Psychometrische Analysen von IIP und Neo-FFI bei Straftätern
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1 Sonderdruck 24 aus: Heike Kunst Diagnostica, und Jürgen 49, Hoyer Heft 1, 24 33, Hogrefe-Verlag Göttingen 2003 Psychometrische Analysen von IIP und Neo-FFI bei Straftätern Heike Kunst und Jürgen Hoyer Zusammenfassung. Über die Testgütekriterien von Fragebogenverfahren bei ihrer Anwendung an Straftäterstichproben ist wenig bekannt. In der vorliegenden Arbeit werden zwei Studien im Maßregelvollzug (N = 102) und im Regelvollzug (N = 91) vorgestellt, in denen das Inventar zur Erfassung Interpersonaler Probleme (IIP) und das Neo-Fünf-Faktoren Inventar (Neo- FFI) hinsichtlich ihrer Reliabilität und Validität untersucht wurden. Wie die Ergebnisse zeigen, lassen sich Zuverlässigkeit und Modellstruktur der Verfahren auch an forensischen Stichproben weitgehend replizieren. Einschränkungen ergeben sich beim Einsatz des Neo-FFI bei Probanden aus dem Maßregelvollzug. Mögliche Verbesserungen werden diskutiert. Weitere Studien zum Einsatz dieser Verfahren sowie eine Normierung für die Straftäterpopulation können empfohlen werden. Schlüsselwörter: forensische Diagnostik, Testgütekriterien, Straftäter, IIP, Neo-FFI Psychometric analyses of IIP and Neo-FFI in offenders Abstract. Little is known about the psychometric properties of questionnaires in forensic samples. This paper presents data of two studies conducted in a forensic psychiatric hospital (N = 102) and in a prison (N = 91), in which the Inventory for Interpersonal Problems (IIP) and the Neo-Five-Factor Inventory (Neo-FFI) were analysed with respect to their reliability and validity. As the studies show, reliability and presumed factor structure of both inventories can be replicated to a large extent in forensic samples. Specifically for the Neo-FFI, limitations were found in the forensic-psychiatric setting. Possible improvements are discussed. Further studies regarding the application of both instruments, as well as efforts to collect norm data on prisoners are recommended. Key words: assessment in forensic samples, psychometric properties, offenders, IIP, Neo-FFI In der intramuralen Behandlung und Begutachtung von Straftätern werden in der Regel für das klinische Urteil des Diagnostikers auch teilsystematisierte Verhaltensbeobachtungen und psychometrische Tests herangezogen. Letztere sind meist Verfahren, die lediglich an der Normalbevölkerung normiert wurden und mangels besserer Alternativen eingesetzt werden, obwohl ihre Zuverlässigkeit und Gültigkeit für diese besondere Stichprobe fraglich sind (Kury & Beckers, 1983). Im Rahmen der forensischen Eingangs- und Verlaufsdiagnostik gewonnene Ergebnisse sind streng genommen jedoch nur interpretierbar, wenn die eingesetzten Tests hinsichtlich ihrer Reliabilität und Validität auch an Stichproben von inhaftierten oder geschlossen untergebrachten Straftätern überprüft wurden und diesbezüglich entsprechende Normwerte vorliegen (vgl. Smith & McCarthy, 1995). Erhebliche potentielle Störeinflüsse im Vergleich zu Normalpersonen ergeben sich hierbei u.a. aus den Folgen der Inhaftierung bzw. Unterbringung, dem stigmatisierenden Effekt des Kriminell-Seins, aus der deutlich höheren Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen und dem geringeren Ausbildungsgrad der Probanden (vgl. Kury & Beckers, 1983). Die Berücksichtigung psychometrischer Tests bei der Weiterentwicklung der forensischen Diagnostik ist deshalb notwendig. Problematisches Verhalten im Umgang mit anderen Menschen wird als wesentlicher Faktor bei der Entstehung und Aufrechterhaltung delinquenten Verhaltens angesehen (z.b. Segal & Marshall, 1985) und spielt eine wesentliche Rolle bei Persönlichkeitsstörungen (Fiedler, 1994; Sachse, 1997). Diese gelten wiederum als Indikator für eine schlechte Legalprognose (Boer, Hart, Kropp & Webster, 1997; Müller-Isberner, Jöckel & Gonzalez-Cabeza, 1997; Rode & Scheld, 1986). Die meisten Behandlungsprogramme für Straftäter zielen daher u.a. auf eine Verbesserung von Defiziten oder Problemen im Bereich interpersonellen Verhaltens (Marshall & Barbaree, 1990; Ross, Fabiano & Ewles, 1988). Zwei für die forensische Eingangs- und Verlaufsdiagnostik wichtige Verfahren, das Inventar zur Erfassung Interpersonaler Probleme IIP (Horowitz, Strauß & Kordy, 1994) und das Neo-Fünf-Faktoren-Inventar Neo-FFI (Borkenau & Ostendorf, 1993), sollen deshalb in der vorliegenden Arbeit an je einer Stichprobe aus dem Maßregelvollzug und dem Regelvollzug (sozialtherapeutische Anstalt) eingesetzt und auf Testgütekriterien geprüft werden. Im deutschen Sprachraum liegen für beide Verfahren bisher kaum Validitätsstudien für forensische Stichproben vor. DOI: //
2 IIP und NEO-FFI bei Straftätern 25 Das Inventar zur Erfassung Interpersonaler Probleme (IIP) erfasst ein breites Spektrum interpersonellen Verhaltens und bietet sich daher zum Einsatz für Eingangs- und Verlaufsdiagnostik bei Straftätern an (Henkel, Blocher & Rösler, 2001). Darüber hinaus gilt es als aussagekräftiges Meßinstrument zur Überprüfung von Therapieerfolgen (Grawe & Braun, 1994). Das Neo-Fünf-Faktoren-Inventar erfaßt mit den Big Five Persönlichkeitsdimensionen, die für verschiedene Delinquenzkonzepte von Bedeutung sind. Neurotizismus bzw. Erregbarkeit wurde in empirischen Studien als Indikator für spätere Rückfälligkeit gefunden (Warmuth, 1995), Extraversion bzw. Introversion oder Zurückgezogenheit spielt bei einer Untergruppe von Sexualstraftätern eine Rolle (Hoyer, Kunst & Schmidt, 2001) und wird in verschiedenen Therapieprogrammen zur Entwicklung der sozialen Fähigkeiten angesprochen (Marshall & Barbaree, 1990), Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit sind Eigenschaften, die in der Behandlung Dissozialer gefördert werden (Ross, Fabiano & Ewles, 1988). Der Neo-FFI deckt damit einige behandlungsrelevante Persönlichkeitsbereiche ab und wird darüber hinaus von Amelang und Zielinski (1997) als Verfahren bezeichnet, das... den aktuellen Stand der faktorenanalytischen Grundlagenforschung in der differentiellen Psychologie spiegelt (S. 275) und den Anforderungen der modernen Testdiagnostik genügt. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob sich die in den Manualen der beiden Tests referierten Testkennwerte (v.a. interne Konsistenz, Faktorenstruktur und Skaleninterkorrelationen sowie ausgewählte Kennwerte der Kriteriumsvalidität, siehe unten) in Straftäterpopulationen in einer Weise replizieren lassen, dass ihr Einsatz in dieser Population gerechtfertigt erscheint. Um der Heterogenität der Population der Straftäter Rechnung zu tragen, wurden Stichproben aus zwei unterschiedlichen geschlossenen Settings, dem Maßregelvollzug sowie der sozialtherapeutischen Anstalt im Regelvollzug, ausgewählt. Dabei soll auch geprüft werden, ob die unterschiedlichen Stichprobenzusammensetzungen einen Einfluss auf die Ergebnisse in den einzelnen Skalen ebenso wie auf die Testkennwerte haben. Methode Stichproben Behandlungssetting. Es wurden je eine Stichprobe im Maßregelvollzug (N = 102) und in einer Sozialtherapeutischen Anstalt (N = 91) untersucht. Der Maßregelvollzug (MRV) dient der Besserung und Sicherung psychisch kranker Rechtsbrecher, bei denen in der Regel zum Tatzeitpunkt eine Einschränkung oder Aufhebung der Einsichtsoder Steuerungsfähigkeit aufgrund einer psychischen Störung festgestellt wurde. Demgegenüber ist die Sozialtherapeutische Anstalt eine Einrichtung des Regelvollzugs (RV) und ist konzipiert für die Behandlung von Tätern, die nicht als psychisch krank beschrieben werden. Beschreibung der Stichproben. Ausschlusskriterien waren in beiden Stichproben hirnorganische Schädigungen, Schizophrenien und Minderbegabung. In beiden Stichproben lehnten ca. 10% der angesprochenen Pbn die (freiwillige) Teilnahme ab. Es wurden ausschließlich Männer untersucht. Das Alter betrug im MRV durchschnittlich 33.7 Jahre (SD = 8.67, Range: 19 bis 61), im RV 35.3 Jahre (SD = 8.55, Rg 20 61). Die Pbn im MRV waren durchschnittlich seit 54.4 Monaten untergebracht (SD = 43.84, Rg 1 180), im RV seit 47.0 Monaten (SD = 44.87, Rg 1 244). In der MRV-Stichprobe hatte ca. ein Drittel der Pbn keinen Hauptschulabschluss, in der RV-Stichprobe nur etwa ein Sechstel. In der MRV-Stichprobe stellten die Sexualstraftäter mit fast 70% den größten Anteil, gefolgt von Körperverletzungs- und Vermögensdelikten, während sich diese drei Deliktgruppen in der RV-Stichprobe etwa gleich verteilten, was den typischen Verhältnissen in einer sozialtherapeutischen Anstalt (anders als im Regelvollzug) entsprach. Die Pbn der RV-Stichprobe hatten durchschnittlich Vordelikte (SD = 23.15; Rg 0 174), in der MRV-Stichprobe wurde dieses Merkmal nicht erfasst. In der MRV-Stichprobe wurde für alle Probanden im Rahmen der psychiatrischen Begutachtung eine psychiatrische Diagnose vergeben. Am häufigsten wurden Persönlichkeitsstörungen (33.3%) und Paraphilien (29.4%) diagnostiziert, gefolgt von Substanzmissbrauch (6.9%) und Störungen der Impulskontrolle (2.9%), im RV blieb ein kleiner Anteil von 5.5% ohne psychiatrische Diagnose. Auch hier wurden hauptsächlich Persönlichkeitsstörungen (50.7%) diagnostiziert, gefolgt von Substanzmissbrauch (20.5%), Störungen der Impulskontrolle (11.0%) und Aufmerksamkeitsdefizitsstörungen (4.1%, Mehrfachnennungen möglich). Durchführung Die Untersuchungen wurden als Einzeluntersuchungen durchgeführt, bei der die Fragebögen Neo-FFI und IIP unter Einhaltung der in den Manualen vorgesehenen Instruktionen zusammen mit Fragebögen anderer Studien (Hoyer, Kunst, Borchard & Stangier, 1999; Hoyer, Kunst & Schanz, 2001) vorgegeben wurden. Den Pbn wurde Anonymität zugesichert. Statistische Analysemethoden und Anforderungen an die Messinstrumente Inventar zur Erfassung Interpersonaler Probleme Das Inventar zur Erfassung Interpersonaler Probleme (Horowitz, Strauß & Kordy, 1994) misst auf der Grundlage des Kreismodells interpersonellen Verhaltens (Leary, 1957) die acht Interaktionsstile autokratisch-dominant (Skala PA), streitsüchtig-konkurrierend (BC), abweisend-kalt (DE), introvertiert-sozial vermeidend (FG), selbstunsicher-unterwürfig (HI), ausnutzbar-nachgie-
3 26 Heike Kunst und Jürgen Hoyer big (JK), fürsorglich-freundlich (LM) und expressivaufdringlich (NO). Die Skalen enthalten je acht Items, für die fünf Antwortmöglichkeiten von 0 bis 4 zur Verfügung stehen. Wie im Manual des IIP vorgegeben, wird in dieser Studie mit ipsatierten Werten gerechnet, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten (kritisch hierzu z. B. Block, 1957). Normalverteilung. Wie in der Eichstichprobe (Horowitz et al., 1994) sollen sich die acht Skalenwerte des IIP auch in den forensischen Stichproben normalverteilen (p =.20). Interne Konsistenz. Im Manual des IIP (Horowitz et al., 1994) werden Konsistenzwerte zwischen.51 und.64 angegeben. Ausnahmen bilden die Skalen JK und LM, die nur.47 bzw..36 erreichen. Die Werte sollen in den forensischen Stichproben nicht unterschritten werden. Skaleninterkorrelationen. Die Zusammenhänge zwischen den Skalen sind ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung der Konstruktvalidität des IIP. Das Circumplexmodell verlangt, dass die höchsten positiven Korrelationen jeweils zwischen benachbarten Skalen gefunden werden und mäßig hoch sind, sowie, dass komplementäre Skalen deutlich höher negativ korrelieren. Faktorenstruktur. Weiterhin sollen bei einer Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation, in die die acht Skalen eingehen, zwei starke Faktoren resultieren, die die Dimensionen hassen-lieben und dominieren-unterwerfen abbilden. Die acht IIP-Skalen sollten in dem von den Faktoren aufgespannten Raum positioniert den Circumplex abbilden. Korrelation mit Alter und Unterbringungsdauer. In der Normstichprobe des IIP korrelieren die Skalen zwischen.12 und.10 mit dem Alter der Pb. Allerdings korrelieren Alter und Inhaftierungsdauer mit verschiedenen kriminogenen Faktoren, v.a. der dissozialen Entwicklung (Göppinger, 1984), so dass in den forensischen Stichproben bezüglich des Alters etwas höhere Korrelationen zu erwarten sind. Die Zusammenhänge mit der Unterbringungsdauer sollen möglichst niedrig ausfallen. Tabelle 1. Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD) und Cronbach s alpha (α) in der Maßregelvollzugsstichprobe (MRV), der sozialtherapeutischen Stichprobe (RV) und der Normierungsstichprobe des IIP Skala Stichprobe M SD α PA autokratisch/ MRV dominant RV Norm BC streitsüchtig/ MRV konkurrierend RV Norm DE abweisend/ MRV kalt RV Norm FG introvertiert/ MRV vermeidend RV Norm HI selbstunsicher/ MRV unterwürfig RV Norm JK ausnutzbar/ MRV nachgiebig RV Norm LM fürsorglich/ MRV freundlich RV Norm NO expressiv/ MRV aufdringlich RV Norm Anmerkungen: PA: IIP-Skala autokratisch-dominant, BC: streitsüchtig-konkurrierend, DE: abweisend-kalt, FG: introvertiert-sozial vermeidend, HI: selbstunsicher-unterwürfig, JK: ausnutzbar-nachgiebig, LM: fürsorglich-freundlich, NO: expressiv-aufdringlich.
4 IIP und NEO-FFI bei Straftätern 27 Kriteriumsvalidität. Aufschlüsse über die Kriteriumsvalidität liefern in dieser Studie Zusammenhänge zwischen den beiden verwendeten Verfahren und der Vergleich der Stichproben miteinander. Costa und McCrae (1985) sowie Wiggins und Broughton (1991) lokalisieren Extraversion im Circumplex in der Nähe der Skala expressiv (NO), Verträglichkeit zwischen den Skalen ausnutzbar (JK) und fürsorglich (LM). Dies soll repliziert werden. Die wesentlichen Unterschiede zwischen einer RVund MRV-Stichprobe bestehen in dem höheren Anteil Dissozialer in der ersteren und dem höheren Ausmaß psychischer Gestörtheit in der letzteren. Beides kann sich in verschiedenen Interaktionsstilen ausdrücken, so dass hierzu keine Hypothesen formuliert werden. Neo-Fünf-Faktoren-Inventar Das Neo-Fünf-Faktoren-Inventar (Borkenau & Ostendorf, 1993) ist ein Persönlichkeitsinventar, das die fünf übergeordneten Faktoren Neurotizismus (Skala N), Extraversion (E), Offenheit für Erfahrungen (O), Verträglichkeit (V) und Gewissenhaftigkeit (G) misst. Die Skalen enthalten je 12 Items mit den Antwortmöglichkeiten SA für starke Ablehnung, A für Ablehnung, N für Neutral, Z für Zustimmung und SZ für starke Zustimmung. Für die Mittelwertsvergleiche wurde die männliche Normstichprobe des Neo-FFI (N = 966) herangezogen. Normalverteilung. Die Skalenwerte sollen normalverteilt sein (p =.20). Interne Konsistenz. Cronbach s Alpha lag bei den Neo-FFI-Skalen in der männlichen Normstichprobe zwischen.72 und.85. Diese Werte sollen repliziert werden. Skaleninterkorrelationen. Die Neo-FFI-Skalen sind mit dem Ziel weitgehender Orthogonalität konstruiert. Die in der Normstichprobe gefundenen Korrelationen (.40 bis.17) sollen daher nicht überschritten werden. Tabelle 2. Skaleninterkorrelationen des IIP in der Maßregelvollzugsstichprobe (oben), der sozialtherapeutischen Stichprobe (mitte) und der Normierungsstichhprobe des IIP (unten) PA BC DE FG HI JK LM PA autokratisch/ dominant BC streitsüchtig/.08 konkurrierend DE abweisend/ kalt FG introvertiert/ vermeidend HI selbstunsicher/ unterwürfig JK ausnutzbar/ nachgiebig LM fürsorglich/ freundlich expressiv/ NO aufdringlich Anmerkungen: Schwach eingerahmte Werte: benachbarte Skalen, stark eingerahmte Werte: komplementäre Skalen. PA: IIP-Skala autokratisch-dominant, BC: streitsüchtig-konkurrierend, DE: abweisend-kalt, FG: introvertiert-sozial vermeidend, HI: selbstunsicher-unterwürfig, JK: ausnutzbar-nachgiebig, LM: fürsorglich-freundlich, NO: expressiv-aufdringlich.
5 28 Heike Kunst und Jürgen Hoyer Faktorenstruktur. Die Faktorenstruktur des Neo-FFI sollte replizierbar sein. Es sollten fünf varianzstarke Faktoren resultieren. Vom fünften zum sechsten Faktor sollte ein deutlicher Abfall in den Eigenwerten zu sehen sein. Die... einzelnen Items sollten ihre höchste Ladung auf dem Faktor aufweisen, dem sie gemäß Auswertungsschlüssel zugewiesen werden (Borkenau & Ostendorf, 1993, S. 16). Korrelation mit Alter und Unterbringungsdauer. In der Normstichprobe korrelierten die Skalen zwischen.25 und.32 mit dem Alter. Wie beim IIP dargelegt, sind in der forensischen Stichprobe auch etwas höhere Korrelationen denkbar. Die Zusammenhänge mit der Unterbringungsdauer sollen möglichst niedrig ausfallen. Kriteriumsvalidität. Die erwarteten Zusammenhänge zu den Skalen des IIP wurden bereits formuliert. Beim Neo- FFI sind zusätzlich Mittelwertsunterschiede zwischen den Stichproben zu erwarten. Aufgrund der stärkeren psychischen Gestörtheit der MRV-Stichprobe sollte diese höhere Neurotizismus-Werte aufweisen. Aufgrund des höheren Anteils Dissozialer in der RV-Stichprobe sollten hier niedrigere Werte in den Skalen Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit erzielt werden. Ergebnisse Inventar zur Erfassung Interpersonaler Probleme Mittelwerte, Standardabweichungen und Cronbach s Alpha der beiden Untersuchungsstichproben und der Normstichprobe des IIP (Psychotherapiepatienten) sind in Tabelle 1 dargestellt. In beiden Stichproben sind die Mittelwerte gegenüber der Eichstichprobe zum Pol streitsüchtig-konkurrierend hin verschoben. Normalverteilung. In keiner der beiden Stichproben zeigt sich auf einem Signifikanzniveau von p =.20 eine Abweichung von der Normalverteilung in einer der acht Skalen. Interne Konsistenz. Die Konsistenzen liegen fast durchgängig höher als in der Normstichprobe. Im Gegensatz zur Stichprobe von Horowitz et al. liegen alle Werte über.50. Skaleninterkorrelationen. Das Korrelationsmuster (s. Tabelle 2) entspricht weitgehend den Vorgaben des Circumplexmodells: Komplementäre Skalen interkorrelieren am höchsten negativ, benachbarte Skalen etwas niedriger positiv. Abweichungen von diesem Muster zeigen sich in der MRV-Stichprobe bei den Gegensatzpaaren DE/LM und PA/HI, die nicht, wie gefordert, am stärksten negativ korrelieren, in der RV-Stichprobe bei den Gegensatzpaaren DE/LM und BC/JK und sowie der Skala NO, die nicht mit den benachbarten Skalen am höchsten positiv korreliert. Die Abweichungen sind jedoch größtenteils geringfügig. Das Korrelationsmuster entspricht damit weitgehend den modelltheoretischen Erwartungen. Auf- fällig ist aber, dass anders als bei Horowitz et al. in einigen Fällen keine Interkorrelationen bestehen. Benachbarte Skalen korrelieren bei Horowitz et al. mit.21 bis.43, in der MRV-Stichprobe nur.07 bis.37 und in der RV-Stichprobe sogar nur.02 bis.52. Komplementäre Skalen korrelieren bei Horowitz et al. zu.46 bis.67, in der RV-Stichprobe zu.50 bis.66, in der MRV-Stichprobe zu.42 bis.54, wobei allerdings die Skalen DE/LM mit nur.26 einen Ausreißer darstellen. Faktorenstruktur. Der Eigenwerteverlauf in der Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation spricht in beiden Stichproben erwartungsgemäß für eine Zwei- Faktoren-Lösung (Eigenwerte RV: 3.59, 2.10, 0.64; Eigenwerte MRV: 2.47, 1.92, 0.98). Die beiden Faktoren erklärten in der MRV-Stichprobe 30.8% und 24.0% (zusammen 54.8%) der Varianz, in der RV-Stichprobe 38.3% und 32.8% (zusammen 71.1%) der Varianz. Bei Horowitz et al. (1994) lag die Varianzaufklärung bei 66.7%. Die Verteilung der Skalen im Faktorenraum ist in Abbildung 1 dargestellt. Der Circumplex ist in beiden Fällen gut zu erkennen. Die Skalen PA, DE, HI und LM sollten auf den jeweiligen Faktoren (hassen-lieben und dominieren-unterwerfen) liegen, hier ergeben sich kleine Abweichungen. Korrelation mit Alter und Unterbringungsdauer. In der MRV-Stichprobe korrelieren die Skalen wie erwartet etwas höher mit dem Alter als in der Normstichprobe (.22 bis.24). Die Zusammenhänge mit der Unterbringungsdauer liegen zwischen.11 und.17. In der RV-Stichprobe korrelieren die Skalen zu.08 bis.24 mit dem Alter und zu.28 bis.11 mit der Unterbringungsdauer. Abbildung 1. Rotierte Faktorenmatrizen der IIP-Skalen.
6 IIP und NEO-FFI bei Straftätern 29 Tabelle 3. Skaleninterkorrelationen von Neo-FFI und IIP in der Maßregelvollzugsstichprobe (oben) und der Regelvollzugsstichprobe (unten) PA BC DE FG HI JK LM NO N E O V G Anmerkungen: Signifikante Korrelationen (p <.05) sind fett gedruckt. PA: IIP-Skala autokratisch-dominant, BC: streitsüchtig-konkurrierend, DE: abweisend-kalt, FG: introvertiert-sozial vermeidend, HI: selbstunsicher-unterwürfig, JK: ausnutzbar-nachgiebig, LM: fürsorglich-freundlich, NO: expressiv-aufdringlich. N: Neo-FFI-Skala Neurotizismus, E: Extraversion, O: Offenheit für Erfahrungen, V: Verträglichkeit, G: Gewissenhaftigkeit. Tabelle 4. Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Cronbach s alpha (α) und Skaleninterkorrelationen in der Maßregelvollzugsstichprobe (MRV), der Regelvollzugsstichprobe (RV) und der männlichen Normstichprobe (Norm) des Neo-FFI M SD a E O V G Neurotizismus MRV (N) RV Norm Extraversion MRV (E) RV Norm Offenheit MRV (O) RV Norm Verträglichkeit MRV (V) RV Norm Gewissen- MRV haftigkeit RV (G) Norm Anmerkungen: N: Neo-FFI-Skala Neurotizismus, E: Extraversion, O: Offenheit für Erfahrungen, V: Verträglichkeit, G: Gewisenhaftigkeit. Kriteriumsvalidität. Zunächst zeigt die Inspektion der Korrelation jeweils einer Neo-FFI-Skala über alle IIP-Skalen hinweg, dass in allen Fällen die vom Circumplex-Modell geforderten Korrelationsverläufe weitgehend erkennbar sind (vgl. Tabelle 3). Es ergeben sich nur geringfügige Abweichungen. Inhaltlich korrelieren, wie erwartet, Extraversion (E) mit expressiv (NO) und Verträglichkeit (V) mit ausnutzbar (JK) und fürsorglich (LM) sowohl am stärksten positiv als auch statistisch signifikant. Darüber hinaus zeigen sich in beiden Stichproben signifikante Zusammenhänge zwischen Offenheit und den IIP-Skalen ausnutzbar (JK) und fürsorglich (LM).
7 30 Heike Kunst und Jürgen Hoyer Neo-Fünf-Faktoren-Inventar Mittelwerte, Standardabweichungen, Cronbach s Alpha und die Skaleninterkorrelationen der beiden Stichproben sowie der männlichen Normstichprobe des Neo-FFI sind in Tabelle 4 dargestellt. Normalverteilung. In der RV-Stichprobe zeigt keine der Skalen eine Abweichung von der Normalverteilung. In der MRV-Stichprobe weichen die Skalen Offenheit (p =.09) und Verträglichkeit (p =.11) signifikant von dieser Vorgabe ab. Interne Konsistenz. Während die internen Konsistenzen in der RV-Stichprobe nur wenig unter den im Manual angegebenen Werten liegen, zeigen sich in der MRV- Stichprobe teilweise deutlich zu niedrige Werte. Mit.37,.42 und.58 sind die Werte der Skalen Extraversion, Offenheit und Verträglichkeit inakzeptabel. Skaleninterkorrelationen. Die Skaleninterkorrelationen liegen zwischen.30 bis.26 (MRV) bzw..35 bis.43 (RV) im Vergleich zu.40 bis.17 in der Normstichprobe des Neo-FFI. Dies entspricht der Forderung nach weitgehender Unabhängigkeit der Faktoren (Borkenau & Ostendorf, 1993). Faktorenstruktur. Die Ergebnisse der Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation für beide Stichproben sind in den Tabellen 5 und 6 dargestellt. In der MRV- Stichprobe belaufen sich die Eigenwerte der ersten sieben Faktoren auf 6.62, 4.23, 3.33, 2.90, 2.60, 2.44 und 2.36, jeweils etwas geringer als in der Normierungsstichprobe. Zusammen klären die ersten fünf Faktoren 32.8% der Varianz auf. Der geforderte Sprung zwischen dem fünften und sechsten Eigenwert fehlt. Auch in der Normierungsstichprobe klärten die ersten fünf Faktoren zusammen nur 36.6% der Varianz auf, was die Autoren mit dem relativ hohen Abstraktheitsgrad der Konstrukte erklären. Die Tabelle 5. Faktorladungen der Items des Neo-FFI in der Maßregelvollzugsstichprobe Item I II III IV V Item I II III IV V N V E G O Anmerkungen. Die jeweils höchste Faktorladung jedes Items ist fettgedruckt. N: Neo-FFI Skala Neurotizismus, E: Extraversion, O: Offenheit für Erfahrungen, V: Verträglichkeit, G: Gewissenhaftigkeit.
8 IIP und NEO-FFI bei Straftätern 31 Tabelle 6. Faktorladungen der Items des Neo-FFI in der Regelvollzugsstichprobe Item I II III IV V Item I II III IV V N V E G O Anmerkungen: Die jeweils höchste Faktorladung jedes Items ist fettgedruckt. N: Neo-FFI Skala Neurotizismus, E: Extraversion, O: Offenheit für Erfahrungen, V: Verträglichkeit, G: Gewissenhaftigkeit. Itemladungen sind in Tabelle 5 dargestellt. Neurotizismus ist Faktor I zuzuordnen. Auf Faktor II laden sowohl Extraversions-Items als auch Items der Skala Gewissenhaftigkeit, so dass eine faktorielle Trennung der beiden Konstrukte in der MRV-Stichprobe nicht möglich ist. Die Faktoren III und IV können den Skalen Offenheit und Verträglichkeit zugeordnet werden, die Itemladungen fallen jedoch insgesamt eher unbefriedigend aus. In der RV-Stichprobe lagen die ersten sieben Eigenwerte bei 8.85, 4.79, 4.25, 3.05, 2.82, 2.65 und Es ist kein Eigenwertsprung zwischen dem fünften und sechsten Faktor zu erkennen. Die ersten fünf Faktoren klären zusammen 39.58% der Varianz auf. In der RV-Stichprobe gelingt eine recht eindeutige Zuordnung der Faktoren I (Extraversion), II (Neurotizismus), III (Offenheit) und IV (Gewissenhaftigkeit). Lediglich die Items der Skala Verträglichkeit laden auf verschiedenen Faktoren, v.a. auf Faktor III, der Offenheit repräsentiert (siehe Tabelle 6). Korrelation mit Alter und Unterbringungsdauer. Die Korrelationen mit dem Alter der Pbn entsprechen in beiden Stichproben etwa den im Manual gemachten Angaben (RV:.12 bis.25, MRV:.24 bis.37). Der Zusammenhang mit der Unterbringungsdauer liegt in der RV-Stichprobe bei.20 bis.12, in der MRV-Stichprobe bei.14 bis.16 und ist damit vernachlässigbar. Kriteriumsvalidität. Die weitgehend erwartungskonformen Interkorrelationen zwischen den Skalen des Neo- FFI und IIP wurden bereits berichtet. Weiterhin sollten sich aufgrund der Stichprobencharakteristika in den Skalen des Neo-FFI Unterschiede zwischen den beiden Stichproben zeigen. Wie erwartet zeigen sich in der MRV-Stichprobe signifikant höhere Werte in der Skala Neurotizismus (t df = 191 = 9.49, p <.01) jedoch niedrigere Werte in Verträglichkeit (t d f = 191 = 3.54, p <.01) und Gewissenhaftigkeit (t df = 191 = 4.81, p <.01). Außerdem unterscheiden sich die Stichproben signifikant in der Skala Extraversion zuguns-
9 32 Heike Kunst und Jürgen Hoyer ten der RV-Stichprobe (t df = 191 = 2.28, p <.05), während der Unterschied in der Skala Offenheit nicht statistisch bedeutsam ist (t df = 191 = 0.08, p >.05). Diskussion Die Ergebnisse zeigen, dass sich die an den Normstichproben gewonnen Testgütekriterien in den beiden Straftäterstichproben weitestgehend replizieren lassen. Deutlich besser als im Manual angegeben fallen die internen Konsistenzen der IIP-Skalen aus. Im Gegensatz zu den Originalwerten liegen in der vorliegenden Untersuchung alle Werte über.50. Damit werden die üblicherweise erwarteten Konsistenzwerte bei weitem nicht erreicht, dies stellt jedoch offenkundig kein Stichprobenspezifikum dar (vgl. Horowitz et al. 1994, S. 15). Die Modellstruktur des IIP ließ sich mit kleineren Abweichungen in beiden Stichproben replizieren. Eine wesentliche Einschränkung ergab sich bei den Skaleninterkorrelationen, da diese durchgängig niedriger ausfielen als in der Normierungsstichprobe. Die Verortung der Skalen im Circumplex entspricht mit kleinen Abweichungen ebenfalls den Vorgaben, so dass die Modellstruktur des IIP als genügend repliziert angesehen werden kann. Die für die Überprüfung der Kriteriumsvalidität herangezogenen Korrelationen zwischen IIP und Neo-FFI fielen ebenfalls erwartungsgemäß aus. Im Neo-FFI zeigen in der MRV-Stichprobe zwei Skalen keine ausreichende Normalverteilung. Während in der RV- Stichprobe die Testkennwerte des Neo-FFI weitgehend repliziert werden konnten, sind in der MRV-Stichprobe darüber hinaus auch die internen Konsistenzen dreier Skalen unbefriedigend. In beiden Stichproben fehlt in der Faktorenanalyse der von Borkenau und Ostendorf (1993) geforderte Eigenwertesprung zwischen dem fünften und sechsten Faktor. In der RV-Stichprobe ließ sich der Faktor Verträglichkeit nicht replizieren. Ein Vergleich der Standardabweichungen (Tabelle 4) lässt nicht vermuten, dass der Grund hierfür in einer zu geringen Streuung der V-Items in der RV-Stichprobe liegt. Auch korrelieren Offenheit und Verträglichkeit nur zu.24, so dass keine stichprobenspezifische Abhängigkeit der Konstrukte angenommen werden kann. Die Skala Verträglichkeit sollte daher beim Einsatz an forensischen Stichproben nur mit Vorsicht interpretiert werden. In der MRV-Stichprobe fallen die Ergebnisse der Faktorenanalyse zum Neo-FFI insgesamt recht unbefriedigend aus. Die Items der Skalen Extraversion und Gewissenhaftigkeit laden auf einem gemeinsamen Faktor, die übrigen Itemladungen fallen bis auf Faktor I (Neurotizismus) eher niedrig aus. Eine mögliche Erklärung liegt in der Skalierung des Neo-FFI, die gerade den Pbn im MRV besondere Probleme bereitete, wie die Exploration ergab (SA für starke Ablehnung, A für Ablehnung, N für Neutral, Z für Zustimmung und SZ für starke Zustimmung). Eine weitere mögliche Erklärung für die abweichenden Ladungsmuster in der MRV-Stichprobe könnte darin zu suchen sein, dass die bei diesen Pbn vorhandenen psychischen Störungen zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung und damit zu einem verzerrten Antwortmuster führen. Allerdings ließ sich die Faktorenstruktur des Neo-FFI auch in der RV-Stichprobe nicht völlig reproduzieren. Im Hinblick auf spätere Untersuchungen könnte hier z. B. die Frage aufgeworfen werden, ob z.b. die Konstrukte Offenheit für Erfahrungen und Verträglichkeit, die sich in der Faktorenanalyse der RV-Stichprobe nicht voneinander trennen ließen, unter den Bedingungen der im Vollzug vorherrschenden Subkultur eine grundsätzlich andere, möglicherweise gemeinsame Bedeutung erhalten. Allerdings zeigten sich auch in den Studien an Nicht-Straffälligen von Körner, Geyer und Brähler (2002) sowie Roth (2002) Probleme bei der Replikation der Faktorenstruktur des Neo-FFI. Von den postulierten Mittelwertunterschieden zwischen den Untersuchungsstichproben fielen zwei nicht erwartungskonform aus: Die RV-Stichprobe zeigte in den Skalen Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit erwartungswidrig höhere statt niedrigerer Werte. Möglicherweise sind die Pbn der weniger psychisch beeinträchtigten RV-Stichprobe in höherem Maße in der Lage oder motiviert, sich sozial erwünscht darzustellen. Dies verweist auf eine wesentlichen Begrenzung sowohl dieser Studie als auch des Einsatzes psychometrischer Verfahren an forensischen Stichproben allgemein. Psychometrische Verfahren sind verfälschbar, dies umso mehr, je erkennbarer für die Pbn die Intention der Fragen ist (Kury, 1983) und je größere Auswirkungen sie für sich selbst befürchten müssen (Spitznagel, 1982). Es ist daher nicht auszuschließen, dass die Pbn der vorliegenden Untersuchung stärker im Sinne der sozialen Erwünschtheit antworteten, als dies die Pbn der Normierungsstichproben taten. Allerdings wurde den Pbn der vorliegenden Studien Anonymität zugesichert, so dass die Verfälschungstendenzen unter realen Bedingungen sogar noch stärker ausgeprägt sein dürften (vgl. Deusinger, 1976). Dies sollte jedoch nicht zu dem Schluss veranlassen, psychometrische Verfahren seien in diesem Kontext nicht einsetzbar. Vielmehr liefern sie wichtige Erkenntnisse über die Selbstbeschreibung des Pbn, die das klinische Urteil des Diagnostikers zu den übrigen Daten in Beziehung setzen muss. Gerade mögliche Differenzen zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung können diagnostisch aufschlussreich sein (Hoyer et al. 2001). Ein Nachteil der vorliegenden Studie ist ferner darin zu sehen, dass die Vergleichsstichproben von Horowitz et al. (1994) und Borkenau und Ostendorf (1993) sich auch in anderen Parametern als der Straffälligkeit und Unterbringung, etwa im Alter und dem Ausmaß der psychischen Gestörtheit, von den Untersuchungsstichproben unterscheiden. Bei Horowitz et al. (1994) handelte es sich darüber hinaus um eine gemischt-geschlechtliche Stichprobe, was die Vergleichbarkeit weiter einschränkt. Dennoch weist die weitgehend gelungene Replikation der Faktorenstrukturen darauf hin, dass diese Störvariablen nicht entscheidend waren. Eine weitere Schwäche der vorliegenden Studie liegt sicher darin, dass es aus ökonomischen Gründen nicht möglich war, weitere Parameter zur Überprüfung der Kriteriumsvalidität zu erheben. Interessant wäre in diesem Kontext z. B. die Prädiktionskraft der untersuchten Konstrukte
10 IIP und NEO-FFI bei Straftätern 33 für die Legalprognose allgemein, ebenso wie für Straftäter mit unterschiedlichen Diagnosen und unterschiedlicher Delinquenzgenese. Dies würde allerdings einen erheblichen Forschungsaufwand implizieren. Grundsätzlich legen die gewonnenen Ergebnisse trotz verschiedener Limitierungen dieser Studie nahe, die untersuchten Verfahren auch im Kontext der Diagnostik bei untergebrachten Straftätern einzusetzen. Die untersuchten Kennwerte für Reliabilität und Validität blieben bei den untersuchten Stichproben mit Ausnahme der faktoriellen Replikation der Skala Verträglichkeit im Neo-FFI nicht hinter den Originalkennwerten zurück. Einschränkungen ergeben sich allerdings beim Einsatz des Neo-FFI an Pbn aus dem Maßregelvollzug. Hier könnten Veränderungen in der Skalierung Abhilfe schaffen. Weitere Studien zum Einsatz von Neo-FFI und IIP und anderer psychometrischer Verfahren bei Straftätern bleiben wünschenswert. Eine wesentliche Verbesserung der Einsetzbarkeit würde auch eine Normierung der verwendeten Verfahren für Straftäter erbringen, da bisher, wenn überhaupt, nur nicht-repräsentative Vergleichswerte vorliegen und der Diagnostiker auf die nur eingeschränkt verwendbaren Normen aus den Normierungsstichproben angewiesen ist. Literatur Amelang, M. & Zielinsky, W. (1997). Psychologische Diagnostik und Intervention. Berlin: Springer. Block, J. (1957). A comparison between ipsative and normative ratings of personality. Journal of Abnormal Psychology, 54, Boer, D. P., Hart, S. D., Kropp, P. R. & Webster, C. D. (1997). Manual for the Sexual Violence Risk-20. Vancouver: The British Columbia Institute Against Family Violence. Borkenau, P. & Ostendorf, F. (1993). Das NEO-Fünf-Faktoren- Inventar (Neo-FFI). Göttingen: Hogrefe. Costa, P. T. & McCrae, R. R. (1985). The NEO Personality Inventory manual. Odessa: Psychological assessment resources. Deusinger, I. M. (1976). 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