Die Alterungswelle: Was uns 2030 erwartet
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- Walter Roth
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1 REDE Konrad-Adenauer-Stiftung e.v. BONN PROF. DR. TILMAN MAYER : Was uns 2030 erwartet FAKTENCHECK Ich beschäftige mich mit der Frage, was uns 2030 erwartet. Herr Pöttering hatte schon skeptisch angemerkt, dass man nicht voraussagen kann, was im Jahre 2030 geschieht. Natürlich kann ich nicht ohne weiteres behaupten, dass man das kann. Allerdings, im Unterschied zu den Ökonomen, die auch sehr weit in die Zukunft prognostizieren, ist es natürlich bei der Demografie so, dass man durchaus darüber reden kann, was uns dort erwartet. Zumal das Jahr 2030 unter demografischen Gesichtspunkten doch recht nahe vor uns liegt. Dieses Datum ist demografisch gesehen nicht weit weg. Mit vier Charts will ich etwas über die Alterung sagen. Anschließend trage ich drei Folien über Parteien und Wahlen vor und dann eine Skizze zu der ausländischen Bevölkerung. Abschließend werde ich über das Engagement im Hinblick auf die Demokratie referieren. Wir sehen hier auf dieser Grafik, wenn Sie die Spitze anschauen, diese hellblaue Struktur, den Wechsel von 2008 zu 2030 und sehen dabei, dass die Bevölkerung der 65- jährigen und Älteren deutlich zunimmt. Von 20% auf 29%. Das ist ein rasanter Anstieg in diesem kurzen Zeitraum, der begleitet wird durch eine Schrumpfung der Erwerbstätigenstruktur. Auch der Jugendanteil nimmt rapide ab. Dieser Zeitabschnitt ist historisch durchaus auffällig und die nächste Grafik zeigt noch einmal, was man so gewöhnlich auch in den Medien liest: die Entwicklung zwischen 1910 und 2050, also 140 Jahre. Hier sieht man, wie die Gesellschaft und wie die Bevölkerungsklassen, die Alterungsklassen der Pyramide durchwachsen. Auffallend sind natürlich die Babyboomer, die sich hier in unseren Zeitraum 2000, aber auch davor schon, 1975 sichtbar zeigen. Das verläuft sich dann jedoch 2025 und 2050 erst recht. Die nächste Darstellung zeigt die Entwicklung von der Reichsgründung bis Besonders interessant ist der dunkelblaue Balken ganz links: 1871, zu Bismarcks Zeiten, hatten wir einen enorm großen Jugendanteil. Das war für Frankreich kein einfaches Problem. Zwischenzeitlich hat sich das Ganze stark verändert. Wir sind, mit Blick auf Europa, sicher kein Vorbild, dafür aber eher Frankreich. Die Zunahme findet im Bereich derjenigen statt, die älter als 65 sind, wie man hier an dieser hellblauen Struktur sieht. Auch das Wachstum der 80-jährigen und älteren, wird natürlich eine Herausforderung werden, die uns bevorsteht. Diese Grafik, die letzte hier zu diesen demografischen Alterungsprozessen, ist deswegen wichtig, weil wir sehen, dass zwischen 2020 und 2040 eine Steilphase der Alterung beginnt. Das nenne ich, um mich ein bisschen salopp auszudrücken, einen Alterungstsunami, der auf uns zuschwappt. Daraus könnte natürlich viel Skepsis entstehen, was zum Beispiel das Stichwort Generationenkonflikt angeht. Ich glaube, und auch aus anderen Befragungen kann man das ersehen, dass eine Art Generationenkonflikt nicht auf uns zukommt. Dagegen dürfte kommen - und das ist durchaus für unsere Demokratie wichtig wahrzunehmen -
2 2 Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. BONN PROF. DR. TILMAN MAYER ein Verteilungskonflikt: Beitragssteigerung in der Alterssicherung oder Senkung der Rentenhöhe. Was die Wahlberechtigten angeht kann man sehen, dass zwischen 1990 und 2013, der Anteil derjenigen, die 50 Jahre und älter sind, von 40% auf 54% gestiegen ist. Das bestätigt natürlich auch eine Frage, die bei der TED-Umfrage von vorhin eine Rolle gespielt hat. Was bedeutet dies für unsere politische Arena? Nicht nur hier im Bonner Bundestag, sondern überhaupt. Eine bedenklich stimmende Beobachtung ist, dass die Wahlbeteiligung deutlich abnimmt. Das ist ja nicht überraschend, wenn auch traurig, aber auf jeden Fall ein Faktum. Hinzu kommt zweitens folgende Feststellung: je jünger desto weniger und je älter desto mehr findet eine Wahlbeteiligung statt. Das ist ganz eindeutig der Befund bisher. Das heißt man kann daraus die Schlussfolgerung ziehen, dass gerade die mehr werdenden Älteren sich auch stärker an Wahlen beteiligen und die geringer werdenden Jüngeren sich bisher weniger an den Wahlen beteiligt haben, so dass dieser demografische Trend durch das Wahlverhalten der Generationen sogar noch verstärkt wird. Insofern ist darin natürlich eine Herausforderung zu sehen, insbesondere an die politische Bildung, aber auch an die Parteien überhaupt, zu mobilisieren. Dies ist ein generelles Problem, unabhängig von der Demografie. Entsprechend dieser eben erkannten Tendenz ist es nicht mehr überraschend, wenn man einen Blick auf das Durchschnittsalter der Mitglieder der politischen Parteien wirft. Ich meide den Begriff der Überalterung, der ist zu negativ. Dennoch müssen gerade die großen, staatstragenden Parteien stärker um den jüngeren Bevölkerungsteile werben. Die Demografie verstärkt diese Empfehlung. Werfen wir einen Blick auf die ausländische Bevölkerung bzw. diejenigen, die tatsächlich diesen Status haben. In der Grafik sind nicht die Personen enthalten mit so genannten Migrationshintergrund, denn dann würde die Struktur noch einmal etwas anders aussehen. Migrationshintergrund würde bedeuten, dass man auch viele ethnische Deutsche, die aber aus dem Ausland eingewandert sind, hinzurechnet. Um zu demonstrieren, dass Migration ein Thema sein sollte, kann man natürlich diesen Migrationshintergrund stark machen, aber an dieser Stelle möchte ich nur zeigen, dass unter demografischen Gesichtspunkten die Herausforderung der Integration, bei einem Ausländeranteil von nicht einmal 10% der aktuellen Bevölkerung, nicht so groß ist, wie das skizzierte Alterungsproblem. Über diese Herausforderungen macht sich derzeit auch die Bundesregierung mit der Demografiestrategie bereits seit einiger Zeit erfreulicherweise Gedanken. Kommen wir zum Indikator Religion. Zunächst einmal ist natürlich richtig, dass 2030 der Anteil der Muslime steigt, aber ich würde nicht empfehlen die Entwicklung der Zuwanderung zuerst unter religiösen Gesichtspunkten zu sehen, sozusagen Migranten künstlich zu muslimisieren, sondern vielmehr unter dem Aspekt ihrer Herkunft, die individueller, also ethnisch, kulturell und national gesehen werden sollte. Ich denke, das wäre weiterführender. Damit komme ich zur letzten Grafik, die das Engagement umfasst. Das Engagement ist für die Demokratie und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, gerade in diesem Prozess des demografischen Wandels, besonders wichtig und man erkennt hier, dass ungefähr in dem Alter zwischen 35 und 55 Jahren das Engagement am stärksten zu sein scheint. Auch bei den Älteren, bei den 60 bis 70-Jährigen ist ein sehr starkes Engagement zu konstatieren. Ich komme damit zum Schluss und möchte zwei Punkte kurz festhalten: Erstens: Die Demografiestrategie der Bundesregierung ist sehr zu begrüßen, dass man also die Demografie ernst nimmt und daraus Folgerungen zieht. Zweitens der Joker, den ich überschreiben möchte mit dem Hinweis, dass es im demografischen Wandel und angesichts der an-
3 3 Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. BONN PROF. DR. TILMAN MAYER stehenden Alterungswelle auf die Familie ankommt. Vielen Dank
4 : Was uns 2030 erwartet FAKTENCHECK Prof. Dr. Tilman Mayer Präsident Deutsche Gesellschaft für Demographie e.v. Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Schrumpft die Demokratie? 5. Demokratie-Kongress der Konrad-Adenauer-Stiftung Bonn, 21. November 2014
5 Quelle: Statistisches Bundesamt, Demografischer Wandel in Deutschland, 2011, S. 24.
6 Quelle: Dr. Jürgen Dorbritz
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9 Quelle: Bundeswahlleiter, Wahl zum 18. Deutschen Bundestag am , Heft 4 (Stand 2014)
10 Quelle: Statistisches Bundesamt, Repräsentative Wahlstatistik, Lizenz BpB.
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12 Entwicklung der ausländischen Bevölkerung Quelle: Statistisches Bundesamt, Lizenz BpB.; Zahlen ab 2005 eigene Recherche
13 Quelle: Entwicklung des prozentualen Bevölkerungsanteils von Muslimen weltweit, europaweit und in Deutschland.,Material der Onlinepräsentation des Pew Forum on Religion & Public Life (2011). Abrufbar unter: Citizentimes.eu, Autor: Felix Strüning
14 Freiwillig Engagierte nach Altersgruppen Quelle: Erster Engagementbericht der Bundesregierung (Stand 2012)
15 Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung.
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