Information. Schlüsseldaten zur Verschuldungssituation in ausgewählten. Stand: April
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- Reinhardt Amsel
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1 Information Schlüsseldaten zur Verschuldungssituation in ausgewählten Eurostaaten Stand: April
2 Vorwort X Vorwort Europäische Staatsschulden im Blick behalten Eine über Jahre hinweg unsolide Haushaltspolitik hat in einigen Mitgliedsstaaten der Euro-Zone die Staatsschulden deutlich ansteigen lassen. In der Finanz- und Wirtschaftskrise haben konjunkturstabilisierende Ausgaben einerseits und fehlende Einnahmen infolge der verminderten Produktionsaktivität andererseits die Lage zugespitzt. Die Entwicklung gipfelte in der Euro-Schulden-Krise. In der öffentlichen Debatte werden viele verschieden Kennzahlen debattiert. Die vorliegende Publikation gibt Ihnen einen detaillierten Überblick über die wichtigsten real- und finanzwirtschaftlichen Kenngrößen einiger Euro-Staaten. Bertram Brossardt 30. April 2014
3 Inhalt X Inhalt 1 Schlüsseldaten zur Verschuldung Übersicht Wichtige realwirtschaftliche Daten Staatsschulden in der Eurozone Datenübersicht zu hochverschuldeten Staaten der Eurozone... 4 Glossar... 6 Ansprechpartner... 8 Impressum... 8
4 Schlüsseldaten zur Verschuldung 1 1 Schlüsseldaten zur Verschuldung Die wichtigsten Daten auf einen Blick 1.1 Übersicht Die Verschuldungssituation von verschiedenen Staaten in der Eurozone hatte in jüngerer Vergangenheit strukturelle Anpassungen notwendig gemacht. Dabei wurden und werden Kennzahlen diskutiert, die Aufschluss über die finanzielle Situation der Staaten geben. Die wichtigsten Größen für die Analyse der Lage sind: Schuldenstand Kreditmarktschulden im weiteren Sinne; i.h.v. BIP Finanzierungssaldo Saldo aus Einnahmen und Ausgaben in des BIP, ein negativer Saldo bedeutet Neuverschuldung und erhöht den Schuldenstand Refinanzierungsbedarf fällige Kredite / Umschuldung, d.h. wie viel muss im laufenden Jahr / zum Stichtag (noch) an die Gläubiger gezahlt werden; i.h.v. BIP Rendite auf Staatsanleihen Vom Kapitalmarkt geforderte Rendite am Sekundärmarkt für Staatsanleihen, die für die Umschuldung (d.h. Deckung) notwendig sind; Quartalsdurchschnitt Zinslast Zinsausgaben auf den Schuldenstand; gebundene Haushaltsmittel, die weder zur Tilgung noch für andere Ausgaben zur Verfügung stehen. Die genannten Größen stehen miteinander in Beziehung und beeinflussen sich gegenseitig. Ein als schlecht zu beurteilender Wert alleine reicht nicht aus, um von einem Problemland zu sprechen. Dies ergibt sich erst aus dem Zusammenwirken der einzelnen Faktoren sowie weiteren realwirtschaftlichen Größen (siehe nächste Seite). Tabelle 1 Schlüsseldaten zur Verschuldung Angaben 2013 (in des BIP; Rendite in ) Schuldenstand Zinslast Finanzierungssaldo Refinanzierungsbedarf 2015 f ab März Rendite auf Staatsanleihen 4. Quartal 2013 qoq Griechenland 175,1 4,0-12, ,6 % -15,9 % Italien 132,6 5,1-3, ,2 % -6,9 % Spanien 93,9 3,4-7, % -8,4 % Portugal 129,0 4,3-4, ,1 % -10,6 % Irland 123,7 4,5-7, ,6 % -9,3 % Deutschland 78,4 2,2 0, ,7 % +1,2 %
5 Schlüsseldaten zur Verschuldung Wichtige realwirtschaftliche Daten Zu den beachtenswerten realwirtschaftlichen Größen mit Bezug zur Schuldenproblematik einzelner Länder gehören (Daten siehe Kapitel 2): Wachstum Zu- oder Abnahme der Produktion einer Volkswirtschaft, beeinflusst Schuldenhöhe, Zinslast und Steuereinnahmen sowie die zu zahlende Rendite auf Staatsanleihen (u.a. über Einstufung durch Rating- Agenturen) Leistungsbilanzdefizit Eine Volkswirtschaft importiert mehr Waren und Dienstleistungen, als sie exportiert. Folge: Verschuldung im Ausland (i.e. Schuldenlast) Arbeitslosenquote beeinflusst mittelbar die Handlungsfähigkeit eines Staates, da dessen Haupteinnahmequellen (Lohn-, Einkommens- und Umsatzsteuer) sowie auch Ausgaben unmittelbar von deren Höhe abhängen 1.3 Staatsschulden in der Eurozone a) In nahezu allen Euro-Ländern sind die Staatsschulden im Zuge der Wirtschaftsund Finanzkrise bei unterschiedlicher Ausgangslage stark gestiegen. Hintergründe waren konjunkturfördernde Maßnahmen / Kosten zur Stabilisierung des Finanzsektors, fehlende Einnahmen durch die verminderte wirtschaftliche Produktionsaktivität. b) In nahezu allen betrachteten Ländern wurden im Jahre 2013 die Maastricht- Kriterien nicht eingehalten, da sowohl der Finanzierungssaldo (Nettoneuverschuldung) über 3,0 gemessen am BIP, als auch der Schuldenstand höher als 60,0 des BIP lag. Ausnahmen stellen Deutschland (0,0 ) und Italien (-3,0 ) beim Finanzierungssaldo dar. c) Auf Seite der realwirtschaftlichen Größen zeigen sich bei einem Zusammentreffen von geringem Wachstum, einer hohen Arbeitslosenquote und einem Leistungsbilanzdefizit schlechte Ausgangsbedingungen, um die Verschuldung aus eigener Kraft zurückzuführen. d) Zusätzlich zeichnen sich die Länder mit Problemen durch eine Verbindung aus hoher Zinslast, einem überdurchschnittlichen Refinanzierungsbedarf gemessen am BIP sowie steigenden Renditen auf Staatsanleihen aus.
6 Schlüsseldaten zur Verschuldung 3 Diese Ausgangslage kann eine Volkswirtschaft in einen Kreislauf aus Haushaltsnotlage mit steigenden finanziellen Verpflichtungen (Zinslast und Tilgungsausgaben) sowie steigenden Zinsen auf Staatsanleihen (Refinanzierung zu ungünstigen Konditionen) führen. Ohne externe Stützmaßnahmen und Option auf einen Währungsschnitt führt das tendenziell in den Staatsbankrott.
7 ausgewählten Eurostaaten Schlüsseldaten zu hochverschuldeten Staaten der Eurozone 4 2 Datenübersicht zu hochverschuldeten Staaten der Eurozone Tabelle 2 Übersicht relevanter Daten Angaben ( p = vorläufig; f = Prognose) Einheit Jahr Griechenland Italien Spanien Portugal Irland Deutschland Frankreich BIP BIP / Kopf Wachstum BIP Prognose BIP (EU) Arbeitslosenquote Leistungsbilanz (Saldo) Mio. Euro Euro Mio. Euro ,9-1,9-1,3 f -1,4 0,3 f 0,4 0, ,0-2,4-1,6-3,2 0,2 0,7 0, f 2,9 1,2 1,7 1,5 2,9 2,0 1, f 0,6 0,6 1,0 0,8 1,8 1,8 1, ,3 12,2 26,4 16,5 13,1 5,3 10, ,3 10,7 25,0 15,9 14,7 5,5 10,
8 ausgewählten Eurostaaten Schlüsseldaten zu hochverschuldeten Staaten der Eurozone 5 Angaben ( p = vorläufig; f = Prognose) Einheit Jahr Griechenland Italien Spanien Portugal Irland Deutschland Frankreich Schuldenstand Schuldenstand / BIP Mio. Euro ,1 132,6 93,9 128,3 123,7 78,4 93, ,2 127,0 86,0 123,7 117,4 81,0 90,6 Wachstum Schuldenstand ,9 4,0 8,6 4,3 5,4-0,6 4, ,4 4,3 20,0 10,4 13,7 3,9 6,8 Finanzierungssaldo Zinslast Zinslast / BIP Langfristige Rendite für Staatsanleihen Refinanzierungsbedarf in den kommenden Jahren (Jahressumme; 2014 Refinanzierungsbedarf bis Jahresende) Refinanzierungsbedarf in des BIP (2014 Refinanzierungsbedarf bis Jahresende) Mio. Euro Mio. Euro ,7-3,0-7,1-4,9-7,2 0,0-4, ,9-3,0-10,6-6,4-8,2 0,1-4, ,9 4,9 3,3 4,3 4,3 2,1 2, ,3 5,4 3,1 4,3 3,6 2,3 2,6 Q1/2014 7,6 3,6 3,6 4,9 3,2 1,6 2,3 Q4/2013 8,6 4,2 4,2 6,1 3,6 1,7 2, f / f 3,7 13,8 11,3 7,8 2,1 5,5 8,6 03/ ,2 18,0 14,2 15,1 0,0 5,8 12,4
9 Glossar 6 Glossar Arbeitslosenquote BIP Bruttokreditaufnahme Finanzierungssaldo / Neuverschuldung Leistungsbilanz Refinanzierung (Bestandteil der Bruttokreditaufnahme; auch Tilgungsausgaben) Quelle EuroStat, wird über die EU Labour Force Survey erhoben und weicht daher von der deutschen ab. Zwischen den Ländern harmonisiert und daher vergleichbar. Maß für die gesamtwirtschaftliche Produktionsaktivität einer Volkswirtschaft in einer Periode. Die Bruttokreditaufnahmen setzen sich zusammen aus den Kreditaufnahmen zur Refinanzierung der Tilgungsausgaben und der Neuverschuldung bzw. Nettokreditaufnahmen. Die Bruttokreditaufnahme wird nicht durch das Statistische Bundesamt ausgewiesen, kann daher nur geschätzt werden. Der Anteil liegt aber deutlich über der Neuverschuldung. Der Finanzierungssaldo der öffentlichen Haushalte ist der Saldo der bereinigten Ausgaben und Einnahmen zuzüglich beziehungsweise abzüglich des Saldos der haushaltstechnischen Verrechnungen. Übersteigen die Einnahmen die Ausgaben der öffentlichen Haushalte, liegt ein Finanzierungsüberschuss vor. Sind die Ausgaben höher als die Einnahmen ergibt sich ein Finanzierungsdefizit. Ausgewiesen wird im Normalfall der Finanzierungssaldo in Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (entspricht den Maastricht- Kriterien). Ökonomische Größe aller Übertragungen zwischen In- und Ausland. Umfasst die Handels-, Dienstleistungs- und Übertragungsbilanz. Der Handel übernimmt dabei meistens den Hauptteil. Ein Leistungsbilanzdefizit besteht, wenn z.b. mehr importiert wird, als exportiert. Das heißt, dass eine Volkswirtschaft weniger Geld erwirtschaftet, als sie ausgibt dies wird durch Schulden im Ausland finanziert. Tilgungsausgaben (Refinanzierung) auf den Schuldenstand werden fällig, wenn entsprechend den Kreditkonditionen Kredite nach Beendigung ihrer Laufzeit zur Rückzahlung anstehen. Seit 1965 wurden in Deutschland alle fälligen Tilgungsausgaben an die jeweiligen Gläubiger geleistet, jedoch nicht aus Haushaltsmitteln, sondern in voller Höhe durch die Aufnahme neuer Kredite finanziert (Refinanzierung der Tilgungsausgaben). Der Gesamtschuldenstand wurde hierdurch nicht verringert.
10 Glossar 7 Rendite auf Staatsanleihen Schuldenstand Staatsverschuldung Wachstum Zinslast Die langfristigen Renditen öffentlicher Anleihen werden als Monatsdurchschnitt (nicht saisonbereinigte Daten) berechnet. Sie beziehen sich auf Renditen der Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt vor Abzug der Steuern mit einer Restlaufzeit von ungefähr 10 Jahren. Die Anleihe oder der Korb der Anleihen muss regelmäßig ersetzt werden, um Fristigkeitsverschiebungen zu vermeiden. Diese Definition wird in den Konvergenzkriterien der Wirtschafts- und Währungsunion für die langfristigen Zinssätze verwendet, wie es Artikel 121 des Vertrags von Amsterdam und das Protokoll über die Konvergenzkriterien erfordern [Quelle: Europäische Zentralbank (EZB)]. Kreditmarktschulden im weiteren Sinne (Wertpapierschulden, Schulden bei Banken, Sparkassen, Sozialversicherungsträgern, Versicherungsunternehmen und sonstigen in- und ausländischen Stellen ohne Schulden bei öffentlichen Haushalten). Bezeichnung aller Schulden der Gebietskörperschaften eines Staates, in Deutschland: Schulden von Bund, Ländern und Gemeinden, der gesetzlichen Sozialversicherung und des Sondervermögens des Bundes. Am höchsten sind mit 64 die Bundesschulden. Es folgen die Länder mit 30 und die Gemeinden mit 6. Der Gesamtschuldenstand der öffentlichen Haushalte in Abgrenzung des Maastricht-Kriteriums lag im Jahr 2011 bei 81,2 des Bruttoinlandproduktes (BIP). Über die Gläubigersituation gibt es keine genauen statistischen Angaben. Die Bundesbank schätzt, dass Ende 2010 Deutschland mit rund 400 Milliarden Euro bei Kreditinstituten und mit rund Milliarden Euro im Ausland verschuldet war. Daneben haben Privatleute, Sozialversicherungen, Bausparkassen und Versicherungen dem Staat Kapital in Höhe von rund 300 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Der stetige Anstieg (bzw. im negativen Falle: die Schrumpfung) der Produktion im Zeitablauf. Zinsausgaben auf den Schuldenstand; die Zinslast sind gebundene Ausgaben aus den Haushaltsmitteln der öffentlichen Haushalte. Gemessen in des BIP steigt die Zinslast in Deutschland kaum, gemessen in der Einnahmen der öffentlichen Haushalte steigt sie kontinuierlich an.
11 Ansprechpartner / Impressum 8 Ansprechpartner Tobias Kochta Volkswirtschaft Telefon Telefax tobias.kochta@vbw-bayern.de Dr. Benedikt Rüchardt Wirtschaftspolitik Telefon Telefax benedikt.ruechardt@vbw-bayern.de Impressum Alle Angaben dieser Publikation beziehen sich grundsätzlich sowohl auf die weibliche als auch auf die männliche Form. Zur besseren Lesbarkeit wurde meist auf die zusätzliche Bezeichnung in weiblicher Form verzichtet. Herausgeber: Weiterer Beteiligter: bayme Bayerischer Unternehmensverband Metall und Elektro e. V. vbm Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V. vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Max-Joseph-Straße München bayme vbm vbw April 2014
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