Die Entwicklung der dualen Studiengänge als hybride Organisationsformen zwischen Berufs- und Hochschulsystem

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1 Die Entwicklung der dualen Studiengänge als hybride Organisationsformen zwischen Berufs- und Hochschulsystem Lukas Graf Abteilung Ausbildung und Arbeitsmarkt Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) Reichpietschufer 50, Berlin Vortrag im Rahmen des Workshops DUAL STUDIEREN im Blick Entwicklungen, Umsetzungserfahrungen und Perspektiven am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), Universität Duisburg-Essen,

2 Einleitung: INVEST-Forschungsprojekt Fokus: Institutioneller Wandel an der Schnittstelle von Hochschul- und Berufsbildungssystem Methode: Historisch-institutionelle Prozessanalysen auf der Basis von Experteninterviews & Dokumentenanalysen Ländervergleiche: Deutschland, USA, UK, Frankreich, Österreich, Schweiz 2

3 Gliederung 1. Einleitung INVEST-Projekt 2. Definition Duale Studiengänge als hybride Organisationsformen 3. Internationaler Vergleich Warum gibt es duale Studiengänge in dieser Form nur in Deutschland? 4. Fazit und Ausblick Hybridisierung & Durchlässigkeit 3

4 Duale Studiengänge als hybride Organisationsformen Problematik: Bildungs-Schisma, d.h. institutionelle Segmentierung zwischen Berufs- und Hochschulbildung (Baethge, M Das deutsche Bildungs-Schisma: Welche Probleme ein vorindustrielles Bildungssystem in einer nachindustriellen Gesellschaft hat, Göttingen, SOFI) Als hybride Organisationsformen vereinen duale Studiengänge jedoch Elemente der jeweiligen institutionellen Ordnung Beispiele: politische Steuerung, Finanzierung, Status des Personals, Status der Lernenden, Curricula 4

5 Blick nach Frankreich, Großbritannien und in die USA Frankreich: Berufsbildung stark verschult UK, USA: Berufsbildung sozialstrukturell anders gelagert; Zielgruppe sind eher Benachteiligte Eine Hybridisierung wie im deutschen Fall der dualen Studiengänge ist nicht möglich 5

6 In Österreich und der Schweiz findet sich ebenfalls eine starke institutionelle Trennung zw. Berufsbildungs- und Hochschulsystem Diese Trennung wird zunehmend in Frage gestellt: Demografischer Wandel & drohender Fachkräftemangel Struktureller Wandel hin zur Wissensökonomie Gestiegene Bildungsaspirationen von Jugendlichen Fortschreitende Europäisierungsprozesse 6

7 Ursprung der dualen Studiengänge in Deutschland Einführung der Fachhochschulen (ca ) zunächst durch Upgrading von staatl. Ingenieurschulen, höheren Fachschulen usw. Einige große Industriebetriebe in BaWü suchen jedoch nach eigener (maßgeschneiderter) Lösung & entwickeln in Zusammenarbeit mit der IHK die ersten Berufsakademien Diffusion des Organisationsprinzips in andere Bundesländer 7

8 Österreich: Die besondere Rolle der Berufsbildenden Höheren Schulen Bedeutender vollzeitschulischer Berufsbildungssektor parallel zur dualen Ausbildung historisch institutionalisiert 1970er Jahre: Berufsbildende höhere Schule (BHS) absorbieren Bildungsexpansion Einführung von Fachhochschulen erst 1994, aber BHS besteht weiterhin Graf, L., Lassnigg, L. & Powell, J.J.W. (2011, i.e.) Austrian Corporatism and Gradual Institutional Change in the Relationship between Apprenticeship Training and School-based VET. In Busemeyer, M.R. & Trampusch, C. (Hrsg.) The Political Economy of Collective Skill Formation. Oxford, Oxford University Press 8

9 Schweiz: Die besondere Rolle der höheren Berufsbildung Dominanz der dualen Ausbildung sowie hohes Ansehen der höheren Fachschulen & höheren Fachprüfungen Fachhochschulen entstehen erst 1995 durch Upgrading Fachhochschulsektor setzt jedoch direkt auf dualer Ausbildung auf 9

10 Fazit: Drei unterschiedliche Entwicklungsmuster In Deutschland: Historische Kontingenz Kontingenz ergibt sich aus spezifischem institutionellen Zusammenspiel von dualer Ausbildung, höherer Berufsbildung, höherer Allgemeinbildung und Hochschulbildung 10

11 Ausblick: Hybridisierung & Durchlässigkeit Welche Bedeutung haben duale Studiengänge für den Grad der Durchlässigkeit zw. Berufs- und Hochschulbildung? Ausbildungs- & praxisintegrierende duale Studiengänge setzen meist Hochschulzugangsberechtigung voraus: In diesem Sinne ist soziale Durchlässigkeit eingeschränkt Hybride duale Studiengänge befördern jedoch institutionelle Durchlässigkeit zw. Berufs- & Hochschulbildung Lockerung des Bildungs-Schismas in dieser Form bis jetzt auf Sektor der dualen Studien beschränkt 11

12 Vielen Dank Lukas Graf Website: Abteilung Ausbildung und Arbeitsmarkt Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) Reichpietschufer 50, Berlin Literatur: Die Folien beinhalten aus Platzgründen nicht alle Literaturangaben. Gerne sende ich Ihnen eine detaillierte Literaturliste zu bitte kontaktieren Sie mich via 12

13 Publikationen (Auswahl) Graf, L., Lassnigg, L. & Powell, J.J.W. (2011, i.e.) Austrian Corporatism and Gradual Institutional Change in the Relationship between Apprenticeship Training and School-based VET. In Busemeyer, M.R. & Trampusch, C. (Hrsg.) The Political Economy of Collective Skill Formation. Oxford, Oxford University Press Graf, L. (2009) Applying the Varieties of Capitalism Approach to Higher Education: Comparing the Internationalization of German and British Universities. European Journal of Education, 44(4): Bernhard, N., Graf, L. & Powell, J.J.W. (2010) Wenn sich Bologna und Kopenhagen treffen - Erhöhte Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Hochschulbildung? WZB Mitteilungen, (130): Powell, J.J.W., Coutrot, L., Graf, L., Bernhard, N., Kieffer, A. & Solga, H. (2009) Comparing the Relationship between Vocational and Higher Education in Germany and France. WZB Discussion Paper SP I Berlin, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung 13