Patientenedukation zu oralen Antikoagulanzien Möglichkeiten der Evaluation
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- Rudolph Dresdner
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1 Patientenedukation zu oralen Antikoagulanzien Möglichkeiten der Evaluation 3. ANP-Tagung, Florence-Nightingale-Krankenhaus Alexandra Knisch Gesundheits- u. Krankenpflegerin, MSc., Pflegeexpertin APN - Innere Medizin mit Gastroenterologie und Onkologie 16. September 2016
2 Gliederung 1. Hintergrund 2. Patientenversorgung Orale Antikoagulation im FNK - Beschreibung der Patientenzielgruppe 3. Überlegungen zum Thema Evaluation 4. Ausblick Wo geht es zukünftig hin? Literaturangaben Alexandra Knisch 2
3 1. Hintergrund (1) Orale Antikoagulanzien (OAK) werden als Risikoarzneimittel eingeschätzt (Freyer et al., 2016). Der Nutzen von OAK wird verstärkt diskutiert, aufgrund neu eingesetzter Wirkstoffe (DOAK) im klinischen Alltag (Glaeske & Schicktanz, 2014; Völler, 2010). Therapiemanagement von Vitamin-K-Antagonisten (VKA) und DOAK ist für den Patienten unterschiedlich (Bausch, 2011; Perrey, 2012). Indikationen für eine OAK: Herzrhythmusstörungen z.b. Vorhofflimmern Thromboembolische Ereignisse Herzklappenersatz Gerinnungsfunktionsstörungen (Baglin & Rose, 1998) Alexandra Knisch 3
4 1. Hintergrund (2) Der Verlauf von chronischer Krankheit ist phasenhaft und bedeutet für den Patienten daran arbeiten (trajectory work) (Corbin u. Strauss, 2004). Der Patient als Experte mit der eigenen Erkrankung Abwägen von Nutzen / Risiko (Haslbeck, 2010; Rice, 2005). Wissensdefizite zu veränderten oder neu angeordneten Medikamenten werden als begünstigender Faktor für unerwünschte Arzneimittelereignisse eingeschätzt (Freyer et al., 2016; Shaha et al., 2012; Newall, 2005) Alexandra Knisch 4
5 1. Hintergrund (3) International wird der Patientenedukation bezüglich einer VKA- Neueinstellung ein wichtiger Stellenwert beigemessen. Angehörige werden als wichtige Bezugsperson in der medikamentösen Therapie eingeschätzt (Clarkesmith et al., 2013; Newall, 2005; Wyness, 1990). Die methodischen Vorgehensweisen sind vielgestaltig z.b. Gruppenschulungen / Einzelschulungen, Materialien, strukturierte versus unstrukturierte Wissensvermittlung, Berufsgruppen, Patientenklientel etc. Die Evaluation ist dementsprechend auch uneinheitlich und divergiert in der Vorgehensweise (Clarkesmith et al., 2013). Bei langjähriger Einnahme eines OAK kann die Auffrischung des Wissens für Patienten und Angehörige hilfreich sein (Mazor et al., 2007) Alexandra Knisch 5
6 2. Patientenversorgung im FNK Zielsetzung: Der Patient und dessen Angehörige erhalten ergänzende Informationen zur oralen gerinnungshemmenden Therapie und sind auf den Alltag im Umgang damit vorbereitet. Vorgehensweise: Aufbau eines ANP -Teams (Pflegende aus der I.M. / P.K. und Pflegeexpertin APN) Fokus: Umsetzung der Patientenedukation zu OAK im stat. Aufenthalt Langjährige Therapie Neueinstellung Erstellung von Informationsmaterialien für die Patienten Alexandra Knisch 6
7 Strukturierte Wissensvermittlung zum Thema VKA: Krankheitswissen Selbstbeobachtung Einflussfaktoren auf die Therapie Krankenhaus spezifische Faktoren In Anlehnung an: Moss et al. (2014), Newall et al. (2005), Baglin & Rose (1998) Alexandra Knisch 7
8 Beschreibung der Patientenzielgruppe Klinik für Innere Medizin u. Pneumologische Klinik Erfassungszeitraum: 08/ / Alexandra Knisch 8
9 Beschreibung der Patientenzielgruppe Klinik für Innere Medizin u. Pneumologische Klinik: Erfassungszeitraum: 08/ / Alexandra Knisch 9
10 Beschreibung der Patientenzielgruppe Patienten mit VKA Was wurde gefragt / (Lern-)Bedarf? Krankheitswissen z.b. Grund für die Einnahme, Dauer der Einnahme Selbstbeobachtung z.b. Blutungskomplikationen, Signale eines Schlaganfalls Einflussfaktoren auf die Therapie z.b. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Ernährungsaspekte, Umgang mit schwankenden INR-Werten Setting spezifisches Wissen z.b. Antikoagulanz an- und absetzen bei bevorstehenden Operationen bzw. Untersuchungen Krankheitsbewältigung z.b. Tumorerkrankung (Stand der Therapie) Alexandra Knisch 10
11 Beschreibung der Patientenzielgruppe Patienten mit einem DOAK Was wurde gefragt / (Lern-)Bedarf? Krankheitswissen: Grund für die Einnahme, Dauer der Einnahme Selbstbeobachtung: Schnittverletzungen, Thrombosegefahr Einflussfaktoren auf die Therapie: Name des Medikaments, Umgang mit vergessener Einnahme, Dosierung, Ist das Medikament gefährlich? Krankheitsbewältigung z.b. Tumorerkrankung (Stand der Therapie) Alexandra Knisch 11
12 Beschreibung der Patientenzielgruppe Resümee aus den Patientengesprächen: Informationsbedarfe zu VKA und DOAK sind annähernd ähnlich Retrospektiv erfolgen mehr Neueinstellungen mit einem DOAK Bedarf an Informationen scheint vorhanden Der langjährig eingestellte Patient gibt vermehrt Fragen zur Selbstbeobachtung und zu den Einflussfaktoren an (Erleben) Patienten empfinden Veränderungen am Therapiemanagement im Krankenhaus zum Teil belastend z.b. Pausieren eines VKA Alexandra Knisch 12
13 3. Überlegungen zum Thema Evaluation Der Effekt der Intervention Patientenedukation bei VKA-Einnahme wurde bislang anhand folgender Zielgrößen erfasst: Grad des Wissens Patientenzufriedenheit Stabilität des Ziel INR-Wertes Auftreten von Komplikationen (Clarkesmith et al., 2013). Grad des Wissens (patient knowledge) häufig angewendet (Newall et al., 2005) In Bezug auf DOAK gibt es erste Ansätze für die Wissensvermittlung Alexandra Knisch 13
14 3. Überlegungen zum Thema Evaluation Kategorien von ANP-Outcomes : In Anlehnung an: Kleinpell (2013) Care related z.b. Verweildauer, Kosten, Wartezeiten, Drehtüreffekt Patient related z.b. Patientenzufriedenheit, Compliance, Symptommanagement, Wissen Performance related (Fokus Qualität) z.b. Vergleich mit anderen Berufsgruppen in Bezug auf Kosten, Mortalität, etc. Der Ansatz der Patient related Outcomes (PRO) scheint ein sinnvoller Ansatz für komplexe Interventionen im Rahmen der erweiterten Pflegepraxis zu sein. Aber: Häufig ist wenig bekannt, welchen Effekt pflegerische bzw. nicht- medizinische Interventionen haben (Bryant-Lukosius et al., 2004) Alexandra Knisch 14
15 3. Überlegungen zum Thema Evaluation Evaluieren als wichtige Aufgabe, um Effektivität und Effizienz von neuen Interventionsangeboten zu messen (Kleinpell, 2013). Zentrale Frage: Wie kann hier im FNK die Evaluation von Patienteninformationsgesprächen zu oraler gerinnungshemmenden Therapie (Neueinstellungen und langjährige Therapie) gelingen? Ist die Überprüfung des Wissens vom Patienten eine geeignete Zielgröße? Alexandra Knisch 15
16 3. Überlegungen zum Thema Evaluation Folgende Herausforderungen bestehen: Setting Akutkrankenhaus Was steht für den Patienten im Vordergrund? Tritt eine Verbesserung für den Patienten ein? (Wenn ja, welche Zielgröße ist angemessen?) Wie kann eine Evaluation erfolgen, wenn der Patient aus dem Krankenhaus entlassen ist? (Methode) Wie kann der ältere Patient mit einbezogen werden? Wie können Prozesse der Implementierung pragmatisch überprüft werden? Alexandra Knisch 16
17 3. Überlegungen zum Thema Evaluation Was ist getan? Patientengruppe ist beschrieben z.b. Alter, Krankheitsbilder im besonderen Setting des Krankenhauses, Bedarfe der Patienten sind in Ansätzen erhöben (fraglich in anderen Fachabteilungen) Struktur im Akutkrankenhaus: Aufbau ANP-Team, Implementierung von Patientengesprächen, Erarbeitung von Informationsmaterialien, Vernetzung mit ärztlichen Dienst Was muss noch getan werden? Überprüfung der Intervention im Hinblick auf den Benefit für den Patienten. Geeignete Zielgröße und Methode finden Erreichen wir alle Patienten mit einer OAK-Therapie? (Kontinuität in der Versorgung?) Beschreibung von Prozessen im Hinblick auf den krankenhausspezifischen Wissensbedarf (Pflege + Medizin) Erarbeitung von weiteren Informationsmaterialien (z.b. DOAK, visuelle Angebote) Alexandra Knisch 17
18 4. Ausblick Zukünftig werden die Patienten und Angehörige mit aktuellen Informationen zur OAK- Therapie aus dem FNK entlassen. patientenedukative Maßnahmen zu OAK im klinischen Alltag verankert sein. Darüber hinaus gilt es folgende Fragen im Rahmen von ANP zu klären: Welche Unterstützung leisten die Angehörigen tatsächlich und was braucht diese Zielgruppe? Wird die Patientenedukation dem Gegenstand der klinischen erweiterten Pflegepraxis tatsächlich gerecht? Welche Faktoren werden wirklich beeinflusst? Alexandra Knisch 18
19 Kontaktdaten: Telefon: 0211 / Homepage: Alexandra Knisch 19
20 Literaturangaben: Baglin, T., Rose, P (1998): Guideline of oral anticoagulation: Third Edition In: British Journal of Haematology, 101, S Bausch J. (2011): Paradigmenwechsel in der Thrombose- und Schlaganfallprophylaxe In: Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft [Hrsg.], Arzneimittelverordnung in der Praxis, Band 38, Ausgabe 3, S Bryant-Lukosius, D., DiCenso, A., Browne, G., Pinelli, J. (2004): Advanced practice nursing roles: development, implementation and Evaluation. Journal of Advanced Nursing, 48(5), Clarkesmith, D., Pattison, H., Lane, D. (2013): Educational and behavioural interventions for anticoagulant therapy in patients with atrial fibrillation. The Cochrane database of systematic reviews 6, CD Freyer, J., Greißing, C., Buchal, P. et al (2016): Entlassungsmedikation Was weiß der Patienten bei Entlassung über seine Arzneimittel? In: Dtsch Med Wochenschrift 2016; Heft 141, S Glaeske, G., Schicktanz, C. (2014): Barmer GEK Arzneimittelreport : Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 56. Haslbeck, J. (2010): Medikamente und chronische Krankheit Selbstmanagementerfordernisse im Krankheitsverlauf aus Sicht der Erkrankten. Verlag Hans Huber Bern Kleinpell, R. (2013): Outcome Assessment in Advanced Practice Nursing. Third Edition, Springer Publishing company, New York, S Alexandra Knisch 20
21 Literaturangaben: Mazor, K., Baril, J., Dugan, E., Spencer, F., et al. (2007): Patient education about anticoagulant medication: Is narrative evidence or statistical evidence more effective? Patient Education and Counseling 69 (1-3), Moss, R., Lowe, G., Frampton, C., Revell, P. (2014): A nurse-led randomised controlled trial of a structured educational programme for patients starting warfarin therapy. Journal of Research in Nursing (0), Newall, F., Monagle, P., Johnston, L. (2005): Patient understanding of warfarin therapy: a review of education strategies. Hematology (Amsterdam, Netherlands) 10 (6), Perrey, M., Erbel, R. (2012): Antikoagulation Moderne Konzepte In: Herz, Springermedizin, 2012, Heft 4, S Rice, V. (2005): Stress und Coping: Lehrbuch für Pflegepraxis und -wissenschaft. Verlag Hans Huber, Bern [etc.] Völler, H., Alban, S., Westermann, D. (2010): Neue orale Antikoagulanzien: Werden sie die Vitamin-K-Antagonisten verdrängen? Der Internist 51 (12), Wyness, A. (1990): Evaluation of an educational programme for patients taking warfain IN: Journal of Advanced Nursing, 15. Jhg., S Alexandra Knisch 21
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