Compliance bei der Therapie chronischer Krankheiten am Beispiel der Heimbeatmungstherapie
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- Erica Kopp
- vor 8 Jahren
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1 Diplomarbeit von Dipl.-Ökonom Dan Litvan, vorgelegt am 27. August 2008, XOPA Compliance bei der Therapie chronischer Krankheiten am Beispiel der Heimbeatmungstherapie A U S Z U G 6. Zusammenfassung und Interpretation Chronische Erkrankungen erfordern eine Langzeittherapie, zu deren erfolgreicher Durchführung die kontinuierliche Mitarbeit des Patienten bzw. seiner Angehörigen erforderlich ist. Bei den in der untersuchten Stichprobe vorliegenden Erkrankungen handelt es sich in der Überzahl um neurologische Erkrankungen (40%), während ein deutlich geringerer Anteil Patienten mit COPD- Erkrankungen (10,8%) und Myopathie (12,3%) umfasst. Die restliche Stichprobe umfasst Patienten, die nach Unfällen und Reanimation ebenfalls in eine ambulante Heimbeatmungstherapie übergeleitet wurden. Damit setzt sich der überwiegende Teil dieser Stichprobe aus Patienten mit chronischen Erkrankungen zusammen. Dies ermöglicht unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich um eine relativ kleine Stichprobe handelt, dennoch vorsichtige Rückschlüsse auf die Rolle und Bedeutung der Compliance im Prozess der Heimbeatmungstherapie zu ziehen.
2 In Bezug auf die Kooperationsbereitschaft der Patienten im Behandlungsprozess zeigt sich, dass die große Mehrheit der Patienten sich nicht nur an die vorgegeben Behandlungstermine und die Einhaltung der verordneten Medikation gehalten hat, sondern nach Angaben der befragten Pflegekräfte auch - trotz der hohen Erkrankungsschwere und dem äußerst geringen Anteil an Patienten, die sich selbst versorgen konnten - in erwünschter Weise mit dem Pflegepersonal zusammengearbeitet hat. Lediglich in Bezug auf die Durchführung regelmäßigen körperlichen Trainings, physio-therapeutischen Selbsthilfetechniken und dem Ablegen von Risikoverhaltensweisen zeigt sich eine sehr geringe Bereitschaft zur Compliance. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass sich hierbei möglicherweise Effekte einer erfolgreichen Patientenschulung durch das Pflegeteam niederschlagen, die jedoch in zukünftigen Untersuchungen dezidiert weiter empirisch untersucht werden müssten. Auf der anderen Seite verweisen die sehr geringen Ausprägungen zur Kooperation der Patienten im Bereich des körperlichen Trainings, der o. a. Selbsthilfetechniken und in Bezug auf das Ablegen von Risikoverhaltensweisen auf mögliche Ansätze zur Optimierung der Patientenschulungen. Die Ursachen für die in diesen speziellen Bereichen vorhandene Non- Compliance sind aus der vorliegenden Untersuchung nicht zu erschließen und bedürfen zukünftig der weiteren Erforschung. Hierzu wären insbesondere qualitative Forschungsansätze wünschenswert, die speziell auf die Ursachen und möglichen Motive der Patienten im Sinne sog. Barrieren der Kooperation mit dem Pflegeteam ausgerichtet sind.
3 Des Weiteren weisen die Ergebnisse darauf hin, dass außer im Hinblick auf die Kenntnisse im Umgang mit den Medikamenten und der Befolgung der Medikation im Zusammenhang mit dem Bildungsstand der Patienten keine signifikanten Zusammenhänge bestehen. Den Ergebnissen dieser Untersuchung zufolge hat der Bildungsstand der Patienten demnach einen eher geringen Einfluss auf die Bereitschaft des Patienten, im Therapieprozess aktiv mitzuwirken. In Bezug auf die Kooperationsbereitschaft der Angehörigen zeigt sich, dass ca. die Hälfte der Stichprobe nach Angaben der Pflegekräfte in einem wesentlichen Umfang im Rahmen der Versorgung des Angehörigen mitgewirkt hat, obwohl mehr als drei Viertel der Angehörigen zuvor in einer Schulung sehr gut bzw. gut auf die Patientenversorgung vorbereitet wurde. Im Zusammenhang mit den in dieser Studie gleichzeitig erhobenen Ursachen für die geringe Kooperationsbereitschaft an der Mitwirkung im Pflegeprozess bei immerhin fast der Hälfte der Stichprobe zeigt sich, dass vor allem die zeitliche, emotionale und intellektuelle Überforderung der Angehörigen zu den wesentlichen Barrieren zur Compliance zu zählen sind. Abgesehen von der bei einem Teil der Angehörigen prinzipiell anzutreffenden geringen Motivation zur Teilnahme an der Patientenversorgung (29,2%), legen die Ergebnisse dieser Untersuchung nahe, dass die zum Zeitpunkt der Schulung bzw. zum Beginn des Heimbeatmungsprozesses noch durchaus motivierten Angehörigen ihre Motivation im Verlauf des Pflegeprozesses verlieren. Hierfür spricht auch der Zusammenhang zwischen der Angehörigen-Compliance und den Merkmalen der Erkrankung. Die
4 vorliegenden Ergebnisse weisen besonders auf die Bedeutung der emotionalen Überforderung der Angehörigen in Verbindung mit dem Schweregrad der Erkrankung des Patienten hin. Angesichts dieser Ergebnisse sind weitere Untersuchungen erforderlich, die darauf ausgelegt sind, die Barrieren im Prozess der nachlassenden Kooperationsbereitschaft der Angehörigen zu untersuchen, um mögliche Strategien und Ressourcen zur Aufrechterhaltung der Motivation entwickeln zu können. In jedem Fall aber zeigen die Ergebnisse dieser Untersuchung, dass der Grad der Patientenversorgung durch die Angehörigen in der erhobenen Stichprobe in entscheidender Weise von einer guten Schulung abhängt (vgl. Tab. 23). 7. Ausblick Das Engagement professioneller ambulanter Pflegedienste ermöglicht es respiratorisch schwer erkrankten und behinderten Menschen nach einem Klinikaufenthalt in ihr gewohntes Umfeld zurückkehren zu können und durch das umfassende Versorgungsangebot dieser Einrichtungen dort verbleiben zu können. Die ambulante Heimbeatmung ist ein Beispiel dafür, wie innovative Versorgungsformen die Überwindung der Sektorengrenzen im Gesundheitswesen unter Rückgriff auf Case Management-Konzepte ermöglichen. Gleichzeitig stellen sie eine kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Versorgungskonzepten von chronisch kranken Menschen dar, die auf eine Langzeitbeatmungstherapie angewiesen sind. Dies gilt insbesondere für die zunehmend größer werdende Gruppe der an COPD erkrankten Menschen. Eine Voraussetzung dafür, dass
5 ambulante Heimbeatmungszentren auch zukünftig angesichts des Kostendrucks im Gesundheitswesen und im Hinblick auf die zunehmende Forderung nach Effizienz und Qualität der Leistungsangebote als Alternative von den Kostenträgern anerkannt und unterstützt werden, stellt die erfolgreiche Realisierung des Rückzugspflegekonzeptes und deren Nachweis gegenüber dem Kostenträger dar. Wie die Ergebnisse der vorliegenden bundesweit erhobenen Studie belegen, steht die Realisierung der Rückzugspflege in entscheidendem Zusammenhang mit dem Grad der Bereitschaft zur Kooperation der Angehörigen im Pflegeprozess. Insbesondere die Rolle und Bedeutung der psychosozialer Belastungsfaktoren bei Angehörigen im Prozess der Heimbeatmungstherapie und deren Auswirkungen auf die Compliance bzw. Non-Compliance ist bislang noch ein weitestgehend unerforschtes Thema, das in nachfolgenden Studien verstärkt Berücksichtigung finden sollte, um z. B. die derzeitigen Schulungsprogramme für Pflegekräfte und Angehörige optimieren zu können. Die vorliegende zum aktuellen Stand der Forschung explorativ ausgerichtete Studie schafft in diesem Kontext einen ersten wichtigen Beitrag zur Schaffung von Transparenz der Versorgungsleistung im Sektor der ambulanten Heimbeatmungstherapie und bietet gleichzeitig zahlreiche Ansatzpunkte zur weiteren Erforschung der Bedingungsfaktoren für die auch zukünftig anzustrebende Optimierung der Compliance von Patienten und Angehörigen.
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