Beziehungen gestalten fu r kulturelle Vielfalt
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- Hedwig Meissner
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 Bindung hier und anderswo Minden, Beziehungen gestalten fu r kulturelle Vielfalt Michaela Kruse-Heine
2 Was erwartet Sie? 1. Beziehung und ihre Gelingensfaktoren 2. Kultursensitive Haltung 3. Was bestimmt eine Haltung? 4. Lässt sich sich Haltung verändern oder trainieren? 5. Was passiert mit meiner Haltung unter Belastung?
3 Bedingungen für wachstumsförderndes Klima in Beziehungen Kongruenz Authentizität und Glaubwürdigkeit Wertschätzung Annahme oder Akzeptanz Empathisches Verstehen aktives, sensibles Zuhören (Rogers) 3
4 Bedingungen in Beziehungen wachstumsfördernd weil: Wenn Menschen akzeptiert und geschätzt werden, tendieren sie dazu, eine fürsorgliche Einstellung zu sich selbst zu entwickeln. Wenn Menschen einfühlsam gehört werden, wird es ihnen möglich ihren inneren Erlebnisstrom deutlicher wahrzunehmen. Und wenn ein Mensch sich selbst versteht und schätzt, dann wird sein Selbst kongruenter mit seinen Erfahrungen. Rogers
5 Die wichtigsten Indikatoren für gelingende Beziehungen des renommierten Paartherapeuten John Gottman: 1. Landkarte u ber den anderen kennen von Freuden, Vorlieben, Ängste, Abneigungen, Eigentümlichkeiten und Besonderheiten des anderen 2. Einander respektieren Eine Beziehung auf Augenhöhe führen. Die positiven Aspekte der Beziehung erkennen und würdigen. Sich gegenseitig unterstützen und bei bei Streit nicht unter die Gürtellinie gehen. 3. Zuwendung statt Abwendung Interesse am anderen, wie es ihm geht, wie er sich fühlt. Anteilnahme an seinen Problemen und an seinem Leben.
6 4. Kompromisse eingehen Bei einem Streit nicht wie einander anklagende Kriegsparteien gegenüber stehen, Werte, Bedürfnisse abgleichen und Kompromisse finden 5. 5:1 Regel Einem negativen Erlebnis, das man dem anderen beschert hat, müssen mindestens fünf positive gegenüberstehen, um die Stimmung nicht dauerhaft zu trüben. 6. Positiv über den anderen denken Positive Gefühle strahlen in die Beziehung zurück. In Krisensituation kann man sich immer an die positiven Erinnerungen halten. 7. Sinn stiften Gemeinsame Rituale, Symbole und Geschichten vertiefen die Beziehung das schafft die Gewissheit, das eine Beziehung bedeutend ist.
7 Kultursensitive Haltung Menschen differenziert wahrzunehmen Eltern als Experten für ihre/n Kinder/ Kulturkreis/ Lebenssituation anzusehen Eltern und Kinder mit ihren Stärken wahrzunehmen, ohne ihre Defizite zu ignorieren (Ressourcenorientierung) Wertschätzung (Grundhaltung ist ein positives Menschenbild) Förderung der Selbsthilfe, Im Vordergrund das Erleben von Selbstwirksamkeit Bereitschaft, sich auf den Prozess des Kennenlernens einlassen zu wollen Offenheit Sensibilität für unterschiedliche Lebenswelten Zuverlässigkeit ein zuverlässiger Partner sein Kontinuität im Dialog Neugierig sein auf Familiensysteme, Geschlechterdynamiken, Rituale, Erziehungsziele... Toleranz gegenüber unterschiedlichen Werten Zuwanderung als Selbstverständlichkeit zu erleben Vertrauen ist die wichtigste Grundlage für eine Zusammenarbeit! Wesseln-Borgelt (2013)
8 Schule Wie können sich Anforderungen negativ äußern? NORMEN ÄNDERN SICH: Denke und handle kultursensitiv! Begreife Heterogenität als Chance! Habe den ressourcenorientierten Blick die Beziehung zu Kind und Eltern! PädagogIn Selbstkompetenz Stress führt zu Unsicherheit, gestörter Empathie, Starre, Kreativlosigkeit, mangelnder Flexibilität, leben nach Regelkatalog/ Schablonen Mögliche Folgen: Unprofessionelles Handeln, Depressionen und Einschränkung der Fähigkeit, Beziehungen zu Kindern aufzubauen.
9 Glaubenssätze? Einstellungen? Imperative? Überzeugungen? Was ist eine professionelle pädagogische Haltung? Professionelles Selbst? Pädagogische Ziele? Normatives? Ethos? Habitus? Meinungen? Subjektive Theorien?
10 Was ist Haltung? Eine ( ) Haltung ist ein hoch individualisiertes ( ) Muster von Einstellungen, Werten und Überzeugungen, das durch einen authentischen Selbstbezug und ( ) Selbstkompetenzen zustande kommt, die wie ein innerer Kompass die Stabilität, Nachhaltigkeit und Kontextsensibilität des Urteilens und Handelns ermöglicht, so dass das Entscheiden und Handeln eines Menschen einerseits eine hohe situationsübergreifende Kohärenz und Nachvollziehbarkeit und andererseits eine hohe situationsspezifische Sensibilität für die Möglichkeiten, Bedürfnisse und Fähigkeiten der beteiligten Personen aufweist. S.107) (Kuhl, J., Schwer, C. & Solzbacher, C.:2014,
11 Wichtige Bedeutung von Erfahrungswissen, eigenen Zielen und Bauchgefühl Stimmt das, was angesagt ist mit meinem Bauchgefühl überein? Fühle ich mich von sog. selbstfremden Glaubenssätzen, Anforderungen und Zielen überrumpelt? Was bedeutet dies für unser alltägliches Handeln und unsere Professionalität? (Grundlage: Julius Kuhls Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen (PSI-Theorie))
12 Unser innerer Kompass durch ständiges Befeuern unserer Erfahrungen gefährdet sein Folge: Abkoppelung von Emotionen OFFENHEIT als Kennzeichen von Professionalität leidet
13 Haltung basiert auf Selbstkompetenzen Entscheidend wirken bei einer gelebten und nicht deklamierten Haltung die persönlichen Selbstkompetenzen, die durch individuell ausgerichtete Trainungsmethoden ein Leben lang trainierbar sind:
14 Einige Selbstkompetenzen mich selber motivieren mich selber beruhigen aus meinen Fehlern lernen Rückmeldungen von anderen nutzen Konflikte mit anderen gut aushalten in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren es schaffen, konstruktiv zu bleiben strukturiert handeln nach Misserfolgen nicht den Mut verlieren Widersprüche aushalten und integrieren Selbstkompetenz bedeutet, mit seinen eigenen Gefühlen umgehen zu können (Solzbacher, 2014; vgl. Künne et al, 2011)
15 Zwei Seiten von Selbstkompetenz
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18 Offenheit Wertschätzung Grenzen ziehen Kommunikation Gelassenheit Fachkraft Kind
19 Erst- und Zweitreaktion
20 Warum ist es bedeutsam über die emotionale Reaktionen zu reflektieren? mit welcher spontanen Reaktion eine Person veranlagungsgemäß immer zuerst reagiert ist wichtig, um die unwillkürlichen Gefühlsund Handlungsimpulse eigenständig zu überwinden, anstatt sich ihnen auszuliefern
21 Welche Verhaltensstrategien eine Person bisher nutzt, um sich durchzusetzen, Schwierigkeiten zu überwinden, Beziehungen zu gestalten und wie sie diese erweitern kann wie eine Person unter Stress und Druck Ziele verfolgt, Misserfolge verarbeitet und handlungsfähig bleiben kann wo die größten persönlichen Entwicklungschancen liegen
22 Erstreaktion
23 Big five Kürzel Faktor schwach ausgeprägt N Neurotizismus selbstsicher, ruhig E O C A Extraversion Offenheit für Erfahrungen Gewissenhaftigkeit Verträglichkeit zurückhaltend, reserviert konsistent, vorsichtig unbekümmert, nachlässig wettbewerbsorientiert, misstrauisch stark ausgeprägt emotional, verletzlich gesellig erfinderisch, neugierig effektiv, organisiert kooperativ, freundlich, mitfühlend aus:
24 1. Die Erstreaktion Kuhl (2010) unterscheidet bei der Verhaltenssteuerung eines Menschen drei Ebenen: die Erst- und Zweitreaktion und die Motivationslage: Die Erstreaktion kennzeichnet unseren Persönlichkeitsstil und die Art und Weise, wie wir spontan zuerst reagieren. Der Persönlichkeitsstil wird durch bevorzugte Affektlagen (Stimmungen) und das Temperament beeinflusst und ist genetisch bedingt oder sehr früh geprägt. In herkömmlichen Persönlichkeitstests wird zumeist gerade diese Ebene der Persönlichkeit gemessen. Sie ist jedoch für das Handeln und Entscheiden im täglichen Leben weniger bestimmend.
25 Die Zweitreaktion Die Zweitreaktion zeigt, wie jemand im Laufe seines Lebens gelernt hat, sich selbst zu steuern, um auch solche Situationen zu meistern, die er mit seinem Spontanverhalten nicht angemessen bewältigen könnte. Die Zweitreaktion lässt sich ein Leben lang entwickeln und verbessern.
26 Selbstkompetenz unter Stress und Belastung
27 Strategien um inneren Kompass zu bewahren: Hohe Selbstreflexionsfähigkeit und forschende Haltung Biografische Selbstreflexion: eigene Verhaltens- Beziehungs- und Deutungsmuster verstehen. Sich in Stresssituationen mit Selbstannahme und Selbstmitgefühl zu begegnen, um Selbstzugang zu erhalten Die berufliche Wirklichkeit anzunehmen, wie sie ist, statt gegen Windmühlen zu kämpfen Eher nach Lösungen zu suchen, statt zu sehr auf Probleme zu fokussieren. Die eigenen Gefühle regulieren können, sich selbst gezielt beruhigen oder aktivieren können. Klare Grenzen zu ziehen und diese auch zu vertreten. Sich die eigene Gelassenheit als Fundament zu bewahren Hilfreiche und unterstützende Beziehungen zu suchen und aufrecht zu erhalten.
28 Fazit Um Kinder und Familien durch Beziehung bestmöglich zu unterstützen und dabei den eigenen inneren Kompass zu schützen, braucht es einen guten Zugang zu den eigenen Selbstkompetenzen, denn nur damit ist professionelle Beziehung und ressourcenorientierte Lernbegleitung möglich. Selbstfürsorge und Selbstreflexion ermöglichen, dass die Beziehungsfähigkeit im Beruf langfristig und mit Freude erhalten bleiben kann.
29 Literatur Behrensen, B., Sauerhering, M., Solzbacher, C., & Warnecke, W. (2011). Das einzelne Kind im Blick: Individuelle Förderung in Kitas. Freiburg: Herder. Kuhl, J., Müller-Using, S., Solzbacher, C., & Warnecke, W. (Eds.) (2011). Bildung braucht Beziehung: Selbstkompetenz stärken, Begabungen entfalten. Freiburg: Herder. Hanson, R. (2013). Denken wie ein Buddha Gelassenheit und innere Stärke durch Achtsamkeit. München: Irisiana. Künne, T., & Sauerhering, M. (2012). Selbstkompetenz (-Förderung) in KiTa und Grundschule. Nifbe-Themenheft: Nr. 4. Osnabrück: Nifbe. Kruse-Heine, M., & Künne, T. (2013). Sprache Beziehung Selbstkompetenz. nifbe-themenheft, Vol. 18. Osnabrück: Eigenverlag. Porges, S. (2010). Die Polyvagal-Theorie: Neurophysiologische Grundlagen der Therapie. Emotionen, Bindung, Kommunikation & ihre Entstehung. Jungfermann Schwer, C., & Solzbacher, C. (Eds.) (2014). Professionelle pädagogische Haltung: Historische, theoretische und empirische Zugänge zu einem viel strapazierten Begriff. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt. Solzbacher, C., Lotze, M., & Sauerhering, M. (Eds.) (2014). SELBST-LERNEN-KÖNNEN: Selbstkompetenzförderung in Theorie und Praxis. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren. Solzbacher, C., & Calvert, K. (Eds.) (2014). Ich schaff das schon Wie Kinder Selbstkompetenz entwickeln können. Freiburg: Herder. Storch,M., Cantieni, B., Hüther, G., Tschacher, W. (2010). Embodiment. Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen. Hans Huber. Steppen van, A. (2013): Das kleine Übungsheft. Grenzen setzen Nein sagen. Berlin und München: Trinity
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