Eine neue Methode zur Messung der indirekt gemessenen Finanzdienstleistungen
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- Juliane Feld
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1 Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Statistik BFS BFS Aktuell 4 Volkswirtschaft Neuchâtel, August 2007 Finanzdienstleistungen Eine neue Methode zur Messung der indirekt gemessenen Finanzdienstleistungen Auskunft: Christophe Matthey, BFS, Sektion Volkswirtschaft, Tel.: christophe.matthey@bfs.admin.ch Bestellnummer: Espace de l Europe CH-2010 Neuchâtel
2 1 Einleitung 3 2 Konzept der FISIM Allgemeines Konzept Erläuterung des Modells anhand eines Referenzzinssatzes Methode Daten Komponenten und Auswirkungen auf das BIP Diskussion der Ergebnisse Gliederung der FISIM FISIM und BIP-Wachstum Schlussfolgerungen 12 2/12
3 1 Einleitung Die Produktion von Finanzdienstleistungen zeichnet sich durch besondere Vergütungsarten aus, wobei in der Regel zwei Kategorien unterschieden werden. Die erste Kategorie umfasst die Finanzdienstleistungen, welche direkt in Rechnung gestellt werden, ähnlich wie andere, nichtfinanzielle Dienstleistungen. Die Fakturierung erfolgt generell in Form von Kommissionen, welche pauschal oder anteilig zur durchgeführten Transaktion festgelegt werden. Konkrete Beispiele hierfür sind Courtagen oder Vermögensverwaltungsgebühren. Andere Finanzdienstleistungen werden jedoch nicht direkt fakturiert. Das Konzept der FISIM (für «financial intermediation services indirectly measured», - auf Deutsch «indirekt gemessene Finanzdienstleistungen») wurde entwickelt, um deren besondere Vergütungsarten zu erfassen. Ein typisches Beispiel ist das Einlagen- und Kreditgeschäft, bei dem die Vergütung der Dienstleistung des Finanzunternehmens über die Differenz zwischen den Soll- und Habenzinssätzen erfolgt. Der Wert der Dienstleistung bemisst sich somit nach der Zinsdifferenz. Das Verfahren zur Berechnung dieses Wertes wurde kürzlich revidiert und ist Gegenstand dieses Berichts. 2 Konzept der FISIM 2.1 Allgemeines Konzept Wie einleitend erwähnt, werden gewisse Finanzserviceleistungen nicht explizit in Rechnung gestellt, insbesondere die Leistungen im Zusammenhang mit der Annahme von Einlagen und der Kreditgewährung. Aufgrund ihrer Bereitschaft zur Kreditvergabe bieten die Finanzierungsgesellschaften den Kreditnehmern die Möglichkeit, sich nach Bedürfnis Liquidität zu beschaffen, wobei sie fortlaufend die damit eingegangenen Risiken überprüfen. Zudem bieten sie im Gegenzug für die bei ihnen deponierten Einlagen gewisse Komfortleistungen, indem sie z.b. stets Geld verfügbar halten und Zahlungsmittel bereitstellen. Für die Mehrzahl dieser Tätigkeiten wird in der Regel keine direkte Gebühr erhoben. Die Vergütung der Dienstleistung erfolgt über eine andere Einkommenskomponente die Zinsmarge. Das Konzept der FISIM wurde entwickelt, um bei dieser Zinsspanne die Leistungsvergütungskomponente von der reinen Vermögenseinkommenskomponente unterscheiden zu können. Zudem zeigte sich klar, dass ohne FISIM die explizit fakturierten Dienstleistungen nicht genügten, um die Kosten des Bankgeschäfts zu decken. Da eine systematisch negative Wertschöpfung wirtschaftlich keinen Sinn macht, ergab sich die Notwendigkeit, einen Teil dieser Vermögenseinkommen als Entgelt für erbrachte Dienstleistungen zu behandeln. Die auf internationaler Ebene durchgeführten konzeptuellen und methodischen Arbeiten konzentrierten sich auf zwei einander ergänzende Bereiche: die Bestimmung des Wertes der implizit fakturierten Produktion und deren Aufteilung auf die verschiedenen Verwender der Dienstleistungen. Diese Verteilung ist wichtig in einem System wie jenem der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, das ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Komponenten gewährleistet. Auf internationaler Ebene ergab sich insbesondere aufgrund der Handbücher SNA 1 93 und ESVG 2 95 ein theoretischer Konsens zugunsten eines Verfahrens 1 System of National Accounts. 3/12
4 unter Beizug eines Referenzzinssatzes (s. folgendes Kapitel). Dieses Modell wurde von verschiedenen Ländern und der europäischen Statistikbehörde Eurostat in der Praxis entwickelt. Es bietet den Vorteil: - dass die FISIM auf Einlagen von den FISIM auf Krediten unterschieden werden können; - dass sich die FISIM den verschiedenen institutionellen Kundensektoren 3 zuordnen lassen. Da diese Methode Basisdaten mit einem hohen Detaillierungsgrad erfordert, wurde gleichzeitig ein vereinfachtes Verfahren entwickelt, das bis heute in der schweizerischen VGR Anwendung findet. Bei diesem vereinfachten Verfahren wird die gesamte Zinsdifferenz nach gewissen Korrekturen als Dienstleistungsentgelt behandelt. Die Möglichkeit der Verteilung auf die unterschiedlichen Wirtschaftssektoren entfällt. Wegen des erforderlichen Systemausgleichs werden die produzierten FISIM vollständig als Vorleistungen eines fiktiven Sektors gebucht. Diese Behandlung führt dazu, dass das BIP um einen Teil der Produktion der Finanzmittler unterschätzt wird, da die FISIM von der Gesamtwertschöpfung in Abzug gebracht werden. 2.2 Erläuterung des Modells anhand eines Referenzzinssatzes Das neue Modell beruht auf der theoretischen Vorstellung, dass es für jede Transaktion einen Referenzzinssatz gibt, der den reinen Preis für das Leihen und Entleihen von Geld frei von Dienstleistungszuschlägen widerspiegelt. Die Serviceleistungen der Finanzinstitute können in diesem Fall anhand der Differenz zwischen den ihrerseits praktizierten Zinsen und dem Referenzzinssatz geschätzt werden, welche für sie eine Art Opportunitätskosten darstellt. Der in Rechnung gestellte Zins gliedert sich somit in zwei Teile: - einen reinen Zins, der bei der Bereitstellung von Geld anfällt und auf dem Referenzzinssatz basiert; - ein Dienstleistungsentgelt, das sich anhand der Spanne zwischen dem fakturierten Betrag und dem reinen Zinssatz bemisst. Im konkreten Fall einer Kreditvergabe bemisst sich der Wert der Dienstleistung zugunsten des Kreditnehmers am höheren Zins, den dieser zu zahlen bereit ist, um die Leistungen des Finanzinstituts beanspruchen zu dürfen. Dahinter steckt der Gedanke, dass der Kreditnehmer einen nichtfinanziellen Kreditgeber finden könnte, der ihm das Geld direkt zum Referenzzinssatz zur Verfügung stellt. Aus verschiedenen Gründen (Zeitgewinn, Skalenerträge, leichtere Kommunikation usw.) zieht es der Kreditnehmer jedoch vor, die Leistungen des Finanzinstituts zu nutzen und im Gegenzug dafür mehr als den Referenzzinssatz zu bezahlen. Das folgende Beispiel veranschaulicht diesen Sachverhalt: o Kredit: 1'000.- o Berechneter Zins: 4% o Referenzzinssatz: 2% o FISIM auf Kredit: (4% - 2%) x = 20.- Im Falle der Entgegennahme einer Einlage bemisst sich der Wert der Dienstleistung zugunsten des Anlegers am Zinsbetrag, auf den dieser verzichtet, wenn er sein Geld bei einem Finanzinstitut anlegt, um dessen Leistungen beanspruchen zu dürfen. Dahinter steht auch hier die Idee, dass der 2 Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen. 3 Die institutionellen Sektoren im Rahmen der VGR sind: nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, finanzielle Kapitalgesellschaften, Staat, private Haushalte, private Organisationen ohne Erwerbszweck und übrige Welt. 4/12
5 Investor sein Geld direkt bei einem nichtfinanziellen Akteur anlegen könnte, der ihm seine Einlage zum Referenzzinssatz vergüten würde. Aus verschiedenen Gründen (fehlende Markttransparenz, Befürchtungen bezüglich des Anlagerisikos, geringe Betragshöhe usw.) zieht es der Anleger jedoch vor, sein Geld bei einem Finanzinstitut zu platzieren und dafür eine unter dem Referenzzinssatz liegende Entschädigung in Kauf zu nehmen. Das folgende Beispiel veranschaulicht diesen Sachverhalt: o Einlage: 1'000.- o Berechneter Zins: 1% o Referenzzinssatz: 2% o FISIM auf Einlage: (2% - 1%) x = 10.- Bei dieser Methode sind die Schätzung des Gesamtwertes der FISIM und deren Aufgliederung auf die verschiedenen Kundensektoren untrennbar verbunden. Diese Aufteilung der FISIM ist fundamental und wirkt sich auf drei VGR-Aggregate aus: die Vorleistungen, die Konsumausgaben und die Exporte. Die Zuordnung der FISIM zu den Vorleistungen bewirkt eine Verminderung der Wertschöpfung der entsprechenden nachfragenden Sektoren, wogegen sich das BIP erhöht, wenn die FISIM den Konsumausgaben und den Exporten zugerechnet werden. Soweit Transaktionen mit nicht gebietsansässigen Finanzinstituten getätigt werden, sind auch Importe von FISIM möglich. Die Wahl des Referenzzinssatzes hat somit entscheidende Auswirkungen auf die Ergebnisse. Im Idealfall sollte der verwendete Zinssatz die verschiedenen möglichen Laufzeiten (Fälligkeiten) widerspiegeln. Ferner sollte er dem Umstand Rechnung tragen, dass moderne Volkswirtschaften offen sind und zahlreiche Transaktionen in anderen Währungen als der Landeswährung getätigt werden. Selbstverständlich ist es schwierig, einen Zinssatz zu bestimmen, der diese Anforderungen samt und sonders erfüllt. In der internationalen Praxis sind diesbezüglich folgende Merkmale auszumachen: - Die Berechnungen stützen gewöhnlich auf einen einzigen Referenzzinssatz ab, dessen Eigenschaften sich einer durchschnittlichen Struktur der Laufzeiten der Kredite und Einlagen nähern. - Zur Berechnung werden entweder tatsächliche Marktzinsen (kurz-, mittel- oder langfristige Zinssätze bzw. Durchschnittszinsen) oder konstruktiv hergeleitete Zinssätze herangezogen. Die diesbezügliche Praxis ist ziemlich uneinheitlich. - Zahlreiche Länder, vor allem europäische, wenden unterschiedliche Referenzzinssätze für inländische und internationale Transaktionen an, um den Besonderheiten der involvierten Währungen Rechnung zu tragen. 3 Methodik 3.1 Daten Die 2007 neu eingeführte Methode der FISIM-Berechnung im Rahmen der schweizerischen VGR basiert auf der in Kapitel 2 beschriebenen Referenzzinsmethode. Sie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und dem Bundesamt für Statistik (BFS). Hauptdatenquelle der Berechnung ist die Bankenstatistik der SNB, die einer Sonderauswertung unterzogen wurde. 5/12
6 Die neue Berechnungsmethode bedingt, dass ausreichend detaillierte Daten verfügbar sind, damit sich für alle bei den Banken erhobenen Kredit- und Einlagenarten die entsprechenden Kundenseiten identifizieren lassen. Während diese Aufgliederung im Falle der gewährten Kredite und der getätigten Einlagen (Bestände) direkt den vorhandenen Statistiken entnommen werden konnte, mussten die nach Sektoren differenzierten Daten (Ströme) geschätzt werden. Diese Schätzungen beruhen im Wesentlichen auf der Anwendung spezifischer Zinssätze auf die entsprechenden Beträge. In der Mehrzahl der Fälle werden diese auf monatlicher Basis erhoben. Bei gewissen Positionen beziehen sich die verwendeten Zinssätze nicht direkt auf die Bestände. Sie stellen daher Approximationen der gesuchten Sätze dar. Diese Grössen dürften 2008 durch neue, im Zuge der Erweiterung der bestehenden Erhebungen der SNB generierte Daten ersetzt werden. Die derzeitige Datenlage lässt generell keine Aussagen über spezifische sektorielle Differenzen (z.b. unterschiedliche durchschnittliche Risikoprämien) zu. Die erkennbaren Differenzen zwischen den Sektoren sind im Wesentlichen auf die unterschiedliche Zusammensetzung der beanspruchten Kredit- bzw. Einlagentypen zurückzuführen. Die Berechnung dieser Daten erfolgt auf Quartalsbasis durch die SNB. Die Bestimmung eines Referenzzinssatzes für die Schweiz war nicht einfach. Verschiedene Alternativen wurden geprüft, so z.b. die Verwendung von Interbankraten oder die Verwendung eines Durchschnitts zwischen kurzfristigen und langfristigen Zinssätzen. Die Wahl fiel schliesslich auf den Durchschnittszins zwischen den berücksichtigten Kredit- und Einlagenzinsen. Für diesen Entscheid sprachen vor allem pragmatische Gründe. Insbesondere lassen sich damit gewisse inkohärente Entwicklungen bei der Aufgliederung zwischen den verschiedenen Komponenten der FISIM vermeiden. Das gewählte Verfahren gleicht der in Australien und Grossbritannen verwendeten Methode, unterscheidet sich aber von der in Europa verbreiteten Praxis, welche die Interbankrate favorisiert. Die anhand dieser Methode für die Schweiz erzielten Resultate waren nicht robust und widerspiegelten das Einlagen- und Kreditgeschäft in der Schweiz nur in unzulänglicher Weise. Sobald die Informationen über den Kredit- und Einlagenbestand, die aufgelaufenen Zinsen und die Referenzzinssätze vorliegen, werden die FISIM für die verschiedenen Sektoren anhand der in Kapitel 2 beschriebenen Methode berechnet. Dabei werden in Anlehnung an die europäische Praxis zwei Referenzzinssätze verwendet: einer für die Gebietsansässigen und einer für die Gebietsfremden. Dies erlaubt eine gesonderte Behandlung der grenzüberschreitenden Transaktionen. Ohne Aufgliederung der Ergebnisse in Preise und Volumina wäre die Aufgabe allerdings nicht abgeschlossen. Auch hier bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Die schweizerische Praxis orientiert sich im Wesentlichen an den internationalen Empfehlungen. Die Berechnung der FISIM erfolgt konkret zu Preisen des Vorjahres, wobei die Margen des Vorjahres auf die anhand eines generellen Preisindexes bereinigten laufenden Bestände bezogen werden. Der implizite Deflator der inländischen Endnachfrage gilt als Preisindex 4. Bei den grösstenteils in Fremdwährungen getätigten Transaktionen mit dem Ausland erfolgte eine zusätzliche Sonderkorrektur der Bestände, um den Wechselkursschwankungen Rechnung zu tragen. Kurz gesagt werden bei dieser Methode die (anhand eines allgemeinen Preisindexes bereinigten) Gesamtbeträge der Kredite und Einlagen als Richtwerte für das Volumen der erbrachten Dienstleistungen betrachtet. 4 Die inländsiche Endnachfrage umfasst die Konsumausgaben und die Bruttoanlageinvestitionen. 6/12
7 3.2 Komponenten und Auswirkungen auf das BIP Die Aufgliederung der FISIM nach verschiedenen BIP-Komponenten geschieht vereinfacht nach folgendem Schema: Die Gesamtheit der FISIM auf Krediten wird den Vorleistungen zugerechnet, während die FISIM auf Einlagen entweder als Vorleistungen der Unternehmen oder als Konsumausgaben der privaten Haushalte verbucht werden. Es wird somit davon ausgegangen, dass die Kredite für private Haushalte ausschliesslich zu produktiven Zwecken genutzt werden, während die Einlagen der privaten Haushalte Konsumbedürfnissen dienen. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass es sich bei den Krediten der privaten Haushalte mehrheitlich um Hypothekarkredite handelt und dass Haushalte, welche Wohneigentum selbst nutzen, als produktive Haushalte 5 im Sinne der VGR gelten. Die FISIM auf den Transaktionen mit einer ausländischen Kundschaft werden den Exporten zugerechnet. Zu den Importen solcher Bankdienstleistungen werden vorderhand keine Berechnungen angestellt. Folgende Komponenten haben somit Auswirkungen auf das BIP: Konsumausgaben der privaten Haushalte + Vorleistungen der Nichtmarktproduzenten + Exporte = Auswirkungen auf das BIP Zu den Nichtmarktproduzenten, d.h. den institutionellen Einheiten, die nicht primär aus gewinnorientierten Gründen Güter und Dienstleistungen produzieren, zählen im Wesentlichen der Staat und gewisse Institutionen im Dienste der privaten Haushalte 6. In der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung entspricht der Produktionswert der Nichtmarktproduzenten vereinbarungsgemäss der Summe ihrer Aufwendungen. Darin enthalten sind die Vorleistungen. Eine Erhöhung der Vorleistungen augrund der FISIM bewirkt somit automatisch einen Anstieg ihres Produktionswerts und letztlich des BIP um den gleichen Betrag. 4 Diskussion der Ergebnisse Die nachfolgende Diskussion der Ergebnisse beschränkt sich auf zwei Aspekte der neuen FISIM- Berechnung: ihre Aufgliederung in verschiedene Komponenten und ihre Auswirkung auf das BIP-Wachstum. Betrachtet wird der Zeitraum ; für die Zeit davor liegen keine Berechnungen vor. 4.1 Gliederung der FISIM Die Gliederung der FISIM kann nach verschiedenen Gesichtspunkten erfolgen: nach Einlagen und Krediten, nach den verschiedenen BIP-Aggregaten (Vorleistungen, Konsumausgaben bzw. Exporte) sowie nach den verschiedenen nachfragenden Sektoren. Da zwischen den beiden letztgenannten Aspekten ein Zusammenhang besteht (der Aggregatstyp ist häufig vom betreffenden Wirtschaftssektor abhängig, auf den sie entfallen), wird an dieser Stelle lediglich auf die Gliederung nach Einlagen und Krediten sowie nach verwendenden Sektoren eingegangen. 5 Sie sind gleichzeitig Produzenten und Konsumenten von Mietdienstleistungen. 6 Genauer: die privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter. 7/12
8 Die Gliederung der FISIM nach Einlagen und Krediten ist über den ganzen Zeitraum hinweg sehr stabil, zu laufenden Preisen ebenso wie zu konstanten Preisen. Der Anteil der FISIM auf Krediten beträgt dabei rund 60% des Totals. Gliederung der FISIM (real) 100% 80% 60% 40% FISIM auf Einlagen FISIM auf Krediten Differenz 20% 0% % Zu Preisen des Vorjahres, verkettete Werte, Referenzjahr Da der gewählte Referenzzinssatz einen identischen FISIM-Satz 8 für jedes Instrument voraussetzt, widerspiegelt diese Verteilung im Wesentlichen das Verhältnis der entsprechenden Einlagen- und Kreditsummen. Im Beobachtungszeitraum ist systematisch ein Kreditüberhang festzustellen. Die Gliederung der FISIM (zum Nominalwert) nach verwendenden Sektoren ist durch die Vorrangstellung der privaten Haushalte und der nichtfinanziellen Unternehmen gekennzeichnet. 7 Bei der Verkettung werden reale Veränderungsraten, welche mit Hilfe der Vorjahrespreise deflationiert wurden, auf die nominalen Angaben eines Basisjahres bezogen (hier: 2000). Dieses Verfahren wird für die einzelnen Komponenten der FISIM getrennt durchgeführt, wobei sich am Schluss eine Differenz zwischen der Summe der (verketteten) Komponenten und dem Total des verketteten Gesamtaggregats ergibt. Diese Differenz ist ein rein mathematischer Effekt, der darauf zurückzuführen ist, dass die Summe der Komponenten auf die Struktur des Jahres 2000 normiert ist, während die auf das Total bezogenen Veränderungsraten auf einer jährlich aktualisierten Struktur basieren. Die Abweichung ist allerdings gering, beträgt sie doch lediglich zwischen 1.8% und + 0.9% der Summe der Komponenten. 8 Der «FISIM-Satz» entspricht der Höhe der FISIM in % der entsprechenden Bestände. 8/12
9 Gliederung der FISIM (nom) 100% 30'000 80% 25'000 20'000 60% 15'000 40% 10'000 20% 5'000 0% Private Haushalte (Konsumausg.) Private Haushalte (Vorleist.) Nichtfinanzielle Unternehmen Übrige Welt Finanzielle Unternehmen Versicherungen Staat POoE Total FISIM 0 Wie in Kapitel 3 erwähnt ist es nicht möglich, die spezifischen Margen zu reflektieren, die in den verschiedenen Sektoren für Instrumente des gleichen Typs zur Anwendung kommen. Eine hoher FISIM-Anteil lässt sich daher erklären durch: - eine relativ hohe Marge, bedingt durch die Zusammensetzung der Kredite und Einlagen. So hat ein Sektor, der mehrheitlich hypothekarisch gesicherte Anleihen beansprucht, beispielsweise eine weniger hohe Marge zu gewärtigen als ein Sektor, der andere Darlehensarten beansprucht, da die Zinsen im Hypothekarbereich generell niedriger sind; - einen hohen Anteil FISIM-erzeugende Kredite und Einlagen. Die zu Preisen des Vorjahres bewerteten und zum Basisjahr verketteten Anteile weichen nicht grundlegend von den Anteilen zum Nominalwert ab. Die Anteile an den Gesamtbeträgen der Einlagen und Kredite bestimmen deshalb massgeblich die FISIM-Anteile der verschiedenen Sektoren. Diese erweisen sich ebenfalls als stabiler, verläuft ihre Entwicklung doch ähnlich wie diejenige der Einlagen und Kredite, während die Zinsmargen die volatile Komponente der FISIM darstellen. Dies lässt sich erhärten, indem man die Entwicklung des Gesamtwerts der FISIM nominal und real vergleicht, wobei sich zeigt, dass letztere tiefer liegt. 9 Die verkettungsbedingte Abweichung schwankt zwischen 1.6% und + 1.9% der Summe der Komponenten. 9/12
10 Gliederung der FISIM (real) 100% 30'000 80% 25'000 60% 20'000 40% 15'000 20% 10'000 0% '000-20% Private Haushalte (Konsumausg.) Private Haushalte (Vorleist.) Nichtfinanzielle Unternehmen Übrige Welt Finanzielle Unternehmen Versicherungen Staat POoE Differenz Total FISIM (verkettet) 0 In gewissen Jahren können spezifische Schwankungen der Margen allerdings deutlichere Auswirkungen haben, wie das Beispiel der privaten Haushalte zu Beginn der Neunzigerjahre ( ) zeigt. In dieser Periode ist eine Verschiebung der nominalen FISIM von den Vorleistungen zu den Konsumausgaben zu beobachten, hervorgerufen durch die Steigerung der geschätzten Marge auf den Einlagen und einer Verringerung der Marge auf den Krediten der privaten Haushalte. Die starken Veränderungen der kurzfristigen Zinssätze (insbesondere die Zunahme 1990) schlagen sich nur zum Teil in der Entwicklung der längerfristigen Zinssätze nieder, die für gewisse Einlagenarten (Sparen) und Kredite (Hypotheken) bestimmend sind und bei den privaten Haushalten besonders in Gewicht fallen. Gesamthaft betrachtet variiert der FISIM-Anteil der privaten Haushalte über den ganzen Berichtszeitraum hinweg allerdings nicht wesentlich, sondern bewegt sich um die 45%. 4.2 FISIM und BIP-Wachstum Die Auswirkungen der FISIM-Aufteilung auf das BIP-Wachstum sind relativ gering, wie die folgende Grafik zeigt: 10/12
11 4.000% 3.000% Zusätzlisches Wachstum (FISIM) Wachstum BIP ohne FISIM BIP-Wachstum 2.000% 1.000% 0.000% % % Im Mittel machen sie % aus, im Höchstfall in den Jahren 2003 und % bzw %. Das geringe Ausmass dieses Einflusses ist auf den kleinen Anteil der realen FISIM am gesamten BIP sowie auf deren relative Stabilität zurückzuführen. Tatsächlich rührt ein Grossteil der nominalen Variabilität von den beobachteten Schwankungen der Durchschnittsmargen her, welche als Preisänderungen und nicht als reale Änderungen gelten. Die nachfolgende Grafik gibt Aufschluss über diese verschiedenen Komponenten, auf der Ebene des Gesamtwertes der FISIM sowie in dem Bereich, der das BIP beeinflusst. FISIM real (verkettet) vs nominal 30' ' '000 15'000 10'000 FISIM real (verkettet) FISIM nominal Auswirkung auf das BIP nominal Auswirkung auf das BIP real Durchschnittlische Marge (Index) ' Verkettung : Basisjahr = Index : Basisjahr 2000 = /12
12 Über die Jahre führt die neue Berechnung der FISIM zu einer Erhöhung des BIP um +1.9% zu laufenden Preisen und +1.8% zu Preisen des Vorjahres. 5 Schlussbemerkungen Die Einführung einer neuen Methode zur Berechnung der FISIM, insbesondere die Verteilung auf die Nachfrager dieser Dienstleistungen, leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der volkswirtschafltlichen Gesamtrechnung der Schweiz, einem kontinuierlichen Bestreben des BFS. Trotz methodischer Unterschiede resultiert dabei eine bessere Vergleichbarkeit der schweizerischen Daten mit jenen anderer Länder, welche diese neue Aufteilung vornehmen (darunter die Länder der EU und die USA). Da das BIP und seine verschiedenen Komponenten lediglich einen Teil der im Rahmen der VGR berechneten makroökonomischen Grössen darstellen, ermöglichen die jetzt abgeschlossenen Revisionsarbeiten überdies wesentliche Fortschritte beim Nachweis der Zinsströme und deren Sektorisierung. Die Qualität der jährlich erstellten Kontensequenz wird dadurch in doppelter Hinsicht gestärkt. 12/12
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