Angehörigenbesuchszeiten auf der Kinderintensivstation

Transkript

1 Angehörigenbesuchszeiten auf der Kinderintensivstation Bachelorarbeit 2012 Monika Schilling Betreuung durch Prof. Dr. Andrea Schiff (Professorin für Pflegewissenschaft)

2 Forschungsfrage Wie sieht die Umsetzung des Besuchsrechtes von Angehörigen auf pädiatrischen Intensivstationen in Deutschland aus? aus Sicht der Eltern aus Sicht der Geschwister aus Sicht der Mitarbeiter

3 Datenerhebung Literaturrecherche nationale und internationale Literatur europäischer Raum Deutsch und Englisch Ist-Analyse in Form einer gestützten Umfrage

4 Literaturrecherche Schlagwörter Intensivpflege - Kinderintensivpflege Intensivstation Kinderintensivstation pädiatrische Intensivstation Krankenbesuch Besuchszeit Besuchszeitenregelung Angehörige Eltern Geschwister Familie Ausschluss Tod Trauer - Palliativ Reanimation Seelsorgekonzepte allgemeine Kinderstation Besuch von Kindern auf der Erwachsenenintensivstation Frühgeborenenintensivstationen

5 Literaturrecherche 62 Treffer Aufteilung der Literaturfunde in 3 Bereiche: Erwachsenenpflege Kinderkrankenpflege Neugeborenen-/ Frühgeborenenpflege Literaturfunde bis in die 1960er Jahre zurück; viele Artikel nicht mehr auffindbar 19 Publikationen Nur Stimmen von/für Angehörige Keine Mitarbeiterstudien 4 thematische Hauptgruppen Modelle der Besuchszeitenregelung Besuchsregelungen auf Kinderintensivstationen Geschwisterkinder auf Kinderintensivstationen Wünsche und Erwartungen

6 Literaturrecherche Ergebnisse Modelle der Besuchszeitenregelung 3 Modelle: Restriktionsmodell offenes Besuchsmodell Vertragsmodell (Metzing S., Osarek J. (2000). Besuchsregelungen auf Intensivstationen. Pflege, 13, )

7 Literaturrecherche Ergebnisse Besuchsregelungen auf Kinderintensivstationen Positive Aspekte der Elternanwesenheit Unterstützung der Eltern Kind Bindung Abbau des Ohnmachtsgefühls der Eltern Abbau von Berührungsängsten Medikament für den Genesungsprozess Zufriedenheit von Patienten, Angehörigen und Behandlungsteam

8 Literaturrecherche Ergebnisse Besuchsregelungen auf Kinderintensivstationen Allgemeine Gründe für Besuchszeiten auch von Eltern Infektionsgefahr Zu viele Fragen, Kritik Einmischen der Eltern in Therapie und Pflege Mögliche psychische Belastungen der Eltern Erholungsphasen nötig

9 Literaturrecherche Ergebnisse Besuchsregelungen auf Kinderintensivstationen Gründe für Besuchszeiten auch von Eltern aus MA Sicht Beobachtung der eigenen Arbeit Vergleich mit anderen Kollegen, anderen KH Forderung von Aufmerksamkeit und Zeit Immer freundlich und ausgeglichen sein müssen Sündenbock Eifersucht auf Eltern Hinterfragen der Kompetenz

10 Literaturrecherche Ergebnisse Besuchsregelungen auf Kinderintensivstationen Gründe für Besuchszeiten auch von Eltern aus MA Sicht Veränderungen werden in Frage gestellt Routinen werden gestört, Einmischung Überforderung der Eltern Eltern als Belastung Fazit: Ärzte und Pflegekräfte erscheinen nur unzureichend auf die Aufgabe der Familienbetreuung vorbereitet.

11 Literaturrecherche Ergebnisse Geschwisterkinder auf Kinderintensivstationen Gründe für ein Besuchsverbot von Geschwisterkindern Infektionsrisiko Psychische Belastung für das gesunde Kind

12 Literaturrecherche Ergebnisse Geschwisterkinder auf Kinderintensivstationen Positive Aspekte der Geschwisteranwesenheit Krankheit als natürlicher Bestandteil des Lebens Unvoreingenommenheit, Unbefangenheit Anwesenheit des gesunden Kindes ist für Eltern entspannend, positive Beeinflussung der Grundstimmung, Ablenkung des kranken Kindes Phantasien des gesunden Kindes Zuhause sind schlimmer als die Realität Besseres Verstehen, Akzeptanz der eigenen Vernachlässigung

13 Literaturrecherche Ergebnisse Wünsche und Erwartungen Erwartungen von Eltern In der Nähe des Kindes sein Das Kind jederzeit besuchen dürfen Abgabe der Elternrolle als Belastung, deshalb Einbindung in den Pflegeprozess erwünscht Das Kind in guten Händen wissen Fürsorge für sich und das Kind erfahren Informiert werden Kontinuität erleben (Spitz-Köberich C., Barth M., Spirig R. (2010). Eltern eines kritisch kranken Kindes - Welche Erwartungen und Wünsche haben sie an das Team der pädiatrischen Intensivstation? Pflege, 23 (5), )

14 Literaturrecherche Ergebnisse Studie zur Elternanwesenheit auf 34 italienischen Kinderintensivstationen aus dem Jahr 2007 (Giannini et al. (2011). Parenteral presence and visiting policies in Italian pediatric intensive care units: A national survey. Pediatr Crit Care Med, 12 (2), e46-e50.) Freie Besuchszeiten Besuchsreglementierung Keine Ausnahme auch im Sterbeprozess Keine Angehörigenbesuche Keine Besuche von Freunden Keine Geschwisterkinder 12% 59% 6% 35% 88% 76%

15 Ergebnisse Umfrage 90 Kinderkliniken 72 Krankenhäuser mit der Fachabteilung Kinderheilkunde ausgewählt aus der Krankenhausdatenbank des Landes NRW 18 weitere Kinderkliniken mit kinderkardiologischen Abteilungen bundesweit. 5 Kliniken keine ITS 85 Mails, Rücklauf von 52% 45 Antworten = 54 Stationen

16 54 Stationen Ergebnisse Umfrage 78% haben keine Besuchszeiten, davon 32% Pause für Übergabe etc. davon 20% keine Übernachtung 21% haben Besuchszeiten, alle bieten Ausnahmen an Mitaufnahme eines Elternteils ist auf 3 Stationen möglich 88% lassen Angehörigenbesuch zu 79% lassen Geschwisterbesuch zu Personenzahlbegrenzung auf 2-3 Personen

17 Ergebnisse Umfrage Gründe für Besuchsregulierung: Visite und Übergabe (Schweigepflicht) Erholungsphasen für Eltern und Kind Entlastung des Kindes Entlastung des Personals Mehr Ruhe auf der Station Bessere Planung von Abläufen Nachtruhe Eindämmung des Publikumsverkehrs Sicherheitsaspekt Platzmangel

18 Elternzufriedenheit Ergebnisse Umfrage Mehr Verwandtenbesuch Mehr Geschwisterbesuch Elternfeedback Akzeptanz bei Besuchsregulierung, da Ausnahmen möglich Eltern äußern Dankbarkeit für nicht anwesend sein müssen, nutzen gerne die Auszeit

19 Ergebnisse Umfrage Mitarbeiterfeedback Wünschen sich mehr Ruhe, besonders Nachtruhe Wunsch nach mehr Regulation Elternanwesenheit bei Pflege erwünscht Räumliche Enge

20 Conclusio Literaturrecherche und Ist-Analyse zeigen gleiche Ergebnisse. Durchführung einer Untersuchung bezüglich der positiven Wirkung von Geschwisterbesuchen Durchführung einer Untersuchung bezüglich des Empfindens von Pflegepersonal im Zusammenhang mit Besuchsreglementierungen

21 Conclusio Er hatte sich schon so gut eingewöhnt, bis die Mutter kam. (Robertson J. (1974). In Wienhues J. (1983). Das Kind im Krankenhaus. Bonn: Rehabilitationsverlag.) Kinder im Krankenhaus haben das Recht, ihre Eltern oder eine andere Bezugsperson jederzeit bei sich zu haben. (EACH-Charta Es soll keine Altersbegrenzung für Besucher von Kindern im Krankenhaus geben. (EACH-Chartawww.akik.de) Angehörige jederzeit willkommen! ein erster Schritt zur angehörigenfreundlichen Intensivstation (

22 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Das Recht auf bestmögliche medizinische Behandlung ist ein fundamentales Recht, besonders für Kinder. (EACH-Charta

23 Weitere Literatur Abt-Zegelin A. (2004). Fokus: Intensivpflege. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft. Adelhardt M. (1978). In Biermann G. (1978). Mutter und Kind im Krankenhaus. München: Ernst Reinhardt Verlag. Eggert D., Schleicher M., Tegtmeyer K. (1997). Elternintegration auf der interdisziplinären Intensivstation. Die Schwester/Der Pfleger, 36 (11), Folkers I. (1978). In Biermann G. (1978). Mutter und Kind im Krankenhaus. München: Ernst Reinhardt Verlag Friedemann M.-L., Köhlen C. (2010). Familien- und umweltbezogene Pflege. Bern: Verlag Hans Huber. Friedrich H., Mönkeberg-Tun E., Rachel B. (1983). Familie und Kinderkrankenhaus. Stuttgart: Kohlhammer. Juchems S. (2010). Angehörige auf der Intensivstation - Besuchsregelungen. Plexus,1, Koppel G. T. Dierks A. (1997). Auf dem Weg zu einer familienintegrierenden Intensivmedizin. Der Kinderarzt, 28 (7), Lissberg A. (1993). Elternbeteiligung und -begleitung auf der Kinderintensivstation. Kinderkrankenschwester, 12 (8), Wagner E.-M. (2006). Integration von Geschwistern kranker Kinder. Kinderkrankenschwester, 25 (9), Wienhues J. (1983). Das Kind im Krankenhaus. Bonn: Rehabilitationsverlag. Wolff C., Wilken B. (1987). Eltern auf der Kinder-Intensivstation. Westfälisches Ärzteblatt, 1, Wolff C., Wilken B., Dickscheit, R. (1987). Organisierte Elternhilfe und pädiatrische Intensivmedizin. Der Kinderarzt, 18 (6), 779.