Leitfaden zur Lehrhospitation
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- Gerburg Hase
- vor 6 Jahren
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1 Leitfaden zur Lehrhospitation I. Ziele der Lehrhospitation Die Lehrhospitation ist Bestandteil des Basismoduls des hochschuldidaktischen Zertifikats. Sie wird im Tandem mit einer anderen Person aus dem gleichen oder einem fachfremden Gebiet in einer Lehrveranstaltung durchgeführt. Dabei nimmt jede Person des Tandems an einer Lehrveranstaltung der anderen Person als beobachtender Gast teil. Im Anschluss findet ein Austausch über Beobachtungen und besondere Merkmale der Lehrveranstaltung statt. Im Vordergrund stehen dabei die Analyse und Reflexion über didaktisches Know how und eigene Lehrerfahrungen. Nicht gewollt sind Bewertungen im Sinne von richtig oder falsch. Lehrende sollen bei der Lehrhospitation dazu angeregt werden, über ihre Lehre zu sprechen und konstruktive Kritik zu üben, um die eigene Unterrichtspraxis offenzulegen, zu begründen und darüber zu reflektieren. II. Vorgehen bei einer Lehrhospitation 1. Bildung des Tandems Alle Teilnehmenden des hochschuldidaktischen Zertifikats eignen sich als potenzielle Tandempartner/ innen. Im Idealfall lernen Sie sich bereits bei der Kick Off Veranstaltung oder in einem der Workshops des Basismoduls kennen. Andernfalls ermuntern wir Sie dazu, den Pool auf unserer Homepage zu nutzen oder uns direkt anzusprechen. Achten Sie bei der Auswahl Ihres/ r Tandempartners/ in auf einen respektvollen und offenen Umgang Sie sollten sich eine ehrliche und vertrauensvolle Diskussion gut vorstellen können. Oftmals wird bei der Auswahl des/der Tandempartners/ in die Frage nach dem fachlichen Hintergrund gestellt. Der Vorteil von Kolleginnen und Kollegen des gleichen Fachgebiets ist eine schnellere und realistischere Identifikation mit den Problemen und Eigenschaften der fachspezifischen Lehre sowie konkretere Rückmeldungen. Nachteilig kann sich jedoch die Konzentration auf den fachlichen Inhalt der Lehrveranstaltung auswirken, von denen der/die Tandempartner/ in eines fachfremden Gebiets befreit ist und sich dadurch unbelastet den angewandten Methoden aus einer didaktischen Perspektive widmen kann. 2. Das Vorbereitungsgespräch Im Vorbereitungsgespräch klären Sie wichtige Informationen über den fachlichen Inhalt und die didaktische Planung der Lehrveranstaltung: Typ der Lehrveranstaltung (BA, MA, Seminar, Vorlesung etc.) Ziel der Lehrveranstaltung / Thema Geplanter Ablauf der Sitzung Studierendenanalyse (Anzahl, Haupt oder Nebenfach, Semester) Handouts Weitere Details wie Raum und Zeit Spezifische Beobachtungsschwerpunkte der Lehrperson 1
2 Elemente der persönlichen Lehrphilosophie Das Vorbereitungsgespräch bietet zudem eine Gelegenheit für das gegenseitige Kennenlernen und die Formulierung einer persönlichen Lehrphilosophie. Ziel ist die Reflexion und Artikulation der eigenen Lehrvorstellungen, um sich selbst Klarheit zu verschaffen und dem Gast die Rückmeldungen zur Konsistenz zwischen Lehrphilosophie und tatsächlichem Handeln zu erleichtern. 3. Die Hospitation Am Tag der Lehrhospitation ist ein frühes Zusammentreffen wichtig, damit die Beobachtung der Veranstaltung von einem guten Sitzplatz (möglichst in den hinteren Reihen) mit Perspektive auf die Studierenden und die Lehrperson stattfinden kann. Die Studierenden sollten vorab über die unübliche Situation informiert werden. Während der Beobachtung sind Notizen im Hinblick auf das Feedback nützlich. Um das Hospitationsprotokoll übersichtlich zu gestalten, können hilfreiche Instrumente wie Checklisten oder Tabellen genutzt werden. Gerne können auch die Studierenden (beispielsweise in Form einer mündlichen Rückmeldung oder Aufmerksamkeitskurve) mit einbezogen werden. 4. Das Nachbereitungsgespräch Im Nachbereitungsgespräch findet eine Reflexion anhand der vorher bestimmten Beobachtungsschwerpunkte statt. Daher sollte das Nachbereitungsgespräch gut vorbereitet werden und nicht direkt nach der Lehrveranstaltung oder Wochen später stattfinden. Ein idealer Zeitraum wäre ca. eine Woche Abstand, um genügend Zeit für die Zusammenfassung der Beobachtungsnotizen und wichtigsten Punkte zu haben. Das Nachbereitungsgespräch beginnt mit einer Abfrage über das Selbstbild der Lehrperson mit beispielsweise folgenden Fragen: Wie haben Sie die Stunde erlebt? Was ist Ihnen gut gelungen, was nicht? Was fiel Ihnen leicht, was hat Sie belastet? Die Beobachterseite des Tandems gibt Rückmeldung zum Fremdbild anhand konkreter Beispiele, Stärken und Übereinstimmungen mit dem Selbstbild der Lehrperson. Das Feedback sollte auch durch W Fragen (Warum, Wie, Wozu?) geleitet sein, um der Lehrperson neue Perspektiven zu eröffnen und die Reflexion anzuregen. Urteile und Ratschläge sollten nicht Bestandteil des Feedbacks sein. Abschluss der Lehrhospitation bildet eine Liste der Stärken sowie Potenziale der Lehrperson, zukünftige Maßnahmen für den Unterricht zu entwickeln. Für Ihre Planung können Sie den folgenden kurzgefassten Überblick und die Materialien auf den folgenden Seiten (9 13) nutzen. 2
3 III. IV. Ziele der Lehrhospitation Reflexion der eigenen Lehre durch gezielte Selbst und Fremdwahrnehmung Weiterentwicklung der eigenen Lehre Perspektivwechsel durch Hospitation (Einnehmen der Perspektive von Studierenden) Kollegialer Austausch über konkrete Lehrsituationen Ideenaustausch Networking Ablauf 1. Vorbesprechung Sie tauschen kurz Informationen über die Ziele und die inhaltliche Planung der Lehrveranstaltung aus (Ablaufplan, Handout). Sie klären Ihr persönliches Beobachtungsanliegen. Worüber soll die Beobachtung Aufschluss geben? (siehe auch Kollegiale Hospitation Beobachtungshilfe) 2. Durchführung Die Studierenden werden vor Veranstaltungsbeginn über die Hospitation informiert. Nutzen Sie für die Lehrhospitation die Beobachtungshilfe, welche Sie dabei unterstützt, die Beobachtungen differenziert und gezielt anzustellen und festzuhalten. Die Notizen der hospitierenden Person bilden anschließend die Basis für die Nachbesprechung. 3. Nachbesprechung Nach ungefähr einer Woche führen Sie eine Nachbesprechung durch (ca. 30 Minuten). Zunächst schildert die Lehrperson ihre Selbsteinschätzung (siehe Kollegiale Hospitation Selbsteinschätzung). Anschließend schildert die hospitierende Person ihre Beobachtungen auf Basis des Beobachtungsbogens (siehe auch Kollegiale Hospitation Beobachtungshilfe). Bitte beachten Sie hierbei die unten aufgeführten Regeln zur Rückmeldung. Gemeinsamer Austausch über Ideen zur Weiterentwicklung der Lehre bzw. Lehrveranstaltung. 3
4 4. Rückmeldung Die Rückmeldung erfolgt in drei Schritten: Meine Beobachtungen beschreiben (Was habe ich gehört, gesehen, wahrgenommen?). Mitteilen, was in mir durch das Beobachtete ausgelöst wurde! Mitteilen, welche Vorschläge ich zur Weiterentwicklung habe! / Was fällt mir ein, um die Lehrveranstaltung weiterzuentwickeln? Bei der Schilderung von Beobachtungen ist es hilfreich, die im Folgenden aufgeführten Regeln zu beachten: 1.1 Feedback geben Richten Sie Ihr Feedback direkt an die Person. Sprechen Sie von sich ( ich ) und nicht allgemein von man. Beschreiben Sie konkret und situationsorientiert, was Sie sehen. Beschreiben Sie die in Ihnen ausgelösten Wahrnehmungen, Gedanken und Empfindungen. Vermeiden Sie Bewertungen und Interpretationen. Beginnen Sie mit dem Positiven! Was hat Ihnen gefallen, was hat angenehm auf Sie gewirkt? Machen Sie konkrete Vorschläge für Verbesserungswürdiges. 2.1 Feedback nehmen Hören Sie erst einmal zu. Sie selbst können entscheiden, was Sie annehmen möchten und was nicht. Sie dürfen nachfragen, falls Ihnen Äußerungen unklar sind. Vermeiden Sie Rechtfertigungen. V. Beobachtungskriterien für die Lehrhospitation 1 1. Didaktische Kompetenz Werden gute Übersichten präsentiert (zur Orientierung, Zielklärung)? Sind die Inhalte den Lernzielen entsprechend didaktisch aufbereitet? Sind die eingesetzten Lehr /Lernformen anregend und angemessen? Sind Arbeitsaufträge klar formuliert? Werden die wichtigsten Informationen markiert? 1 In Anlehnung an Wehr, S. (2008). Lernprozesse fördern in der Hochschule. Bern: Haupt Verlag. S
5 2. Präsentationsfähigkeit Einstieg: Werden die Studierenden begrüßt? Werden organisatorische Hinweise gegeben? Werden angestrebte Lernziele/Kompetenzen genannt? Wird ein Überblick gegeben? Hauptteil: Wird das Vorwissen der Studierenden berücksichtigt und daran angeknüpft? Werden anschauliche Beispiele, Analogien, Metaphern geliefert? Werden Zwischenzusammenfassungen und Wiederholungen gegeben? Werden die Studierenden einbezogen? Abschluss: Wird der Anfang aufgegriffen? Wird das Ergebnis gesichert? 3. Aktivierung der Studierenden Wie werden Studierende motiviert, sich einzubringen? Wie werden Fragen an Studierende gestellt (Wissensfragen, Meinungsfragen, Reflexionsfragen)? Beteiligen sich Studierende ohne Aufforderung? Geht die Lehrperson angemessen auf Fragen der Studierenden ein? Wird zwischen Rezeption und Aktion gewechselt? Finden Diskussionen statt? 4. Visualisierung Unterstützen die eingesetzten Medien das Erreichen des Lernziels? (Tafel, Flipchart, Pinnwand, Overhead Folien, Power Point Präsentationen, Video) Sind die Visualisierungen korrekt und anschaulich? 5. Soziale und kommunikative Kompetenz Wie wird Wertschätzung gegenüber Studierenden gezeigt? Wie wird auf Störungen reagiert? Inwieweit wirkt die Lehrperson authentisch und glaubwürdig? Inwieweit wird eine unterstützende Haltung deutlich? Wie wirken Mimik, Gestik, Lautstärke, Sprechtempo, Artikulation, Wortgebrauch (Fremdwörter, Umgangssprache)? 5
6 VI. Beobachtungshilfe zur Lehrhospitation Die folgenden Fragen können Ihnen während der Lehrhospitation helfen, bei der Beobachtung der Lehrveranstaltung gezielt Schwerpunkte zu setzen. Fokus Themen Leitfragen 1.Didaktik 1.1. Lernziele Werden Lernziele klar formuliert? 1.2. Didaktischer Dreischritt Wie sind die Anfangs, Arbeits und Schlussphase strukturiert/gestaltet? Minuten Regel Wann kommt es zu Pausen oder Methodenwechseln? 1.4. Constructive Alignement Wie passen Lernziel, Inhalt, Methode und Zeit zusammen? 1.5. Vorbereitung Wie sind Ablauf und Methoden vorbereitet? 1.6. Stoffreduktion Wie sind die Inhalte dem zeitlichen Rahmen angepasst und aufs Wesentliche reduziert? 1.7. Anforderung Wie sind die Studierenden gefordert? (Über, Unterforderung?) 2.Interaktion 2.1. Beteiligung Wie werden die Studierenden beteiligt? Wie erfolgt der Wechsel von rezeptiven und aktiven Lernphasen? 2.2. Lehrgespräch Wie werden Diskussionen angeregt und moderiert? 2.3. Arbeitsaufträge Wie werden Arbeitsaufträge verteilt und mode 2.4. Sozial & Arbeitsformen 2.5. Feedback & Fragen Wie wird auf Feedback und Fragen von Studierenden eingegangen? 2.6. Atmosphäre Wie ist die Lernatmosphäre in der Lehrveranstaltung? 3.Lehrperson 4.Wunsch riert? Welche Arbeits und Sozialformen werden genutzt? 3.1. Sprache Ist die Sprache klar und verständlich? (Lautstärke, Klang, Artikulation, Modulation, kurze, übersichtliche Sätze, angemessene Wortwahl) 3.2. Nonverbale Kommunikation 3.3. Wirkung, Haltung, Ermutigung Wozu möchte die Lehrperson gezieltes Feedback? Wie wirken Mimik und Gestik der Lehrperson auf mich? Wie wird Wertschätzung gegenüber den Studierenden gezeigt? Wie werden die Studierenden ermutigt? 6
7 VII. Selbsteinschätzung zur Lehrhospitation Folgende Fragen können Ihnen bei der Selbsteinschätzung Ihrer Lehrveranstaltung helfen. Bitte beantworten Sie diese im Nachbereitungsgespräch. Was ist mir gut gelungen? Was hat weniger gut funktioniert? Was ist mir an mir selbst aufgefallen? Was ist mir an den Studierenden aufgefallen? Was würde ich zukünftig anders machen? 7
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