Abschlussbericht Auslandspraktikum Brescia

Transkript

1 Abschlussbericht Auslandspraktikum Brescia 1. Wie haben Sie Ihr Auslandspraktikum gefunden? Wer hat Ihnen dabei geholfen? Über eine Broschüre von Student und Arbeitsmarkt habe ich von der Kollaboration zwischen der LMU und der Università Cattolica in Brescia erfahren, die studentische Auslandspraktika in Brescia in verschiedenen Bereichen vermittelt, so zum Beispiel Kultur und Tourismus. Daraufhin habe ich mich bei Student und Arbeitsmarkt für die Vermittlung eines Praktikums angemeldet. Neben allgemeinen Informationen auf Deutsch waren für die Bewerbung auch ein italienischer Lebenslauf und ein Motivationsschreiben auf Italienisch verlangt. Dies war eine Herausforderung, da ich zu diesem Zeitpunkt gerade erst das Sprachniveau B1 erreicht hatte, was Voraussetzung für die Vermittlung eines Praktikums in Brescia ist. Dank kleinerer Korrekturen durch den Dozent meines Italienisch-Sprachkurses des LMU-Sprachenzentrums war das Verfassen des Lebenslaufs und des Motivationsschreibens letzten Endes aber kein Problem. Etwa einen Monat vor Beginn des Praktikums bekam ich von dem für Praktika Verantwortlichen der Università Cattolica in Brescia ein Angebot bei einer kleinen Firma, die Ausstellungen und Events zum Thema erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit organisiert. Er teilte mir außerdem grob meine Einsatzbereiche mit (vor allem Übersetzen und bei der Organisation der Ausstellungen assistieren) und bot mir Unterkunftsmöglichkeiten an. Da sich das Angebot sehr vielversprechend anhörte nahm ich es nach ein wenig Recherche sofort an. 2. Welche Erwartungen hatten Sie zu Beginn des Praktikums? Vor Beginn des Praktikums war ich vergleichsweise nervös, da ich keine konkreten Vorstellungen hatte von der Arbeitswelt, in die ich kommen würde. Das lag zum Teil auch daran, dass die Standardsprache im Büro italienisch war und ich mir vor Beginn des Praktikums nicht sicher war, ob ich es gut genug verstehen würde um dort arbeiten zu können. Die Arbeitswelt stellte ich mir etwas chaotischer vor als in Deutschland und ich erwartete andere Arbeitszeiten, da ich annahm, dass diese sich an kulturelle Gepflogenheiten wie wesentlich spätere Essenszeiten anpassten. Nachdem ich eine Beschreibung meiner Tätigkeiten erhalten hatte, war ich zudem gespannt, inwieweit ich fähig sein würde, Texte vom Italienischen ins Englische zu übersetzen. Zusätzlich auch noch Texte, die von Themen handelten, mit denen ich während des Studiums nicht in Berührung komme (erneuerbare Energien, Wasserressourcen etc.).

2 Erwartet habe ich mir vor allem eine Verbesserung meiner Italienischkenntnisse sowie Praxis im Übersetzen, einem Zweig, den ich interessant finde und der bisher in meinem Studium und auch in Praktika zu kurz kam. Außerdem habe ich erwartet, meine Kenntnisse im Bezug auf erneuerbare Energien sowie Nachhaltigkeit zu erweitern. 3. Welche wurden erfüllt und welche nicht und warum? Erfüllt wurden meine Erwartungen teilweise. Ich denke, ich habe mein Italienisch auf jeden Fall verbessert. Es fällt mir nun wesentlich leichter italienisch zu verstehen, besonders auch Alltagssprache, die man sonst in Sprachkursen nur selten lernt. Ebenso habe ich das Schreiben verbessert, was nun schneller und idiomatischer geht als zuvor. Auch Sprechen funktioniert nun flüssiger, trotzdem hatte ich mir besonders hier erhofft, noch größere Fortschritte zu machen. Dafür waren zwei Monate aber zu kurz. Beim Übersetzen habe ich sehr viel gelernt, hier wurden meine Erwartungen mehr als erfüllt. Ich war überrascht, wie gut ich auch kompliziertere Texte verstehen konnte. Schwierigkeiten hatte ich eher damit, exakte englische Entsprechungen für technische Begriffe zu finden, die mir teilweise nicht einmal auf Deutsch bekannt waren. Die Erwartung, dass die Arbeitswelt chaotischer sein würde und dass sich Arbeitszeiten unterscheiden würden wurde nicht erfüllt. Der Ablauf war sehr geregelt und die Arbeitszeiten täglich auf acht Stunden begrenzt, zusätzlich eine Stunde Mittagspause. 4. Wie haben Sie sich auf das Praktikum vorbereitet (Sprachkurse, interkulturelles Training, Einlesen in die Kultur des Gastlandes usw.)? Während des Semesters habe ich einen Sprachkurs des LMU- Sprachenzentrums absolviert. Da ich nicht das Gefühl hatte, dass ich dort ausreichend Praxis im Sprechen bekomme habe ich zusätzlich Sprachtandems gesucht, was eine sehr gute Möglichkeit ist um Sprechen zu üben und so eventuelle Hemmungen zu überwinden. Unter anderem kann man auf der Seite Tandempartner finden. Ein interkulturelles Training hatte ich bereits vor einem anderen Auslandspraktikum gemacht und deshalb kein zusätzliches speziell für Italien besucht. 5. Mit welchen Aufgaben wurden Sie im Praktikum betraut? Meine Hauptaufgabe war das Übersetzen der Texte, die die Ausstellungen der Firma begleiteten vom Italienischen ins Englische. Zusätzlich habe ich den englischen Inhalt der Website korrigiert bzw. ergänzt und englische

3 Präsentationen und Lebensläufe verbessert. Einen weiteren großen Teil meiner Aufgaben nahm das Recherchieren und Erstellen von Tabellen und Statistiken ein, wie zum Beispiel über die Bevölkerung der Provinz Brescia und die prozentualen Anteile der unterschiedlichen Altersgruppen um so die Führungen der Ausstellungen an die jeweilige Altersgruppe anzupassen. Außerdem habe ich Schullehrpläne durchgesehen und in Exceltabellen aufbereitet sowie Handbücher zu einzelnen Ausstellungen erstellt, die den Guides zukünftig assistieren sollen. Außerdem habe ich Schemata für Ausstellungen kreiert und bei der Organisation und Durchführung von Ausstellungen geholfen. 6. Konnten Sie dabei im Studium oder in bisherigen praktischen Erfahrungen Erlerntes umsetzen? Auch wenn ich während des Studiums nie vom Italienischen ins Englische übersetzt hatte, konnte ich im Studium Erlerntes anwenden. Hauptsächlich Übersetzungskurse, aber auch Grammatik- und Writing Skills -Kurse waren hierfür sehr hilfreich. Zusätzlich konnte ich praktische Erfahrungen, die ich in vorherigen Praktika gesammelt habe anwenden, so zum Beispiel das Erstellen und Auswerten von Statistiken und die Verwendung von Excel und PDF. 7. Waren Sie ausgelastet? Ich war die meiste Zeit über sehr gut ausgelastet. Zwar gab es Tage, an denen ich weniger zu tun hatte, trotzdem gab es immer eine Aufgabe an der ich weiterarbeiten konnte. Ich fühlte mich weder über- noch unterfordert und empfand die Arbeitsatmosphäre insgesamt als sehr angenehm. 8. Konnten Sie Kontakte zu anderen Einheimischen aufbauen und wie? Zu Beginn des Praktikums gestaltete sich der Kontaktaufbau zu anderen Einheimischen, insbesondere Studenten, schwierig, da ich nur wenige Kollegen hatte, von denen wiederum nur zwei in meinem Alter waren. Mit diesen habe ich mich aber auch außerhalb der Arbeit gut verstanden. Aufgrund der Semesterferien war nur wenig studentisches Leben in der Stadt und da ich zur Universität an sich keinen Kontakt hatte, war es schwierig andere Studenten kennenzulernen. Da ich bei einer sehr lebhaften Gastfamilie mit drei Söhnen wohnte, hatte ich das Glück trotzdem in die Kultur eintauchen zu können und Einheimische kennenzulernen. Zusätzlich habe ich auch über die Seite Einheimische kennengelernt, die mir die Stadt gezeigt haben. 9. Haben Sie Tipps für zukünftige Studenten an Ihrem Praktikumsort (z.b. Treffpunkte von Studenten oder studentische Vereine, Treffmöglichkeiten mit

4 anderen Praktikanten/Austauschstudierenden vor Ort, Ausgehtipps, Sportmöglichkeiten, Freizeitmöglichkeiten, kulturelle Tipps, SIM-Karten bestimmter Anbieter, usw.) Brescia liegt wunderschön gelegen in der Nähe des Gardasees, sowie den Städten Mailand, Verona und Venedig, welche allesamt leicht zu erreichen sind mit dem Zug. Da Zugfahren wesentlich günstiger ist als in Deutschland kann man auf diese Art viele schöne Tagesausflüge machen. Auch Brescia selbst ist sehr schön mit vielen Cafés und Restaurants für eine vergleichsweise kleine Stadt. Insbesondere am Wochenende kommt man zusammen um vor dem Mittag- bzw. Abendessen den sogenannten Aperitivo zu trinken. Ab und zu gibt es Veranstaltungen, die von der Universität oder der Erasmus- Gruppe in Brescia veranstaltet werden, was eine gute Gelegenheit bietet um andere Studenten kennenzulernen. Wie bereits erwähnt, kann man auch auf Einheimische finden, die einem die Gegend zeigen oder zu Events gehen, die von der Seite veranstaltet werden. Bei dieser Gelegenheit trifft man viele reiselustige und aufgeschlossene Menschen und lernt viel über die Kultur. Sportmöglichkeiten gibt es v.a. in Schwimmbädern und Fitnessstudios. Zwar gibt es Uni-Sport, jedoch ist dieser meist auf das gesamte Semester angelegt und so recht teuer wenn man nur für zwei Monate hier ist. In der gesamten Innenstadt gibt es BiciMia -Fahrräder, die man kostenlos bzw. gegen eine geringe Gebühr benutzen und an vielen Orten in der Stadt wieder abstellen kann, was sehr nützlich ist. Außerdem gibt es mehrere kleinere Parks, die zum Joggen einladen. 10. Wie haben Sie eine Unterkunft gefunden und wie bewerten sie? Die Unterkunft wurde mir zusammen mit dem Praktikumsplatz vermittelt, was jedoch eher zufällig geschah. Die Familie, der die Firma AmbienteParco gehört, nimmt regelmäßig Studenten in ihrem Haus auf um ihren Söhnen Gelegenheit zu geben englisch bzw. deutsch zu sprechen. So bekam ich die Möglichkeit gegen einige Stunden Englischunterricht kostenlos dort zu wohnen. Ansonsten hätte mir der für die Vermittlung verantwortliche Vertreter aus Italien auch ein Zimmer in einem Studentenwohnheim vermitteln können. Die Unterkunft war wirklich perfekt und natürlich sehr praktisch, weil ich so unter Einheimischen leben konnte und wenn ich Fragen hatte immer jemand da war um mir zu helfen. Das einzige Problem war, dass es so natürlich etwas schwerer war, Studenten kennenzulernen als es vielleicht in einem Studentenwohnheim gewesen wäre. 11. Haben Sie sich in der Sprache des Gastlandes verbessern können?

5 Ja, ich habe die Sprache definitiv verbessert. Schreiben und Verstehen fällt mir nun viel leichter. Auch den Wortschatz konnte ich erweitern. Sprechen ist noch immer schwierig, aber ich denke mit einem etwas längeren Aufenthalt hätte ich auch das stark verbessert. 12. Wie hat sich durch das Praktikum Ihre Studienmotivation, Ihr Studienverhalten und/oder Ihre Einstellung zum künftigen Beruf geändert? Das Praktikum hat mir gezeigt, dass es noch andere interessante Berufsfelder gibt, die für mich infrage kommen könnten. Den Bereich des Übersetzens bzw. Dolmetschens ziehe ich nun für einen Master-Studiengang in Betracht. 13. Wäre die Praktikumstelle bereit, auch zukünftig ausländische Praktikantinnen/Praktikanten aufzunehmen? Ja, die Praktikumsstelle ist auch in Zukunft bereit Praktikanten aus Deutschland aufzunehmen und ist derzeit auf der Suche nach Praktikanten. AmbienteParco nimmt regelmäßig Praktikanten auf. 14. Können Sie diese Stelle anderen Praktikantinnen/Praktikanten empfehlen? Bitte begründen Sie. Ich würde diese Stelle anderen Praktikanten auf jeden Fall empfehlen. Besonders für ingenieurswissenschaftliche bzw. naturwissenschaftliche Studiengänge, aber auch wie in meinem Fall um Übersetzungspraxis zu erlangen ist die Stelle sehr gut geeignet. Man hat definitiv die Möglichkeit viel zu lernen und in einem jungen, sich noch entwickelndem Unternehmen mitzuarbeiten. Die Hierarchien sind flach und das Arbeitsklima sehr angenehm, man hat auch als Praktikant das Gefühl als voller Mitarbeiter ernst genommen zu werden. 15. Haben Sie Verbesserungsvorschläge für die Organisation durch Student und Arbeitsmarkt? Die Organisation durch Student und Arbeitsmarkt war sehr gut, leicht nachvollziehbar und unkompliziert. Das einzige was verbessert werden könnte, ist eventuell eine Zwischenmeldung zum Stand der Dinge zu geben, da es zumindest in meinem Fall recht lange gedauert hat bis ich eine Antwort aus Italien hatte und deshalb recht spontan planen musste.