Alltagssprache Bildungssprache - Fachsprache. Tücken und Herausforderungen
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- Friederike Berg
- vor 6 Jahren
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1 Alltagssprache Bildungssprache - Fachsprache. Tücken und Herausforderungen 15. KREISELtagung am 26. & 27. Oktober 2013 Lerntherapie Inklusiv, individuell, interdisziplinär Zusammengestellt von: Lilo Martens
2 Drei Dimensionen Durchgängiger Sprachbildung Quelle: Förmig Berlin 2
3 Jede Stunde ist auch eine Deutschstunde?? Der letzte Mathetest ein Katastrophe! Die können einfach nicht lesen! Die reden doch Deutsch nur nicht so, wie es mein Fach erfordert! Soll ich denen auch noch Lesen beibringen? Haben die das nicht im Deutschunterricht gelernt? Wie soll ich denn in Mathe Deutsch machen ich bin Mathelehrer! Und wenn ich hab doch gar keine Zeit dafür! FörMig 09 3
4 Fachunterricht braucht Bildungssprache Ein Beispiel: Herausforderung einer Mathematikaufgabe: Im Salzbergwerk Friedrichshall wird Steinsalz abgebaut. Das Salz lagert 40m unter Meereshöhe, während Bad Friedrichshall 155m über Meereshöhe liegt. Welche Strecke legt der Förderkorb bis zur Erdoberfläche zurück? FörMig 09 4
5 Salz habe ich ja verstanden aber dann... Über dem Berg? Unter dem Berg? Wieso Meer? Förderstunde kenn ich, aber Förderkorb? Während Bad was?? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr! FörMig 09 5
6 Schüler nähern sich der Aufgabe ein russischer Schüler: in einem Berg wird Salz abgebaut und dieses Berg ist hundertfünfundfünfzig Meter über die Meereshöhe Was bedeutet Meereshöhe? das ist eine Linie das Wasser bleibt ja stehen, hat ja keine Hügel na, wie hoch das Wasser ist FörMig Transfer
7 Schüler nähern sich der Aufgabe eine deutsche Schülerin: Es steht also, die wollen Steinsalz abbauen Und das ist in Salzbergwerk Bad Frieshalle oder so und das liegt aber vierzig Meter unter des Meeres und jetzt wissen sie nicht, welche Strecke sie nehmen sollen FörMig Transfer
8 Was bedeutet Bildungssprache? Beispiel: Herausforderung einer Mathematikaufgabe: Im Salzbergwerk Friedrichshall wird Steinsalz abgebaut. Das Salz lagert 40m unter Meereshöhe, während Bad Friedrichshall 155 über Meereshöhe liegt. Welche Strecke legt der Förderkorb bis zur Erdoberfläche zurück? FörMig Transfer
9 Was bedeutet Bildungssprache? Beispiel: Herausforderung einer Mathematikaufgabe: Im Salzbergwerk Friedrichshall wird Steinsalz abgebaut. Das Salz lagert 40m unter Meereshöhe, während Bad Friedrichshall 155 über Meereshöhe liegt. Welche Strecke legt der Förderkorb bis zur Erdoberfläche zurück? FörMig Transfer
10 Was bedeutet Bildungssprache? Beispiel: Herausforderung einer Mathematikaufgabe: Im Salzbergwerk Friedrichshall wird Steinsalz abgebaut. Das Salz lagert 40m unter Meereshöhe, während Bad Friedrichshall 155 über Meereshöhe liegt. Welche Strecke legt der Förderkorb bis zur Erdoberfläche zurück? FörMig Transfer
11 Was bedeutet Bildungssprache? Beispiel: Herausforderung einer Mathematikaufgabe: Im Salzbergwerk Friedrichshall wird Steinsalz abgebaut. Das Salz lagert 40m unter Meereshöhe, während Bad Friedrichshall 155 über Meereshöhe liegt. Welche Strecke legt der Förderkorb bis zur Erdoberfläche zurück? FörMig Transfer
12 Was bedeutet Bildungssprache? Beispiel: Herausforderung einer Mathematikaufgabe: Im Salzbergwerk Friedrichshall wird Steinsalz abgebaut. Das Salz lagert 40m unter Meereshöhe, während Bad Friedrichshall 155 über Meereshöhe liegt. Welche Strecke legt der Förderkorb bis zur Erdoberfläche zurück? FörMig Transfer
13 Stolpersteine der deutschen (Bildungs-) Sprache 1. Tücke Ebene Grammatik: Artikel 2. Tücke Ebene Phonetik: Phonem-Graphem-Silben 3. Tücke Ebene Semantik: Interkulturelle Aspekte 4. Was Lernbegleiter/-innen sonst noch beachten sollten. L. Martens
14 1. Tücke Ebene Grammatik: Artikel Grammatisches natürliches Geschlecht Es gibt nur wenige Regeln als Lernhilfen. Falscher Gebrauch behindert nie verbale Verständigung hohe Fossilierungsgefahr! Artikel lernen = SEHR mühsamer, langwieriger Prozess hohe Frustrationsgrenze Falscher Gebrauch viele Folgefehler Kennzeichen Nr.1 für defizitäre Sprachbildung Auch Muttersprachler greifen da zum Duden: Rindenmulch? Primat? Chicorée? L. Martens
15 Der Junge oder ein Junge? Die Mädchen oder Mädchen? Unterschied: un-/bestimmter, (Null-)Artikel Beherrschen Muttersprachler meist intuitiv Für Nicht-Muttersprachler schwer zu verstehen Für Lehrkräfte schwer zu vermitteln Erklären Sie mal den Unterschied: Ich habe eine Tante. Ich habe die Tante. Ich kenne Italiener. Ich kenne die Italiener. L. Martens
16 Folgefehler Beispiele: die Mädchen eine Mädchen eine kleine Mädchen + die Hase eine kleine Mädchen, die ihre süße Hase der/ein des/eines dem/einem den/einen schmalen (Rand/Wand) die/eine der/einer der/einer die/eine (Wand/Rand) Mit Präposition: am/vom (Rand/Wand); fürs (Kino/Film) Fazit: Deklination gelingt nur bei korrektem Artikel! L. Martens
17 Was folgt daraus? Nomen in allen Fächern mit Artikel kennzeichnen. Korrektur nicht unterlassen. Nebenbei korrigieren. Nach Möglichkeit auf Regeln hinweisen. (z. B. Endung keit/-heit/-ung = immer die ) Folgefehler bewusst machen.! L. Martens
18 2. Tücke Ebene Phonetik: Phonem-Graphem-Silben Einige Fragen: Wie verhält sich ein Laut zu einem Schriftzeichen und umgekehrt? Schreiben wir im Deutschen lautgetreu? Ist die Verlautlichung beim inneren/lauten Lesen deutscher Texte relativ logisch/einfach? Wie ist das in anderen Sprachen? L. Martens
19 Wie wird das <e> gelesen? Neu, Ei, hueber Mueller oe,ae Sahne etc. <e> der, lernen Itzehoe Soest die, nie Tee,lehren,beten L. Martens
20 Lesen Sie mal zügig hintereinanderweg! Münsterländer Hinsterbender Enterbender Stiefenkelchen Und jetzt bitte noch einmal richtig! Silben richtig betonen und zusammensetzen Wetterfee: Winde wehen vom Al/pe/no/strand. Wo soll der sein? Es sollte wohl heißen L. Martens
21 3. Tücke Ebene Semantik: Interkulturelle Aspekte Logo mit freundlicher Genehmigung von Olga Huber, Interkulturelle Spielgruppe Eschen und Vaduz. L. Martens
22 Alles klar? Das Geld zum Fenster hinauswerfen Den Kopf in den Sand stecken Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach Tomaten auf den Augen haben L. Martens
23 Redensarten und Redewendungen... werden in der Alltags-, Bildungs- und Schulsprache (mündl./schriftl.) viel und meistens spontan, emotional und unreflektiert verwendet. haben oft geschichtlich-kulturellen Ursprung und unterliegen kulturellen Deutungsmustern. Ihre Bedeutung kann manchmal aus dem Kontext intuitiv erschlossen werden. Nationaler Gebrauch: Das kann ins Auge gehen. Regionaler Gebrauch: Nu komm wa janz schön inne Bredullje. (Berliner Dialekt) (Nicht nur) DaZ-Lerner brauchen ggf. eine Verstehenshilfe anhand von Beispielen im situativen Kontext. L. Martens
24 Idee für den Kunstunterricht Mit freundlicher Genehmigung des Verlages: Ernst Klett Sprachen (Poster nicht mehr lieferbar) L. Martens
25 Was folgt daraus? Redewendungen/Redensarten... im Kontext paraphrasieren, Aus allen Wolken fallen = überrascht sein Die Flinte ins Korn werfen = aufgeben Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm = Kinder ähneln ihren Eltern zeichnen lassen, für kreatives Schreiben und für interkulturelle Vergleiche mit anderen Erstsprachen nutzen!! L. Martens
26 Vielfalt der Sprachenwelt Deutsch ist nur eine von... ca weltweit gesprochenen Sprachen und 225 in Europa gesprochenen Sprachen. Allein in Afrika gibt es ca Mandarin-Chinesisch sprechen ca. 726 Mio, Arabisch ca. 181 Mio, Portugiesisch ca. 165 Mio, und Deutsch 121 Mio Menschen. Quelle: Magazin GI 2.09 Sprache, Identitäten und Integration. L. Martens 26
27 Was haben nicht alle Sprachen? Zum Beispiel: Personalpronomina Artikel Verbformen, die zwischen Gegenwart und Vergangenheit bzw. Gegenwart und Zukunft unterscheiden Zahlwörter Ausdrücke für «und» sowie «oder» Pluralbildung von Substantiven Ausdrücke für «rechts», «links», «vor» und «hinter» Quelle: Magazin GI 2.09 Sprache, Identitäten und Integration. Frage: Welche Sprache in lateinischer Schrift hat eigentlich eine Groß- und Kleinschreibung? L. Martens
28 4. Was Lernbegleiter/-innen sonst noch beachten sollten. Und zum Schluss noch einige Tipps aus einem Handout von Maria Greckl und Lilo Martens... Das bekommen Sie selbstverständlich als Datei. L. Martens
29 Geschafft! L. Martens
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