In welchen Bereichen Lernende partizipieren wollen und sollen und wovon der Wunsch nach Partizipation im ausserunterrichtlichen Bereich abhängt
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- Heinrich Morgenstern
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1 In welchen Bereichen Lernende partizipieren wollen und sollen und wovon der nach Partizipation im ausserunterrichtlichen Bereich abhängt Ergebnisse zum Partizipationswunsch aus dem Forschungsprojekt PasSe 28. November 2017 Daniela Müller-Kuhn Lagerstrasse Zürich
2 Fragestellungen In welchen Bereichen wollen Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen, dass die Schülerinnen und Schüler partizipieren? Wovon hängt der nach Partizipation von Schülerinnen und Schülern im ausserunterrichtlichen Bereich ab? 2
3 Inhalt 1. Projekt PasSe und Partizipation als Forschungsstil 2. Partizipation als Thema Wünsche von Lernenden und Lehrenden Zusammenhang zwischen Wünschen und aktueller Situation 3. Fazit 4. Diskussionsfragen 3
4 Projekt PasSe und Partizipation als Forschungsstil
5 Forschungsfragen Forschungsdesign Projekt PasSe (PasSe = Partizipation stärken Schule entwickeln) Datenerhebung 2016 Befragungsgruppen: Schülerinnen und Schüler Lehrpersonen Schulleitung weitere Mitarbeitende Datenerhebung 2017 Befragungsgruppen: Schülerinnen und Schüler Lehrpersonen Schulleitung weitere Mitarbeitende Datensorten: Fragebogen Einzelinterview Beobachtung Gruppendiskussion Dokumente Datenrückmeldung Datenrückmeldung Datensorten: Fragebogen Einzelinterview Beobachtung Gruppendiskussion Dokumente Verständnis von und Einstellungen gegenüber Partizipationsmöglichkeiten Schulspezifische Formen, Ausgestaltung von Partizipationsmöglichkeiten Schulentwicklungsvermögen und Arbeit an der Umsetzung 5
6 Theoretische Grundlage für Einbeziehung Datenbasierte Schulentwicklung (Poortman & Schildkamp, 2016, Schildkamp et al., 2015) 1. Problemdefinition 2. Hypothesenformulierung 3. Datenerhebung Projektteam PasSe 4. Datenqualitätskontrolle 5. Datenauswertung 6. Interpretation und Konklusion Projektteam PasSe & Schulen gemeinsam 7. Messinstrumente für Messung der Entwicklung einführen Nur Schulen 8. Evaluation Abhängig von Datenrückmeldeworkshop 6
7 Wie Lehrende und Lernende ins Forschungsprojekt einbezogen wurden Einbezugsmöglichkeiten: Zustimmung des ganzen Teams Möglichkeit für eigene Fragen im Fragebogen Datenrückmeldeveranstaltung für Lehrpersonen: Diskussion des Ergebnisberichts und Weiterarbeit am Thema Datenrückmeldeveranstaltung für Schülerinnen und Schüler Unsere Haltung: Punktueller Einbezug Personen in Schulen als Partner und nicht als beforschte Objekte gesehen Waren stets offen für Anregungen der Schulen 7
8 Partizipation als Thema von LP von SuS Wahrnehmung der aktuellen (P.-)Situation
9 Theoretischer Rahmen (1) von SuS von LP Wahrnehmung der aktuellen (P.-)Situation Ausgangslage: UN-Kinderrechtskonvention, Artikel 12(1): «Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äussern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen entsprechend seinem Alter und seiner Reife.» ( Umsetzung von Artikel 12(1) (Lundy, 2007): Space Voice Audience Influence 9
10 Theoretischer Rahmen (2) von SuS von LP Wahrnehmung der aktuellen (P.-)Situation Dimensionen offenen Unterrichts nach Peschel: Leitende Aussage: What teachers think, know and feel about student participation influences their behavior (Priestley, Biesta, & Robinson, 2015) Peschel in Bohl+Kucharz, 2010, S
11 Datengrundlage und Methoden Fragebogendaten T Schulen Lehrpersonen Lernende von der 4. bis 9. Klasse N SuS = 762 N LP = 150 Methoden Mittelwerte T-Tests Stufenweise lineare Regressionen 11
12 Stichprobe (1) von SuS von LP Wahrnehmung der aktuellen (P.-)Situation 12
13 Anzahl SuS Anzahl LP Anzahl LP Stichprobe (2) von SuS von LP Wahrnehmung der aktuellen (P.-)Situation Altersverteilung der Schülerinnen und Schüler Alter in Jahren Dienstalter der Lehrpersonen; Verteilung 2 Jahre 3-5 Jahre 6-10 Jahre Dienstalter Jahre 21 Jahre Beschäftigungsgrad der Lehrpersonen; Verteilung 30% 31-50% 51-80% % Beschäftigungsgrad 13
14 Aktuelle Partizipations-Situation (1) von SuS von LP Wahrnehmung der aktuellen (P.-)Situation Ermutigung Mitsprache Mitsprache und Ermutigung Mittelwertsunterschiede zwischen LP und SuS Skala: 1 trifft nicht zu bis 4 trifft zu SuS LP n.s. *** Beispielitems Mitsprache: SuS: Wir werden oft gefragt, was wir über dies oder jenes denken. LP: Die Schüler/-innen werden oft gefragt, was sie über dies oder jenes denken. Ermutigung: SuS: Die Erwachsenen unserer Schule unterstützen uns, damit wir in unserer Schule mitentscheiden und mitwirken können. LP: Ich unterstütze die Schüler/-innen, damit sie in unserer Schule mitentscheiden und mitwirken können. Faktoren- und Reliabilitätsanalysen durchgeführt Mitsprache: Cronbachs Alpha =.70 Ermutigung: Cronbachs Alpha =.86 14
15 Aktuelle Partizipations-Situation (2) von SuS von LP Wahrnehmung der aktuellen (P.-)Situation Etwas verändern Partizipationsgründe Mittelwertsunterschiede zwischen LP und SuS Interesse Peers Spass Pflicht Skala: 1 trifft nicht zu bis 4 trifft zu SuS LP n.s. n.s. *** *** *** Einzelitems: SuS: Ich habe schon mal bei Schul- oder Klassenprojekten mitgeredet, mitentschieden oder mitgewirkt, weil mich das Thema interessiert hat. meine Freund/innen und Kolleg/innen auch mitgemacht haben. es Spass macht, in der Gruppe mitzumachen. ich etwas verändern will. meine Lehrperson gesagt hat, ich muss mitmachen. LP: Die Schüler/-innen reden, entscheiden oder wirken bei Schul- oder Klassenprojekten mit, weil sie das Thema interessiert. ihre Freund/innen und Kolleg/innen auch mitmachen. es ihnen Spass macht, in der Gruppe mitzumachen. sie etwas verändern wollen. sie müssen. 15
16 nach SuS-Partizipation von SuS von LP Wahrnehmung der aktuellen (P.-)Situation Partizipationswünsche Mittelwertsunterschiede zwischen LP und SuS Ausserunterrichtliche P. P. im Unterricht P. bei Regeln Skala: 1 sehr selten bis 4 sehr oft SuS LP ** *** *** Beispielitems Wie häufig möchtest du bei den folgenden Themen mitbestimmen? Resp.: Wie häufig sollen die Schüler_innen in den nachfolgenden Bereichen mitbestimmen? nach Partizipation bei Regeln: SuS und LP: Welche Regeln im Unterricht gelten nach Partizipation im Unterricht: SuS: Mit wem wir arbeiten LP: Mit wem sie arbeiten nach ausserunterrichtlicher Partizipation: SuS und LP: Schulanlässe (z.b. Schulsilvester, Schulball, Sommerfest) Faktoren- und Reliabilitätsanalysen durchgeführt Ausserunterrichtliche P.: Cronbachs Alpha =.72 P. im Unterricht: Cronbachs Alpha =.73 P. bei Regeln: Cronbachs Alpha =.82 16
17 Wovon der nach ausserunterrichtlicher Partizipation abhängig ist von SuS von LP Wahrnehmung der aktuellen (P.-)Situation Stufenweise lineare Regression: SuS (n=703) von SuS nach ausserunterrichtlicher Partizipation Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 β β β Soziodemographische Merkmale Geschlecht Stufe.12**.12**.08* Leistung.09** Gerne in die Schule gehen Aktuelle Partizipationssituation Mitsprache Ermutigung Grund: Interesse.12**.07* Grund: Peers -.10* -.13*** Grund: Spass Grund: Etwas verändern.24***.15*** Grund: Pflicht Partizipationswünsche im Unterricht.29*** bei Regeln.25*** Δ R 2 9.1% 17.6% R 2 1.5% 10.6% 28.2% Stufenweise lineare Regression: LP (n=134) von LP nach ausserunterrichtlicher Partizipation von SuS Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 β β β Soziodemographische Merkmale Geschlecht Stufe Beschäftigungsgrad Dienstalter Beteiligt am Thema P..30*** Aktuelle Partizipationssituation Mitsprache Ermutigung.32**.22* Grund: Interesse Grund: Peers -.19* -.14 Grund: Spass Grund: Etwas verändern Grund: Pflicht.20*.17* Partizipationswünsche im Unterricht.22* bei Regeln.31*** Δ R 2 9.8% 13.6% R 2 9.2% 19.0% 32.6% 17
18 Fazit
19 Fazit (1) In welchen Bereichen wollen Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen, dass die Schülerinnen und Schüler partizipieren? Die Schülerinnen und Schüler wünschen sich v.a. Partizipation im Unterricht. Die Lehrpersonen wünschen sich v.a. Partizipation von Schülerinnen und Schülern im ausserunterrichtlichen Bereich. Die Partizipationswünsche von Lernenden und Lehrenden unterscheiden sich signifikant: Die Lehrpersonen haben einen höheren Partizipationswunsch als die SuS im ausserunterrichtlichen Bereich. Die Schülerinnen und Schüler wünschen sich mehr Partizipation als die Lehrpersonen wenn es um Partizipation im Unterricht und bei Regeln geht. 19
20 Fazit (2) Wovon hängt der nach Partizipation von Schülerinnen und Schülern im ausserunterrichtlichen Bereich ab? Das Geschlecht der Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen hat keinen Einfluss auf den Partizipationswunsch. Schülerinnen und Schüler der Oberstufe äussern einen stärkeren Partizipationswunsch als Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe. Ob die Schülerinnen und Schüler ermutigt werden, zu partizipieren, und aktuell mitreden können, hat keinen Einfluss auf ihren Partizipationswunsch. Die bisherigen Partizipationserfahrungen der Schülerinnen und Schüler haben einen Einfluss auf ihren Partizipationswunsch. Lehrpersonen, die glauben, dass die Schülerinnen und Schüler partizipieren, weil sie müssen, haben einen stärkeren Partizipationswunsch. Die Wünsche nach Partizipation im Unterricht sowie bei Regeln haben einen positiven Einfluss auf den nach ausserunterrichtlicher Partizipation. 20
21 Danke & Diskussionsfragen
22 Diskussionsfragen Wie können qualitative und quantitative Daten sinnvoll gemeinsam verwendet werden, um die Frage nach den gewünschten Partizipationsbereichen zu beantworten? Welchen Einfluss hat die Datenrückmeldung an die Lehrpersonen (eine Art Intervention vor dem zweiten Messzeitpunkt) auf den Partizipationswunsch zum zweiten Messzeitpunkt? Was könnten Gründe dafür sein, dass sich die Partizipationswünsche von Lernenden und Lehrenden unterscheiden? Warum haben Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe einen weniger starken Partizipationswunsch als Schülerinnern und Schüler der Oberstufe? Warum hat die Meinung der Lehrperson, dass Schülerinnen und Schüler aus Pflicht partizipieren, einen positiven Einfluss auf ihren Partizipationswunsch, nicht aber die Meinung, dass Schülerinnen und Schüler aus Interesse partizipieren oder weil sie etwas verändern möchten? 22
23 Literatur Bohl, T., & Kucharz, D. (2010). Offener Unterricht heute. Konzeptionelle und didaktische Weiterentwicklung. 1. Aufl. Weinheim: Beltz. Lundy, L. (2007). Voice is not enough: conceptualising Article 12 of the United Nations Convention on the Rights of the Child. British Educational Research Journal, 33, Peschel, F. (2012). Offener Unterricht: Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept in der Evaluation. Teil 1. 4., Unveränderte Aufl. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH. Poortman, C. L., & Schildkamp, K. (2016). Solving student achievement problems with a data use intervention for teachers. Teaching and Teacher Education, 60, Priestley, M., Biesta, G., & Robinson, S. (2015). Teacher Agency: An Ecological Approach. Bloomsbury Publishing. Schildkamp, K., Poortman, C. L., & Handelzalts, A. (2015). Data teams for school improvement. School Effectiveness and School Improvement, 27(2),
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