. Das trifft für alle Impfungen in ähnlicher Weise zu, jedoch entsprechend den unterschiedlichen Impfquoten in einem anderen Ausmaß und mit einer anderen Relevanz. Gegen Hepatitis B waren bei den ESU 2013 nur 72 % der herkunftsdeutschen Kinder vollständig geimpft (2008: 79,3 %). Insbesondere türkisch- und arabischstämmige Eltern zeigen sich offen für die Impfempfehlungen. Für fast alle empfohlenen Impfungen werden die für eine Eradikation anzustrebenden 95 % Durchimpfungsrate deutlich übertroffen, sogar für die Hepatitis-B-Impfung mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Impfquote werden in diesen Herkunftsgruppen über 90 % erreicht. 27

28 Box Gesundheitliche Lage von Kindern in Friedrichshain-Kreuzberg Trotz der sich insgesamt verbessernden sozialen Situation von Familien im Bezirk ist das gesunde Heranwachsen von Kindern unverändert in hohem Maße vom sozialen Status (und der Herkunft) der Familien abhängig. Die sozialen und in der Folge die gesundheitlichen Unterschiede zwischen herkunftsdeutschen und Migrant/innenfamilien konnten in den vergangenen Jahren nicht verringert werden und haben sich teilweise weiter vergrößert. Einschüler/innen aus Familien der unteren Statusgruppe sowie Einschüler/innen mit arabischem oder türkischem Migrationshintergrund weisen durchschnittlich einen schlechteren Gesundheitszustand auf als andere Einschüler/innen und sind häufiger nicht altersgerecht entwickelt. In der Kenntnis, dass die arabische und die türkische Herkunft überproportional häufig mit einem geringen Sozialstatus, aufgrund eines geringeren Bildungsstatus und einer hohen Erwerbslosenquote, korrelieren, bestehen für die Kinder dieser beiden Herkunftsgruppen erhöhte gesundheitliche und Entwicklungsrisiken, verbunden mit einem erhöhten Präventions- und Interventionsbedarf. Kinder türkischer Herkunft sind (weitestgehend unabhängig vom sozialen Status) deutlich überproportional häufig übergewichtig und adipös, mit dem Risiko damit verbundener Begleit- und Folgemorbidität. Der im Berliner Vergleich für alle von der STIKO empfohlenen Impfungen unterdurchschnittlichen Durchimpfungsgrad im Bezirk insbesondere Hepatitis-B- und Varizellen- Impfungen ist auf die geringere Impfakzeptanz unter herkunftsdeutschen Eltern zurückzuführen. Das erhöhte Infektionsrisiko wird durch die hohe Impfbereitschaft insbesondere der türkisch- und arabischstämmigen Eltern gemindert. Der Anteil der Kinder, die den motorischen und kognitiven Mindestanforderungen vor dem Schuleintritt nicht gerecht werden, ist bei leicht positiver Tendenz weiterhin hoch, insbesondere bei Kindern arabischer Herkunft und aus Familien der unteren sozialen Statusgruppe. Die Untersuchungen im Rahmen der ESU zum Gebisszustand der Kinder weisen auf erhebliche Unterschiede im Gesundheits- und Vorsorgeverhalten zwischen Familien mit Migrationshintergrund (außer westl. Industriestaaten) und ohne hin. Am schlechtesten zeigte sich der Versorgungsgrad von Zahnschäden bei den Kindern arabischer und osteuropäischer Herkunft. Die im Ergebnis der ESU vorliegenden Test- und Untersuchungsergebnisse bestätigen geschlechtsspezifische Unterschiede. Jungen sind tendenziell eher auffällig in ihrer Entwicklung als Mädchen und somit seltener altersgerecht entwickelt. Das betrifft insbesondere die motorischen und kognitiven Fähigkeiten und führt zu häufigeren schulischen Förderempfehlungen. Durch den regionalen Vergleich der vorliegenden Daten ist aufgrund der Ballung sozialer Problemlagen weiterhin die Kreuzberger Bezirksregion I ( Südliche Friedrichstadt ) als aktuelles Risikogebiet für ein gesundes Heranwachsen von Kindern zu identifizieren. Quelle: Einschulungsuntersuchungen Gesundheitsamt Friedrichshain-Kreuzberg

29 3.1.2 Zum Suchtmittelkonsum im Jugendalter Bezogen auf den Bezirk können wegen fehlender Daten derzeit keine Angaben zum Suchtmittelkonsum von Jugendlichen gemacht werden. Folgende Aussagen zu Trends des Suchtmittelkonsums im Jugendalter beziehen sich auf den Reitox-Bereicht 2013 (vgl. DBDD 2013), der die Erkenntnisse verschiedener bundesweiter und europäischer Suchtstudien zusammenfasst. Ergebnisse für Berlin können der Sonderauswertung der ESPAD-Studie entnommen werden. 30 Tabelle 3.1-1: Alkoholkonsum im Jugendalter 12-bis 17-Jährige 18- bis 25-Jährige 30-Tage-Prävalenz 31 42,0 % 81,9 % regelmäßiger Konsum 14,2 % 39,8 % einmaliges Rauschtrinken 32 in den letzten 30 Tagen 15,0 % 41,9 % häufiges Rauschtrinken in den letzten 30 Tagen 3,7 % 12,9 % Quelle: DBDD 2013, hier: Drogenaffinitätsstudie der BZgA Bezogen auf Alkohol gibt Tabelle die Häufigkeit des Konsums in unterschiedlichen zeitlichen Bezügen wieder. Der Konsum ist bei männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen höher als bei weiblichen. Bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren ist der Alkoholkonsum in den letzten Jahren rückläufig. Bei den 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen verlaufen die Entwicklungen seit 2004 uneinheitlich (vgl. DBDD 2013, S. 33). Tabelle 3.1-2: Tabakkonsum im Jugendalter 12-bis 17-Jährige 18- bis 25-Jährige noch nie 70,8 % 27,6 % rauchen 11,7 % 36,8 % tägliches Rauchen 4,8 % 23,1 % tägliches Rauchen 10 Zigaretten oder mehr 2,0 % 16,5 % tägliches Rauchen 20 Zigaretten oder mehr 0,3 % 4,8 % nur einmal probiert aktuell Nichtraucher 17,5 % n. a. Quelle: DBDD 2013, hier: Drogenaffinitätsstudie der BZgA Die Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD; European School Survey Project on Alcohol and other Drugs) wird bereits seit 1995 in zahlreichen europäischen Ländern durchgeführt. In Deutschland wird u. a. in Berlin eine eigenständige Befragung durchgeführt. Befragt wurden hierzu jeweils 9. und 10. Jahrgansstufen an Berliner Schulen in den Jahren 2003 (N=1.708), 2007 (N=1.482), 2011 (N=862). Die 30-Tage-Prävalenz gibt den Anteil der Befragten wieder, die in den letzten 30 Tagen vor der Befragung das Suchtmittel konsumiert haben. 5 Gläser Alkohol hintereinander 29

30 Beim Rauchverhalten sind keine Geschlechterunterschiede festzustellen. Die Häufigkeit des Rauchens ist bei den 12- bis 17-Jährigen von 2001 bis 2011 um die Hälfte gesunken von 27,5 % auf 11,7 %. Auch hierfür zeigen sich gleiche Tendenzen für Jungen und Mädchen (ebd.). Ergebnisse der ESPAD-Auswertung für Berlin sind in Tabelle gezeigt. Wegen unterschiedlicher Altersgruppen sind diese nicht mit den oben gezeigten Ergebnissen der Drogenaffinitätsstudie der BZgA vergleichbar. Möglich ist allerdings ein Vergleich der Ergebnisse der in der ESPAD Studie einbezogenen Bundesländer (Bayern, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, vgl. Kraus et al. 2011). Tabelle Ergebnisse der ESPAD-Schülerstudie Berlin, 9. und 10. Klassenstufen Jahr Alkohol abstinent letzte 7 Tage 53,6 53,9 64,5 12 Monate 89,2 % 85,1 % 81,8 % Lebenszeit 93,6 % 90,2 % 88,1 % Riskanter Konsum 33 10,7 % 7,4 % 5,2 % Gefährlicher/ Hochkonsum 34 1,0 % 1,2 % 0,3 % Tabak noch nie 24,6 % 34,7 % 42,0 % 30 Tage 44,8 31,7 28,3 Lebenszeit 75,7 % 65,6 % 58,9 % Cannabis 30 Tage 17,6 11,4 14,2 12 Monate 28,7 21,2 23,7 Lebenszeit 34,0 30,1 29,2 Illegale Drogen außer Cannabis Lebenszeit 11,9 10,5 9,4 Quelle: Kraus & Pabst 2012 Dabei lassen sich aus Berliner Perspektive folgende Unterschiede aufzeigen: Im Vergleich mit den anderen Bundesländern der ESPAD Studie ist der Tabakkonsum in Berlin der niedrigste. Im Vergleich mit den anderen Bundesländern der ESPAD Studie ist der Alkoholkonsum in Berlin der niedrigste. Der Anteil der Schüler/innen, die Abstinenz angeben, ist in Berlin im Vergleich mit den anderen Bundesländern der ESPAD Studie der höchste. Die Prävalenz des Cannabiskonsums ist in Berlin im Vergleich mit den anderen Bundesländern der ESPAD Studie die höchste Jungen >24-60g, Mädchen >12-40g Jungen >60g, Mädchen >40g 30

31 In Berlin ist der Anteil derer, die eine leichte Verfügbarkeit von Cannabis angeben, im Vergleich mit den anderen Bundesländern der ESPAD Studie mit Abstand der höchste. Im Vergleich mit den anderen Bundesländern der ESPAD Studie hat Berlin den zweitniedrigsten Anteil an Konsument/innen illegaler Drogen außer Cannabis. Im Vergleich mit den anderen Bundesländern der ESPAD Studie hat Berlin die mit Abstand geringste Frequenz des Ecstasy-Konsums, trotz überdurchschnittlich gut eingeschätzter Verfügbarkeit. Die Angaben der befragten Berliner Schüler/innen zeigen insbesondere für Tabak und Alkohol und für illegale Drogen außer Cannabis einen rückläufigen Konsum, wohingegen es beim Cannabiskonsum insbesondere in den letzten 30 Tagen und im letzten Jahr seit 2007 wieder einen Anstieg gegeben hat. 3.2 Ältere Menschen Soziale Ungleichheit und Gesundheit Armut und Gesundheit hängen eng zusammen (vgl. Box 3.2-1). Der Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Gesundheit lässt sich auch im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nachweisen. Box Soziale Ungleichheit und Gesundheit im Alter Die Aussicht auf ein langes und gesundes Leben ist nach Merkmalen wie Einkommen, Bildung oder Berufsstatus ungleich verteilt. Noch im höheren Lebensalter lässt sich ein Zusammenhang zwischen der sozialen und gesundheitlichen Lage feststellen. Das Ausmaß und Erscheinungsbild der gesundheitlichen Ungleichheit im höheren Lebensalter stellt sich bei Männern und Frauen ähnlich dar. Neben unterschiedlichen materiellen Lebensbedingungen und psychosozialen Belastungen dürften vor allem Unterschiede im Gesundheitsverhalten für die beobachtete gesundheitliche Ungleichheit verantwortlich sein. Im Zuge der demografischen Alterung und der Verbesserung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung könnten sich die sozialen Unterschiede im Krankheits- und Sterbegeschehen noch stärker vom mittleren ins höhere Lebensalter verlagern. Quelle: Lampert 2009, S. 121 Aus den Ergebnissen einer Befragung von Menschen im Alter von 50 Jahren und älter aus Friedrichshain-Kreuzberg geht hervor, dass die Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands als gesund und leistungsfähig abhängig von der beruflichen Qualifikation ist: entsprechend äußern sich je 16 % der Befragten ohne Abschluss und mit Facharbeiterqualifikation, 27 % der Befragten mit Fachschul-Abschlüssen und 38 % der Befragten mit Hochschul- Abschlüssen (vgl. SFZ 2010, S. 195). Ebenso deutlich ist auch der Zusammenhang mit dem Erwerbsstatus: nur 13 % der Arbeitslosen schätzen sich als gesund und leistungsfähig ein, 31

32 gegenüber 28 % der in geförderten Arbeitsverhältnissen Beschäftigten und 40 % der regulär Erwerbstätigen. Auffallend ist hier der sehr deutliche Effekt einer verbesserten Gesundheitseinschätzung bei in geförderten Arbeitsverhältnissen Beschäftigten im Vergleich zu Arbeitslosen (ebd.) Morbidität und Salutogenese im Alter Vermeidbare Todesfälle nehmen im Alter zu Obwohl der menschliche Organismus im hohen Alter sowohl im physischen als auch psychischen Bereich Plastizität (d. h. Veränderung und Wachstum) zeigt, ist es unbestritten, dass ab dem frühen Erwachsenenalter die Funktionalität stetig abnimmt. Dies hat zur Folge, dass sich im höheren Alter zunehmend Erkrankungen als Haupttodesursache zeigen, die nicht übertragbar sind und als vermeidbar gelten (Box 3.2-2). Box Vermeidbare Krankheiten im Alter Bluthochdruck Herz-Kreislauferkrankungen Schlaganfall Diabetes Krebs chronisch obstruktive Lungenerkrankungen Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates psychische Erkrankungen (vor allem Demenz und Depressionen) Blindheit und Sehbehinderungen Quelle: WHO 2002, S. 16 Einschränkungen der Lebensqualität durch Krankheiten Diese Krankheitsbilder, die im Alter häufig auch in Kombination vorkommen, haben Auswirkungen nicht nur auf die individuelle Lebenserwartung (vgl. hierzu auch Kap. 2.1), sondern auch und gerade auf die Lebensführung und Lebensqualität der älteren Menschen. Während im Alter zwischen Jahren etwa 35 % der Deutschen Aktivitätseinschränkungen bzw. Schwierigkeiten beim Ausführen bestimmter Aktivitäten haben, liegt der Anteil der Betroffenen in der Gruppe der 60-Jährigen bereits bei etwa 45 % und steigt auf bis zu 80 % der 80- Jährigen und Älteren an (vgl. Robert Koch-Institut 2009, S. 69). Dies konvergiert mit der Selbsteinschätzung der Morbidität der älteren Menschen in Friedrichshain-Kreuzberg: in der Gruppe der 50- bis unter 65-Jährigen schätzen sich 29 % als gesund und leistungsfähig ein und ebenso viele (29 %) berichten vom dauernden Beschwerden oder Leiden, die stark behindern. Unter den 65- bis unter 75-Jährigen liegen diese Anteile bei 14 % bzw. 35 % und bei den Alten im fortgeschrittenen Alter (75- bis unter 85-Jährige) bei 2 % bzw. 48 %. Unter den Hochaltrigen (ab 85 Jahre) konnten keine Anteile zur Nennung gesund und leistungsfähig mehr ausgewiesen werden und der Anteil derer, die ihre Gesundheit als stark einge- 32

33 schränkt ( dauernde Beschwerden und Leiden, das stark behindert ) berichten, liegt bei 60 %. Damit einher geht eine lineare Zunahme bei der Benötigung rezeptpflichtiger Medikamente von 47 % bis zu 88 % über diese vier Altersgruppen (SFZ 2010, S. 195). Positive Lebenseinstellung trotz Funktionseinschränkungen Um die subjektive Dimension von Gesundheit als ressourcenorientierte Ergänzung zur krankheitsorientierten Erfassung der Beschwerdebetroffenheit zu erfassen, muss auf jene Einschätzungen zurückgegriffen werden, die sich auf den salutogenetischen Aspekt der gesundheitsbezogene Lebensqualität beziehen. Richtet man das Augenmerk auf diese Indikatoren, dann bestätigt sich das gezeigte Bild einer Robustheit der eigenen gesundheitsbezogenen Lebenseinstellung gegenüber der objektiv zunehmenden Krankheitslast mit zunehmendem Alter: so gaben im Jahr 2009 vier Fünftel der befragten 50- bis 65-Jährigen in Friedrichshain-Kreuzberg an, dem Leben positiv gegenüberzustehen (ebd.). Unter den Hochbetagten sind dies mit 84 % sogar etwas mehr. Dies spricht dafür, dass ältere Menschen eine Einschätzung ihrer Lebenseinstellung vornehmen, die einigermaßen robust gegenüber gesundheitlichen Problemen ist. 35 Ähnliche Muster zeigten sich auch in einer Befragung von Menschen mit Behinderungen aus dem Jahr Allerdings ist auch die Lebenszufriedenheit von den sozialen Verhältnissen geprägt. Je höher die Bildung der Befragten, desto mehr von ihnen stehen dem Leben positiv gegenüber und schätzen ihre psycho-emotionale Befindlichkeit als robust ein (ebd.). 36 Zugleich erweist sich der Gesundheitszustand hier als weiterer Einflussfaktor, der mit abnehmender Bildung schlechter ist und schlechter eingeschätzt wird Soziale Lage im Alter in Friedrichshain-Kreuzberg Unterdurchschnittliche Einkommenslagen im Bezirk Die Einkommen der älteren Menschen im Bezirk sind im Berliner Vergleich unterdurchschnittlich. In den letzten Jahren stieg zudem der Anteil derer, die im Alter auf Grundsicherung angewiesen sind, in Friedrichshain-Kreuzberg deutlich an. Dabei zeigt sich eine enorme regionale Differenzierung: Die Quote von Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter liegt in Berlin bei durchschnittlich 5 % und in Friedrichshain-Kreuzberg bei 12 %. Damit hat Friedrichshain-Kreuzberg die mit Abstand höchste Grundsicherungsquote für Menschen ab 65 Jahren in Berlin. Die Grundsicherungsquoten für Menschen nicht deutscher Staatsangehörigkeit sind mit ca. 24 % mehr als dreimal so hoch wie die entsprechenden Werte für die her Der Vollständigkeit halber sei angeführt, dass diese Einschätzung vorbehaltlich einer vergleichenden, bivariaten Analyse der Lebenseinstellung in Abhängigkeit vom eingeschätzten Gesundheitszustand mit Vorsicht zu interpretieren ist. Vgl. SFZ 2010, S. 198: Die Einschätzung Missgeschicke bringen mich nicht aus der Ruhe wird mit zunehmender Bildung häufiger getroffen, die Wahrnehmung Ich bin oft nervös und leicht zu reizen indes wird häufiger mit abnehmender Bildung geäußert. Dies zeigt sich auch für die Befragten in Friedrichshain-Kreuzberg: während 38% der Akademiker/innen sich als gesund und leistungsfähig einschätzen, sind es nur 16% der Fachschulabsolvent/innen und der Befragten ohne Berufsabschluss (vgl. SFZ 2010, S. 195). 33

34 kunftsdeutsche Friedrichshain-Kreuzberger Bevölkerung (7,3 %) (vgl. Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz 2011). Aus der Befragung der 50-Jährigen und Älteren im Bezirk (vgl. SFZ 2010) ist ferner bekannt, dass die Einkommen der so genannten künftigen Senior/innen in Friedrichshain-Kreuzberg geringer sind, als die der Menschen im fortgeschrittenen Alter, die zum Zeitpunkt der Befragung Renten oder Pensionen bezogen. Dies betrifft sowohl das Durchschnittseinkommen allgemein als auch die Betroffenheit von Einkommensarmut im Speziellen. Somit dürfte sich im Bezirk das Problem der Altersarmut künftig verschärfen (vgl. auch Kap. 2.2). Von allen Befragten der SFZ-Studie verneinten 28%, dass ihr Haushaltsnettoeinkommen im Großen und Ganzen die Befriedigung ihrer Bedürfnisse ermöglicht und 32% bejahten dies mit Einschränkungen. Dass diese Einschätzung kaum auf ein übersteigertes Bedürfnisempfinden zurückgeführt werden kann ergibt sich aus der zusätzlichen Betrachtung weiterer Indikatoren. So nimmt der Anteil derer, der diese Frage verneint, mit sinkendem Haushaltsnettoeinkommen von 4% derer, deren monatliches Haushaltsnettoeinkommen zwischen und Euro liegt auf 62% bzw. 68% bei den Befragten zu, die monatlich über 600 und Euro bzw. über weniger als 600 verfügen. Regionale Verteilung von Armutslagen Zudem konnte aus den Ergebnissen der Studie eine regionale Verteilung relativer Armutslagen im Alter festgestellt werden (Abb ). Alle Kreuzberger Bezirksregionen weisen überdurchschnittliche Anteile an Befragten über 50-Jährigen in Armutsrisiko- oder manifesten Armutslagen vor, alle Friedrichshainer Bezirksregionen hingegen unterdurchschnittliche. Zugleich sind in den beiden Kreuzberger Bezirksregionen I und II ( Südliche Friedrichstadt und Tempelhofer Vorstadt ) und in der Bezirksregion VI Frankfurter Allee Nord die Anteile der Befragten ab 50-Jährigen überdurchschnittlich hoch, die in Reichtum 38 leben. Mit anderen Worten: der Bezirk hat das Problem der Altersarmut sozialräumlich betrachtet am ehesten da, wo er demographisch gesehen am jüngsten ist, nämlich im Ortsteil Kreuzberg. Darüber hinaus ist der Ortsteil Kreuzberg selbst sozial gesehen sehr heterogen, denn Reichtum trifft hier auf Armut und zwar auf einer geographisch überschaubaren Fläche, die zu den am dichtesten besiedelten der Stadt gehört. 38 Reichtum : > 200 % des durchschnittlichen äquivalenzgewichteten Pro-Kopf Einkommens 34

35 Abbildung 3.2-1: Reichtums- und Armutsquoten in Friedrichshain-Kreuzberg Quelle: SFZ 2010, S. 118, Wertebereiche ohne Beschriftung = 1 % Alle Kreuzberger Ortsteile haben höhere Anteile an unterhalb der Armutsrisikoschwelle lebenden Befragten. Die Bezirksregionen I und II haben neben diesen erhöhten Anteilen an unterhalb der Armutsrisikoschwelle lebenden Befragten zugleich mit der BR VI die höchsten Anteile an Befragten, die in Reichtum leben. Vor allem in diesen beiden Regionen ist demnach auf eine verschärfte soziale Polarisierung hinzuweisen Sucht im Alter Sucht im Alter (k)ein Thema? Sucht im Alter findet zögerlich Eingang in die Gesundheitsberichterstattung. Studien, die den Suchtmittelkonsum der Bevölkerung wissenschaftlich erfassen, sind meist auf die Altersgruppe der 18- bis 64-Jährigen beschränkt (vgl. Pabst et al. 2013, DBDD 2013). Zielgruppenspezifische Analysen, die von diesen Altersgruppierungen abweichen, konzentrieren sich vorrangig auf Kinder und Jugendliche. In der Nationalen Strategie zur Sucht- und Drogenpolitik wird ein Fokus auf die Identifikation von besonderen Risikogruppen für die Suchtprävention gelegt (vgl. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung 2012). Zwar finden sich Hinweise auf spezifische Suchtkonstellationen bei älteren Menschen insbesondere beim Thema Medikamentenmissbrauch aber eine kritische Würdigung des Themenkomplexes Sucht im (höheren) Alter fehlt auch hier. Somit wundert es kaum, dass Angebote der Suchtprävention im Alter mit der Lupe zu suchen und kaum zu finden sind. 35

36 Epidemiologie zu Sucht im Alter Ein Grund für die partielle Blindheit der Gesundheitsberichterstattung gegenüber Suchtproblemen im Alter könnte darin liegen, dass ältere Menschen im Suchthilfesystem unterrepräsentiert sind. So nehmen die in der Berliner Suchthilfestatistik nachgewiesenen Behandlungsquoten im Alter bei allen Hauptdiagnosen ab. Besonders deutlich wird dies am Beispiel des Alkoholmissbrauchs: Die Behandlungsquoten gehen bei den über 50- bis 64-Jährigen von 15 % auf nur noch 2,9 % der 65-Jährigen und Älteren zurück (vgl. Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales 2011). Auch die Prävalenz der Alkoholabhängigkeit bei älteren Menschen ab dem 50. Lebensjahr ist deutlich geringer als in den jüngeren Altersgruppen und beträgt für die Gruppe 60- bis 65-Jährigen aktuell 1,1 %. Die Zahlen für den riskanten Alkoholkonsum nehmen mit zunehmendem Alter ab (von 16,7 % der 18- bis 20-Jährigen auf 13,8 % der 60- bis 64-Jährigen) (vgl. Pabst et al. 2012). Die beiden bezirklichen Alkohol- und Medikamentenberatungsstellen in Friedrichshain- Kreuzberg hatten im Jahr 2012 in den Altersgruppen der 50- bis unter 60-Jährigen überdurchschnittlich viele Beratungskontakte (21 % bzw. 24 % im Verglich zu einem Bevölkerungsanteil dieser Altersgruppe von 11 %). In den Altersgruppen der 60-Jährigen und Älteren wurden hingegen unterdurchschnittlich viele Beratungskontakte gezählt (5 % bzw. 8 % im Vergleich zu einem Bevölkerungsanteil dieser Altersgruppe von 13 %). 39 Versorgungslücken und Zugangsbarrieren Dass Suchtprobleme im Alter vergleichsweise schwierig nachzuweisen sind, wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass sichtbare Symptome einer Sucht z. B. fälschlicherweise dem hohen Lebensalter zugeschrieben oder mit Symptomen alterstypischer Erkrankungen verwechselt werden (vgl. Zeman 2009). Lücken der Versorgungsstrukturen zwischen den Zuständigkeiten und Qualifikationen der Suchthilfe, der Altenhilfe und des Medizinsystems erschweren demnach die eindeutige Zuordnung von Suchtproblemen. Zugleich wird prognostiziert, dass die aktuell festgestellten niedrigeren Quoten älterer Menschen mit Suchtproblemen künftig weiter steigen werden. Mit anderen Worten: die höheren Suchtbetroffenheiten von Menschen im mittleren Lebensalter erledigen sich nicht von selbst mit zunehmendem Alter, sondern weisen auf einen Kohorteneffekt hin, der das Medizin-, Suchthilfe- und Pflegesystem in Deutschland in den kommenden Jahren herausfordern wird. In einer Studie des Diakonischen Werkes wurde festgestellt, dass ältere und alte Menschen nicht nur schwer Zugänge in das Suchthilfesystem finden, sondern bestehende Angebote der Suchthilfe von älteren Menschen auch kaum wahrgenommen werden: Es wird vor allem deutlich, dass ältere Menschen, die in Altenpflegeheimen leben, schon bei ihrer Aufnahme hohe Raten von Missbrauch und Abhängigkeit sowohl von Alkohol als auch von Medikamenten/Psychopharmaka aufweisen. Gleichzeitig wird das Suchthilfesystem von älteren Menschen mit Suchterkrankungen nicht in Anspruch genommen beziehungsweise werden keine entsprechenden Angebote vorgehalten. (Diakonisches Werk 2008, S. 14 f.). In der Altenhilfe fehlt Wissen über Suchtprobleme und die entsprechende Qualifikation, mit diesen umzugehen. So kommt die Untersuchung zu dem Schluss, dass Suchterkrankungen im Alter einer- 39 Quelle: Sachberichte der Alkoholberatungsstellen 36

37 seits für ein relevantes Problem gehalten werden, andererseits aber ein Mangel an zielgruppenspezifischen Angeboten besteht. Diesem Mangel muss konsequent, auch auf bezirklicher Ebene, begegnet werden (vgl. Box 3.2-3). Box Sucht im Alter: Handlungsempfehlungen Politik und weitere Entscheidungsträger/innen müssen für das Thema Sucht im Alter sensibilisiert werden, um auch in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für dieses Thema zu fördern. Das Thema Sucht im Alter vorbeugen soll in den Landesgesundheitszielprozess unter dem Gesundheitsziel Selbständigkeit und Lebensqualität im Alter erhalten verankert werden. Die Gesellschaft und jede/r Einzelne sind aufgefordert, sich für Respekt und Wertschätzung gegenüber Menschen aller Generationen einzusetzen. Sucht im Alter muss verstärkt als Thema in lokalen Netzwerken, wie z.b. in den gerontopsychiatrisch-geriatrischen Verbünden, verankert werden. Ziel ist die Qualifikation der professionellen Akteure sowie die Transparenz über Hilfeangebote und Schnittstellen zwischen Akteur/innen, um den Betroffenen den Zugang ins System und das passende Angebot zu erleichtern. Sozial- und Gesundheitsberufe brauchen gesellschaftliche Aufwertung und verbesserte Bedingungen. Rahmenbedingungen für Fortbildung und gewinnbringende Netzwerkarbeit müssen mit politischer Unterstützung geschaffen bzw. verbessert werden. Für eine wirksame Prävention von Suchtproblemen im Alter sollte das Thema Übergang vom Arbeitsleben in den Ruhestand in den Fokus genommen werden. Akteur/innen der Suchthilfe sind aufgerufen, zielgruppenspezifische Angebote zu entwickeln. Es bedarf spezifischer Unterstützungs- und Beratungsangebote für Angehörige, da diese häufig als erste mit einem Suchtproblem im System Familie konfrontiert sind. Das Thema Sucht im Alter soll in die hausärztliche Fortbildung aufgenommen werden. Es gilt, das Medikamentenmanagement für ältere Menschen zu verbessern, um Medikamentenmissbrauch vorzubeugen. Quelle: Dokumentation der Berliner Fachtagung Sucht im Alter vorbeugen vom Menschen mit Behinderungen Bevölkerung mit Behinderungen in Friedrichshain-Kreuzberg Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg waren am genau Menschen mit einer anerkannten Behinderung gemeldet. Mehr als 10 % der Bevölkerung des Bezirks ist demnach anerkannt behindert (Tab ). Die Quote der Menschen mit Behinderungen nimmt URL: Zugriff: Weitere Informationen enthalten zwei Berichte des Bezirksamtes, die 2014 veröffentlicht werden: der Bericht zur Zukunft der Behindertenpolitik im Bezirk und ein Ergebnisbericht zur Auswertung einer schriftlichen Befragung von Menschen mit Behinderung in Friedrichshain- Kreuzberg. Beide Berichte werden online abrufbar sein unter 37

38 mit dem Alter deutlich zu. Während 1,6 % der unter 25-Jährigen eine anerkannte Behinderung aufweisen, sind dies mehr als die Hälfte der über 65-Jährigen und älteren. So sind die überwiegende Mehrzahl der Menschen mit Behinderungen im Bezirk 45 Jahre oder älter. Tabelle 3.3-1: Bevölkerung mit Behinderungen ab 20 GdB nach Altersgruppen, Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Altersgruppe Bevölkerung darunter Menschen mit Behinderungen Anteil Behinderte an der Altersgruppe Anteil an allen Behinderten unter ,4 % 1,6 % ,8 % 1,8 % ,1 % 12,1 % ,3 % 38,4 % 65 und älter ,6 % 46,2 % Gesamt ,4 100 % Stand: , Quellen: Einwohnermelderegister, Bezirkliche Behindertenstatistik, eigene Berechnungen Deutlich wird, wie massiv sich Behinderungen im fortgeschrittenen Lebensalter ballen. So hat die Hälfte der Menschen ab einem Alter von 65 Jahren eine anerkannte Behinderung. Die Behinderungsquote bei den Hochaltrigen ist demgegenüber nochmals deutlich erhöht: über 85 % der 85-Jährigen Einwohner/innen im Bezirk haben eine anerkannte Behinderung Sozialräumliche Verteilung Auf Ebene der Bezirksregionen weist die Südliche Friedrichstadt mit 15,1 Prozent den höchsten Anteil behinderter Menschen auf (Abb ). Die Region mit dem geringsten Anteil ist die Frankfurter Allee Süd (6,2 %), dicht gefolgt von der Frankfurter Allee Nord (6,7 %). Diese Unterscheide sind in erster Linie auf die Altersverteilungen der Bevölkerung in den Bezirksregionen zurückzuführen. So haben die Regionen Frankfurter Allee Süd und -Nord gleichzeitig mit je knapp 34 Jahren das geringste Durchschnittsalter im Bezirk, während die Regionen Karl-Marx-Allee-Nord und -Süd mit dem höchsten Durchschnittsalter im Bezirk (42 bzw. 41 Jahre), auch hohe Anteile an Menschen mit Behinderungen aufweisen (13,8 und 13,0 Prozent). Eine Ausnahme stellt hier die Südliche Friedrichstadt dar, in der es unabhängig vom Alter und in allen Planungsräumen den mit Abstand höchsten Anteil behinderter Menschen im Bezirk gibt. Die Südliche Friedrichstadt kann aufgrund einer Vielzahl an Indikatoren als eine der Bezirksregionen mit den ungünstigsten sozioökonomischen Rahmenbedingungen in Friedrichshain-Kreuzberg bezeichnet werden. 42 Somit dürften die höheren Anteile an Menschen mit Behinderungen, die dort leben, auch auf deren ungünstigere soziale Lage zurückzuführen sein, denn behindert wird vor allem der, der arm ist, und wer behindert ist, wird arm. Behinderung und Armut sind eng miteinander verflochten. (Cloerkes 2007, S. 99) 42 Vgl. Kap. 2 38

39 Abbildung 3.3-1: Menschen mit Behinderungen nach Bezirksregionen, Anteile in % BR 1 - Südliche Friedrichstadt 15,1% Lebensweltlich orientierter Raum BR 2 - Tempelhofer Vorstadt BR 3 - nördliche Luisenstadt BR 4 - südliche Luisenstadt BR 5 - Karl-Marx-Allee-Nord BR 6 - Franfurter Allee Nord BR 7 - Karl-Marx-Allee Süd BR 8 - Frankfurter Allee Süd 6,7% 6,2% 10,3% 12,0% 9,5% 13,8% 13,0% Bezirk Gesamt 10,5% 0% 5% 10% 15% 20% Anteil MmB an EW Stand: , Quellen: Bezirkliche Behindertenstatistik; Einwohnermelderegister, eigene Berechnungen (Darstellung: QPK) Spektrum der Behinderungen im Bezirk Die größte Gruppe bei den definierten Behinderungsarten bezogen auf alle Grade der Behinderung entfällt mit einer Häufigkeit von knapp 21 % auf die Gruppe der Beeinträchtigung der Funktion von inneren Organen (Abb ). In dieser Gruppe stellt die Beeinträchtigung der Funktion von Herz-Kreislauf die mit Abstand am weitesten verbreitete Einzeldiagnose dar. Innerhalb der Gruppe der Querschnittslähmungen, zerebralen Störungen, geistig-seelischen Behinderungen und Suchterkrankungen machen die Behinderungen im Spektrum der psychischen und Suchterkrankungen 43 im Bezirk 67 % aus. Beeinträchtigungen der Gliedmaßen, Blindheit und Sehbehinderungen sowie Sprachstörungen einschließlich Taubheit sind in der Gesamthäufigkeit anerkannter Behinderungen vergleichsweise untergeordnet. 43 Hierzu wurden folgende Behinderungen zusammengefasst: körperlich nicht begründbare Psychosen, Neurosen, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, Störungen der geistigen Entwicklung (geistige Behinderung, Lernbehinderung), Suchtkrankheiten. 39

40 Abbildung 3.3-2: Behinderungsarten nach Häufigkeit ihres Auftretens in % in Friedrichshain-Kreuzberg 44 Beeinträchtigung der Funktion von inneren Organen 25,1% Querschnittl.,zerebr.Störg.,geist.-seel.Beh.,Suchtkr. 22,4% Sonstige und ungenügend bezeichnete Behinderungen 20,3% Behinderungsart Fkt.einschränkung d.ws u.d.rumpfes,deform.brustkorb Funktionseinschränkung von Gliedmaßen Blindheit und Sehbehinderung 4,0% 8,5% 13,0% Spracho.Sprechstörg.,Taubheit,Schwerhörigkt.,Gleichgew.störg. 3,3% Verlust einer Brust o.beider Brüste, Entstellungen u.a. 3,0% Verlust oder Teilverlust von Gliedmaßen 0,4% 0% 10% 20% 30% 40% Anteil an allen auftretenden Behinderungsarten Stand: , Quelle: Bezirkliche Behindertenstatistik, eigene Berechnungen (Darstellung: QPK) 44 Die hier dargestellte Reihenfolge der Behinderungsarten (Stand: ) variiert im Vergleich zu älteren bezirklichen Behindertenstatistiken. Im Gegensatz zu den Statistiken der vorangegangenen Jahre, die alle Behinderungen einer Person dokumentierten, wurde in der bezirklichen Behindertenstatistik 2012 nur die schwerste Behinderung einer Person erhoben. Die Gesamtzahl der Behinderungsarten ist also gleich der Gesamtzahl der Menschen mit Behinderungen. 40

41 3.3.4 Behinderung und Migration In einer Befragung von 80 Menschen mit Migrationshintergrund und Behinderung, die im Jahr 2009 im Auftrag des Bezirksamtes durch ein externes Institut durchgeführt wurde, 45 gaben die Befragten an, dass die wichtigsten Anlaufstellen im Falle von Unterstützungs- und Hilfsbedarf Hausärzte und Familienangehörige sind. Erhebliche Bedeutung kommt hier auch den diversen Beratungsstellen zu. In dieser Befragung nannten nur 10 % der Befragten das Gesundheitsamt mit der Beratungsstelle für erwachsene Menschen mit Behinderungen als Anlaufstelle, wenn sie Beratungsbedarf haben. In einer aktuellen Befragung aus dem Jahr 2012 gaben hingegen 40 % der Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund das Gesundheitsamt als Beratungsadresse an (vgl. Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin 2014). 46 Dies ist eine erfreuliche Entwicklung, die aber auch auf den Wechsel der Beratungsstelle für erwachsene Menschen mit Behinderungen vom Amt für Soziales in das Gesundheitsamt zusammenhängen dürfte. Mehr als die Hälfte der befragten Personen fühlten sich im Jahr 2009 bei Behördenbesuchen selten ausreichend oder gut beraten. Im Rahmen der Befragung im Jahr 2012 gab hingegen deutlich mehr als die Mehrheit der Befragten mit Migrationshintergrund an, dass sie sich sehr gut oder gut beraten fühlt. Damit kann eine Verbesserung der Beratungsqualität für Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg festgestellt werden. Die Frage nach ungedeckten Beratungsbedarfen und gewünschten Unterstützungsangeboten wurde 2009 mit 40 % der Nennungen wie folgt beantwortet: Dolmetscher, Service und feste Ansprechpartner in Behörden. An zweiter Stelle lag der Wunsch, für Schwerhörige und Gehörlose mehr zu tun. Erst nach Rechtsberatung (u. a. wo kann ich welche Ansprüche geltend machen?) folgte der Wunsch nach verstärkter medizinischer und therapeutischer Unterstützung. Im Jahr 2012 fehlte es den Befragten mit Migrationshintergrund in Bezug auf Beratung vor allem an Mehrsprachigkeit und Angeboten in einfacher Sprache (ca. 31 %), gefolgt von Beratungsangeboten speziell für Menschen mit Migrationshintergrund Die Studie Zugänge und Einblicke in das Gesundheitssystem von Migranten mit Behinderungen oder gesundheitlichen Einschränkungen wurde durch die Federas Beratung AG in Zusammenarbeit mit der bezirklichen Beauftragten für Integration und Migration und der bezirklichen Beauftragten für Menschen mit Behinderungen durchgeführt. Ein ausführlicher Ergebnisbericht der Befragung erscheint im II. Quartal

42 Box Behinderung in Friedrichshain-Kreuzberg in Kürze Ein Zehntel der Bevölkerung in Friedrichshain-Kreuzberg hat eine anerkannte Behinderung ab 20 GdB. Nach wie vor müssen Defizite bezüglich der interkulturellen Öffnung der Verwaltung konstatiert werden. Die Quote der Menschen mit Behinderungen nimmt mit dem Alter deutlich zu. Das in der öffentlichen Wahrnehmung dominierende Bild von Behinderungen als erkennbare Beeinträchtigungen an Gliedmaßen, Ohren oder Augen entspricht nicht der Häufigkeit der Behinderungen in der Bevölkerung: Beeinträchtigungen der inneren Organe und psychische Erkrankungen sind die häufigsten Ursachen für eine anerkannte Behinderung. Im Bezirk gibt es erhebliche regionale Schwankungen des Anteils der Menschen mit Behinderungen. Die Gründe hierfür liegen nicht nur in der Altersverteilung in den Bezirksregionen, sondern sind wahrscheinlich auch auf sozialstrukturelle Unterschiede zurückzuführen. Quelle: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin

43 4. Psychiatrie und Sucht 4.1 Psychiatrische Pflichtversorgung Eingliederungshilfe für Menschen mit seelischen Behinderungen Hilfen für Menschen mit psychischen Erkrankungen (einschließlich Suchterkrankungen) werden durch den Bezirk nach den Grundsätzen des Sozialhilferechtes subsidiär im Rahmen der Eingliederungshilfe nach SGB IX und SGB XII erbracht. Wesentliche Zielsetzung der Eingliederungshilfe ist es, behinderten Menschen die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen und sie in die Gesellschaft einzugliedern. Zuständig für die Gewährung von Eingliederungshilfe für Erwachsene ist das Sozialamt als Träger der Sozialhilfe. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist das Jugendamt zuständig. Für Erwachsene unter 27 Jahren ist das Jugendamt zuständig, wenn die oder der Leistungsberechtigte noch Leistungen der Jugendhilfe erhält. Der Personenkreis der Menschen mit psychischen und Suchterkrankungen, die Anspruch auf Eingliederungshilfe für Menschen mit seelischer Behinderung haben, ist durch besondere Steuerungsformen des Angebots an Hilfen (Steuerungsgremien auf bezirklicher Ebene) geprägt. Institutionen wie das bezirkliche Steuerungsgremium Psychiatrie und die bezirkliche Psychiatriekoordination nehmen u. a. die Aufgabe wahr, diese Abstimmung und stetige Anpassung der Leistungen nach Art und Umfang sicherzustellen Betreutes Wohnen Ein Schwerpunkt der Hilfesteuerung für erwachsene Menschen mit seelischen Behinderungen stellt die Vermittlung in betreute Wohnformen dar. Die Entwicklung des Angebots an Wohnraum im Bezirk und der Angebotsmieten stellt die Anbieterseite von Leistungen des betreuten Wohnens für Menschen mit Behinderungen vor Herausforderungen. Es gibt zunehmend Probleme, Wohnraum für die Zielgruppe anzumieten. Insbesondere im Hinblick auf das Prinzip der regionalisierten Versorgung sind Menschen mit psychischen Erkrankungen in doppelter Weise von der Wohnungsknappheit im Bezirk betroffen: zum einen, weil preiswerter Wohnraum knapp wird und zum anderen aufgrund ihrer mit der Behinderung einhergehenden Persönlichkeitseigenschaften, welche sie zu einer für Vermieter/innen in der Regel nicht bevorzugt behandelten Mietergruppe machen. In der Konsequenz führt der Mangel an bezahlbarem Wohnraum auch dazu, dass Nutzer/innen therapeutischer Angebote häufig länger in dieser Umgebung verbleiben, weil zum Auszug eine Wohnung fehlt. Damit wird der Zugang anderer Bedürftiger zu therapeutischen Angeboten gleichsam verstopft. Angebote zum betreuten Wohnen für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung im Land Berlin wurden in einer 2010 erschienenen Studie durch die Katholische Hochschule für Sozialwesen überprüft. 47 Die Untersuchung konzentrierte sich zwar nicht auf Wohnangebote 47 Vgl. URL: Zugriff am:

44 für Menschen mit seelischen Behinderungen, einige Handlungsempfehlungen lassen sich jedoch mit Modifizierungen auch auf diese Angebote anwenden (vgl. Box 4.1-1). Box Wohnen für Menschen mit seelischen Behinderungen: Handlungsempfehlungen Entwicklung einer Gesamtplanung über die Sicherung regionaler betreuter Wohnangebote für das Land Berlin Erarbeitung von Instrumenten und Konzepten für individuellere und sozialraumorientierte Formen des Wohnens Umsetzung von sozialraumorientierten Strategien zur Verbesserung der sozialen Einbindung von Menschen mit seelischer Behinderung in das Gemeinwesen Verbesserung der Zugänglichkeit von stadtteilbezogenen allgemeinen Angeboten für Menschen mit seelischer Behinderung Entwicklung von Finanzierungsmodellen zur Realisierung sozialraumorientierter Arbeit mit Menschen mit seelischer Behinderung Mitwirkung von Vertreter/innen der Behindertenhilfe an regionalen Planungen Realisierung der Partizipation von Menschen mit seelischer Behinderung in Gremien der Behindertenhilfe und der Kommunen i. S. politischer Teilhabe Wohnangebote für ältere Drogenabhängige bedarfsgerecht entwickeln Quelle: Auf der Grundlage der Ergebnisse der Studie der KHSB und einer Abfrage der bezirklichen Arbeitsgemeinschaft Sucht Arbeit und Beschäftigung Spektrum der Beschäftigungsangebote Arbeit und Beschäftigung sind anerkanntermaßen notwendige Voraussetzungen für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Menschen mit seelischen Behinderungen sind besonders gefährdet, den Anforderungen des freien Arbeitsmarktes nicht zu entsprechen. Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber zahlreiche Instrumente einer besonderen Förderung der Beschäftigung und Erwerbstätigkeit von Menschen mit Behinderungen installiert. Im SGB IX sind etwa die Aufgaben der Integrationsämter für die Förderung schwerbehinderter Beschäftigter geregelt. Die Begleitung und Förderung von Empfänger/innen von Grundsicherung für Arbeitsuchende nach SGB II mit Behinderung obliegt den gemeinsamen Einrichtungen der Agenturen für Arbeit und Kommunen (Jobcenter). Neben der Förderung von Beschäftigung auf dem so genannten 1. Arbeitsmarkt bedarf es aber darüber hinausgehender Angebote einer Tagesstrukturierung und Beschäftigung für Menschen mit psychischen und Suchterkrankungen. Einen Überblick über das Spektrum der Angebote zur Tagesstrukturierung und Beschäftigung von Menschen mit seelischer Behinderung in Friedrichshain-Kreuzberg bietet der Wegweiser Arbeit für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. (Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin 2011c) URL: Veröffentlichungen. Zugriff:

45 Instrumentenreform hinterlässt große Lücke Lange Zeit nahmen im Rechtskreis des SGB II die Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung (AGH-MAE, sog. Ein-Euro-Fünfzig-Jobs ) einen wesentlichen Bestandteil der Förderung der Beschäftigung von erwerbsfähigen Menschen mit psychischen oder Suchterkrankungen ein. Durch die Neuordnung der Leistungen der aktiven Arbeitsförderung im Zuge der Instrumentenreform der Bundesagentur für Arbeit wurde ein großer Teil dieser Arbeitsgelegenheiten abgebaut. 49 Auch im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wirken sich nach Einschätzung der Träger sozialintegrativer Beschäftigungsangebote die veränderten Kriterien für die Vergabe der AGH-MAE ungünstig auf sog. arbeitsmarktferne Kundinnen und Kunden des Jobcenters aus also Langzeitarbeitslose, schwer vermittelbare, psychisch und suchtkranke Menschen: Insgesamt seien die Beschäftigungschancen der Menschen, die zwar erwerbsfähig sind, jedoch auf Grund ihrer Erkrankungen und Vermittlungshemmnisse absehbar nicht auf dem 1. Arbeitsmarkt vermittelbar sein werden, durch die Instrumentenreform stark beschnitten worden. 50 Zugleich erweisen sich die im Bezirk verfügbaren niedrigschwelligen Beschäftigungsangebote für psychisch kranke und suchtkranke Menschen, die am Prinzip der Beschäftigungsförderung ansetzen, aber nicht auf eine Arbeitsmarktintegration hinwirken, als überausgelastet. Die Zuverdienstangebote sind im Bezirk stark beschränkt. Die Kapazität beläuft sich pro Jahr auf ca. 65 Plätze, die im Jahr 2012 mit etwa 80 Nutzer/innen belegt waren. Die im Zuge der Instrumentenreform entstehende Lücke für Arbeitsangebote für Menschen, die als nicht vermittelbar in den 1. Arbeitsmarkt gelten kann durch diese Angebote nicht ansatzweise geschlossen werden. Es wird vielmehr Bedarf an einer erheblichen Ausweitung der Kapazitäten für Beschäftigungsangebote gesehen. Ein Weg dazu ist das Konzept der betreuten Arbeit, das durch den Träger KommRum e. V. im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg bereits realisiert wird. Derzeit wird geprüft, inwiefern dieses Modell auch im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg installiert werden kann. Ungeachtet dessen sollten weitere Möglichkeiten dafür erschlossen werden, Menschen mit seelischer Behinderung, die erhebliche Vermittlungshemmnisse für den 1. Arbeitsmarkt aufweisen, durch niedrigschwellige Beschäftigung Angebote zur sozialen Teilhabe zu machen Bezirkliches psychosoziales Netzwerk PSAG und Fach-Arbeitsgruppen Laut 7 des Berliner Gesetzes für psychisch kranke Menschen (PsychKG) müssen in den Bezirken Psychosoziale Arbeitsgemeinschaften (PSAG) gebildet werden. Die PSAGen zie Eine Förderung von AGH in der Entgeltvariante ist durch die Neuregelung des 16d SGB II nicht mehr möglich und wird durch die neue Eingliederungsleistung Förderung von Arbeitsverhältnissen (FAV) gem. 16e SGB II ersetzt. Die Förderdauer der Teilnehmenden an den FAV wurde innerhalb eines Zeitraums von 5 Jahren auf 24 Monate begrenzt. So die Stellungnahme der AG Arbeit (AG der PSAG Friedrichshain-Kreuzberg) in einem offenen Brief vom April

46 len auf eine verbesserte Koordination und Netzwerkarbeit im Sinne der Sicherstellung der gemeindenahen psychosozialen Versorgung und Qualitätsverbesserung. Die PSAG Friedrichshain-Kreuzberg tagt als Plenum. Daneben existieren ein Vorstand und sechs Arbeitsgruppen. Der Vorstand ist für die Geschäfte der PSAG verantwortlich und leitet die PSAG-Plenen. Außerdem vertritt er die PSAG nach außen und tagt in Kooperation mit der Suchthilfe und Psychiatriekoordination (vgl. Geschäftsordnung der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Friedrichshain Kreuzberg 2007, 5). 51 Die PSAG kann ständige oder zeitliche befristete Fach-Arbeitsgruppen (AG) zu spezifischen Problembereichen einrichten, um ihren Aufgaben nachzukommen. In diesen AGen sind i. d. R. Träger, Fachabteilungen des Bezirksamtes und Kliniken vertreten. Die Arbeitsgruppen tagen in eigener Zeitabstimmung. Sie berichten regelmäßig im PSAG-Plenum über relevante Entwicklungen. Psychiatriebeirat Ein weiteres Gremium der psychosozialen Versorgung im Bezirk ist der Psychiatriebeirat. Der Psychiatriebeirat besteht aus fachkundigen und stimmberechtigten Mitgliedern, die vom für Gesundheit zuständigen Mitglied des Bezirksamtes jeweils für eine Legislaturperiode ernannt werden: Der Psychiatriebeirat berät das für das Gesundheitswesen zuständige Mitglied des Bezirksamtes in allen Fragen der Strukturentwicklung und psychosozialen Versorgung und ist vor grundsätzlichen Planungs- und Strukturentscheidungen zu hören ( 3 IV Gesundheitsdienst-Gesetz, GDG). Steuerungsgremium Psychiatrie Das Steuerungsgremium Psychiatrie (SGP) ist eine Arbeitsgruppe. Das SGP setzt sich aus der Psychiatriekoordinatorin und jeweils einer/einem Vertreter/in des Fallmanagements, des Sozialpsychiatrischen Dienstes und der Leistungserbringer aus der Pflichtversorgung zusammen. Das Steuerungsgremium Psychiatrie kann bereichsbezogen in Steuerungsgremium Allgemeine Psychiatrie und Steuerungsgremium Sucht differenziert werden. Dies ist in Friedrichshain-Kreuzberg der Fall. Im SGP geht es um die Steuerung und Koordination von Hilfsangeboten durch fachbezogene Empfehlungen. Dabei werden über den individuellen Bedarf des Betroffenen und mögliche bedarfsorientierten Maßnahmen der Eingliederungshilfe (z. B. TWG, BEW, Einzelfallhilfe usw.) beraten. Gerontopsychiatrisch-Geriatrischer Verbund 52 Aus einer AG der PSAG hat sich im Jahr 2003 der Gerontopsychiatrisch-Geriatrische Verbund Netzwerk für ältere Menschen in Friedrichshain-Kreuzberg (GGV) als eigenständiger Verbund von mehr als 30 Einrichtungen aus den Bereichen Pflege, Altenhilfe, Geriatrie, Ge Vgl. URL: Psychiatriekoordination, Zugriff: Nach dem Abbau der Stelle Altenhilfekoordination in der Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit (der durch das Personalabbaukonzept des Berliner Senats notwendig wurde) muss die Form der Einbindung des GGV in die bezirkliche psychosoziale Gremienstruktur ggf. neu justiert werden. 46

47 rontopsychiatrie, Klinik und Verwaltung etabliert. In jedem Bezirk existiert ein GGV, der sich jeweils eine Geschäftsordnung gibt. Die Organisationsstruktur ist nicht einheitlich geregelt. In Friedrichshain-Kreuzberg wird im PSAG-Plenum über Aktivitäten des GGV berichtet, einige Mitglieder des GGV sind zugleich Mitglieder im PSAG-Plenum. Abbildung 4.1-1: Organigramm der psychosozialen Gremien Friedrichshain-Kreuzberg Stand: Januar

48 4.2 Suchtprävention Ergebnisse der Berliner Suchthilfestatistik 53 Altersverteilung substanzbezogener Störungen 2010 Die Berliner Suchthilfestatistik gibt einen Überblick über diagnostische Angaben zum primären Betreuungsanlass der Patienten, die in Berlin suchtspezifische Hilfe in Anspruch nehmen (vgl. Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales 2011). Box Zur Altersverteilung substanzbezogener Störungen in Berlin, 2010 Ein Zehntel der wegen Cannabis in der Berliner Suchthilfe im Jahr 2010 Behandelten war unter 18 Jahren alt 20 % waren nicht älter als 20 Jahre. Vergleichbar hohe Anteile an jungen Klient/innen zeigten sich bei keiner anderen substanzbezogenen Störung. Etwa die Hälfte aller ambulant und stationär Behandelten war jünger als 25 Jahre. Zwei Drittel der wegen Alkohol Behandelten waren 40 Jahre und älter. Behandlungen aufgrund Cannabis bezogener Störungen sind mit zunehmendem Alter seltener. Möglicherweise geht der Konsum von Cannabis im mittleren Lebensalter zurück (These vom jugendlichen Probierverhalten ). Vorstellbar ist es aber auch, dass die aktuell hohe Zahl der jugendlichen Cannabiskonsumenten zu einer künftig erhöhten Zahl der behandelten Cannabiskonsumenten im mittleren und höheren Erwachsenenalter führen (These vom Kohorteneffekt ). Opioid- und Kokainkonsum führt vor allem im mittleren Lebensalter ca. zwischen 25 und 45 Jahren zu einer ambulanten oder stationären Behandlung. Aus der Patientendokumentation des Krankenhauses Count Down 54 geht hervor, dass das durchschnittliche Alter der Behandelten bei Erstkonsum von Cannabis im Jahr 2012 bei 14 Jahren lag. Quellen: Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales 2011, Patientendokumentation Count Down Latenzzeiten zwischen Erstkonsum und Behandlung Die Berliner Suchthilfestatistik 2010 gibt Aufschlüsse über die Therapielatenz also die Dauer zwischen dem Zeitpunkt des ersten Konsums einer Substanz bzw. erstem Glücksspiels und dem Eintritt in eine ambulante oder stationäre Behandlung. An der Darstellung der Therapielatenzen wird deutlich, dass die Mehrheit der wegen Opioid- bzw. Cannabiskonsum Behandelten ca. zwischen 5 und 10 Jahren nach Erstkonsum in die Suchthilfe gelangen. Die längste mittlere Therapielatenz zeigt sich für Alkohol: hier dauert es im Schnitt Die Berliner Suchthilfestatistik wird jährlich auf der Grundlage des Deutschen Kerndatensatzes zur Dokumentation im Bereich der Suchtkrankenhilfe (KDS) erstellt. Die Berliner Suchtkrankenhilfe zählt zu den größten Versorgungssystemen im Suchtbereich in Deutschland. Eine Einrichtung des Drogentherapie Zentrum e. V.. Die Dokumentation wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt. 48

49 Jahre, bis ein/e Alkoholkonsument/in so stark geschädigt ist, dass eine Suchthilfebehandlung notwendig wird. Abbildung 4.2-1: Therapielatenzen legaler und illegaler Drogen in Berlin Quelle: Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales 2011 Die konkreten Ursachen hierfür können nur diskutiert werden: so ist es vorstellbar, dass ein exzessiver Alkoholkonsum, der zu einer stationären oder ambulanten Suchthilfe führt, erst am Ende einer langen Abhängigkeitsbiographie steht, die zwar zeitig beginnen mag, aber offenbar lange Zeit unauffällig bleibt: Alkohol ist wie Tabak in weiten gesellschaftlichen Kreisen als alltägliches Genussmittel akzeptiert. Problematischer Konsum wird hier offenbar nur in Extremfällen angenommen. Migration und Sucht In Berlin hat ungefähr ein Viertel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Geht man davon aus, dass Menschen mit Migrationserfahrung schwieriger Zugang zu Suchthilfeangeboten finden (Box 4.2-2), so wäre anzunehmen, dass sie auch in der Suchthilfestatistik unterrepräsentiert sein müssten. Die Anteile der Betroffenen mit Migrationserfahrung sind jedoch bei einzelnen Störungen überproportional hoch. Dies betrifft vor allem ambulant behandelte Störungen auf der Grundlage von Kokain (34 % der Behandelten mit Migrationshintergrund) und pathologischem Glücksspiel (33,5 % der Behandelten mit Migrationshintergrund). Unter Annahme eines grundsätzlich schlechteren Zuganges für Menschen mit Migrationshintergrund in das Suchthilfesystem sind auch die Anteile derer, die wegen Opioiden und Cannabis ambulant (27,8 % bzw. 19,3 % der Behandelten haben Migrationshintergrund) und wegen Kokain bzw. Opioiden stationär (25 % bzw. 16,4 % der Behandelten haben Migrationshintergrund) behandelt wurden, als hoch einzustufen (Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales 2011, S. 27). Ein Fokus der Suchtprävention sollte daher berlinweit auch vor dem Hintergrund des Themas Sucht im Alter auf der Förderung muttersprachlicher Beratungskompetenzen und im Bereich der Kulturmittlung liegen. 49

50 Box Wissenswertes zum Thema Migration und Sucht Drogenabhängigkeit steht bei Migrant/innen in Deutschland an dritter Stelle psychischer Störungen. Noch häufiger treten psychosomatische und depressive Syndrome auf. Posttraumatische Belastungsstörungen und Psychosen haben eine niedrigere Inzidenz als Drogenabhängigkeit. Die jugendlichen russlanddeutschen Spätaussiedler/innen in Deutschland bilden eine besondere soziale Risikogruppe, die überproportional häufig desintegrierte Lebensläufe aufweist, einschließlich Suchtverhalten und Devianz. Nach wie vor stellt der Zugang zu Migrant/innen, die entsprechende Versorgungseinrichtungen häufig nur vermittelnd in Anspruch nehmen, eine besondere Herausforderung dar. Muttersprachliche Mediator/innen in der präventiven, aber auch in der kurativen Versorgung können helfen, Barrieren zu überwinden und den Zugang zum Gesundheitssystem zu erleichtern. Studien, die Erklärungsmodelle für Abhängigkeitserkrankungen von Aussiedler/innen aus der ehemaligen Sowjetunion, Migrant/innen aus der Türkei und einheimischen Deutschen untersucht haben, bestätigen die Annahme kultureller Unterschiede in den Erklärungsmodellen abhängigen Verhaltens, die zu Verständigungsproblemen mit den Mitarbeiter/innen der Versorgungseinrichtungen führen können. Die im Vergleich zu Deutschen geringere Inanspruchnahme des Gesundheitssystems durch Betroffene mit einem Migrationshintergrund beruht demnach auch auf einem unterschiedlichen konzeptuellen Verständnis von Abhängigkeit und den im gegebenen Fall aufzusuchenden Hilfestrukturen. Auch ist die Übersetzung medizinischer Begriffe oder die von Alltagskonzepten jenseits einer reinen sprachlichen Übersetzung nicht ohne Berücksichtigung des jeweiligen kulturellen Kontextes, der mit den entsprechenden Begriffen verbunden ist, möglich. Quelle: DBDD 2013, S Aktuelle Herausforderungen an Suchthilfe und -prävention 55 Alkohol, Tabak, Mischkonsum Im Jahr 2012 haben in Friedrichshain-Kreuzberg 788 Menschen die Angebote der bezirklichen Alkohol- und Medikamentenberatungsstellen in Anspruch genommen und damit 29 mehr als im Vorjahr. In 83 % der Fälle wurde Alkoholmissbrauch bzw. -abhängigkeit als Hauptdiagnose gestellt. Eine Tabakabhängigkeit wurde nur in 2 Fällen diagnostiziert. Zugleich wird festgestellt, dass die wenigsten Klient/innen wegen einer reinen Alkoholabhängigkeit eine Beratungsstelle aufsuchen. In den meisten Fällen gibt es vielmehr begleitenden Konsum illegaler Drogen; viele Klient/innen zeigen einen riskanten Konsum und einige weisen manifeste mehrfache Abhängigkeiten auf. Dabei geht es um ein breites Spektrum illegaler Drogen und ihre verschiedenen Mischungen. Diese neuen, teilweise unbeschränkt über das Internet erhältlichen, synthetischen Drogen werden auch in der Suchtkrankenhilfe als kaum überschaubare Herausforderung gesehen. Die Risikobewertung von Mischkonsum sollte nicht auf das Muster eines zeitlich bestimmbaren Drogengebrauchs im Partysetting beschränkt bleiben. Die unterschiedliche Wirkung ver- 55 Die Schlussfolgerungen dieses Abschnittes beruhen u. a. auf aktuellen Einschätzungen der freien Träger der bezirklichen Suchthilfe und -prävention. Ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. 50

51 schiedener Drogen wird vielmehr auch im Alltag bewusst eingesetzt, um aufputschende oder beruhigende Wirkungen zu erzeugen. Erschreckend ist die hohe Verbreitung des Rauchens auch bei der Beratung von Abhängigen: es gibt kaum Klient/innen, die nicht Tabak konsumieren. Warum sich dies nicht bei der Häufigkeit der Hauptdiagnosen (s. o.) widerspiegelt Doppel- und Mehrfachdiagnosen Bereits seit Längerem beschäftigen sich die Beratungsstellen mit der Thematik der Doppelund Mehrfachdiagnosen von Suchtkranken. Am häufigsten darunter sind Depressionen. Häufiger auftretende Muster von Doppel- und Mehrfachdiagnosen sind z. B. Alkohol- und Kokain-Abhängigkeit mit Bulimie und Suizidalität Medikamenten-Abhängigkeit mit Opioiden, Benzodiazepinen, Depression, Sozialer Phobie, Selbstverletzungen und Traumatisierung in der Lebensgeschichte Traumatisierung und Depression mit Schmerzerkrankung und Alkoholabhängigkeit Alkohol- und Cannabis-Abhängigkeit mit Impulskontrollstörung und Depression Für diese Personengruppen ist es oft schwierig, das passende Behandlungsangebot zu finden. Für die Behandlung der psychischen Probleme muss erst die Substanz-Abstinenz erreicht werden, was wiederum aufgrund der psychischen Probleme schwierig ist. Cannabis Aktuell wird insbesondere zur Cannabisprävention im Bezirk ein Defizit konstatiert. In der Beratung wird festgestellt, dass gemeinsame Konzepte von Suchtberatung, Jugendamt und den Schulen über Handlungsempfehlungen beim Dauerkonsum fehlen. Die Frage der kontrollierten Abgabe von Cannabis durch ein bezirkliches Modellprojekt wird kontrovers diskutiert. 56 Es wird empfohlen, einem Modellprojekt einen präventiven Charakter zu geben. Dies muss mit einem konsequenten und überbezirklich abgestimmten verhaltensund verhältnispräventiven Ansatz einhergehen. Illegale Drogen Die in Berlin im Jahr 2013 eröffnete Diamorphin-Ambulanz kann eine Lücke im Berliner Suchthilfe-System schließen. Die bezirklichen Einrichtungen der Suchthilfe sollten diese Erweiterung des Spektrums angebotener Hilfen in ihre Arbeit mit einbeziehen. Aufgrund der positiven Erfahrungen mit Diamorphinvergabe wird diskutiert, ob diese die Methadon- und Polamidonvergabe ersetzen sollte. Zugleich wird Bedarf an einer kritischen Reflexion der Zulassung zur Substitution geäußert. Möglicherweise werden Substitutionsbehandlungen in Fällen ermöglicht, in denen alternative Hilfeangebote besser geeignet sind. 56 Die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg hat mit Beschluss vom das Bezirksamt aufgefordert, die nötigen Schritte für eine lizenzierte Abgabe von Cannabisprodukten im Bezirk einzuleiten (Drucksache DS/0807/IV, URL: Zugriff:

52 Tilidin Ferner bedarf es gezielter Angebote für Tilidin-Konsument/innen, sowohl im Rahmen der Suchthilfe als auch der Prävention. Hierbei wird auch Unsicherheit über die Zuständigkeit der Beratungseinrichtungen geäußert. Tilidin ist offiziell ein Medikament, gleichzeitig erfolgt die Beschaffung in der Regel auf illegalem Weg. Hinzu kommt, dass auch in Fachkreisen bislang wenig Information über Konsumenten, Beschaffungswege und Behandlungsmöglichkeiten vorliegt. Kinderschutz und Sucht Drogenkonsum scheint bei jungen Menschen insbesondere an den Wochenenden und im Partysetting dazu zugehören. Der Konsum von Cannabis ist trotz der Illegalität dieser Droge im Jugendalter weit verbreitet. Es gibt erheblichen Bedarf an einer offensiven Aufklärungsarbeit, der durch repressive Maßnahmen nicht erfüllt werden kann. Weit verbreitet im Jugendalter ist auch der häufige Umgang mit Medien wie Computern oder Smartphones. Auch diesbezüglich wird ein Fehlen effizienter Beratungs- und Hilfsangebote insbesondere auf Bezirksebene konstatiert. Das Thema Rauchen vor dem Schulgelände ist u. a. an weiterführenden Schulen von besonderer Bedeutung. Diese wird offenbar nicht nur von den Konsument/innen, sondern auch in den Schulen unterschätzt. In Einrichtungen der Suchthilfe für Konsument/innen illegaler Drogen ist eine Zunahme Suchtkranker mit Kinderwunsch oder Kleinkindern zu verzeichnen. Zur Verhinderung generationsübergreifender Störungsfelder wird hier Interventionsbedarf angemeldet. Schließlich fällt auf, dass Selbsthilfeangebote vorrangig auf den Bereich Alkohol konzentriert sind und vor allem Erwachsene ansprechen. Für junge Menschen mit Suchtproblemen sind Selbsthilfemaßnahmen kaum feststellbar hier sollten künftige neue Angebote geprüft werden. 52

53 Box Herausforderungen an Suchthilfe und -prävention Angesichts des immer weiter zunehmenden und sich diversifizierenden Angebotes an Drogen und Substanzmischungen ist die Strategie, Drogenkonsum durch Illegalisierung einzelner Substanzen zu bekämpfen, gescheitert. Insbesondere die legalen Einstiegsdrogen Alkohol und Tabak werden wegen ihrer gesundheitlichen Wirkungen und ihres Suchtpotenzials in allen Altersgruppen offenbar unterschätzt. Bei jungen Menschen gehört Drogenkonsum im Partysetting offenbar dazu. Daneben werden verschiedene Drogen aufgrund ihrer unterschiedlichen Wirkung aber auch gezielt zur Leistungssteigerung oder dem Stressabbau im Alltag eingesetzt. Konzepte zum Umgang mit weichen illegalen Drogen wie Cannabis fehlen. Vor allem Angehörige und Bezugspersonen in Schule, Ausbildung und Beruf sind nicht selten überfordert und benötigen Unterstützung. Im Hinblick auf die Vielzahl an neuen Fragestellungen und Problemen, denen sich Suchtberatung und Suchthilfe ausgesetzt sieht, sollten gesundheitspolitische Prioritäten gesetzt werden. Die Gesundheitsberichterstattung im Bereich Sucht sollte auch die bezirkliche Ebene zum Gegenstand haben. Ein entsprechender Modellversuch Suchtmittelkonsum von Berliner Schülerinnen und Schülern der Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Steglitz- Zehlendorf wird derzeit durchgeführt. Mit den Ergebnissen wird im Herbst 2014 gerechnet. 4.3 Bezirkliche Psychiatrieplanung Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hat sich im Jahr 2013 auf den Weg gemacht, eine bezirkliche Psychiatrieplanung zu erstellen, deren Ergebnisse bereits im Jahr 2014 vorgelegt werden. Auf der Grundlage einer Bestandserfassung über die Vernetzungsstrukturen im regionalen psychiatrischen Versorgungssystem werden in enger Zusammenarbeit mit den Leistungserbringern Entwicklungen bewertet und Handlungsziele und -empfehlungen ausgearbeitet. Aktuelle Psychiatrieplanungen liegen bisher in den Bezirken Reinickendorf und Lichtenberg vor. Auf der Grundlage der gesetzlichen Regelungen sind die Öffentlichen Gesundheitsdienste der Bezirke nicht zur Suchtprävention aufgefordert. Sie haben lediglich die Aufgabe der Koordination, Planung und Steuerung der [...] Suchthilfe ( 1 Abs. 3 GDG) und entsprechende personelle Kapazitäten zur Verfügung zu stellen (Suchthilfekoordination). In der Praxis lässt sich Suchthilfe jedoch nicht von Suchtprävention trennen und die Nachfrage nach bezirklichen, d. h. regional spezifischen Präventionsangeboten ist in Friedrichshain-Kreuzberg wie in allen anderen Bezirken außerordentlich hoch. Dies muss sich auch in der bezirklichen Psychiatrieplanung niederschlagen. Folgende Themenschwerpunkte werden beleuchtet: Junge Erwachsene Arbeit Wohnen 53

54 Zusammenarbeit Monitoring Perspektiven der bezirklichen Suchtprävention Die bezirkliche Psychiatrieplanung soll eine Lücke füllen, die sich aus Sicht des Bezirkes auch aus der nicht aktualisierten Landes-Psychiatrieplanung ergibt. In der aktuellen Psychiatrieplanung des Bezirks Lichtenberg heißt es dazu: Mit dem Berliner Psychiatrieentwicklungsprogramm (PEP) existiert seit Mitte der 90er Jahre eine verbindliche Planungsgrundlage für die regionalisierte psychiatrische Versorgung in den Berliner Bezirken. Das PEP bedeutete seinerzeit einen großen Fortschritt hin zu einer modernen Sozialpsychiatrie und war bundesweit beispielgebend. Dieses dem Grunde nach sehr sinnvolle Konstrukt bildete über eine lange Zeit den fachlichen Rahmen für die regionale Ausgestaltung der Berliner Psychiatrie. Mittlerweile gibt es jedoch eine ganze Reihe neuer fachlicher und politischer Faktoren, welche sich auf die Steuerung der bezirklichen Hilfesysteme auswirken. Das betrifft z.b. die wachsende Dynamik in der Versorgungslandschaft nach Abschaffung der Trägerbudgets, Kostensteigerungen bei zuwendungsfinanzierten Projekten, steigende Klientenzahlen im Hilfesystem insgesamt, komplexere Krankheitsbilder, eine sich offensichtlich verjüngende Klientel usw. 57 Der Bezirk setzt sich dafür ein, dass das Berliner Psychiatrie-Entwicklungsprogramm aus dem Jahr 1997 überprüft und aktualisiert fortgeschrieben wird. 57 Bezirksamt Lichtenberg von Berlin (2013), Lichtenberger Psychiatrieplanung Online: Zugriff:

55 5. Perspektiven 5.1 Gesundheitsförderung und Prävention Kinder und Familien Bereits 1996 wurde im damaligen Berliner Bezirk Kreuzberg im Rahmen der 1. bezirklichen Gesundheitskonferenz hoher Bedarf nach Vernetzungsstrukturen rund um die Geburt geäußert. Als Zielstellung wurde formuliert, dass insbesondere Schwangere und junge Familien mit besonderem gesundheitlichen und sozialen Unterstützungsbedarf mit Angeboten zur Gesundheitsförderung und psychosozialen Versorgung erreicht werden sollen. Mit dem Arbeitskreis Rund um die Geburt wurde der Versuch unternommen, in der Phase, in der Schwangere und Familien besonders ansprechbar sind, ein Unterstützungssystem aufzubauen. Durch enge Kooperation aller in diesem Versorgungs- und Betreuungsbereich Tätigen wurden gemeinsame Konzepte und Angebote entwickelt, um Versorgungslücken zu schließen, Defizite zu beheben und Doppelangebote zu vermeiden (vgl. Abb ). Abbildung 5.1-1: Bezirkliches Netzwerk Arbeitskreis Rund um die Geburt Quelle: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin 2013 Nach Verabschiedung des Bundes-Kinderschutzgesetzes und der Umsetzung des Berliner Rahmenkonzepts zur Verwaltungsvereinbarung Bundesinitiative Netzwerk Frühe Hilfen und Familienhebammen wird der Arbeitskreis als Basis-Modul in die bezirkliche Netzwerkentwicklung Frühe Hilfen integriert. 58 Vgl. im Detail: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin

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