Perspektiven und Projekte. Nachhaltige Entwicklung von Stadtquartieren

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1 Arbeitsgruppe KOOPERATION GdW-BDA-DST GdW Bundesverband deutscher Wohnungsund Immobilienunternehmen e.v. Bund Deutscher Architekten BDA Deutscher Städtetag (DST) Perspektiven und Projekte. Nachhaltige Entwicklung von Stadtquartieren Dokumentation 2010 In Verbindung mit der Verleihung der Deutschen Bauherrenpreise 2009/2010

2 Herausgeber GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. Mecklenburgische Straße Berlin Internet: In Zusammenarbeit mit: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Berlin Arbeitsgruppe KOOPERATION GdW-BDA-DST, Berlin GdW Bundesverband deutscher Wohnungsund Immobilienunternehmen e. V. Bund Deutscher Architekten BDA Deutscher Städtetag (DST) Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn Messe Berlin GmbH, Berlin Messe Essen GmbH, Essen Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung finanziell gefördert. Konzeption, Redaktion und Organisation Carl Steckeweh, Berlin/Bonn PENTAPOLIS (CSP) - Netzwerk StadtBauWirtschaft und Dagmar Weidemüller, Berlin architektur. design. stadtplanung unter Mitwirkung von Dörte Ganschow, Dr. Bernd Hunger und Claudia Kuhlmann Die Verantwortung für den Inhalt der einzelnen Beiträge liegt bei den Autorinnen und Autoren. Layout: Dagmar Weidemüller, Berlin Druck: Druckerei Hermann Schlesener KG Berlin August 2010

3 Perspektiven und Projekte. Nachhaltige Entwicklung von Stadtquartieren Dokumentation von zwei Symposien in Verbindung mit der Verleihung der Deutschen Bauherren preise 2009/2010 Energieeffiziente Sanierung von Stadtquartieren Symposium im Rahmen der Internationalen Baufachmesse DEUBAU 2010 in Essen und Wohnen - Bildung - Arbeit. Ansprüche an neue Stadtquartiere in Zeiten des Wandels Symposium im Rahmen der Internationalen Fachmesse bautec 2010 in Berlin Veranstalter der Symposien waren der GdW Bundesverband deutscher Wohnungsund Immobilienunternehmen und die Arbeitsgruppe KOOPERATION des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, des Bundes Deutscher Architekten BDA und des Deutschen Städtetages (DST) in Zusammen - arbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Mitveranstalter des Essener Symposiums war die Deutsche Stiftung Denk - malschutz. Die Symposien wurden im Rahmen der Initiative Nationale Stadtentwicklungspolitik des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadt entwicklung finanziell gefördert.

4 I N H A L T Vorwort Lutz Freitag, Berlin 4 Über den Deutschen Bauherrenpreis Rainer Bomba, Berlin 6 Die Menschen, nicht die Häuser machen die Stadt! Folkert Kiepe, Köln 11 Stadtentwicklung und Klimaschutz. Ziele und Maßnahmen der neuen Bundesregierung Ulrich Hatzfeld, Berlin 14 Qualitätskriterien für die Entwicklung neuer Stadtquartiere Josef Weber, Nürnberg Wohnen - Bildung - Arbeit. Neue sozialräumliche Strukturen in den Städten Hartmut Häußermann, Berlin Denkmalschutz und energetische Sanierung: Widersprüche, Kompromisse, Synergien? Holger Rescher, Bonn 32 Energetische Sanierung im Wohnungsbau zwischen Anspruch und Bezahlbarkeit Hans-Otto Kraus, München 38 Energieeffiziente Sanierung von Wohnquartieren: Chancen und Risiken aus städtebaulicher Sicht Elke Pahl-Weber, Bonn 46 Stadtquartiere für jung und alt. Erfahrungen aus dem ExWoSt-Forschungsfeld Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere Manfred Fuhrich, Bonn 52

5 Beispielhafte Projekte aus den Wettbewerben Deutscher Bauherrenpreis 2009/2010 Projekt 1 Erneuerung denkmalgeschützter Stadtquartiere: Die Germania-Siedlung in Köln Kathrin Möller und Ulrich Böttger, Köln 64 Projekt 2 Modernisierung eines Hochhauses: Das Spreewald-Hochhaus in Lübbenau Michael Jakobs, Lübbenau, und Frank Zimmermann, Cottbus 72 Projekt 3 Generalsanierung einer Wohnsiedlung aus den 1950er Jahren: Die Boschetsrieder Siedlung in München Carmen Waibel und Norbert Koch, München 82 Projekt 4 Innenentwicklung und neuer Wohnungsbau: Südliche Furth in Neuss Stefan Pfitzer und Eckehard Wienstroer, Neuss 96 Projekt 5 Bauten für Studierende: Neubau eines Studentenwohnheimes in Würzburg Michael Ullrich, Würzburg, und Gerhard Wolf, Stuttgart 110 Projekt 6 Neuer Wohnungsbau als Beitrag zur Stadtentwicklung. Das Beispiel Ingolstadt Peter Karmann und Detlef Dier, Ingolstadt 120

6 Vorwort Lutz Freitag, Berlin Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.v. Wohnungsbau ist Städtebau. Bauherren können den Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels, wie z. B. des Klimaschutzes, heute nur gerecht werden, wenn sie ihre Bestände auf der Grundlage einer strategischen Portfolio - entwicklung und im städtebaulichen Kontext modernisieren und Neubau - vorhaben unter sensibler Berücksichtigung des baulichen und sozialen Umfeldes planen. Nachhaltige Entwicklung durch Wohnungsbau im Quartiers - zusammenhang mit dem je nach Situation zweckmäßigen Zusammenspiel von Sanierung, Abriss und Neubau war deshalb das Thema zweier Symposien. Es ging den drei in der AG KOOPERATION zusammengeschlossenen Verbänden Bund Deutscher Architekten, Deutscher Städtetag und GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen darum, aufzuzeigen, wie mit Wohnungsneubau und -modernisierung ein Mehr-Wert an Baukultur und Klimaschutz erreicht und sozialer Zusammenhalt gestärkt werden kann. Wir haben deshalb auf den großen Baumessen DEUBAU 2010 in Essen und bautec 2010 in Berlin beispielhafte Projekte aus dem Wettbewerb um den Deutschen Bauherrenpreis 2009/2010 diskutiert und durch einführende grundsätzliche Statements einen Überblick über die Facetten der behandelten Themen erhalten. Die folgenden "Diskussionsstränge" zogen sich durch beide Sym - posien: Bauherren im Wohnungsbau können einen wichtigen Beitrag für eine sozial ausbalancierte und integrierende Stadtgesellschaft leisten. Beispielhafte Vorhaben des Wohnungsneubaus und der Altbau modernisie - rung erweisen sich häufig dann als nachhaltig erfolgreich, wenn sie mit sozialen Projekten in den Nachbarschaften verbunden sind, die von Bildungs - trägern, Vereinen oder anderen zivilgesellschaftlichen Initiativen getra gen werden. Nachhaltiges Bauen muss qualitätsvoll und gleichzeitig kostengünstig sein, und zwar betrachtet über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Für Bauherren mit nachhaltigen Geschäftsmodellen und das sind die vom GdW vertretenen Unternehmen ist das Spannungsfeld zwischen Qua litäts - anspruch und Bezahlbarkeit von größter Bedeutung, wenn anstelle einzelner Leuchttürme Breitenwirkung erzielt werden soll. Eine besondere Herausforderung stellen die Notwendigkeiten der Energie - einsparung für denkmalgeschützte Wohnbauten dar. Das Verhältnis von Denkmalschutz und Klimaschutz auf den Prüfstand zu stellen, war deshalb auch ein zentrales Anliegen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die erstmalig den Wettbewerb um den Deutschen Bauherrenpreis finanziell unterstützt und inhaltlich mitgestaltet hat. Insgesamt hat sich gezeigt: Das Zusammenspiel von Klimaschutz, Energie - einsparung und nachbarschaftlichem Zusammenhalt ist umso besser gestaltbar, je mehr es gelingt, anstelle des Einzelbaus ganze Stadtquartiere mit den Mitteln des Wohnungsbaus aufzuwerten. Eine Sichtweise, die dem ressortübergreifenden, komplexen Ansatz der Nationalen Stadtentwicklungspolitik entgegenkommt - einer Initiative des BMVBS, die der GdW und die Arbeitsgruppe KOOPE- RATION begrüßt und unterstützt haben. 4

7 Die hier dokumentierten Symposien fanden statt, als die drastischen Kürzungs - absichten der Bundesregierung im Bereich der Städte- und Wohnungsbauförde - rung noch nicht bekannt waren. Angesichts der durch die Ergebnisse des Wettbewerbs zum Deutschen Bauherrenpreis 2009/2010 wiederum bestätigten augenscheinlichen Erfolge des ressourcenschonenden und sozialverträglichen Wohnungs- und Städtebaus in Deutschland mit seinen immensen konjunktur- und klimapolitischen Effekten bleibt auf ein politisches Umdenken und eine Korrektur der falschen Weichen - stellung durch den Haushaltsausschuss und das Parlament zu hoffen. Auch im Namen der Präsidentin des Deutschen Städtetages, Frau Oberbürger - meisterin Dr. h.c. Petra Roth, und des Präsidenten des Bundes Deutscher Architekten BDA, Herrn Michael Frielinghaus, danke ich dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und den Messegesellschaften in Essen und Berlin für ihre Unterstützung des Wettbewerbs und bei der Durchführung der Symposien und Preisverleihungen. Mein Dank gilt ferner den Mitgliedern der Arbeitsgruppe KOOPERATION, die an der inhaltlichen Vorbereitung des Wettbewerbs und der Symposien maßgeblich beteiligt waren, und jenen Kolleginnen und Kollegen, die für die Organisation und Dokumentierung verantwortlich waren. Berlin, im August

8 Über den Deutschen Bauherrenpreis Die Verleihung des Deutschen Bauherrenpreises findet statt am Anfang dieses neuen Jahrzehnts, das uns vor gewaltige Herausforderungen stellt. Herausfor - derungen, die gerade auch die Städte und die Bau- und Immobilienwirtschaft besonders betreffen: Rainer Bomba, Berlin Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtent - wicklung die Wirtschafts- und Finanzkrise, die schwerste seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland, deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und auf unsere öffentlichen Haushalte wohl in diesem Jahr in vollem Umfang zu spüren sein werden, die enorme Aufgabe des Klimaschutzes und des Erhalts einer lebenswerten Umwelt und der demografische Wandel, bei dem sich unser Umfeld ganz grundlegend verändert, hin zu einer insgesamt älteren Gesellschaft mit völlig anderen Bedürfnissen und Ansprüchen. Diese Herausforderungen können wir nur bewältigen, wenn alle gemeinsam daran arbeiten. Dies gilt insbesondere im Bereich der Bau- und Stadtent wick - lungspolitik, die auf die Kooperation von Politik, Wohnungswirtschaft, Kommunen und Architekten mehr denn je angewiesen ist. Für die Bundesregierung gilt, dass wir solche Kooperationen im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik noch stärker fördern werden als bisher. Wir werden künftig auch Hauseigentümer und städtische Gewerbetreibende noch stärker in die Stadtentwicklungsprozesse einbinden als bisher. Denn eine erfolgreiche Politik kann nur in der Zusammenarbeit und im Dialog der unterschiedlichen Akteure gelingen. Die Arbeitsgruppe KOOPERATION GdW-BDA-DST hat mit der gemeinsamen Auslobung des Bauherrenpreises eine solche Kooperation vorbildlich in die Tat umgesetzt. Der Deutschen Bauherrenpreis steht seit 1986 für eine gut funktionierende partnerschaftliche Zusammenarbeit. Dieser Wettbewerb zeigt dabei eindrucksvoll, welche Lösungen im Wohnungs- und Städtebau umgesetzt werden können, wenn Kommunen, Wohnungsunternehmen, freiberufliche Archi - tek ten und andere Planer auf den verschiedenen Ebenen gut zusammenarbeiten. Mit dem Deutschen Bauherrenpreis werden die richtigen Themen und zugleich die richtigen Fakten aufgegriffen. Der Preis beschäftigt sich mit ganz entscheidenden aktuellen Themen, wie der energetischen Sanierung und der Energieeffizienzsteigerung im Wohnungsneubau, dem altersgerechten Umbau der Wohnungen, der denkmalgerechten Sanierung. 6

9 Besonders hervorheben möchte ich die Leistung unserer Bauherren im deutschen Wohnungsbau mit Blick auf die Baukultur und die energetische Denkmal - sanierung. Der Bauherrenpreis hat sich hier zum Maßstab für den innovativen Wohnungsbau in Deutschland entwickelt. Dies zeigt sich schon daran, dass einer Wohnungsbaugesellschaft ein Sonderpreis Denkmalschutz im Wohnungsbau für die Generalsanierung einer ihrer Siedlungen verliehen worden ist. Schließlich stehen wir bei der energetischen Sanierung denkmalgeschützter Gebäude vor ganz anderen Herausforderungen als bei energieeffizienten Neubauten. In diesem Zusammenhang sind uns die Belastungen der Eigentümer natürlich bekannt. Deswegen fördern wir diese energetische Sanierungsmaßnahmen besonders. Diese Mittel haben wir im Rahmen des Konjunkturpakets weiter aufgestockt. Gerade das enttäuschende Ergebnis der Klimakonferenz in Kopenhagen zeigt, dass wir unsere Anstrengungen zur CO 2 -Reduktion noch erhöhen müssen. Wir stehen am Anfang und noch lange nicht am Ziel unserer Bemühungen. Alle Preisträger des Bauherrenpreises zeigen, dass es im Wohnungsbau einen erfreulichen Trend zu hoher gestalterischer und technischer Qualität gibt. Denn in Zeiten der geringen Neubautätigkeit in Deutschland ist gerade die baukulturelle Qualität ein zentraler Marktfaktor im Wohnungsbau. Angesichts von regional ganz unterschiedlichen Wohnungsmärkten bei gleichzeitig steigenden Qualitätsansprüchen wird wirtschaftliches und ressourcenschonendes Planen und Bauen mit hohem Qualitätsanspruch zukünftig eine immer wichtigere Rolle spielen. Deshalb fördert mein Ministerium die Intension dieses Preises ausdrücklich. Denn er richtet sich gezielt an die Bauherren und Investoren und hebt deren besondere Leistungen für den Wohnungsmarkt und unsere Städte in Deutschland hervor. Wir werden demzufolge auch in Zukunft mit den Auslobern des Deutschen Bauherrenpreises pragmatisch und unkompliziert zusammenarbeiten. Sie haben im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung einen Partner, der Sie auch weiterhin bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützen wird. (Zusammenfassung der Ansprachen vom 10. Januar 2010 in Essen und vom 18. Februar 2010 in Berlin) 7

10 Impressionen vom Symposium und der Verleihung des Deutschen Bauherrenpreises Modernisierung 2009/2010 in Essen 8

11 Impressionen vom Symposium und von der Verleihung des Deutschen Bauherrenpreises Neubau 2009/2010 in Berlin 9

12 Impressionen von der Verleihung der Deutschen Bauherrenpreise 2009/2010 in Essen und Berlin 10

13 Die Menschen, nicht die Häuser machen die Stadt (Perikles, griechischer Staatsmann, 493 bis 429 vor Christus) Folkert Kiepe, Köln Beigeordneter des Deutschen Städtetages für Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen und Verkehr Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung wollte unsere Arbeitsgruppe KOOPERATION mit diesen Symposien anhand mehrerer Grundsatzvorträge und einiger ausgewählter Projekte aus dem Wett - bewerb um den Deutschen Bauherrenpreis verdeutlichen, dass neue Stadtquartiere mehr sind als die Summe moderner Wohnungen. Und dass Quartiere so gestaltet sein können, dass sie zum sozialen Zusammenhalt und zur aktiven Teilhabe ihrer Bewohnerinnen und Bewohnen an der städtischen Zivilge - sellschaft beitragen. Die große Zahl der eingereichten und die Qualität der ausgezeichneten Projekte stellten einmal mehr unter Beweis, dass Kosteneinsparung und Ressourcenschonung im Wohnungsbau nach wie vor eine große Bedeutung haben, dass hohe Qualität und tragbare Kosten keine Gegensätze sein müssen und dass langfristige Wirtschaftlichkeit, Ressourcenschonung und Klimaschutz im Wohnungsneubau wie auch in der Altbaumodernisierung mit hoher Priorität auf der politischen Tagesordnung bleiben müssen. Denn eins ist sicher: Ein quantitativ ausreichendes und qualitativ ansprechendes Wohnungsangebot ist ein wesentlicher Standortfaktor und damit ein wichtiges Element der Stadtentwicklung. Deshalb müssen besonders vor dem Hinter - grund der demografischen Entwicklung neue Wege und Formen im Wohnungs neubau und in der Altbaumodernisierung gefunden werden, um Stadtflucht zu verhindern und um den Wohnstandort Stadt zu stärken. Dabei wird es künftig zunehmend um die quartierskonkrete Verbindung von sozialen, gestalterischen und energetischen Aspekten gehen. Unter Überschriften wie Stadtluft macht frei!, Neue Heimat Stadt, Renaissance der Stadtwohnung wird seit einiger Zeit nicht nur in den Medien über eine zunehmende Zahl von Haushalten berichtet, die die Vorteile des städtischen Wohnens entdecken oder sollte man besser sagen: wiederentdecken!?! Treffen diese Beschreibungen zu? Gibt es eine neue Wanderungs - bewegung raus aus Suburbia, hinein in die Städte? Die Rahmenbedingungen hierfür sind günstig: Aufgrund der demografischen und gesellschaftlichen Entwicklung nimmt die Zahl der klassischen Nachfragehaushalte nach Einfamilienhäusern im städtischen Umland ab. Steigende Energiepreise verteuern lange Anfahrtswege zur Arbeit; die Anforderungen von Familie und Beruf lassen sich bei kurzen Entfernungen zwischen Wohnort, Kindergarten bzw. Schul- und Arbeitsplatz besser koordinieren. Der zunehmende Anteil älterer Menschen schätzt das gute Angebot an kultureller und verkehrlicher Infrastruktur, ärztlichen Versorgungsleistungen, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, welches sie in den Städten in unmittelbarer räumlicher Nähe vorfinden. 11

14 Angesichts der zunehmenden Bedeutung der Städte als Motor wirtschaftlicher Entwicklung in einem zusammenwachsenden Europa, des steigenden Umweltbewusstseins und der aktuellen Debatte um Maßnahmen zum Klimaschutz ist zudem zu hoffen, dass Bundes- und Landespolitik ihre Bemühungen um eine wirksame Begrenzung von Suburbanisierungs tenden zen und weiterem Flächenverbrauch intensivieren werden. Zu einer dauerhaften Trendumkehr müssen zunächst einmal die Städte selbst mit einer aktiven Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik beitragen, die die Schaffung eines breit gefächerten und bezahlbaren Angebots an Wohnraum für die unterschiedlichen Wohnwünsche und -bedürfnisse der immer heterogeneren Nachfragehaushalte in sozial intakten Wohnquartieren und einem attraktiven Umfeld zum Ziel hat. Neben einer vorausschauenden Liegenschaftspolitik, einer aktiven Marktbeobachtung, der Entwicklung wohnungspolitischer Strategien und Maßnahmen und einer intensiven Zusammenarbeit mit den wohnungspolitischen Akteuren ist dabei auch die Phantasie und Kreativität aller Beteiligten gefragt: Zwar wird die Villa im Grünen mit Blick auf die Ostsee und die Berge, aber in zentraler innerstädtischer Lage auch weiterhin ein Wunschtraum bleiben. Gleichwohl wird man die Menschen, vor allem die Haushalte mit Kindern, nur dann in den Städten halten können, wenn man ihnen für das klassische Einfamilienhaus auf dem Land eine flächensparende, aber dennoch attraktive und familiengerechte Alternative zu finanziell tragbaren Konditionen bietet. Bei ihren Bemühungen um die Verbesserung der Wohn- und Lebens bedin - gungen und zur Sicherung einer angemessenen Wohnraumversorgung für alle Bevölkerungsschichten sowie zur Bewältigung der Folgen von Schrumpfung und demografischem Wandel benötigen die Städte die Unterstützung von Bund und Ländern: Neben gesetzlichen Rahmenbedingungen, die der weiteren Zer - siedelung Einhalt gebieten, gehört hierzu vor allem eine Förderpolitik, die sich die Stärkung des Wohnstandortes Stadt zum Ziel setzt, indem sie ihre Förder - angebote regional und gebietsbezogen differenziert gestaltet und das Boden - preisgefälle zwischen Stadt und Umland bei den Förderkonditionen berücksichtigt. Auf Förderanreize, wie etwa die Wiedereinführung der unbegrenzten Pendler pauschale, die die Stadtflucht finanziell begünstigt, sollte dagegen in Zukunft verzichtet werden. Die Menschen, nicht die Häuser machen die Stadt. - Unsere Städte und Stadtquartiere sollen attraktiv, lebendig und zukunftsfähig bleiben. Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen gerne in unseren Städten leben und wohnen. Zentraler Bestandteil der Stadtentwicklungspolitik ist daher eine Wohnungs - politik, die bedarfsgerechte Wohnraumangebote in einem lebenswerten Wohnumfeld für alle Schichten der Bevölkerung bereitstellt: Für Eigentümer und Mieter, für einkommensstarke und einkommensschwache Bevölkerungs - schichten, für Familien und Singles, für alte und junge Menschen. Für Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Damit kommt der Bereit - stellung eines attraktiven, nachfragegerechten Angebots an Wohn raum sowohl im Eigentums- als auch im Mietwohnungssektor eine Schlüssel rolle für die Zukunft unserer Städte zu. 12

15 Es gibt sie also: Die positive Anzeichen, die auf eine Wiederentdeckung des Wohnstandortes Stadt hoffen lassen. Es liegt nun an uns - am Bund, den Län - dern, den Städten selbst und vielen weiteren Akteuren - diese Signale zu erkennen und zu verstärken, den Trend aufzugreifen und durch gemeinsame Anstren - gungen tatkräftig zu unterstützen und zu verstetigen. Die von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden verabredete Initiative zu einer gemeinsamen, ressortübergreifenden Stadtentwicklungspolitik auf der Grund - lage der Leipzig-Charta sollte stärker als bisher zu einer engen Abstimmung der einzelnen fachlichen Politikbereiche und damit der jeweils betroffenen Ministerien auf Bundes- und Landesebene beitragen, um die Herausforderungen und Probleme der Stadtentwicklung mit einer integrierten und nachhaltigen Strategie bewältigen zu können. Auch hierdurch würde im besonderen Maße die Grundlage dafür gelegt, dass sich der Trend zur Renaissance der Städte weiter verstetigen kann. In diesem Sinne haben unsere Symposien in Verbindung mit der Verleihung der Deutschen Bauherrenpreise 2009/2010 viele neue Erkenntnisse aus den Vorträgen und Diskussionen gezeitigt sowie zahlreiche Gelegenheiten für Verab - redungen zu konkreten Kooperationen in der Stadtentwicklungspolitik geboten. 13

16 Stadtentwicklung und Klimaschutz. Ziele und Maßnahmen der neuen Bundesregierung Dr. Ulrich Hatzfeld, Berlin Leiter der Unterabteilung Stadtent - wick lung im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung H E R A U S F O R D E R U N G E N F Ü R U N S E R E S T Ä D T E U N D G E M E I N D E N Unsere Städte, Gemeinden und ländlichen Regionen stehen bedingt durch den demographischen und sozialen Wandel, die weltweite Finanz- und Wirt schafts - krise und den Klimawandel - vor immensen Herausforderungen. Auf diese Herausforderungen allein mit finanziellen Instrumenten zu reagieren, ist zum einen inhaltlich vor dem Hintergrund der zu erwartenden Grenzen der öffentlichen Haushalte nicht ausreichend, zum anderen auch nicht perspektivenreich. Im Mittelpunkt der Herausforderungen steht der demographische Wandel. Im Jahr 2050 werden über 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland über 65 Jahre und nur 15 Prozent unter 20 Jahren alt sein. Das Durchschnittsalter steigt von 43 im Jahre 2006 auf rund 50 Jahre im Jahr Während viele Städte und ländliche Regionen dauerhaft mit zum Teil drastischer Schrumpfung (mit der Folge von immer mehr Versorgungsproblemen und Wohnungsleerstand) konfrontiert sein werden, wird es in mehreren Ballungsräumen weiterhin starkes Wachstum (mit der Folge von Wohnungsengpässen) geben. Der bauliche Be - stand muss dieser Entwicklungen angepasst werden. Er muss gleichzeitig altengerecht und barrierearm und für junge Familien attraktiv umgebaut werden. Auch der soziale Zusammenhalt in unserer Gesellschaft steht unter Stress. In Deutschland leben über 15 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in manchen Ballungsräumen reicht deren Anteil an der Bevölkerung bis zu 40 Prozent. Große Teile der Zugewanderten verfügen über ein Bildungsniveau, das für den wirtschaftlichen Strukturwandel absolut zu niedrig ist. Gesellschaftliche Teilhabe und Chancengerechtigkeit werden für immer mehr Kinder und Jugend - liche gerade in den Großstädten hehre Ziele. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter. Die Tendenz zur räumlichen, ethnischen und sozialen Segregation verstärkt sich durch die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise noch weiter. Sie erhält durch die vermutlich noch zunehmende Arbeitslosigkeit einen zusätzlichen Impuls. Auch die Themen Wohnen, Arbeiten und Leben erfordern in den Innen - städten öffentliche Aufmerksamkeit und Aktivitäten. So sind die Ortskerne und Innenstädte der deutschen Städte und Gemeinden im internationalen Vergleich zwar ausgesprochen leistungsfähig und lebenswert. Sie sind Zentren des wirtschaftlichen Handelns, der kulturellen Highlights und der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen. Allerdings gefährdet die Verdrängung kleiner, zumeist eigentümergeführter mittelständischer Unternehmen durch Filialbetriebe großer Handelsketten die Identität und Unverwechselbarkeit vieler Städte. Großflächige Einzelhandelsbetriebe in der städtischen Peripherie untergraben die wirtschaftlichen Grundlagen der Stadtzentren. Die derzeitige Krise der Warenhäuser ist gerade in den Mittelstädten und ihren ländlichen Einzugsbereichen eine besondere Herausforderung. Es wächst die Gefahr, dass es in Zukunft noch mehr innerstädtische Nutzungsbrachen gibt. 14

17 Deutschland ist reich an historischen Ortszentren und baukulturellem Erbe. Es gilt, dieses Erbe für künftige Generationen zu erhalten und weiterzuentwickeln. So muss vor allem bei der energetischen Sanierung von Gebäuden ein Kompromiss zwischen Klima- und Denkmalschutz gefunden werden. Dabei sind gleichzeitig und gleichwertig hohe Wohn- und Umweltqualitäten als auch eine hohe Energie - effizienz zu erreichen. Auch Neubauten als zukünftiges bauliches Erbe müssen baukulturellen Ansprüchen genügen und einen zeitgenössischen Beitrag zur Identitätsbildung und Unverwechselbarkeit der Städte und Gemeinden leisten. Die Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Kopenhagen 2009 hat gezeigt, dass die politischen Themenfelder Klimawandel und Energieeffizienz erst am Anfang ihrer Ausformulierung und Umsetzung stehen. Einerseits sind Städte Energiegroßverbraucher - 40 Prozent der Energie werden im Gebäudebereich verbraucht. Auf diesen Bereich entfallen 20 Prozent der gesamten CO 2 -Emissionen. Auf der anderen Seite ermöglichen Städte aber auch eine besonders effiziente Energienutzung und schonen als kompakte Siedlungsform die Landschaft vor Zersiedelung. K L I M A S C H U T Z - N E U E I N T E G R I E R T E S T R A T E G I E N I N D E R S T A D T E N T W I C K L U N G Damit die Städte unter diesen Bedingungen ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten können, ohne dabei ihre urbanen Qualitäten und sozialen Integrationskräfte zu verlieren, müssen die Strategien und Inhalte der Stadtentwicklungspolitik - auch auf Bundesebene - weiterentwickelt werden. Mit Blick auf diese Notwendigkeit hat die Bundesregierung die Initiative zur Nationalen Stadtentwicklungspolitik auf den Weg gebracht. Diese Initiative zielt auf die Umsetzung der von allen europäischen Mitgliedsstaaten im Jahr 2007 verabschiedeten Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt. Diese Charta fordert mit Verweis auf die Idee der Europäischen Stadt (Nutzungsmischung, Urbanität, demokratische Mitbe - stimmung, Kultur) die Stärkung einer integrierten Stadtentwicklungspolitik. Soziale, ökologische, ökonomische und kulturelle Belange von Städten und Re - gionen sollen zusammenhängend und gleichberechtigt behandelt werden ( holistische, nicht fachlich einseitige Sicht auf Städte und Regionen). Zur Umsetzung der Leipzig-Charta hat die Nationale Stadtentwicklungspolitik zwei Handlungsfelder definiert: Mit der Programmsäule Gute Praxis soll erreicht werden, dass die zahlreichen raum- bzw. gebäudebezogenen Förderprogramme der EU, des Bundes und der Länder kontinuierlich an die sich ändernden sozialen, stadtstrukturellen und ökologischen Rahmenbedingungen angepasst werden. Das umfasst insbesondere die Aufgabe, die verschiedenen Programmphilosophien im Sinne eines integrierten räumlichen und fachlichen Ansatzes untereinander abzustimmen ( Bündelung von Programmen und Handlungskapazitäten). 15

18 Im Mittelpunkt der Guten Praxis steht die Weiterentwicklung des Instruments der Städtebauförderung. Diese Städtebauförderung stellt im Kern eine Investition in die städtische bzw. ländliche Infrastruktur dar, und zwar in solche Projekte und Vorhaben, die von den Städten und Gemeinden nicht allein bewältigt werden können. Sie wird seit Anfang der 1970er Jahre als Bundesfinanzhilfe an die Länder gewährt und hat maßgeblich zur sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Modernisierung der Städte und Gemein - den beigetragen. Die Projektreihe für Stadt und Urbanität ist der experimentelle Baustein der Initiative. Auf der Basis einer breiten Ausschreibung wurden konkrete Projekte vor Ort angestoßen und städtische Themen auch für neue Akteure geöffnet. Die Projektreihe besteht zurzeit aus über 80 innovativen und experi mentellen Gemeinschaftsprojekten, die von Akteuren aus sehr unterschied - lichen Sphären entwickelt und umgesetzt werden. Dieses Labor der Stadtentwicklung umfasst auch Projekte aus dem Be - reich Klimaschutz. Zum Beispiel werden quartiersbezogene Energieversorgungskonzepte sowie der Transfer von fachbezogenem Wissen in Klima - schutz-kompetenzzentren unterstützt. Die Instrumente und Verfahren der Nationalen Stadtentwicklungspolitik waren sehr hilfreich, als auf die Krise der Finanzmärkte und der Schlüsselindustrien reagiert werden musste. Das CO 2 -Gebäudesanierungsprogramm wurde neu aufgelegt. Schon bei der Verabschiedung des Konjunkturpakets konnten die Weichen so gestellt werden, dass auch die ärmsten Städte und Gemeinden mit der energetischen Sanierung von sozialen Infrastruktureinrichtungen beginnen und gleichzeitig Arbeitsplätze in Handwerk und Baugewerbe sichern konnten. Mit dem Integrierten Energie- und Klimaprogramm (IEKP) hat die Bundes - regierung im August 2007 konkrete Maßnahmen zur Erfüllung der Energie - einsparziele bis 2020 festgelegt. Dem Gebäudebereich kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Rund 75 Prozent des baulichen Bestandes in der Bundes - republik wurden vor 1979, also nahezu ohne jegliche Anforderung an die Energieeffizienz des Gebäudes, errichtet. Hier liegen derzeit auch die größten Potenziale zur Senkung des Verbrauchs und zur Steigerung der Energieeffizienz. Im Rahmen des IEKP setzt die Bundesregierung auf einen ausgewogenen Instrumentenmix, der Vorgaben und Anreize miteinander verbindet, also fordert und fördert. Die Zielvorgabe beim Fordern ist, neue Gebäude mit möglichst geringem Energiebedarf zu erstellen und Energieeinsparpotenziale im Gebäudebestand zu mobilisieren. Die Energieeinsparverordnung 2009 und das Erneuerbare- Energien-Wärmegesetz sind wichtige Bestandteile dieses Instrumentenmixes. Dabei reichen die Ziele weit: Das Nahezu-Null-Energiehaus (NN-Haus) soll für alle Neubauten ab Januar 2021 gelten, für neue öffentliche Gebäude bereits ab Januar Darüber hinaus soll der öffentliche Bereich den NN-Haus-Standard bei größeren Modernisierungen anstreben. 16

19 Parallel dazu befasst sich das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mit anspruchsvollen Qualitätsstandards für energieeffizientes Bauen. Dies umfasst auch Zertifizierungssysteme und Strategien zur Qualitäts - sicherung für Wohn- als auch für Verwaltungs- und Bürogebäude. Auf internationaler Ebene gewinnen ökologische Standards wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design - ein Klassifizierungssystem für energie- und umweltfreundliche Planung von Gebäuden) an Bedeutung. Auf der Seite der Förderung hat die Bundesregierung zahlreiche und gut ausgestattete Förderprogramme aufgelegt, die sich auf Klimaschutzmaßnahmen im Gebäudebereich konzentrieren. Insbesondere die KfW-Förderprogramme zum energieeffizienten Bauen und Sanieren (CO 2 -Gebäudesanierungsprogramm) erfreuen sich großer Nachfrage. Hier hat sich erwiesen: Energieeffizientes Bauen und Sanieren zahlt sich aus und sichert Arbeitsplätze. Das lässt sich anhand der Förderbilanz für den Zeitraum von 2006 bis Ende November 2009 eindrucksvoll darstellen. Die Bundesförderung generierte ein Kredit- und Zuschussvolumen von mehr als 26 Milliarden Euro, die wiederum jährlich bis zu Arbeitsplätze im Bau-Gewerbe und in den vor- und nachgelagerten Bereichen gesichert und zum Teil neu geschaffen haben. Damit wurden bis heute rund 1,4 Millionen Wohnungen mit Fördermitteln energieeffizient errichtet beziehungsweise umfassend energetisch saniert. In den sanierten Gebäuden werden bundesweit zugleich mehr als 3,7 Millionen Tonnen CO 2 pro Jahr eingespart. Auch die Bürgerinnen und Bürger profitieren von den Investitionen in Energie - einsparung und -effizienz. Bei den genannten Fördervorhaben konnten die Heiz - kosten um insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro reduziert werden. Die Förderprogramme zum energieeffizienten Bauen und Sanieren wurden unter dem Eindruck der Finanzkrise auf hohem Niveau verstetigt. Von 2009 bis 2011 wurden für die Finanzierung der Förderprogramme jeweils 1,5 Milliarden Euro bereitgestellt. Die Fördermittel wurden im Jahr 2009 so gut nachgefragt, dass das Programm im August des vorigen Jahres durch Vorziehen von 750 Millionen Euro Haushaltsmitteln aus zukünftigen Förderjahren aufgestockt werden musste. Mit dem Inkrafttreten der neuen Energieeinsparverordnung (EnEV) im Jahr 2009 musste das Förderangebot maßvoll an die verschärften Anforderungen der EnEV angepasst werden. Im Jahr 2010 wird die Verbesserung der Fördereffizienz - so auch der Auftrag des Koalitionsvertrags zur 17. Legislaturperiode - Priorität haben. Dabei muss auch das Ziel, die Energieeinsparung im Gebäudebereich besser in Einklang mit dem baukulturellen Anforderungen im Gebäudebestand zu bringen, stärker beachtet werden. Ein weiteres zentrales städtebauliches Thema ist der zukünftige Umgang und die energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen. Für einen Wettbewerb mit dem Titel Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen auf der Grundlage integrierter Stadtteilentwicklungskonzepte wurden über 70 Konzepte eingereicht, von denen wiederum 34 ausgezeichnet wurden. Sie enthalten wegweisende Beispiele, die aufzeigen, wie energetische, städtebauliche, ökonomische und 17

20 soziale Aspekte in ein Gesamtkonzept integriert werden können, ohne dass dabei die Partizipation der Bewohnerinnen und Bewohner zu kurz kommt. Bundesweit leben rund fünf Millionen Menschen in Großsiedlungen, die bis Ende der 1980er Jahre entstanden sind. Durch die Programme des Stadtumbaus Ost wurden viele derartige Siedlungen in großem Umfang saniert. Auch im Westen des Landes sind zahlreiche der vor Jahrzehnten errichteten Siedlungen sanierungsbedürftig und bieten große Potenziale zur Steigerung der Energie - effizienz. Die Energiekosten für die Haushalte könnten dort schätzungsweise um fast einen Euro pro Quadratmeter Wohnfläche gesenkt werden. Zudem bietet sich hier die Gelegenheit, die energetische Sanierung in eine ganzheitliche stadtentwicklungspolitische Strategie einzubinden. Dabei eröffnen sich durch eine auf den gesamten Wohnblock oder das Quartier bezogene Sichtweise effizientere Lösungen der Energieversorgung oder dem Einsatz erneuerbarer Energien. Zusätzlich kann eine große Anzahl von Mieterinnen und Mietern angesprochen werden mit dem Ziel, auch die Potenziale durch Verhaltensänderungen zu erschließen (beispielsweise bei den Heizgewohnheiten). Was für die energetische Sanierung von Großsiedlungen Gültigkeit hat, gilt im Kern auch für den gesamten baulichen Bestand. Die Potentiale für den Klima - schutz, die in der energetischen Sanierung dieses Bestandes liegen, sind immens. Sie wachsen in dem Maße, in dem es gelingt, von gebäude- zu quartiersbezogenen Handlungsansätzen zu kommen. Das gilt im besonderen Maße für die erneuerbaren Energien, deren Effizienz (und auch städtebauliche Verträglichkeit) deutlich zunimmt, wenn sie innerhalb eines Stadtquartiers optimiert werden. Aber auch bei der Energieerzeugung und verteilung sind Quartierslösungen allein auf Einzelgebäude bezogenen Maßnahmen deutlich überlegen. Darüber hinaus bedarf es allerdings auch einer verbesserten Koordination der Förderprogramme der Städtebauförderung und des Klimaschutzes. Konkret sind die Programme der Städtebauförderung mit den gebäudebezogenen Maß - nahmen zu koppeln. Im Hinblick auf diese Option fördert der Bund zurzeit im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus" (ExWoSt) Modellvorhaben zur energetischen Stadterneuerung in den Ländern Branden - burg und Sachsen-Anhalt. Ziel dieser Modellprojekte ist, den Stadtumbau gebietsbezogen für Maßnahmen der energetischen Stadterneuerung zu öffnen. Grundannahme ist, dass sich die Ziele Energieeinsparung, Steigerung der Energieeffizienz und Erzeugung und Anwendung erneuerbarer Energien auf Quartiersebene besonders gut umsetzen lassen. Die Modellvorhaben umfassen zwei Stufen: die Fortschreibung der integrierten Stadtentwicklungskonzepte (ISEK s). Diese im Rahmen des Programms Stadtumbau Ost entwickelten Konzepte sollen nun um die Dimension der Energieeinsparung und -effizienz ergänzt werden. die Umsetzung von konkreten Maßnahmen im Bereich der energetischen Erneuerung, die aus den Konzepten abgeleitet werden. Das Spektrum der Maßnahmen reicht von der Energieeinsparung durch die Sanierung von Gebäuden über den Einsatz regenerativer Energien beim Neubau bis zu 18

21 effizienzsteigernden Maßnahmen durch zentrale beziehungsweise dezentrale Energieerzeugungs- und Versorgungsanlagen. Weitere Effekte ergeben sich durch die Reduzierung von energieintensivem Verkehr in städtischen Räumen und die Optimierung regionaler Stoff- und Wirtschaftskreisläufe. Die energetische Stadterneuerung leistet einen städtebaulichen Beitrag zum Klimaschutz und steigert zugleich die Attraktivität der geförderten Städte sowohl als Lebensmittelpunkt der Bewohner und als Wirtschaftsstandort. Aus demselben Grund unterstützt der Bund Modellvorhaben zu einer sozial- und umweltverträglichen Bewältigung von Mobilität. Zentrales Handlungsfeld ist dabei der vom BMVBS getragene Nationale Entwicklungsplan Elektromobilität", zu dessen Umsetzung acht Modellregionen ausgewählt wurden. Ziel ist, die Potentiale zum Einsatz stadtverträglicher Elektromobilität zu ermitteln und deren Ausfüllung vor Ort zu erproben. Integrierte Stadtentwicklungspolitik stellt die Fragen der Energieeinsparung und Energieeffizienz in einen engen Zusammenhang mit anderen elementaren Zukunftsfragen der Städte und Regionen. Eine einseitige Optimierung städtischer und regionaler Strukturen nach energetischen Kriterien ist genauso kurzsichtig wie eine alleinige Optimierung nach wirtschaftlichen, ökologischen oder verkehrlichen Kriterien. Alle relevanten Dimensionen der städtischen Entwicklung müssen in ihrem Zusammen wirken und ihrer gegenseitigen Abhängigkeit ( integriert ) betrachtet werden. Das ist der Anspruch der vom Bund aufgelegten Nationalen Stadtentwicklungspolitik. Die integrierte Sichtweise und vor allem auch Um - setzung von Stadtentwicklungspolitik ist natürlich kein Selbstläufer. Um Aktu alität und Lebendigkeit eines solchen Politikansatzes zu bewahren, bedarf es einer ständigen Zufuhr an Ideen, breites Engagements und anspruchsvoller Diskurse. Letztendlich kann sich Erfolg nur dann einstellen, wenn Nationale Stadt entwick - lungspolitik an der Basis, also in der kommunalen und regionalen Planung, als hilfreich erkannt wird. Dazu müssen die Programme der Städtebauförderung problemnäher gestaltet, die baukulturelle Diskussion vor Ort belebt sowie das Engagement für den Klima- und Umweltschutz stärker in das öffentliche Interesse gerückt werden. Eine so anspruchsvolle Konzeption und ein solches breites Spektrum an Aufgaben können nur gemeinsam, also zusammen mit der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und den anderen relevanten gesellschaftlichen Kräften bewältigt werden. Der Bund bietet dazu seinen Partnern eine Plattform für eine offene und ergebnisorientierte Diskussion an. Es gilt, die Spitzenstellung Deutschlands in diesem Bereich in den kommenden Jahren weiter auszubauen. Die Nationale Stadtentwick - lungspolitik steht beispielhaft für die Kooperation der Politik, der kommunalen Spitzenverbände, der Berufsverbände sowie der Immobilienwirtschaft und für die Innovationsfreudigkeit von privaten und öffentlichen Bauherren. Letztere sind bei der Bewältigung der umfassenden Herausforderungen an die Städte und Gemein - den unverzichtbar. Diese gute und fruchtbare Kooperation gilt es fortzusetzen und zu intensivieren. 19

22 Qualitätskriterien für die Entwicklung neuer Stadtquartiere Dipl.-Ing. Josef Weber, Nürnberg Leiter des Stadtplanungsamtes Nürnberg, Wissenschaftlicher Beirat des DISR, (Deutsches Institut für Stadt und Raum e.v.) Konzept: Wiederaufbau auf altem Stadtgrundriss (1. Preis) W A S Z E I T R Ä U M E Ü B E R D A U E R T, H A T Q U A L I T Ä T! L E R N E N A U S D E R G E S C H I C H T E Die bauliche Vergangenheit zeigt heute, welche Qualitätskriterien damals wichtig waren und welche Qualitäten die Zeit bis heute überdauert haben. Aber auch welche Qualitäten oder Standards sich verändert oder anders entwickelt haben in der Gegenüberstellung von Teilaspekten. In Nürnberg sind mit dem 2. Januar Einwohner auf einmal obdachlos geworden, was mit der Zerstörung der Innenstadt und deren Infrastruktureinrichtungen einherging. Es war eine zwingende Aufgabe, diese Menschen schnell wieder in Wohnungen unterzubringen. Es wurde zu einem Architektenwettbewerb und zu einem Laienwettbewerb aufgerufen, um die neue Stadt zu entwickeln. Gewinner dieses offenen und sehr transparenten Verfahrens war der spätere Stadtbaurat Heinz Schmeißner. Es wurden verschiedene Vor stellungen diskutiert: Moderne Stadt versus Alte Stadt. Eine Tradition der konkurrierenden Planungsideen, die damals schon Qualitätssicherung und Bewusstsein für die Stadt hervorgebracht hat. Aus der wirtschaftlichen Not, aber auch aus der Überzeugung über die bestehende stadträumliche Qualität wurde diese weitestgehend auf dem alten Stadtgrundriss wieder aufgebaut. Das hat sich als großer Vorteil finanzieller und zeitlicher Art herausgestellt und als eine der nachhaltigsten Stadtplanungen der neueren Zeit. Als Ergebnis daraus kam Nürnberg nach einer neueren Umfrage aus dem Jahr 2008 in Punkto Zufriedenheit bei der Nürnberger Bevölkerung auf Platz drei innerhalb der deutschen Großstädte. So entstand ein modern ausgerichteter Wohnungsbau mit mehr Licht und Luft für die neuen Bewohner, wie auch ein imagegeprägter Stadtkörper durch ge - wohnte und bekannte Straßenzüge, Gassen und Verbindungen. Anpassungen von Straßenbreiten und Quartiersgrößen wurden vorgenommen, um den Anforde rungen an das Wohnen in der Innenstadt gerecht zu werden. Die Dichtewerte von damals wurden nicht mehr erreicht - was auch nicht Ziel war, aber neue Wohnungsausrichtungen, Wohnungsgrößen wie auch Gemeinschafts ein richtungen und Freiflächen wurden geschaffen. Die Mischung von Wohnformen und -größen, kleinen Ladeneinheiten zur Daseinsvorsorge wie auch Nach barschaften wurde ausgebaut. Auch die sparsame Material - verwendung und damit verbunden die Einfachheit der Mittel waren ein Stilmerkmal. Die Serialität und die Wiederverwendung waren Stilwille. Konzept: Wiederaufbauplan der Moderne (2. Preis) Sozialer Wohnungsbau oder heute Geförderter Wohnungsbau entstanden weiterhin in den 1960er Jahren, um den ärmeren Schichten der Bevölkerung Zugang zu preisgünstigen Wohnungen zu ermöglichen. In den 1970er Jahren nahm die Dichte und insbesonders die damit verbundene Höhenentwicklung zu. Diese wurden aufgrund der anhaltenden Wohnungsnot und dem wachsenden Bedürfnis nach mehr Wohnraum in Trabantensiedlungen und dem Wohnen am Stadtrand realisiert. Nürnberg hatte immer noch oder schon wieder Wohnungssuchende. Die vermeintlich erreichte Freiheit am Rande der Stadt oder auf dem freien Feld wurde durch teuere Infrastruktur erreicht. Mit viel Emotionen und Aufbruchstimmung ging das Leben in dieser Neuen Welt einher. 20

23 Ein Bild von Stadt wurde als kollageartiges, aber zerbrechliches Stadtgebilde entworfen und dabei eine gleichwertige Gesellschaft angedacht. Die Wohnungen wurden in Massen produziert und in der Serialität und Geschwindigkeit als Fortschritt und imageprägend gefunden. Der Wohnflächenbedarf stieg und steigt weiter. Ca. 43 qm pro Einwohner ist heute der Durchschnitt mit einer stetig langsamer ansteigenden Tendenz. Durch den aktiven und schnellen Wohnungsbau wurde der Wohnungsnachfrage Rechnung getragen. Themen wie Integration, Stadtgefühl und Image wurden in dieser schnellen Zeit nicht gänzlich gelöst. Geförderter Wohnraum wurde in großen Zusammenhängen realisiert. Natürlich wurde Siedlungsbau mit verbesserter Grünstruktur als in der bestehenden Stadt entworfen, und es wurden auch Werte wie Lebensstil und Licht/Luft und Sonne angestrebt. Aber auch die autogerechte Stadt war lange Zeit Vorbild und Ziel. Manches Mal wurde diese Wohnungsbauförderung als Initialentwicklung herangezogen, um die Entwicklung von Gebieten anzugehen. Im Nachgang werden diese großen Einheiten als schwierig eingeschätzt und bedürfen einer Unterstützung durch Programme und begleitende Maßnahmen. Eine langsame Integration, die Zeit beansprucht und wachsen muss, konnte nicht vollzogen werden und steht heute noch als Aufgabe an. N A C H H A L T I G K E I T S K R I T E R I E N A L S Z I E L S E T Z U N G S T R A T E G I S C H E R P L A N U N G Die neuen Planungen, auch profitierend von der im Durchschnitt zurückgehenden Wohnungsnachfrage, haben den Vorteil, sich Zeit nehmen zu können, um die Bedürfnisse wie Lagen und Nachbarschaften, den gesellschaftlichen Wandel sowie die damit verbundenen neuen Bedürfnissen besser zu berücksichtigen. Absehbare und neue Bedürfnisse wie auch die Flexibilität müssen in den Entwürfen Raum und Platz haben. Zielgruppenorientierte Entwürfe wie auch darüber hinaus gehende Imagefaktoren sind heute eminent wichtig. Daneben gilt es, nach einem Nachhaltigkeitsprinzip im ausgewogenen Verhältnis von Ökologie, Ökonomie und dem Sozialen auf einer wertebasierenden Kultur aufzubauen und zu planen. In den neueren Planungen ist dabei das Erschließungssystem und seine Technik immer häufiger der Stein des Anstoßes. Vorhalten von Erschließungs - finanzierung und energetische Systeme haben ihre Abhängigkeiten. Den richtigen Maßstab und die Dimension zu treffen und in einer absehbaren Zeit die entsprechenden Einheiten zu schaffen, ist heute wirtschaftlich von großer Be - deutung. Hier gilt es langfristig, von starren Systemen Abstand zu nehmen und flexible und kleine Lösungen anzustreben, um Vorinvestitionen für Infrastruktur und Versorgungsveränderungen einzurechnen. Es macht keinen Sinn, auf Fern - wärme zu setzen mit enormen Vorlaufkosten, wenn die EnEV einen Passiv - hausstandard anstrebt und damit die Versorgung mit Fernwärme von vornherein unwirtschaftlich wird. Als Planer würde man sich hier ein mengen- und abnahmeungebundenes System wünschen, um damit flexibler und freier bei den Systemen Wasser, Abwasser wie bei Wärmeversorgung und Energie zu sein. 21

24 Die heutige Planung ist mit Begriffen wie Soziale Stadt, Stadtumbau, aber auch Integrierende Stadt oder Offene Stadt beschrieben. Begriffe, die sich aus Stadtsanierung und Stadterneuerung zu Revitalisierendem Städte - bau gewandelt und verändert haben. Familiengerechte Stadt, aber auch Zentrale Stadt, Stadt der kurzen Wege und Lebendige Innenstadt sind weitere Begriffe, die Rahmen bedingungen beschreiben und gleichzeitig Ziel sind. Stadt muss integrieren, sozial gerecht sein, aber auch Zielgruppen wie Kinder, Familien, ältere Menschen genauso ansprechen wie Migranten, Ausländer, Menschen mit Behinderung aufnehmen und berücksichtigen. Daneben soll die Stadt nachhaltig entwickelt und dauerhaft lebensfähig sein. Zusammenspiel und Abwägung machen aus diesen verschiedenen und teilweise sich widersprechenden Ge danken einen Entwurf. Es sind für sich genommen noch keine Qualitäten, sondern Not wendigkeiten des Handelns wie das Korrigieren von gesellschaftlichen Strömungen oder Fehlentwicklungen. Q U A L I T Ä T S K R I T E R I E N S I N D Z U D E F I N I E R E N Ein Auszug zum Nachdenken über ein gutes Stadtquartier: Wohnungsunternehmen denken an langbleibende, zufriedene Mieter, Ent - wickler an die schnelle Umsetzung, Bauträger an die Rendite, damit das nächste Projekt finanziert werden kann, das die Banken derzeit nicht finanzieren. Mieter denken an schöne Lagen zu günstigen Konditionen, Grundstücks eigentümer an hohe Grundstückswerte, Nachbarn an ein friedlichen Mit ein ander, dass auf gleichen Ebenen stattfindet. Verwaltung ist zufrieden, wenn es wenige Probleme gibt, Planer, wenn man ihre Handschrift erkennt, und Politiker sprechen von hoher Qualität, wenn alle zufrieden sind. All das sind spezifisch gedacht gute Stadtquartiere. Im Folgenden soll der Versuch gemacht werden, diese Kriterien für die Qualität zu beschreiben, anhand derer ein modernes und zeitgemäßes Stadtquartier sich messen muss. Dabei spielen folgende Aspekte in der genannten Reihenfolge eine wichtige Rolle: Berücksichtigung der Geschichte des Ortes und der Stadt, sowie die Geschichte des Grundstücks und seines Bestandes. Entwicklung eines positiven Images mit seiner positiven Bindung an den Ort (Stadtbild). Anbindung und Vernetzung mit der Stadt und keine Inseln. Energieeffizienz mit Dichte und zusammenhängenden Freiräumen, sowie flexiblen Versorgungsstrukturen (Wasser/Abwasser/Energie). Klimaveränderungen berücksichtigen. Sonnen- und Wasseroptimierungen durch Überprüfung der Planung. Sozial ausgewogen in einem Miteinander der neuen Bürger mit den Nachbarn. Ausgewogene Mischung von Gesellschaftsschichten durch Wohnformen und -angebote. Kleinteiligkeit von Baustrukturen mit dem Mensch als Maßstab. Vernetzungen und kleinteilige Durchdringung und Vernetzung, um ein Erleben des Stadtteils zu ermöglichen. 22

25 Aufenthalt und Naherholung für alle oder viele Gruppen ermöglichen (Senioren und Kinder, Familien und Jugendliche nach Lebensphasen). Der örtlichen Lagequalität und örtlichen Bodenbeschaffenheit entsprechendes Bauen und damit wirtschaftlich sein. Das Milieu und soziale Nachbarschaft beachten und als Maßstab nehmen. Das Zusammenspiel dieser Kriterien ist vergleichbat mit dem Backen. Allein die Zutaten sind es nicht. Auf die richtige Mischung und das Abstimmen kommt es an - ein integrativer Prozess ist notwendig. Q U A L I T Ä T I M P L A N U N G S - U N D E N T S T E H U N G S - P R O Z E S S B E N Ö T I G T Z E I T! Planung ist nicht ein genialer Entwurf. Planung ist ein Prozess und benötigt Zeit und Reife. Dabei gilt es, Varianten zu planen und zu durchdenken. Erst so werden Problemstellungen und Kriterien in einem neuen Planungsgebiet sichtbar. Eine fortwährende Annäherung und Abwägung spielt dabei eine immer größere Rolle. Planung ohne Alternativen im Vorfeld wird immer ein Nachbessern erfordern und damit Stückwerk bleiben. In dieser Phase sind Kosten versteckt, die im Nachgang nicht mehr aufzuholen sind. Standort der Planung Flächennutzungsplan Beispiel: Züricher Straße - Szenarienplanung mit Annäherung + Variante: Volllaufen lassen Variante: Flickenteppich Variante: ambitioniertes Volllaufen lassen Variante: Großform Variante: prägnantes neues Stadtfeld Ergebnis der Gestaltungsstudie + Variante: Netzoptimierung A Variante: Netzoptimierung B Variante: Grünes Rückgrat 23

26 W A S H A T S I C H A U S D E M B E T R A C H T E N D E R G E S C H I C H T E V E R Ä N D E R T? Das Zuhören und Beachten der Geschichte und der Geschichten ist in der schnelllebigen Zeit wichtiger geworden. Beteiligung und Transparenz des Planungs prozesses sind notwendig. Dabei gilt es, die Grundstückseigentümer zur gerechten Bodenordnung und Mittragung der Belastungen bei der Entwicklung einzubinden. Zudem muss die spezifische Marktlage frühzeitige Berück sichti gung finden, aber auch ein flexibles Reagieren ermöglicht werden, um Veränderungen auffangen zu können. Dabei sollten einzelne Bauabschnitte mit eigener Lebensfähigkeit als Ziel stehen. B E T E I L I G U N G A L S Q U A L I T Ä T S S I C H E R U N G Partizipation ist keine lästige Pflichtübung, sondern notwendig für eine Akzeptanz. Sie ist ein Informationspool und erleichtert, die Marktlage einzuschätzen. In Nürnberg wird dies durch verschiedene Methoden erreicht. Derzeit arbeiten wir mit dem Modell Offenes Büro, in dem Bürger mit Planergruppen nach Wettbewerben in Berührung kommen und direkt in den Planungsprozess eingebunden werden ( Über die Schulter schauen ). Bürgergutachten, Bürgerbe fragungen, Bürgerversammlungen und Gruppenabfragen werden gestartet, um Stimmungslagen zu erkennen. Zu diesem Zeitpunkt werden bereits Zivilge sellschaften gefördert und Nachbarschaften aufgebaut. F A Z I T : Q U A L I T Ä T S S I C H E R U N G B E N Ö T I G T D I E R I C H T I G E N V E R F A H R E N U N D S T Ä N D I G E B E O B A C H T U N G A L L E R B E T E I L I G T E N Rahmenbedingungen für eine gute Planung und Qualität im Stadtquartier sind Zeit, Offenheit auf allen Seiten der Beteiligten und auch der nötige Mut, etwas auszuprobieren. Dabei gilt es, den Prozess des Entstehens zu beobachten und gegebenenfalls gegenzusteuern, wenn die vorher ausgemachten Qualitäts - kriterien nicht eintreten. Dies kann zeitnah nur durch geeignete konkurrierende Verfahren und offene Prozesse gelingen. Qualität definiert sich über das Stadtquartier und nicht über die Addition von Einzelarchitekturen. Stadt und Stadtgefühl ist ein eigenes Qualitätsmerkmal, dem zunehmend Bedeutung zukommt. 24

27 B E I S P I E L F Ü R K O N K U R R I E R E N D E P L A N U N G U N D E I N E N O F F E N E N P L A N U N G S P R O Z E S S A U S E U R O P A N 10 Der städtebauliche internationale Ideenwettbewerb EUROPAN 10 war für junge Architekten und Planer aus ganz Europa offen und ist die Basis für einen lebendigen Austausch über Ideen und Erfahrungen im Bereich des innovativen Städtebaus in den Teilnehmerländern. Erstmals war auch Nürnberg mit dem Standort Tiefes Feld vertreten. Die Zielsetzung war die Entwicklung eines völlig neuen Stadtquartiers für Einwohner. Der Fokus lag dabei auf den Themen neue Mobilität, energieeffiziente Planung und Verknüpfung mit den bestehenden Strukturen. Zur Weiterentwicklung der Arbeiten ist ein Workshop Offenes Büro mit den Preisträgern sowie eine intensive Bürgerbeteiligung vorgesehen. Preisträger: LEAF COMMUNITY, Paolo Lotti und Marco Pavarani, Reggio Emilia, Italien Die Arbeit hat ihre besonderen Qua - litäten in spannenden Bau körper - zwischenräumen, die den kultivierten Landschaftsraum tief in die Bebauung hineinziehen. Preisträger: PHILIPP GLASS VIOLIN CONCERTO 2ND MOVEMENT, Adrian Phiffer, Toronto, Kanada Die Arbeit setzt sich kritisch mit der geforderten Urbanität auseinander und kommt dabei auf eine ungewöhnliche Lösung. Ankauf: URBAN LIFECYCLE, Daniel Schönle, Tobias Piehler und Isabel Finkenberger, Deutschland Die Arbeit zeichnet sich durch eine klare städtebauliche Gliederung aus, die eine behutsame Beziehung zum vorhandenen Stadtgefüge erzeugt. 25

28 Wohnen - Bildung - Arbeit. Neue sozialräumliche Strukturen in den Städten Prof. Dr. Hartmut Häußermann, Berlin Stadt- und Regionalsoziologe, Emeritus der Humboldt-Universität zu Berlin Unsere Städte unterliegen seit etwa zwei Jahrzehnten einem grundlegenden ökonomischen und sozialen Wandel, der neue Problemkonstellationen hervorbringt. Die zunehmende ökonomische, soziale und kulturelle Heterogenität hat eine wachsende Entmischung von Quartieren zur Folge, die zu Polarisierung der sozialräumlichen Struktur führt. Ein beunruhigendes Ergebnis dabei ist die Residualisierung bestimmter Quartiere mit der Folge der Ausgrenzung ihrer Bewohner. Die Tendenzen zur Heterogenität unserer Städte beruhen vor allem auf drei Prozessen: Migration, Einkommensdifferenzierung und die Diversifizierung von Lebensstilen in einer neuen Pluralität von Milieus. MIGRATION: Die seit Mitte des 20. Jahrhunderts anhaltende Zu wan - derung nach Deutschland führt zu einer wachsenden kulturellen Heterogenität. Lange Zeit wurde dies als ein Problem der Integration von Minderheiten betrachtet und behandelt, inzwischen aber hat im Durchschnitt der deutschen Bevölkerung im Jahre 2007 der Anteil von Bewohnern mit Migrationshintergrund in der Altersgruppe unter fünf Jahren fast 50 % erreicht. Mit zunehmender Alterung der deutschen Bevölkerung erleben wir eine zunehmende heterogene jüngere Bevölkerung. Sie wird die Zukunft der Städte prägen. ARBEIT UND EINKOMMEN: Der ökologische Wandel in den Städten führte seit etwa 2000 zu einer stabilen Tendenz der Polarisierung der Einkom mensverteilung. Damit ist gemeint, dass sich in der Einkommens - verteilung das Gewicht der mittleren Einkommen verringert, die Anteile der sehr niedrigen und die der sehr hohen Einkommen dagegen zunehmen. Wohnungs- und Städtebau im Laufe des 20. Jahrhunderts waren ganz auf die breiten Schichten der Bevölkerung orientiert diese hatten sich durch die zunehmende Integration des Proletariats einerseits und die zunehmende Lohnab hängigkeit des früheren Mittelstandes zur alles dominierenden Lebenskultur entwickelt. Nun differenziert sich die Gesellschaft an den Rändern wieder stärker aus. Einkommenspolarisierung, monatliches Haushaltsnettoeinkommen (seit 1990 inklusive Ostdeutschland) 26

29 MILIEUS: Das schlägt sich auch in einer wachsenden Differenzierung verschiedener kultureller Milieus in den Städten nieder. Neben der ethnisch-kulturellen Vielfalt, die sich in der immer mehr auch symbolisch sichtbaren Existenz von Migrantenvierteln zeigt, sind es die Alternativ - Milieus, die sich ihre eigenen Umwelten in verschiedenen Szenen vor allem der innerstädtischen Bereiche schaffen. Das Leitbild der Kernfamilie (Vater, Mutter, Kind) wird von immer weniger Lebensgemeinschaften gelebt, neue Lebensformen gewinnen an Boden. Zunehmende kulturelle und soziale, ökonomische Unterschiede machen sich in einer stärkeren Mischung der Quartiere bemerkbar. Soziale Distanzen werden, wenn es dazu die Möglichkeit gibt, auch in räumliche Distanzen übertragen. Eine stärkere soziale Differenzierung hat demnach auch eine stärkere räumliche Differenzierung zur Folge. Seit etwa einem Jahrzehnt erleben wir das Nachlassen der Suburbanisierung Bewegung. Diese ist noch keineswegs zum Ende gekommen, noch immer wandern Haushalte mit Kindern und überdurchschnittlichen Einkommen gezwungenermaßen aus den Kernstädten ab, weil sie auf dem angespannten Woh - nungsmarkt keine bezahlbaren Wohnungen für ihren hohen Flächenbedarf finden. Aber die Abwanderungsraten haben abgenommen. Immer mehr junge Haushalte wollen in den innerstädtischen Altbaubereichen bleiben. Was ist dafür die Ursache? Die Ursachen liegen in strukturellen Veränderungen auf den Arbeitsmärkten und in dem nachhaltigen Wandel der Geschlechterbeziehungen. Auf den Arbeitsmärkten wird das Normalarbeitsverhältnis (unbefristet im Großbetrieb, Familienlohn, der Qualifikation angemessen) immer mehr zur Ausnahme. Junge Leute, die nach abgeschlossener beruflicher Qualifikation eine Anstellung suchen, sehen sich gerade in den akademisch qualifizierten Berufen immer häufiger einer unübersichtlichen Situation gegenüber, in der sie sich auf befristete Arbeitsverhältnisse, ungewöhnliche und flexible Arbeitszeiten einstellen müssen. Zeiten von starker Arbeits beanspruchung wechseln sich ab mit Zei - ten der Arbeitslosigkeit, Arbeits-und Wohnort sind nicht mehr strikt getrennt. In den Städten nimmt die Zahl der Arbeitsplätze, wo hohe Qualifikationen verlangt werden, simultan zu mit der Zahl jener Arbeitsplätze, wo keine berufliche Qualifikation verlangt wird. Während die Bevölkerung im Erwerbsalter im Jahre 2006 in Deutschland im Durchschnitt zu 15,7 Prozent einen Hochschulabschluss und zu 18,5 Prozent keinen beruflichen Abschluss hatte, war dieser Gegensatz in den großen Städten stärker ausgeprägt. In Berlin zum Beispiel haben 45,9 Pro - zent einen Hochschulabschluss und 21,7 Prozent keine beruflichen Bildungs - abschluss. Das heißt, dass die sozialen Unterschiede in den Großstädten stärker als im Durchschnitt der Republik sind. 27

30 Im Bereich der schulischen und beruflichen Qualifikation hat in den letzten Jahrzehnten eine gewaltige Expansion zugunsten höherer Abschlüsse stattgefunden, von der vor allem die jungen Frauen profitiert haben. In den westlichen Bundesländern ist der Anteil weiblicher Schulabgänger mit Hochschulreife von 30 Prozent im Jahre 1967 auf 60 Prozent im Jahre 2006 gestiegen. Heute machen mehr junge Frauen Abitur als junge Männer, und in vielen Studien - fächern an den Universitäten bilden die jungen Frauen auch die Mehrheit. Dies hat Folgen für das soziale Zusammenleben. Bei der Partnerwahl gibt es eine starke Tendenz zur sozialen und kulturellen Homogenität, d.h. dass sich akademisch qualifizierte Partner umso häufiger zusammentun, je leichter das möglich ist. Weil den jungen Frauen inzwischen nicht mehr die höhere Bildung und das akademische Studium versagt ist, leben sie häufiger allein als früher oder in einer Partnerschaft mit einem auch akademisch qualifizierten Mann. Die zunehmende Prekarität auf den Arbeitsmärkten wird begleitet von einer wachsenden Prekarität privater Beziehungen. Insbesondere, wenn Kinder dazukommen, wird es für junge Paare, von denen jede(r) eine starke Orientierung auf Erwerbsarbeit hat, immer schwieriger, eine Balance zwischen Arbeits- und Pri vat - leben zu finden. Einen komplexen Tagesablauf zu organisieren, ist in den funktional ausgerichteten Neubaugebieten und Einfamilienhausgebieten am Stadt - rand besonders schwierig. Daher bleiben immer mehr junge, insbesondere akademisch qualifizierte Haushalte in der Innenstadt und suchen in den funktional vielfältig nutzbaren Altbaugebieten nach Wohn- und Arbeitsgelegenheiten. Von manchen wird dies als Renaissance der Innenstadt bezeichnet. In den innerstädtischen Altbaugebieten, soweit sie nicht bereits durch Sanierung, Modernisierung und Privatisierung in ein Preissegment für höhere Einkommen transformiert sind, konzentrierten sich bisher Migranten und jüngerer Haushalte mit gehobener Bildung, die so genannten kreativen Gruppen (Studenten, Alter - native, Künstler und andere Kulturschaffende). Dort kommt es nun zu einem Konflikt um den Raum. Daraus resultiert die Parallelität von Gentrification und Marginalisierung. Die eingangs beschriebene wachsende Heterogenität macht sich, wie bereits angemerkt, in den großen Städten besonders stark bemerkbar. Im Durchschnitt der Großstädte beträgt der Anteil der Grundschüler aus Zuwandererfamilien bereits über 45 Prozent. In den Schulen ist die Segregation noch stärker. Schulen, in denen der Anteil von Kindern mit einer nicht-deutschen Herkunftssprache bei 70 Prozent, 80 Prozent bis zu 100 Prozent beträgt, sind keine Ausnahme er - schein ungen mehr. Die Ursache dafür liegt darin, dass das Leistungsniveau in Schulen, in denen ein großer Teil der Kinder aufgrund sprachlicher Probleme von der ersten Klasse an nicht mit hinreichendem Verständnis dem Unterricht folgen kann, schon nach zwei bis drei Jahren um ein Schuljahr hinter den Schulen zurück liegt, in denen die Anteile der Kinder, die über ein gutes Sprachvermögen und darüber hinaus auch eine große Lernmotivation verfügen, dominieren. Der soziale Aufstieg vieler Mittelschicht-Eltern heute beruht vor allem auf ihrer beruflichen Qualifikation. Sie gehören nicht der traditionellen bürgerlichen Klasse an, deren soziale Stellung auf Besitz und Eigentum gegründet war. Ihr Kapital ist die hohe Bildung. 28

31 Da auch für diese Gruppen die Arbeitsmarktbedingungen immer unübersichtlicher werden, streben sie um der Sicherung der Zukunft ihrer Kinder willen danach, diesen eine gute und solide Schulbildung zu verschaffen. Kinder aus bildungsfernen Haushalten und insbesondere solche, die sprachliche Probleme haben, stellen dafür eine Bedrohung dar. Daraus ergibt sich so etwas wie eine Statuspanik der Mittelschichten, die sich vor allem in dem Bedürfnis kultureller und sozialer Schließung von Bildungsumwelten niederschlägt. Ausländer und Kinder mit Migrationshintergrund schneiden bis heute in unserem Bildungssystem relativ schlecht ab. Die Anteile von ihnen, die ohne Schulabschluss ihre Bildungskarriere beenden, sind doppelt so hoch wie die der einheimischen deutschen, und ihre Anteile bei denen, die eine allgemeine Hochschulreife erreichen, liegen bei nur einem Drittel derjenigen der Einheimischen. Ein großer Teil der Kinder aus Zuwandererfamilien bleibt in unserem Bildungssystem auf der Strecke und geht einer Zukunft auf dem Arbeitsmarkt entgegen, die praktisch geschlossen ist. Deutsche Ausländer männlich weiblich männlich weiblich ohne Schulabschluss 8,7 5,3 19,2 12,7 mit allgemeiner Hochschulreife 28,0 36,6 8,9 11,4 Absolventen allgemeinbildender und beruflicher Schulen 2006 (in Prozent der Wohnbevölkerung im jeweils typischen Abschlussalter) RÄUMLICHER KONTEXT UND SCHULERFOLG: Die sozial-räumliche Struktur der Städte und die in sie eingebetteten Bildungskarrieren befestigen den obengenannten Zustand. In einem Papier der SPD-Fraktion der Hamburger Bürgerschaft wird dies so beschrieben: Unter den 41 Schulen aus sozial besonders benachteiligten Stadtteilen sind 29 Schulen, die weniger als 22 % der Schüler zum Gymnasium empfehlen. Dagegen sind unter den 29 Schulen aus den sozial privilegiertesten Stadtteilen 20 Schulen, die mehr als 66 % ihrer Schüler zum Gymnasium empfehlen. 29

32 Auf der einen Seite kumulieren die Vorteile der sozialen Herkunft und die reichlich vorhandenen Ressourcen für zusätzliche Lernmittel oder Nachhilfeunterricht, während auf der anderen Seite beengte Wohnverhältnisse, finanzielle Probleme und kulturelle Distanzen in einem hohen Anteil von Schulversagern münden. In vielen Vierteln überlagern sich Armut und Migrationsgeschichte. So hatten im Schuljahr 2008/09 in Berlin 31 Prozent aller SchülerInnen eine nicht-deutsche Herkunftssprache, 33 Prozent hatten eine Lernmittelbefreiung. Die Lernmittel - befreiung ist ein ziemlich guter Indikator für Armut von Familien. Bei über SchülerInnen trafen beide Merkmale zusammen. Damit gehörten 18 Pro - zent aller Schüler und Schülerinnen zu der Gruppe, die sowohl eine nicht-deutsche Kunstsprache hatten als auch Lernmittel befreit waren 18 Prozent! Von ihnen wird kaum jemand eine weiterführende Schule erreichen, sie gehören zur Unterschicht von morgen. Aus den Quartieren, wo es hohe Anteile von Kindern aus dieser Gruppe gibt, ziehen sich die bildungsorientierten einheimischen Schichten zurück und der oben skizzierte Kampf um innerstädtischen Wohnstandorte sorgt zusätzlich dafür, dass die stärker werdende Konzentration von Haushalten mit vielen sozialen Problemen immer mehr an den Rand der Städte, bevorzugt in die Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus geschoben wird. Dieser Prozess ist in den Städten mit anhaltendem ökonomischen Wachstum besonders stark. Segregation und Peripherisierung von Armut verstärken sich simultan. Anhand einiger Zahlen für Berlin können die unterschiedlichen Lebenswelten, in denen die Kinder aufwachsen, charakterisiert werden: Während im Jahre 2008 von denen 15- bis 65-Jährigen in der gesamten Stadt 9,4 Prozent arbeitslos waren, waren dies in den Gebieten mit einer hohen Konzentration von sozialen Margi nalisierungshaushalten im Durchschnitt etwa 14 Prozent. Das ist also das Ein einhalbfache des Berliner Durchschnitts. Kinder die in Bedarfs gemein - schaften leben, die also in irgendeiner Form Transferleistungen beziehen, leben unter armen und oft ärmlichen Bedingungen. Die Kinderarmut, also die nichterwerbsfähigen Empfänger von Existenzsicherungsleistungen, wie es amtlich korrekt heißt, lag im Jahre 2008 in Berlin bei 37,4 Prozent aller Einwohner unter 15 Jahren. In den Gebieten mit einer hohen Konzentration von Arbeitslosigkeit und Transferabhängigkeit lag dieser Anteil bei etwa zwei Drittel, während er in den übrigen Gebieten bei lediglich 28,5 Prozent lag. Dies sind die Gebiete, in denen die Bildungschancen für die Kinder, die dort aufwachsen, von vornherein stark begrenzt sind. Zusätzlich zu der geringen Unterstützung durch die Eltern wird der Ort, an dem sie aufwachsen, zu einem Nachteil für das gesamte Leben. Die Städte haben bisher nur wenig Möglichkeiten, diese Situation wirksam zu begegnen. Arbeitslosigkeit und Armut sind, wenn das ökonomische Wachstum ausbleibt, auf lokaler Ebene kaum zu bekämpfen. Das gleichzeitige Wachstum wissensbasierter Dienstleistungsberufe verstärkt die sozialen Unterschiede und bringt Konflikte in den innerstädtischen Quartieren mit sich, die bisher von der einheimischen Bevölkerung, die Wahlmöglichkeiten hatte, weitgehend gemieden wurden. Die nun wieder stärker gewordene Finanznot der Städte beschränkt ihre Handlungsmöglichkeiten auf ihre gesetzlichen Pflichten. Kulturelle und sozialpolitische Aktivitäten werden unter diesen Bedingungen eher zurück geschnit- 30

33 ten als ausgebaut. Neuen sozialen Wohnungsbau, der Wohnmöglichkeiten auch für Haushalte mit niedrigeren Einkommen in anderen Teilen der Stadt eröffnen könnte, gibt es kaum noch und die vorhandenen Bestände werden aufgrund auslaufender Bindungen von Jahr zu Jahr geringer. Indikatoren für Aktionsräume plus im Vergleich zur Gesamtstadt von Berlin (2008) Diese Prozesse sind nicht vor allem ein Problem des Städtebaus. Städtebauliche Programme, die sich diesen Herausforderungen stellen, müssen sehr viel breiter angelegt und fachübergreifend integriert sein. Das ist zumindest der Anspruch des Programms Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die Soziale Stadt, aber faktisch sind bisher nur Inselprojekte entwickelt worden, die die Voraussetzungen für eine gelingende Bildungskarriere auch für Kinder aus benachteiligten Familien und aus Zuwandererfamilien, die selbst über keine ausreichende Bildung für die Unterstützung ihrer Kinder verfügen, schaffen könnten. Eine Bauaufgabe, die mit Einschränkung bisher nur spärlich Auf merksamkeit gefunden hat, wäre der Um- und Neubau von Schulen, die für moderne pädagogische Konzepte in einer multikulturellen Stadt geeignet sind. Gerade im Vorschul- und Schulbereich dürfte die architektonische Qualität der Räume, in denen Kinder motiviert lernen sollen, von hoher Bedeutung sein. Vielleicht kann man dafür auch bald einen Bauherrenpreis schaffen? 31

34 Denkmalschutz und energetische Sanierung: Widersprüche, Kompromisse, Synergien? Dr. Holger Rescher, Bonn Büroleiter der Geschäftsführung, Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bei vielen Debatten, die sich um den Erhalt des kulturellen Erbes drehen, wird die Diskussion meist alles andere als emotionslos geführt, auch nicht bei der energetischen Sanierung von Baudenkmälern. Es geht in der Regel direkt ans Eingemachte, es geht um existentielle Dinge. Denkmalschützer stehen dabei meist nicht für das gute Gewissen der Gesellschaft. Sie gelten nicht als Mahner im positiven Sinne, sondern eher als Fortschrittsverweigerer und Zukunfts - hemmer, die zumindest die Weiterentwicklung der Gesellschaft, wenn nicht sogar deren Fortbestand behindern. Dabei treffen sich Klimaschutz und Denkmalschutz in großem Maße. Sie haben dieselben Wurzeln, sie verfolgen dieselben Ziele. In beiden Bereichen geht es um Nachhaltigkeit und einen angemessenen Umgang mit der Umwelt. Es ist daher schwer zu verstehen, dass der denkmalpflegerische Grundsatz der Ressourcenschonung sich dem Druck der Energieeffizienz ausgesetzt sieht. Der Denkmalschutz ist im Moment, das kann man doch feststellen, in Bezug auf energetische Sanierung in der Defensive, er sucht Argumente, um sein Anliegen zu rechtfertigen. Doch worum geht es eigentlich? Hängt die Erreichung von Klimazielen und der energetische Umbau unseres Baubestandes tatsächlich von der Sanierungsquote der Denkmäler ab? Denkmalgeschütze Objekte machen nur etwa drei Prozent unseres Gebäudebestandes aus. Hier liegen keine nennenswerten Einspar - potentiale für unsere Gesamtenergiebilanz. Der Heizenergieanteil am Gesamtenergieverbrauch eines Gebäudes beträgt etwa ein Drittel. Das heißt, diskutiert wird ein Energieanteil von nur etwa einem Prozent, der gegebenenfalls optimiert werden könnte. Man muss hier also schon grundsätzlich die Frage stellen, ob Maximal-Lösungen, die im Neubau nun richtigerweise zum Standard werden, in Bezug auf Denkmäler und die Reduzierung des Gesamtenergie verbrauchs, überhaupt lohnen. Diese grundsätzlichen Überlegungen haben nichts damit zu tun, dass Denkmale auch energetisch betrachtet werden können, sollten und müssen. Selbst - verständlich sollen sie das, denn die Nutzung ist das A und O für die Erhaltung. Das hat jeder Denkmalpfleger verinnerlicht. Und es gibt kaum eine Denkmalbehörde mehr in Deutschland, die dem Wunsch eines Denkmal - besitzers, seine Heizkosten zu senken und ein angenehmes Wohnklima zu haben, einen Riegel vorschieben würde. Es geht vielmehr um den Wildwuchs, es geht darum, vorschnelles Handeln zu vermeiden. In Bezug auf Denkmale dürfen keine Fakten geschaffen werden. 32

35 G U T E U N D S C H L E C H T E B E I S P I E L E Die folgenden Beispiele zeigen die Veränderung des Erscheinungsbildes durch Dämmung und sollen deutlich machen, wo die Befürchtungen herrühren. D A S B E I S P I E L E R F U R T Fotos: Christian Misch, Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege Das alte Schulhaus an der Kirche im Erfurter Stadtteil Ermstedt vor der Wärmedämmung - und nachdem es neu verkleidet und verputzt wurde. Das alte Mühlengebäude in der Erfurter Forsterstraße - ist nach der energetischen Modernisierung kaum mehr wiederzuerkennen. D A S B E I S P I E L D O R T M U N D K E I N DE N K M A L K E I N S C H UT Z Brisant ist auch die Situation der 10 bis 20 Prozent des Gebäudebestandes, die das Stadtbild prägen, beispielsweise Siedlungen, die unbedingt erhaltenswert sind, aber nicht unter Schutz stehen. Ein aktuelles Beispiel aus Dortmund macht dies deutlich. Die großen Backsteinsiedlungen von Fritz Höger und Fritz Schumacher in Hamburg und Hannover sind bekannt. Sie waren damals bereits hochmodern und sind auch heute noch sehr gesucht. Die Siedlungen derselben Zeit, mit vielleicht nicht ganz so prominenten Architekten, befinden sich auch in Köln, Düsseldorf oder flächendeckend im Ruhrgebiet. 33

36 Der Schule aus Amsterdam folgend wird der Backstein als Baumaterial neu entdeckt, für Bauten im internationalen Stil, für traditionelle Bauweise und auch für das, was wir heute leichthin Backsteinexpressionismus nennen - das heißt ein feines Zusammenspiel von Mauerverbänden, von Fugentechnik und Brennvorgängen. Fotos: Institut für Stadtbaukunst, Dortmund vor der Sanierung Beispiel Dortmund: Backsteinexpressionismus nach der Sanierung In Dortmund rückte im Herbst letzten Jahres in kurzer Zeit - innerhalb einer Woche - eine Dämmkolonne an, die vorstehenden Backsteine wurden abgeschlagen, und die Fassade hinter einer Dämmschicht verpackt. Zum Abschluss wurden die Zugänge neu gestaltet und asphaltiert. Zum Vorschein kam ein gänzlich neuer Bau, eine neue Siedlung. Etwas pathetisch könnte man sagen: Hier wurde klammheimlich ein Stück Ruhrgebiet, auch ein Stück Heimat zerstört. Die Gespräche mit den Mitarbeitern des Instituts für Stadtbaukunst an der Technischen Universität Dortmund, aber auch mit den Denkmalbehörden und Landesdenkmalämtern bundesweit lassen ein etwas diffuses Gefühl zurück, dass dies derzeit an vielen Orten stattfindet, nur in aller Regel unbeachtet von der Öffentlichkeit. Das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass die Außen - dämmung in rasendem Tempo durchgezogen wird und es keine - wie bei eingetragenen Denkmalen - öffentliche Debatte oder öffentlichen Vorlauf gibt. 34

37 U N T E R G A N G E I N E S D E N K M A L S I N H A M B U R G? Man sollte eigentlich meinen, dass solche Dämmmaßnahmen, die das Erscheinungsbild derart verändern, für Denkmäler unmöglich wären. Ein Beispiel aus Hamburg - die sogenannten Frankschen Laubenganghäuser des Foto: Denkamalbehörde Hamburg Beispiel Hamburg: Nach der Sanierung zeigen die Fenster tiefe Laibungen Architekten Paul Frank - zeigt ein anderes Bild. Paul Frank wirkte unter Leitung des damaligen Hamburger Oberbaudirektors Fritz Schumacher in den 1920er und 1930er Jahren an zahlreichen Wohnsiedlungsbauvorhaben des so genannten "Neuen Bauens" mit. Die Laubenganghäuser wurden 1929/30 gebaut. Es handelt sich um ein eingetragenes Denkmal. Traditionell sind die Fenster in Hamburg bündig zur Außenhaut eingebaut. Nach der Sanierung zeigen die Fenster nun tiefe Laibungen. Die vormals sehr lebendigen Oberflächen des Backsteins wurden mit Dämmplatten eingepackt. Auf diese Pakete wurden dünne, sogenannte Riemchen aufgeklebt, also maschinell hergestellt Klinkerimitate. An anderen Stellen wurden große Blendtafeln mit tapetenartigen Ziegelmustern verwendet. Handelt es sich hier um eine aus Gründen der Vermietbarkeit und Marktfähigkeit nun einmal notwendige Stadtreparatur, oder ist dies einfach der Untergang eines Denkmals? 35

38 S U C H E N AC H D E M D E N K M A L V E R T R Ä G L I C H E N K O M P R O M I S S Niemand fordert, dass das eingetragene Denkmal stets unverändert bleiben muss. Auch hier gilt: Der Eigentümer kann eine Erlaubnis beantragen, die Substanz oder das Erscheinungsbild des Denkmals zu verändern. Dies betrifft auch bauliche oder anlagentechnische Maßnahmen der Energieeffizienz. Wenn den gewünschten Veränderungen keine Gründe des Denkmalschutzes entgegen stehen, ist die Erlaubnis zu erteilen. Gründe sind beispielsweise der Substanzverlust oder eine Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes. Diese Gründe, die eine Erlaubnis verhindern, können aber nicht in einer abstrakten Form erteilt werden, die dann auf alle erdenkbaren Einzelfälle angewendet werden kann. Oberste Priorität hat eine von der Qualität des Denkmals abhängige Einzelfallprüfung. Es geht um den denkmalverträglichen Kompromiss. Die meisten Denkmalpfleger pflegen heute einen pragmatischen, eher entwicklungsorientierten Umgang mit dem Denkmalbestand. Die Fenstersanierung orientiert sich zum Beispiel schon längst an den technisch und gestalterisch machbaren energetischen Standards von heute, das gleiche gilt für Dachsanierungen mit nachträglicher Dämmung, die Modernisierung der Haustechnik oder die Trockenlegung feuchter Kellerwände. Dies sind alles unproblematische und erprobte Sanierungsschritte, die nur bei den wenigen, höchstrangigen Bauten besondere Fertigkeiten und Sonderlösungen erfordern. D A S B E I S P I E L Q U E D L I N B U R G: M O D E L L P R O J E K T L A N G E G A S S E 7 Es gibt selbstverständlich auch viele gute Beispiele. Hierzu zählt die Sanierung des Fachwerkhauses in der Quedlinburger Lange Gasse 7. Das barocke Gebäude war jahrelang unbewohnt gewesen und die Feuchtigkeit hatte das Holz der Fachwerkkonstruktion so stark geschädigt, dass es abgerissen werden sollte. In einem Modellprojekt wurden ökologisch und bauphysikalisch optimierte, aber gleichzeitig denkmalverträgliche Energiekonzepte umgesetzt. Der Fachwerkbau wurde ab 2004 vom Deutschen Fachwerkzentrum in Quedlinburg mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz saniert. Quedlinburg, Lange Gasse 7 (Fotoquelle: Deutsches Fachwerkzentrum) D A S B E I S P I E L M Ü N C H E N: D I E B O S C H E T S R I E D E R S I E D L U N G Die Sanierung der Boschetsrieder Siedlung in München-Sendling ist ebenfalls ein gutes Beispiel. Die errichteten Häuser waren bereits in den 1980er Jahren modernisiert worden, wobei man das äußere Erscheinungs bild vollkommen verändert hatte. Erst danach wurde die Siedlung als wegweisende Nachkriegsarchitektur unter Denkmalschutz gestellt. Das Architekturbüro Koch und Partner stellte bei seiner 2006 abgeschlossenen Sanierung den Gestaltungsduktus der fünfziger Jahre wieder her. Durch ein 36

39 mineralisches Wärmeverbundsystem, dreifach verglaste Fenster und weitere Maßnahmen gelang es den Architekten gleichzeitig, den Energieverbrauch des Gebäudes erheblich zu reduzieren. Foto: Koch und Partner Architekten Boschetsrieder Siedlung in München F A Z I T Bei der energetischen Sanierung von Denkmälern stehen wir trotz der vielen Diskussionen rund um das Thema noch ganz am Anfang. Im Februar 2007 hatten die großen Denkmalschutzorganisationen gefordert, dass Denkmäler von der Pflicht zur Erstellung von Energieausweisen ausgenommen werden sollen. Der Slogan hieß Energieberatung statt Energiepass und war schließlich auch erfolgreich. Angesichts der seitdem gemachten Erfah - rungen scheint jedoch das Thema Beratung, Qualifizierung und Fortbildung drängender denn je. Wir werden uns noch stärker mit dem Thema Bauklimatik auseinandersetzen müssen. Und das heißt in Bezug auf Denkmale: eine umfassende Betrachtung der Zusammenhänge zwischen Wärme- und Feuchteschutz, Nutzung, Heizung und Lüftung. Die Betrachtung der Denkmäler unter Aspekten der energetischen Sanierung sollte sich von der Diskussion um das Einzeldenkmal lösen. Der energetische Umbau des Gebäudebestandes, auch der Denkmäler, liegt nicht im Häuserkampf, sondern in der Gesamtbetrachtung des Quartiers und im Rahmen der städtebaulichen Entwicklung. 37

40 Energetische Sanierung im Wohnungsbau zwischen Anspruch und Wirklichkeit Es ist keine Frage: Das größte Potenzial zur Energieeinsparung bei Wohnge - bäuden liegt im Bestand. Daran schließt sich gleich die nächste Frage: Wie ist diese Aufgabe für die Hausbesitzer als Vermieter wirtschaftlich lösbar? Denn auch die Kosten einer energetischen Verbesserung müssen refinanziert werden. Dipl.-Ing. Hans-Otto Kraus, München Geschäftsführer, GWG - Gemein nüt - zige Wohnstätten- und Siedlungs - gesellschaft mbh, GdW-Sprecher der Arbeitsgruppe KOOPERATION Um den grundsätzlichen Fakten zu energetischen Verbesserungen auf den Grund zu kommen, haben die städtischen Wohnungsunternehmen der Stadt München im Jahr 2008 die Folgen unterschiedlicher Energiestandards im Neubau untersuchen und auswerten lassen. Die Untersuchungen und Be - rechnungen wurden durch das Ingenieurbüro Süd GmbH, München, das wissenschaftliche Testat durch Prof. Hausladen von der Technischen Universität München durchgeführt. Die Berechnungen basieren auf der damals noch gültigen EnEV 2007! Zusammengefasst sind die Ergebnisse sehr verkürzt in der nachfolgenden Tabelle aufgelistet. Im Ergebnis war uns die Erkenntnis wichtig, dass die Variante 1.4 (Unter- schreitung der Sollwerte aus der EnEV 2007 um 30 Prozent), die in etwa die geplante EnEV 2009 abbildet, mit Mehrkosten von ca. 4 Prozent die Baukosten belastet, die Gesamtkosten mit ca. 6 Prozent, wenn man die Flächenverluste einbezieht. 38

41 Dass das Passivhaus mit insgesamt 28 Prozent Mehrkosten aufwartet, hat uns weniger überrascht. Als Vergleichsgröße wurde ein neu gebautes Wohnhaus - projekt in 4-geschossiger Bauweise aus dem geförderten Wohnungsbau herangezogen. Infolge dieser Erkenntnisse haben wir ein weiteres Gutachten zur Ermittlung der Werte für Bestandsgebäude in Auftrag gegeben. Hierbei wurden zur Eingrenzung drei verschiedene Bautypen aus den 1930er-, 1960er- und 1970er-Jahren als Referenzobjekte ausgewählt. Diese Gebäude stellen aus unserer Erfahrung die weit verbreiteten typischen Aufgabenstellungen in der Wohnungswirtschaft dar. V A R I A N T E N U N T E R S U C H U N G E N Die interessanten Varianten unterschiedlicher Energiestandards sind wie folgt definiert: Variante (0) Ausgangssituation wie vorgefunden Variante (1) EnEV-Bestand (2007) +/- 0 %; (entspricht EnEV-Neubau zzgl. 40 % bei H T und Q p) - Energieträger Gas - mit Gasbrennwertkessel, bzw. bestehender modernisierter Heizanlage - mit Dämmung nach EnEV (gesetzliche Mindestanforderung für den Bestand) Variante (2) EnEV-Bestand (2007) 30 % bei H T und Q p; (entspricht etwa EnEV-Neubau +/- 0 % und EnEV Bestand mit Fernwärme) - Energieträger Fernwärme Variante (3) EnEV-Bestand (2007) 30 % bei H T und Q p; (entspricht etwa EnEV-Neubau +/- 0 und EnEV 2009 Bestand mit Gas) - Energieträger Gas Variante (4) KfW 60; (entspricht etwa EnEV-Neubau 30 % bei H T) - Energieträger Fernwärme Variante (5) EnEV-Bestand (2007) 60 % bei H T und 30 % bei Q p; (entspricht etwa EnEV-Neubau 45 % bei H T) - Energieträger Gas Variante (6) KFW 40; (entspricht etwa EnEV-Neubau 45 % bei H T) - Energieträger Fernwärme - ohne mechanische Be- und Entlüftung und Wärmerückgewinnung Variante (7) Passivhaus (nach ENEV Berechnungsmethode) EnEV % bei H T und 65 % bei Q p; ungefähre Einhaltung der Passivhauskriterien: - Wärmerückgewinnung aus Abluft - außen liegender Sonnenschutz, Verschattung durch Bäume ausgeklammert - solare Trinkwassererwärmung - Warmluftheizung - Außenbauteile U < 0,15 W/m 2 K, Fenster U = 0,8; bei g = 0,5 - Heizwärmebedarf < 15 kwh/m 2 a 39

42 U N T E R S U C H U N G V O N D R E I T Y P I S C H E N B E S T A N D S - G E B Ä U D E N I M G E S C H O S S W O H N U N G S B A U 1. Bautyp 1970er Jahre (GWG) - Wintersteinstraße 9-13 in München, - 6 Geschosse, Wohnfläche m 2, - Balkone mit vielen Wärmebrücken, - Heizung: Gas-Niedertemperaturkessel Berechnete Bedarfswerte für den Bautyp 1970er Jahre - Wintersteinstraße 40

43 2. Bautyp 1960er Jahre (Heimag) - Seebrucker Straße 3-7 in München, - 5 Geschosse, Wohnfläche m 2, - Balkone auskragend, - dezentrale Heizung mit Gas-Einzelöfen Berechnete Bedarfswerte für den Bautyp 1960er Jahre - Seebrucker Straße 41

44 3. Bautyp 1930er Jahre (GEWOFAG) - Rotwandstraße in München, - 4 Geschosse, Wohnfläche 1796 m 2, - keine Balkone, - dezentrale Heizung mit elektrischen Nachtspeicheröfen Berechnete Bedarfswerte für den Bautyp 1930er Jahre - Rotwandstraße 42

45 Untersuchungen zur energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden (Bautypen 1970er Jahre, 1960er Jahre und 1930er Jahre) In der obenstehenden Tabelle sind die ermittelten Kosten-Werte zusammengefasst dargestellt. Wie man u. a. ablesen kann, spielt die Art der Wärmever - sorgung Heizkessel oder Fernwärme bei den Kosten am Gebäude eine er - hebliche Rolle. Wenn man in der folgenden Grafik die Sanierungskosten in den Varianten bei den verschiedenen Gebäudetypen vergleicht, kann man sehr unterschiedliche Kostenentwicklungen feststellen. Während der 1970er-Typ relativ gleichmäßige Kostensprünge aufzeigt, liegen bei den 1930er- und den 1960er-Typen schon in der ersten Phase (Erreichung EnEV 2007) die Kosten über 300,00 Euro/m 2 Wohnfläche. Dann allerdings steigen bei die sen Typen die Mehrkosten zu den höheren Standards nicht mehr so eklatant ausgenommen der Sprung vom KfW-40 zum Passivhaus-Standard. Hier liegen die Endkosten dann bei 482,16 Euro/m 2 bzw. 515,46 Euro/m 2 Wohnfläche. 43

46 Spezifische Sanierungskosten Euro/m 2 WF für die unterschiedlichen Bautypen aus den 1970er, 1960er und 1930er Jahren Endenergiekosten p/a (Preise von September 2008, Gas 6,8 ct, Fernwärme 9,0 ct, Strom 18,0 ct) bei den unterschiedlichen Bautypen aus den 1970er, 1960er und 1930er Jahren Bei den speziellen Endenergiekosten ist der deutlichste Einsparungs-Effekt schon in der ersten Stufe vom Bestand zum EnEV 2007-Standard bei dem1960er-typ zu verzeichnen. Insgesamt ist festzustellen, dass bei allen Typen die höheren Energie-Standards keine sehr großen Energie-Kostenreduzierungen mehr bewirken. In den folgenden Tabellen sind die errechneten Auswirkungen für die Mieter beispielhaft für jeweils eine Wohnung für die Typen 1930er- und 1960er-Baujahre dargestellt. Anhand der - sehr verkürzten Darstellung kann man ablesen, dass schon allein die energetischen Verbesserungen im Bestand zu erheblichen Aufwendungen führen. Dies ohne andere Maßnahmen zur Modernisierung oder Verbesserung, wie beispielsweise Balkonanbau, barrierefreie Erschließung, Steigstrang- Verstärkung, Badsanierung etc. Diese Maßnahmen müssen in der Regel auch bedacht und kalkuliert werden. 44

47 GWG T1 Status: Auswertung der Unterschreitung der ENEV im Bestand am Beispiel Wintersteinstraße, Bautyp 1970er Jahre, Rev.1, Wohnfläche m 2 GWG T1 Status: Auswertung der Unterschreitung der ENEV im Bestand am Beispiel Seebrucker Straße, Bautyp 1960er Jahre, Rev.0, Wohnfläche m 2 Die Aufwendungen zur energetischen Verbesserung lassen sich in der Regel über die Mietanpassung nicht refinanzieren (Nutzer Investor Dilemma). Also muss jedes Unternehmen von Fall zu Fall prüfen, wie und in welchem Umfang energetische Verbesserungen wirtschaftlich zu verkraften sind. Dass Energieeinsparungen sinnvoll und anstrebenswert sind, steht außer Frage. Doch es macht keinen Sinn, wenige Objekte mit hohem Aufwand zu minimalen Energieverbräuchen hochzutunen, wenn in der Menge immer noch keine spürbare Entlastung der Umwelt eintritt. Insofern empfehle ich den Kolleginnen und Kollegen der Wohnungswirtschaft ihre Bestandsverbesserung in der Gesamtbetrachtung des Portfolios zu entscheiden und die realistischen Größenordnungen dabei zu ermitteln. 45

48 Energeeffiziente Sanierung von Wohnquartieren: Chancen und Risiken aus städtebauliche Sicht Prof. Dipl.-Ing. Elke Pahl-Weber, Bonn/Berlin Direktorin, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung H E R A U S F O R D E R U N G E N Städtebaulicher Klimaschutz ist angesichts des hohen Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen im Bereich des Verkehrs, der privaten Haushalte und der Industrie eine besondere Herausforderung für die zukünftige Entwicklung unserer Regionen, Städte und Orte. Ansätze zum Klimaschutz im Städtebau bieten sich in mehreren Handlungsfeldern der Bau-, Stadt- und Raumentwicklung, vor allem dann, wenn wir diese daraufhin untersuchen, wie sie sich effizienzsteigernd ergänzen können. Bundesmittel Stadterneuerung im Zeitraum 1996 bis 2008 In diesem Beitrag will ich insbesondere Ansätze - und die bereits erzielten Effekte - im Bereich der energetischen Sanierung vor- und zur Diskussion stellen. Dabei ist es notwendig, die Perspektive vom Einzelgebäude hin auf die städtischen Quartiere zu lenken und energetische Gebäudesanierung zusammen mit der Einbindung regenerativer Energien, der Anpassung der Stadtstruktur an demographische Aspekte und dem Umbau zentraler Anlagen und Versorgungsnetze als ein Handlungsfeld energetischer Stadterneuerung oder energetischer Quartiersentwicklung und als Chance für die nachhaltige Stadtentwicklung zu betrachten. Die Interdependenz der Bestands- und Quartiersentwicklung von räumlichen Entwicklungsmustern und Potentialfaktoren stellt die Gebäudeeigentümer ebenso wie die Kommunen vor große Herausforderungen. B I S H E R I G E S T Ä D T E B A U F Ö R D E R U N G Die Programme der Städtebauförderung leisten neben den Zuschüssen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirt - schaftsstruktur einen maßgeblichen Beitrag zur Stadt-und Quartiers - entwicklung. Der Bund hat in diesen Programmen bis zum Jahr ,5 Mrd. Euro bereitgestellt. Er konzentrierte sich damit vor allem auf die städtebaulichen Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen. 46

49 Die traditionelle Stadterneuerung betraf vor allem innerstädtische Stadtteile: Im Mittelpunkt stand dabei die Beseitigung städtebaulicher Missstände und Funktionsschwächen. In den "förmlich festgelegten" Sanierungsgebieten ging und geht es vor allem um Modernisierung, den Abriss von Gebäuden und die Funktionsstärkung einzelner Gebiete. In Zukunft wird es angesichts der rechtlichen Rahmenbedingungen (EnEV) noch viel intensiver auch um energieeffiziente Sanierung von Gebäuden und Quar tieren gehen als das bislang schon der Fall war. In diesem Kontext ist auch der Ersatzneubau als klassische Aufgabe der Stadterneuerung zu sehen. Bundesmittel Stadterneuerung im Zeitraum 1996 bis 2008 Er bekommt, besonders dann, wenn er als Element begriffen wird, die energetische und gestalterische Qualität von Bestandsquartieren zu fördern, ein nicht zu vernachlässigendes Gewicht. Gemeint ist hier ausdrücklich nicht die flächenhafte Beseitigung bestehender Bausubstanz zugunsten von Neubau. Betrachtet man die Programme der Städtebauförderung unter dem Blickwinkel zur Verfügung stehender Fördermittel, so ist festzustellen, dass seit 2002 wieder mehr Mittel für die alten Länder fließen. Insgesamt sind im Zeitraum 1991 bis 2008 rund 70 Prozent der städtebaulichen Bundesfinanzhilfen in die neuen Länder geflossen. Diese Schwerpunktsetzung dokumentiert den Nachholbedarf, der in den neuen Ländern vorhanden war. Im Jahr 2009 ist der Verpflichtungsrahmen für die alten Bundesländer mit ca. 300 Mio. Euro erstmals wieder höher als für die neuen Länder. Derzeit wirkt die Städtebauförderung in über Stadtquartieren. Sie ist nicht primär auf Großstädte und Stadtregionen konzentriert, sondern erfasst alle Gebietskategorien, gemessen am Bevölkerungsanteil werden im Bundesdurch - schnitt Städte und Gemeinden im ländlichen Raum stark berücksichtigt Die Städtebauförderung zielt vorrangig darauf, entstandene Ent wick lungs - defizite in den Quartieren abzubauen und diese zukunftsfähig zu machen. 47

50 Stadterneuerung vollzieht sich zunehmend auch in den Großwohnsiedlungen außerhalb der Stadtkerne und hat mit dem Abriss und der energetischen Sanierung industriell gefertigter Plattenbauten in Ostdeutschland begonnen. Dort gingen veränderte wirtschaftsstrukturelle Rahmenbedingungen einher mit hohen Bevölkerungsverlusten und geänderten Wohnpräferenzen und führten zu Wohnungsleerständen und Imageproblemen. Neue, integrierte Ansätze wurden erprobt. Inzwischen haben integrierte Konzepte in der Stadt- und Quartiers - entwicklung Tradition. Diese Konzepte sind der geeignete Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung der Stadterneuerung zu einer integrierten energetischen Stadterneuerung. Dafür gibt es bereits Beispiele, ein erfolgreiches Beispiel ist der Wettbewerb Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen und die Umsetzung seiner Ergebnisse. Städtebaufördermittel nach Stadt- und Gemeindetyp G R O S S S I E D L U N G E N Der im Jahr 2009 vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Auftrag des BMVBS durchgeführte Wettbewerb verfolgte einen Ansatz, der weg vom einzelnen Gebäude als Sanierungsobjekt hin zu einer quartiersbezogenen energetischen Sanierung und Aufwertung führt. Großwohnsiedlungen umfassen 7,5 Prozent aller Wohnungen in Deutschland. Allein in den Großwohnsiedlungen der 1950er bis 1980er Jahre leben bundesweit rund fünf Millionen Menschen. Die Eigentümer der Quartiere, Siedlungen der 1950 bis 1980 Jahre, (in der Regel Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften) entwickelten integrierte praktikable Konzepte, um ihre Wohnungsbestände im stadträumlichen und 48

51 regionalen Kontext zukunftssicher zu machen. Diese Quartiere sind häufig Problemgebiete mit sozialen Spannungen. Da sich diese Siedlungen im Eigentum weniger Akteure befinden, sind sie besonders geeignet, neue Ansätze für quartiersbezogene Lösungen, die energetische, städtebauliche, wohnungswirtschaftliche und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigen, zu entwickeln. Ab - stimmungen unter den Beteiligten sind aufgrund der Eigentümerstruktur verhältnismäßig effizient und einfach zu erzielen. S T A D T E R N E U E R U N G Die Bund-Länder-Programme zur Stadterneuerung verknüpfen ebenfalls zunehmend praktizierte städtebauliche und sozialplanerische Ansätze zur Aufwertung der Quartiere mit strukturellen Defiziten im Gebäudebestand, in der Infrastruktur und mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Haushalte. Die Her - ausforderungen in diesen Stadtquartieren werden perspektivisch eher noch zunehmen. Deshalb ist es sinnvoll, auch in diesen Programmen die energetische Sanierung als Quartiersaufgabe über das Gebäude hinaus zu begreifen und bauliche Maßnahmen mit ökologischen und sozialen Aufgaben zu verknüpfen. Hier stehen nicht nur die Einzeleigentümer und Wohnungsunternehmen in der Verantwortung, sondern die Kommunen, für die sich die Komplexität der Handlungsebenen um ein Vielfaches erhöht. I N F R A S T R U K T U R U N D S T A D T E N T W I C K L U N G In 15 Modellvorhaben werden im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus die Zusammenhänge zwischen infrastrukturellen Systemen und Stadtentwicklungsprozessen untersucht. Der große Mehrwert des Forschungs - feldes und der Projekte liegt in der direkten Kopplung an die Stadtentwicklung und somit einer multisektoralen und interdisziplinären sowie räumlichen Ausrichtung der Konzepte. Ziel ist es, das Programm "Stadtumbau Ost" für beispielhafte Maßnahmen der energetischen Stadterneuerung zu nutzen und daraus Erfahrungen für eine breitenwirksame Umsetzung einer energetischen Stadterneuerung im Zuge von Stadtumbaumaßnahmen zu sammeln. N E U E W E G E Mit der Verbindung von Maßnahmen der energetischen Stadterneuerung mit den Strategien des Stadtumbaus in Modellvorhaben beschreitet das Forschungs - projekt einen neuen Weg. Insbesondere wird auch der Frage nachgegangen, ob und inwieweit Maßnahmen des Ersatzneubaus oder der Lückenbebauung geeignet sind, die energetische Bilanz eines Quartiers zu verbessern und ob effiziente punktuelle Maßnahmen an Einzelgebäuden, beispielsweise im Denkmalschutz - bereich, auf der Quartiersebene mit hohen Energieeffizienzstandards im Neubau (Plusenergiehäuser) verbunden werden könnten. 49

52 Durch die praktische Erprobung werden Erfahrungen über Chancen und Grenzen von Konzepten und Maßnahmen einer energetischen Stadterneuerung dokumentiert und erfolgreiche Kooperationsformen und Förderinstrumente sowie deren Anreizwirkung zur energetischen Gebäudesanierung beschrieben. Neben der energetischen und städtebaulichen Komponente werden auch weiterreichende Effekte in die Betrachtung einbezogen - etwa die Auswirkungen auf die Attraktivität der geförderten Städte als Wohnorte und Wirt schafts - standorte. Diese Erfahrungen können künftig den Kommunen als Lernansatz dienen, die vor ähnlichen demographischen und wirtschaftsstrukturellen Herausforderungen stehen. Sie können helfen, eventuelle Risiken, die mit der energetischen Sanie - rung von Wohnquartieren einhergehen, wie beispielsweise die Homo genisierung des Stadtbildes durch die Fassadendämmung, die Verdrän gung der sozial schwachen Bewohner aus sanierten Wohnquartieren (Gentrifizierung) und das Refinanzierungsrisiko der Investitionen, zu identifizieren. Entscheidend ist die Kommunikation des Wissens und der neuen Ergebnisse aus den Modellvorhaben über die Zusammenhänge zwischen infrastrukturellen Systemen, Stadt ent - wicklungs- und wohnungswirtschaftlichen Prozessen. ExWoSt-Forschungsfeld Energetische Stadterneuerung Modellvorhaben in 15 Städten der Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt (BBSR-Forschungsmanagement) Energieeffiziente Sanierung von Wohnquartieren bietet die Chance, öffentliches und privates Kapital für Bauinvestitionen zu akkumulieren. Darüber hinaus übt sie eine Vielzahl positiver Wirkungen auf Wirtschaft und Beschäftigung in den Städten aus. Angesichts der weiterhin rückläufigen Bautätigkeit im Wohnungsneubau sind Maßnahmen am Gebäudebestand mittlerweile eine bestimmende Größe bezüglich des Bauvolumens. Sie machen ungefähr 78 Prozent aller Woh nungs - bauleistungen aus und stützen dauerhaft die Baunachfrage. Von den insgesamt 148,3 Mrd. Euro Wohnungsbauinvestitionen im Jahr 2008 entfielen auf 50

53 Bauleistungen an bestehenden Gebäuden 115,9 Mrd. Euro (Quelle: Gutachten Strukturdaten zur Produktion und Beschäftigung im Baugewerbe 2008, DIW, BBSR-Berechnung in laufenden Preisen). Der weiterhin bestehende Sanierungs- und Modernisierungsbedarf - neben Energieeffizienzmaßnahmen auch an Maßnahmen zur altersgerechten An - passung des Wohnungsbestandes und der Quartiere - lässt eine Beibehaltung dieses Trends für den Wohnungsbau als wahrscheinlich erachten. Die Weiterentwicklung der energetischen Modernisierung und des Neubaus energieeffizienter Gebäude, die mit dem Überschuss an produzierter Energie über den Bedarf des Einzelgebäudes hinaus den richtigen Weg zu einer quartiersbezogenen Energiebilanz weisen, muss sich einer Fülle von technischen, rechtlichen, organisatorischen, steuerlichen und verfahrensbezogenen Fragen stellen. Diese Fragen systematisch zu erschließen, sie zu analysieren und angepasste Lösungen zu finden, verspricht eine Potenzierung der Energieeffizienz und Lebensqualität in den Quartieren. Eine nachhaltige Stadtentwicklung schließt die energieeffiziente Sanierung von Wohnquartieren ein. Diese kann nur gelingen, wenn soziale, wirtschaftliche, klimapolitische Akzente und Förderschwerpunkte so gesetzt werden, dass aus einem verantwortlichen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen ein fairer Konsens zwischen den Interessen der Bewohner der Stadtquartiere, der wirtschaftlichen Akteure und der staatlichen und ordnungspolitischen Ziele erzielt werden kann. 51

54 Stadtquartiere für jung und alt - Erfahrungen aus dem ExWoSt-Forschungsfeld Innovationen für familienund altengerechte Stadt - quartiere Dr. Manfred Fuhrich, Bonn Leiter des Referates Stadtentwicklung, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raum ordnung A N L A S S U N D Z I E L E D E S F O R S C H U N G S F E L D E S Das Forschungsfeld Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquar - tiere im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) zieht Bilanz. Der dreijährigen Investitionsphase in ca. 30 Modellvorhaben folgt der Normalbetrieb, in dem sich die materiellen und intellektuellen Investitionen bewähren müssen. Zeit für einen Zwischenstopp. Doch wie hat alles begonnen? Im Städtebaulichen Bericht der Bundesregierung 2004 wurde das Stadtquartier als herausragende politische Handlungsebene zur Gestaltung des demographischen Wandels herausgestellt. Folgende stadtentwicklungspolitische Ziele wurden definiert: Das Zusammenleben aller Generationen fördern. Infrastruktur altengerecht umbauen. Stadt für Familien mit Kindern stärken. Vernetzung von Städtebau mit anderen Fachpolitiken. In der Koalitionsvereinbarung wurde folgende Zielsetzung aufgenommen: Zur Bewältigung des demographischen Wandels wollen wir mit Modellvor - haben Städte dabei unterstützen, Wohnquartiere kinder- und familienfreundlich zu gestalten und die Infrastruktur barrierefrei und altengerecht umzubauen. Das Forschungsfeld hat einen eindeutigen politischen Auftrag und setzt die stadtentwicklungspolitische Herausforderung in praktische Kooperation mit lokalen Akteuren um. Dabei konzentriert es sich auf die Handlungsebene Stadtquartier und verfolgt die Ziele: Städte als attraktive Wohnstandorte entwickeln. Stadtquartiere als beliebten Lebensraum stärken. Wechselbeziehung zwischen Wohnung, Wohnumfeld und Gemeinschaftseinrichtungen stärken. Der konzeptionelle Ansatz des Forschungsfeldes hat ergänzend zu dieser räumlichen Komponente auch eine strategische Komponente, die neben dem generationenübergreifenden Ansatz auch interdisziplinäre Zusammenarbeit fördert. Dabei soll der Abbau von Barrieren und der Einsatz neuer Technologien vorbildlich erprobt werden. 52

55 A L T U N D J U N G - W I E G E H T D A S Z U S A M M E N? Familien mit Kindern suchen in erster Linie nach Geborgenheit, Überschaubarkeit und Erreichbarkeit. Ältere Menschen erwarten von ihrem Wohnquartier Sicherheit, Vertrautheit und wohnungsnahe Versorgung für den alltäglichen Bedarf. Bezeichnend ist der hohe Stellenwert der Aufenthaltsqualität des Quartiers, der Sicherheit und Erreichbarkeit von Bus / Bahn sowie von Ärzten. Anforderungen von Familien an das Wohnumfeld Diese auf familiäre Lebensformen bezogenen Umfrageergebnisse decken sich mit Befunden der BBSR-Umfragen. Differenziert nach Lebenslage ergibt sich eine besondere Präferenz bei Familien für Spazieren gehen, bei den Senioren für Einkaufen und Nachbarschaft. Lebensqualität von Familien und Senioren 53

56 Auch das Bild vom Alter unterliegt einem radikalen Wandel. Der Typ der genügsamen Trümmerfrau, die Not und Mangel erlitten hat, wird zunehmend abgelöst durch die Nachkriegsgeneration mit Wohlstandserfahrung und -erwartung. Der Abschied vom Trugschluss eines vollautomatisierten Ruhestandes entwikkelt sich zu einer besonderen Herausforderung an die Kommunalpolitik, die erhebliche Konsequenzen für Wohnquartiere als alltägliche Lebensräume hat. Altenbild aus Sicht der Städte Das wachsende Selbstbewusstsein der Senioren paart sich mit einem bisher zu wenig beachteten Potenzial an Talenten. Dabei erweisen sich gerade die Kompetenzen im Alter als ein Gewinn für gute Nachbarschaften. Dies belegen zahlreiche Projekte, die einzelne Wohnungsunternehmen in einer vorbildlichen Verknüpfung von wohnungswirtschaftlicher Verantwortung und unternehmerischem Bewusstsein für das Quartier als Lebensraum entwickelt haben. Gerade der hohe Anteil von älteren Mietern, die seit vielen Jahren in ihrem Wohnquartier Heimat entwickelt haben, belegt das. Dies ist ein positives Zeugnis und widerspricht der leichtfertig benutzten, letztlich negativ belegten Formulierung von Überalterung. Neubaugebiete gelten ja auch nicht wegen ihrer Dominanz von Familien mit Kindern als überjüngt. D A S Q U A R T I E R - A N N Ä H E R U N G A N D A S A L L T Ä G L I C H E Ob Quartier oder Viertel, ob Kiez oder Veedel das weitere Wohnumfeld ist mehr als nur die Summe von Gebäuden. Tatsächlich ist der Wert von Stadtquartieren darin zu sehen, dass sie verschieden sind, einen eigenen Charak - ter und eine eigene Identität für die dort Lebenden haben. Der Wohlfühlfaktor speist sich aus vielen subjektiven Wertvorstellungen. Der Blick von Besuchern ist meist von flüchtigen Eindrücken, der von Fremden eher durch Sensationsmeldungen der Lokalpresse geprägt. Letztlich kommt es darauf an, wie die Menschen ihr Gebiet als lebenswert erfahren. Das BBSR hat aus gutem Grund keine allgemein verbindliche Definition oder Standardisierung geliefert, denn statistische Informationen berücksichtigen nicht die gefühlte Lebenswelt im Alltag. Es erweist sich als problematisch, die Lebenswelt Stadtquartier zu standardisieren oder gar zu zertifizieren. Gleichwohl gibt es Qualitäten, die unverzichtbar für lebenswerte Stadtquartiere sind; einige besondere machen den lokalen Charakter aus. Was in der Planersprache als Wohnfolgeeinrichtungen bezeichnet wird und eigentlich Wohnvoraussetzungseinrichtungen genannt werden müsste, gehört ebenso zu den Qualitätsmerkmalen wie eine schöne Umgebung, ein attraktives Wohn - umfeld, gute Einbindung an die Gesamtstadt und eben nette Nachbarn. Doch es gibt sehr unterschiedliche Vorstellungen über das, was ein attraktives Quartier ausmacht. Es ist festzustellen, dass die verschiedenen Gebietstypen 54

57 zugleich auch die Heimat unterschiedlicher Bewohnergruppen darstellen. Zunehmend ist zu beobachten, dass sich die städtischen Bevölkerungsgruppen kontinuierlich entmischen, was im Endeffekt eine Polarisierung der Stadtquartiere bedeuten kann. Das Quartier ist Alltag und zugleich Schicksal. Wohnstandorte können durch starke Nachbarschaften Chancen eröffnen oder weil falsche Adresse - Chancen verbauen. Das Forschungsfeld stellt sich der Herausforderung, sehr unterschiedliche Stadtquartiere modellhaft fit für die Zukunft zu machen. Quartiersqualität Wohnumfeldqualität 55

58 D A S F O R S C H U N G S F E L D - E I N L E R N E N D E R P R O Z E S S Aus der Praxis in 27 Modellvorhaben und zwei Modellregionen wurden Hinweise gewonnen, wie in attraktiven Stadtquartieren das Leben in guter Nachbarschaft gestaltet werden kann. In diesen lernenden Prozess flossen Erfahrungen aus 30 Fallstudien in Deutschland und aus 12 Vergleichsprojekten im europäischen Ausland ein. Dabei ging es u. a. darum, neue Wege der Quartiersentwicklung zu gehen, Barrieren abzubauen, den Einsatz neuer Technologien als Hilfestellungen für das Leben von Jung und Alt zu erproben. Mit Pilotprojekten wurden Fortschritte in den Stadtquartieren angestoßen, um Anregungen für die lokale Praxis zu geben und für Nachahmungen Mut zu machen. In einem dreijährigen Prozess wurden mehr als 10 Werkstätten mit den Akteuren der Modellvorhaben durchgeführt und zu einzelnen Sonderthemen, wie neue Informations- und Kommunikationstechnologien und Barrieren, projektübergreifende Gutachten vergeben. Zahlreiche Publikationen berichteten über Fortschritte und Erkenntnisse. Aktuelle Informationen stehen bereit unter: Übersicht über die Modellvorhaben und Fallstudien 56

59 Im nachfolgenden Werkstattbericht werden auszugsweise drei Scheinwerfer geworfen, und zwar auf die Themen: Barrieren, neue Technologie und Ge - meinschaftseinrichtungen. F O K U S B A R R I E R E N Das Ziel, Barrieren im Wohnumfeld abzubauen, entspricht dem Wunsch einer selbst bestimmten Lebensführung sowie einer ungehinderten Teilhabe am öffent lichen Leben. Leben in Stadtquartieren ohne Barrieren bedeutet, Stol- per fallen zu erkennen und abzubauen. Man denkt zunächst an physikalische Hindernisse und häufig schwingt darin das überkommende Bild alt gleich ge- brechlich mit. Doch der Abbau von Barrieren zugunsten der Mobilität Älterer bietet zugleich auch einen Komfortvorteil für Jüngere. Tatsächlich erweisen sich beispielsweise der Austausch von Stufen gegen Rampen oder gute Beleuchtung und Sitzbänke zum Verweilen als Gewinn für den alltäglichen Gebrauchswert für alle. Was gut für den Platzbedarf von Rollatoren der Senioren ist, ist auch gut für den der Kinderwagen. Häufig sind es kleine Veränderungen, die große Wirkung zeigen. Allerdings verkürzt sich der Blick auf Barrieren zu sehr auf physikalische Elemente. Häufig bedeutet das Fehlen von Angeboten eine wesentliche Einschränkung: öffentlich zugängliche Toiletten, Parkbänke zum Verweilen und Informationstafeln zur Orientierung oder einfach lebendige Öffentlichkeit statt unkontrollierte Angst- räume. Bedeutung von Barrierefreiheit für das Leben im Alter Rampe vor Hauseingang Ebenerdiger Eingang vor Hauseingang Trittsteine statt Stolpersteine Nutzungshindernisse entstehen auch durch Barrieren im Kopf. Falsch angebrachte Bedienelemente, ungünstige Veranstaltungsorte oder -zeiten verdeutlichen, dass Barrieren auch in sozialer, mentaler, institutioneller und finanzieller 57

60 Fensterfront - barrierefreier Blick oder fehlender Sichtschutz? Hinsicht bestehen können. Besonders lehrreich sind solche Nutzungs einschränkungen, die in guter Absicht, Barrieren abzubauen, neu entstehen. Solche Denk barrieren kommen häufiger vor als angenommen. Es bedarf großer Achtsamkeit; so sind beispielsweise abgesenkte Bordsteine für Rollstühle und Kinderwagen vorteilhaft, für Sehbehinderte stellen sie aber ein Mobilitäts pro - blem dar. In einem Modellvorhaben ist ein vorbildlich gestaltetes und mit hohen baulichen Qualitäten konzipiertes Gemeinschaftshauses mit transparenten Glasfassaden neu erstellt worden. Von innen sieht man direkt nach draußen und von draußen ungehindert nach innen. Genau diese allgemein gelobte Transparenz war das Problem dafür, dass muslimische Frauen das Angebot nicht annehmen konnten. Erst nachdem die Fensterfronten abgedeckt wurden, nutzten auch diese Frauen die Einrichtung. F O K U S : N E U E I N F O R M A T I O N S - U N D K O M M U N I K A T I O N S T E C H N O L O G I E N Der Einsatz neuer Technologien für die Quartiersentwicklung erhält eine zunehmende Bedeutung. Ziel muss dabei immer sein, das Zusammenleben im Quartier zu stärken und nicht etwa zu ersetzen. Neue Technologien finden in der Quartiersentwicklung ein breites Spektrum innovativer Anwendungen. Sie können den Alltag der Quartiersbewohner unterstützen, indem der Austausch von Informationen und Hilfeleistungen zwischen Nachbarn erleichtert wird, neue Kontakte entstehen und durch eine nachhaltige Nutzung Ressourcen gespart werden können. Als besonders innovativ hat sich bei Gemeinschaftseinrichtungen der schlüssellose Zugang erwiesen. Intelligente schlüsselfreie Schließanlagen helfen, Kosten zu sparen und sind ein Beitrag für mehr Komfort und Sicherheit. Mit intelligenter Lichttechnik kann Vandalismus verhindert, Nutzungsvielfalt und subjektives Sicher heitsgefühl im öffentlichen Raum verbessert werden. In den Modellvorhaben wird ein breites Spektrum umgesetzt. Am leichtesten sind solche alltagsrelevanten Technologien zu vermitteln, die in anderen Lebensbereichen bereits erprobt und bekannt sind: bei der Buchung von Mietautos, Hotelzimmern oder Fahrkarten, im Internet oder am Arbeitsplatz. Innovationen sind nicht immer bahnbrechende Erfindungen, sondern bedeuten zumeist, neue Anwendungen im ungewohnten Zusammenhang. Ein Dutzend Modellvorhaben entwickelt unter fachlicher Anleitung gemeinsam eine so genannte Quartiersplattform, die als lokales Informations- und Kommu ni kationsnetz wirkt. So werden beispielsweise über örtliche Tausch- und Verschenkbörsen oder Angebote für Nachbarschaftshilfe die schlummernden Potenziale und Kompetenzen in der Nachbarschaft erst bekannt. Dies ist nicht etwa als Ersatz für direkte persönliche Kommunikation zu verstehen, vielmehr als sinnvolle Ergänzung und Eröffnung neuer Kontakte im Quartier. Ein gemeinsamer Internetauftritt erhöht nicht nur das Wissen über das Lokale, es stärkt auch den nachbarschaftlichen Gemeinsinn. 58

61 Die Idee an sich ist nicht neu - Unternehmen praktizieren dies seit Jahren durch Internetauftritte und Intranetkommunikation. Neu ist aber der Einsatz auf Quar - tiers ebene. Aus diesen praktischen Erfahrungen resultiert ein Angebot zur Nachahmung auf dieser Ebene ( F O K U S G E M E I N S C H A F T S E I N R I C H T U N G E N Das Beispiel Erfurt - Roter Berg: Leere Schulräume schaffen Platz für gute Nachbarschaft In einer typischen Großwohnsiedlung in industriell gefertigter Bauweise erweist sich der hohe Bevölkerungsverlust von ca. 40 Prozent als großes Problem. In der Schule stehen viele Klassenräume wegen fehlender Schüler leer. Dies führte zu der Überlegung, die dauerhaft nicht mehr benötigten Räumlichkeiten für die Etablierung eines Nachbarschaftstreffs zu nutzen und Teile des Schulhofes zu öffnen, um so attraktive Freiräume zu schaffen. Die ExWoSt-Förderung beschleunigte eine Initialzündung für einen längeren Prozess. Der Lerneffekt liegt in erster Linie darin, dass bürgerschaftliches Engagement, gepaart mit fachlicher Kompetenz eines Trägers, einen Gewinn bringenden Prozess anstoßen kann. Allerdings erweisen sich harte Rahmenbedingungen als Stolpersteine: So erschweren Sicherheitsüberlegungen eine weitergehende Öffnung der Schule und wirtschaftliche Restriktionen den Betrieb eines selbstverwalteten Bürgercafés. Die institutionelle Stärkung durch einen ehrenamtlichen Stadtteilbürgermeister lässt hoffen, dass der negativen Bevölkerungsentwick - lung ein bürgerschaftliches Signal für mehr Lebensqualität im Stadtteil entgegengesetzt werden kann. Aus Schulräumen wird ein Nachbarschaftstreff 59

62 Das Beispiel Bremen-Neue Vahr: Aus einem Waschhaus wird ein Nachbarschaftstreff In der Großwohnsiedung Neue Vahr wird aus einem alten Waschhaus, einem Ladenlokal und aus Räumen der angrenzenden Kirche ein Gemeinschaftstreff entwickelt, dessen drei Gebäudeelemente durch eine neu gestaltete Freifläche verbunden werden. Träger dieser Kooperation sind u.a. die Wohnungs bau - gesellschaft GEWOBA, die Stadt und die Kirche. Der Lerneffekt liegt vor allem darin, die sehr unterschiedlichen Vorstellungen, Kompetenzen, Regeln und Förderkonditionen unter einen Hut zu bringen. Dabei war gerade das Zusammenführen vorhandener Projekte ein großer Vorteil, weil so vorhandene Potenziale genutzt werden konnten und Konkurrenzen vermieden wurden. Allen beteiligten Akteuren gemeinsam waren der Wille zur Kooperation und die Überzeugung, dass nur gemeinsam die Lebensqualität im Stadtquartier verbessert werden kann. Das ExWoSt-Projekt stärkte dieses Vor - gehen und schuf den räumlich-baulichen Anlass. Aus einem Waschhaus wird ein Nachbarschaftstreff 60

63 Das Beispiel: München Ackermanns Bogen Auf alter Militärfläche entsteht neue friedliche Nachbarschaft Auf einer Militärbrache in attraktiver Lage entsteht ein neues Wohnquartier. Eine neu gegründeten Genossenschaft baut neben ca. 150 Wohnungen auch Gemein schaftseinrichtungen für das Quartier. Hierzu gehören ein Cafe, Ver sammlungsräume, eine Nachbarschaftsbörse sowie eine in ein Wohngebäude integrierte Kulturpassage für gesellige Veranstaltungen. Mit ExWoSt-Mitteln wurde u. a. der Umbau einer nicht genutzten Tiefgarage für gemeinschaftliche Aktivi täten ermöglicht. Der besondere Lerneffekt für ein Neubauprojekt bezieht sich auf mögliche Nachbarschaftskonflikte, die sich durch eine zu enge Nähe von Wohnen und Gemeinschaftseinrichtungen ergeben. Eine übermäßige Lärmbelästigung ist bereits bei der Planung zu bedenken. Zudem kommt es auf ein umsichtiges Konfliktmanagement und einen Interessensabgleich im Betrieb gemeinschaftlicher Einrichtungen an. Ein weiterer Impuls des Projektes ergibt sich hinsichtlich des baurechtlichen Stellpatznachweises, der bei flexibler Anwendung auch andere Nutzungsoptionen ( Kreativgarage ) für gemeinschaftliche Raum - angebote ermöglicht. Auf alter Militärfläche entsteht neue friedliche Nachbarschaft 61

64 S C H L U S S F O L G E R U N G E N 1. Stadtquartiere sind zukunftsfähig, wenn sie vielfältig, entwicklungsfähig und für alle attraktiv sind. Lebenswerte Stadtquartiere, die für alle Generationen attraktiv sind, verbinden dreierlei: Wohnen in Nachbarschaften, Qualität urbaner Freiräume und Angebot von Gemeinschaftseinrichtungen. Die Raumangebote sind so zu gestalten, dass sie an gewandelte Anforderungen angepasst werden können. Freiräume und Gemeinschaftseinrichtungen können zum Ausgangspunkt für nachbarschaftliche Kontakte werden und so ein Miteinander der Generationen ermöglichen. Wohnumfeld und Gemeinschaftseinrichtungen sind Orte der alltäglichen Begegnung und bieten Gelegenheiten zur Interaktion und Kommunikation, zum Erleben von Nachbarschaften. 2. Projekte für und von Jung und Alt sind wichtige Ressourcen der Stadt - entwicklung. Räumliche Angebote müssen den BewohnerInnen weitgehende Aneignungsund Interpretationsmöglichkeiten bieten. Viele Bürger sind bereit, sich für die Gemeinschaft aktiv einzusetzen. Allerdings darf das Ehrenamt auch nicht überfordert werden; es bedarf weiterhin professioneller Unterstützung. Die Integration aller Generationen will geübt sein; unterschiedliche Lebensstile bergen auch Konfliktpotential. Das Aushandeln von tragfähigen Kompromissen ist wichtige Aufgabe von Projekten im Stadtquartier. Gerade in einer alternden Gesellschaft eröffnen sich auf Quartiersebene schlummernde Kompetenzen und Ressourcen. 3. Das Quartier als alltäglicher Lebensraum ist als politische Handlungs - ebene zu etablieren. Im Stadtquartier sind sehr unterschiedliche Akteure, Institutionen und Fachpolitiken wirksam. Sie sind geprägt von etablierten Vorstellungen und Regeln. Der Vorteil fachübergreifender Kooperation liegt darin, dass erst in ihrem Zusammenwirken ein Quartier zum attraktiven Lebensraum für alle Generationen wird. Die lokalen Akteure sind von Anfang an in diesen Prozess einzubeziehen. Das erfordert ein Umdenken schon bei der Ideenfindung und Konzeption, erst recht bei der Umsetzung. Die politische Bedeutung der örtlichen Handlungsebene ist durch die Etablierung eines Quartiersmanagement zu stärken, so wie es sich im Rahmen des Programms Soziale Stadt bewährt hat. 62

65 4. Die Schlüsselrolle des Stadtquartiers ist noch stärker als Förderkriterium zu verankern. Im Rahmen des Stadtumbaus haben sich städtebauliche Entwick lungskonzepte als Voraussetzung für öffentliche Fördermittel etabliert. Nach einer Stärken-Schwächen-Analyse ist allerdings ein Prozess begleitendes und bürgerschaftlich getragenes Vorgehen unverzichtbar. Knapper werdende öffentliche Finanzen bedingen einen behutsamen Umgang des Mitteleinsatzes und eine stärkere Erschließung örtlicher Potenziale, insbesondere zivilgesellschaftlichen Engagements und individueller Talente. Im Gegenzug dazu sind in den Förderkonditionen den lokalen Akteuren auch quartierbezogene Gestaltungsund Entscheidungskompetenzen einzuräumen, beispielsweise über gemeinschaftliche Verfügungsfonds. 63

66 Erneuerung denkmalgeschützter Stadtquartiere: Die Germania-Siedlung in Köln Dipl.-Ing. Kathrin Möller, Köln Vorstandsmitglied, GAG Immobilien AG und Dipl.-Ing. Ulrich Böttger, Köln Architekt BDA, Böttger Architekten D I E G A G I M M O B I L I E N A G K Ö L N Mit ca Wohnungen, die bei einem Gesamtbestand von ungefähr Wohnungen unter Denkmalschutz stehen, ist die GAG Immobilien AG Kölns größter Eigentümer von Denkmälern. Dabei handelt es sich meist um Wohn häuser der letzten 100 Jahre - darunter als Besonderheit ein Konventhaus aus dem 17. Jahrhunderts, eine Kirche aus den 1960er Jahren und Verwaltungs - gebäude des 19. Jahrhunderts. Wesentlicher und wichtigster Bestandteil sind zahlreiche Siedlungen der 1920er und 1950er Jahre. Diese, zum Teil Stadtteil schaffenden Siedlungen, sind wichti - ge Bausteine in der Entwicklung Kölns zur modernen Großstadt. Die GAG wurde 1913 gegründet mit dem Ziel, die genossenschaftliche Selbst - verwaltung mit der Kapitalsicherheit einer Aktiegesellschaft zu verbinden. Durch die Aktienmehrheit in Hand der Stadt Köln und dem Oberbürgermeister als Vor - sitzenden des Aufsichtsrates war die Kontrolle durch die Stadt Köln gegeben. Im Laufe ihrer nun fast hundertjährigen Geschichte hat die GAG eine Reihe von Veränderungen mitgemacht. Heute ist sie ein börsennotiertes Unternehmen und moderner Dienstleister auf dem Wohnungsmarkt der Stadt Köln. Germaniasiedlung 1920 D I E G E R M A N I A S I E D L U N G Die Germaniasiedlung in Höhenberg entstand auf dem Gelände der ehemaligen Zeche "Germania", die dem Gesamtkomplex auch ihren Namen gab. Sie war schon zum Zeitpunkt der Entstehung verkehrstechnisch gut angebunden. Die Germaniasiedlung im rechtsrheinischen Stadtteil Höhenberg wurde in den Jahren 1920 bis 1928 errichtet und umfasst Wohnungen. Die städtebauliche Planung wurde 1919 durch den technischen Direktor der GAG Fritz-Hans Kreis vorgenommen. Geplant wurde die Siedlung von zahlreichen Architekten und Architektenteams. Durch die Vielzahl der Architekten und die lange Bauzeit sind alle Baustile der 1920er Jahre in dieser Siedlung zu finden - ein in Europa einmaliges Ensemble. Angefangen von Häusern, die im Heimatstil errichtet wurden, über expressionistische Bauten bis hin zu Wohnhäusern, deren Vorbild mittelalterliche Kölner Prachtbauten sind, findet man in Höhenberg die komplette Palette der Architekturströmungen der 1920er Jahre. 64

67 Projekt begann die GAG mit einer umfassenden Renovierung der Siedlung. Saniert wurde die Siedlung in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege über die Grundkonzeption, Veränderung der Wohnungszuschnitte, Farbgebung und Detailpläne. Die Häuser wurden, soweit möglich, an die heutigen Anforde - rungen an Wärmeisolierung und Schallschutz angepasst. Bei fast allen Häusern gab es statische Probleme, die zusätzliche Verstärkungen erforderlich machten. Einige Häuser wurden aufgrund ihrer schlechten Bausubstanz abgebrochen und stilgemäß wiederaufgebaut. Im Rahmen der Sanierung wurde eine Kindertagesstätte errichtet. Der Bau einer Tiefgarage war von der Denkmal - pflege gefordert worden, um die Grünflächen vom ruhenden Verkehr freizuhalten. Maßvolle Verdichtung und Ergänzung seit den 1950er Jahren haben die Qualität der Siedlung nicht beeinträchtigt, da die Planer sich in Form und Maßstab an der bestehenden Struktur orientiert haben. vor der Sanierung Siedlung der 1920er Jahre mit Gartencharakter - nach der Modernisierung vor der Sanierung nach der Modernisierung 65

68 Projektdaten (denkmalgeschützter Bereich) Bauzeit: Bauweise: Kombinierte Zeilen- und Blockbebauung mit Ausbildung verschiedener Hof- und Platzstrukturen Bautyp: Ziegelbau verputzt, teils Ornamente, Stahlbeton- und Holzdecken, kombinierte Ziegel-/Kratzputzfassaden, expressionistisch Anzahl der Geschhosse: 2-4 Dach: Walm- und Satteldächer mit Doppelmuldenpfannen Balkone: verschiedene Loggienbalkone je nach Gebäudetyp vorhanden Beheizung/Art: ca. 60 % der Wohnungen über Gas-Einzelthermen, sonst Kohle, Öl-Einzelheizungen Denkmalschutz: Ja Modernisierungstand: Einzelmodernisierung der WE, teils Holz- und PVC-Fenster Note Gesamteindruck: 3 Sanierungsmaßnahmen Äußere Gebäudehülle - Aufbringen eines neuen Edelkratzputzes nach historischem Vorbild - Einbau von neuen Holz-Sprossenfenstern nach historischem Vorbild - Überarbeitung oder ggf. Austausch der Hauseingangstüren - Neueindeckung der Dächer nach Bedarf - Klempnerarbeiten an den Dächern nach Bedarf - Herrichten der Außenanlagen - Optional: Anbau von Vorsatzbalkonen, sofern Denkmalpflege zustimmt Innere Gebäudehülle - Einbau einer Heizzentrale je Haus - Wärmedämmung der Kellerdecke und obersten Geschossdecke - Sanierung des Treppenhauses - Wärmedämmung der Keller- und obersten Geschoßdecke Arbeiten in bewohnten Wohnungen - Optionale Badsanierung, sofern alle Mieter eines Hauses dies wünschen - Heizungseinbau in Wohnungen, die noch nicht über eine Heizung verfügen - Heizungsanbindung an die Heizungszentrale, sofern schon eine Einzelheizung (Therme) vorhanden ist Arbeiten in Leerwohnungen - Modernisierung der Bäder und Küchen mit kleinen Grundrissänderungen einschl. neuer Sanitärinstallation, sanitären Einrichtungsgegenständen und Fliesenbelägen - Heizungseinbau - Modernisierung der gesamten Elektroinstallation - Malerfertige Sanierung der Wandbeläge (Putz) - Instandsetzung der Oberböden und beläge nach Erfordernis - Malermäßige Überarbeitung oder Austausch der Innentüren nach Erfordernis 66

69 Projekt 1 D E R B L A U E H O F Im Gegensatz zur Siedlung Höhenberg mit ihrer stilistischen Vielfalt ist der Blaue Hof konsequent im funktionalistischen Stil gebaut worden. Der Blaue Hof liegt ebenfalls im rechtsrheinischen Stadtgebiet, im Stadtteil Buchforst, der fast komplett von der GAG gebaut wurde. Er wurde nach Plänen von Wilhelm Riphahn und Caspar Maria Grod gebaut. Riphahn war in den 1920er Jahren so etwas wie der Hausarchitekt der GAG, der seit Gründung der Gesellschaft zahlreiche Siedlungen in den Kölner Vororten Bickendorf, Mauen - heim, Zollstock u. a. baute. Nach dem 2. Weltkrieg hat Riphahn maßgeblich den Wiederaufbau der Kölner Altstadt geprägt. Der Blaue Hof ist ein viergeschossiger, nach Süden hin geöffneter Baublock mit einer großen Freifläche. Hier wurde eine Tiefgarage gebaut und die Fläche mit Kinderspielplatz, Bolzplatz und Ruhezonen attraktiv gestaltet. Ein gegenüberliegender Baublock gehört ebenfalls zur Siedlung. Für die Siedlung wurde ein Farbkonzept der Kölner Künstler Franz Seiwert und Heinrich Hoerle entwikkelt. Der Name der Siedlung rührt von einer Anspielung auf das Blau des Himmels her. Mit der Denkmalpflege wurden die Farbabstimmung der Fassaden, die Wärmedämmung, die Fenster und die Metallarbeiten abgestimmt. Eine besondere Schwierigkeit war es, die Fenster nach der Dämmung des Gebäudes wieder fassadenbündig anzubringen. Durch die Fassadenaußendämmung, sowie die Dach- und Kellerbodendämmung wurde eine hohe Energieeinsparung erzielt. Teilweise wurden die Wohnungsgrundrisse geändert. Drei- wurden zu Zwei spänner typen zusammengelegt, um marktgerechte Wohnungsgrößen zu haben. Die Sanierung führte die GAG weitgehend im bewohnten Zustand durch. Baublock im funktionalistischen Baustil der 1920er Jahre - Blauer Hof vor und nach der Modernisierung M O D E R N I S I E R U N G D E S T E I L B E R E I C H S W E I M A R E R S T R A S S E - K O B U R G E R P L A T Z - G O T H A E R P L A T Z Für den ältesten Teil der Germaniasiedlung aus dem Jahr 1920 erhielt das Büro Böttger Architekten 2002 von der GAG den Auftrag zum teilweisen Umbau, durchgehender Modernisierung und baulicher Ergänzung. Bei diesem Teil der Siedlung handelt es sich um kleine Mehrfamilienhäuser im sogenannten Heimatstil beidseitig der Weimarer Straße sowie am Gothaer Platz und am Koburger Platz. 67

70 Auf der Grundlage des Gesamtplans der Germaniasiedlung von Eduard Endler wurden die Häuser von drei Architekturbüros entworfen, von Eduard Endler selbst, von Eugen Fabricius sowie von Emil Schreiterer und Bernhard Below. Alle Häuser sind zweigeschossig mit teilweise ausgebautem Walmdach und haben einen symmetrischen Grundriss. Es handelt sich um farbige Putzbauten mit sehr differenziertem Farbkonzept. Rechts und links des Treppenhauses befanden sich pro Geschoss jeweils etwa 40 qm große Zweizimmerwohnungen, darüber im Dach eine weitere Wohnung sowie Dachkammern und Trockenräume. Alle Häuser sind zumindest halb unterkellert. Die auf den ersten Blick gleichen Häuser sind im Detail sehr unterschiedlich, insbesondere die unter Denkmalschutz stehenden Treppenhäuser unterscheiden sich in Form und Materialien. Die Gärten wurden ausschließlich über das Treppenhaus erschlossen, auch die Erdgeschosswohnungen hatten nur Fenster mit Brüstungen. Es gab konsequent keine Balkone oder Loggien in den Obergeschossen. Erwartungsgemäß hatten alle Häuser erhebliche Defizite im Bereich Wärmedämmung, Schallschutz, Brandschutz, sogar erhebliche konstruktive Mängel bezüglich der Tragfähigkeit der sehr dünnen Schüttbetondecken, nicht mehr akzeptable sanitäre und heiztechnische Standards und keinerlei private Stellplätze. Insgesamt waren nach eingehenden Bau- und Bestandsaufnahmen die Mängel so gravierend, dass die GAG zunächst den Abriss und Neubau unter Einhaltung der äußeren Umrisse erwog. Nach erbittertem Widerstand des Denkmalamts der Stadt Köln und mehrjähriger Verzögerung wurde dann der jetzt auch politisch unterstützte Beschluss des GAG-Vorstands gefasst, die nun abgeschlossene denkmalgerechte Sanierung und Modernisierung durchzuführen. Alle aufgezählten Mängel und Defizite wurden unter Beteiligung der Denkmal - pflege behoben. Die Kosten lagen allerdings erheblich über vergleichbaren Neu - bau kosten. Die Maßnahmen für die einzelnen Haustypen waren sehr unterschiedlich. 68

71 Projekt 1 Einige Häuser wurden nach Wünschen privater Erwerber umgebaut und modernisiert. Unter dem Motto Mieter werden Eigentümer wurden zunächst alle Häuser angeboten. Jedoch haben nur drei Interessenten gekauft. Alle anderen Häuser blieben weiter im Eigentum der GAG und werden vermietet. Alle Treppenhäuser, Haustüren und die Fassaden und Dächer wurden nach alten Fotos denkmalgerecht wieder hergestellt. Sämtliche Zierelemente der Fassaden, Gesimse, Fensterbögen, Faschen u. a. waren im Laufe der Zeit verloren gegangen und sind neu entstanden. Alle Erdgeschosszimmer erhielten bodentiefe Fenstertüren mit Ausgängen in den Garten. Teilweise sind jeweils eine Erdgeschosswohnung und eine 1. OG-Wohnung zu Maisonetten zusammengefasst, um im OG von der Denkmalpflege unerwünsch te Balkone zu vermeiden. Bei einigen - den ältesten Gebäuden von Eduard Endler - wurde der originale Wohnungszuschnitt mit den fünf Kleinwohnungen erhalten - auch dem wieder aktuellen Bedarf in Köln folgend. In diesem Fall erhielten die OG-Wohnungen eingeschnittene Loggien nach Vorbildern an anderer Stelle der Siedlung. Wohnungstyp mit Loggien (oben im Bild) Wohnungstyp Maisonette, Gartenseite (unten im Bild) 69

72 Das älteste Haus der Siedlung, das Haus Gothaer Platz 2, wurde umgebaut und mit einem Anbau in heutiger Architektursprache zu einer 4-gruppigen Kindertagesstätte ergänzt. Rekonstruktion und zukunftsorientierte Sicherung des Bestandes und Ergänzungsbau für eine KITA Selbst bei der hier notwendigen totalen Umnutzung hat die Denkmalpflege auf Erhalt aller Außenwände bestanden, was im Zusammenhang mit der vollständigen Erneuerung aller Decken und des Dachstuhls äußerst schwierig war. Sehr aufwändig war die Wärmedämmung der Außenwände. Um für das Gesamtprojekt die Anforderungen der EnEV 2002 zu erfüllen, bekam das Architekturbüro die Erlaubnis, 4 cm Wärmedämmung auf der Straßenseite und 10 cm für die Rückseiten vorzusehen. Um jedoch die historischen Leibungstiefen der Fenster nicht zu verändern, mussten die Fensteranschläge und Stürze entfernt und entsprechend mit der Dämmung wieder hergestellt werden. Zu erwähnen ist die Farbgebung. Es existierten aus der Entstehungszeit ausschließlich Schwarz-Weiß-Bilder. Deshalb sind die Farben in einem mühevollen Prozess aus den unteren Schichten der Putzschichten ermittelt worden. Für das Gesamtergebnis nicht unerheblich ist die Wiederherstellung der Vor - gärten mit Mäuerchen und Staketenzaun, was auch zur Verhinderung von wildem Parken in den Vorgärten führt. Die zunächst im sehr großen rückwärtigen Gartenraum vorgesehenen Stellplätze wurden wegen des historischen Gartenstadtkonzepts von der Denkmalpflege abgelehnt. Deshalb ist im Zusammenhang mit dem Neubau der Kita eine Tiefgarage mit 31 Stellplätzen entstanden, darüber befinden sich die Spiel - platzflächen der Kita. F A Z I T Mit der Sanierung der herausragenden Siedlungen wurde nicht nur ein Stück Stadtgeschichte der Stadt Köln erhalten, sondern auch Wohnraum im historischen Ambiente zukunftsfähig wieder dem Markt zugeführt. 70

73 Projekt 1 Zukunftsorientierte Sicherung von denkmalgeschützten Wohnanlagen der 1920er Jahre Deutscher Bauherrenpreis Modernisierung 2009/2010 (Preisträger) Aus dem Votum der Jury Die GAG Immobilien AG Köln hat denkmalgeschützte Wohnanlagen der 1920er Jahre aus denkmalpflegerischer Sicht überzeugend saniert. Bereits im Vorfeld der Sanierungen erfolgten Detailabstimmungen mit der Denkmalbehörde u.a. über die Grundkonzeption, die Veränderung von Wohnungszuschnitten, die Materialauswahl und die Farbgebung. In Gesprächen mit den betroffenen Mietern wurden die Maßnahmen, die größtenteils im bewoh nten Zustand erfolgten, sensibel vorbereitet. Durch Fassadenaußendämmung und Dach- und Kellerbodendämmung konnten hohe Ener gie ein sparungen erzielt werden. In der Wohnanlage Blauer Hof wurde beispielsweise in Abstimmung mit der Denkmalpflege zu den Wärmedämmarbeiten erreicht, dass die originale Fassade wiederhergestellt werden konnte. Das Unternehmen leistet mit der nahezu zeitgleichen Sanierung mehrerer denkmalgeschützter Quartiere an für das Stadtbild wichtigen Standorten einen wertvollen Beitrag zur Stadtidentität und zeigt, dass die Siedlungen der 1920er Jahre zukunftsfähig modernisiert werden können, und das zu tragbaren Kosten. Bauherr und Eigentümer: GAG Immobilien AG, Köln Entwurf und Planung: Böttger Architekten, Köln Architekt SCHERER, Köln meuterarchitekturbüro, Köln 71

74 Modernisierung eines Hochhauses: Das Spreewald-Hochhaus in Lübbenau Michael Jakobs, Lübbenau Geschäftsführer, WIS Wohnungsbau - gesellschaft im Spreewald mbh und Dipl.-Ing. Frank Zimmermann, Cottbus Zimmermann + Partner, Architekten BDA Die WIS Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald mbh ist der größte Wohnungsanbieter in der Region. Der Spreewald mit seiner herrlichen Naturund Kulturlandschaft, die bei der UNESCO als Welt kulturerbe unter Schutz steht, bietet eine hervorragende Grundlage für die Stadt Lübbenau mit ihren ca Einwohnern als Tourismus standort. Tourismus ist für Lübbenau heute der wichtigste Wirtschaftszweig. Junges Wohnen, Familienwohnen, Seniorenwohnen oder Service-Wohnen lauten die Angebote der Wohnungsbaugesellschaft. Sie kann ihren mehr als Mietern langfristig bezahlbare Mietobjekte zur Verfügung stellen. Die realisierten Bauvorhaben erfuhren inzwischen bundesweit Beachtung und Anerkennung. Wie konnte das erreicht werden? Im Folgenden eine kleine Zusammenfassung: K R A F T W E R K S B A U : Bis in die 1950er Jahre war Lübbenau eine Ackerbürgerstadt mit ca Einwohnern. Die Wirtschaftszweige waren Landwirtschaft und Tourismus. Ende der 1950er Jahre wurde in Lübbenau ein großes Kraftwerk errichtet. Im Einzugsgebiet insbesondere der südlichen DDR siedelten sich Tausende von Arbeitnehmern mit ihren Familien in Lübbenau an. Erreichbar ist Lübbenau in einer Stunde aus Berlin und Dresden, nach Cottbus sind es etwa 30 Auto minuten. Braunkohlekraftwerk Bau der Lübbenauer Neustadt E N T S T E H U N G D E R N E U S T A D T : Neben dem bisherigen Lübbenau entstand eine neue nahezu eigene Stadt - die Lübbenauer Neustadt. Wohn ge - bäude der neuesten und modernsten Bautypen der DDR wurden gebaut. Die Stadtentwicklung boomte. Ende der 1980er Jahre betrug die Einwohnerzahl in Lübbenau über Einwohner. Zwei Drittel aller Erwerbstätigen arbeiteten im Kraftwerk Lübbenau. Der VE Wohnungs-Wirtschaftsbetrieb der Stadt, die VEB Kommunale Woh nungs verwaltung Lübbenau (1958), die VEB Gebäude - wirtschaft (1973) wie die Rechtsvorgängerinnen der WIS genannt wurden waren intensiv an der Erweiterung Lübbenaus und an dem Aufbau der Neustadt seit dem Jahr 1957 beteiligt. S C H L I E S S U N G D E S K R A F T W E R K S : Mitte der 1990er Jahre wurde das Kraftwerk geschlossen. Ein Teil der Beschäftigten ging in den Vorruhestand, viele andere wanderten ab. Im enormen Gegensatz zum Wachstum in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren standen die starken Abwanderungsraten in den Neunzigern. Lübbenau verlor rund ein Drittel seiner Bevölkerung. 72

75 Projekt 2 W O H N U N G S L E E R S T A N D I N : Im Jahr 2000 hatte die WIS einen Wohnungsleerstand von rund 25 Prozent. Ganze Straßenzüge standen teilweise zur Hälfte leer, ein Großteil der Häuser war unsaniert, es gab nur eine begrenzte Anzahl von Grundrissen, und die Außenanlagen entsprachen nur mit Mühe den Notwendigkeiten von Funktion und Sicherheit. S T A D T U M B A U S T R A T E G I E : Eine konzeptionell starke Herausforderung lag in der Bewältigung des Stadtumbaus. Gemeinsam mit der Stadt Lübbenau und dem zweiten örtlichen Wohnungsunternehmen GWG entwickelte die WIS eine Stadtentwicklungs- und Stadtumbaustrategie. Diese sah für den zentralen Bereich mit einem Gebäudebestand überwiegend aus den 1960er Jahren eine hochwertige Sanierung und Wohnumfeldgestaltung sowie vereinzelte Auflockerungen von verdichteten Zeilenstrukturen durch Rückbau vor. Abrisse an den Siedlungsrändern ergänzten die Aufwertungsstrategie in der Neustadt. Grafik: WIS Lübbenau / Zimmermann + Partner Architekten Spreewald - Hochhaus Stadtumbaumaßnahmen der Wohnungsbaugesellschaft M I S S S T Ä N D E Z U H I G H L I G H T S : Aus Missständen Highlights machen, Quartiere mit problematischem Ruf in Quartiere mit besonderen Images verwandeln, aus unzufriedenen Mietern glückliche Mieter machen das war der Anspruch, dem wir uns stellen wollten. Häuser abreißen ist in der Bewohnerschaft nicht unbedingt beliebt. Umso wichtiger war es, auf den innerstädtischen Abrissbrachen attraktive Wohnumfelder zu errichten, um aufzuzeigen: Hier entsteht etwas Höherwertigeres als das, was kürzlich abgerissen wurde. A B R I S S E U N D I N V E S T I T I O N E N : Die Wohnstandorte der WIS haben sich in den letzten Jahren sehr gewandelt. In 10 Jahren mussten mehr als Wohnungen vom Markt genommen werden. Mit der Investition von ca. 70 Mio. Euro in verbleibende Bestände entstanden qualitätvolle, modernisierte Häuser und Wohnungen mit hohen energetischen Standards, individuellen Grundrissen und attraktiven Wohnumfeldern. 73

76 G A N Z H E I T L I C H E R A N S A T Z : Stadtumbau ist für uns weitaus mehr als nur die Sanierung der Häuser. Er bedeutet immer Umgestaltung unter dem Gesichtspunkt, städtebaulich neue Wege zu beschreiten und dabei innovative Ideen umzusetzen - das ist die grundlegende Handlungsstrategie des Unter - nehmens. Aber auch weiche Faktoren wie ein guter Service, der über wohnungsnahe Dienstleistungen hinausgeht, funktionierende Nachbar schaften und emotionale Bindungen der Bewohner an ihre Wohnquartiere spielen eine wesentliche Rolle. Unser Leitspruch ist: Wohnen ist das Gefühl, zu Hause zu sein. B I L A N Z : Im Ergebnis dieser Strategien und Maßnahmen hat die WIS in ihrem voll modernisierten Wohnungsbestand das sind 90 Prozent des Gesamt bestandes kontinuierlich einen Leerstand zwischen zwei und drei Prozent, eine hohe Mieterzufriedenheit und eine hohe Kundenbindung. Mit Projekten für seniorenfreundliches Wohnen und der Umgestaltung ganzer Quartiere in Lübbenau ist die Wohnungsbaugesellschaft zu einem Motor des Stadtumbaus geworden. Es sind Projekte entstanden, die in der Art ihrer Umgestaltung und ihrer neuen Nutzung Vorbildfunktion für die Region, manche sogar für das gesamte Land Brandenburg erlangten. D A S S P R E E W A L D - H O C H H A U S Im Zentrum der Lübbenauer Neustadt befindet sich das 13-geschossige Hoch - haus. Das einzige Hochhaus, das es in Lübbenau noch gibt. Es wurde 1964/65 gebaut und diente in den ersten Jahrzehnten der Zwischenbelegung für neue Arbeitnehmer des Kraftwerkes, die in 22 qm großen Unterkünften, teilweise zu dritt, so lange im Hochhaus wohnten, bis sie eine neue Wohnung zugewiesen bekamen. Später dann hat dieses Haus viele schwierige Zeiten durchlebt. Einige Male hat es gebrannt, es wurde als Obdachlosenheim genutzt, eine Art Asylantenheim war eine zeitlang darin untergebracht. In den letzten Jahren stand dieses Haus dann komplett leer. Das Hochhaus war verwahrlost, es gab Ungeziefer, der Ruf des Hauses war erheblich beschädigt. Nach verschiedenen Umnutzungskonzeptionen, wie zu einem Haus für Wohnen und Arbeiten, Umbau zu einem Arbeitsamt oder zum kommunalen Dienstleistungs gebäude, die sich alle aus Kosten- bzw. Wirtschaftlichkeitsgründen nicht realisieren ließen, gab es nur noch die Möglichkeit, dieses Gebäude abzureißen. Negative Folgen für die städtebauliche Situation und für Identifikation und Orientierung wären vorprogrammiert gewesen. B E S O N D E R E F U N K T I O N E N : In der Entstehung der Neustadt Lübbenaus hatte das Hochhaus eine besondere Funktion übernommen. Zentral gelegen, an Lübbenaus wichtigstem Kreuzungspunkt, direkt gegenüber vom Einkaufs - zentrum Roter Platz und eingebettet in Wohngebiet und Ladenzeile war und ist das heutige Spreewaldhaus eine Landmarke für die Neustadt und ein Wahr - zeichen für alle Lübbenauer. Es galt, dieses besondere Gebäude zu erhalten und ein besonderes Konzept zu entwickeln, welches der Bedeutung des Hochhauses gerecht wird. Aufgrund der positiven Erfahrungen im Umbau unserer Plattenbauten zu barrierefreien Wohngebäuden und der ungebremsten Nachfrage älterer Menschen 74

77 Projekt 2 nach seniorengerechten Wohnungen entstand der Wunsch, ein Haus zu planen, das barrierefrei zugänglich ist, das nicht Anonymität, sondern Geborgenheit ausstrahlt, das ein besonderes Flair hat sowie ausreichend große Wohnräume und Kommunikationsflächen für die Bewohner des Hauses zur Verfügung stellt. Gleichzeitig sollte ein energetisch modernes Haus entstehen, welches sich dennoch zu seiner Vergangenheit bekennt und die städtebauliche Funktion ebenso ausfüllt wie die Aufgabe des Neustädter Wahrzeichens. Mit Hilfe eines besonderen Services, der vom Conciergedienst über exklusive Dienstleistungen bis hin zu gemeinsamen täglichen Aktivitäten gehen sollte, war zusammengefasst eines angestrebt: Wohnen wie im Hotel. Das war die Aufgabenstellung für das Architekturbüro Zimmermann + Partner aus Cottbus - natürlich zu angemessenen Kosten und letztendlich zu bezahlbaren Mieten. B E S T A N D : Das 13-geschossige Appartementhaus wurde 1965 errichtet. Als wir das Gebäude zum ersten Mal besichtigen konnten, waren die 115 Apparte - ments mit einer Größe von jeweils 22 qm schon längere Zeit ungenutzt, nur im Erdgeschoss befand sich ein bescheidener Blumenladen. Das Treppenhaus mit Aufzügen, deren Haltestellen nur die Zwischenge schoss - podeste bedienen, befindet sich an der Nordseite; eine Nebentreppe ist an der Südseite angelegt. Die Appartements sind mit Balkonen nach Osten und Westen zweihüftig ausgerichtet und über einen Flur an die beiden Treppenräume angeschlossen. Die Gebäudekonstruktion besteht aus industriell vorgefertigten Stahl - beton elementen, die Geschossdecken sind dabei auf ungestörten Querwänden, den Wohnungstrennwänden, aufgelagert. Das Erdgeschoss wurde monolithisch als Stahlbetonkonstruktion hergestellt. Die Außenwandfertigteile bestehen aus Leichtbeton mit Waschbetonvorsatz aus Natursteinsplitt. Im Zusammenhang mit den qualifizierten Werksteinarbeiten, wie Fensterrahmungen und Bodenbeläge, besitzt das Gebäude eine für DDR-Plattenbauten hervorzuhebende Bau qua lität. S T A N D O R T : Die Neustadt ist von den gewachsenen Siedlungsteilen Lübbenaus durch die Bahnlinie Berlin-Cottbus getrennt und verfügt über ein eigenes Zentrum. Das Zentrum ist mit gebietsversorgendem Einzelhandel, Bil - dungs- und Freizeitangeboten sowie sonstigen Dienstleistungen gut versorgt. Das 45 Meter hohe Gebäude markiert dieses Zentrum und stellt eine wesentliche bauliche Landmarke für den angrenzenden Landschaftsraum dar. Hier befinden sich die höchst gelegenen Wohnungen im Spreewald. 75

78 E N T W U R F S K O N Z E P T : Die besondere städtebauliche Bedeutung als Markenzeichen für die Stadt sowie die zentrale Lage motivierte die Wohnungs - baugesellschaft zu einem Wohnungsbauprojekt, bei dem die vorhandene Grundrissstruktur zu großzügigen 2- bis 3-Raumwohnungen umgebaut und für 1- bis 2-Personenhaushalte attraktiv werden sollte. Damit sollten insbesondere die Bewohner angesprochen werden, die an ihre Wohnsituation im Alter Ansprüche stellen, die im sonstigen Bestand der Sied lung nicht angeboten werden können. Die vorhandene Grundrissstruktur mit Wohnungsgrößen von 22 qm konnte diese Anforderungen nicht erfüllen, sodass Grundrissänderungen durch Kopp - lungen mehrerer Querwandachsen erforderlich wurden. Die sich daraus ergebenden Eingriffe in das konstruktive Gefüge und die Aufwen dungen, die insbesondere für Hochhäuser aus den öffentlich-rechtlichen Vorschriften resultieren, mit den zur Verfügung stehenden Investitionsmitteln abzu gleichen, war für das Projekt zur Herausforderung geworden. Gebäude vor der Modernisierung Gebäude nach der Modernisierung - Entwurf Unter Einbeziehung erfahrener Beratender Ingenieure wurde der konstruktive Bestand des Gebäudes umfassend ermittelt und analysiert. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Trag- und Aussteifungsreserven der Konstruktion dann weitestgehend genutzt und auf umfangreiche und kostspielige Ertüchtigungen verzichtet werden kann, wenn die erforderlichen Eingriffe in die Querwände geschossweise versetzt angeordnet werden und von oben nach unten abnehmen. Die Wohnungsgrundrisse wurden auf dieser Grundlage in mehreren Vari - an ten erarbeitet und im intensiven Dialog mit dem Bauherrn weiterentwickelt. 76

79 Projekt 2 Im Ergebnis entstanden insgesamt 44 Wohnungen mit Größen zwischen 45 qm bis 110 qm in verschiedenen Variationen, vom Appartement bis zur 5-Raum- Maisonette-Wohnung, sodass Wohnungen für Alleinstehende und für Familien mit Kindern angeboten werden können. Das gesamte Erdgeschoss wurde für Gemeinschaftsräume und für ein öffentliches Café umgebaut. Denn Wohnen im Alter bedeutet, dass der räumliche Aktions radius geringer und neben der Wohnung das eigene Wohnhaus zum zentralen Aufenthaltsort und sozialen Mittelpunkt wird. Der Eingangsbereich wurde als Lobby gestaltet und ist mit Mitarbeitern des Wohnungsunternehmens besetzt. Neben der Zugangskontrolle werden hier auch umfangreiche Dienstleistungen und Veranstaltungen angeboten. Bei der Gestaltung des Erdgeschoss konnten wir mit zurückhaltenden raumbildenden Ausbauten und zeitgemäßer Lüftungs- und Beleuchtungstechnik einen für Wohngebäude gehobenen Standard erreichen. Kommunikationszone: Erdgeschoss Im Erdgeschoss befinden sich die Gemeinschaftsräume und ein öffentliches Café Treffpunkt im Erdgeschoss Concierge-Bereich Öffentliches Café 77

80 F A S S A D E : Das Erdgeschoss ist an die Freiflächen schwellenlos über großzügige transparente Öffnungen angeschlossen und soll die Inanspruchnahme des öffentlichen Raumes, insbesondere durch die Caféterrasse, aber auch die Be - nutzung des Gebäudes durch die Nachbarschaft motivieren. Da jede Wohnung über mehrere Balkone verfügt, wurde, aus Optimierungs - gründen, nur jeweils ein Freisitz umgestaltet. Dieser ist mit einer neuen Um - wehrungs konstruktion ausgestattet, welche die individuelle Ausstattung mit Verglasungen ermöglicht und durch die transluzente Ausführung die natürliche Belichtung der Wohnräume verbessert. Weite Blicke vom Balkon in die Landschaft Die gestalterischen Merkmale der 1960er Jahre-Architektur werden durch Materialität, Farbigkeit und bauplastische Eingriffe, wie Ausschneiden von Logien, Zusammenfassen von Geschossen, neu interpretiert. Bei der Ertüchtigung der Gebäudehüllflächen wurden, neben den Flächen gegen Erdreich und Dachflächen, im wesentlichen die Balkonaußenwände mit einem WDVS ausgestattet. Die dabei nuanciert eingesetzten farbigen Fassungen der Balkonaußenwände korrespondieren mit der Farbgebung in den Fluren und Treppenräumen und entsprechen der inneren Farbgebung zur Entstehungszeit. Die Elementefassaden vor niedertemperierten Räumen wurden ohne Zusatz - dämmung originalgetreu rekonstruiert bzw. mit hinterlüfteten, großformatigen Platten, dem Fugenbild des Bestandes angepasst, modernisiert. 78

81 Projekt 2 D A C H T E R R A S S E : Von der Dachterrasse wird die Einbettung des Gebäudes in die Stadt und in den Landschaftsraum des Spreewaldes eindrucksvoll erlebbar und bietet den Bewohnern und Gästen einen besonderen Höhepunkt. Die Terrasse soll sich zu einem Dachgarten weiterentwickeln. Mit der Errichtung einer neuen Aufzugsanlage wurden die Anforderungen zur Personenrettung und die barrierefreie Erschließung der Geschossebenen sichergestellt. Dieser ist durch deutliche Fugen und Versätze gestalterisch und konstruktiv vom Bestandsgebäude getrennt angeordnet und soll sich durch die gewählte Farb- und Materialwahl als nachträgliche Zutat artikulieren. Die Dachterrasse als Gemeinschaftsbereich. Mit der Errichtung einer neuen Aufzugsanlage im unmittelbaren Eingangsbereich ist die Dachterrasse auch für die Öffentlichkeit nutzbar. Theatervorstellung auf der Dachterrasse 79

82 F R E I A N L A G E N : Durch den Umbau und die Sanierung des Hochhauses konnte auch der Bezug zum lebendigen Roten Platz wiederhergestellt und neu geordnet werden. Entsprechend dem Ziel, altengerechtes Wohnen mit anspruchsvollem Gartenraum anzubieten, wurde der gesamte Freiraum parkähnlich mit Spazierwegen, Sitzplätzen und Aufenthaltsbereichen barrierefrei gestaltet. Das Spreewaldhaus bettet sich so gelungen in die Umgebung, in der das Laufen über Wiesen, das Sitzen am Teich oder spazieren gehen möglich ist, ein und präsentiert sich mit seinem Umfeld im Hotelcharakter. In der Nachbarschaft zum Hochhaus befindet sich das Haus der Harmonie" - eine Begegnungsstätte der Wohnungsbaugesellschaft. Entstanden ist ein Ort für Menschen aller Altersgruppen, in dem nach Spreewälder Tradition gemeinsam entwickelt, vorbereitet, gekocht und gegessen wird. Unterstützt wird die Wohnungsbaugesellschaft in ihrem sozialen Engagement von den S P R E E W I E S E L N. So nennt sich die Service-Organisation, die unter dem Dach der WIS eine Fülle an Dienstleistungen anbietet. Die Leistungen um - fassen Hilfen im Alltag, wie Einkaufs- oder Wäscheservice, Angebote rund ums Wohnen, für die Freizeit wie Reise- oder Ticketservice. Davon profitieren nicht nur die Mieter der WIS, sondern alle Lübbenauer. Das Haus der Harmonie bringt Alt und Jung zusammen. F A Z I T : Mit der Umgestaltung des Hochhauses ist aus einem Schandfleck der Stadt ein Vorzeigeobjekt geworden. Das Haus der Harmonie hat sich zu einem Treffpunkt für alle Lübbenauer entwickelt. 80

83 Projekt 2 Lübbenau, Spreewaldhaus, Straße des Friedens Neue Landmarke im Zentrum der Neustadt Deutscher Bauherrenpreis Modernisierung 2009/2010 (Preisträger) Aus dem Votum der Jury Das sanierte Hochhaus gilt im Zentrum der Stadt mit seiner ausgebauten Infrastruktur als attraktiver Ort mit hohem Wiedererkennungswert. Es wird von den Bewohnern der Neustadt als identifikationsstiftendes Objekt betrachtet, als Landmarke. Gemeinschafts - einrichtungen und Service wohnungen wurden in dem Projekt aufgenommen, im Con - cierge-bereich vermitteln Mitarbeiterinnen der Wohnungsbaugesellschaft den Bewoh - nern verschiedenste Dienstleistungen. Mit einer Raffinesse sind die gestalterischen Merkmale der 1960er Jahre-Architektur gewahrt und durch Materialität, Farbigkeit, aber auch bauplastische Eingriffe, wie Ausschneiden von Loggien, Zusammenfassen von Geschossen, neu interpretiert worden. Dies jedoch nicht aus formalen Gründen, sondern zur Steigerung der Nutzbarkeit der Wohnungen. Bauherr und Eigentümer: WIS Wohnungsbau - gesellschaft im Spreewald mbh, Lübbenau Entwurf und Planung: Zimmermann + Partner, Architekten BDA, Cottbus 81

84 Generalsanierung einer Wohnsiedlung aus den 1950er Jahren: Die Boschetsrieder Siedlung in München Dipl.- Volksw. Carmen Waibel, München Siemens AG, Corporate Human Resources, CHR G&EMEA PH und Dipl.-Ing. Norbert Koch, München Architekt BDA, K+P Koch Voigt Zschornack Als Vertreterin der Siemens AG und als ehemalige Geschäfts führerin der ehemaligen Siemens Wohnungsgesellschaft mbh & Co. OHG war ich die Bauherrin bei der Generalsanierung der Boschetsrieder Siedlung in München. Es ist sicherlich nicht verborgen geblieben, dass Siemens im Jahr 2009 seinen gesamten Wohnungsbestand in Deutschland einschließlich der Boschetsrieder Siedlung verkauft hat. Dies war eine Firmenentscheidung im Rahmen der Konzentration auf die Kernarbeitsgebiete des Unternehmens. Ich bin glücklich, dass wir für die energetische Sanierung unserer ehemaligen Boschetsrieder Siedlung mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurden. Ich nehme solche Auszeichnungen im Namen von Siemens sehr gerne an und möchte Ihnen diese Reihe der Anerkennungen nicht vorenthalten. Es sind hier zu nennen: der Fassadenpreis 2007 der Stadt München für die im Jahr 2006 durchgeführte beispielgebende Renovierung der Fassade des Anwesens Zielstattstraße ; die Auszeichnung Gestaltungspreis der Wüstenrot Stiftung für Energieefffiziente Architektur in Deutschland ; der Preis der Deutschen Energieagentur dena im Wettbewerb Energieeffizienz und Gute Architektur, bei der die Sanierung als Bundessieger 2009 in der Kategorie Sanierung Mehrfamilienhäuser ausgezeichnet wurde; der Bayerische Bauherrenpreis Stadterneuerung 2009 Energieeffiziente Erneuerung. Und nun kommen noch der Deutsche Bauherrenpreis 2009/2010 und der Sonderpreis Denkmalschutz im Wohnungsbau hinzu. An dieser Stelle möchte ich dem Architekturbüro Koch & Partner und insbesondere Herrn Norbert Koch und Frau Susanne Moog für die außerordentlich gute Zusammenarbeit danken. Sechs Auszeichnungen für ein und dieselbe Baumaßnahme sind ein untrügliches und unübersehbares Zeichen für hervorragende Zusammenarbeit zwischen Architekten und Bauherrn. Blick über München 82

85 Projekt 3 Sie werden sich an dieser Stelle sicher fragen: Warum nimmt Siemens so große Anstrengungen für die Sanierung seiner Wohnhäuser unter energetischen Ge - sichts punkten in Kauf? Die Antwort lautet: Siemens handelt im Zeichen der Nachhaltigkeit, und es gilt der Satz, dass die Integration der ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Aspekte für Siemens eine ständige Verpflichtung und Herausforderung darstellt. Nachhaltigkeit ist ein ganzheitlicher Ansatz, um den Bedürfnissen der heutigen Generation gerecht zu werden, ohne die Bedürfnisse zukünftiger Generationen zu gefährden. Siemens hat faszinierende Produkte und zukunftsweisende Lösungen mit einem Umweltportfolio von derzeit bereits rund 30 Prozent des Gesamtumsatzes, mit derzeit grünen Patenten, mit einer umweltbewussten bereits ausgezeichneten Produktion. So ist beispielsweise die Fabrik am Standort Bad Neustadt an der Saale Best Practise in Energieeffizienz. Und beim Dow Jones Sustainabilty Index (SAM) ist Siemens Sektor Leader bei Industrial Goods 2008 und Q U A L I T Ä T D E R W O H N U N G S B A U B E S T Ä N D E Die ehemalige Tochter Siemens Wohnungsgesellschaft hat sich in die großen ökologischen Fußstapfen der Mutter Siemens AG gewagt und den ökologischen Fußabdruck im Thema Wohnungsbau und Sanierung verbessert. Der ehemalige Wohnungsbestand der Siemens Wohnungsgesellschaft ist ein typisch deutscher: rund 90 Prozent der Wohnanlagen wurden in den 1950er und 1960er Jahren errichtet. Bis ins Jahr 2005 wurden meist nur laufende Sanierungen insbesondere beim Mieterwechsel, aber keine Generalsanierungen im wesentlichen Umfang getätigt. Angesichts steigender zweiter Miete und dem wachsenden Anspruch der Siemens-Mieter wurde es höchste Zeit für eine strategische Neuausrichtung. Unser Ziel war es dabei, den Wohnwert zu verbessern, um die nachhaltige Vermietbarkeit der Wohnanlagen zu erhalten. Denn auch Siemens-Mieter fragen mindestens genauso gerne wie Mieter anderer Wohnungsgesellschaften: Und was braucht Deins auf den Quadratmeter? So war es im Jahr 2005 an der Zeit, Maßnahmen zur Sicherung der nachhaltigen Wirtschaftlichkeit der Siemens Wohnungsgesellschaft in die Wege zu leiten. Nur so konnte man den anspruchsvollen Siemens-Mietern weiterhin bedarfsgerechte Firmenwohnungen möglichst der Energieeffizienzklasse AAA um es in der Klassifizierung von Kühlschränken auszudrücken bereitstellen. Es war ein Glück, dass in der Siemens Wohnungsgesellschaft zu dieser Zeit eine Energie - beraterin im Team mitarbeitete, die beim Planen der energetischen Sanierungs - maßnahmen gleich von vornherein die richtigen Fragen an die Architekten und Fachplaner gestellt hat. Aber selbst für eine Siemens-Gesellschaft mit damals rund Wohnungen im Bestand stellte sich aus wirtschaftlicher Sicht die Gretchenfrage: Welche Wohnanlagen werden umfassend nach energetischen Gesichtspunkten kernsaniert? Die Antwort lautete: Wohnanlagen mit nachhaltig guter Substanz, guter Wohnlage und mit langfristig guter Vermietbarkeitsprognose. 83

86 D I E G R O S S E H E R A U S F O R D E R U N G: G E N E R A L S A N I E R U N G Doch was bedeutet eine Generalsanierung nach energetischen Gesichtspunkten für eine vollständig vermietete Wohnanlage? Eine große Herausforderung für das damit befasste Team! Denn langjährige Mieter, von denen viele bereits seit dem Erstbezug der Wohnanlage in den 1950er Jahren eingezogen sind, mussten überzeugt werden, dass sie gerne aus ihrem geliebten Heim und Umfeld ausziehen wollen, damit die Siemens Wohnungsgesellschaft ihren Bestand nachhaltig sanieren kann. Das bedeutet insbesondere dann, wenn im eigenen Bestand keine ausreichend freien Wohnungen vorhanden sind, eine lange Vorlaufzeit mit Informationsveranstaltungen für die Mieter im betroffenen Haus und endlos viel Geduld, Überzeugungskraft und Zugeständnisse in langwierigen Einzelge - sprächen. Denn wenn nur ein einziger Mieter eines Hauses sich weigert auszuziehen, kann die gesamte Maßnahme nicht gelingen. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem ehemaligem Team bedanken, dem diese doch sehr schwierige Aufgabe tatsächlich erfolgreich gelungen ist. Zur Überzeugungskraft und Geduld kam der finanzielle Aufwand hinzu - nicht nur für die Sanierung selbst, sondern auch für die Übernahme von Umzugskosten, Entsorgungskosten für Altmobiliar etc. und auch für die Anpassung von Einbau - möbeln und Einbauküchen. Wenn Fußbodenbeläge erneuert wurden und der Aufbau des neuen Belages nur ein paar Zentimeter mehr ausmachte als der beim alten Fußbodenbelag, dann musste die altdeutsche Eichenschrankwand um ein paar Zentimeter gekürzt werden. Und das war gar nicht so selten der Fall. Doch warum muten wir langjährigen Mietern zu, aus der geliebten Wohnung auszuziehen? Warum nehmen wir den finanziellen Aufwand und auch die kapazitätsmäßigen Belastungen in Kauf? Der Grund hierfür ist, dass die Siemens Wohnungsgesellschaft den Wert dieser Siedlung richtig einzuschätzen wusste. Und damit meine ich nicht den Wert, den ein Investor in Heller und Pfennig ausdrücken würde, sondern insbesondere auch den kulturellen und individuellen Wert einer solchen Siedlung. E I N S T Ü C K S I E M E N S G E S C H I C H T E Der ursprüngliche Anlass für die Errichtung dieser Siedlung war traurig und bedrückend: Wegen der kriegsbedingten Zerstörungen in der Siemensstadt in Berlin mussten Werke und Verwaltungen an andere Orte verlagert werden. Im Zeichen krasser Wohnungsnot in München war die Schaffung von Wohnungen für die Angestellten und Arbeiter eine mindestens so wichtige Aufgabe wie der Wiederaufbau bzw. die Verlagerung der Produktionsanlagen. So wurde für die 1919 in Berlin gegründete Siemens Wohnungsgesellschaft am 27. August 1949 die Errichtung einer Zweigniederlassung München ins Handelsregister eingetragen. 84

87 Projekt 3 Die Absicht, eine größere, einheitlich geplante, repräsentative Werkssiedlung nach modernsten Gesichtspunkten in Anknüpfung an die Berliner Wohnungs - bautradition der Siemens Wohnungsgesellschaft zu errichten, bestand schon früh. Aus wirtschaftlichen Gründen konnten jedoch erst nach der Währungs - reform 1948 konkrete Schritte eingeleitet werden. Später dann erst belebte sich der Grundstücksmarkt wieder, und auch die Baustoffwirtschaft kam wieder auf volle Touren. Ein nach Lage, Größe und Bodenbeschaffenheit günstiges Grund - stück konnte auf dem Sendlinger Oberfeld an der Boschetsrieder Straße, nur wenige hundert Meter vom Siemens-Hauptwerk Hofmannstraße entfernt, erworben werden. Und schon 1948 kam es zu ersten Kontakten zwischen dem damaligen Geschäftsführer der damals knapp 40-jährigen Siemens Wohnungs - gesellschaft, Herrn Assessor August Meier, und dem Architekten Emil Freymuth, dem der Auftrag für die Bebauungsplanung, die Architektenentwürfe und die Detailplanungen für die neue Siedlung übertragen wurde. Mit dem Ziel, möglichst viel Neues im Hinblick auf städtebauliche Konzeption und architektonische Gestaltung kennen zu lernen, unternahmen Freymuth und Meier gemeinsame Reisen nach Italien und in die Schweiz. Das Ergebnis ist die größte und geschlossenste Wohnanlage der Siemens Wohnungsgesellschaft außerhalb Berlins. Sie legt Zeugnis ab von einer eigenen, der Großstadt gemäßen Baugesinnung. In der Zeitschrift Baumeister vom April 1955 ist über die Siemens-Siedlung zu lesen, dass sie... städtebaulich und wohntechnisch eine große Leistung darstellt, aber auch in sozialer Hinsicht, denn der Bauherr hat freiwillig große finanzielle Leistun gen übernommen.... Die Hochhäuser der Siemens-Siedlung 1956 vor Notbaracken, die noch bewohnt sind (Foto: Stadtarchiv) Die Planung wurde noch auf der Brüsseler Weltausstellung 1958 im Deutschen Pavillon als einziges Projekt zur Siedlungsgestaltung der jungen bundesdeutschen Republik der Weltöffentlichkeit dargeboten. 85

88 Die Siedlung 1955 Nicht nur die städtebauliche Anordnung der Gebäude mit insgesamt 528 Wohnungen in der vom Durchgangsverkehr befreiten parkähnlichen Umgebung macht die Anlage außergewöhnlich. Die Siedlung wurde durch ein modernes Stern-Hochhaus ergänzt. 86

89 Projekt 3 E I N D E N K M A L W I R D S A N I E R T Die Boschetsrieder Siedlung steht seit 1982 als Ensemble in der Denkmalliste. Eine Ehre, die Bauwerken ihrer Epoche in Bayern nur äußerst selten zuteil wird. Gerade deshalb bedurfte es bei der Sanierung einer sorgfältigen Auswahl der beauftragten Planungsbüros und bereits in der Planungs- und Aus führungs - phase mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege sowie der Unteren Denkmalbehörde München intensiver Abstimmungen. Ziel des Denkmalschutzes war es, den Gestaltungsduktus der 1950er Jahre zu erhalten oder zumindest eine starke Anlehnung daran zu schaffen. Die Siemens Wohnungsgesellschaft wollte vor allem den Wert erhalten und den Bestand aufwerten. So haben wir uns der Siedlung zuliebe auch gerne auf die umfangreichen Diskussionen mit dem Denkmalschutz eingelassen. Ich gebe zu, dass mir hierdurch noch ein intensiverer Zugang zu dieser wunderschönen Siedlung gewährt wurde, die mir bereits vor Beginn der Planungsphase für die Generalsanierung ans Herz gewachsen war. Und an dieser Stelle möchte ich insbesondere Susanne Moog vom Architekturbüro Koch & Partner nochmals danken, dass Sie die Bauherrin Siemens Wohnungsgesellschaft mit unglaublich viel Feingespür und Überzeugungskraft durch diese Diskussionen begleitet hat. S A N I E R U N G N A C H E N E R G E T I S C H E N G E S I C H T S - P U N K T E N Unser Ziel war auch eine nachhaltige und energetische Sanierung. Die Sanierung erfolgte in der zeitlichen Abfolge Riegel B, Riegel A, Riegel C. Bei den zuerst sanierten Riegeln B und A wurde eine jährliche Energieeinsparung von ca. 35 Prozent und ebenso eine Senkung der CO 2 -Emissionen um rund ein Drittel erreicht. Für Riegel C haben wir uns ein noch höheres Ziel einer energetisch nachhaltigen Sanierung gesteckt und auf Basis der Erfahrungen aus der Sanierung der beiden Nachbarriegel A und B das Konzept der energetischen Sanierung nochmals verbessert. Gemeinsam mit Fachleuten wurde die Generalsanierung des Riegels C nach den strengen Anforderungen der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) im Rahmen des Modellvorhabens Niedrigenergiehaus im Bestand entwickelt. Der Primärenergiebedarf des Gebäudes wurde um mehr als 80 Prozent verbessert und hat somit einen energetischen Standard, der rechnerisch um 50 Prozent unter den gesetzlichen Anforderungen für das energetische Niveau der Energieeinsparverordnung (EnEV) liegt. Damit erfüllen wir obwohl es sich um die Sanierung eines denkmalgeschützten Altbaubestandes handelt - nicht nur die Anforderungen der EnEV, sondern unterschreiten sie sogar um die Hälfte. Wir haben hier eine nachhaltige Sanierung betrieben, die einen hohen Anspruch an die Ausbildung der Details zur Einsparung von Energie fordert. Lageplan mit sanierten Gebäuden Siemens stellt sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung für die Zukunft und leistet hiermit einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Energieeffizienz und zum wirksamen Klimaschutz. Die auf der Erde begrenzt vorhanden Ressourcen zu schonen, ist uns ein wichtiges Anliegen. Ein Grundsatz, den wir mit dem Beginn unserer Generalsanierungsmaßnahmen bereits 2005 gefasst haben. 87

90 Mit der energetischen Sanierung von Bestandsbauten waren wir damit vielen deutschen Wohnungsgesellschaften weit voraus. Denn üblicherweise werden heutzutage Neubauten nach energetisch effizienten Regeln geplant und nicht die Sanierung von Bestandsbauten. Letzteres wäre angesichts steigender Energiepreise und der Tatsache, dass lediglich etwa zwei Prozent unserer Wohnbauten in Deutschland neu gebaut werden und der weitaus überwiegende Anteil an Bestandsbauten aus den 1950er und 1960er Jahren stammt, jedoch außerordentlich wichtig. Wir haben diesen Bestand auch saniert, um ihn an aktuelle Wohnbedürfnisse, den seit den 1950er Jahren fraglos gewachsenen Anspruch an Wohnkomfort und Wohnstandards anzupassen; dazu gehören die Optimierung der Grundrisse und hochwertige Ausstattung der Wohnungen wie beispielsweise Parkett in allen Wohnräumen und Fluren, neue Bäder und auch raumhohe Fenster in den Wohnräumen. Die Haustechnik, sämtliche Installationen und die Lüftungsanlagen wurden komplett erneuert. Und die Verkabelungen wurden modernen Ansprüchen an Datenversorgung gerecht. N A C H H A L T I G K E I T A L S S I E M E N S - D E V I S E Zum Abschluss noch die Frage: Wann amortisiert sich das Ganze? Lohnt sich der finanzielle Aufwand? Die Antwort lautet: Keinesfalls in kurzer Frist, und man könnte für das gleiche Geld ebenso gut eine neue Wohnanlage errichten wenn es denn in dieser bevorzugten Münchner Stadtlage im Grünen ein bezahlbares Grundstück in ausreichender Größe gäbe und außerdem der Stellplatznachweis für die zahlreichen Wohnungen auch nach aktueller Bauvorschrift tatsächlich gelingen würde. Und wie bereits eingangs gesagt: Nachhaltigkeit ist die Siemens-Devise! Unser Handeln erfolgt nach dem Grundsatz von Werner von Siemens: Für den kurzfristigen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht. *** 88

91 Projekt 3 I M S P A N N U N G S F E L D Z W I S C H E N D E N K M A L S C H U T Z, E N E R G I E E F F I Z I E N T E R B A U W E I S E U N D A R C H I T E K T O N I S C H E R Q U A L I T Ä T Denkmalschutz und Klimaschutz das scheint auf den ersten Blick ein systemimmanenter Widerspruch zu sein: Denkmalschutz heißt, die bauliche Substanz und das Erscheinungsbild bauhistorisch bedeutender Gebäude über lange Zeiträume möglichst unverändert der Nachwelt zu erhalten. Klimaschutz heißt demgegenüber, energieeffiziente Renovierung und Sanierung durch Vollwärme - schutz der gesamten Gebäudehülle der Fassade der Fenster und Außentüren. Eine Veränderung der Fassade durch eine Wärmedämmung und Austausch der Fenster das ist unerlässlich bei einer energetischen Sanierung beeinträchtigt in der Regel das ursprüngliche Erscheinungsbild weitgehend. Dies ist aber bei denkmalgeschützten Gebäuden nicht akzeptabel, und daher bedarf es einer sehr überlegten Detailarbeit und Abstimmung mit den Denkmalpflegern, um diese widersprüchlichen Zielsetzungen zu vereinen. Trotz Wärmedämmverbundsystem und Einbau neuer Fenster blieb die ursprüngliche Gestaltung des Architekten Freymuth erhalten Und dennoch sind wir alle, die an der Gestaltung unserer Umwelt beteiligt sind, Politiker, Bauherren und Architekten und Ingenieure, in der Verantwortung, den Energieverbrauch bei Gebäuden drastisch zu reduzieren wir sind ja auch auf Grund der entsprechenden Gesetzgebung dazu sogar gesetzlich verpflichtet. Als unser Büro im Jahr 2005 von der Siemens Wohnungsgesellschaft mit der Sanierung der Boschetsrieder Siedlung beauftragt wurde, waren wir uns durchaus der Schwierigkeit der Aufgabe bewusst, diese Ikone der Nachkriegs - moderne denkmalgerecht und zugleich energetisch vorbildlich zu sanieren. 89

92 Die kriegsbedingten Zerstörungen in der Siemens-Stadt in Berlin waren Anlass für die Verlagerung von Werken und Verwaltung in andere Städte u. a. nach München wurde Emil Freymuth mit dem Bebauungsplan, dem Entwurf und der Ausführungsplanung der Siemens-Siedlung beauftragt. Die Sternhäuser der Siedlung waren in München ein Orientierungspunkt und als erste Hochhäuser nach dem Krieg eine Sensation. Mit dieser Siedlung in München knüpfte die Siemens AG an die vorbildliche und innovative Bautradition der Siemens-Stadt der 1920er und 1930er Jahre in Berlin an. Schon früh bestand die Absicht, eine große, einheitlich geplante repräsentative Werkssiedlung nach modernsten Gesichtspunkten in Anknüpfung an die Berliner Wohnsiedlung zu errichten. Eine möglichst intensive Einbettung ins Grüne und die durchgehende Aus - richtung der Wohnung nach Süden kennzeichnen die mehrgeschossigen Wohn - häuser verschiedenen Typs. Die Sternhäuser waren nach dem Krieg eine Sensation Bereits in den 1980er Jahren wurde die damals noch nicht unter Denkmalschutz stehende Siedlung saniert u. a. durch Aufbringen eines Wärmedämm verbund - systems, Ersetzen der Holzfenster durch Kunststofffenster und Aus wechseln der Haustüren. Durch diese Maßnahmen hatten die Gebäuden jedoch die Architektur sprache der 1950er Jahre schmale Kanten, filigrane Profile, differenzierte Farbgestaltung, gegliederte Fenster weitgehend verloren. Das Innere der Wohnungen wurde zum Teil von den langjährigen Mietern eigenhändig umgestaltet. Originalfoto: Die Siedlung 1955 Riegel C nach der Sanierung Anhand von Originalplänen, Originalfotos von Frau Freymuth und Bestands - unter suchungen wurden der Putz und die Farbschichten rekonstruiert. 90

93 Projekt 3 D I E M A S S N A H M E N Die Denkmalpfleger forderten die Rückführung der Gebäude auf den Gestaltungs duktus der 1950er Jahre. Auf die bereits vorhandene Außendämmung wurde ein mineralisches Wärme - dämmverbundsystem aufgebracht. Der Sockel wurde mit einer Perimeter - dämmung entsprechend dick gedämmt, um den Rücksprung gegenüber der auf gehenden Putzfassade so gering wie möglich zu halten. Um die Leibungstiefe durch die zusätzliche Wärmedämmung gegenüber dem Originalzustand nicht zu vergrößern, wurden die Fenster vor das Bestands - mauerwerk in die Dämmebene gesetzt. Die Fenster selbst sind in Holz-Alu mit dreifacher Verglasung ausgeführt Die für die 1950er Jahren typischen Fenstertürelemente wurden durch raum - hohe Glaselemente ersetzt, die großen Verglasungen zu den Balkonen mit Drei - fachverglasung ausgestattet. Sehr wichtig bei der Fassadengestaltung war das Wiederherstellen der für die 1950er Jahre typischen schmalen Dachkante trotz hochgedämmten Dachs. Das vorhandene Dach aus den 1980er Jahren wurde komplett rückgebaut und mit den entsprechenden Dämmmaßnahmen wieder auf die vorhandene Betondecke gesetzt, als Dachdeckung wurde Edelstahl gewählt, damit das anfallende Regenwasser über Rigolen versickern kann. Auf Grund der zusätzlichen Wärmedämmung verringerte sich der Dachüberstand. Um dies auszugleichen und das Originalmaß wieder herzustellen, wurde der Dachüberstand vergrößert und zusätzliche eckige, in Fassadenfarbe gestrichene Regenrinnen eingeplant. Diese lassen die Dachkante noch schmaler wirken. Als eines der wenigen Originalelemente aus den 1950er Jahren stellte sich die Treppenhausfassade heraus. Sie wurde fachgerecht restauriert und mit VSG- Verglasung versehen. Außerdem wurden die Hauseingänge durch eine großzügig verglaste Konstruktion ersetzt. Wiederherstellen der für die 1950er Jahre typischen schmale Dachkante trotz hochgedämmten Dachs Wichtiges Gestaltungselement sind die zweifarbigen Fenster. Die moosgrau gestrichenen Fensterrahmen lassen die Profile noch schlanker erscheinen als sie sind und entsprechen somit den Originalabmessungen und Teilungen der Fenster. Trotz Wärmedämmverbundsystem und neuer Fenster konnten die Gestaltungs - ziele von Architekt Freymuth eingehalten werden. Schmale Kanten, schmale Profile, differenzierte Farbigkeit der 1950er Jahre wurden rekonstruiert. Originale Bauteile wie beispielsweise die Treppenhausfassade, Handläufe und Geländer wurden ebenfalls restauriert. Gestaltungselement Fenster: Vor der Sanierung Im Frühjahr 2010 ist der Riegel C fertig gestellt worden, ein ebenfalls viergeschossiger Baukörper mit ost-west-orientierten Wohnungen dennoch sind alle Balkone nach Süden orientiert mit geschickter Grund rissan ordnung: Niemand kann dem Nachbarn auf den Balkon schauen. Wiederherstellen der Originalab messungen und Teilungen der Fenster 91

94 Schwierig war es auch bei diesem Gebäude, den Dachaufbau über den Balkonen so schmal wie im Original zu halten trotz der erforderlichen Wärmedämmung von 26 cm über den Wohnungen. Das Architekturbüro hat deshalb ein zweiteiliges Dach entwickelt mit zwei hintereinander liegenden Regenrinnen. Architekturbüro Koch. Voigt. Zschornack, Entwicklung einer speziellen Dachkonstruktion Dachkonstruktion Ersichtlich wird bei allen Sanierungen, dass die energetische Optimierung der Gebäudehülle das größte Energieeinsparpotenzial darstellt, ca. 60% - eine Solaranlage auf dem Dach war hier aus Denkmal schutzgründen nicht realisierbar. 92

95 Projekt 3 Da die meisten Mieter nach der Sanierung wieder in ihre Wohnungen zurückgezogen sind, war es auch ein Anliegen, die Grundrisse so wenig wie möglich zu verändern, sondern nur zu optimieren. Auch aus Kostengründen wurden auch keine strukturellen Veränderungen in statischer Hinsicht durchgeführt. Vor der Sanierung Die meisten Mieter sind nach der Sanierung wieder in ihre Wohnungen zurückgezogen Energiekonzept 93

96 Die Gebäude entsprechen den heutigen Wohnstandards: Helle Bäder, Vollholzparkett, weiße 2,12 m hohe Türen, hohe technische Ausstattungen. Ergebnis der energetischen Sanierung EneV Ergebnis der energetischen Sanierung: Die eingesparte CO 2 -Emmission beträgt 63 t pro Jahr. Das bedeutet eine Reduzierung der CO 2 -Emmission um 48 Prozent des zukünftigen Jahresenergieverbrauches. Vor der Sanierung lag der Heizenergiebedarf bei 366 MW/St., künftig werden nur noch 143 MW/St. benötigt. Ich glaube, es ist uns gemeinsam mit dem Bauherrn und allen Projektbeteiligten gelungen, diese besonders schützenswerte, zeittypische Architektur der von Emil Freymuth entworfenen Wohnsiedlung mit modernsten energetischen Maß - nahmen in Einklang zu bringen und gleichzeitig die wenig ansprechende Sanierung der 1980er Jahre rückgängig zu machen. Mein Dank hierfür gilt an dieser Stelle, neben der Bauherrnvertreterin, Carmen Waibel, insbesondere unserer Mitarbeiterin und Projektpartnerin Susanne Moog, die sich diesem Thema mit bewundernswerter Hingabe verschrieben hat. 94

97 Projekt 3 München-Sendling, Zielstattstraße, Leo-Graetz-Straße Generalsanierung der Boschetsrieder Siedlung Deutscher Bauherrenpreis Modernisierung 2009/2010 (Preisträger und Sonderpreis Denkmalschutz im Wohnungsbau ) Aus dem Votum der Jury Ziel der in den Jahren 2006 bis 2009 durchgeführten Sanierung war es, den Gestal tungs - duktus der Erbauungsjahre wieder herzustellen. Es entstanden hochwertige Wohnungen, die dem heutigen Standard entsprechen. Es wurde ein Sanierungskonzept entwickelt, das einen Konsens zwischen den gestalterischen Belangen des Denkmal schutzes und den energetischen, bauphysikalischen und bautechnischen Erfordernissen schuf und somit den Erhalt und die nachhaltige Aufwertung des Bestandes für die Zukunft sichert. Lobend hervorzuheben ist die enge Abstimmung mit der Denkmalpflege und der Deutschen Energieagentur bereits im Vorfeld der Sanierung, um zu energetisch optimalen wie denkmalpflegerisch überzeugenden Lösungen zu kommen. Insgesamt ist die Sanierung der Siemenssiedlung ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Energieeffizienz und Denkmalpflege wirkungsvoll zu tragbaren Kosten miteinander verbunden werden können. Bauherr und Eigentümer: Siemens Wohnungs - gesellschaft mbh & Co. OHG, München Entwurf und Planung: Koch + Partner, Koch. Voigt. Zschornack, Architekten BDA, München 95

98 Innenentwicklung und neuer Wohnungsbau: Südliche Furth in Neuss Dipl.-Ing. Stefan Pfitzer, Neuss Vorstandsmitglied, Neusser Bauverein AG und Dipl.-Ing. Eckehard Wienstroer, Neuss Architekt und Stadtplaner BDA, Büro Agirbas Wienstroer N E U S S E R B A U V E R E I N A G - S O Z I A L A U S T R A D I T I O N Bezahlbaren Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen, das ist das vorrangige Ziel der Neusser Bauverein AG. Dieser Leitsatz gilt seit der Gründung unserer Gesellschaft im Jahr 1891 unverändert. Als Sozialpartner der Stadt Neuss sehen wir uns darüber hinaus in der Verantwortung, unseren Beitrag zu stabilen Verhältnissen in den Stadtteilen zu leisten. Denn attraktive Quartiere, in denen sich die Menschen wohl fühlen, leisten einen erheblichen Beitrag zu sozial ausgewogenen Verhältnissen. Heute sind es gerade die Herausforderungen einer alternden Bevölkerung, auf die wir bereits reagiert haben. Der demografische Wandel stellt unsere Gesellschaft und damit auch unser Unternehmen vor neue Herausforderungen. Mit unserem flächendeckenden Konzept Wohnen mit Service gehen wir speziell auf die Bedürfnisse einer älter werdenden Gesellschaft ein. Und von der barrierefreien Gestaltung, mit der mittlerweile alle Neubauten versehen werden und der Altbestand im Zuge der Modernisierungen nachgerüstet wird, profitieren gleichzeitig junge Familien. Hier werden auch gemeinsame Wohnformen für Jung und Alt immer wichtiger. Einen weiteren Schwerpunkt bildet unser Engagement für die nachfolgenden Generationen. So ermöglichen wir etwa durch unsere Kooperation mit dem Stadtsportverband und durch Spenden an lokale Sportvereine sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen die Teilnahme am Vereinssport. Unsere Verantwortung als sozial ausgerichtetes Unternehmen beinhaltet auch den bewussten Umgang mit Ressourcen. Der Erfolg spornt uns an: So wurde die Neusser Bauverein AG im Februar 2009 für das Wohnquartier Südliche Furth wegen ihrer zukunftsweisenden Energieeinsparmaßnahmen mit dem NRW- Landespreis für Architektur, Wohnungs- und Städtebau ausgezeichnet. Damit sich die steigenden Energiekosten nicht zu einer Zweiten Miete entwickeln, werden wir uns künftig noch stärker auf Energieeinsparmöglichkeiten und den Einsatz regenerativer Energien konzentrieren und investieren in diesen Bereich rund 15 Millionen Euro innerhalb der nächsten fünf Jahre. Sozial ist und bleibt auch erfolgreich, und darum wird die verantwortungsvolle Ausrichtung unseres Unternehmens auch in Zukunft unser Handeln bestimmen. Rund Mieter leben bei der Neusser Bauverein AG. Der Bestand beträgt Wohneinheiten das entspricht mehr als Quadratmeter Wohnfläche. Die durchschnittliche Miete beträgt durchschnittlich 4,55 Euro pro Quadratmeter. Rund sechs Millionen Euro werden jährlich in die Instandhaltung investiert. Seit 2008 bietet das Unternehmen ein flächendeckendes Beratungsund Serviceangebot für alle Mieter an. 123 Mitarbeiter, darunter kaufmännische und technische Angestellte, Gärtner, Installateure und Hausmeister, arbeiten bei unserer Gesellschaft. Angesichts steigender Energiepreise und vor dem Hintergrund des Klimawandels sind mehr denn je intelligente Konzepte für die energieeffiziente Stadt- und Gebäudeplanung der Zukunft gefragt. Dieser Herausforderung stellt sich die Neusser Bauverein AG nicht nur im Wohnungsneubau, sondern auch bei den Sanierungen ihres Bestandes. *** 96

99 Projekt 4 S Ü D L I C H E F U R T H Auf dem Areal des ehemaligen Containerbahnhofs Neuss entstand das neue Wohnquartier. Noch nie in der Geschichte des Neusser Bauvereins wurde ein so großes und vielfältiges Projekt, das auf Grund seiner hohen städtebaulichen und architektonischen Qualität einen exemplarischen Beitrag zum Umgang mit Konversionsflä chen der Bahn und mit Lärmschutzerfordernissen gegenüber noch genutzten Bahnanlagen leistet, realisiert. Städtebauliches Konzept Südliche Furth K O N Z E P T P H A S E Die inhaltlichen Grundlagen der architektonischen Planung wurden parallel zur Bearbeitung des städtebaulichen Entwurfes gemeinsam mit dem Auftraggeber Neusser Bauverein AG, dem Ministerium für Bauen und Verkehr und dem Betreiber der Servicedienste und Pflegeeinrichtungen Diakonie Neuss nach dem Gewinn des Landeswettbewerbes NRW 2003 überarbeitet und in vielerlei Hin - sicht ergänzt. Dass sehr gute Architektur und sehr guter Städtebau entsteht, ist das Mindeste was ein Bauherr verlangen kann. Es kommt auf die Konzeption an: Inhalt, sozialer Anspruch, Lebensentwurf und Erschaffung von neuen Möglichkeiten stellen den qualitativen Zugewinn dar. Ein neuer, zentraler Lebensort in der Mitte der Stadt mit Licht, Luft und großen Grünräumen entsteht mit innerstädtischer Wohn- und Lebensqualität. 97

100 Die Prinzipien einer nachhaltigen Stadtentwicklung, welche Vielfalt und Anpassungsfähigkeit voraussetzt, werden umgesetzt. Das neue städtebauliche Konzept Südliche Furth integriert durch die äußerst intensive Konzeptphase nach dem Wettbewerb die unterschiedlichsten Wohnformen und Lebensmöglichkeiten, welche in dieser Differenziertheit und Zusammenstellung in den meisten Städten noch nicht vorhanden sind. Innovative, besondere Wohngemeinschaften für ältere und behinderte Men - schen sind als Elemente der Wohnbauförderung 2004 Teil des Gesamt konzepts geworden. Die Wohnungen müssen für alle Menschen nutzbar sein. Dies bedeutet: Barrierefreiheit aller Wohnungen Wohnen für behinderte und ältere Menschen Differenzierte Freiraumqualitäten mit integrierten offenen und dezentralen Spielmöglichkeiten Stadtteilzentrum mit öffentlichem Platz als neues Zentrum zwischen altem und neuem Quartier Pflegewohnplätze und Gästeappartments Kinderspiel Pflegewohnplätze Umschließungsriegel Gruppenwohnungen Quartierszentrum mit Bürgerbüro Quartierszentrum mit Bürgerbüro Zentraler Platz zwischen altem und neuem Quartier Stadtteiltreff Wasserachse Topographischer Park als Lärmschutz im EG Versickerungsteich der Dachwässer Alte Verladehalle als Stadtteiltreff Gruppenwohnen 98

101 Projekt 4 Bei dem Bau von Wohnungen an einem solchen Ort sind nachhaltige Maß - nahmen zu ergreifen, um die Forderungen des Städtebaurechts nach gesunden Wohnverhältnissen zu erfüllen. Gutachten zum Nachweis von Schallschutz, Geruch, Erschütterungen, Altlasten, Verkehr, Ausgleichsmaßnahmen für den Verlust von Natur wurden angefertigt. S T Ä D T E B A U Ein grundlegendes Merkmal und Kriterium einer Stadt ist ihre Dichte. Hier ist sowohl die Anzahl der Bewohner, die Abstände der Häuser zueinander, die Straßenbreiten, das Vorhandensein und die Größe der Freiräume und deren Kontinuität sowie Nutzbarkeit zu nennen. In hohem Maße prägen diese visuellen und gefühlten Erfahrungen das Empfin - den von städtischen Räumen und deren Qualitäten. Nutzbare Zwischenräume und Blickbeziehungen, Wegeverbindungen und Verkehrsräume mit möglichst geringem Gefahrenpotential sind für das neue Quartier entwickelt worden. Das Quartier ist im Innenbereich vollständig autofrei und wird von einer sogenannten Spielstraße umschlossen. Die Freiräume Nutzungen Ergänzung des Quartiers Schutz vor Störungen Wohngebiet Wohnen und Arbeiten Wohnen Wohnen / Handel / Laden Kultur / Kirche / Kindergarten Kaufen / Handel Industrie Öffentliche Einrichtungen Bahn / Bus Büro / Dienstleistungen 99

102 sind klar gegliedert und berücksichtigen sowohl die Nutzungsaspekte als auch die Anforderungen eines urbanen Raumes. Baumpflanzungen, Wasser-, Rasenund Wegeflächen bieten vielfältige Betätigungs- und Erholungsmöglichkeiten für alle Bewohner. Die typische und für uns geliebte Innenstadt ist eher die der Blockrandbe bauung. Einige Teile der vorhandenen Stadtstruktur auf der Südlichen Furth sind dieser Idee entsprechend gegliedert. Andere Teile folgen dem Muster der offenen Stadt mit ihren Straßenräumen, die nicht von Gebäuden geprägt sind, sondern eher zerfließen und keinen Halt bieten. Gebäude sind in eine offene und gering nutzbare, freie Fläche eingestreut. Ein städtischer und kommunikativer Zusammen - halt kann an solchen Stellen nur schwer entstehen. Für unser Quartier in Art einer Zwischen stadt gilt es, den Bestand sinnvoll einzuschließen und weitere Vorteile durch Lärmabschirmung und Grünverbesserung zu erzielen. Gebäudeanordnung Straßen und Wege Grün- und Freiflächen Das bestehende Quartier mit seiner Mischung aus Wohnen, Kleingewerbe und Industriebetrieben erhält mit dem neuen Wohnquartier eine stadträumliche Ergänzung, die im nördlichen Bereich auf einer Fläche von ca. vier Hektar den gebauten Abschluss des Quartiers herstellt. Wege stellen neue Verbindungen her, die Geschwindigkeit muss gebremst werden, der Fußgänger erhält Vorrang. So kann die Verknüpfung von neu und alt auch zwischen den Menschen hergestellt werden. Die Leistungsfähigkeit der Struktur wird gewährleistet durch ein einfaches orthogonales Ordnungsprinzip. Dieses hat den Vorteil, für alle Wohnungen optimale Belichtungsverhältnisse zu erzeugen und gleichzeitig den geforderten Schallschutz schon in der städtebaulichen Grundstruktur zu implementieren. Die Gebäude werden miteinander verbunden und die Räume zu Gevierten zusammengeschlossen. 100

103 Projekt 4 Räume und Raumsequenzen sind kalkuliert und genau proportioniert. Der Wechsel aus langen Distanzen und kurzen, von hoher Differenziertheit geprägten Blicken zeigt eine abwechslungsreiche, aber kontinuierliche Architektur - sprache und Raumtypologie. Maßstabsbildend steht der Mensch mit seinem Wahrnehmungs- und Erfahrungsraum im Vordergrund. Die Gestalt der Gebäude repräsentiert eine qualitätvolle Bebauung. Ein Stigma wird nicht vorgegeben, es hat sich bis jetzt auch noch nicht eingestellt. Differenzierte Freiraumqualitäten mit integrierten offenen und dezentralen Spiel - möglichkeiten Ein Stadtraum wird hergestellt und benutzbar gemacht. Öffnungen in den Gebäudereihen ermöglichen ein Durchwandern dieses neuen Quartiers auf Wegen, die an Gassen erinnern. Diese Gassen holen wir durch Laubengänge bis in das dritte Obergeschoss, kombinieren auf der östlichen Seite den geforderten Schallschutz mit zusätzlichen Gebäuden, kleinen Gärten und überdeckten Aufenthalts bereichen oder schließen im Norden und Süden die offenen Gänge mit Gläsern, die den Zwischenraum zum Haus zu einem vertikalen Hof werden lassen. Höfe, Gassen und Plätze fördern die jeweiligen Kleingemeinschaften der Be - wohner und integrieren diese in die neue Umgebung. 101

104 L A U B E N G A N G Die Konstruktion einer abgerückten und von den Wohnungen entkoppelten Erschließung lässt diese Ziele erreichbar erscheinen, garantiert einen störungsfreien Wohnungszugang und damit den genügend großen Sozialabstand. Die drei bis fünf Meter langen Brücken als halbprivate Vorhöfe vor den Wohnungen fördern das Verantwortungsgefühl der Bewohner für den eigenen Eingang. Elemente eines Hofes wie Blumenkübel und das Fahrrad vor dem Eingang lassen Einfamlienhaus-Qualitäten erahnen. Hier findet also schon die Inbesitznahme statt, die jenseits der Anonymität die individuelle Ausprägung befördert und damit auch den gewünschten positiven Umgang mit Haus und Hof ermöglicht, diesen zumindest nicht verhindert. Privatheit trotz hoher Dichte zu ermöglichen, soll helfen, eine friedliche und kommunikative Stimmung zu erzeugen. Nachbarschaften können mit Abstand genossen werden. Diesen Abstand haben wir hergestellt. Darüber hinaus werden die Bewohner durch die Hausmeister und die pädagogische Anleitung durch die Diakonie Neuss begleitet. S C H A L L S C H U T Z Die Anforderungen des Schallschutzes machen einen zusammenhängenden Schutz des neuen Wohnquartiers notwendig. Wir haben getrennte Hausab - schnitte gebildet, so dass sich überschaubare Kleingemeinschaften bilden. Die Gebäudeskulpturen auf der Ostseite flankieren die Laubengänge und gliedern diese wie die Türme in einer Stadtmauer. Verständlichkeit und Gebrauchstüchtigkeit prägen die Form der Gestaltung. 102

105 Projekt 4 Alle Wohnungen sind barrierefrei: Mietwohnungen, Gruppenwohnungen, Wohn gruppen mit Pflegewohnplätzen, Wohnungen zur Übergangspflege, Wohngruppe für demenzkranke Menschen Gemischte Bewohnerstrukturen ergänzen sich auf den Ebenen Einfach nebeneinander, wie im Reihenhaus - man trifft sich am Vorgarten, aber im 2.OG Die Erschließungen der Gebäude erfolgen über Laubengänge und meist offene Trep - penräume sowie Aufzüge; Öffnungen in den Gebäudereihen er - möglichen ein Durchwandern des neuen Quar tiers auf Wegen, die an Gassen erinnern. 103

106 Die Gebäudeskulpturen flankieren die Laubengänge und gliedern diese wie regelmäßige Türme in einer alten Stadtmauer; Verständlichkeit und Gebrauchstüchtigkeit stehen bei diesen Volumen im Vordergrund Gebäudeskulpturen bieten - Lagerraum - individuelle Eingangssituationen - Mischung aus 2- bis 6-Zimmerwohnungen - Schallschutzwand - Tiefgaragen 104

107 Projekt 4 Analyse: Farben der Stadt Neuss Erinnerungen an die Farb-Bilder der Stadt F A R B E N Die Farben sind für die Gebäude nach einem System des städtischen und ländlichen Kontextes gewählt worden. Der Gesamtzusammenhang der Anlage ist an jeder Stelle spürbar und stärkt die Idee der Quartiersbildung. Erinnerungen an die Farb-Bilder der Stadt sollen den Betrachter im Inneren der Bebauung erreichen. Ein Wechsel der akzentuierenden Farben auf ihren fast regelmäßigen Unter gründen gibt Ruhe und Lichtspiel zugleich. Der Sonnenstand ist entscheidend für die Wahrnehmung. Ist die Sonne mal nicht zu sehen, gibt die Farbe positive Orientierung bei grauem Himmel. Und wenn der Betrachter nach außen tritt, so erreicht er das Land. Dort, wo der vorgelagerte Garten zwischen Bebauung und Bahn auch in den Laubengang ähnlich wie in einer Orangerie hineinwächst, werden die Farben aus dem Thema der Natur entnommen. Das, was einmal purer Stein war, wird wieder die pure Steinfarbe erhalten. Manche Gebäude tarnen sich, manche stärken den Takt der stabilen Struktur. 105

108 B E S O N D E R E W O H N F O R M E N Die besonderen Wohnungen für ältere und auch behinderte Menschen sind mitten im Quartier situiert. Sie unterscheiden sich nur durch wenige äußere Merk - male von den anderen Gebäuden und sind mit 2- und 3-Zimmerwohnungen innerhalb des entsprechenden Gebäudes kombiniert. Für die angestrebte Nutzung wurde auf individuelle Balkone verzichtet. Daraus entstanden die vorgesetzten Umrahmungen, die den Innenraum nach außen verlängern und damit visuell den Außenraum an die Wohnung binden. Die Bewohnerzimmer sind bei den Pflegewohnungen mit einem Wohn- Schlafraum und bei den Gruppenwohnungen mit einem abtrennbaren Wohnund Schlafbereich sowie individueller Kochmöglichkeit ausgestattet. Alle privaten Räume sind an einen großen Gemeinschaftsraum, bestehend aus Flur, Küche und Fernsehbereich, angegliedert. Das räumliche Muster folgt dem städtischen Straßen- und Platzsystem. Die Bewohnerzimmer liegen wie Häuser an der Straße. Der Gemeinschaftsbereich öffnet sich zum Flur wie ein Platzraum. Die offene Küche nimmt den Raum des Flurs mit in die Aktionsfläche auf. Die Küche bildet das Zentrum aller Aktivitäten. Unterstützt werden diese Raum sequenzen mit farblichen Strukturierungen, die dem Gedanken der städtischen Wechsel folgen. Das neue Quartier mit seinen Pflegeangeboten bietet Versorgungssicherheit durch die Kooperation mit dem Diakonischen Werk Neuss 106

109 Projekt 4 Im Erdgeschoss ist der Stadtteiltreff untergebracht D E R S T A D T T E I L T R E F F Der Stadtteiltreff ist die zentrale Schaltstelle und somit erster Anlaufpunkt für Fragen oder Anregungen aus dem Quartier. Die Diakonie gibt Hilfe und An - leitung bei der Lösung von Schwierigkeiten. Darüber hinaus organisiert sie Aktivitäten wie Hausarbeits- und Kochgruppen oder erledigt den Einkauf bei Krankheit. Das Zentrum steht jedem offen, und viele ehrenamtliche Helfer auch aus dem neuem Quartier arbeiten freiwillig mit. Genutzt wird der Treff sowohl von den neuen Bewohnern als auch von Bewohnern des alten benachbarten Quartiers. Der Nachbarschaftstreff und ein runder Tisch für alle Beteiligten bieten Mög lich - keiten zum freien Austausch der Gedanken. 107

110 Privatheit trotz hoher Dichte zu ermög - lichen, soll helfen, eine friedliche und kommunikative Stimmung zu erzeugen. Nachbarschaften sind mit Abstand zu ge - nießen, aber können auch erst dann, nach unserer Ansicht und auch aus Erfahrungen des Neusser Bauvereins, entstehen. 255 barrierefreie Wohneinheiten 219 Mietwohnungen mit ca. 44 m 2 bis 126 m 2 Wohnfläche 2 Gruppenwohnungen für je 8 Personen 2 Wohngruppen mit je 9 Pfle gewohnplätzen 2 Wohnungen für Übergangspflege 1 Wohngruppe für demenzerkrankte Menschen 1 Quartiersplatz mit Stadtteiltreff und Beratungsbüro 108

111 Projekt 4 Neuss, Wohnquartier Südliche Furth - Wohnpark für alle Generationen auf einer innerstädtischen Brachfläche Deutscher Bauherrenpreis Neubau 2009/2010 (Preisträger) Aus dem Votum der Jury Die gewählte klare städtebauliche Struktur verbindet Dichte mit behaglichen Frei räumen und demonstriert, wie es vorbildlich gelingen kann, innenstadtnahe, aber durch Immissionen belastete und schwer nutzbare Flächen baulich zu erschließen, um bestehende Wohn- und Gewerbegebiete mit der Stadtstruktur zu vernetzen und aufzuwerten. Die architektonisch gelungene skulpturale Wirkung der Lärmschutzbebauung dient auch der Imageverbesserung des Standortes. Das breitgefächerte und barrierefreie Wohnungsangebot mit unterschiedlichen Wohnungsgrößen und Wohnformen wird ergänzt durch Gruppenwohnungen, sowie durch soziale Pflege- und Serviceangebote, die in dieser Differenziertheit und Zusammenstellung beispielhaft sind. Die angebotene Vielfalt erleichtert das Zusammen - leben der Generationen verschiedener sozialer Gruppen und Ethnien. Insgesamt wird das Projekt von der Jury als herausragender Beitrag zum sozial verantwortungsvollen innerstädtischen Bauen und Wohnen angesehen. Bauherr und Eigentümer: Neusser Bauverein AG, Neuss Entwurf und Planung: Agirbas / Wienstroer, Architektur und Stadtplanung, Neuss 109

112 Bauten für Studierende: Neubau eines Studentenwohnheimes in Würzburg Dipl.-Kfm. Michael Ullrich, Würzburg Geschäftsführer, Studentenwerk Würzburg AöR und Dipl.-Ing. Gerhard Wolf, Stuttgart Michel + Wolf + Partner, Architekten BDA D I E S T A D T Würzburg ist ein Touristenmagnet am Maindreieck. Die Festung Marienberg, das Käppele oder die Würzburger Residenz mit anschließendem Hofgarten schreiben Stadtgeschichte. Entwickelt hat sich Würzburg an der Achse Alte Mainbrücke und Dom. Zum Schutz der Stadt wurde der erste Stadtmauerring errichtet, heute wichtiger Verkehrsring der Innenstadt. Den zweiten Stadtmauerring kann man heute noch gut als Ringpark mit paralleler Verkehrstrasse, dem sogenannten Glacis ablesen. Auch in Würzburg ist die Stadtentwicklung schnell über die Mauern hinausgegangen. Der enge Talkessel konnte nach dem Krieg bald den, vorallem überregionalen Verkehrsstrom nicht mehr aufnehmen. Entlastung sollte der mittlere Ring am Fuße des Frauenlandes bringen. Planbearbeitung: Michel + Wolf + Partner, Stuttgart Städtebauliche Einordnung in die Gesamtstadt Leider wurden diese Entwicklungen nur unter dem Gesichtspunkt der Verkehrsplanung vorangetrieben, mit entsprechenden Konsequenzen. Eine ausgewogene Stadtentwicklung vollzieht sich, wenn es zu einem Inte ressenaus - gleich aller Beteiligter kommt. Leider ist dies an diesem Standort nicht der Fall. Der mittlere Ring ist eine Wunde im Stadtgefüge. Mit den bisher entstandenen Wohnheimen in diesem Bereich wird bereits eine Haltung zum mittleren Ring formuliert. Auf der anderen Seite der angrenzenden Verkehrstrasse befinden sich eine Ansammlung einfachster ungeordneter Zweckbauten. Der Stadt zugewandt, über der Straße, gibt es mehrgeschossige Wohnhäuser, deren Ausrichtung und Lage das fehlende Planungsrecht im Umgang mit dieser schwierigen Lage offensichtlich macht. Das Grundstück hat aber auch eine Schokoladenseite. Dem Stadtteil Frauenland zugewandt entwikkelt sich ein kleiner beschaulicher Grünzug. 110

113 Projekt 5 Der Neubau des Studentenwohnheimes in einer durch gebündelte Verkehrsan - lagen extrem belasteten städtebaulichen Situation zeigt beispielhaft, wie auch solche innerstädtischen Problem flächen für eine Wohnnutzung aktiviert und qualifiziert werden können. Als Solitär gliedert sich das neue Studentenheim in ein heterogenes städtebauliches Umfeld mit weiteren Studentenheimen ein Fotos zum Projekt: Wolfgang Dürr, Würzburg Luftbild: wb aktuell Hervorragender Ausblick auf die Stadt und die Festung Marienburg Anordnung eines kompakten Baukörpers als Schallschutz-Winkel 111

114 D E R B A U H E R R : S T U D E N T E N W E R K W Ü R Z B U R G Das Studentenwerk ist Dienstleister und Partner der Studierenden und der Hoch - schulen. Aufgabe ist die wirtschaftliche Förderung und die soziale Betreuung der Studierenden an staatlichen Hochschulen sowie: Bau und Betrieb von Studentenwohnheimen Betrieb von Verpflegungseinrichtungen Bereitstellung von Informations- und Beratungseinrichtungen Einrichtung und Betrieb von Kinderbetreuungsstätten Bereitstellung von Einrichtungen für kulturelle und gesellschaftliche Zwecke Förderung der internationalen Beziehungen Das Studentenwerk Würzburg betreut fünf Hochschulen an vier Standorten, insgesamt Studierende. Das Studentenwerk ist ein Wirtschaftsbetrieb, aber nicht gewinnorientiert. Zu den Aufgabenbereichen gehören ebenso: Hochschulgastronomie (Mensen und Caféterien) Wohnheime (ca Plätze in 21 Wohnanlagen) Studienfinanzierung (BAföG ca Förderfälle, Darlehenskasse, KFW-Darlehen) Kinderbetreuung (60 Plätze in 4 Kinderkrippen) Psychotherapeutische Beratung Sozial- und Rechtsberatung Kulturelle Veranstaltungen Hochschulcatering Die Mietpreise für Studentisches Wohnen orientieren sich an dem Förderhöchst - satz BAf, welcher derzeit bei 151,00 Euro liegt. Die Warmmiete beträgt gegenwärtig 150 bis 260 Euro, Betriebskosten 70 bis 110 Euro, Umlagenabrechnung und Strom werden individuell gehandhabt. Gängiger Standard heute ist: die Möblierung mit Küchenpantry, Nutzung von Gemeinschaftsräumen, wie Partyraum, Fitnessraum, Tischtennis, Fernsehraum, Wasch- und Trockenräume, Kabelanschluss, Internet, Telefon, Fahrrad abstell - platz, Parkplatz, Hausmeister vor Ort, Tutorenbetreuung. Das Wohnheim Zürnstraße bietet: 54 Einzelappartements, 17,2 qm, 243 Euro Warmmiete incl. Strom 60 Appartements in 3er-WG, 66,8 qm, 232 Euro 25 Appartements in 5er-WG, 109,5 qm, 227 Euro Mietnebenkostenpauschale: 79,00 95,00 Euro 38 Tiefgaragenplätze (10,00 Euro Miete/Monat) Wandflächenheizung, Solarthermie, Regenwassernutzung, Brauchwasserbrunnen Kabel- und Internetanschluss Energieverbrauch: Heizung 44 kwh/qm/jahr Wasser ca. 30 m 3 /Jahr Einsparung je Wohnplatz 112

115 Projekt 5 S T Ä D T E B A U L I C H E R E N T W U R F Neben den schwierigen städtebaulichen Randbedingungen galt es, die Funktion Studentenwohnheim möglichst optimal einzubinden. Das studentische Wohnen zeichnet sich durch die Spannung zwischen Konzentration und Kommunikation aus. Beides muss gleichermaßen möglich sein. Die signifikante Grundform des Gebäudes war das Ergebnis eines intensiven Planungs prozesses und bewältigt auf einfache Weise die schwierige städtebauliche Situation. Wohnheim mit KITA Haus Berlin Wohnheim St.Bruno Werk Wohnheim Haus Berlin Die Form setzt sich aus drei Elementen zusammen. Dem langen Riegel entlang des Mittleren Rings zur Abschirmung des südlichen Grundstücksteils, einem U- förmigen Kopfgebäude mit innerer Erschließungshalle und der über die Baulinie hinaus springenden Nase mit den Gemeinschaftsräumen in Ausrichtung zur Stadt. Städtebaulicher Lageplan Entsprechend dieser Grundstruktur sind die Inhalte des Gebäudes geordnet. Im U-förmigen Teil befinden sich die Einzelzimmer, deren Bewohner die Kommunikation in der Halle erleben können. Im langen Riegel, erschlossen über einen offenen Laubengang, sind die verschiedenen Wohngemeinschaften untergebracht: die 3er-Wohngemeinschaften und die Sonderform der 5er-Wohn - gemeinschaften. Die Sondernutzungen der Gemeinschaftsräume befinden sich in der Spitze und orientieren sich zur Stadt. Wettbewerbsmodell Grundstruktur Plan: Erdgeschoss 113

116 A R C H I T E K T O N I S C H E S K O N Z E P T Die Gestalt des Gebäudes entsteht aus der Spannung der zwei hauptsächlich verwendeten Materialien: dem Sichtbetonkörper und den eingesetzten Holz - elementen. Der Sichtbeton als harter und kräftiger Baustoff, vor Ort aus Sand und Zement hergestellt und in Schalung gegossen, trotzt in seiner Kargheit dem harten Standort am Mittleren Ring, einer stark verkehrsbelasteten Straße. Die Holzelemente sind ein Industrieprodukt, vorfabriziert und schnell montiert. Die Wärme des Holzelementes kontrastiert mit dem Sichtbeton und steht für den Inhalt des Gebäudes, dem Wohnen der Studenten. Monitore zur Stadt Signifikant ist die über die Bauflucht springende Nase mit den großzügigen Verglasungen, den mittlerweile Monitore genannten Fensterelementen der Gemeinschaftsräume. Am östlichen Kopfende sind die 5er-Wohngemeinschaften untergebracht. Besonderes Merkmal sind die kleinen Brüder der Monitore. Sie beherbergendie Gemeinschaftsbereiche der großen Wohngemeinschaften. Die Zimmer - bereiche sind nach Süden und Osten, von der Straße abgewandt, angeordnet. Die geschlossenen Fassadenelemente in Holz mit den flächenbündig integrierten Klappen sind für die natürliche Lüftung der Sanitärbereiche. Die raumhohen Fenster erhalten einen Sonnenschutz durch die Vertikalmarkisen sowie einen Sichtschutz durch innere helle Vorhänge. 114

117 Projekt 5 Die lärmempfindlichen Schlaf- und Studierzimmer liegen auf der Gartenseite. Die folgende Abbildung zeigt die Orientierung zur ruhigen Gartenseite. Die Trennlinie zwischen den einzelnen Wohngemeinschaften wird mit einem Holzelement markiert. Rechts im Bild erkennt man die Einzelzimmer, in den Obergeschossen die filigran vorgehängten Balkone. Diese Rettungs balkone sind erforderlich, da die im Bereich der Einzelzimmer angeordnete Halle als großzügige Erschließungs- und Kommunikationshalle entwickelt wurde. Schlaf- und Studierzimmer sind zur Gartenseite orientiert Eingebettet in die Gesamtkonzeption wurden die Außenanlagen geplant. Zum gemeinsamen Aufenthalt im Freien steht den Studenten auf der rückwärtigen Gartenseite des Wohnheims eine gemeinsame Terrasse zur Verfügung. 115

118 E R S C H L I E S S U N G Die innere Erschließung erfolgt über eine 5-geschossige Halle mit großzügiger Dachverglasung und durchgäng geöffneter Fassade. Abgehängte spiegelnde Paneele und rankende Pflanzen betonen die vertikale Gliederung. Im vorderen Bereich der Halle überbrücken mehrere Stege den Luftraum. Für die Bewohner der Einzelzimmer wird hierdurch eine räumliche Situation geschaffen, in der das Kennenlernen untereinander leicht fällt. Gemeinsame Erschließungshalle: Der Luft - raum wird gestaltet durch eine Stahltreppe; in der Halle verlaufen die Lichtbänder an der Kante der Flure und inszenieren so auch nachts die im Luftraum verteilten Spiegel elemente Auf unterschiedlichsten Höhen abgehängte spiegelnde Paneele und die empor rankende Bepflanzung verbinden gestalterisch die verschiedenen Einzelzimmer zusätzlich vertikal 116

119 Projekt 5 W O H N F O R M E N Die Studentenanlage bietet 1-Zimmer-Appartments sowie Zimmer in 3er- und 5er- Wohngemeinschaften. Für jeden Zimmertypus wurde eine besondere räumliche Qualität entwickelt. Die Einzelzimmer erhalten durch die raumhohen Fenster elemente eine Großzügigkeit. Große Kastenfenster, mit tiefer Sitzbank ermöglichen Ausblicke auf die Stadt und die Marienburg. Sämtliche Nasszellen können natürlich belüftet werden. Die Einzelzimmer erhalten ihre Ordnung über den sogenannten weißen Kern, der die Küchen, den Einbauschrank und den Duschbereich umfasst; drei verschiedene ineinander übergehende Bereiche umspülen diesen Kern; Obenstehende Zeichnung zeigt die Eingangszone, das Zimmer und den fassadenorientierten Sanitärbereich Der Gebäudeteil mit den 3er-Wohngemeinschaften gliedert sich in drei Zonen und schirmt dadurch die Zimmer vom Verkehrslärm ab. Man erreicht sie über einen Laubengang, dem jeweils Küche, Bad und WC zugeordnet sind. Die Zimmer liegen ausschließlich zur Gartenseite. Den Endpunkt des Gebäudes bilden die 5er-Wohngemeinschaften. Sie werden sowohl durch den Laubengang als auch über eine weiteres Treppenhaus erschlossen. Alle Zimmer sind um die gemeinsame Küche gruppiert. Sämtlichen Studenten stehen verschiedene Mehrzweckräume zur Verfügung, die als Partyraum, Fitnessraum, Tischtennisraum oder Gruppenraum genutzt werden können. Im Untergeschoss sind eine Waschküche, ein Fahrradkeller und Tiefga ragen stellplätze vorhanden. Mehrzweckraum 117

120 Ö K O L O G I E U N D T E C H N I K Der Neubau des Studentenheimes wurde mit einem fortschrittlichen Technik - konzept ausgestattet. Das Gebäude wird über zwei Wärmepumpen beheizt, welche die notwendige Heizenergie aus 20 Boh run gen mit jeweils 130 m Tiefe beziehen. Die Räume der Studentenwohnanlage werden durch Heizschlangen in den Wänden erwärmt. Eine zusätzliche Solar thermie auf dem Dach dient der Brauchwassererwärmung sowie der Heizunterstützung. Die Toiletten werden mit Regenwasser aus zwei Zisternen gespeist, um Trinkwasser einzusparen. L I C H T K O N Z E P T Die elektrischen Beleuchtungsanlagen wurden auf die Konzeption des Gebäudes abgestimmt. Ein durchgehendes Lichtband auf dem Laubengang und in der Halle folgt dem Gebäudeverlauf und betont in besonderem Maß den Baukörper. Durch die vorgesehene Dimmbarkeit der Beleuchtungskörper ist es möglich, in der Dämmerung das Studentenwohnheim mit einer Grundbeleuchtung zu versorgen und das Gebäude in den Stadtraum zu transportieren. So strahlt das Gebäude auch in der Nacht. Es will sich nicht ins Dunkel schleichen, sondern auch in der Nacht Zeichen setzen, d.h. im öffentlichen Raum präsent sein! Hierdurch ist das Studentenwohnheim auch nachts ein markanter Stadtbaustein. 118

121 Projekt 5 Qualifizierung innerstädtischer Problemflächen durch den Neubau eines Studentenwohnheims Deutscher Bauherrenpreis Neubau 2009/2010 (Preisträger) Aus dem Votum der Jury Der Neubau des Studentenwohnheimes in einer durch gebündelte Verkehrsanlagen extrem belasteten städtebaulichen Situation zeigt beispielhaft, wie auch solche innerstädtischen Problem flächen für eine Wohnnutzung aktiviert und qualifiziert werden können. Durch die Anordnung eines kompakten Baukör pers als Schallschutz-Winkel am Block - rand werden über das eigentliche Baugebiet hinaus die dahinter liegenden Zonen beruhigt und aufgewertet. Mit der Erschließung und der inneren Organisation des Gebäudes wird intelligent und bedarfsgerecht auf die schwierigen Ausgangsbe dingungen reagiert. Die Jury würdigt diesen überzeugenden Beitrag zur Aktivierung emissionsbelasteter Innen stadtge biete durch studentisches Leben. Bauherr und Eigentümer: Studentenwerk Würzburg AöR, Würzburg Entwurf und Planung: Michel + Wolf + Partner, Freie Architekten BDA, Stuttgart 119

122 Neuer Wohnungsbau als Beitrag zur Stadtentwick - lung. Das Beispiel Ingolstadt Peter Karmann, Ingolstadt Geschäftsführer, Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft Ingolstadt und Dipl.-Ing. Detlef Dier, Ingolstadt Beyer + Dier, Architekten BDA D I E S T A D T Ingolstadt liegt im Herzen Bayerns innerhalb der Metropolregion München. Die Stadt ist als Oberzentrum Einkaufs- und Freizeitmittelpunkt der Region. Motor der Wirtschaft ist die Automobilindustrie, allen voran die AUDI AG mit dem Hauptsitz in der Donaustadt und deren Zulieferer sowie viele mittelständische Unternehmen. Seit Jahren bestätigt der hohe Bevölkerungs zuwachs die große Attraktivität Ingolstadts als Wohnort. Die Stadt Ingolstadt hat sich zum dynamischen Wirtschaftsstandort entwickelt. Hier leben heute mehr als Menschen und Jahr für Jahr ziehen per Saldo annähernd Neubürger zu, die hier zu Hause sein wollen. Die Haltung dieser Neubürger gegenüber ihrer Stadt wird maßgeblich von der Gesamtqualität der gebauten Umgebung mitbestimmt. Das bedeutet, dass alles Bauen die sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen, aber auch die ökologischen, ästhetischen und die allgemein kulturellen Bedürfnisse der Bür ger berücksichtigen muss. Die Förderung einer so verstandenen Architekturqualität ist auch eine vornehmlich politische Aufgabe. Durch Gesetze und Verordnungen lässt sich eine nachhaltige Stadtentwicklung nur ungenügend sicherstellen. Noch wichtiger ist ein gesellschaftspolitischer Konsens, der Achtsamkeit in Dingen der Stadtgestalt und -ge staltung als kulturelle Verpflichtung versteht. Für dieses Verständnis muss immer wieder neu geworben werden. Öffentliche Diskussion über Architektur fördert diesen Prozess und belebt den erforderlichen Dialog zwischen Investoren, Bevölkerung und Planern. Deshalb ist es besonders erfreulich, dass die Gemeinnützige Wohnungs bau - Gesellschaft Ingolstadt diesen gegenseitigen Dialog auch durch die Verleihung von zwei Deutschen Bauherren preisen 2010 weiter beleben konnte. Luftbild: Stadtplanungsamt Ingolstadt Ingolstadt 120

123 Projekt 6 D A S Z I E L S Y S T E M D E R G E M E I N N Ü T Z I G E N W O H N U N G S B A U G E S E L L S C H A F T I N G O L S T A D T (G W G) Ingolstadt erfährt seit Jahrzehnten ein äußerst lebendiges Baugeschehen. Insbesondere beim öffentlich geförderten Wohnungsbau wurden in Ingolstadt nicht nur quantitative, sondern auch qualitativ herausragende Erfolge erzielt. Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft ist seit jeher mit den beauftragten Architekten um Stadtgestalt und Umweltqualität spürbar bemüht. Die GWG ist größter Wohnungsanbieter in Ingolstadt. Das Unternehmen be - steht mittlerweile seit über 75 Jahren. Der Bestand gliedert sich in öffentlich geförderte und in freifinanzierte Mietwohnungen sowie in 50 Stu - denten wohnungen und umfasst Einfamilien-, Reihen-, Doppel- und Mehr fa - milienhäuser mit 1- bis 7-Zimmer-Wohnungen in nahezu allen Bezirken der Stadt Ingolstadt. In den letzten 20 Jahren sind ca neue Mietwohnungen in 50 Bauprojekten entstanden. Die Sanierungstätigkeit ist bei über 90 Prozent des Gesamtbestandes erfolgreich abgeschlossen. Seit 2002 erfolgt eine umfangreiche Sanierungstätigkeit in drei Sanierungsgebieten Soziale Stadt, welche im Jahr 2012 ihren Abschluss finden wird. Die jährliche Neubauleistung liegt bei ca. 100 Mietwohnungen. Das derzeitiges jährliches Investitionsvolumen beträgt ca. 17,0 Mio. Euro. Die Fluktuationsrate 2009 liegt bei ca. 6,0 Prozent bei einer Leerstandsquote von 0 Prozent. Gegenwärtig gibt es ca vorgemerkte Wohnungsinteressenten. Gesamtinvestitionskosten aller Maßnahmen von 1991 bis 2009: rund 213,0 Mio. Euro, davon öffentliche Förderungen durch Bund/Freistaat Bayern/Stadt rund 103,0 Mio. Euro. 121

124 Der erreichte Erfolg der Gemeinnützigen stützt sich auf folgende Unterneh - mens philo so phie: Wer baut, trägt Verantwortung. In erster Linie sind wir unseren Kunden, den vielen Tausend Mieterinnen und Mietern verpflichtet. Soziale Verpflichtung: Bezahlbarer, attraktiver und sicherer Wohnraum, der von einem soliden und seriösen Vermieter angeboten wird Ökonomische Erfordernisse: Wirtschaftlichkeit und Rentabilität dienen zur Substanzerhaltung und bedarfsgerechten Weiterführung des Geschäftsbetriebes Ökologische Anforderungen: Umweltqualität, Energieeffizienz und Energieeinsparung im Sinne einer nachhaltigen Bestandsentwicklung Baukultureller Auftrag: Förderung des Bewusstseins und des Dialogs über Architekturqualität sowie Förderung der Identität und des Selbstverständnisses einer Stadt Z I E L A N S A T Z U N D Z I E L V O R G A B E N D E R G W G : Erreichen eines qualitativen hochwertigen, kostengünstigen und umweltfreundlichen Wohnungsbaus Größtmöglicher Planungsfreiraum für die Architekten innerhalb klar definierter konsequenter Zielvorgaben Schaffen zukünftiger Wohn- und Lebensräume in Ingolstadt Bedarfsgerechte Fortführung des sozialen Wohnungsbaus Bereitstellung attraktiven Wohnraums in allen Stadtquartieren unter Berücksichtigung einer verkehrsminimierenden Siedlungsstruktur 122

125 Projekt 6 R A H M E N B E D I N G U N G E N E I N E R E R F O L G R E I C H E N W O H N U N G S B A U T Ä T I G K E I T Oberste Prämisse: Gegenseitiger Dialog als ständiger Optimierungsprozess Politischer Auftrag: Identifizierung der Bürger mit ihrer Stadt als Heimat Ziel: Qualifizierte Architektur als Förderer der Identität und des Selbstverständnisses einer Stadt Lösungsansatz: Ausloben von Wettbewerben als permanenter Wettstreit W A S I S T W I C H T I G F Ü R D I E S T A D T E N T W I C K L U N G V O N M O R G E N? Kommunale Wohnungspolitik muss sich den Wohnbedürfnissen der Gesellschaft von morgen stellen. Wohnraum für neue Bedürfnisse: altersgerechter barrierefreier Wohnraum Prüfen der ökologischen Anforderungen. Häufig lassen sich die neuen funktionalen und klimatischen Anforderungen besser mit Neubauten erfüllen. Anbieten von preiswertem Wohnraum im Rahmen der Quartiers - entwicklung. Unterstützung von Sozial- und Integrationsarbeit (40 % der Ingolstädter Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund); Schaffen von Kontaktmöglichkeiten, die soziale Beziehungen unterstützen. F A Z I T Die Geschäftstätigkeit der GWG und ihre Bauprojekte sollen dafür werben, dass die Stadt Ingolstadt offen bleibt für Tendenzen, die in die Zukunft weisen. Die Projekte sollen dazu beitragen, dass die Stadt lebendig bleibt als Schauplatz vielfältiger Ideen und als Ort des Dialogs und natürlich als Heimat für unsere Ingolstädter Bürgerinnen und Bürger. 123

126 D A S B E I S P I E L - N Ü R N B E R G E R S T R A S S E, J O S E F S V I E R T E L I N I N G O L S T A D T Der Planungsauftrag bestand in der Schaffung hochwertiger Architektur mit sehr hohen funktionalen Ansprüchen und einem sehr geringen Kostenbudget. Es galt, vielfältige Anforderungen unter einen Hut zu bringen: das Rahmenprogramm des Bauherrn, die Bedürfnisse und Anforderungen der Zielgruppe, die Funktionalität, den städtebaulichen Rahmen, das baurechtlich Machbare, die ökologischen Vorgaben, die Kosten. Das Beispiel - Neubau von altengerechten Wohnungen in der Nürnberger Straße - soll einen kleinen Einblick in den praktischen Ablauf der Umsetzung geben. B E S T A N D U N D S T R U K T U R Lageplan Der Bereich des Ingolstädter Josefviertels zwischen Nürnberger und Schillerstraße ist geprägt durch Zeilenbebauungen der 1950er, 1960er und 1970er Jahre mit Gebäudelängen bis ca. 60 Meter. Westlich verläuft die Bahnlinie München/Nürnberg mit der ICE-Verbindung. Zwischen Bahnlinie und Nürnberger Straße befand sich bis vor einigen Jahren eine Brache, die von einem ortsansässigen Bauunternehmen als Betriebshof und Lagerplatz genutzt wurde. Diese Fläche ist mittlerweile mit einem größeren Gebäudekomplex bebaut, in dem unter anderem auch eine Sozialstation der Arbeiterwohlfahrt mit einem Wohnheim untergebracht ist. Möglichkeiten der Kooperation und die Nutzung der vorhandenen Versor - gungseinrichtungen waren ausschlaggebend für die Vorgabe, das Bauvorhaben barrierefrei nach DIN Teil 1 zu planen. 124

127 Projekt 6 S C H A L L I M M I S S I O N Beeinträchtigungen für die städtebaulichen Lösungsmöglichkeiten stellten die nahe Bahnline und die Nürnberger Straße dar. An Hand von Berechnungen, die vom Umweltamt Ingolstadt zur Verfügung gestellt wurden, stellte sich die Situation so dar, dass zu Nachtzeiten die Lärmquelle der Bahnlinie ausschlaggebend ist, während zu Tagzeiten das Verkehrsaufkommen in der Nürnberger Straße in der Summe zu gleichwertigen Beeinträchtigungen führt. Diese Erkenntnisse bewirkten den Wunsch des Bauherrn, die Grünräume der straßenabgewandten Bebauungsseiten stärker gegen diese Einflüsse zu schützen bzw. die neue Bebauung stärker zu schließen. Schallimmission: Nacht-Situation A N A L Y S E S T Ä D T E B A U / S T Ä D T E B A U L I C H E S K O N Z E P T Eine erste naheliegende Bauform wäre die Schwinge gewesen, die allerdings als Großform das ortsübliche Gefüge sehr stark verändert hätte. Vorteil wäre neben der optimalen Entlastung der Grünbereiche die mögliche durchgängige Er - schließung gewesen. Die Kammform mit einem schallschützenden Rückgrat, das wiederum als durchgehendes Erschließungselement nutzbar gewesen wäre, wurde jedoch ebenso verworfen wie die Maschine, hier wäre der Vorteil der kurzen Wege im Hinblick auf die Anbindung möglichst vieler Wohnungen an die Ver - sorgungseinrichtungen optimal gewesen. Schallimmission: Tag-Situation Schließlich haben wir uns für eine abgewandelte Zeilenstruktur entschieden, wobei wir die Zeilen über Gelenke die Treppenhäuser zu Winkeln stellen. Schwinge Kamm Maschine Städtebauliche Analyse Lageplan: 1. BA (rot gekennzeichnet) Anbindung an ein bestehendes Wohnhaus aus den 1950er Jahren Der städtebauliche Maßstab bleibt gewahrt und die Freiräume bilden bekannte Dimensionen. Die Lage der Treppenhäuser und die Wahl eines Lauben gang typus ermöglichen die Verbindung der einzelnen Bauabschnitte untereinander. Brücken verbinden die Häuser in jedem Stockwerk. Somit entsteht Nach - barschaft gebäudeüber greifend auf kurzen Wegen. 125

128 Tiefgaragen wird es unter dem zweiten und dritten Bauabschnitt geben. Der Weg zum Auto kann somit für jeden Bewohner innerhalb des Gebäudes bzw. über die Laubengänge und die entsprechenden Treppenhäuser erfolgen. Z I E L G R U P P E Der Auftrag, barrierefrei nach DIN Teil 1 zu bauen, bringt erhebliche Anforderungen mit sich. Die Wohnungsgrößen sind klar reglementiert. Die Förderbestimmungen des sozialen Wohnungsbaus in Bayern legen Obergrenzen in Abhängigkeit der Zahl der Räume und der Anzahl der Bewohner fest. Für die Einhaltung der DIN Teil 1 sind bis zu 15 Quadratmeter, als erhöhter Flächenbedarf, einzuplanen. Die Größe der einzelnen Räume resultiert aus den erforderlichen Bewegungs - flächen. In der Küche oder im Schlafzimmer ist die Zugänglichkeit und Nutzung der Räume zu gewährleisten. Mindestabstände zwischen Bett und Schrank zum Beispiel sind exakt vorgegeben. Auch für Flure, Abstellbereiche oder Bäder bestehen diese Vorgaben. Ist Selbstständigkeit für gesunde Menschen, die ohne körperliche Ein schrän - kungen leben können, eine Selbstverständlichkeit, so ist es für behinderte Menschen um so wichtiger, sich autark im Alltag zu versorgen. Gut nutzbarer Stauraum in Reichweite ist in Abstellbereichen ebenso auszuweisen wie in der Küche oder im Bad. Der sitzende Mensch hat nicht nur einen eingeschränkten Bewegungsradius, er hat auch einen anderen Wahrnehmungs hori - zont, was folglich Einflüsse auf die Planung von Ein- und Ausblicken hat. Der Weg von der Straße bis zur Wohnung unterliegt ebenso diesen Kriterien. G E B Ä U D E K O N Z E P T Das Gebäudekonzept folgt konsequent den obengenannten Vorgaben. Das Haus wird über ein großzügiges Foyer als witterungsgeschützter Raum für Kommunikation und kleine Veranstaltungen sowie als Warteraum mit viel Transparenz und Kontakt, sowohl zum Teppenhaus als auch zur Straße, erschlossen. Das Treppenhaus ist zu einer bestehenden Wohnzeile so positioniert, dass ab dem 1. Obergeschoss die Anbindung der Kopfwohnungen möglich wurde. Grundriss, Erdgeschoss Schnitt 126

129 Projekt 6 Bereits im Hochparterre werden die Wohnungen über einen offenen Laubengang auf der Ost- bzw. Hofseite erschlossen. Im Westen und Süden sind den Wohnungen durchgehende Balkone vorgelegt. Die Ost-Westwohnungen sind durchgehend als 2-Zimmer-Wohnungen, die Südwohnungen sind als 3-Zimmer- Wohnungen konzipiert. Die 2-Zimmer-Wohnungen wurden sowohl als 1-Personen-Wohnungen wie auch als 2-Personen-Wohnungen ausgeführt. Das bedeutet fünf Quadratmeter mehr Wohn fläche je Wohnung. Die 3-Zimmer-Wohnungen werden von 3 bis 4 Personen genutzt. Auf dem Laubengang sind die Eingangsbereiche zurückgeschnitten. Die Distanz verschafft zusätzliche Intimität für die Wohnungseingänge. Die Flächen vor den Wohnungen werden als Stellfläche für Rollstuhl oder Rollator genutzt. Im Eingangsbereich befindet sich die auszuweisende Abstellfläche als Schrank - stellfläche, die die erforderliche Verkehrsfläche nutzt und einen eigenen Ab - stellraum erübrigt. Ein kleiner Schaltraum ist zu den Zimmern und der Küche hin großzügig zu öffnen. Das Bad mit den erforderlichen Bewegungsflächen bietet sowohl die Option der Badewanne wie auch der Dusche, ein Bodenablauf ist vorhanden. Die beiden Zimmer folgen den strengen Auflagen der Förderstelle. Das bedingt, dass der Schlafraum größer ist als der Wohnraum. Um die Nutzung wechselweise zu gewährleisten, sind beide Räume für beide Zwecke installiert. Das Konzept der durchgehenden Balkone findet eine weitere Begründung, da der Balkon in jedem Fall vom Wohnraum aus zu erreichen sein musste. 2 Zimmer für 1 Personen < 50 m m 2 = DIN Teil 1 2 Zimmer für 2 Personen < 55 m m 2 = DIN Teil 1 3 Zimmer für 3-4 Personen < 75 m m 2 = DIN Teil 1 I N N E N R A U M Der Innenraum zeigt auch die Transparenz zum Erschließungsbereich, um der kleinen Wohnung möglichst viel optische Größe zu geben. Barrierefreie Wohnungen, die Größe der einzelnen Räume resultiert aus den erforderlichen Bewegungs flächen. E R S C H L I E S S U N G Der offene Laubengang mit den intimen Eingangsbereichen und den Ab stell - möglichkeiten differenziert Verkehrsweg und Wohnungszugang. Behindertengerechte Beschläge an den Türen und Lichtschalterhöhen sind auch im Erschließungsbereich selbstverständlich. Die Gestaltung der Grundrisse ermöglicht größte Flexibilität; große Bewegungsflächen sind für Rollstuhlfahrer notwendig 127

130 Großer Flächenbedarf für Bewegungsflächen ist im Treppenhaus notwendig. Transparenz, Licht und Luft sorgen für eine helle, freundliche Atmosphäre. Auch im Aufzug will man nicht eingesperrt sein. Wie beim Gang über die Treppe, kann man im Aufzug die vertikale Erschließung erleben. Das Foyer bietet Raum für Kommunikation und Zusammenkunft. Großzügige, über transparente Aufzüge erreichbare Laubengänge auf der Hofseite erschließen die Wohnungen barrierefrei in guter architektonischer Qualität. Großer Flächenbedarf für Bewegungsflächen im Treppenhaus 128

131 Projekt 6 A N S I C H T E N Das Erscheinungsbild zur Straße ist geprägt durch große Alu-Schiebeläden, die auf die nahe Straße und die ICE-Trasse reagieren, Sicht- und Sonnenschutz bieten und durch das Wechselspiel der Ladenstellungen von Wohnung zu Woh - nung ein sehr lebendiges Bild ergeben, das im Lauf des Tages bzw. auch des Jahres selbst immer wieder neu variiert. Auf der Hofseite ist die Fassade sehr tief in verschiedene Ebenen gegliedert. Massive Brüstungen sorgen an den Wohnungseingängen für ein Sicher - heitsgefühl. Durchsichtige Geländer ermöglichen den Blick aus den Küchen in den Hof. Die Küchen rücken möglichst nah an die Brüstungen, um diesen Blick freizugeben, während die Zugangssituationen zurückversetzt sind, um einen introvertierten Charakter zu vermitteln. Ost-Hofseite West-Straßenseite Süd-Straßenseite Ein großzügiges Foyer als Gemeinschaftsraum ermöglicht Zusammenkunft 129

132 W E I T E R E G U T E B E I S P I E L E aus Ingolstadt stehen stellvertretend für die Bereitstellung der GWG von attraktiven Wohnraum in allen Stadtbereichen. Neugasse und Giesbadgasse Die Projekte verdeutlichen, wie wichtig es ist, gerade in Zeiten starken Wachs - tums die Potentiale zu suchen, die in gewachsenen Strukturen ungenutzt sind. Das kann sich auf eine einfache Nachverdichtung, durch Bebauung der ungenutzten Flächen, beschränken. Das kann aber auch einen urbanen Maßstabs - sprung bedeuten - Aufstockungen, Reduzierung der Abstandsflächen oder dergleichen. Dies ist eine wesentliche Aufgabenstellung für Architekten und Stadtplaner: Art und Maß der Nutzung neu abzuwägen, die örtlichen Gegebenheiten zu prüfen, diese neu zu bewerten und die Menschen in ihren angestammten Vierteln mit den neuen Qualitäten vertraut zu machen. Prinz-Franz-Straße Die GWG hat sich zum Ziel gesetzt, in Ingolstadt nicht nur qualitative, sondern auch innovative und qualitativ herausragende Bauvolumina anzubieten. Zahlreiche namhafte Auszeichnungen der von hohem Niveau getragenen Architektur unter kostengünstigen und umweltfreundlichen Aspekten geben hiervon Zeugnis. Münchener Straße Kronprinz-Rupprecht-Straße An der Donau 130

133 Projekt 6 Ingolstadt, Josefsviertel - Altengerechtes Wohnen in eindrucksvoller architektonischer Formsprache Deutscher Bauherrenpreis Neubau 2009/2010 (Preisträger) Aus dem Votum der Jury Das fertiggestellte Gebäude des ersten Bauabschnitts zeigt die Qualität des Gesamtprojektes: es ist in eindrucksvoller architektonischer Formsprache direkt an den Bestand angebaut und ermöglicht die barrierefreie Erreichbarkeit auch der angrenzenden Wohnungen des Altbaus. Großzügige, über transparente Aufzüge erreichbare Laubengänge auf der Hofseite erschließen die Wohnungen barrierefrei in guter architektonischer Qualität. Sie sind ebenso wie die Wohnungen rollstuhlgerecht und bieten gleichzeitig Raum für soziale Kontakte. Für die Bewohner ist es möglich, sowohl die Versorgungsangebote als auch die Betreuungsdienste der auf der gegen-überliegenden Straßenseite gelegenen Sozialstation der Arbeiterwohlfahrt mit zu nutzen. Entstanden ist eine städtebaulich attraktive Situation, die den Straßenraum aufwertet und gleichzeitig ruhige Innenhöfe schafft. Das Gebäude ist in seiner Gesamtheit beispielhaft für anspruchsvollen Wohnungsbau an lärmbelasteten Standorten und steht für den Anspruch der Wohnungsbaugesellschaft, den Wohnbedürfnissen älterer und pflegebedürftiger Menschen zu entsprechen. Bauherr und Eigentümer: Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft Ingolstadt Entwurf und Planung: Beyer + Dier, Architekten BDA - Stadtplaner, Ingolstadt 131

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