Wie Bewegung, Spiel & Sport zu einer gesunden Entwicklung von Kindern beitragen kann.
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- Ursula Waltz
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1 Wie Bewegung, Spiel & Sport zu einer gesunden Entwicklung von Kindern beitragen kann. Anspruch, Evidenz, Empfehlungen. Erin Gerlach Universität Potsdam, Sportdidaktik, Empirische Unterrichts- & Bildungsforschung Fachvortrag bei der Jahresvollversammlung der Sportjugend Berlin Berlin, 31. Oktober 2016
2 Wie gesund sind unsere Kinder? 13 % der Eingeschulten übergewichtig oder adipös Häufigkeit [in dieser Großstadt] um ca. 1-2% höher als im Bundesland Große Unterschiede in einzelnen Stadtteilen o Mit steigendem Migrationsanteil mehr Kindern über Normalgewicht o Mit schwächerer sozialer Lage höherer Anteil an übergewichtigen Kindern 30 % der Kinder mit mindestens einer Entwicklungsauffälligkeit (sprachlich 20 %; Bewegung 9 %) Sprachauffälligkeiten um ca. 2-3 % höher im [Bundesland] Vergleich Kinder mit Migrationshintergrund in allen Entwicklungsbereichen bedeutend häufiger auffällig (Amt für Gesundheit der Stadt Frankfurt ) Mehr Schulzeit durch Einführung des Ganztags und Verkürzung der Gymnasialzeit Bewegung, Spiel & Sport gehören zu den häufigsten und nachgefragtesten und damit zu den wichtigsten außerunterrichtlichen Angebote im Ganztag (vgl. Kemper & Frischkorn, 2015)
3 Was ist gelingende Entwicklung? Entwicklung ist Veränderung und Stabilität über die Zeit Physisch (Motorik, Beschwerden, Übergewicht) Psychisch (Wohlbefinden, Selbstwert, Beschwerden, Stabilität/Labilität, Persönlichkeit, Identität) Sozial (soziale Integration, soziale Eingebundenheit, soziale Unterstützung, soziale Kompetenz ) Moralisch (Fairness, Wertesystem, Ethisches Verhalten) Deviantes Verhalten (Gewalt & Aggression, Substanzmittelkonsum) Delinquentes Verhalten (Diebstahl, Körperverletzung) Produktive Realitätsverarbeitung in der handlungsvermittelnden Dialektik von Person und Umwelt (Hurrelmann, 1986; Baur, 1989)
4 Ansprüche & programmatische Annahmen Unterstützung der Erziehung zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten. Förderung individueller und sozialer Entwicklung Nachhaltige Förderung von Kindern und Jugendlichen Demokratische Strukturen und Selbstorganisation in der Jugendarbeit Offenheit unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Weltanschauung Beitrag, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen Positive Lebensbedingungen und gesundes Aufwachsen Bürgerschaftliches Engagement (Präambel und Leitbild der Sportjugend Berlin, 2014)
5 Überblick 1. Problemstellung: Gelingende Entwicklung 2. Talentförderung und Entwicklungsförderung 3. Paderborner Talentsichtung und SET-Studie 4. Schulkids in Bewegung (SKiB) 5. Diskussion und Empfehlungen
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8 Drei Gruppen in der Bewegungs- & Talentförderung am Beispiel Paderborn Ähnlich in Basel (Talent Eye), Düsseldorf, Berlin, Brandenburg, Fulda, HH usw.
9 Das Paderborner Modell der Talentsichtung Bestandteil vom Landesprogramm Talentsuche und Talentförderung in NRW Akteure: Schulamt, Sportamt, Pro Leistungssport Paderborn e.v. ( Uni Paderborn Drei Stufen: - 1. Stufe: Vielseitigkeitsparcours - 2. Stufe: Sportartspezifische Tests bei der Talentiade (BaBa, FuBa, VoBa, Squash, Schwimmen, LA) - 3. Stufe: Talentfördergruppen Sportempfehlungen für alle Drittklässler in der Region Später: Einrichtung von Kompensationssportgruppen
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11 Der Hagedorn-Parcours
12 Die Paderborner Kinderstudie SET S E T portengagement und ntwicklung von Heranwachsenden. Eine Evaluation zum Paderborner alentmodell
13 Anlage der SET-Studie Ca Heranwachsende von der 3. Klasse bis in die Sek. II/berufliche Bildung im Kreis Paderborn 5 Messzeitpunkte über 10 Jahre Messinstrumente - Aspekte der Entwicklung & Gesundheit (Selbstwert, BMI etc.) - Soziale und personale Aspekte (Selbstkonzept) - Sportengagement & sportliche Begabung ( Hagedorn- Parcours ) - Soziale Herkunft (Migration, SES, Schulkarriere)
14 Organisationsgrad im Verein Talentstatus 3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/Beruf Talent Kontroll Komp Bildungskarriere Sek. I 3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/Beruf Gymnasium Realschule Hauptschule Gesamtschule SES 3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/Beruf hoch mittel niedrig Migrationsgeschichte 3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/Beruf Deutsch Türkisch Russisch Sonstige
15 Analysegruppen in der SET-Studie (in der Perspektive Sozialisation im/durch Sport) Talentsichtung PB o Sportliche Talente ca. 20% o Kontrollgruppe ca. 60% o Kompensationssportgruppe ca. 20% 5 Gruppen sportlicher Karrieren o o o o o Immer Nie Einsteiger Aussteiger Fluktuierer & Sporthopper 15.5% 19.8% 10.5% 22.4% 31.9%
16 Talent Kontroll Komp Immer Nie Einsteiger Aussteiger Parcourszeit in Sekunden Fluktuierer Motorische Begabung *** (47%) n.s Talent Kontroll Komp Immer Nie Einsteiger Aussteiger Lehrerratings (1-5) Fluktuierer Testverfahren (Hagedorn-Parcours) Expertenrating der Lehrperson *** (48%) *** (8%)
17 Parcourszeit in Sekunden Talent Kontroll Komp Immer Nie Einsteiger Aussteiger Fluktuierer Motorische Begabung Parcourszeit in Sekunden Testverfahren (Hagedorn-Parcours) n.s. Engagement hoch Engagement niedrig Wechsler Dropouts
18 Entwicklung des BMI Klasse 8. Klasse Effekte: Zeit *** (61%) Gruppe n.s. Zeit x Gruppe*(1%) Talent Kontroll Komp 20 Effekte: Zeit*** (63%) Gruppe*** (13%) Zeit x Gruppe n.s Klasse 8. Klasse Immer Nie Einsteiger Aussteiger Fluktuierer
19 Entwicklung des sportbezogenen Selbstkonzepts Skalenmittelwert (1 = stimmt nicht 4 = stimt genau 3,5 3,0 2,5 3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/ Beruf Effekte: MZP*** (2%) Gruppe*** (14%) Gruppe x MZP*** (2%) Talent Kontroll Komp Skalenmittelwert (1 = stimmt nicht 4 = stimt genau 3,5 3,0 2,5 3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/ Beruf Effekte: MZP*** (3%) Gruppe*** (5%) Gruppe x MZP*** (5%) Immer Nie Einsteiger Aussteiger Fluktuierer
20 Entwicklung des Selbstwerts Skalenmittelwert (1 = stimmt nicht 4 = stimmt genau 4,0 3,5 3,0 3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/ Beruf Effekte: MZP*** (5%) Gruppe*** (3%) Gruppe x MZP n.s. Talent Kontroll Komp 4,0 Skalenmittelwert (1 = stimmt nicht 4 = stimt genau 3,5 3,0 3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/ Beruf Effekte: MZP*** (5%) Gruppe*** (2%) Gruppe x MZP* (1%) Immer Nie Einsteiger Aussteiger Fluktuierer
21 Entwicklung des sozialen Selbstkonzeptes in der Trainingsgruppe 4.0 Skalenmittelwert (1 = stimmt nicht 4 = stimmt genau) Nur Immer-Mitglieder 3. Klasse 4. Klasse 6. Klasse 8. Klasse Sek II/ Beruf Effekte: MZP*** (4%) Gruppe*** (7%) Gruppe x MZP*** (3%) Talent Kontroll Komp Sportgruppe und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten im Sport als Stresspuffer bei kritischen Lebensereignissen (Schulwechsel zur Sekundarschule) Soziale Einbindung fördert nachweislich das bürgerschaftliche Engagement
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24 SKiB Schulkids in Bewegung Durchführung von Vereinsveranstaltungen wie z.b. Schnuppertag Wöchentlich stattfindende Sportangebote (möglichst als Pflichtangebot im Stundenplan) Beteiligung des Vereins an Schulveranstaltungen (Schulfest, Bundesjugendspiele, Projekttag etc.) KOOPERATION SCHULE UND SPORTVEREIN Initiierung, koordinierender Aufbau, beratende Begleitung und finanzielle Förderung der Kooperationen SPORTKREIS FRANKFURT Jährliches Sport und Spielfest SKIB FESTIVAL Wissenschaftl. Begleitung Uni Frankfurt/Uni Basel mit MOBAK Instrument 43 % der städt. Grundschulen Angebote an über Kids 18 Vereine aktiv 76 AGs, 1200 Kids AGs als Pflicht im Stundenplan oder freiwilliges Angebot im Ganztag Spezifische ÜL- Ausbildung Wissenschaftlich begleitet und evidenzbasiert Empfehlungen zur Förderung (modofiziert nach Kemper & Frischkorn, 2015)
25 Evaluation der SKiB-Angebote (Hermann, Heim, Seelig, in Druck) T1-Etwas- Bewegen Umfang Ballsport Umfang Individualsport Häufigkeit Freizeitsport Teilnahme SKIB ns.16.ns R 2 = 72% T2-Etwas- Bewegen Umfang Ballsport.ns Umfang Individualsport Häufigkeit Freizeitsport.33.ns T1-Sich- Bewegen Teilnahme SKIB T2-Sich- Bewegen R 2 = 41%
26 Zusammenfassung Sportvereine weiterhin die Nr. 1 der Jugendorganisationen Starke soziale Präformierung Fragile Sportvereinskarrieren - Turne bis zu Urne eher selten, Brüche an Bildungsübergängen Ansprüche speziell des organisierten Sports erfüllen sich wenig Sektionseffekte überwiegen Bürgerschaftliches Engagement & Substanzmittelkonsum Motorische Talentprognose mit großen Unsicherheiten behaftet, aber unterer Rand wird grob erfasst Der notwendige Prognoseblick der Experten Notwendige Bewegungsförderung mit Evidenzbasierung
27 Empfehlungen UN-Kinderrechtskonvention: Recht auf «Spiel und aktive Erholung» Förderungsbedürftige Kinder im Fokus «Teilhabe» als ICF-Kernterminus Vereine mit spezifischen Profilen und/oder unterschiedlichen Zielsetzungen als attraktive Kooperationspartner für Schulen Schule & Lehrkräfte als Gate Keeper, aber Unterstützung fachfremder Sportlehrkräfte (tw. > 60%; SPRINT, Gerlach et al., 2006) Mehrsprachige Informationsbroschüren zum Abbau von Barrieren Zuschüsse der Kassen für Kurse (lt. neuem Präventionsgesetz & Berücksichtigung nach den Qualitätsvorgaben des GKV für 20 SGB V) Kein Gießkannenprinzip für Verteilung von Gelder z.b. mehr für Stadtteile mit Erneuerungsbedarf z.b. Vereine mit besonders gelungenen Förderangeboten und Profilen z.b. über spezifische ÜL-Qualifikation (spez. bei FSJlern?) z.b. über Gutscheine für Schnupperkurse z.b. Anreize über Wettbewerbe mit Sport-Paten und Sponsoren z.b. über Einrichtung von Koordinationsstellen
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