EU Fusionskontrolle auf Technologiemärkten
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- Gudrun Weber
- vor 8 Jahren
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1 EU Fusionskontrolle auf Technologiemärkten Daniel Mes Koordinierung der Fälle und Politik im Bereich der Fusionskontrolle, GD Wettbewerb Brüsseler Informationstagug der FIW, Brüssel, 8. November 2013
2 Fünf häufig gestellte Fragen 1. Sollte es auf neu entstehenden Märkten überhaupt Wettbewerbsbedenken geben? 2. Sind Fusionen auf konzentrierten Technologiemärkten immer "schlecht"? 3. Ist technische Kopplung von Produkten bedenklich? 4. Sind Effizienzgewinne irrelevant? 5. Divergenz oder Konvergenz bei der internationalen Zusammenarbeit?
3 1. Sollte es auf neu entstehenden Märkten überhaupt Wettbewerbsbedenken geben? ARM/Gemalto/G&D versus MCommerce
4 Welches waren die neuen Märkte? ARM/Gemalto/G&D Gesicherte Umgebung auf chips in Mobilgeräten (Trusted Execution Environments) Umgebung benutzt für Online- Zahlungen, Betriebsdateien G&D und Gemalto: vertreiben TEEs aber ARM Marktführer bei mobilen Chips und TrustZone, notwendige IP für Hardware in Chips um TEEs einsusetzen Telefonica UK/Vodafone/EE Mobile Zahlungsanwendungen, "Mobile Wallets" Bankzahlungen, Online-Einkäufe mit dem Handy Die Parteien sind Mobilfunkanbieter (gemeinsam 80% des Telekommunikationsmarktes) aber Mobile Zahlungsanwendungen vertrieben auf neue, dynamische Märkte
5 Enge, aber dynamische Märkte ARM/Gemalto/G&D Alternative Sicherheitselemente bieten nicht dieselbe Sicherheit und Geschwindigkeit wie TEEs Ergebnis: Nachprüfung auf engem Markt fur TEEs Trotzdem viele Wettbewerber mit Markeintrittsplänen in TEEs (Microsoft, Intel) Telefonica UK/Vodafone/EE Online-Zahlungen (Desktop, Laptop) abzugrenzen von Mobile Wallets Ergebnis: Nachprüfung auf engem Markt für Mobile Wallets Trotzdem viele Wettbewerber mit Markteintrittsplänen (VISA, Google, PayPal)
6 Und dann gehen die Wege auseinander ARM/Gemalto/G&D ARM ist Marktführer bei mobilen Chips (90% Marktanteil) und TrustZone IP. Fähigkeit und Anreize für ARM den Zugang zu TrustZone einzuschränken. Ohne Trustzone: kein Markteintritt von WettbewerberninTEEs Zusage: Gewährung der Interoperabilität die vorher bereits im Markt existierte (Verpflichtung zur Gewährung des Zugangs) Telefonica UK/Vodafone/EE Mobile Wallets brauchen Sicherheitselemente in SIM-Karten oder in der Handy-Hardware Parteien können den Zugang zu Elementen in SIM-Karten einschränken, aber: Elemente in der Handy-Hardware sind verfügbar bei Apple, Samsung und anderen Herstellern Keine Wettbewerbsbedenken
7 Ergebnis: wann gibt es Wettbewerbsbedenken auf neuen Märkten? -Sind die Produkte der Parteien schon der Standard? -Gibt es Markteintrittspläne anderer Wettbewerber? - Wird Eintritt rechtzeitig stattfinden: bevor die Produkte der Parteien "der Standard" werden? - Verfügen die Parteien über IP die notwendig ist für Markteintritt? -Wird eingeschränkte Zugang zum IP den Markteintritt blockieren? Tipp: Unternehmen auf benachbarten Märkten könnten nicht bekannte Eintrittspläne haben. Bezeichnen Sie diese Parteien in der Anmeldung!
8 2. Sind Fusionen in konzentrierten Märkten immer "schlecht"? Festplatten vs. Festplatten Seagate/Samsung versus Western Digital/Hitachi
9 Festplattenlaufwerke (HDDs) Seagate (Nr.2) übernimmt Samsung (Nr.4) "5 to 4" Fusion in der Branche insgesamt "4 to 3" in wichtigen 3.5-Zoll-Märkten (Desktop und CE) Marktführer Western Digital übernimmt Hitachi (Nr.3) "4 to 3" Fusion in der Branche insgesamt "3 to 2" in wichtigen 3.5-Zoll-Märkten (Desktop und CE)
10 Marktstruktur - Märkte für HDDs stark konzentriert - Abnemer kaufen von mehreren Herstellern ("Multi- Sourcing" Strategie, Liefersicherheit) - Qualität und Liefersicherheit genauso wichtig wie Preis - Niedriger Wettbewerbsdruck durch neue Technologien (SSDs)
11 Multi-Sourcing nach dem Zusammenschluss Seagate/Samsung Kunden wollen maximal 60% ihres HDD-Bedarfs von einem Hersteller beziehen Nach dem Zusammenschluss: WD, Seagate und Hitachi WD 60%, SGT 20%, HIT 20% WD 60% SGT 0% HIT 40% WD 40% SGT 60% HIT 0% Ergebnis: alle Hersteller bieten niedrige Preise, um größeren Teil des Bedarfs (bzw. überhaupt einen Teil) zu decken Western Digital/Hitachi Kunden wollen maximal 60% ihrer HDD-Bedarfs von einem Hersteller beziehen Nach dem Zusammenschluss: WD und Seagate WD 60% Seagate 40% WD 40% Seagate 60% WD 50% Seagate 50% WD und Seagate bekommen immer 40%-60%. Ergebnis: schwacher Preiswettbewerb
12 Wer scheidet aus? Samsung vs. Hitachi Samsung Ausschreibungsdaten von Kunden zeigen: Samsung nahm nicht oft teil Nicht besonders innovativ Geringe Qualität Pläne, Märkte zu verlassen Hitachi Ausschreibungsdaten von Kunden zeigen: Hitachi nahm fast immer teil Innovativ Gute Qualität/Lieferungssicherheit "committed to the market" Quellen: interne Dokumente, öffentliche Aussagen von WD and Seagate, Angaben von Kunden, Ausschreibungsdaten, Kapizitätspläne
13 Ergebnis - Seagate/Samsung (4 to 3): Freigabe ohne Zusagen - Western Digital/Hitachi (2 to 1): Freigabe mit Zusagen - Zusage: Veräußerung des ganzen Hitachi 3.5" Festplatten- Geschäftes (Fabriken, IP, Personal, Kundenverträge)
14 3. Technische Kopplung von Produkten: die Zentralfragen Microsoft (Betriebssysteme) und Skype (Kommunikationssoftware) - Eine starke Marktstellung für Betriebssysteme? - Kann Kopplung mit Skype den Markt abschotten für Anbieter von Kommunikationssoftware als Einzelprodukt? - Hat Microsoft geänderte Anreize, zu koppeln und den Markt abzuschotten? - Sind genug Kunden betroffen: Strategie gewinnbringend?
15 Intel/McAfee vs. Microsoft/Skype Intel McAfee Chips (Intel) und Antivirensoftware (McAfee) Intel: sehr stark im Bereich Chips (70-80% Marktanteil) McAfee: stark im Bereich Antivirensoftware (Nr.2) Technische Kopplung (geschlossenes System Chips/Antivirensoftware) möglich Microsoft/Skype Betriebssystemen (Microsoft) und Kommunikationssoftware (Skype) Microsoft: sehr stark im Bereich Betriebssysteme Skype: Marktführer bei Verbrauchern (40-50%), klein bei Unternehmen Technische Kopplung nicht vollständig möglich. Kunden können web-basierte Alternativen (Google Talk) für Skype mit Microsoft System benutzen
16 Intel/McAfee vs. Microsoft/Skype Intel McAfee Geänderte Anreize zur Kopplung? Intel: ja - Vorher neutral gegenüber Wettbewerbern McAfees McAfee: ja - vorher neutral gegenüber Wettbewerbern Microsofts Viele Kunden betroffen: ja, alle Kunden Intels und McAfees Microsoft/Skype Geänderte Anreize zur Kopplung? Skype: nein - Netzwerkeffekte: nur attraktiv wenn weitverbreitet Microsoft: ja, möglicherweise Aber: - Skype klein bei Unternehmen und -- - Microsoft vertreibt schon Lync - Cisco Marktführer - Verbraucher: können web-basierte Alternativen benutzen
17 Intel McAfee versus Microsoft/Skype Intel/McAfee Zusage: Gewährung der Interoperabilität die vorher bereits im Markt existierte (Verpflichtung zur Gewährung des Zugangs) Microsoft/Skype Freigabe ohne Zusagen U.a: -Zugang zu wichtigen Interoperabilitätsinformationen bzgl. Intel chips (kombiniert mit Alternativen für McAfee) -Technische Kopplung Intel/McAfee kann von Benutzern ausgeschaltet werden
18 4. Sind Effizienzgewinne irrelevant?
19 Effizienzgewinne -Kommission überprüft aktiv ob Bedingungen für "Efficiency defense" vorliegen (Deutsche Börse, UPS/TNT). -Keine Wettbewerbsbedenken auf neuen Märkten auf denen verschiedene Wettbewerber Markteintrittspläne haben (Zusammenschluss bringt ein neues Produkt, siehe MCommerce)
20 Effizienzgewinne - In konglomeraten Fällen können Effizienzgewinne gesichert werden, wenn Verpflichtungen zur Gewährung des Zugangs genauso effektiv sind wie Veräußerungszusagen (siehe Intel/McAfee) - Horizontalfällen: Fokus auf Veräußerungszusagen (siehe Cisco/Tandberg)
21 5. Divergenz oder Konvergenz bei der internationalen Zusammenarbeit?
22 Internationale Zusammenarbeit - Besonders wichtig auf Technologiemärkten (häufig weltweite Märkte) - Besonders relevant: US, China, Korea und Japan - Es gibt Unterschiede, aber divergierende Entscheidungen werden so weit wie möglich minimalisiert Beispiele: internationale Zusagen Festplattenlaufwerke und Cisco/Tandberg (EU/US), Syniverse/MACH (EU/Brazilien)
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