Geplatzter Traum und zementierte Abhängigkeit
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- Mina Grosser
- vor 6 Jahren
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1 Geplatzter Traum und zementierte Abhängigkeit Am kommenden Sonntag ( ) geht die Ausgliederung der Profiabteilung des FC Hansa Rostock aus dem Verein über die Bühne. Sie wird seit einem Jahr als alternativlos dargestellt. So hatte man sich das Ganze ursprünglich einmal vorgestellt: (NDR am Bericht zur Strategie 2020) Und diese Informationen gab es zum Investor: (NDR am Bericht über Investor) Schaut man sich die ursprüngliche Zielstellung an, die Aufsichtsrat, Mitgliedern, Fans und Öffentlichkeit suggeriert wurde, so ist festzustellen: Der Traum vom schuldenfreien Stadion in Vereinshand ist geplatzt. Der Verein hat weiterhin zweistellige Millionenschulden und der Darlehensgeber hat bei Zahlungsverzug letztlich einen Zugriff auf das Stadion. Derzeit drücken den Verein noch die kompletten sog. Stadionschulden (ca. 20 Mio. ), d.h. der Darlehensvertrag zwischen der Ostseestadion GmbH und der Obotritia Capital vom Mai 2015, der lange Zeit selbst vor dem Aufsichtsrat geheim blieb. Zins und Tilgung des Darlehens sind zwar bis Sommer 2017 ausgesetzt, jedoch nicht gestrichen. Allein für den Zeitraum bis fallen für den Verein aufgrund der 4 % Zinsfestlegung Kosten in Höhe von 800 TEUR an. Der Darlehensgeber Obotritia Capital (Rolf Elgeti) hat Anspruch auf diese Forderung. Einen Verzicht hat er bis dato nicht erklärt. Nach der Ausgliederung, sofern sie am beschlossen wird, verbleiben beim Verein über seine Ostseestadion GmbH ca. 9 Mio. an Verbindlichkeiten aus diesen sog. Stadionschulden. Die Verbindlichkeit besteht aber nicht gegenüber einer Bank, sondern der Verein verbleibt in seiner tiefen Abhängigkeit (oder Babylonischen Gefangenschaft) von einem Einzelnen bzw. dessen Unternehmen. In diese Lage hat den Traditionsverein sein ehemaliger Vorstandsvorsitzender Michael Dahlmann gebracht. Der sog. Investor Rolf Elgeti gibt selbst kein frisches oder gar eigenes Geld in die Ausgliederung, sondern erlangt 45 % der Anteile an der neuen Gesellschaft ausschließlich durch die Abtretung weiterer Forderungsanteile (ca. 1,5 Mio. ), für die er selbst zuvor nichts hatte zahlen müssen. Zugleich wird der Investor Mitgesellschafter der neuen Gesellschaft. Die Investition von Rolf Elgeti besteht derzeit in der Bedienung des Kredites, den er für die Ablösung des OSG-Kredites bei der DKB aufgenommenen hat. Als Kredithöhe können 7,5 Mio. angenommen werden, bei einem Zinssatz, der unter 4 % liegen dürfte. Der FC Hansa hat mit dem gesamten Dahlmann/Elgeti-Konstrukt nichts Zukunftsfähiges gewonnen. Die Reduzierung des 20 Mio. - Kredites bei der DKB auf 9 Mio. hätte auch direkt mit der Bank erfolgen können, d.h. ohne einen Dritten. Gegenteiliges ist nicht bekannt. Anschließend wäre ebenfalls eine Ausgliederung der Profiabteilung möglich gewesen, die jedoch einen erheblichen Vorteil ge-
2 genüber der aktuellen Situation hätte: Partner könnten (wie in anderen Vereinen) echte Investoren sein, die flüssiges Geld in die Gesellschaft und damit den Verein geben. Der FC Hansa ist jetzt von Rolf Elgeti abhängig (9 Mio. Darlehen Stadion, 4 Mio. Darlehen Geschäftsstelle). Eine weitere Verbindlichkeit bei der DKB (700 TEUR) bleibt ebenso beim Verein hängen wie die Verbindlichkeiten der vor Jahren aufgelegten Fananleihe. Kaum ein anderer Investor wird und kann sich bei dem Konstrukt beteiligen, zumal dies aufgrund der 50 %-Regelung sowieso nur noch mit 4 % möglich wäre. Rolf Elgeti hat bis dato keine Verluste gemacht und kann auf bessere Hansa-Zeiten hoffen. Treten diese nicht ein, kann er jene Anteile verkaufen, die ihn effektiv nichts kosteten. Kann der FCH das Obotritia-Darlehen nicht bedienen, hat Elgeti letztlich sogar Zugriff auf das Ostseestadion. Hinzu kommt: Der Investor hat bereits weitere gute Geschäfte gemacht, wie das mit der VIP-Loge und einem Sale & Lease Back für die Geschäftsstelle des FC Hansa. Die neue Gesellschaft übernimmt das gesamte Merchandising und über viele Hebel, wie z.b. die Gestaltung von Stadionmiete und Leistungsaustauschen, gibt es zusätzliche Steuerungsmöglichkeiten zugunsten des Investors. Herrn Dahlmann sei Dank für diese den FCH auf lange Zeit prägende Konstruktion, zu der es Alternativen gegeben hätte Im Anhang finden sich bildhafte Darstellungen zur Ausgliederung und zum Darlehensvertrag.
3 Ausgliederung Verein (Lizenzbereich) materielle Werte immaterielle Werte (Transferrechte) Mietvertrag Geschäftsstelle Mietvertrag Ostseestadion Forderungen Verpflichtungen Verbindlichkeiten Schuldverhältnisse Arbeitsverträge (Spieler + MA) Verträge (Catering u.a.) Markennutzung Vermarktungsrechte Übertragung Ausgliederungsvermögen Gegenleistung Anteile an Gesellschaft Leistungsausgleich Ausgleich umfassender Leistungen gegen Vergütung (Umsatzsteuer / Verzugszinsen 8 %) Spielbetriebsgesellschaft (GmbH & Co. KGaA) Vereinsbereich Breitensport Mitgliederbereich Mannschaften der U Männermannschaft Abgabe der Herausgabe von Stadionzeitung Kogge Newsletter Hansa-Logbuch Abgabe Internetauftritt (Name, Layout, Inhalt) KGaA-Bereich (Lizenzbereich) Teilnahme am Vereinsleben und Veranstaltungen
4 Wirtschaftsgüter Vereinsbereich Ausstattung Internat und Trainingszentrum Fanhaus Möbel Pflegemaschinen Sportgeräte Vereinsausstattung Betriebs- und Geschäftsausstattung Büroeinrichtungen IT-Hardware Kraftfahrzeuge, PKW, LKW, Transportmittel Mitnutzung gegen Vergütung Mitnutzung/Überlassung erfolgt jeweils ohne Pflicht zu Wartung und Wertausgleich nach Rückgabe Überführung Mitnutzung gegen Vergütung KGaA-Bereich (Lizenzbereich) Betriebs- und Geschäftsausstattung Büroeinrichtungen IT-Hardware Kraftfahrzeuge, PKW, LKW, Transportmittel Markeneigentümer Aufhebung der Markennutzungsvereinbarung mit der OSG Marken-Lizenz gegen Gebühr Verbot der Unterlizensierung oder Übertragung an Dritte Markennutzer Markennutzungsvereinbarung mit Verein ausschließlich für
5 55 % Anteile 45 % Anteile FC Hansa Rostock e.v. Obotritia Capital Verwaltungs- GmbH FCH GmbH & Co. KG (Spielbetriebsgesellschaft) Gesellschafter: Verein Gesellschafter Verein FCH Verwaltungs-GmbH des FCH Obotritia Capital m 1. Schritt: Vermögensbeteiligung ,- Bareinlage 1. Gründung der Gesellschaft mit Grundkapital 50 TEUR 1. Vermögensbeteiligung ,- Bareinlage 2. Schritt: Bildung von nennwertlosen Aktien und Übertragung auf den FC Hansa e.v. als Gegenleistung für die Einbringung des Ausgliederungsvermögens ( ,- ) 2. Erhöhung Grundkapital auf ,- und Bildung von Aktien 3. Erhöhung Grundkapital auf 1 Mio. und Bildung weiterer Aktien 3. Schritt: Bildung von Aktien und Übertragung auf Obotritia Capital für die Abtretung (!) eines Teils der Forderungen aus dem OSG-Darlehen vom 21./22. Mai 2015 (Teil: ,- ); der Rest des abgetretenen Forderungsanteils geht in die Rücklage der KGaA ( ,- ) 55 % der Aktien beim Verein 45 % der Aktien bei Obotritia
6 Der FC Hansa Rostock e.v. gliedert seine (Lizenzbereich) in eine eigene Gesellschaft aus. Für die Einbringung seiner materiellen und immateriellen Werte in die neue Gesellschaft erhält der Verein nennwertlose Stückaktien dieser Gesellschaft. Um Aktien der neuen Gesellschaft zu erlangen, erfüllt Obotritia Capital, d.h. Rolf Elgeti, seine Einlagepflicht hingegen ausschließlich durch die Abtretung von (einigen) Forderungen gegen die Ostseestadion GmbH (OSG) an die neue Gesellschaft. Das heißt, der sog. Investor gibt weder flüssiges Geld noch erlässt er (wie lange Glauben gemacht) alle bestehenden Forderungen, vielmehr erhält er Aktien gegen Forderungsanteile (1,5 Mio. ), für die er selbst nichts hatte zahlen müssen. Die ca. 9 Mio. an Forderungen gegen die OSG und damit letztlich den Verein bleiben nach der Ausgliederung bestehen. Im Jahr 2015 hieß das alles ganz anders: Da stellte Michael Dahlmann Rolf Elgeti als kompletten Entschulder des FCH hin. Im Mai 2015 löste Obotritia Capital den damals bei der DKB bestehenden ca. 21 Mio. Kredit der Ostseestadion GmbH für, so hieß es, 7,5 Mio. ab. Diese Forderung gegen die OSG sollte anschließend gegen Aktien der neuen Gesellschaft umgewandelt werden. Auf diese Weise sollte der FC Hansa komplett entschuldet werden ( Soweit die Theorie und die Darstellung gegenüber Aufsichtsrat und Öffentlichkeit. Was geschah wirklich? Obotritia Capital (Rolf Elgeti) kaufte die Forderungen der DKB gegen die OSG auf und schloss auf dieser Basis mit der OSG, unter aktiver Mitwirkung von Michael Dahlmann, einen Darlehensvertrag in Höhe der abgelösten Forderung (20,393 Mio. EUR), anstatt in Höhe des Kaufpreises mit kleinem Aufschlag. Dem Aufsichtsrat war es anders suggeriert und vorgelegt worden (AR-Beschluss ). Der tatsächliche Darlehensvertrag blieb daher zunächst lange geheim, sein öffentliches Bekanntwerden führte Ende September/Anfang Oktober 2015 zum Eklat. Elgeti und Dahlmann überschlugen sich mit immer neuen Ideen und Meldungen zu geplanten Forderungsverzichten, die an ständig wechselnde Bedingungen geknüpft wurden. Nachdem Michael Dahlmann zurücktrat, konnte ein am eingesetzter neuer Vorstand bereits Ende Oktober die Darlehenssumme bei Elgeti auf ca. 9 Mio. Euro drücken, unter den damaligen Umständen ein großer Erfolg. Mit der Ausgliederung lässt Rolf Elgeti lediglich die Luft raus zwischen seinen realen Kosten des Forderungsaufkaufs von der DKB im April 2015 (ca. 7,5 Mio. ) und seinem Darlehensvertrag mit der OSG vom 21./ (ca. 20,4 Mio. ): ca. 20 Mio. Darlehen Ostseestadion GmbH bei der DKB zu 0,5 % Zinsen Forderungskauf durch Obotritia Capital für ca. 7,5 Mio. (April 2015) Darlehen Obotritia Capital an Ostseestadion GmbH über 20,4 Mio. zu 4 % Zinsen vorbei am Aufsichtsrat (21./ ) Runterhandeln der Forderung durch Interimsvorstand auf ca. 9 Mio. ( ) Bedingung: Ausgliederung Einlage von 1,5 Mio. Forderungen gegen OSG in die neue KGaA, an der Obotritia Capital 45 % halten wird, im Zuge der Ausgliederung beim FC Hansa verbleiben Verbindlichkeiten in Höhe von ca. 9 Mio. ; der Investor muss nichts für seine Anteile an der KGaA zahlen
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